Benjamin Müller unterstützt Geflüchtete bei Asyl Berner Oberland.
SEITE
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RAUCH & REUE
Ein Grillfest löste in Yeshim Pinar die Kehrtwende ihres Lebens aus.
SEITEN 12–13
RITSCHI REFLEKTIERT
Ex-Plüsch-Leadsänger Andreas Ritschard wird in der Mitte des Lebens nachdenklich.
SEITEN 26–27
SEITEN 24–25
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KARIN KELLER-SUTTER ÜBER DISKRETE KRÄFTE
BESTÄNDIG, BESCHEIDEN –UND UNENTBEHRLICH
LIEBE LESERINNEN UND LESER
In der heutigen Zeit wird Autonomie und Eigenständigkeit und damit auch starken Persönlichkeiten, welche die Aufmerksamkeit auf sich ziehen, ein hoher Stellenwert beigemessen. Gleichzeitig wird uns heute aber auch eine alte Weisheit vor Augen geführt: Erst durch die Beziehungen zu unseren Mitmenschen entwickeln wir uns wirklich. Dies stellt einen der grossen Widersprüche unserer Zeit dar. Nie zuvor wurde das Individuum derart in den Vordergrund gerückt – und nie zuvor war das Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Verbundenheit und Anerkennung so gross.
In diesem Zusammenhang ist es gut, an jene zu denken, die sich – oftmals fernab des Rampenlichts – für unsere Gesellschaft einsetzen. Allzu oft wird die Aufmerksamkeit jenen zuteil, die sich am stärksten behaupten und sich besonders lautstark äussern. Es sind jedoch andere, diskretere Kräfte, die unsere Gesellschaft zusammenhalten. Frauen und Männer, die etwas geben, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, und die nicht das Rampenlicht suchen. Sie tragen Sorge für
ihre Angehörigen. Sie reichen ihrer Nachbarin oder ihrem Nachbarn die Hand. Sie engagieren sich, um einen Verein aufrechtzuerhalten oder ihr Quartier zu beleben. Sie knüpfen Tag für Tag die Bande unseres Zusammenlebens. Es ist wichtig, ihre diskrete, beständige und bescheidene Rolle im Dienste einer solidarischeren Gesellschaft anzuerkennen.
Das Engagement dieser Frauen und Männer ist nicht unbedingt aufsehenerregend, aber es ist von zentraler Bedeutung. Denn gerade in diesen unauffälligen Gesten liegt die wahre Stärke einer Gesellschaft. Dankbar denke ich an all diese Personen, die Hoffnung durch ihr Handeln greifbar machen: Menschen, die nichts einfordern, aber alles verdienen.
KARIN KELLER-SUTTER Bundespräsidentin
IMPRESSUM
Impulse, die Leben verändern
HERAUSGEBER
Diese Zeitung wurde durch die Medienorganisation Livenet (Bern) gemeinsam mit der Schweizerischen Evangelischen Allianz SEA (Zürich) sowie verschiedenen Partnern realisiert. Mehr zum Projekt finden Sie unter: www.hope-schweiz.ch.
REDAKTION
Daniela Baumann (db.)
Florian Wüthrich (fw.)
Mirjam Fisch (mf.)
Manuela Herzog (mhe.)
Jaël Schultze (js.)
LAYOUT Andrina Mosimann
AUFLAGE 14'500
Nora Baumgartner (nb.)
Markus Richner-Mai (mrm.)
Maksym Tkach (mt.)
Markus Richner (mrm.)
Nora Baumgartner (nb.) 3'800
AUSGABE 2025/1
Markus Hänni (mhä.)
Markus Richner (mrm.)
BENJAMIN MÜLLER
BEGEGNUNG, BEZIEHUNG –BLITZEINSCHLAG
Als Fachverantwortlicher für die Integrationskultur von Asyl Berner Oberland ist es Benjamin Müller wichtig, Geflüchtete auf ihrem Weg in der Schweiz bestmöglich zu unterstützen. Vor rund einem Jahr war er von einer Sekunde auf die andere selbst auf Hilfe angewiesen. Mit der grossen Solidarität klarzukommen, forderte ihn heraus.
Kaum drei Monate war Benjamin Müller bei Asyl Berner Oberland tätig, da stieg die Zahl geflüchteter Menschen aus der Ukraine erneut an. Ohne Erfahrung in diesem Bereich verantwortete der Soziokulturelle Animator sogleich den Aufbau einer neuen Kollektivunterkunft. Unter Zeitdruck galt es, in einem ehemaligen Schulhaus Holzwände zum behelfsmässigen Abtrennen von Zimmern für je 20 Personen aufzustellen. Parallel trafen die ersten Bewohner ein. «Ein Ukrainer, der offenbar beobachtet hatte, wie ich mehr schlecht als recht am Werk war, kam auf mich zu, stellte sich als Schreiner vor und fragte, ob er helfen könne», blickt Benjamin Müller zurück. «Das war für mich eine schöne und lehrreiche Erfahrung, denn ich hatte selbst nicht daran gedacht, die Ankömmlinge zu beteiligen.» Er fügt an: «Diese Menschen haben Ressourcen und Potenzial – die Frage ist, ob wir sie aktivieren.»
Singen verbindet
Ein gutes Miteinander, Beziehung und Begegnung sind für Benjamin Müller im Umgang mit den geflüchteten Menschen zentral. Er wolle die Menschen annehmen, die in sein Leben gestellt sind, auch wenn sie vielleicht anders seien als erwartet.
Das gemeinsame Singen ukrainischer Lieder, als die Stimmung in der Kollektiv-
Name: Benjamin Müller
Alter: 44 Jahre
Wohnort: Uetendorf
Beruf: Soziokultureller
Animator
Familie: Verheiratet, 3 Kinder
unterkunft aufgeheizt war, sei ein solches «Miteinander-Erlebnis» gewesen. «Mit Worten kamen wir in jener Situation nicht mehr weiter, aber die verbindende Aktivität des Singens beeinflusste die Stimmung positiv.»
«Mit Worten kamen wir in jener Situation nicht mehr weiter, aber die verbindende Aktivität des Singens beein usste die Stimmung positiv.»
Das Gute im Schwierigen
Für den Umgang mit harten Schicksalen hat Müller zwei Strategien: Zum einen hält er sich vor Augen, dass die Geschichte seines Gegenübers nicht seine eigene ist. Seine Aufgabe sei primär, zuzuhören und manchmal Antworten zu geben. «Wenn ich selbst verzweifle, ist niemandem gedient.» So versucht er bestmöglich, das Gehörte nicht mit nach Hause zu nehmen. Zum anderen entlastet es ihn, schwierige Geschichten deponieren zu können. Da kommt ihm sein Glaube an Gott zugute, dem er im täglichen Gebet alles abgeben kann. Benjamin Müller erlebt: «Inmitten der schlimmen Geschichten finden sich immer auch Perlen – und sei es das Lächeln meines Gegenübers. Darauf will ich fokussieren. Wo Freude ist, wird auch die Integration leichter.»
«Wenn
ich selbst verzwei e, ist niemandem gedient.»
Sozialberatung und Beziehungsarbeit
Der dreifache Familienvater aus Uetendorf war lange in der Kirche tätig, zuletzt als Leiter des Sozialdienstes der reformierten Kirche in Thun – im gleichen Gebäude wie Asyl Berner Oberland. «Als der Krieg in der Ukraine ausbrach, waren hier die Gänge voller geflüchteter Menschen. Das liess mich nicht kalt.»
Als Verantwortlicher für die Integrationskultur in den sechs Kollektivunterkünften im Berner Oberland ist Benjamin Müller zuständig für den Integrationsprozess vor Ort, führt bei Konflikten Gespräche und unterstützt die Zentrumsleiter. Er betont: «Die Menschen stehen im Zentrum. Es geht darum, in die individuellen Lebenswelten
einzutreten und gemeinsam zu schauen, welche realistischen Perspektiven in der Schweiz bestehen. Wir wollen die Geflüchteten in ein selbstverantwortliches Leben führen, aber auch keine falschen Erwartungen wecken. Manchmal heisst es auch, Unveränderliches mit ihnen auszuhalten.»
Die aus Sicht der Asylsuchenden oft langen Verfahren und damit einhergehende Unsicherheit seien neben den Sprachkenntnissen eine der grössten Hürden für die Integration, stellt Müller fest. Das drücke mit der Zeit auf die Motivation. Umso bedeutungsvoller sind aus seiner Sicht Begegnungsmöglichkeiten, die oft vom Engagement von Freiwilligen leben. «Niemand will den ganzen Tag in einer Kollektivunterkunft verbringen.» Er nimmt in der Bevölkerung viel Unterstützung wahr, zugleich aber auch Verunsicherung. «Deshalb ist es wichtig, dass es Gefässe gibt, wo Menschen von hier und Geflüchtete einander begegnen. Wir sollen nicht über die Menschen sprechen, die zu uns kommen, sondern mit ihnen.»
«Wir sollen nicht über die Menschen sprechen, die zu uns kommen, sondern mit ihnen.»
Viel verloren und …
Wohl nicht im Geringsten hätte Benjamin Müller geglaubt, plötzlich am eigenen Leib zu spüren, wie es Menschen auf der Flucht ergeht. Es war im wahrsten Sinn des Wortes ein Blitz aus – vorübergehend nicht mehr
– heiterem Himmel, der den Müllers an einem Sommertag des letzten Jahres beinahe alles raubte. Innert Kürze stand das Haus in Flammen – und die Familie mit nicht mehr als dem Lebensnotwendigsten in einem Rucksack da. «Ich würde unsere Situation nicht mit jener geflüchteter Menschen vergleichen, denn bei uns ist vieles versichert und ersetzbar – und es gab zum Glück nur Materialschaden. Trotzdem fühlte es sich unmittelbar nach dem Brand so an, als hätten wir viel verloren.»
… viel bekommen
Nachdem seine Frau ihn bei der Arbeit angerufen und informiert hatte, steckte er auf der Heimfahrt im Stau fest. «Ich konnte nichts tun – ausser beten. Das half mir, machte mich ruhig und brachte mich auf den Gedanken, die Zeit zu nutzen, um alle nötigen Personen zu informieren.» Derweil reagierte seine Frau zuhause überaus
Der ausgebrannte Dachstock von innen und aussen.
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besonnen, führte die beiden 80-jährigen Frauen, die das Obergeschoss bewohnten, die Kinder und das wichtigste Hab und Gut aus dem Haus.
Auf den ersten Schock folgte die komplette Überforderung: «Ich hatte keine Ahnung, wie es weitergeht und was zu tun ist, hatte nichts im Griff. Zudem fiel es mir schwer, all die Unterstützung anzunehmen.» Und diese war überwältigend, erinnert sich Müller, der auch in der Notlage einen Blick
ZUR PERSON
Meer oder Berge?
Beides zu seiner Zeit
Käse oder Fleisch?
Beides auf einer schönen Holzplatte mit einem guten Bier
Altbekanntes oder Neues?
Neues
Glas eher halbvoll oder halbleer? Halbvoll ist für mich eine erstrebenswerte Perspektive
Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty?
Beides nicht – feiern im kleinen Kreis jedoch sehr gerne
für das Hoffnungsvolle hat: «Eine solche Solidarität, auch von weniger nahestehenden Menschen, habe ich noch nie erlebt. Dies hat mich sehr berührt.» So konnte die fünfköpfige Familie innert einer Woche im gleichen Dorf in ein anderes Haus ziehen. Und für Benjamin Müller besonders schön: Die Vermieter haben kulturell keinen Schweizer Hintergrund. Und so kam es, dass – ganz unschweizerisch – zunächst nicht die Formalitäten wie Mietvertrag und dergleichen im Vordergrund standen,
sondern die persönliche Begegnung, das Kennenlernen, die gemeinsame Zeit. «Und das dauerte …», sagt Müller lachend und mit grosser Wertschätzung.
