2 minute read

Wiedersehen im Nebelwald

Düsterer, feuchter Nebel umschloss Rubinia und den Troll wie das Maul eines Ungeheuers. Rubinia war froh, dass der Troll sie sicher auf seiner Schulter trug und sie nicht fliegen musste. So waren sie viel schneller. Je tiefer sie in den Nebelwald

hineinkamen, desto trüber wurde die Sicht.

Advertisement

Plötzlich hörten sie drei Stimmen. Rubinia

flüsterte dem Troll ins Ohr: „Lass uns hier im Gebüsch warten, bis sie vorbei sind.“ Der Troll gehorchte. Als die drei Nebelelfen näher kamen, erkannte sie die Stimmen von Furna, Nurur und Sirras. Den drei Nebelelfen-Kindern war sie schon

mal begegnet. Furna hatte auffallend helles gelocktes Haar, das man auch im Nebel gut sah. Erleichtert atmete Rubinia auf und rief leise ihre

Namen.

~43~

„Rubinia?“, kam es erstaunt zurück. „Was machst du denn hier?“ Die Stimme war die von Sirras.

Als der Troll mit Rubinia aus dem Gebüsch trat, wichen die Nebelelfen zurück.

„Keine Sorge, er tut euch nichts!“, rief Rubinia. Sie sprang auf den Waldboden und klärte die drei in knappen Worten über den Anlass ihres Besuchs auf. „Mir ist klar, dass wir hier eigentlich nicht

~44~

sein dürfen“, schloss sie ihren Bericht. „Aber die Lebewesen auf unserer Seite des Waldes sind in

großer Gefahr. Und so wie es aussieht, breitet sich das Eis auch bei euch aus!“

Die drei jungen Nebelelfen nickten und beratschlagten sich flüsternd. Nurur ergriff als Erster das Wort: „Du hast uns damals nicht verraten, also werden wir euch ebenfalls nicht verraten.“ Rubinia

lächelte dankbar.

„Auch bei uns sind schon schlimme Schäden entstanden“, sagte Furna. „Doch wir wissen nicht, was wir dagegen tun sollen.“ „Wir glauben, dass Torror dahintersteckt“, fügte Nurur hinzu.

Rubinia runzelte die Stirn. „Wer ist Torror?“ „Torror lebt sehr einsam in einer Höhle am äußersten Ende unseres Waldes“, erklärte ihr Sirras. „Er hat schon öfter Stürme und Gewitter aus dem Nichts gezaubert, wenn er wütend war. Nur waren sie bisher nie so schlimm wie dieser.“

~45~

„Könnt ihr diesem Torror nicht einfach sagen, dass er damit aufhören soll?“, fragte Rubinia.

Sirras schüttelte den Kopf. „Einige von uns haben es versucht. Doch er hat sie alle weggejagt und gedroht, dass er jeden verzaubert, der in seine Nähe kommt. Er will mit keinem von uns etwas zu

tun haben.“

Rubinia sank das Herz in die Hose. Das klang gar nicht gut. Tempa hatte also recht gehabt mit dem dunklen Zauber.

Der Feueropal an ihrem Gürtel leuchtete einmal

kurz auf. Sie schien auf dem

richtigen Weg zu sein. Ihr fielen Tempas Worte zu dem Stein ein. Wie war das mit dem

Mut? Sie schloss ihre Hand um den Opal und fühlte sich sofort wieder kraftvoller. Ihre Augen funkelten entschlossen. „Ich werde mit Torror sprechen. Wo finde ich ihn?“

~46~

Die drei Nebelelfen beschrieben ihr und dem

Troll eine Abkürzung zur Höhle. „Begleiten dürfen wir euch leider nicht“, sagte Sirras. „Das Gebiet liegt zu weit von unserem Zuhause entfernt.“

Dafür hatte Rubinia Verständnis. Der Troll

schnaubte plötzlich ungeduldig neben ihr auf. „Beeilung“, hieß das wohl.

Rubinia flog auf seine Schulter. „Wir müssen weiter! Danke euch“, rief sie den Freunden schnell zu. Dann verschluckte der dichte Nebel die drei.

~47~