ExtraBLA Nr. 4einhalb, August 2014

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Sondernummer

4ier1halb Gratis · 2‘000 Exemplare

August 2014

extra BLAtt Initiativzeitung für Luzern: Unverlangt · unberechenbar · unabonnierbar • Sondernummer Industriestrassenfest: Keine Feier ohne Zündstoff • Die Masken fallen: Rote Karten für die Kultur und gute Mieten

Das Strassenfest !

Sprechblasen …

Neu: mit Quartierverein! Samstag, 23. August ab 13 Uhr!

Die Debatte war heiss bis hitzig und schien bis in alle Ewigkeit zu dauern: Der Grosse Stadtrat diskutierte am 26. Juni die Ausschreibungskriterien, die für die künftige Bauträgerschaft an der Industriestrasse gelten. Schon die vorberatende Baukommission hatte es mit 27 Anträge zu tun; im Rat wurden diese nicht nur noch einmal diskutiert, sondern es kamen noch weitere Anträge dazu … Hat da jemand kein Mitleid?

Die vereinigte Industriestrasse und der Quartierverein Tribschen-Langensand laden ein: Kinderprogramm mit Märlizelt, Strasse bemalen, Schminken, kuriosen Fahrzeugen, Malwand, Schlangenbrot, und und und … Spiel und Spass: Porträtmalen, Bule-Spiel, Ping Pong, Gesprächstisch, Guerilla Urbanism, WohnbauKultur-Box, Slow Bike Contest mit prominenter Moderation, The Option Gallery Info- und Produktestände: IG Industriestrasse, Tribschen-Langensand Quartierverein, Gemeinnützige Wohnbaugenossenschaft Industriestrasse (GWI), Danach.jetzt, Labor Luzern, Kulturindustrie, Neugarten, Syndicom Essensstände: Sedelbistro, Gassenküche, Teiggi Kriens, Indische Leckereien, Wurststand, Risotto, Grüebli, Grottino, Glacestand, Paellea, Borschtsch etc. Getränkeangebot: Getränketankstellen überall auf dem Gelände Musikprogramm Tag: Ophelias Iron Vest, Second Stop is Ebikon, Heligonka, Alphornduo Alphirn 432, Obertonstruktur der Kaulquappe, Canaille du jour, Loric. Folk Loric, Ländlermusik Valencia, Johannes & the teddybears, Forest Friends, Jugendchor St.Anton Musikprogramm Abend: Cosmic Space Girl, Baba Roga, Franky and the Cheese, Marygold LE. (Und im Treibhaus-Sommergarten: Die Morlocks!) Informationen zu den Bands finden Sie auf Seite 2. Genauere Uhrzeiten ersparen wir Ihnen und uns an dieser Stelle: Wir verraten sie aktuell auf der Webseite www.industriestrasse.ch Das Fest und die meisten Aktivitäten finden auch bei unsonnigem Wetter statt. Ansonsten müssen keine grossen Worte mehr verloren werden: Wer einmal dort war, möchte nicht mehr fehlen. Kommen Sie und feiern Sie mit! Beim schönsten Strassenfest der Welt!

Das Parlament schiebt die Verantwortung ab Der Grosse Stadtrat drückt sich um klare Bekenntnisse zu bezahlbarem Wohnraum und Kultur Am 26. Juni behandelte der Grosse Stadtrat den Bericht zu den Ausschreibungskriterien, die für die künftige Bauträgerschaft an der Industriestrasse gelten. Heraus kam kein grosser Wurf, in einigen strittigen Punkten fanden die Parlamentarierinnen und Parlamentarier Kompromisse. Klar ist: Nun liegt es an den Bauträgern, ein Projekt zu bauen, welches den Erwartungen der Stimmbevölkerung entspricht. Und die will bezahlbaren Wohnraum und eine lebendige Industriestrasse. Von Marcel Budminer · Der Vormittag begann vielversprechend. Jeweils einstimmig forderte und stimmte das Stadtparlament ab über mehr günstigen Wohnraum, kulturelle Freiräume an der Industriestrasse und genügend Platz für Kleingewerbe und Kreativwirtschaft. Leider waren die Resultate nicht verbindlich, denn abgestimmt hatten als Parlamentarier verkleidete Aktivistinnen und Aktivisten der IG-Industriestrasse während einer Aktion vor dem Rathaus. Echt waren aber die in Form von Sprechblasen auf Schilder gemalten Zitate von Ratsmitgliedern und aus Parteiprogrammen. Auf diesen Schildern entsprachen auch bürgerliche Postulate den Wünschen der IG-Industriestrasse zur Umsetzung ihrer Initiative. Während der späteren, «echten» Ratsdebatte fielen dann aber die Masken. Statt um günstigen Wohnraum und Kultur ging es nun vor allem um Geld und um möglichst eine Neuauflage des von der Bevölkerung abgelehnten Allreal-Projekts.

Hitzige Ratsdebatte Diskutiert wurde im (echten) Rat ein Bericht, welcher auf den Ergebnissen eines partizipativen Prozesses basierte. In diesen Prozess wurden breite Bevölkerungsschichten einbezogen: Nicht nur Initianten rund um die Industriestrasse, sondern auch Vertreterinnen und Vertreter der Wirtschaft, der Kultur und des Quartiers. In vielen Punkten er-

Keinen Deut weniger heiss ging es frühmorgens schon vor dem Rathaus zu. Die IG-Industriestrasse sorgte nämlich für Aufsehen, indem sie die Parlamentarier begrüsste. Nicht einfach so und beispielsweise mit einem Blumenstrauss in den Händen: Die IG-Mitglieder hatten sich Masken mit Fotos ebenjener Parlamentarier aufgesetzt und trugen Schilder mit Sprechblasen, auf denen zu lesen war, welche die zum Teil (vorsichtig ausgedrückt) etwas zu vollmundigen Aussagen die Politikerinnen und Politiker zur Wohnsituation in der Stadt Luzern, zur Industriestrasse und zum Bauen in der Industriestrasse schon gemacht hatten. Beim Lesen dieser Sprechblasen-Sprüche muss manch eine und manch einer, die/der vor Ort war, Mitleid mit sich selber bekommen haben. Weil sich bei den meisten von ihnen an diesem Morgen wieder einmal die Erkenntnis durchsetzte, dass Wunsch und spätere Wirklichkeit die Tendenz haben, weit auseinander zu driften. M. Heinrich

reichten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer einen Grundkonsens. Von Konsens konnte im Rat aber nicht die Rede sein. Während die Linke Anträge für preisgünstigen Wohnraum und den Erhalt der kulturellen Produktionsflächen stellte, forderte die Ratsrechte einen höheren Baurechtszins, weniger Vorschriften bezüglich Ökologie und den raschen Abriss der ehemaligen Porzellanfabrik mit ihren Ateliers und dem Flohmarkthaus. Einzig ein Antrag der CVP zur Erhöhung des Anteils an zu bauenden Familienwohnungen von 30 auf 50 Prozent wurde einstimmig überwiesen – auch wenn Stunden zuvor die Einstimmigkeit vom maskierten Parlament vor dem Ratsgebäude deutlich enthusiastischer zelebriert wurde.

