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Garten: Saatgut tauschen

Damit die Saat aufgeht

In der Schweiz gibt es vielerorts lokale Tauschbörsen für Saatgut. Wieso das für die Artenvielfalt wichtig ist, wer den Weltmarkt beherrscht und wie das Gewinnen von eigenen Samen gelingt.

Text: Christine Zwygart

Grosse kontrollieren den Weltmarkt

Drei Konzerne beherrschen heute über 60 Prozent des weltweiten Marktes für kommerzielles Saatgut und Agrarchemikalien: Bayer, Syngenta und Corteva. Diese Konzentration beeinflusst den Preis und das Angebot. Der gesamte Markt für Saatgutprodukte hat laut Syngenta zurzeit ein Volumen von rund 45 Milliarden Dollar.

Tauschen unter Privatpersonen erlaubt

Die Saatgutverkehrsregelung der EU schreibt vor, welche Sorten gehandelt werden dürfen. Der Grundgedanke dabei ist, dass die Landwirtschaft ihre Produktivität dank qualitativ einwandfreiem Saatgut steigern kann. Würde diese Regelung jedoch überall umgesetzt, wären alte und regionale Sorten längst verschwunden. In der Schweiz gilt seit Juli 2010 die revidierte Saat und PflanzgutVerordnung, die auch «Nischensorten» zulässt. Das Handeln, Tauschen und Verschenken im Amateurbereich wurde von der Registrierungspflicht befreit.

Bild: Olivia Pulver

Saatgut für den Eigenbedarf kann man auch selbst gewinnen.

Selbst Samen gewinnen

Wer selbst Saatgut gewinnen möchte, muss seine Pflanzen so lange stehen lassen, dass Früchte oder Samenstände ausreifen können. Besonders gut eignen sich Tomaten, Busch und Stangenbohnen. Früchte oder Samenstände von den gesunden und kräftigsten Exemplaren einsammeln, vom Fruchtfleisch und von Verunreinigungen trennen, trocknen und dann dunkel, kühl (bis höchstens 15 Grad) und trocken lagern.

Regionale Tauschbörsen

Wird Saatgut von Blumen, Gemüsen und Kräutern regional unter Hobbygärtnerinnen und Pflanzenfreunden getauscht, sind die Pflanzen den lokalen Besonderheiten bereits angepasst und somit widerstandsfähiger. In der Schweiz gibt es viele solcher Tauschbörsen (Chur, Basel, Biel, St.Gallen etc.): Dort kann man eigene Samen hinbringen, sie verschenken oder gegen andere Sorten eintauschen. Die Börsen dienen vielerorts auch als Plattform für den Austausch von Fachwissen.

Haltbarkeit

Die Lebensdauer von Saatgut ist sehr unterschiedlich. Gurken, Zucchini, Tomaten und Kürbis sind gut sechs Jahre haltbar, sofern sie an einem kühlen, trockenen und dunklen Ort gelagert werden. Samen von Kohl, Paprika und Sellerie sollten nach spätestens drei Jahren in den Boden; Karotten, Lauch und Fenchelsamen sogar schon nach zwei. Im Zweifelsfall am besten eine Keimprobe machen.

Vom Aussterben bedroht

Pflanzenforscher gehen davon aus, dass es auf der Welt eine halbe Millionen Pflanzenarten gibt; viele von ihnen dürften bis heute unentdeckt sein. Laut dem Bundesamt für Umwelt sind ein Drittel der rund 3000 Schweizer Pflanzen und Pilzarten gefährdet – dazu gehören unter anderem Blütenpflanzen wie das Grosse Windröschen und Echtes Löffelkraut und verschiedenste Moose und Flechten. 105 Pflanzenarten sind hierzulande in den vergangenen 150 Jahren komplett verschwunden.

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