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Kirche für alle
Kommen Ihre Gläubigen damit ebenso entspannt klar? Ja. Meine Frau kommt meist mit in den Gottesdienst. Tut sie es einmal nicht, wird erstaunt nachgefragt. (lacht) Aber das Publikum hat sich auch gewandelt, ist jünger und queerer geworden. Was sicher auch mit meiner Medienpräsenz in letzter Zeit zu tun hat.
Priscilla Schwendimann wurde schon angedroht, dass sie in die Hölle komme. «Aber das stört mich weniger als Leute, die sich damit schwertun, dass ich jung und eine Frau bin.»
Es gibt keine negativen Reaktionen? Ein paar böse Briefe und Mails habe ich schon auch bekommen. Aber nicht viele.
Was steht dort denn so? Das ist sehr unterschiedlich. Manche haben auch einfach nur Fragen. Andere zitieren die Bibel und schreiben, dass ich in die Hölle komme. Aber ehrlich gesagt stören mich diese Leute weniger als diejenigen, die sich damit schwertun, dass ich jung und eine Frau bin. Und das kommt viel häufiger vor. Warum haben fast alle Religionsgemeinschaften so viel Mühe mit Lesben und Schwulen? Religionen sind stark geprägt von der Gesellschaft und der Kultur ihrer Entstehungszeit. Die Frage ist: Was machen wir heute damit? Nehmen wir die Texte von damals wortwörtlich ernst, oder adaptieren wir sie? Dass weite Teile der reformierten Kirche der Homosexualität offener gegenüberstehen als andere, hängt damit zusammen, dass sie davon überzeugt sind, dass Gott sich auch in der aktuellen Kultur offenbart. Die gesellschaftliche Aufklärung, die diese Haltung ermöglicht, hat in anderen religiösen Gemeinschaften nicht stattgefunden. Die christlichen Gegner der Homosexualität berufen sich immer auf zwei, drei Bibelstellen – die sollte man also anders interpretieren? Ja. Die Personen, die das damals schrieben, hatten keine Vorstellung von gleichgeschlechtlicher Liebe und Partnerschaft. Es geht zwar um einen sexuellen Akt zwischen zwei Männern, aber primär im Zusammenhang mit Macht und Unterwerfung. Der Penetrierte ist der Unterwürfige, der Schwache – das ist das eigentliche Thema. Zudem gibt es Bibelstellen, wo die Liebe zwischen zwei Männern positiv beschrieben wird. An einer Stelle sagt David zu Jonathan sogar: «Ich habe dich mehr geliebt, als ich je eine Frau geliebt habe.»
Sie sind in einer Freikirche gross geworden. Wie schwierig war es, sich aus dieser Welt zu lösen? Ich bin im Ausland in einer Freikirche aufgewachsen und kam erst mit 18 Jahren in die Schweiz. Und ich muss gestehen, dass ich diese Gemeinschaft noch immer vermisse, sie war mein Zuhause. Ein solches Gefühl von Zugehörigkeit und Familie hatte ich seit meinem Austritt nie wieder. Es herrscht dort eine enorme Hingabe und Einsatzbereitschaft – wir haben unser letztes Hemd gegeben, um Leuten zu helfen. Bei uns haben auch die seltsamen, ungewöhnlichen Menschen selbstverständlich LGBT+ Helpline
Das Migros-Kulturprozent unterstützt die Weiterentwicklung der LGBT+ Helpline von Pink Cross, der Dachorganisation der schwulen und bisexuellen Männer der Schweiz.
Die Helpline existiert seit 2016. Sie ist einerseits eine Beratungsstelle für queere Menschen, andererseits können dort auch Vorfälle von Diskriminierung und Gewalt gemeldet werden.
Homo- und transphobe Gewalt wird in der Schweiz nicht systematisch erfasst. Die Meldungen bei der Helpline sollen beitragen, Diskriminierung und Gewalt gezielter zu bekämpfen.