Etappierung bleibt möglich Die CVP behielt eine wichtige Rolle und spielte – obwohl in vielen Fragen gespalten – oft das Zünglein an der Waage, im Guten wie im Schlechten. So konnten für die Umsetzung der Initiative wichtige Punkte des stadträtlichen Berichts gerettet werden. Zwei Beispiele: Der Baurechtszins wurde nicht wie beantragt um 1,5 Millionen Franken erhöht. Und auch der von der FDP geforderte, verbindliche Verzicht auf eine etappierte Bauweise bleibt nur eine Empfehlung. Somit steht es dem Bauträger frei, was mittelfristig mit der ehemaligen Porzellanfabrik geschieht. Unzählige Kunstschaffende sowie das lokale Kleingewerbe und die bunte Kreativwirtschaft können so weiter auf ein Bekenntnis zu einer lebendigen Industriestrasse mit Raum für Ateliers und Werkstätten hoffen – seitens der künftigen Bauträger. Kommt diese Bekenntnis nicht, und wird sie nicht umgesetzt, würden sie aus dem Quartier und damit wohl auch aus der Stadt vertrieben. Die Angriffe von SVP und FDP gegen die von den Baugenossenschaften ausdrücklich gewünschte innovative Bebauungsweise konnten ebenfalls abgewehrt werden. Damit bleibt auch dieser der Entscheid den Gewinnern der Ausschreibung vorbehalten.

Foto: Jakob Ineichen Auch an den Vorgaben zur 2000- WattGesellschaft und zum autoarmen Wohnen änderte das Parlament entgegen den Anträgen von FDP und SVP nichts.

Anträge zu Kultur und günstigen Wohnungen chancenlos Keinen Zuspruch erhielten auch Anträge der SP/Juso-Fraktion, welche sehr preisgünstige Wohnungen und verbindliche Vorgaben zur kulturellen Nutzung verlangten. Oder in anderen Worten: Nachdem der Erhalt der heute bestehenden 1’500 Quadratmeter grossen Fläche für Ateliers und Kleingewerbe deutlich abgelehnt wurde, fand sich nicht einmal eine Mehrheit für die Vorgabe, dass überhaupt Räume für Ateliers und Kleingewerbe realisiert werden müssen. Der kulturelle Horizont des Parlaments beschränkt sich offensichtlich auf Auf-

führungsstätten wie das KKL oder den Südpol. Es bleibt zu hoffen, dass der Horizont der Baugenossenschaften grösser ist und sie mindestens einen Teil der kulturellen Produktionsflächen retten. Auf andere Weise kann dem Initiativbegehren nach einer lebendigen Industriestrasse kaum nachgegangen werden.

Bauen nun doch Zürcher? Für eine Überraschung sorgte die Annahme eines Antrags der GLP, wonach die örtliche Verankerung der Bauträgerschaft kein Vergabekriterium sein soll. Dadurch fällt nun auch die Koordinationsfunktion des G-Nets weg, welche für das Netzwerk der Luzerner gemeinnützigen Bauträger vorgesehen war. Um den Anforderungen einer schweizweiten Ausschreibung zu genügen, musste die Stadt die Ausschreibekriterien noch

einmal überarbeiten. So verzögert sich der Entscheid, wer an der Industriestrasse bauen kann, um einige Monate. Während die verspätete Ausschreibung den interessierten Baugenossenschaften mehr Zeit für die Planung bietet, bleibt zu hoffen, dass sich auswärtige Bewerber der Bedeutung des Areals und des klaren Auftrags der Stimmbevölkerung bewusst sind. Dies gilt umso mehr, als dass das Parlament mit dem Nichtentscheid zur Kultur die Verantwortung zur Umsetzung der Initiative den Bauträgern aufgebürdet hat. Lesen Sie auf Seite 4 die Medienmitteilung der IG Industriestrasse zu den Ergebnissen dieser Ratsdebatte rund um die Bau-Ausschreibungskriterien.

Marcel Budmiger ist ehemaliger Grossstadtrat der SP.


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Kawumm, Bäng, Rattatta… Die Bands des Strassenfestes! Hinweis: Das Programm wird auch nach Redaktionsschluss noch ergänzt . Die aktuelle Version finden Sie im Web unter www.industriestrasse.ch

Marygold LE Rock und so Elektronisches www.mx3.ch/marygold JA, es gibt Sie noch: die Marygold Light Edition (LE). Hurra! Mehr muss nicht gesagt werden.

Cosmic Space Girl Rock’n’Roll cosmicspacegirl.bandcamp.com Cosmic Space Girl: Sie ist da, um die Erde mit spassigem und tanzbarem Rock’n’Roll zu verschönern. Cornelius Heinzer, Drummer von King Gin Club (lu), singt und spielt Gitarre. Marco Bleiker, Drummer von Die Astronauten des Zeus (sg), trommelt. Und Jonas Gähwiler, Sänger von Die Astronauten des Zeus (sg), spielt Bass. Cosmic Space Girl steht für einen einmaligen Mix aus Rock’n’Roll, Grunge und Garage Punk. Eingängig, simpel, und dennoch immer wieder überraschend. Eine enorme Durchschlagskraft ist garantiert!

Baba Roga Balkansounds www.mx3.ch/BabaRoga Baba Roga ist nicht nur eine weitere Balkanband geprägt von melancholischen Melodien und schnellen Grooves. Baba Roga lebt vom traditionellen Songgut des Balkan: von russischer Polka und vom Walzer bis hin zu mazedonischer, griechischer und serbischer Volksmusik.

Franky and the Cheese Reggae – Rumba – Disco – Rock soundcloud.com/franky-and-the-cheese Franky & the Cheese ist eine Luzern-Zug-Babelsche Kollaboration, die zusammen fröhliche Momente kreiert, die babelsche Sprache verbreitet und Menschen zum Nicken, Lachen und Tanzen bringt. Eine multilinguale Mestizo-Musik, die schwebt, hüpft und stampft – mit Elementen aus Reggae, Rumba, Bossa Nova, World und Dub. FatC sind mit dem Album «I LIVE IN BABEL … Y TU» und einigen Neuzuzüglern unterwegs. Nach dem Konzeptalbum geht seit dem Sommer 2013 eine neue Kollaboration von Cheeses in die weite Welt hinaus. Die Symbiose setzt sich aus Musikern verschiedenster Ecken zusammen, die sich alle in Zug und Luzern getroffen haben, um nun die Geschichten und Melodien der Babelstrassen der Welt tanzend zu verbreiten.

Ophelias Iron Vest Country opheliasironvest.bandcamp.com/album/ the-drinking-side Ophelias Iron West spielen Country, haben tolle Kleider, bezaubernde Frisuren und singen über den lieben Freund Alkohol respektive darüber, in welchen Situationen der Alkohol als guter Freund dienen kann. Die aus Luzern stammende Band hat mit «The drinking side» ihr neues Album mit an Bord, mit dem sie die Besucher schön einschunkeln werden.

Second Stop is Ebikon Jazz – Kraut – Experimentell – ? soundcloud.com/second-stop-is-ebikon Lino Blöchlinger (saxes), Jan Buchholz (e-bass, voc) und Thomas Reist (dr) bleiben nicht im Halbgaren stecken: In minimaler Besetzung sprengen sie die gesteckten Möglichkeiten zwischen Jazz und Rock und katapultieren sich in den freien Fluss. Eine Art Unschuld treibt sie zu den Nahtstellen. Wo andere minutenlang ihre Positionslichter suchen, bis sich langsam eine Musiklinie abzeichnet, ist dieses Trio energetisch und musikalisch bereits am Wetterleuchten.