«Wir stellten Gott unsere Fragen, sprachen aus, was uns ungerecht scheint.»
Die Frage nach dem Warum Seit einigen Monaten ist die Familie zurück in ihrem eigenen, wiederaufgebauten Haus. Bis es so weit war, führten die Eltern und ihre drei Kinder viele Gespräche und teilten ihre Fragen miteinander. Auch hätten sie versucht, den Kindern nichts vorzuspielen, sondern ihre eigene Ratlosigkeit offenzulegen. «Der Austausch untereinander und mit Gott ist für uns zentral. Auch ihm stellten wir unsere Fragen, sprachen aus, was uns ungerecht scheint.»
Nicht alles hat sich geklärt, dennoch habe das Ereignis ihren Glauben gestärkt. «Wenn plötzlich etwas weg ist, was man für sicher gehalten hat, schärft dies das Bewusstsein für das Unvergängliche. Ich erlebe Gott oft in der Begegnung mit anderen Menschen. Wenn Personen, die mir nicht nahestehen, in der Not einfach da sind, sehe ich darin auch Gott.» (db.)
Innert Sekunden brannte das Haus lichterloh.
«Inmitten der schlimmen Geschichten nden sich immer auch Perlen»: Benjamin Müller versucht stets auch das Ho nungsvolle im Blick zu haben.
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JONAS BAUMANN
Stadtrat · Thun
MELANIE BEUTLER
Grossrätin · Gwatt (Thun)
HERBERT GEISER
Gemeinderat · Heimberg
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«ICH JAMMERE NICHT MEHR»
Yeshim Pinar kam 1995 aus der Türkei in die Schweiz. Land und Leute sowie der christliche Glaube blieben der Mutter dreier Töchter lange Zeit fremd. Bis vor fünf Jahren in ihrem Quartier ein Grillfest stattfand … Die alevitische Kurdin erzählt von den Wundern und der grössten Wende in ihrem Leben.
«Aufgrund von politischen Unruhen in meiner Heimat kam ich vor 30 Jahren mit unserer ältesten Tochter in die Schweiz. Sie war damals acht Monate alt und mein Mann war vor mir eingereist. Ich sprach kein Deutsch und fand kaum Anschluss. Das war sehr schwer für mich und blieb lange Zeit herausfordernd. 2019 organisierten Christen in unserem Quartier ein Grillfest. Dabei wurde auch für kranke Menschen gebetet und jemand erzählte seine Lebensgeschichte. Die Worte berührten mich zutiefst – auf eine Weise, wie ich es nie zuvor erlebt hatte.
Gänsehaut und Tränen
Kurz bevor wir ferienhalber in die Türkei reisten, sprach ich mit dem Pastor dieser Gemeinde und erklärte ihm, dass ich Jesus näher kennenlernen wolle. In den Ferien schrieb dann eine Freundin meiner Tochter: ‹Gestern Abend haben wir in der Kleingruppe für deine Mutter gebetet.› Als ich das las, bekam ich Gänsehaut. Wie schon am Grillfest wurde ich von einer Kraft ergriffen und musste unaufhörlich weinen. Rückblickend weiss ich: Das war der Heilige Geist.
Der letzte Glimmstängel
Ich rauchte damals fast pausenlos und hatte starkes Asthma. Deshalb rief ich zu Jesus: ‹Die Christen haben für mich gebetet, und ich will dich kennenlernen. Ich weiss, dass du in diese Welt gekommen bist, und ich glaube, dass du für meine Sünden gestorben bist. Bitte zeig dich mir!› Ich teilte Jesus ehrlich mit, wie ich mich fühlte und versprach ihm: ‹Wenn ich wirklich aufhören
HIER GEHT'S ZUM VIDEO MIT YESHIM PINAR:
Name: Yeshim Pinar
Alter: 50 Jahre Wohnort: Thun
kann zu rauchen, weiss ich, dass du mir die Kraft dazu geschenkt hast – dann will ich dir mein Leben geben.› Als ich einige Tage später meine Zigarette anzündete, konnte ich sie nicht mehr rauchen; es widerte mich an. Da erkannte ich die Kraft von Jesus! Er wollte mir zeigen, dass er mir nahe ist. Im Beisein des Pastors, der kurz darauf mit mir betete, nahm ich Jesus in mein Herz auf.
«Als ich einige Tage später meine Zigarette anzündete, konnte ich sie nicht mehr rauchen.»
Die Rückenschmerzen los Damals war ich psychisch und körperlich sehr krank. Mich plagte ein schwerer Bandscheibenvorfall, der mich meinen Job kostete. Die Ärzte sprachen schon von
Rollstuhl, sollte ich eine OP ablehnen. Da betete eine Kollegin für mich und legte mir die Hand auf. Ich spürte, wie etwas meinen Körper verliess und ich gesund wurde. Jesus hatte mich geheilt und erneut ein Wunder an mir getan.
Grosser Herzenswunsch
So vieles in meinem Leben begann sich zum Guten zu wenden. Ich jammere nicht mehr. Ich bin heute ein dankbarer Mensch, auch wenn ich wenig Geld habe oder ein altes Auto fahre. Werde ich krank, dann wende ich mich zuerst an Jesus. Er ist der grösste Arzt. Meine Töchter spürten die Veränderung sofort. Sie sagten, ich sei viel ruhiger, zufriedener und fröhlicher. Die mittlere Tochter teilt meinen Glauben. Mein Herzenswunsch ist, dass meine ganze Familie Jesus kennenlernt. Was soll ich sagen … alle Kurden und Türken – nein, die ganze Welt soll Jesus begegnen und seine Liebe erfahren!» (mhe.)
YESHIM PINAR
Nino Luca
MARKUS UND URSULA BETTLER
ZWEI RUBINE FÜR SPIEZ UND REGION
Wer Ursula und Markus Bettler begegnet, stellt bald einmal zweierlei fest: Sie lieben Menschen – und sie lieben Jesus.
Als Leiter des Christlichen Lebenszentrums (CLZ) prägen die beiden den Ort und die Region seit über drei Jahrzehnten.
Das Christliche Lebenszentrum (CLZ) ist in Spiez kaum mehr wegzudenken. Über die letzten Jahre und Jahrzehnte hat die Ausstrahlung dieser Freikirche stetig zugenommen – weit über Spiez hinaus. In der Geschichte des CLZ strahlt und leuchtet ein Ehepaar besonders: Ursula und Markus Bettler.
«Wir wollten immer Spiezer sein» Mit einer Gruppe von Christen haben Ursula und Markus die Freikirche 1993 gestartet. Sie waren eine kleine Schar mit grossen Visionen. «Wir werden zu einer Megachurch mit 1000 Leuten!», erinnert sich Markus an eine seiner Aussagen aus der Anfangszeit. Er lacht und fügt hinzu: «Damals habe ich selbst nicht so richtig daran geglaubt.» Nichtsdestotrotz begann sich die Gemeinde zu entwickeln ... zählt heute tatsächlich über 1000 Mitglieder!
«Du bisch wertvoll!»
Viel mehr als Besucherzahlen treibt Bettlers seit jeher die Liebe zu den Menschen in Spiez an. Von Beginn an war es dem Ehepaar wichtig, Teil des Ortes zu sein. Die beiden mischten sich unters Volk, waren am Spiez-Märit, Läset-Umzug und anderen Anlässen dabei. Das ist bis heute so. «Wir wollten immer Spiezer sein», betont Ursula. Gute Beziehungen seien ihr sehr wichtig; im Dorf, in der Nachbarschaft und auch in der Gemeinde. «In unserer Kirche zu sehen, wie Gott Fami-
Alter: 63 und 64 Jahre Wohnort: Spiez zVg.
Name: Markus und Ursula Bettler
lien wiederherstellt und starke Beziehungen schenkt, motiviert mich sehr.»
Alle sind willkommen
Heute wird das CLZ wahrgenommen. Über die Möglichkeit, die Gottesdienste via Livestream mitzuverfolgen, wagen etliche Menschen aus Spiez und Region auch den Schritt vor Ort. Bettlers freuen sich über die wöchentlichen Besucherinnen und Besucher, die in einen Gottesdienst schnuppern und betonen: «Unsere Veranstaltung ist öffentlich. Jeder kann kommen und gehen, wie es ihm beliebt.»
Beim Berichten über die lebendigen CLZGottesdienste gerät Markus ins Schwärmen. Letztlich gehe es aber nicht um den Anlass, sondern immer um die Menschen. «Gott selbst ist von uns Menschen begeistert, lässt dich und mich wissen: ‹Du bist wertvoll!› Deshalb sagen wir dies den Menschen weiter.» Um diese Botschaft unter die Leute zu bringen, liess das CLZ T-Shirts und Verteilkarten mit entsprechender Aufschrift bedrucken: «Du bisch wertvoll!» Ursula erzählt begeistert, wie viele Leute zu strahlen beginnen, wenn ihnen diese Worte persönlich zugesprochen werden.
Fokus auf die Familie
«Ich liebe Jesus von ganzem Herzen», bekräftigt Markus. «Deshalb nehme ich mir auch Zeit für Ski- oder Klettertouren. Da kann ich viel mit Jesus reden.» Diese Zeiten, sagt er, würden ihm den nötigen Schub verleihen, um seine Arbeit fortzuführen. Im Hinblick auf die wachsende Zahl von Pfarrpersonen, die ausbrennen, scheint dies elementar. Ohne treue und kompetente
Leitungspersonen an seiner Seite wäre der Erfolg des CLZ nicht möglich gewesen, weiss Markus und erklärt: «Ein Pfarrer kann nicht viel erreichen, wenn er nicht von guten Leuten umgeben ist.»
«Ein Pfarrer kann nicht viel erreichen, wenn er nicht von guten Leuten umgeben ist.»
Dass dieser Kreis unterdessen auch mit seinen eigenen Kindern besetzt ist, erfüllt Markus mit Freude und Dankbarkeit. Er wird persönlich und bekennt: «Mit 30 Jahren erlitt ich ein Burnout und lag auf der Intensivstation.» Damals habe ihn folgende Frage von Gott tief getroffen: «Denkst du noch daran, dass du zu Hause eine Familie hast?» Der junge Familienvater erkannte, wie sehr Ursula darunter litt, dass er sie und die vier Kinder vernachlässigte. «Das tat mir von Herzen leid und ich begann mein Leben umzukrempeln.» Eheabende wurden in die Agenda eingetragen, und an Mittwoch- und Freitagnachmittagen unternahm Markus etwas mit seinen Kindern. «Wir erlebten die wildesten Abenteuer zusammen!» Dass er seine Kinder heute als beste Freunde bezeichnen kann und sich diese leidenschaftlich in der Kirche engagieren, sieht Markus als «grosses Geschenk von Gott». In diesem Jahr feiern Ursula und Markus Bettler Rubinhochzeit. Auch nach 40 Ehejahren erfreuen sie sich aneinander – und inzwischen auch an ihren elf Grosskindern.
