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Sommerfreuden

Was für ein wundervoller Tag! Die kleine Waldelfe Rubinia saß mit ihren Freunden Enja und Lorian auf einem Steg am Ufer des Elfenteichs. Die Sonne ließ das Wasser funkeln wie

tausend kleine Sterne. Alle drei Freunde hatten

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ein großes Eis in der Hand und ließen die Füße ins Wasser baumeln. Ganz in der Nähe am Ufer stand

eine alte Weide, deren Zweige sich sanft im Wasser wiegten. „Von mir aus könnte das ganze Jahr über Sommer sein“, sagte Rubinia zufrieden.

„Finde ich auch. Einfach, weil es dann immer das himmlische

Eis von Florentine gibt!“, stimmte Lorian ihr zu. Genüsslich schleckte

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er an einer Kugel Blaubeereis. Florentine war die Konditorin des Waldes. Sie verwöhnte alle Elfen und

Tiere mit ihren köstlichen Kuchen, Törtchen und anderen Leckereien.

„Der Wald braucht aber auch die anderen Jahreszeiten“, gab Enja zu bedenken.

Lorian seufzte. „Also gut, dann darf es eben irgendwann wieder kalt werden. Aber nicht zu schnell. Erst möchte ich noch alle Eissorten

probieren!“

„Ich bin mir sicher, dass du das schaffst!“, rief Rubinia und zwinkerte ihm zu. Ihre beiden Freunde

lachten. Es war kein Geheimnis, dass Lorian ein echtes Schleckermäulchen war.

Plötzlich schob sich eine große Wolke vor die Sonne und kühler Wind kam auf. Die drei Freunde

rückten näher zusammen. Enja fröstelte in ihrem leichten Kleid. „Ich hätte mir wohl besser eine Jacke mitnehmen sollen“, meinte sie.

Lorian sah nachdenklich

zu der Wolke hoch. „Wo kommt denn die auf

einmal her?“

Innerhalb weniger Minuten wurde es

ungemütlich. Die drei Freunde zogen ihre Füße aus dem Wasser, standen auf und liefen auf dem Steg zurück. Noch bevor sie das Ufer erreichten, war der Himmel dunkelgrau. Auch der Wind hatte zugenommen. „Wie schade“, sagte Rubinia. „Wir wollten doch baden!“

„Das können wir vergessen. Besser wir machen, dass wir nach Hause kommen“, meinte Lorian. Enja nickte. Bei starkem Wind konnten Äste und Zweige abbrechen und herunterfallen. Jedes Elfenkind

wusste, dass es bei Sturm nicht im Freien sein durfte.

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Sie waren kaum losgeflogen, da fing es an zu hageln. Eiskörner so groß wie Haselnüsse fielen vom Himmel. Sie landeten trommelnd

auf dem Waldboden. Die drei jungen Elfen waren zwar von den

Baumkronen gut geschützt, doch einige Körner fanden ihren Weg durch die Blätter und Äste.

„Oje, Hagel ist gar nicht gut für unsere Flügel. Gut, dass wir gleich da sind!“, rief Lorian.

An einer Kreuzung verabschiedeten sie sich und flogen jeder für sich weiter. Wenige Augenblicke später waren alle drei sicher in ihren Baumhäusern.

Florentine erwartete Rubinia schon. „Schnell, komm rein!“, rief sie und schloss die Tür hinter ihr. Seitdem ihre Eltern ums Leben gekommen waren, lebte Rubinia bei der Konditorin.

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„Zieh dir schnell was Warmes an, Herzchen“, empfahl sie der kleinen Elfe. Die gehorchte und zog sich einen dicken Pullover und Wollsocken über. Florentine reichte ihr eine Tasse dampfenden Hagebuttentee.

Draußen wütete der Sturm. Er zog und zerrte an allem, was nicht festgemacht war. Rubinia fröstelte

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und schlürfte dankbar ihren heißen Tee, während Florentine ein Feuer im Ofen entfachte. „Ein solcher Sturm mitten im Sommer … Seltsam ist das“, murmelte die Konditorin. An diesem Abend gingen beide früh zu Bett.