Obertonstruktur der Kaulquappe Noise - Performance www.obertonstrukturderkaulquappe.ch «Obertonstruktur der Kaulquappe» ist ein wandelbares, offenes und ortspezifisches D. I. Y.-Soundprojekt von This Grossmann und Gabriel Ammon. Ihre Musik ist nicht nur hör-, sondern auch spürbar und reicht von Noise und Drone-Performance bis hin zu experimenteller, tanzbarer Musik. Sie geht durch Haut und Zwerchfell, unter die Fingernägel, steigt gerne mal in den Kopf und trifft zwischendrin mitten ins Herz.

Canaille du jour Chansons Ausnahmsweise bei Tageslicht: Christov Rolla (Piano) und Max Christian Graeff (Gesang?) reisen durch finstere Zonen des globalliterarischen Liedguts rund um die grossen Lebensthemen: Liebeskummer, Rauchen, Fischfang und Flagellation. Sie präsentieren längst überfällige deutsche Nachdichtungen bekannter Chansons, die endlich einmal das Anrüchige, Verzweifelte und total Versaute der Originale zutage bringen.

Bauen nun doch die Zürcher? Das G-Net auf dem Abstellgleis In der Sache Ausschreibungskriterien für die Bauträgerschaft an der Industriestrasse fällte der Grosse Stadtrat einen schwer nachvollziehbaren Entscheid. Am 26. Juni behandelte der Grosse Stadtrat den Bericht zu den erwähnten Ausschreibungskriterien, Die Mehrheit des Stadtparlamentes wollte bei der Vergabe des Areals Industriestrasse die Luzerner gemeinnützigen Baugenossenschaften nicht bevorzugen und keine Koordination durch das GNet, dem Netzwerk gemeinnütziger Bauträger. Wir sprachen mit Florian Flohr, dem Koordinator des G-Net, warum er an der Industriestrasse nun doch nicht koordinieren darf und was das für die Luzerner Baugenossenschaften bedeutet. Marcel Budmiger: Das Parlament hat entschieden, dass, wer an der Industriestrasse bauen will, keinen Bezug zu Luzern haben muss. Ist das ein Misstrauensvotum des Parlaments gegenüber den lokalen Baugenossenschaften? Florian Flohr: Das G-Net ist als Koordinationsnetzwerk aller gemeinnützigen Bauträger in der Stadt Luzern auch auf Wunsch der Stadtbehörden gegründet worden, damit die Politik einen gemeinsamen Ansprechpartner für den gemeinnützigen Wohnbau hat. Und in seiner Charta hat das G-Net festgelegt, dass wir uns bei Grundstücken der Stadt nicht gegenseitig konkurrenzieren, weil es – im Sinne des kostengünstigen Wohnbaus – keinen Sinn macht, wenn wir uns gegenseitig überbieten.

Die Mehrheit des Parlaments scheint aber davon auszugehen, dass Konkurrenz notwendig ist. Wir wissen aber, dass es nicht realistisch ist, dass eine externe Baugenossenschaft in Luzern baut. MB: Haben die lokalen Baugenossenschaften, insbesondere innovative Neugründungen nun überhaupt eine Chance Teil der Bauträgerschaft an der Industriestrasse zu sein? FF: Selbstverständlich. Im Rahmen des G-Net haben sich 6 Genossenschaften («alte» und «junge») zusammengefunden, die gemeinsam ein Konzept für die Industriestrasse entwickeln wollen. Und es ist nicht damit zu rechnen, dass ein gemeinnütziger Wohnbauträger von auswärts ein Konzept eingibt. Denn lokale Bindung gehört zum Wesen der Genossenschaftsdemokratie. Das G-Net ist ein wichtiger Player bei der Umsetzung und Koordination der städtischen Wohnraumpolitik. MB: Ausgerechnet an der Industriestrasse darf es diese Koordination nun nicht übernehmen. Was bedeutet das für die künftige Arbeit des Netzwerks? FF: Das G-Net hat seine Rolle bereits gespielt, indem es die sechs Genossenschaften zur Kooperation für das Konzept Industriestrasse zusammengebracht hat, und das G-Net wird sich auch weiter für gute politische Rahmenbedingungen bei solchen Projekten engagieren. Sicher müssen wir den Dialog mit bestimmten Parteien noch intensivieren, um unsere Prinzipien und Anliegen verständlich zu machen.

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Loric. Folk Loric Ein musikalisch-clowneskes Stück matzematz.ch

Forest Friends

Ein Narr ist er, ein Troubadour. Ein Clown. Er reist in der Weltgeschichte herum, um sonderbare Geschichten, traditionelle Tänze und Lieder in längst vergessenen Sprachen weiterzugeben. Mit verschiedensten Instrumenten zieht er die Zuschauer in den Bann seiner Musik und verzaubert sie. Von und mit Matz Hoby und (Coaching) Stephane Fratini.

Diese neue Strassenmusik macht es uns ebenfalls nicht leicht: Benannt nach einer französischen Zeichentrickserie, enthalten sie uns nähere Details vor. So erwarten wir offenbar einige Mäuse, eine ganze Eichhörnchenfamilie, einen alten Fuchs, der von einem liebestollen Bären gestalkt wird, und ein Rudel sprechender Bäume. Das alles in 52 Episoden. Diese Ankündigung lässt zugegebenermassen einiges offen.

Heligonka

Jugendchor St.Anton

New – Folk – Pop www.mx3.ch/heligonka

www.jugendchor.ch

Lieder sind die besten Freunde! Heligonka aus Emmenbronx wissen das und machen einen nicht ganz geraden Neu-Folk daraus. Als Duo erhältlich: Stefan Haas (Stimme, Banjo, Gitarre, Pauke) & Jesco Tscholitsch (Stimme, Handorgel, Glockenspiel, Pauke).

Ländlerkapelle Valencia

Was eine Ländlerkapelle ist, muss in der Schweiz niemandem erklärt werden: Seit etwa 1900 gilt der Begriff ausschliesslich für die Besetzung Klarinette (Saxophon), Schwyzerörgeli (Akkordeon) und Zupfbass. In der Innerschweiz kommt manchmal das Klavier hinzu. Zur Formation namens «Valencia» konnten wir allerdings trotz intensiver Recherchen nicht viel in Erfahrung bringen. Wahrscheinlich wird’s deftig und etwas spanisch? Mit oder ohne Stier?

Rock, Noise, Punk, Folk, Reggae … das ist bekanntlich nicht alles, was das Quartier zu bieten hat. Was für die einen Tradition hat, ist den anderen ungewohnt und eine spannende Abwechslung: Der Kinder- und Jugendchor St. Anton besteht seit den 50er Jahren; heute ist Thomas Walpen mit Hilfe seines Vorgängers Dominik Rickenbacher für die Leitung der etwa 110 Sängerinnen und Sänger zwischen 4 und 23 Jahren verantwortlich. Mit dem Strassenfest eröffnet der Hauptchor die neue Saison; dazu spielt die Musik Meierskappel.

Alphornduo Alphirn 432

Auch zu dieser neuen Formation konnte uns nicht einmal die NSA irgend welche Informationen beschaffen. Wir kennen die Alpeneier, das Alpenherz, den Alpenfilz, den Alpendarm (Gotthardröhre) – aber das Alphirn? Lediglich 1979 konnten wir in Österreich in «Alphorns nigelnagelneuer Wandzeitung» lesen: «Jedam Alphirn si Alphorn (an Alptraum)». Wir sind sehr gespannt, wie uns die offenbar zwei Protagonisten weiteres erklären werden.