Gute Früchte und starkes Fundament Ursula wuchs als Bauerntochter auf, viel zu arbeiten, war für sie normal. Diese Prägung und ihre gute Gesundheit halfen ihr, arbeitsintensive Jahre zu meistern. Es gab in der Tat viel zu tragen – bis an die Grenzen der Kräfte. Trotzdem erkennt die tüchtige Frau: «Wenn ich zurückblicke, kann ich sagen: Es hat sich gelohnt! Zu sehen, wie Menschen durch Jesus verändert werden und ein neues Leben führen, lässt alle Mühen vergessen.» Auch Makus sieht das so und beschreibt die Früchte ihrer gemeinsamen Arbeit als Bereicherung, als «Boost» für sein Leben. Angesichts der heutigen Krisen in der Welt kommt bei vielen Menschen Hoffnungslosigkeit auf. Solche Gefühle kennt auch Ursula, doch sie seien meist flüchtig. Schnell würde sie sich jeweils daran erinnert fühlen, dass Jesus immer da ist und sie durchtragen wird. «Das habe ich im Laufe der Jahrzehnte immer wieder erlebt und bin überzeugt, dass sich daran nie etwas ändern wird.» Dies sind das Vertrauen und das starke Fundament, auf dem Ursula und Markus seit jeher ihr Leben und ihre Kirche bauen. (mrm.)
«Wenn
ich zurückblicke, kann ich sagen: Es hat
sich gelohnt!»
SO SCHMECKT HOFFNUNG
Zweite Staffel online
Die zweite Staffel der im Frühjahr gestarteten Talk- und Kochshow «Was das Leben auftischt» von Hope Schweiz ist nahrhaft. Während die Gerichte vorzüglich munden, sind die Geschichten der Gäste eher schwere Kost. Ein Aroma dominiert in allen drei Gängen: die Hoffnung!
Gedreht, gespiesen und getalkt wird jeweils in den Ausstellungsräumen der Baumann + Eggimann AG in Lyssach (direkt an der A1). Initiant und Hope-Chefredaktor Florian Wüthrich formuliert das Ziel: «Wir wollen bei einem feinen Essen in entspannter Atmosphäre grosse Fragen des Lebens diskutieren.» Pro Jahr werden vier Staffeln mit jeweils vier Folgen produziert, bestehend aus einer Einführung und drei Menü-Gängen. Nach Gourmet-Profi André Heiniger präsentiert der junge KalchofenChefkoch Luca Käser kunstvolle Kreationen. Zuvor erzählt er, wie er von den Drogen freikam. Folge zwei widmet sich dem pensionierten Drogisten und Heilpraktiker Hanspeter Horsch, der von seiner heftigen Herz-OP berichtet. Die Mutter und Kommunikationsfachfrau Tabea Germann hatte den Unfalltod ihres Freunds und eine Magersucht zu bewältigen. Ein Wunder auf zwei Beinen ist der letzte Gast: Sascha Feuz. Was der Beachsoccer-Pionier und Papa von seiner Krebserkrankung berichtet, geht unter die Haut. Aber sehen Sie selbst – und seien Sie gespannt, welche Lebensgeschichten wir Ihnen demnächst «auftischen». (mhe.)
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«DAS HIER UND HEUTE IST GOLD WERT!»
Mitte September erschien das sechste Studioalbum «Lieblingslieder» von Ritschi. In einem persönlichen Interview sprach der Solokünstler und einstige Plüsch-Frontman über seine Gefühle, sozialen Engagements und was man von Kindern lernen kann.
«Ich glaube an Energie und an das, was mir ein Gewissen macht», sagt Ritschi, der mit vollem Namen Andreas Ritschard heisst. Der Mundartsänger wuchs in einem christlichen Umfeld auf, besuchte die Jungschar und Sonntagsschule. Seine Eltern gehörten der Evangelisch-methodistischen Kirche EMK Interlaken an. Er hat den Eindruck, dass jene Zeit sein Verhalten bis heute prägt. «Es ist wichtig, sich den Mitmenschen gegenüber respektvoll zu verhalten. Auch bin ich überzeugt, dass Dinge geschehen, die wir nicht erklären können, und habe dies selbst schon erlebt.»
Der 46-jährige Sänger erinnert sich an seine Lehrabschlussreise ins Ausland: «Wir hatten gerade die Grenze überquert, als ich meine Freunde fragte: ‹Wenn wir jetzt nie mehr nach Hause kämen, was würdet ihr am meisten vermissen?›» Sofort folgten die Begriffe Wälder, Seen, Schokolade, Berge und Wein. Daraus entstand 2002 der Hit «Heimweh». Ritschi bekräftigt: «Das hat mein Leben komplett verändert.»
Getriggert durch soziale Medien Die Vergleiche mit Plüsch hat er nicht so gerne. «Wenn jemand behauptet, dass ich mit meiner Solokarriere weniger erfolgreich sei, gibt mir das einen Stich ins Herz», bekennt der Interlakner. Das zeigt seine Feinfühligkeit, dennoch ist ihm
Alter: 46 Jahre
Familie: Verheiratet, 2 Kinder
Wohnort: Unterseen
Name: Andreas Ritschard
bewusst, dass er nur sich selbst etwas beweisen muss: «Die Probleme am Montagmorgen machst du mit dir aus, da schenkt dir niemand ein ‹Gefällt mir›.»
«Die Probleme am Montagmorgen machst du mit dir aus, da schenkt dir niemand ein ‹Gefällt mir›.»
Mitte September hat Ritschi sein sechstes Studioalbum «Lieblingslieder» herausgebracht. «Achterbahn» ist einer der neuen Songs. Inspiriert wurde dieser durch die sozialen Medien. «Sie triggern mich sehr. Dann passiert etwas in mir, das mir nicht gefällt: Ich werde neidisch und vergleiche mich», sagt der Sänger. In diesem Lied verarbeitet er solche Gedanken. Ein Tipp, den er gerne weitergibt: am Morgen die eigenen Fotos anschauen, statt durch das Leben von anderen zu scrollen. «So kannst du dich über deine Erfolge und Entwicklungen freuen.»
«Chill mal, Alte!»
Ein weiteres Lied auf dem Album: «Die letschte Mal». Es dreht sich wortwörtlich um die letzten Male, die man immer wieder verpasst. Ritschi geht es darum, mehr im Moment zu leben. «Ich habe viel zu wenig geschätzt, was ich in gewissen Momenten erleben durfte. Das Hier und Heute ist Gold wert», philosophiert der zweifache Familienvater. Im Umgang mit seinen Kindern sei er achtsamer.
Was man von Kindern lernen kann? «Chill mal, Alte!», kommt es wie aus der Pistole geschossen. Diese Aussage liess er sich auf ein T-Shirt drucken. Sie stammt von seinem 13-jährigen Sohn. An einem kalten Montagmorgen habe Ritschi ihn im Stress angewiesen, eine Jacke anzuziehen. «Als er dann gegangen war, habe ich mich gefragt: Ja, was ist eigentlich los mit mir?» Eine weitere solche Situation ereignete sich beim Mittagessen mit der Tochter, als er sie zurechtwies und darum bat, gerade zu sitzen. Die junge Dame kommentierte knapp: «Chum mal obe abe!» Erst im zweiten Moment konnte der Vater diese Aussage akzeptieren und dachte darüber nach, dass er besser die gemeinsame Mahlzeit mit ihr genossen hätte. «Die Kinder können einem manchmal schon den Wind aus den Segeln nehmen mit ‹Chill mal, Alte!›»
Engagiert in sozialen Projekten Apropos Kinder: Der Sänger engagiert sich für diverse Projekte – eines davon
ist «Hörschatz». Der Verein ermöglicht sterbenskranken Müttern und Vätern mit minderjährigen Kindern in der Schweiz professionelle Audiobiografien. Das können schöne und unschöne Erinnerungen sein. Eine Geschichte erzählt Ritschi gleich selbst. Er hat sie hautnah mit einer jungen Mutter erlebt, die an Brustkrebs erkrankt war. Sie sei ein grosser Plüsch-Fan gewesen. 2024 war Ritschi mit seiner ehemaligen Band auf Nostalgie-Tour gewesen – die letzten gemeinsamen Auftritte…
«Kolleginnen der Frau schrieben mir, ob ich ihr den Song ‹Häbs guet› widmen könne. Ich lehnte dies ab, da sie viel mehr verdiente als eine Widmung an einem Konzert.» Die Mutter besuchte schliesslich mit ihrer Familie eine Bandprobe, wo sie das Lied gemeinsam sangen. «An ein Konzert konnte sie leider nicht mehr kommen, da sie während der Tour starb», erzählt Ritschi nachdenklich. Derartiges stimme ihn demütig. Er hält fest: «Solche Engagements helfen mir auch, mich selbst weiterzuentwickeln.»
«Erfolg ist für mich dieser Moment, wenn ich an einem Konzert einen Song spiele, den niemand kennt – und den Leuten Tränen übers Gesicht laufen.»
Wenn Tränen übers Gesicht laufen
Dass Ritschi sehr bodenständig ist, davon zeugen auch folgende Worte: «Du brauchst nicht die Masse, um glücklich zu sein. Viel wichtiger ist die Erkenntnis, dass das, was du gerade machst, etwas Einmaliges ist.» Er habe auch schon vor 10’000 Leuten gespielt, aber für ihn bedeute Erfolg etwas anderes: «Erfolg ist für mich dieser Moment, wenn ich an einem Konzert einen Song spiele, den niemand kennt – und den Leuten Tränen übers Gesicht laufen.»
Viele sähen in ihm den locker-flockigen, fröhlichen Typen. Er selbst würde sich nicht so beschreiben, korrigiert Ritschi: «Ich bin selbstreflektiert, hypersensibel und harmoniebedürftig. Diese Eigenschaften habe ich als Stärke anerkannt.» Betrete beispielsweise jemand einen Raum, spüre er eine Energie – so auch bei den Bandproben für die laufende Tournee. Was noch auf seiner Bucketlist stehe, wollen wir zum Schluss wissen … «Glücklich und ein guter Vater sein und damit die Leute anstecken!» (fw./nb.)
Tabea Hüberli
22.11.2025
Herzogenbuchsee, KreuzKeller (ausverkauft)
05.12.2025
Wetzikon, Scala
06.12.2025
Aarau, AHA
31.01.2026
Ebnat-Kappel, Dömli
06.02.2026
Rubigen, Mühle Hunziken
07.02.2026
Hasliberg, Hotel Wetterhorn
Tabea Hüberli
WEBSITE VON RITSCHI: WWW.RITSCHI.CH
LAURA DI CRISTOFARO
HILFESCHREI HINTER
DER FASSADE
Der Liebestank von Laura Di Cristofaro war leer. Ein Manko, das sich auf die Kindheit und Jugend auswirkte. Sie geriet in toxische Beziehungen, erlebte emotionalen, körperlichen und sexuellen Missbrauch und rutschte ab in eine dunkle Welt. Es kam der Punkt, an dem sie ihr Leben beenden wollte. Was hielt sie davon ab und was gibt ihr heute Hoffnung?
Das Elternhaus von Laura Di Cristofaro war von Spannungen geprägt. Streit war an der Tagesordnung. Manchmal eskalierten die Situationen so sehr, dass Laura sich als kleines Mädchen überfordert fühlte. Zutiefst sehnte sie sich nach Liebe und Anerkennung von ihren Eltern. Doch diese waren innerlich mit eigenen Belastungen beschäftigt und konnten ihr dies nicht in der Form geben, die sie gebraucht hätte.
