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38 | 3.1.2022 | GESUNDHEIT

Die Macht der Gewohnheit Mehr Sport treiben, abnehmen, gesund leben – das sind klassische Vorsätze zum Jahresanfang. Jeder Zweite scheitert nach wenigen Wochen. Coach Lukas Zahner gibt Gegensteuer. Text: Silvia Schütz

Nach der Arbeit lümmelt René erst mal auf dem Sofa – zum Entspannen und Zappen im TV. Dazu ­gehören auch ein Sack Chips und ein, zwei Bier­ chen oder eine Bloody Mary. Er weiss, dass dies seine Gesundheit nicht ­gerade fördert. Aber die innere Stimme flüstert: «Ich fange morgen mit dem gesunden Leben an.» Herr Zahner, was lässt hof­ fen, dass René die schlechten Gewohnheiten ablegt, was spricht dagegen?

René hat viele Ausreden, um sich vor «Niederlagen» zu schützen. Zudem hat er kein klares persönliches Ziel. Er fokussiert auf das Problem, nicht die Lösung. Schwierig wird es, wenn er in seiner ­Perspektive und seiner ­Ansicht zu sich und der Situa­tion stecken bleibt. Wie kann er seine Perspek­ tive ändern?

Lukas Zahner ist CEO der Saluta Coach AG und Entwickler des ­Per­sonal Health ­Coachings in der Schweiz.

Um einen Blick auf sich selber zu werfen, schlage ich ihm vor: «Stell dir vor, dein Leben ist ein Museum und jeder Tag besteht aus einem Zimmer. Wie würde dir das Museum gefallen, wenn du dich in fast jedem Zimmer mit einem Bier in der Hand auf der Coach sitzen siehst?» Der Leidensdruck aufgrund des Ist-Zustandes muss so gross werden, dass der Wille stark genug wird, etwas zu ändern.

Bei René erhöht seine Freundin den Leidens­ druck: Sie beklagt sich über seinen Lebensstil und möchte, dass er seine Gewohnheiten ­ändert. Er nimmt sich vor, abends Blévita statt Chips zu knabbern, und stellt sich zudem vor, ein Bier zu trinken. Tatsächlich be­ findet sich nur Wasser im Bierglas. Nach zwei ­Tagen stehen aber wieder Bier und Chips auf dem Tisch, alles bleibt beim Alten. Was könnte René besser machen? Er möchte sofort zu 100 Pro-

zent erfolgreich sein und peilt sein Ziel nicht in kleineren Handlungsplanungen an, die zu 90 Prozent umsetzbar sind. Besser wäre: Viel Bier auf eine kleinere Menge zu reduzieren. An einem Wochentag eine kurze, klar definierte körperliche Aktivität wie ein Homeworkout oder einen Spaziergang einzubauen, bevor er sich aufs Sofa setzt. Bei jeder Werbepause im Fernsehprogramm körperlich aktiv zu sein und sich mit entsprechender Kleidung oder Material darauf vorzubereiten.


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