Nicht über unsere Köpfe hinweg … Bei der ZHB Luzern soll das Volk das letze Wort haben Die «Initiative zur Rettung der ZHB Luzern (Zentral- und Hochschulbibliothek)» verlangt, dass ein Abbruch des Gebäudes an der Sempacherstrasse planungsrechtlich im städtischen Bau- und Zonenreglement zu verunmöglichen ist. Ein Ja zur Initiative bedeutet, das besonders schutzwürdige Bibliotheksgebäude zu erhalten, das Vögeligärtli in seiner jetzigen Ausdehnung zu retten und langjährige, teure Auseinandersetzungen zu vermeiden. Die Zentral- und Hochschulbibliothek gilt als Meisterwerk des renommierten Luzerner Architekten Otto Dreyer (1897–1972). Das Gebäude ist ein wertvoller, erhaltenswerter Bauzeuge der Architektur aus den 50er Jahren. Gemeinsam mit der Schulanlage Felsberg, die gegenwärtig saniert wird, gehört das Bibliotheksgebäude beim Vögeligärtli zu den bedeutendsten öffentlichen Bauten dieser Epoche in der Stadt Luzern.Aufgrund der architektonischen und städtebaulichen Bedeutung ist die Zentral- und Hochschulbibliothek im Schweizerischen Inventar der Kulturgüter von nationaler Bedeutung eingetragen. Die denkmalpflegerische Bedeutung des Gebäudes wird sowohl vom Bund, vom Kanton wie auch von der Stadt hervorgehoben. Sie lassen keinen Zweifel an der Schutzwürdigkeit des Gebäudes. Der kulturhistorische Wert der ZHB ist nach Einschätzung des Bundesamts für Kultur mit demjenigen der Hof- oder der Franziskanerkirche vergleichbar. Zudem bildet die ZHB mit der Lukaskirche und dem Vögeligärtli ein einzigartiges, städtebauliches Ensemble mitten in der Stadt Luzern. Deshalb unterstützt das Initiativkomitee nach wie vor die Unterschutzstellung der ZHB und befürwortet deren rasche Sanierung. Dass die Sanierung der ZHB technisch problemlos möglich ist, hat der Kanton mit dem Baugesuch für die Sanierung und den Umbau klar belegt.

Grüne Lunge retten Die Hirschmatt ist ein besonders dicht bebautes Stadtquartier. Als grüne Lunge des Quartiers und als Oase im Stadtzentrum ist das Vögeligärtli unverzichtbar. Das Vögeligärtli ist ein viel genutzter städtischer Freiraum, ein Begegnungs- und Aufenthaltsort für alle. Durch die Grünflächen, die grossen Bäume, Ruhebänke, das Gartenrestaurant und den Spielplatz wird er zu einem attraktiven Spielund Erholungsraum für Familien. Im Vögeligärtli können die Kinder spielen und sich frei bewegen. Dadurch wird die Lebensqualität im dicht bebauten Quartier wesentlich erhöht. Das Bibliotheksgebäude passt sich organisch in die Umgebung ein und ist als Teil der Parkanlage erlebbar. Die

unterschiedlichen Gebäudehöhen der einzelnen Baukörper nehmen Rücksicht auf die Besonnung des Vögeligärtli und sind bewusst tiefer gehalten als die umliegenden Gebäude. Nur mit der Rettung der Bibliothek bleibt die Qualität der grünen Lunge im Stadtzentrum vollständig erhalten.

Pingpong vermeiden Die Kantonsregierung schrieb vor über vier Jahren in der Sanierungsbotschaft: Eine weitere Verzögerung der Sanierung wäre unverantwortlich und wirtschaftlich unvernünftig. «Ein Abriss und Neubau ist aufgrund der architektonischen und städtebaulichen Bedeutung des Gebäudes undenkbar.» Gemäss dieser Botschaft waren die Bauarbeiten ab September 2011 geplant. Nach rund zwei Jahren Umbauzeit hätten die neuen Räume der Zentral- und Hochschulbibliothek im Sommer 2013 wieder bezogen werden können. Die Realisierungschancen für einen Neubau im Vögeligärtli schätzt das Initiativkomitee als äusserst gering ein. Die Planerverbände wie der Bund Schweizer Architekten (BSA) und der Schweizerische Ingenieur- und Architektenverein (sia) lehnen nicht nur das Neuvorhaben ab. Sie haben sich auch gegen die Durchführung eines Wettbewerbs ausgesprochen und ihre Mitglieder zum Boykott aufgerufen. Mit den vorhersehbaren Einsprachen und Beschwerden sind bei einem allfälligen Neubauprojekt langjährige Auseinandersetzungen mit hohen Kosten zu erwarten. Leidtragende sind das Personal sowie die Nutzerinnen und Nutzer der Zentral- und Hochschulbibliothek. Sie müssten sich auf ein längerfristiges Provisorium einstellen. Diese Situation ist unbefriedigend für alle Beteiligten. Mit einem hohen JaAnteil zur Initiative zur Rettung der Zentral- und Hochschulbibliothek kann die städtische Bevölkerung unmissverständlich zeigen, dass sie an diesem sensiblen Standort keinen Neubau will.

Verlust zu befürchten Durch einen Abriss der Zentral- und Hochschulbibliothek ginge nicht nur ein unbedingt schützenswertes Kulturdenkmal von nationaler Bedeutung verloren, sondern auch ein einzigartiger städtischer Freiraum. Ein Neubau mit integriertem Kantonsgericht würde die Qualität der bestehenden Parkanlage und des Grünraumes Vögeligärtli zerstören. Deshalb sagen nicht nur der Stadtrat und der Grosse Stadtrat Ja zur Initiative. Auch ein breit abgestütztes überparteiliches Komitee zusammen mit den Fach- und Planerverbänden und dem Freundeskreis der ZHB will das Bibliotheksgebäude erhalten und sagt Ja zur Initiative.


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Das städtische Parlament fand es für unnötig, den Bauträgern der Industriestrasse die Erstellung von neuen preiswerten Atelierplätzen und Gewerberäumen als Vorgabe zu machen. Eine Hauptforderung der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» wurde somit torpediert. Ob es je Ateliers an der neuen Industriestrasse geben wird, steht in den Sternen. Und ohne günstige Sternkonstellation sind die Aussichten auf einen grossräumigen Atelierplatz in der Stadt Luzern schlecht bis miserabel. Von Nina Laky · Was keine Vorgabe ist, muss nicht eingehalten werden. Auf die Gunst der Genossenschaften, freiwillig günstige Atelier- und Gewerbeplätze auf der Industriestrasse zu bauen, will sich die IG Industriestrasse nicht verlassen. Im schlimmsten Falle stünde die ganze Industriestrasse auf der Strasse, 60 Kunst- und Kulturschaffende. Was tun in der Schweiz, wenn der Neoliberalismus ein weiteres kleines Biotop flutet? Richtig, man gründet einen Verein. «Unser Interesse ist es, beim Neubau mitzureden. Wir sind noch dabei, als Verein zusammenzuwachsen und gemeinsame konkrete Forderungen zu formulieren», sagt Patrick Bonato, Grafiker und Illustrator, Präsident des Vereins Kulturindustrie. Bonato selbst arbeitet an der Industriestrasse; sein Atelier wird in dieser Form verschwinden. «Wir sind zu fünft in unserem Atelier und zahlen 550 Franken plus Betriebskosten.» In keinem Neubau wird man so günstig produzieren können. Der Verein Kulturindustrie setzt sich aus den Kulturschaffenden der Industriestrasse zusammen, mitmachen kann jedoch jeder. «Unterstützer ausserhalb dieser Gruppe können mit einem freiwilligen Beitrag ab 10 Franken Passivmitglieder werden. Das Geld wird dazu verwendet, Anteilsscheine bei der Genossenschaft zu erwerben.» Die Situation muss akut sein, wenn sich Künstlerinnen und Künstler teilkollektivieren. «Künstler, Kleingewerbe und insgesamt einfach finanziell weniger starke Bevölkerungsgruppen können sich die Zentren nicht mehr leisten und werden an den Stadtrand gedrängt. Momentan befindet sich Luzern in der Hinsicht dank einiger Zwischennutzungen in einer noch relativ günstigen Zwischenphase. Doch wenn diese verschwinden, wird der anfänglich genannte Prozess um einiges weiter fortgeschritten sein», sagt Bonato.