Diese Kindheitserfahrung war so prägend, dass Laura jegliche Stabilität im Leben fehlte. Als Jugendliche flüchtete sie sich in Beziehungen: Innerhalb von sechs Jahren führte sie zehn verschiedene. Darin fand sie kurzfristig Sicherheit und Wertschätzung, wobei sie rasch von ihren Partnern abhängig wurde. Laura kannte keine gesunden Beziehungen, deshalb waren jene, in die sie sich reinstürzte, geprägt von toxischem Verhalten und Manipulation. Eine dieser Beziehungen führte sie sogar an den Tiefpunkt ihrer Geschichte – Laura erlebte Missbrauch in allen Bereichen: sexuell, seelisch und körperlich. Die junge Frau begann in Abhängigkeit von diesem Partner satanistische Praktiken auszuführen, was so weit führte, dass sie in der Nacht von Dämonen verfolgt wurde und am nächsten Morgen mit sichtbaren Spuren am Körper aufwachte.
Das Gefühl der Wertlosigkeit, das vorher schon da war, wurde immer stärker, neu
Name: Laura Di Cristofaro
Alter: 25 Jahre Wohnort: Langnau i. E.
begleitet von Suizidgedanken. Sie begann sich zu ritzen. «So etwas wollte ich nie machen, es war ein stummer Hilfeschrei.»
Doch Hilfe war nirgends zu finden. Ohne jegliche Hoffnung entschied sie sich, ihrem Leben ein Ende zu setzen.
«So etwas wollte ich nie machen, es war ein stummer Hilfeschrei.»
Die Rettung im Augenblick
Doch dann kam Hilfe von einer Seite, die Laura nicht auf dem Schirm hatte. Denn –es mag seltsam klingen – ein Werbeplakat für einen Anlass über den christlichen Glauben war es, das ihr das Leben rettete. Laura spürte, dass sie an diesem Anlass teilnehmen sollte. Es war, als würde sie geleitet. Als am Ende des Abends ein Aufruf ertönte, den christlichen Gott näher kennenzulernen, folgte sie dieser Einladung. Laura wurde mit der Kernbotschaft des Evangeliums vertraut gemacht und kam mit einer Kirche in Baden-Wettingen in Kontakt. Nach einigen Besuchen wurde ihr schnell klar: Hier sind die Menschen anders, hier fühlt sie sich nicht mehr ausgeliefert.
Der Glaube begann in ihrem Kopf, Laura sah die Kirche und Jesus als sichere Blase an und wurde nach aussen hin zur Musterchristin. Sie besuchte regelmässig den Sonntagsgottesdienst und fing an, sich in der Kirche zu engagieren. Trotz allem hing sie noch mit einem Bein in der dunklen Welt, weil sie nicht glauben konnte, dass Jesus ihr Leben ausserhalb der Kirche verändern kann. Aus eigener Kraft versuchte sie, all den Zerbruch zu unterdrücken und die Scherben ihres Lebens zusammenzuhalten. Dies klappte aber nicht, so dass sie sich gezwungen sah, ihre dunkle Seite und die Hoffnungslosigkeit hinter einer Fassade zu verbergen.
«Ich war so kaputt, dass ich Gott um Hilfe ange eht habe.»
Dies ging sechs Jahre so – ohne dass in ihrem Herzen und ihrem Leben eine Veränderung stattgefunden hätte. Mit der Zeit fiel es Laura immer schwerer, diese Fassade in der Kirche aufrechtzuerhalten. «Ich war so kaputt, dass ich Gott um Hilfe angefleht habe», erzählt Laura. Die Realität ausserhalb des Sonntags kam zunehmend ans Licht und auch ihre Gefühle sprudelten aus ihr heraus: «Ich wollte nicht, dass meine
Fassade einstürzt, denn ich habe mich dafür geschämt.» Jeder Lebensbereich wurde so herausfordernd, dass sie schliesslich wieder am gleichen Punkt stand wie vor dem Anlass. Schwäche als erster Schritt der Heilung Zweifel und Enttäuschung machten sich breit – Zweifel daran, ob Gott sie überhaupt liebt, und Enttäuschung darüber, dass sie keine Veränderung in ihrem Leben erfuhr. An einem Mitarbeiter-Weekend ihrer Kirche geschah etwas, das alles veränderte. Jesus berührte Lauras Herz und forderte sie auf, ihm JEDEN Lebensbereich abzugeben. Sie entschied sich so, ihr ganzes Leben, auch die zerbrochenen Teile, Gott hinzugeben. Mit diesem ersten Schritt hin zu Gott begann ein Prozess der Heilung.
Die Zeit danach war herausfordernd, denn Laura hatte ihr Leben nicht mehr selbst in der Hand. Sie fiel in eine Erschöpfungsdepression, war nicht einmal mehr in der Lage aufzustehen. Gott liess sie erkennen, dass sie die Kraft bei ihm und nicht in sich selbst suchen sollte. Mit der Zeit ging es bergauf und er begann, sie wiederherzustellen. Laura erlebte Heilung an Körper und Seele. Es verschwanden auch jegliche Flashbacks der Missbräuche. Leidenschaften aus der Kindheit, die sie mit der Zeit verloren hatte, wie das Tanzen, kehrten wieder zurück. Ihre Identität suchte sie nicht länger in Männern oder in Leistung, sondern in Jesus Christus.
Befreit, um zu heilen und befreien Lauras Wiederherstellung war auch für ihr Umfeld sichtbar: Ihre Freunde bemerkten, dass sie eine neue Freiheit erlebte. Diese Hoffnung, die sie in Gott fand, trägt sie nun weiter, sodass Gottes Wirken in ihrem Leben auch für andere zum Segen werden kann. «Seit ich Gott in mein ganzes Leben eingeladen habe, ist jeder Tag ein Geschenk und es geschehen gewaltige Dinge», erzählt Laura begeistert. So erlebt sie immer wieder, wie Gott sie gebraucht, damit Menschen wahre Liebe, Hingabe, Wiederherstellung
und Freiheit heraus aus Religiosität erfahren. Gott hat Laura die tiefe Gewissheit geschenkt, dass er für sie ist, sie liebt und ihm nichts unmöglich ist. Dadurch hat sie trotz Herausforderungen eine unerklärliche Zuversicht in Jesus, die über ihre Umstände hinausgeht. «Ich bin überzeugt, dass für Jesus niemand zu kaputt oder hoffnungslos ist», sagt Laura.
«Ich bin überzeugt, dass für Jesus niemand zu kaputt oder ho nungslos ist.»
Sie wünscht sich, dass jeder Mensch von Gottes Liebe berührt wird und an Körper, Seele und Geist gesund werden darf –vielleicht so unerwartet, wie es ihr selbst widerfahren ist. (js.)
ZUR PERSON
Meer oder Berge? Meer
Käse oder Fleisch? Käse
Altbekanntes oder Neues? Neues
Glas eher halbvoll oder halbleer? Halbvoll
Heimlich altern oder riesige Geburtstagsparty? Riesige Geburtstagsparty
LAURA AUF INSTAGRAM
Fühlt sich Ihr Leben manchmal auch an wie ein Versuch, Scherben zusammenzuhalten? Haben Sie eine Frage an Laura oder möchten Sie mehr über die Hoffnung erfahren, die Lauras Leben verändert hat?
KONTAKT VIA INSTAGRAM: _laurita_dc_
Ihr Familienbetrieb für sämtliche Maler-, Gipser-, und Tapezierarbeiten
Tobias Weber aus Burgdorf verlor als 13-Jähriger seinen älteren Bruder durch einen tragischen Unfall. Seither hat sich seine Perspektive zum Tod und dem Leben danach verändert. Die Trauer war ein langer Prozess, aber «sie führte zum Guten», sagt der Jugendpastor.
Während eines Sommereinsatzes 2008 wurde sein Bruder 15-jährig abrupt aus dem Leben gerissen, der genaue Unfallhergang zwei Jahre lang vertuscht. Als der betreffende Bauarbeiter seinen Fehler eingestand, stieg ein grosser Hass in Tobias auf, waren er und sein zwei Jahre älterer Bruder sich doch sehr nahegestanden. Der Schmerz, sich nicht verabschiedet zu haben, sass tief. Zusammen mit seinen Eltern erkannte er: «Wir müssen ihm vergeben. Der Entscheid liegt bei uns, ob wir bitter oder barmherzig weiterleben wollen.» Es gelang dem Teenager mehr schlecht als recht. Wie war der Tod seines Bruders mit einem liebenden Gott zusammenzubringen? Anfangs sei er sehr wütend gewesen, «aber dann kam Gott mir so nah wie nie zuvor …»
Im Himmel zu Besuch
Tobias war damals 18 Jahre alt und erinnert sich: «In einem sehr realen Traum habe ich meinem Bruder nochmals getroffen. Es herrschte eine himmlische Atmosphäre und wir redeten miteinander. Er sagte, es gehe ihm gut und er geniesse es an diesem Ort. Ich solle mich entspannen, wir würden uns ja wiedersehen …» Diese überirdische Begegnung markierte für Tobias das Ende seiner Trauer- und Verarbeitungsphase.
Fundamental verändert
«Ich wusste nun zweifellos: Mein Bruder ist bei Jesus», unterstreicht Tobias. «Auch ich werde einmal bei ihm sein, wenn ich mit Jesus unterwegs bleibe.» Das Geschehen habe sein Leben fundamental verändert ... –
Name: Tobias Weber
Alter: 30 Jahre
Wohnort: Burgdorf
Beruf: Pastor
«zum Guten!», findet Tobias. «Ich hatte mich schon als Teenager gefragt, wozu ich lebe, welchen Sinn es macht, auf der Erde zu sein …» In dieser Welt habe man nichts in der Hand, deshalb entschied er damals: «Gott ist meine Versicherung, mit ihm habe ich eine Perspektive, er hat etwas vor mit meinem Leben.»
«Ich hatte mich schon als Teenager ge agt, wozu ich lebe, welchen Sinn es macht, auf der Erde zu sein …»
Vergeben ist ein Prozess
Mittels Brief vergab Tobias dem Unfallverursacher etwa zehn Jahre danach und bekennt: «Dem ging ein langer Prozess voraus. Man muss der Trauer Zeit und Raum geben, anders funktioniert es nicht.» Er habe Gott sein Herz ausgeschüttet, immer wieder seine Nähe gesucht und ihn auf völlig neue Weise erlebt. Überdies empfiehlt Tobias, professionelle Hilfe in Anspruch
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zu nehmen. «Man kann diese Emotionen nicht einfach ‹wegbeten›, man muss sie durcharbeiten!»
Perspektive für die Ewigkeit «Der Himmel ist Realität!», bekräftigt der Jugendpastor. «Ich war im Traum an diesem Ort – das kann mir niemand absprechen. Und das hat meine Perspektive völlig verändert.» Tobias betont: «Wie wir auf der Erde leben – mit oder ohne Gott – hat Konsequenzen. Sei dankbar für dein Leben. Du weisst nie, wie lange du noch hier bist! Und vergiss nicht: Es gibt einen Gott, der dich bedingungslos liebt.» (mf.)
Seit der Erschaffung der Welt sind seine Werke ein sichtbarer Hinweis auf ihn, den unsichtbaren Gott. Die Bibel, Römer 1,20a
IM UNGEWISSEN NICHT HALTLOS
Niklaus Rieben aus Lenk war Unternehmer, er verkaufte Holzschnitzelheizungen.
Heute ist er beim Käufer seines Geschäfts angestellt –wie lange noch, ist offen. Der Bedarf sinkt. Zusätzlich musste er sich kürzlich einer KrebsOP unterziehen.