Die Helpline kann online oder telefonisch erreicht werden und richtet sich an alle LGBTQMenschen, die Unterstützung suchen.
Weitere Infos: lgbt-helpline.ch, Tel. 0800 133 133 (Mo–Do, 19–21 Uhr)
dazugehört. Unter dem Motto: Egal, wie du bist, Gott liebt dich trotzdem. Ausser, du bist queer. Stimmt, das musste ich dann später feststellen. Aber auch wenn ich die Theologie der Freikirchen heute für schwierig und eng halte, vermisse ich dennoch die lockere, intensive Art der Gottesdienste. Im Grunde ist das bis heute meine Art, wie ich mich mit Gott verbinde. Sehr direkt und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen.
Es fiel Ihnen schwer, sich zu lösen. Man kann sich von freikirchlichen Gemeinschaften sehr getragen fühlen. Aber wenn sie mit einem Thema konfrontiert werden, das sie überfordert, läuft man Gefahr, sehr tief zu fallen. Ich bekam nach meinem Comingout zwar auch positive Reaktionen – die meisten waren jedoch völlig überfordert. Es war also ein harter Bruch. Ich bin heute dennoch froh, mich gelöst zu haben. Aber wären mir nicht meine Gefühle für eine Frau in die Quere gekommen, wäre ich wohl noch immer dort.
Gab es eine Phase, in der Ihre eigene Religiosität auf der Kippe stand? Zweifel gab und gibt es. Aber nicht daran, dass Gott existiert – höchstens, ob ich mit ihm Kontakt haben will. Ich glaube, seit ich denken kann. Erklären kann ich das nicht, aber ich empfinde es als Geschenk. Mein atheistischer Onkel sagte mir mal: «Ich glaube nicht an Gott, aber ich glaube, du brauchst das.» (lacht) Auf jeden Fall macht es mich zu einem besseren Menschen. Es hilft mir, mich selbst nicht immer so ernst zu nehmen.
Im August übernehmen Sie ein neues Pfarramt, das auf die LGBTQ-Gemeinschaft fokussiert. Was genau machen Sie da? Im ersten halben Jahr geht es um Konzeptionsarbeit. Es ist ja eine sehr vielfältige Gemeinschaft mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen. Was sie mutmasslich eint: Sie wollen sich willkommen fühlen und einfach Teil der Gemeinschaft sein.
Haben sich auch schon LGBTQGläubige bei Ihnen gemeldet? Ja. Ich wurde zum Beispiel gefragt, ob man die Bibel auch queer lesen kann. Sehr spannend! Vor allem aber kommen seelsorgerische Anfragen von Menschen, die jemanden zum Reden brauchen, der ihre Anliegen
Die RegenbogenPfarrerin
Priscilla Schwendimann (28) ist Theologin, stellvertretende Pfarrerin in der reformierten Kirche St. Peter in Zürich und übernimmt ab August eine Pfarrstelle, die auf die Bedürfnisse von LGBTQMenschen fokussiert. Ausserdem betreibt sie den YoutubeKanal «Holy Shit». Schwendimann lebt in eingetragener Partnerschaft mit einer Juristin in Zürich. theologisch fundiert beantworten kann. Ich denke, das wird eine zentrale Aufgabe der neuen Stelle sein. Wie haben Sie die Kirchenleitung überzeugt? Wir haben klargemacht, dass die Kirche in dem Bereich bisher ziemlich versagt hat. 1800 Jahre lang haben wir zugeschaut, wie diese Menschen umgebracht wurden. Seit 200 Jahren ist es uns bewusst, seit 30 Jahren segnen wir sie ab und zu ein bisschen. Und jetzt sind wir neu noch für die «Ehe für alle» und deswegen ganz stolz auf uns – obwohl das heute echt nicht mehr sonderlich mutig ist. Ich finde tatsächlich, die Kirche muss Schuld bekennen – sie ist mitverantwortlich für das Leid, das viele LGBTQMenschen über sehr lange Zeit erfahren haben. Es braucht eine Bitte um Vergebung. Die Finanzierung der Stelle läuft bis 2024. Nach welchen Kriterien entscheidet sich, ob das Amt bleibt? Das ist noch offen. Aber mir ist wichtig, dass wir 2023 offen und ehrlich beurteilen, ob es das wirklich braucht oder nicht. Ich möchte auf keinen Fall eine separate queere Kirche. Sondern, dass die existierende Kirche so offen ist, dass sich dort alle Menschen zu Hause fühlen. Längerfristig sollte das Amt also wieder verschwinden.