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Ohne Vitamin B kein Atelier? Strategien gegen die Verdrängung von Kunst und Kultur letzten zwei drei Jahren sind viel weniger Leute gegangen, als noch vor acht Jahren – dank Projekten wie dem Zollhaus in Reussbühl oder dem Tatort Bernstrasse», sagt Charles Moser, Studienleiter der Abteilung Kunst und Vermittlung der HSLU. Die Viscosestadt in Emmenbrücke ist ein Lichtblick, jedoch wie die Teigi in Kriens nicht im Stadtzentrum gelegen. Die Gentrifizierungskarawane wandert einfach weiter, in die Agglomeration. Die Probleme dort werden in einigen Jahren dieselben sein, wie die Probleme im Zentrum. Tatjana Erpen kann sich ihr Atelier in der Luzerner Altstadt (es ist eines von insgesamt noch zwei in der Altstadt) für 607 Franken pro Monat nämlich nur leisten, weil sie für 200 Franken im Gelben Haus wohnt. Zu diesem Raum kam sie mit Vitamin B. Im Gelben Haus kann man wohnen und arbeiten. Es ist auch ein Produktionsort für Kunstschaffende und mehrmals im Jahr Veranstaltungsort. «Es melden sich bei uns viele Leute, die gerne Teil des Hauses wären», sagt Erpen. Doch ob überhaupt noch jemand dort einziehen kann? Die dreizehn MitbewohnerInnen des gelben Hauses kämpfen; der Kanton hat vor, das Haus dem Höchstbietenden zu verkaufen. Gespräche mit den Beteiligten laufen. Daumen drücken und Kerze anzünden … – Schauen wir doch mal, was sonst noch so zu verschwinden droht.

Von Brachen und Baggern Der Tatort Bernstrasse an der Bernstrasse 94 ist eine Zwischennutzung und wird im März 2015 seine Türen schliessen; somit fehlen wieder neun grossflächige Atelierplätze. Das ähnliche Szenario droht der Rösslimatte beim Güterbahnhof. Neben dem Hotel Radisson werkeln KünstlerInnen und bastelt das Labor; die 40 Leute sind Teil der Ateliervereine Botenplätze Halle Nord. «Ich bezahle für mein 15 qm grosses Atelier dort 140 Franken im Monat», sagt Künstlerin Rahel Grunder. Etwas

Vergleichbares in einem Neubau zu finden ist unmöglich. «Man sollte alle Industriebauten reduziert renovieren, anstatt sie abzureissen. Die Bedürfnisse der KünstlerInnen sind unterschiedlich, aber wer hohe Räume und viel Platz braucht, der findet im Zentrum nichts», sagt Grunder, die ihren Atelierplatz auch nur durch gute Kontakte fand. Wann die Bagger hinter dem Güterbahnhof auffahren, ist noch nicht ganz klar; man rechnet mit dem Jahr 2016. Beten und eine Münze in einen Brunnen werfen … Grossräumige Ateliers lassen sich nicht finden, oder sie sind eine Zwischennutzung, was weitere Probleme mit sich bringt. «Wenn man viel Platz braucht, produziert man auch nicht 30 x 30 cm grosse Bilder. Da braucht man wahrscheinlich ein Atelier im Erdgeschoss oder einen Warenlift, und alle zwei Jahre in eine andere Zwischennutzung zu zügeln, liegt da nicht drin», sagt Tatjana Erpen. Wer temporär veranstalten, produzieren oder ausstellen will, der findet nach wie vor seine Nischen. So wird momentan eine Garage an der Tribschenstrasse vom M35/Galerie/Raum/Verlag benutzt. Das ganze Haus nebenan, die Tribschenstrasse 51, ist zwischengenutzt von verschiedenen VeranstalterInnen, die Büros, Partys und Ausstellungsmöglichkeiten bieten – bis Ende Jahr. Die leise Hoffnung besteht, dass das denkmalgeschützte Haus doch noch stehen bleiben könnte. Gesucht wird stetig, immer, auf Hochtouren. Als die Gestaltungsschule Farbmühle an der Unterlachenstrasse 5 im Mai ihre Schliessung bekannt gab, trafen sich Interessierte aus dem Kunst- und Kulturbereich und suchten einen Weg, das Gebäude zu erwerben. «Die Casimir Eigensatz Stiftung machte uns für die Räume (gemäss den gängigen Verhältnissen) einen guten Preis, aber das steht halt dennoch in keinem Verhältnis zu dem, was wir hätten zahlen können», sagt Künstlerin Catherine Huth. Ein weiteres potentielles Gebäude, das den Marktpreisen zum Opfer fällt. Beruhigungstee trinken …

Wohnen oder arbeiten? «Je mehr Zeit man in seine Kunst investieren kann, desto erfolgreicher ist man. Doch um Zeit zu investieren, nach dem Studium oder überhaupt, braucht es günstige Atelierplätze oder günstige Wohnungen. Beides ist in der Stadt Luzern am verschwinden», sagt Künstlerin Tatjana Erpen. Wie so oft bedingt das eine das andere. Günstig wohnen, dafür ein Atelier haben, oder teuer wohnen und keins haben. Studis der HSLU Kunst und Design packen ihre Pinseln, Laptops und Leinwände und steigen am Perron sechs in den Zug nach Zürich. Was gibt es da? «Mehr Leute. Mehr Platz. Mehr Industrie», sagen die Betreiber des M35/Galerie/Raum/Verlag, die auch in Zürich des Öfteren arbeiten und unterwegs sind. Dort sind die Wohnungen zwar noch teurer, aber die Atelierplätze günstig und (noch) vorhanden. Es braucht unrealistisch tiefe Mieten, anders haben gerade junge KünstlerInnen keine Chance auf einen Atelierplatz. «Aber auch in Zürich wird es immer schwieriger, bezahlbaren Atelierraum zu finden. Ich würde eher sagen, in den

Beruhigungstee trinken … Das müssen wohl auch die Protagonisten in Claudia Röthlins Animationsfilm «Mungge – Nid scho widr! von 2010. Arbeiten aus den Ateliers in der Industriestrasse gehen um die ganze Welt – wofür sich die Politiker anscheinend schämen. Ausser sie können sich mal mit ihnen schmücken.