«Heute würde man mir wohl ADHS attestieren», gesteht Niklaus Rieben lächelnd. In der Schule war er kaum eine halbe Stunde fähig, sich zu konzentrieren, dann wurde er unruhig und konnte auch schon mal heftig zuschlagen. Oft war er der Sündenbock, wenn etwas schieflief, und bekam den Eindruck vermittelt, nicht zu genügen. Später fand Niklaus beim Wandern und Skifahren ein Ventil für seine Energie. «In den Bergen genoss ich am meisten, dass mich niemand kritisierte und ich einfach tun konnte, was ich wollte.»
«In den Bergen genoss ich am meisten, dass mich niemand kritisierte und ich einfach tun konnte, was ich wollte.»
Erkenntnis und Bewahrung
Niklaus wuchs mit sieben Geschwistern in einer christlichen Familie auf und besuchte regelmässig die Gottesdienste. In der Folge einer Veranstaltung begriff er, was es mit dem Gottessohn auf sich hat, und entschied sich nach seiner Schreinerausbildung bewusst, Jesus Christus nachzufolgen. Ein Mentor führte ihn in die Weisheit der Bibel ein und leitete ihn in seiner Beziehung mit Jesus an. Niklaus erkannte immer mehr: «Gott liebt mich genau so, wie ich bin.»
In diesem Sinn ging er später auch auf seine Mitarbeitenden zu und setzte sie ihren Gaben entsprechend ein.
Name: Niklaus Rieben
Alter: 55 Jahre
Wohnort: Lenk
ZUR PERSON
Schönster Platz in Lenk: einer mit Aussicht auf den Wildstrubel oder einen anderen Berg rund um Lenk
Beschäftigung am Sonntag bei Regen: Ruhe geniessen und in den Gottesdienst gehen
Buch auf dem Nachttisch: «Die 5 Sprachen der Liebe» – in Zusammenhang mit dem Thema Motivation
18-jährig erlitt er einen schweren Skiunfall, renkte sich dabei die Hüfte aus: «Ich war zwar körperlich in bester Verfassung, lebte jedoch wochenlang mit der Ungewissheit, ob ich je wieder würde laufen können …»
Eine zweite, äusserst kritische Situation in den Bergen verstärkte seinen Eindruck: «Gott hat noch etwas vor mit mir, sonst wäre ich gestorben.»
«Gott hat noch etwas vor mit mir, sonst wäre ich gestorben.»
Familie und Verantwortung
In der Jugendgruppe seiner Kirche, dem Evangelischen Gemeinschaftswerk EGW, lernte Niklaus Maja kennen und lieben. Seit 38 Jahren sind die beiden verheiratet und haben fünf Kinder. Vier Schwiegerkinder, eine langjährige Freundin des jüngsten Sohns und acht Enkel gehören heute zur Familie. Der Vater von Niklaus, Karl Rieben, war LKW-Unternehmer. Um die Nutzung von Schweizer Holz zu fördern, kaufte er Ende der 90er-Jahre eine Holzschnitzelheizung: «erneuerbare Energie, die vor unserer Haustür wächst», fügt Niklaus an. Damals bildete er sich im Bereich Unternehmensführung weiter und erkannte das Potenzial der Idee seines Vaters. Er stieg Teilzeit bei ihm ins Geschäft ein und verkaufte Schnitzelkessel.
«Mein Vater hielt uns nanziell sehr knapp, weil er fand, damit müsse man als Unternehmer auch leben können.»
Mit der Zeit übernahm er immer mehr Verantwortung, kündigte seine Arbeitsstelle und liess sich von seinem Vater anstellen. Sein Vater habe es nie ausgesprochen, aber Niklaus spürte, dass er in ihm seinen Nachfolger sah. Er fügt an: «Mein Vater hielt uns finanziell sehr knapp, weil er fand, damit müsse man als Unternehmer auch leben können.» Für das Ehepaar war das nicht immer einfach – es musste den Kindern so manchen Wunsch ausschlagen. «Aber wir wurden auch immer wieder beschenkt», erinnert sich Maja. «Manchmal stand einfach eine Tasche voller Lebensmittel vor der Tür.» Sie waren beide überzeugt, dass Gott die neue berufliche Ausrichtung von Niklaus
befürwortete. Und nun erlebten sie, dass er auch für sie sorgte.
«Ein solches Erbe wollte ich meinen Kindern nicht hinterlassen!»
Die Kunden schützen
Zusammen mit einem Bruder übernahm
Niklaus diesen Geschäftszweig seines Vaters schliesslich ganz: «Ich sah den wachsenden Markt, hatte eines der besten Produkte Europas in der Hand und meinen technisch versierten Bruder Rolf an der Seite.» Sie waren erfolgreich, belieferten die halbe Schweiz und Kunden in Frankreich. Rolf verliess später das Geschäft. Niklaus führte das Unternehmen während 16 Jahren und beschäftigte in dieser Zeit bis zu 30 Angestellte. Dann fand beim Hersteller ein Generationenwechsel statt und die Qualität der Produkte liess nach. «Wir erhielten immer wieder Reklamationen, der Umsatz brach ein.» Die Kosten der Garantiearbeiten beliefen sich pro Jahr auf einen mittleren sechsstelligen Betrag. Den Unternehmer plagte die Frage, wie lang es den Zulieferer und damit auch Ersatzteile noch geben würde. 2018 verkaufte Niklaus das Kerngeschäft der Rieben Heizanlagen AG mit den
Zentralheizungen an die Schmid energy solutions AG in Eschlikon TG. Tausende seiner Kunden hätten sonst grossen Schaden erlitten. Und: «Ein solches Erbe wollte ich meinen Kindern nicht hinterlassen!»
Optimist mit Plänen
Weil die Firma Schmid energy ihm garantierte, den vollen Service zu gewährleisten, liess sich der 55-Jährige dort anstellen –mittlerweile seit bald acht Jahren. Im Frühjahr 2025 wurde Niklaus mit der nächsten Herausforderung konfrontiert: ein ProstataKarzinom, das er vor Kurzem entfernen liess. «Es war und ist wieder ein permanentes Beten, Denken und Ringen – wie schon so oft im Leben», bekräftigt Niklaus, der auch in dieser Sache fest mit der Führung und Hilfe Gottes rechnet. Vor einigen Monaten hat er eine Coaching-Ausbildung begonnen. Vielleicht liegt seine nächste berufliche Etappe in diesem Bereich. Dazu hält Niklaus fest: «Ich möchte Menschen ermutigen, ihr von Gott geschenktes Potenzial zu entdecken und einzusetzen.» Auch als Coach wird er aus seiner reichen Lebenserfahrung schöpfen können. (mf.)
«Es war und ist wieder ein permanentes Beten, Denken und Ringen – wie schon so o im Leben.»
Hope
Zuversichtlich: Maja und Niklaus Rieben.
SASCHA LAISS
«IN RELIGION UND ESOTERIK FAND ICH
KEINE FREIHEIT»
Sascha Laiss wächst in einer engen religiösen Gemeinschaft auf. Antworten auf Lebensfragen bleiben aus. Die Familienfrau wird Komplementärtherapeutin, taucht ein in die Esoterik. Als Lichtarbeiterin glaubt sie, den Menschen Gutes zu tun – dabei geht es ihr selbst immer schlechter.
«Ich war überzeugt, als Lichtarbeiterin den Menschen zu dienen», steigt Sascha Laiss ins Gespräch ein. Nach einer kaufmännischen Laufbahn bildet sich die dreifache Mutter zur Komplementärtherapeutin aus, erfährt, dass man auch mit Energie arbeiten könne. «Es schien so einfach zu sein – das Gegenteil von dem, was ich durch die religiöse Prägung meiner Kirche erlebte», hält Sascha fest. Dort fühlte sie sich verpfl ichtet, den Gottesdienst zu besuchen, auch um Vergebung der Sünden zu erhalten. Alsbald öffnet sich der empathischen Frau das weite Feld der energetisch-spirituellen Therapie; 16 Jahre wird sie es bewirtschaften.
«Ich befand mich im Dauerstress, war gefangen im Sog der Esoterik.»
Endloses Suchen
«Am Anfang war alles schön und fühlte sich gut an», erzählt Sascha. Immer wieder stösst sie jedoch an Grenzen. Mit weiteren Ausbildungen und esoterischen Praktiken will sie diese überwinden, sucht kontinuierlich nach neuen energetisch-spirituellen
Name: Sascha Laiss
Alter: 54 Jahre
Wohnort: Düdingen FR
Wegen. Wie viele Kolleginnen in der Szene ist sie zunehmend überzeugt, den wahren Durchblick zu besitzen. «Wir fühlten uns den Menschen, die unsere Form der Spiritualität nicht verstanden, immer stärker überlegen – viele liessen sich scheiden, weil der Ehemann diesen Weg nicht mitging», erklärt Sascha. Auch ihre eigene Ehe gerät eine Zeit lang in Schieflage. Gleichzeitig baut sich immer mehr Wut in ihr auf. «So kannte ich mich nicht – ich befand mich im Dauerstress, war gefangen im Sog der Esoterik», weiss sie heute. Einer von Saschas Söhnen beginnt, die Praktiken in der Glaubensgemeinschaft zu hinterfragen, sucht in der Bibel nach Antworten. Er kommt zum Schluss, Jesus Christus allein sei der Weg, die Wahrheit und das Leben, nicht eine religiöse Gemeinschaft. «Mein Sohn konfrontierte mich mit seiner Erkenntnis und sagte mir, dass ich auf dem Holzweg sei. Das wollte ich nicht hören», gibt Sascha zu. Ihr Junior habe damit zweierlei in Frage gestellt; die Abhängigkeit von ihrer Glaubensgemeinschaft und von ihren esoterischen Praktiken …
Corona als Chance
Während der Pandemie bleiben Sascha und ihr Mann der Kirche fern. Sie begründet dies mit der Gefahr einer Ansteckung und daraus resultierenden Ausfällen in ihrer Praxis. Die beiden verfolgen die Gottesdienste online –und werden zunehmend skeptisch. In Sascha beginnt ein innerer Kampf, es folgen zahlreiche Diskussionen mit ihrem Sohn und Gespräche mit ihrem Mann. Zwei Jahre später besucht das Paar den Gottesdienst einer Freikirche. «Die Musik und die Liedtexte gingen uns durch Mark und Bein», berichtet die 54-Jährige. Etwas später wird ihr in einem Augenblick klar: «Ich bin Esoterikerin, und das ist ein Irrglaube. Ich habe nicht für Gott gearbeitet, sondern gegen ihn!» Sascha bereut dies tief, bittet Jesus um Vergebung und lädt ihn in ihr Leben ein. Ihr Mann tut es ihr gleich.
«Ich bin Esoterikerin, und das ist ein Irrglaube. Ich habe nicht für Gott gearbeitet, sondern gegen ihn!»
Dass Belastungen von sechzehn Jahren in der Esoterik und fünf Jahrzehnten in einer einengenden Kirche in einem einzigen Augenblick von ihr abfielen, beschreibt Sascha in eigenen Worten: «Ich hatte es voll verbockt und bin nun vollständig frei. Meine Wut ist weg, ich habe Frieden gefunden – eine gewaltige Erfahrung, ein riesiges Wunder!»