Im September stimmen wir über die «Ehe für alle» ab. Erste Umfragen zeigen eine hohe Zustimmung. Ein sicherer Sieg also? Nein! Es ist immer gefährlich, wenn man zu siegesgewiss ist. Wir müssen mit der Erwartung in den Abstimmungskampf gehen, dass wir verlieren. Ich denke schon auch, dass das Gesetz am Ende durchkommt. Aber wir werden dafür kämpfen müssen. Und auch Gott ist mit der LGBTQGemeinschaft? Davon bin ich überzeugt! Gott liebt alle – auch die queeren Menschen. War Pfarrerin Ihr Traumjob? Und machen Sie das jetzt für immer? Als Kind wollte ich alles mögliche werden: Bäuerin, Metzgerin, Pilotin, Schauspielerin. Pfarrerin ist weniger ein Traumjob als eine Berufung, die ich aber regelmässig infrage stelle. Den Rest meines Lebens werde ich das kaum machen, dafür habe ich zu viele Ideen. Was danach kommt? Keine Ahnung, mal sehen. MM
EIN WIRKSTOFF GEGEN FALTEN
Retinol gilt unter den Anti-Aging-Mitteln als Star. Der Wirkstoff versorgt die Haut mit Feuchtigkeit, macht sie geschmeidig und lässt sie glatter aussehen.

Was ist Retinol?
Retinol, auch bekannt als Vitamin A, spielt eine wichtige Rolle beim Aufbau der Hautstruktur. Die oberste Schicht der Haut wird von Hornzellen gebildet. Vitamin A fördert die Bildung dieser Zellen und unterstützt den Regenerationsprozess der Haut, indem Retinol die Produktion von gesunden Hautzellen anregt.
Was bewirkt Retinol?
Es verdichtet die Epidermis und hilft, die hornbildenden Zellen zu vermehren. Es beugt dem Abbau von Kollagen und Elastin vor. Zudem sorgt Retinol dafür, dass die Haut geschmeidiger, weicher und strahlender aussieht, und fördert einen ebenmässig wirkenden Teint. Dadurch werden tiefe Falten und Pigmentflecken gemildert.
Kann Retinol bei empfindlicher Haut angewendet werden?
Die neuen Cremes auf RetinolBasis sind für alle Hauttypen geeignet. Dank der neuen Formulierungen gibt es heute retinolhaltige Pflegeprodukte, die auch für empfindliche Haut geeignet sind.
L’Oréal Paris Revitalift Laser, Pures Retinol Nachtserum, 30ml Fr.24.95
L’Oréal Paris Revitalift Laser X3, Tagespflege LSF 20, 50ml Fr. 23.80
Wie oft sollte man es anwenden?
Am besten beginnt man mit zwei Anwendungen in der Woche. Wenn sich die Haut rötet, ist es ratsam, den Zeitraum zwischen den Anwendungen zu verlängern. Wenn alles gut läuft, ist eine Steigerung auf drei Mal pro Woche möglich – am besten abends.
Was gilt es bei der Anwendung sonst noch zu beachten?
Durch den dezenten PeelingEffekt wird die Haut lichtempfindlicher. Deshalb gilt es, die Haut tagsüber mit einer Tagespflege mit Lichtschutzfaktor oder mit einer Sonnencreme vor der Sonne zu schützen.