Festival für Zukunftsfragen in Luzern Neben dem Hauptteil im Neubad finden auch zwei Veranstaltungen an der Industriestrasse statt. Vom 8. bis 14. September veranstaltet DANACH in Luzern das Festival für Zukunftsfragen. DANACH ist eine Plattform für Austausch und Vernetzung von Menschen, Ideen, Initiativen und Organisationen, die sich für den Wandel hin zu einer zukunftsfähigen Wirtschafts- und Gesellschaftsordnung einsetzen. Im Jahr 2012 gegründet, organisiert DANACH Veranstaltungen, unterstützt mit Beratung Initiativen und Menschen, die sich für den Wandel einsetzen und interessiert sich für komplementäre (Geld-)Systeme, die Engagement fördern. Als Einstimmung auf die Hauptveranstaltungen im Neubad finden am 8. und 11. September zwei Filmabende an der Industriestrasse statt. Gezeigt werden «Zukunft pflanzen – Bio für 9 Milliarden» (Mo., 8. 9., 20 Uhr) und «Frohes Schaffen – Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral» (Do., 11. 9., 20 Uhr). Das Festival im Neubad wird dann am Freitag, den 12. September mit einer Veranstaltung mit Volkswirtschaftler Niko Paech eröffnet. Er stellt das Paradigma des Wirtschaftswachstums grundsätzlich in Frage und plädiert für die Stärkung regionaler Kreisläufe. Paech arbeitet als Professor an der Universität Oldenburg zum Thema Nachhaltigkeit und lebt selbst, was er erzählt. Seine Vorträge sind trotz der komplexen Thematik gut verständlich und äusserst humorvoll. Schlicht ein Genuss!

Am Samstag und Sonntag werden in Sessions und Werkstätten (Workshops) viele verschiedene Lösungsansätze, Projekte und Initiativen aus Luzern oder anderen Städten vorgestellt oder gleich vor Ort entwickelt, die das Potential haben auf drängende Zeitfragen Antworten zu liefern. DANACH sieht diese Ansätze unter anderem auch in der Tradition der Do It Yourself-Bewegung. Vorprogramm Dienstag 9. & Mittwoch 10. Sept. im Neubad (Vorträge) und in der Industriestrasse (Film). Anmeldung und weitere Informationen unter: www.danach.jetzt

Hauptprogramm im Neubad: Freitag, 12. 9., 19 Uhr Prof. Dr. Niko Paech (Oldenburg, D) spricht zum Thema: «Befreiung vom Überfluss: Wie eine Wirtschaft ohne Wachstumszwang aussehen könnte.» Mit einem Grusswort von Stadtrat Adrian Borgula. Samstag, 13. 9. und Sonntag, 14. 9., 9 –18 Uhr Finde Antworten auf drängende Zeitfragen. DANACH stellt Ansätze eines neuen Do It Yourself vor und bringt spannende Projekte und Menschen zusammen. Samstag, 13. 9., 19.30 Uhr Ein Festivalabend zur Frage «Wie viel braucht es für ein gutes Leben?» mit künstlerischen Interventionen und Beteiligung des Publikums.

Montag, 8. 9., 20 Uhr, Industriestrasse 9 Film: «Zukunft pflanzen – Bio für 9 Milliarden» Ein Sechstel der Weltbevölkerung leidet gegenwärtig Hunger. Aber das ist kein unabwendbares Schicksal. Anhand von Beispielen aus Mexiko, Japan, Malawi, Kenia, Senegal, den USA und mehreren europäischen Ländern veranschaulicht Filmemacherin Marie-Monique Robin, dass radikales Umdenken gefordert ist und dass die Lebensmittelkette anders verwaltet und organisiert werden muss – und kann, um dem Hunger in der Welt Abhilfe zu schaffen. Mittlerweile beweisen weltweit aktive Initiativen, dass ökologische Landwirtschaft, die umweltgerecht und ressourcenschonend verfährt, nicht nur möglich, sondern auch ertragreicher ist als die industrielle Produktion von Nahrungsmitteln. Voraussetzung dafür ist allerdings auch, dass den Bauern - und nicht nur den Grossproduzenten unter ihnen – wieder eine Schlüsselrolle in der für die Zukunft der Menschheit unabdingbaren Entwicklung zugebilligt wird. Marie-Monique Robin ist eine französische Journalistin und Filmemacherin, die 2008 einen breiteren Öffentlichkeit bekannt wurde als Arte ihren Dokumentarfilm «Monsanto, mit Gift und Genen» ausstrahlte. Der Film erhielt diverse Preise. Nach dem sie sich mit einem weiteren Film (Unser täglich Gift)die Probleme und Risiken unser heutigen Landwirtschaft behandelte, verspürte sie das

3 Und was treiben die städtisch unterstützten Häuser? Die Ateliers im Neubad sind ebenfalls befristet; im Südpol gibt es keine. Im Treibhaus sind alle Räume ausgelastet. Ein Atelier auf 25 qm für 300 Franken und drei doppelt belegte Proberäume zu denselben Konditionen. «Eine Warteliste gibt es nicht. Eine unregelmässige Nachfrage gibt es, jedoch vornehmlich von älteren Personen, die wir dann jeweils abweisen, weil sie nicht unsere Zielgruppe sind. Dann werden die Räume ausgeschrieben und innert kürzester Zeit wieder an Leute innerhalb unserer Zielgruppe (16–25-jährige) vermietet», sagt Fabian Fesch Fuchs vom Treibhaus. Apropos Warteliste: Im Sedel warten momentan zehn Bands auf einen Proberaum. Laut Nicole Odermatt besetzen momentan 330 BenutzerInnen die Bandräume und «es geht sehr lange, bis was frei wird.»

Die Suche nach Langfristigkeit Eine seit 1985 sichere Insel für Atelierräume befindet sich sogar auf einer solchen, und zwar auf der Reussinsel. Auf dem Weg nach Reussbühl stehen die Räume des Bildzwang. Catherine Huth hat dort ihr Atelier, 40 qm für 200 Franken. «Ich musste nicht sehr lange suchen, da hatte ich vielleicht auch Glück. Es ist doch so, dass man, wenn man genügend Räume hätte, auch die Leute hierbehalten könnte», sagt Huth. Ja, was wäre wenn? Der Kulturindustrie Luzern denkt gross und hat ein Auge auf das EWL-Gebäude an der Industriestrasse geworfen. «Analog zum Sedel könnte dort ein Atelierhaus entstehen. Im Keller mit Proberäumen, im EG eine Kunsthalle, temporäre Ateliers für internationale KünstlerInnen. Ein Haus der Kunstproduktion und Vermittlung», sagt Davix, Künstler und Mitglied des Vereins Kulturindustrie. Ähnliches findet sich in Zentrum von Bern im «Progr». Catherine Huth ist begeistert: «Das braucht es definitiv! Es müssen endlich mal konkrete Projekte angerissen werden.» Auch M35 Galerie/Raum/Verlag lässt ausrichten: «Das wäre ein super Gebäude. Nur nicht à la Neubad, sondern selbst verwaltet; jeder ist für seinen Raum verantwortlich.» Künstlerin Rahel Grunder spricht sich nicht gegen ein «Monopol-Megahaus» aus, aber: «Es braucht einzelne Inseln in der ganzen Stadt. Ein KünstlerInnen-Supermarkt in einem grossen Gebäude ist nicht die einzige Lösung. Es braucht eine Durchmischung.» Diese Sorgen teilt auch der Verein Kulturindustrie und hat sich eine Problemlösung überlegt, den Kulturquadratmeter. «Man könnte der aktuellen Verdrängungspolitik entgegenwirken, indem man für so- und soviel Quadratmeter Raum auch so- und soviel bezahlbaren Atelierraum bereitgestellt», sagt Davix. Die konkreten Ideen sind also vorhanden; Taten sollen folgen. Mit dem Sprachrohr des Vereins Kulturindustrie könnte so etwas wie Vitamin B zur Stadt aufgebaut werden, um Zwischennutzungen zu retten, um die Durchmischung in den Quartieren voranzutreiben, um die Verwässerung des Initiativanliegens zu verhindern – und vielleicht, um am Ende das EWL-Gebäude für die Kunst- und Kulturszene zu gewinnen. Dafür müssten sich aber auch weitere Ateliervereine gründen, um zusammen in einem Dachverband diese Ziele anzustreben. Drei Daumen drücken, mehrere Kerze anzünden oder, viel besser: Mitmachen. Was wohl die Stadt dazu sagen wird, genauer, das Kulturdepartement? Das bleibt in Abklärung! Denn «… leider ist Rosie in den Ferien und kann Ihre Fragen deshalb nicht beantworten.» Bedürfnis Lösungen und Alternativen aufzuzeigen und drehte den letzten Teil ihrer Trilogie, der 2012 erstmals ausgestrahlt wurde. Eintritt frei, Kollekte zur Deckung der Unkosten Donnerstag, 11. 9., 20 Uhr, Industriestrasse 9 Film: «Frohes Schaffen – Ein Film zur Senkung der Arbeitsmoral» Arbeit ist eine Sucht, ein Fetisch, ein Mantra, das uns tagtäglich umgibt. Sie ist zugleich Sicherheit, Selbstbestätigung und Existenzberechtigung. In Zeiten von Wirtschaftskrise und rasantem Arbeitsplatzabbau hinterfragt der Film diesen «heiligen» Lebenssinn der Arbeit. Eine wunderbar ketzerische, filmische Reflektion – unterhaltsam, humorvoll und zugleich tiefgründig. Konstantin Faigles essayistisch-satirische Doku-Fiktion zeigt: Der moderne aufgeklärte Mensch ist nicht frei von Irrglauben und geistigem Zwang. Er hat längst einen anderen Gott erwählt: Die Arbeit. Eintritt frei, Kollekte zur Deckung der Unkosten