Aufwind und offene Augen
Saschas Ehe blüht auf. Zusammen mit ihrem Mann besucht sie eine Freikirche, die diese Bezeichnung verdient. In Bezug auf ihre Arbeit stellt die Therapeutin ernüchtert fest, dass es kaum Kolleginnen und Kollegen gibt, die keine esoterischen Anwendungen anbieten. Auch in den Schulen beobachtet sie deren Einzug: «Man entfernt das Kreuz aus dem Klassenzimmer und praktiziert mit den Kindern völlig legitim Om-Meditation.» Die Annahme, aus dem Kosmos, dem Universum oder von Ahnen Hilfe zu erhalten, sei heute omnipräsent. Sascha ergänzt: «Dass die Schöpfung keine Hilfe anbieten kann, sondern nur der Schöpfer, diese Vorstellung liegt in der esoterischen Szene fern.» Die meisten in der Branche seien liebevolle, feinfühlige Menschen, stellt die Jesus-Nachfolgerin klar: «Sie sind auf der Suche nach Licht und Liebe und können nicht akzeptieren, dass es nur eine Wahrheit gibt.»
«Meine Wut ist weg, ich habe Frieden gefunden –eine gewaltige Erfahrung, ein riesiges Wunder!»
Therapie und Aufklärung
2023 stellt Sascha das Angebot ihrer Praxis um. Heute bietet sie Therapie und Beratung und ist Anlaufstelle für Menschen jeglicher Religion. Sie wollen über das Thema Esoterik aufgeklärt werden oder aus der Abhängigkeit solcher Praktiken herausfinden. Es melden sich auch Christen, die eine Therapie planen und sich über die medizinischen und ideologischen Hintergründe informieren möchten. Überdies begleitet Sascha Suchende mit Fragen in Bezug auf den christlichen Glauben. Abschliessend hält sie fröhlich fest: «Jesus Christus hat mich befreit. Seit ich ihn in meinem Leben habe, bin ich angekommen. Diese Erfahrung wünsche ich allen Menschen!» (mf.)
«Jesus Christus hat mich be eit. Seit ich ihn in meinem Leben habe, bin ich angekommen. Diese Erfahrung wünsche ich allen Menschen!»
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ZUR PERSON
Mein Lieblingsplatz: Im Garten sowie im und am Wasser
Meine Lieblingsbeschäftigung: Lesen, Gespräche, Wandern und Musizieren
Meine liebste Auszeit: Ein Spaziergang zum und am See
zVg.
PRAXIS VON SASCHA LAISS: WWW.EDENLAISS.CH
MITMACHEN & GEWINNEN!
WETTBEWERB
1. In welchem Monat wurde das sechste Studioalbum von Ritschi veröffentlicht?
2. Welches Tier ist ein Symbol des Friedens und der Hoffnung?
3. Zu welcher Zeit entwickelten viele Menschen psychische Probleme, da sie länger auf körperliche Betätigung oder soziale Kontakte verzichten mussten?
4. An welchem Tag feiern Christen die Auferstehung von Jesus?
5. Wer brachte Sascha Laiss darauf, dass sie auf dem Holzweg sei?
Die Antworten finden Sie teilweise in dieser Zeitung. Die Buchstaben aus den blau umrandeten Feldern ergeben das Lösungswort.
Online via Formular (www.hopeschweiz.ch/wettbewerb_hope) oder E-Mail mit Lösung, Name und Adresse an wettbewerb@hopeschweiz.ch
Teilnahmeschluss: 31.12.2025
Barauszahlung und Rechtsweg ausgeschlossen, Gewinner werden benachrichtigt. Einmalige Teilnahme.
ONLINETEILNAHME:
1. PREIS
Rundflug für 3 Personen mit MAF (Mission Aviation Fellowship)
Wert: CHF 400.–www.maf-schweiz.ch
4. PREIS
Gutschein
Mineralquelle Eptingen AG (Online-Shop)
Wert: CHF 200.–www.eptinger.ch
2. PREIS
Gutschein
Heilsarmee brocki.ch (gültig in allen Filialen der Schweiz)
Wert: CHF 300.–www.brocki.ch
3. PREIS
KitePride-Produktgutschein von glowbalact (Online-Shop)
Wert: CHF 250.–www.kitepride.shop
4. PREIS
Geschenkkorb Düby AG Spezialitäten und Gutschein Nudelwerkstatt (Online-Shop oder Laden)
Die Menschheit befindet sich in der grössten «Mental-HealthKrise», die jemals gemessen wurde. Es gibt verschiedene Faktoren, die Angst und Stress auslösen und die psychische Gesundheit beeinträchtigen können. Susanna Aerne, ganzheitlich-systemische Beraterin, setzt sich täglich mit solchen Themen auseinander, um ihren Patienten zu neuen Perspektiven zu verhelfen.
Das Thema «Mental Health» ist überall präsent und doch spricht man selten darüber. Besonders auch junge Menschen haben oft mit Depressionen, Angstzuständen und emotionalem Stress zu kämpfen. Diese können lähmen oder handlungsunfähig machen. Im Interview erklärt Susanna Aerne, dass es immer mehr Menschen schwerfalle, ein gesundes und ausgewogenes Leben zu führen. Wie lässt sich dieses Problem angehen und wie sieht ein ausgewogenes Leben aus?
Wofür steht der Begriff «psychische Gesundheit»?
Die psychische Gesundheit umfasst den seelischen und geistigen Zustand einer Person. Sie betrifft das Innenleben eines Individuums, seine Emotionen, die in Wechselwirkung mit dem Verhalten und Handeln stehen. Eine gute psychische Gesundheit ermöglicht es einer Person, den Herausforderungen des Lebens sinnvoll zu begegnen, stressige und belastende Situationen zu bewältigen und stabile zwischenmenschliche Beziehungen zu führen.
Wie bleibt man psychisch gesund?
Hilfreich ist hier das leicht verständliche
Name: Susanna Aerne
Beruf:
Ganzheitlichsystemische Beraterin
Anthropologische Kreismodell der sechs Lebensdimensionen, die das Institut für Körperzentrierte Psychotherapie IKP ermittelt hat (siehe Seite 27 oben). Es zeigt Ressourcen auf, die uns gesund erhalten und psychisch erkrankten Menschen helfen können, wieder zu genesen. Es umfasst die Dimensionen «Körper», «Psyche», «Raum», «Zeit», «Spiritualität» und «Kontakt». Sie alle hängen zusammen und befruchten sich gegenseitig. Der Mensch sollte möglichst oft zwischen den verschiedenen Dimensionen wechseln. Das Aktivieren und ausgewogene Umsetzen aller Dimensionen führt zu mehr Energie und unterstützt den Heilungsprozess hin zu einer gesunden «Psyche». Wenn aufgrund einer körperlichen Erkrankung oder einer familiären Überbelastung mehrere Dimensionen nicht mehr gelebt werden können, kann die Psyche erkranken. Ein Beispiel dafür ist die Coronazeit: Viele Menschen erkrankten, da sie über eine längere Zeit auf körperliche Betätigung oder soziale Kontakte verzichten mussten.
Weshalb ist die psychische Gesundheit heutzutage so viel mehr gefährdet?
Vielen fehlen heute die zeitlichen Ressourcen, um ein ausgewogenes Leben zu führen. Es gibt aber auch erbliche Komponenten, die zu psychischen Erkrankungen wie Depressionen führen können. Mit dem Modell der sechs Lebensdimensionen lässt sich analysieren, was man dagegen unternehmen kann. Eine Störung ist immer auch eine Chance, auf die Vergangenheit zurückzublicken, sie zu analysieren und aufzuarbeiten, um entlastet die Zukunft anzugehen.
HIER GEHT’S ZUM VIDEO «SO STÄRKST DU DEINE PSYCHISCHE GESUNDHEIT» MIT SUSANNA AERNE:
Was kann man tun, um diese sechs Dimensionen ausgewogen zu leben?
Der Mensch ist dazu geschaffen, in Beziehung mit anderen Menschen und mit Gott zu leben. «Kontakt» ist eine sehr wichtige Dimension, denn Beziehungen geben uns Sicherheit und Geborgenheit. Freundschaften sind da, um einander im Leben zu stärken, sich Ermutigungen zuzusprechen und miteinander zu wachsen. Diese Dimension gibt uns sehr viel, das unserer Seele guttut. Auch der «Körper» kann einiges für die Gesundheit leisten. Dazu gehört das regelmässige Anspannen und Entspannen des Körpers. Einerseits sollten wir uns körperlich betätigen, um Stresshormone abzubauen. Andererseits ist es wichtig,
Kontakt
Spiritualität
Anthropologisches Kreismodell IKP
(Maurer, 1999)
den Körper auch ruhen zu lassen. «Spiritualität» vermag die Psyche zu stärken und uns Halt zu verleihen. Der Glaube an Gott kann dem Leben Hoffnung und Sinnhaftigkeit geben – die Überzeugung, dass jemand da ist, der einen Plan für das eigene Leben hat und der einen nicht aufgibt. Eine Situation mag vielleicht hoffnungslos erscheinen, doch bei Gott gibt es keine hoffnungslosen Fälle. Auch die «Zeit» als Dimension sollte bewusst gestaltet werden. Wer im Leben weiterkommen will, muss Verletzungen aus der Vergangenheit aufarbeiten. Das Wechseln des «Raums» – an einen See fahren, die Weitsicht auf einem Berggipfel geniessen oder ein Museum besuchen – kann die Seele neu beleben, ihr Raum, Luft und Zeit verschaffen. Gerade depressiv veranlagte Menschen, die mangels Kraft oft nur zwischen ihrem Arbeitsplatz und Zuhause wechseln, sind hier angesprochen.
Apropos «Kontakt»: Wie fördern wir ihn, wie knüpfen wir Freundschaften? Ich rate Menschen, die damit Mühe haben, nach Personen mit ähnlichen Interessen Ausschau zu halten. Neue Freunde stehen nicht vor unserer Haustüre. Wir müssen uns effektiv aktiv auf die Suche nach ihnen begeben.
Wie kann unsere «Psyche» zur Ruhe kommen?
Dass unsere Seele ruhen kann, ist sehr wichtig. Die Flut an Angeboten und Möglichkeiten in den Bereichen Konsum und Freizeit überfordert viele Menschen.
DIE SECHS LEBENSDIMENSIONEN
KÖRPER: Körperliche Fitness, Schlaf oder Ernährung
PSYCHE: Seelisches Wohlbefinden
RAUM: Abwechslungsreiche Gestaltung und Nutzung der verschiedenen Lebensräume
ZEIT: Die Dimensionen Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft und unsere Zeiteinteilung. Wem oder was gebe ich Priorität und schenke ich meine Zeit?
SPIRITUALITÄT: Glaube und Einstellung dem Leben gegenüber
KONTAKT: Zwischenmenschliche Beziehungen
5 PRAKTISCHE TIPPS FÜR IHRE MENTALE GESUNDHEIT:
1. WECHSELN SIE AKTIV RÄUME, verbringen Sie Zeit in der Natur, etwa im Wald, an einem See oder auf einem Berggipfel. Besuchen Sie schöne Orte und lassen Sie sich von Farben und Formen inspirieren. Das verleiht Ihrer Seele Luft und Raum.
2. PFLEGEN SIE BEZIEHUNGEN, dadurch entlasten Sie Ihre Psyche. Suchen Sie das Gespräch und teilen Sie Ihre Gedanken und Gefühle mit.
3. GEBEN SIE IHREM LEBEN EINE PERSPEKTIVE und konzentrieren Sie sich gleichzeitig auf das Hier und Jetzt. Entscheiden Sie, was Ihnen wichtig ist und setzen Sie klare Prioritäten bezüglich Ihrer Zeit.
4. HALTEN SIE IHREN KÖRPER GESUND durch eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung. Achten Sie auf ausreichenden und qualitativ guten Schlaf.
5. FÜLLEN SIE IHREN GEIST MIT POSITIVEN INHALTEN, beispielsweise ermutigenden Predigten. Durch den Glauben an einen liebevollen und grossen Schöpfergott, der mit Ihnen durchs Leben geht und an Ihnen interessiert ist, können Sie Sinn und Halt in Ihrem Leben finden.
Es wird immer anspruchsvoller, weise mit Geld und Zeit umzugehen. Jugendliche trauen sich nicht mehr, nein zu sagen, aus Angst, die Zugehörigkeit zur Gruppe zu verlieren oder etwas zu verpassen. Doch ohne Ruhezeiten kann der Stress in einer Erschöpfungsdepression enden. Schliesslich ist es besser, in der Gegenwart etwas zu verpassen, statt die Zukunft dafür zu opfern. (js.)
BENÖTIGEN SIE ODER JEMAND IN IHREM UMFELD HILFE?
MATHIAS KÜNZI
Name: Mathias Künzi
Alter: 38 Jahre
Wohnort: Steffisburg
ZWISCHEN RÜCKZUG UND AUFBRUCH
Mathias Künzi arbeitet als Sozialpädagoge im Grosshaus
Aeschi. In dieser Aussenwohngruppe leben zehn junge Menschen mit der Diagnose Autismus-Spektrum. Künzi und sein Team wollen das Potenzial wecken, das in den Jugendlichen schlummert.
«Einige Jahre als Jungschärler aktiv – und die Ausbildungskurse gehören einfach dazu», erzählt Mathias Künzi und schmunzelt. «So bin ich in die Jugendarbeit hineingerutscht und lernte, Verantwortung zu übernehmen.» Mit zwei Schwestern verbringt er seine Kindheit im Kanton Freiburg. Die Familie besucht eine Freikirche, Mathias wächst mit Sonntagsschule und Jungschar auf. Er lernt Bauspengler und setzt sich danach intensiv mit dem Leben und Vorbild von Jesus Christus auseinander. Während dieser Zeit verstärkt sich sein Wunsch, beruflich mit Kindern und Jugendlichen zu arbeiten. Berufsbegleitend studiert er Sozialpädagogik. Hier lernt er die Mitstudentin Sybille kennen. Seit neun Jahren
sind die beiden verheiratet und Eltern von zwei Pflegekindern, zwei und drei Jahre alt. Mathias blickt auf zehn Jahre im Grosshaus zurück und arbeitet heute als verantwortlicher Bereichsleiter der Aussenwohngruppe in Aeschi.
Auf Schatzsuche
Die Einrichtung setzt bewusst auf christliche Werte. An der Fassade des Internats steht auf einem kleinen blauen Plakat: «Der Mensch sieht, was vor Augen ist, aber Gott sieht das Herz.» Diese Weisheit aus der Bibel (1. Samuel 16, Vers 7) motiviert das Team, auf die inneren Schätze der Schülerinnen und Schüler zu fokussieren. Alle zeigen Merkmale aus dem Autismus-Spektrum. «Das Spektrum ist weit und die Ausprägung sehr unterschiedlich», hält Mathias fest. «Bei Mädchen fällt es oft nicht auf.» Sie könnten durch Beobachten soziale Interaktion in ihr Verhalten integrieren, etwa beim Begrüssen Blickkontakt aufnehmen, obwohl sie das nicht nötig fänden. Auch seien sie in Hope
der Lage, Empathie zu zeigen, indem sie in Beziehungen ihre Gefühle teils offenbaren und feinfühlig auf das Gegenüber eingehen.
«Das Spektrum ist weit und die Ausprägung sehr unterschiedlich.»
Höhere Hilfe
Betroffene des Autismus-Spektrum vermögen Mimik und Gestik oft nicht zu «lesen» und leiden unter Reizüberflutung. Es kann vorkommen, dass sie überreagieren, aggressiv werden oder sich verweigern, wenn sie überfordert sind. «Die Gesellschaft passt sich ihnen grösstenteils nicht an – sie müssen selbst Wege finden, wie sie in der Aussenwelt klarkommen», hält Mathias fest. Hierbei werden die Jugendlichen im Grosshaus Aeschi, einer Aussenwohngruppe des Grosshaus Diemtigen, unterstützt. Die Betreuenden fördern und fordern ihre Schützlinge im festen Glauben, dass Gott leitet und begleitet. Gebetszeiten im Team, auch für die ihnen anvertrauten Jugendlichen, sowie das tägliche Tischgebet gehören zum Alltag. Niemand muss sich diesbezüglich unter Druck fühlen: «Wenn die jungen Leute Fragen haben, geben wir Auskunft, drängen ihnen unsere Gesinnung aber keinesfalls auf», sagt Mathias bestimmt.
Auf- und Annahme
Dass sich die Jugendlichen nicht so verhalten wie alle anderen, führt in der Regelschule oft zu Ausgrenzung oder Mobbing. Wenn die Kinder oder Jugendlichen dann depressiv werden oder Suizidgedanken äussern, landen sie in der Psychiatrie. Im Grosshaus Aeschi finden junge Menschen ab zehn Jahren Aufnahme – und Annahme. Zwei Fachpersonen begleiten die zehn Schülerinnen und Schüler der internen Schule bis zum Schulabschluss persönlich. Es gilt, das Potenzial der Jugendlichen zu entdecken und zu entfalten. Mathias erläutert: «Sie können einige Lektionen mit unserem Informatiker an einem Projekt arbeiten oder innerhalb des Bauteams verschiedene handwerkliche Tätigkeiten kennenlernen. In den meisten Fällen schnuppern sie an verschiedenen Orten in der Region – mithilfe der IV zum Teil im 2. Arbeitsmarkt, wo auch Ausbildungsmöglichkeiten bestehen.» Kommen ADHS in ausgeprägter Form, Narzissmus und psychische Nöte wie Ängste oder Zwänge dazu, kann das Team nicht immer alles auffangen. «Zuversichtlich, dass Gott an der Seite der Jugendlichen bleibt, überlassen wir solche Fälle fachkundigen Personen», erklärt Mathias.
Verstehen statt verändern Regelmässigkeit, Orientierung und Ordnung sind für alle wichtig, damit der Alltag gelingen kann. Bei Bedarf werden wiederkehrende Abläufe besprochen und auf Merkzetteln festgehalten. «Darauf steht zum Beispiel, was nach dem Aufstehen gemacht werden muss oder welche Kleider sich an welcher Stelle im Schrank befinden», so der Pädagoge. Menschen aus dem AutismusSpektrum reagieren oft sehr heftig auf Lärm, Licht, Veränderung. Es kann sein, dass ein Jugendlicher nicht in die Turnhalle will, weil es ihm dort zu hell ist, zu laut und hektisch zugeht. «Er schaut dann durch die Glastür zu und macht später einen Spaziergang mit einem von uns», hält Mathias fest. Bei jedem Kind wird sorgfältig abgewogen, was schon möglich ist und wo es noch Geduld und schrittweise Annäherung braucht.
«Wenn Arbeitgeber exibel sind, gewinnen sie mit jungen Autismus-Betro enen begabte Mitarbeitende.»
Unbefangen aufeinander zugehen Einmal habe eine Mutter beim Eintritt ihres Kindes darauf hinwiesen, dass es ausserhalb der Familie nie in ein Auto steigen würde. Das Team ging dennoch unbefangen auf den Jungen zu, um zu sehen, was möglich war. «Zwei Wochen später setzte sich der Junge wie seine Kameraden ins Auto und fährt seither anstandslos mit», freut sich Mathias. Er erzählt von einer Gymnasiastin und begabten Pianistin, die Mühe hatte, allein den ÖV zu nutzen und fügt an: «Ihr Schrank war ein einziges Chaos …» Auch hier sind kleine Schritte in Richtung Ordnung und Selbständigkeit hilfreich. Ein Ehemaliger hat auf diese Weise Grosses geleistet. Er absolvierte erfolgreich die Ausbildung EFZ im IT-Bereich und holt nun die Berufsmatura nach. «Solche Geschichten ermutigen uns!», strahlt Mathias Künzi. «Wenn Arbeitgeber flexibel sind, gewinnen sie mit jungen Autismus-Betroffenen begabte Mitarbeitende.»
«Wir trauen dir das zu!»
Zutrauen und Selbstvertrauen Einen Teil der langen Sommerferien verbringen die Grosshaus-Bewohner gerne vor Ort. Neues und Ungewohntes kann sie schnell überfordern. Deshalb sorgen Tagesausflüge für eine angemessene Abwechslung. Ein mehrtägiges Lager wäre zu intensiv. Abends wieder im eigenen Zimmer und Bett zu
ZUR PERSON
Einer meiner Lieblingsplätze in Aeschi:
Aeschiallmi auf dem Niesenbänkli, mit Blick ins Kandertal, auf den Thuner- und Brienzersee
Lieblingsserie oder Lieblingsbuch: «The Chosen» und «The Good Doctor», weil der Hauptdarsteller einen Autisten spielt
Meine liebste Jahreszeit:
Sommer, da man viel draussen unternehmen kann, sei es Rennvelofahren, baden, grillieren usw.
Diese App auf meinem Handy haben nicht alle:
Relai, eine Schweizer Krypto-App, über die man Bitcoin kaufen oder verkaufen kann
liegen, gibt ihnen Sicherheit. Doch die Jugendlichen werden auch ermutigt, etwas zu wagen. So radelte eine Gruppe nach Bern, eine andere paddelte auf dem Thunersee. Sogar Gleitschirmfliegen steht auf der Liste. Wenn ein Jugendlicher den ermutigenden Worten der Pädagogen «Wir trauen dir das zu!» Glauben schenkt und den Sprung wagt, ist die Freude bei allen unbeschreiblich. Dann hat er im wahrsten Sinn des Wortes seine Flügel ausgebreitet und ist vertrauensvoll ins Ungewisse gesprungen. «Ein wunderbares Bild für das Leben der jungen Menschen hier», findet Mathias Künzi. (mf.)
Entdecke das Buch, das Millionen Menschen bewegt!
Die Bibel wird nicht umsonst «Buch der Bücher» genannt: eine einzigartige Sammlung verschiedener Bücher, legendär und zeitlos. Alle zusammen erzählen Gottes Liebesgeschichte für die Menschen. Die ersten vier Bücher des Neuen Testaments, die Evangelien, berichten über das Leben und Wirken von Jesus Christus, Gottes Sohn. Er begegnete den Menschen mit Liebe und Verständnis, half ihnen, heilte ihre Krankheiten und krempelte ganze Biografien um. Davon zeugen auch die Geschichten in unseren Hope-Zeitungen. Hoffnung hat einen Namen: Jesus Christus!
Zum 25-jährigen Livenet-Jubiläum hat Hope Schweiz zusammen mit der Jordi AG eines der vier Evangelien herausgepickt und modern gestaltet. Mit mattschwarzem Cover, Prägung, Goldschnitt und
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ANINA KUHN
«GOTT SIEHT AUCH IN MEINEM DUNKEL»
Anina Kuhn aus Beatenberg war ein ausgesprochen ängstliches Kind. Ihre Überzeugung, sich möglichst nicht zu zeigen, hat ihr Leben in vielen Bereichen geprägt. Doch die vierfache Mutter hat gelernt, sich mit allem, was sie ausmacht, anzunehmen und ihre Identität zu leben.
«Ich war wohl schon als Kind depressiv», hält Anina Kuhn fest. «Bei Spielen und Unternehmungen machte ich oft nicht mit, weil ich fürchtete, nicht zu genügen. Da war immer die Angst, dass mein Nicht-Können sichtbar und meine Unzulänglichkeit damit bestätigt wird.» Sie verhielt sich still und angepasst, sodass niemand in ihrem Umfeld ahnte, was alles in ihr vorging. «Ich sah mich nicht auf derselben Ebene wie die anderen Kinder, war orientierungslos, und mein Selbstvertrauen war im Keller», erkennt die 44-Jährige rückblickend.