EXTRA BL A

Nr. 4einhalb / August 2014

Nun sind die Bauträger in der Pflicht

Impressum

Statement der IG Industriestrasse

Das ExtraBLA wird vom Verein Extrablatt herausgegeben, in Korrespondenz zur Initiative «Ja zu einer lebendigen Industriestrasse».

Die IG Industriestrasse (IGI) diskutierte ausführlich die Ergebnisse der Beratung der Ausschreibungskriterien im Grossen Stadtrat. Es wurde die Chance verpasst, zukunftsweisende Vorgaben für die verbindliche Umsetzung der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» zu machen. Vieles ist offen, und ob der Volkswille wirklich umgesetzt wird, hängt nun von den Bauträgern und insbesondere von finanziellen Überlegungen ab. Die IGI hätte ein klares Zeichen für die Kultur und den Erhalt der Identität der Industriestrasse begrüsst. Die Beschlüsse des Grossen Stadtrates sind ein gangbarer Kompromiss, bei dem alle Seiten Abstriche akzeptieren müssen. Deshalb verzichtet die IGI zum jetzigen Zeitpunkt auf weitere politische Mittel zur Umsetzung der Initiative. Die IGI erwartet von den Teilnehmern der Ausschreibung den sorgfältigen Umgang mit den Anliegen der Bevölkerung. Die fehlenden Vorgaben seitens der Stadt zu Kultur und preisgünstigem Wohnen sollen in das Überbauungskonzept einfliessen. Die Stimmbürger haben am 23. September 2012 klar Ja gesagt …

… zum Erhalt von kulturellen Freiräumen und günstigem Wohnraum, … zu einem lebendigen Quartier mit Platz auch fürs Kleingewerbe, … zu massvoller Weiterentwicklung statt Abriss und Vertreibung.

Diese Punkte müssen auch bei der Bewertung der Konzepte der an der Ausschreibung teilnehmenden gemeinnützigen Bauträger hoch gewichtet werden. Gerne steht die IG Industriestrasse interessierten Baugenossenschaften mit ihrer Erfahrung insbesondere zu Kulturräumen und zur Identität des Areals beratend zur Seite.

Man kann nicht alles kaufen!

Foto: Jakob Ineichen

GWI: Wie weiter? Neues von der Gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaft Industriestrasse Von Marlon Heinrich · Ende Juni behandelte der Luzerner Grosse Stadtrat den Planungsbericht zur Ausschreibung der Bauträgerschaft an der Industriestrasse, zu der möglicherweise die GWI gehört. Weil im Grossen Stadtrat der lokale Bezug gestrichen wurde, den Genossenschaften haben müssen, um sich zu bewerben, hat sich eine Verzögerung in der Ausschreibung ergeben. Dennoch: Es kann davon ausgegangen werden, dass bis Ende dieses Jahres die Bewerbungen der Genossenschaften bei der Stadt eingehen müssen. Die GWI hat sich mit fünf anderen Genossenschaften zur «Kooperation Industriestrasse» zusammengeschlossen, um sich als Bauträger zu bewerben. Dazu gehören die Wogeno Luzern, die Wohngenossenschaft Geissenstein EBG («Eisenbahner»), die LBG – Liberale Baugenossenschaft Luzern, das Wohnwerk Luzern und die Bau- und Mietergenossenschaft Luzern.

Genossenschaften in der Pflicht Die GWI diskutierte ausführlich die Ergebnisse der Sitzung im Grossen Stadtrat, gemeinsam mit der IG Industriestrasse (IGI). Beide sind der Meinung, der Grosse Stadtrat habe es verpasst, zukunftsweisende Vorgaben zum Erhalt von Kulturraum und zu der Möglichkeit preisgünstigen Wohnens zu machen und damit die Voraussetzung für eine verbindliche Umsetzung der Initiative «Für eine lebendige Industriestrasse» zu schaffen. Vieles liegt nun im Ermessensspielraum und in der Verantwortung des künftigen Bauträgers. Wichtige Eckpfeiler im Ausschreibungsentwurf des Stadtrates (Möglichkeit zur Erhöhung der ÜZ und Etappierung) werden aber zumindest nicht verunmöglicht. Darum ist die GWI guter Hoffnung, mit den erwähnten Partnergenossenschaften ein gutes Konzept und eine erfolgreiche Bewerbung erarbeiten zu können. Es liegt nun an diesen Kooperationspartnern, umzusetzen, was die gewonnene Initiative an Forderungen vorgibt. Dies mindestens konzeptionell innerhalb der Ausschreibungsbewerbung, später – hoffentlich – auch in der Phase der Realisierung.

Das Böxli: Klein, aber … Auf den ersten Blick wirkt das Böxli wie ein simpler Holzbau, den man sich am liebsten in den Garten stellen möchte. Auf den zweiten Blick aber, und vor allem, wenn man sich ein bisschen mit dem Gebäude beschäftigt, lässt sich erkennen, was dieser Gewinner eines

Redaktion und Produktion: Verein Extrablatt c/o IG Industriestrasse Industriestrasse 9, 6005 Luzern www.extrabla.ch Mail: info@extrabla.ch

Manches bekommt man nur geschenkt. Zum Beispiel Engagement und Interesse. Oder auch Einfallsreichtum, Entschlusskraft, Neugier. Oder die Frage, ob ein gutes Leben möglich ist – für sich UND für andere. Oder das extraBLA. Ja, auch das gibt es nur umsonst. Mal ehrlich – wer würde dafür schon etwas bezahlen? Es geht schliesslich um etwas Unbequemes: darum, nicht alles mit sich machen zu lassen. Um Spass auch, und um Verantwortung, Zukunft und Mitbestimmung. Und – ach, das wissen Sie ja alles selbst. Gerne würden wir noch einige Ausgaben für Sie machen. Für die Druckkosten brauchen wir solidarische Inserenten, denen wir Platz abgeben (aber nur soviel, wie unbedingt nötig). Sprechen Sie mit uns über Ihren fairen, friedlichen Beitrag (fast umsonst), der uns möglich macht, der Stadt Luzern ein extraBLA zu schenken. Reinreden dürfen Sie uns aber nicht, das versteht sich von selbst …

Die Artikel geben die Meinung der AutorInnen und nicht automatisch die individuellen Meinungen der Vereins- und Redaktionsmitglieder wieder. Das Extrabla versteht sich als Diskussionsmedium. © der Texte und Bilder bei den AutorInnen, FotografInnen und IllustratorInnen. Nachdruck nur mit ausdrücklicher Genehmigung. © Verein Extrablatt, Luzern 2014 Druck: Ropress Genossenschaft, Zürich (www.ropress.ch) Unterstützt von:

sowie SP und Die Grünen Luzern

Kick’n‘ Rush 2014 Siegerinnen und Sieger der Herzen: mit Verpflichtung! Geben wir es zu: Sportlich war der Auftritt der wie immer in der «Maglia rosa» antretenden «AZ Industopia» am Kult-Fussballturnier wenig furchterregend. Dennoch zählt das Team der vereinigten Industriestrasse zu den Gewinnerinnen.

Hat das Quartier nun eine Kollektivsauna? Nein, es ist das Böxli, 25 qm gross, nachhaltig gebaut und unabhängig von fremder Zufuhr von Strom und Wärme. Zur Zeit steht es für drei Monate in der Industriestrasse. Foto: Marlon Heinrich deutschen Open-Source-Architekturwettbewerbs kann. Und das ist viel: Das Böxli ist, einmal gebaut, weder von fremdem Strom abhängig noch von fremder Wärme. Mit seinem zirka 25 qm grossen Grundriss eignet es sich zum Wohnen, als Ausstellungsraum und als Treffpunkt. Es ist leicht mit anderen Böxli zu kombinieren, kann so zu ganzen Siedlungen wachsen und gibt allen, die sich dafür interessieren (sollten), zu denken: über Sinn und Unsinn von gängigen (und teuren!) Energiestandards oder beispielsweise über selbstbestimmtes Bauen sowie persönliche Platz- und Komfortansprüche beim Wohnen. Solche Denkanstösse sind auch einer der Gründe dafür, weshalb die GWI das Böxli Anfang August in die Industriestrasse gezügelt hat und dort für drei Monate stehen lässt. Um für (wichtige) Diskussionen eine gute Basis zu schaffen, plant die GWI im Böxli diverse Veranstaltungen. Genaueres darüber erfahren Sie auf der GWI-Webseite oder in der Tagespresse. Das Böxli kann man übrigens bis Oktober für weitere Anlässe mieten (Kontakt: GWI).

Zweite GWI-Generalversammlung Der Ort der Generalversammlung der GWI-Genossenschafterinnen und Genossenschafter hätte nicht schöner sein können: Sie fand im ehemaligen Rossstall an der Industriestrasse 9 statt, mit-

samt einem Umtrunk (mit einem genialvorzüglichen Apéro riche und reichlich Bier) unter freiem Himmel im Garten an der gleichen Adresse. Doch natürlich gehörten weder der wunderschöne Raum noch der erlebnisreiche Umtrunk zum Wichtigsten dieser GV. Dazu zählten zum Beispiel die Neuwahlen in den Vorstand. Einstimmig gewählt wurden Amelie Mayer, Claudia Zihlmann, Bruno Koch, Cla Büchi und Jonas Krummennacher. Die Neugewählten ersetzen Harry van der Meijs, Michael Greppi und Vera Blättler. Dazu gehörte auch der Jahresbericht des GWI-Präsidenten Pascal Hofer, in dem unter anderem erwähnt ist, dass die Anzahl der Genossenschaftsmitglieder seit der letzten GV von 44 auf 80 gewachsen ist, die GWI ihren Arbeitsplatz im Neubad bezogen hat und Machbarkeitsuntersuchungen zu einer Industriestrassen-Überbauung durchgeführt wurden, deren Ergebnisse in eine Broschüre an Luzerner Parlamentarier verteilt wurden. Und weiter gehörte ein wichtiger Bestandteil jeder GV dazu: Die Genehmigung der Jahres- und Erfolgsrechnung durch die Genossenschafterinnen und Genossenschaften und der Revisionsbericht, den Stefan Davi (Davix) verlas. Viel Arbeit für die GWI – nach aussen hin noch nicht immer sichtbar. Aber wichtig! Werden Sie jetzt Mitglied! Infos: www.genossenschaftindustriestrasse.ch

Mit einem Sieg, zwei Unentschieden und zwei Niederlagen blieben wir sozusagen neutral und gingen, zumindest auf dem Rasen, einen gutbürgerlichen Kompromiss ein. Die höchste Schlappe bezogen wir zudem gegen niemand Geringeren als den späteren Sieger des Turniers, den Real Miguel C.F. Und folgten so dem guten Beispiel der Schweizer Nati, welche sich ja darauf zu spezialisieren scheint, gegen spätere Finalisten auszuscheiden oder angehende Weltmeister zu besiegen (und trotzdem auszuscheiden). Die so genannt «dritte Halbzeit» war aber schon immer eine Stärke der AZ Industopia! Das heisst: Einige von uns hatten der Bartheke im Treibhaus schon diverse Besuche abgestattet, und so war die allgemeine Stimmung recht fröhlich.

AZ Industopia «Team des Jahres» Das im Lauf der Zeit zahlenmässig arg geschrumpfte Team sass gemütlich auf der Ersatzbank und beobachtete am Ende des Turniers nichts ahnend die Geschehnisse der vom Winde verwehten SiegerInnen-Ehrung.

Ähnlich überrascht wie Brasilien ob der deutschen Torflut am diesjährigen WM-Turnier reagierten wir dann auf die Ankündigung des neuerlichen Gewinns des grossen Kübels! Wir, die AZ Industopia, Team des Jahres – bereits zum zweiten Mal nach 2012! Wieso nur, fragten wir uns, was haben wir Besonderes geleistet? Wir waren ja nur ein bisschen rosa, ein bisschen laut, ein bisschen lustig, wie viele andere auch. Aber egal, zuerst feierten wir ausgelassen und sinnierten später darüber, ob diese Auszeichnung denn verdient sein möge.

Nicht ohne Verpflichtung Marco Liembd, Vorstandsmitglied des Kick’n’Rush, nahm uns in einem ruhigen Moment beiseite und erklärte: «Das ist ein Preis mit einer Verpflichtung. Wie am Kick’n’Rush-Turnier, gilt es für die IG-Industriestrasse weiter zu kämpfen, bis der Schiedsrichter die Partie abpfeift. Mit diesem Titel wollen wir euch sagen: Macht weiter so, lasst euch nicht zermürben und über den Tisch ziehen. Und verliert nicht die Energie, wenn eure Gegner euch das Leben schwer machen und überlegen sind.» Kompromisse also bitteschön nur auf dem Rasen, so haben wir das verstanden! Auf der Strasse und im wirklichen Leben sollen wir weiter hartnäckig und unnachgiebig sein! Aufmunternde Worte an unerwarteter Stelle, die IG fühlt sich geschmeichelt. Und sieht sich gestärkt in ihrem Tun. Orpheo C.

(Diesmal ohne) Häuser-Illustrationen: Tatjana Erpen. (Liebe Tatjana, machst Du uns noch ein paar?)

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