«Ich war wohl schon als Kind depressiv.»
Von Lebensangst begleitet
In der vierten Klasse lernte Anina Klavier spielen, hier fand sie ihre Oase. «In der Musik konnte ich meinen Gefühlen schon immer Ausdruck verleihen.» Mit 16 Jahren entschied sie sich für eine persönliche Beziehung mit Jesus, doch ihre Unsicherheit blieb bestehen. Während der Pubertät suchte sie Halt in Beziehungen. Jede Ablehnung stürzte sie ins Bodenlose. Von Sinnlosigkeit getrieben, äusserte sie Suizidgedanken, sodass die Polizei eingriff. Die eingeleiteten Hilfestellungen linderten ihre Not und die dadurch entstandenen Verhaltensauffälligkeiten allerdings nicht.
In einem psychisch schlechten Zustand spürte Anina 2002 während eines Got-
Name: Anina Kuhn
Alter: 44 Jahre
Familie: Verheiratet, 4 Kinder Wohnort: Beatenberg
Hope
tesdienstes einen Impuls, ihr Leben neu auszurichten. Noch am selben Tag stiess sie im Internet auf die Bibelschule Beatenberg, welche einen Jahreskurs für junge Leute anbot, die sich im Leben und in der Auseinandersetzung mit dem christlichen Glauben festigen möchten. Die junge Frau spürte, dass das ein Wink des Himmels war, und verliess einige Wochen später ihre Heimat in der Ostschweiz Richtung Berner Oberland.
«Meine Vergangenheit begleitete mich und hielt mich innerlich ein Stück weit verwundet und gefangen.»
Die Zeit, die ihr dort zur Verfügung stand, um sich mit ihrem Leben und der Bibel zu beschäftigen, hat sie gestärkt. Hier lernte sie auch Markus kennen. Die beiden heirateten im Frühling 2005, zwei Jahre später kam die erste Tochter zur Welt. «In allem Schönen habe ich dennoch damit gekämpft, dass man seinen Rucksack an unverarbeiteten Dingen in neue Lebensumstände mitnimmt. Meine Vergangenheit begleitete mich und hielt mich innerlich ein Stück weit verwundet und gefangen.» Panikattacken, Ängste und depressive Phasen raubten der Ehefrau und Mutter viel Energie. Mit ihrem Mann hat sie lange Gespräche geführt. Er verglich sie liebevoll mit einem Flugzeug, welches auf kleinen Rädern mühsam durchs Leben rollt. Dabei wäre es doch zum Fliegen bestimmt! Von diesem Bild angesprochen, hoffte Anina auf einen persönlichen Durchbruch. Sie wünschte sich sehr, unbeschwert leben zu können.
Schicksalsschläge
2016 starben innert weniger Monate drei Personen aus ihrem engeren Umfeld. Darunter ihr 26-jähriger Bruder, der über Nacht durch einen Unfall aus dem Leben gerissen wurde. Ihre Familie erlebte, wie Gott sich in dieser schwierigen Zeit auf übernatürliche Weise um die Hinterbliebenen kümmerte. Dass Gott sie in dieser dunklen Zeit nicht allein liess, half Anina in ihrer grossen Trauer. Gleichzeitig fehlte der inzwischen vierfachen Mutter jedoch die Kraft für den Alltag. Da war auch keine Energie mehr, Fassaden aufrechtzuerhalten. Zum zweiten Mal in ihrem Leben stand sie an dem Punkt, wo sie merkte: So geht es nicht mehr lange weiter.
«Entfalte, was in dir steckt!» Als sie von einem Wochenende für Frauen zum Thema «Entfalte, was in dir steckt!» erfuhr, packte Anina diese Chance. «Das Timing für dieses Wochenende war per-
fekt», erinnert sie sich. «Debora Sommer führte uns in ihren Referaten durch die Verwandlung der Raupe zum Schmetterling als Sinnbild für die eigene Lebensentfaltung. Mich fesselte der Gedanke, dass in der Raupe schon alle Veranlagungen enthalten sind, die ein Schmetterling zum Fliegen braucht.» Weiter erzählt sie: «In persönlichen Gesprächen ermutigte mich Debora, in meinen aktuellen Überforderungen immer wieder neu den Blick auf Gott zu richten. Mein Schöpfer kennt mich durch und durch. Gott sieht auch in meinem Dunkel. Er weiss, was ich brauche.» Stärker denn je verspürte Anina den Wunsch, in ihrer wahren, gottgegebenen Bestimmung zu leben.
«Mich fesselte der Gedanke, dass in der Raupe schon alle Veranlagungen enthalten sind, die ein Schmetterling zum Fliegen braucht.»
Sie nahm sich wieder vermehrt Zeit, Gedichte und Texte zu schreiben. Oft zog sie sich zurück, während das Familienleben vor der Zimmertüre ohne sie stattfand. «Mein Mann hat unglaublich viel aufgefangen und die Familie zusammengehalten. Auch Freunde und meine Familie unterstützten uns sehr.» Einige Monate später nahm Anina erstmals professionelle Hilfe in Anspruch. «Das hätte ich rückblickend viel früher machen sollen», ist sie überzeugt. In der Therapie hat sie viel über sich und ihre Vergangenheit gelernt. «Und da, wo die Psychologie an Grenzen kommt, hat Gott auf heilsame Weise weitergewirkt», sagt sie.
Fliegen
Auch wenn es in der Natur eines Schmetterlings liegt, vor seiner Verpuppung im Kokon zu verharren, hat Anina nicht mit dem gerechnet, was danach kam. Drei Monate lang durchlebte sie eine MusikBlockade. Setzte sie sich ans Klavier, kamen nur Tränen. Doch eines Tages im Frühling 2021 vertonte sie ein eigenes Gedicht. Damit kam das Songwriting in ihr Leben. Innert Kürze entstanden mehr als ein Dutzend Lieder, mit denen sie sich ihren Schmerz von der Seele schrieb und Lebensfreude besang. Ein musikalisches Tagebuch, das nicht für die Öffentlichkeit bestimmt war. Oder doch? Nach dem Teilen mit Freunden sah sich Anina mit so vielen offenen Türen konfrontiert, dass dies kein Zufall sein konnte. So begann eine musikalische und persönliche Reise, bis hin zur Veröffentlichung des Albums «Ougeufschlag». Dankbar erklärt sie: «Es war ein Prozess der Heilung. Allein deswegen hat sich dieses Projekt für mich mehr als gelohnt.»
«Auch ein unperfekter Schmetterling iegt.»
«Auch ein unperfekter Schmetterling fliegt», lächelt die begabte Frau. Auf ihr Leben bezogen meint sie damit nicht, mit eigener Musik auf der Bühne zu stehen. Vielmehr bedeutet Fliegen für sie, die eigene Art mit allen Grenzen zu akzeptieren und zu leben. Sie hat mittlerweile einige Konzerte gegeben und empfindet es als Geschenk, dass sie durch ihr Leiden anderen Zuversicht schenken kann. (mf.)
HIER GEHT'S ZUR WEBSITE VON ANINA KUHN:
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MANN AM KREUZ? WER IST DIESER
Ich bin in einem kleinen Bergdorf aufgewachsen. Mein Schulweg führte vorbei an vielen Bauernhöfen, in deren Giebel fast lebensgrosse Kruzifixe hingen – Kreuze mit einer Figur daran. Ich wusste kaum etwas über diesen Mann am Kreuz. Eine Frage aber beschäftigte mich: Was hat er getan, dass er 2000 Jahre nach seinem Tod weltweit bekannt ist?
Um das Jahr 4 n. Chr. wurde dieser Mann vom Kreuz in Bethlehem geboren. Sein Name war Jesus. Je länger er lebte und wirkte, desto mehr Faszination ging von ihm aus. Neben seinen Wundern faszinierten seine Worte. Viele Menschen folgten ihm. Religiöse und politische Instanzen störten sich an seiner Anziehungskraft und dem Tumult, den er verursachte. Sie verurteilten ihn zum Tod am Kreuz – wie damals üblich. Er starb und wurde begraben – wie damals üblich. Doch dann, so wird berichtet, sei er nach drei Tagen von den Toten auferstanden –auch damals un-üblich.
Dass dieser Jesus lebte, ist heute nicht mehr umstritten, denn für seine Existenz gibt es viele ausserbiblische Belege. Ob dieser Jesus tatsächlich Gottes Sohn war, wie er beanspruchte, und ob er tatsächlich von den Toten auferstanden ist, kann man genauso wenig beweisen, wie man es widerlegen kann. Jedoch frage ich mich: Hätte dieser Mann erreicht, was er erreicht hat, wenn er nicht der gewesen wäre, der er behauptete zu sein?
Sterben – für eine Lüge?
Nach dem Tod von Jesus waren seine Nachfolgerinnen und Nachfolger zutiefst enttäuscht, irritiert und verängstigt. Was
am Kreuz passiert war, hatte alle Euphorie zerschlagen. Aus der weiteren Geschichte wissen wir jedoch, dass seine Nachfolger die Botschaft von Tod und Auferstehung dieses Mannes nach und nach in der ganzen Welt verkündigten. Die Überlieferung berichtet, dass elf der zwölf engsten Freunde von Jesus für diese Botschaft sogar ihr Leben liessen –sie alle starben als Märtyrer.
«Hätte
dieser Mann erreicht, was er erreicht hat, wenn er
nicht der gewesen wäre, der er behauptete zu sein?»
Die eigentliche Frage ist: Hätten diese Männer getan, was sie getan haben, wenn die Story mit dem Stein vorm Grab geendet hätte? Hätten sie ihr Leben gelassen für eine Lüge?
Viel wahrscheinlicher erscheint mir, dass sie tatsächlich dem auferstandenen Jesus begegnet sind und diese Begegnung alles überstieg, was sie bisher erlebt hatten. Die Bibel berichtet, dass Jesus 500 weiteren Männern
und Frauen begegnete, als er auferstanden war (Die Bibel, 1. Korintherbrief, Kapitel 15, Vers 6). Sie setzten eine Bewegung in Gang, die sich heute über den ganzen Globus erstreckt und aktuell ca. 2,5 Milliarden Nachfolger zählt: das Christentum.
Jesus und wir
Was nun ist das Hoffnungsvolle an dieser Geschichte? Die Bibel sagt, dass Gott mit der gleichen Kraft, mit der er Jesus von den Toten auferweckte, auch heute in unserem Leben wirken möchte (Die Bibel, Epheserbrief, Kapitel 1, Verse 19-21). Da gibt es einen Gott, dem nichts unmöglich ist, und er möchte dir und mir mit seiner Kraft zur Seite stehen – in diesem Leben und darüber hinaus. Mir gibt das Hoffnung!
Jesus ist die umstrittenste und zugleich einflussreichste Person der Menschheitsgeschichte. Deshalb lohnt es sich, zu überlegen, wie man zu ihm steht. Es lohnt sich, seine Biografie zu lesen, denn sie gehört zur Weltliteratur. Es lohnt sich, ihn zu bitten, seine Lebendigkeit zu zeigen, denn wie der irische Literaturwissenschaftler C. S. Lewis so richtig sagte: «Wenn das Christentum falsch ist, ist es bedeutungslos; wenn es stimmt, ist es von unendlicher Bedeutung. Was es nicht sein kann: ein bisschen wichtig.»