Literacy@Work GUIDE B ANFORDERUNGEN AN BASISBILDUNG BESCHREIBEN

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A.L.P.E.S. - ASSOCIATION LYONNAISE DE PROMOTION ET D’ÉDUCATION SOCIALE BERUFSFÖRDERUNGSINSTITUT OBERÖSTERREICH C.D.I - CONSEIL DÈVELOPPEMENT INNOVATION ZUKUNFTSBAU GMBH

ANFORDERUNGEN AN BASISBILDUNG BESCHREIBEN


INHALT Einleitung Erfassen beruflicher Handlungssituationen und der Anforderungen an Basisbildung in 6 Schritten Sonderfall: Berufliche Nachqualifizierung


EINLEITUNG Im Vorfeld zu einer Arbeitsplatzanalyse in einem Unternehmen sollten Sie sich als Bildungsanbieter – falls Sie nicht bereits über branchen- und berufsspezifische Expertise verfügen – gut vorbereiten. Denn Sie müssen in der Lage sein, die Tätigkeiten, die an einem Arbeitsplatz auszuführen sind (auch von gering qualifizierten Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen), genau zu beschreiben, um die für die Ausführung dieser Tätigkeiten notwendigen Basisbildungsanforderungen zu definieren. Wie man hierbei vorgehen kann, zeigt das Beispiel aus dem Bereich Bau, genauer gesagt - die sogenannten Bauhilfskräfte, die nahezu auf allen Baustellen zu finden sind.

Es ist hilfreich, sich erst einmal das Tätigkeitsfeld in Gänze anzusehen, auch wenn später im Rahmen einer Arbeitsplatzbeobachtung evt. nur ein Teil dieser Tätigkeiten relevant wird.

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Eingesetzt werden Bauhilfskräfte zum Beispiel bei dem Transport von Materialien, zur Mitarbeit am Auf- und Abbau von Behelfs-, Arbeits-, Schutz-, fahrbaren Gerüsten sowie zur Reinigung und Pflege von Geräten und Werkzeugen, zum Laden und Entladen sowie Transport und Lagerung von Baustoffen, Werkzeugen, Maschinen, Einrichtungsgegenständen.

Zudem führen sie im Vorfeld von Sanierungsarbeiten Abrissarbeiten durch (Altbausubstanz abreißen und lagern, Stemmarbeiten von Hand oder maschinell ausführen) und vorbehandeln Oberflächen durch Reinigen, Schleifen, Aufrauen und Entrosten, Ausbesserungsarbeiten, Entfernen alter Wand- und Fußbodenbeläge. Bauhilfskräfte müssen auf der Baustelle flexibel sein und helfen oft anderen Handwerkern/innen, z.B. Tischlern/innen, Stuckateuren/innen, Malern/innen. Sie arbeiten dabei als Teil eines Teams mit qualifizierten Fachkräften bei der Durchführung der beauftragten Arbeiten, wie z.B. dem Herstellen von Putzen oder von Baukörpern aus Steinen (Mauern), der Montage von Bauteilen des Trockenbaus (Rigipswände aufstellen) sowie Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten (Malern). Bauhilfskräfte arbeiten normalerweise unter direkter Aufsicht. Bauhilfskräfte mit Berufserfahrung können auch selbstständig arbeiten, Anweisungen, Pläne und Spezifikationen lesen und interpretieren.

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ERFASSEN BERUFLICHER HANDLUNGSSITUATIONEN UND DER ANFORDERUNGEN AN BASISBILDUNG IN 6 SCHRITTEN

Der vorliegende Leitfaden beschreibt, wie man die Anforderungen einer Tätigkeit oder eines Arbeitsplatzes am Beispiel von Bauhilfskräften in Bezug auf die Basiskompetenzen erfassen kann. Das beschriebene Vorgehen umfasst die folgenden Schritte:

SCHRITT 1 Beschreibung der Aufgaben und Tätigkeiten für Bauhilfskräfte am Beispiel ausgewählter Tätigkeitsfelder SCHRITT 2 Zuordnung der Anforderungen an Basisbildung pro Tätigkeitsfeld SCHRITT 3 Zusammenfassung der Basisbildungsanforderungen SCHRITT 4 Aufschlüsseln der allgemeinen Tätigkeitsprofile auf betriebliche Anforderungen und Situationen SCHRITT 5: Arbeitsplatzbeobachtung und Befragung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern SCHRITT 6: Resümee --------------------------------------------------------------------------------------SONDERFALL BERUFLICHE NACHQUALIFIZIERUNG: ANALYSE DER FACHSPRACHLICHEN PRÜFUNGSANFORDERUNGEN IN BEZUG AUF BASISBILDUNG --------------------------------------------------------------------------------------Das im Folgenden beschriebene, relativ aufwändige Vorgehen eignet sich, wenn man solide Grundlagen für einen vielfältigen späteren Gebrauch haben möchte, wenn z.B. in einem Unternehmen die Einführung neuer Technik geplant ist oder absehbar die schriftsprachlichen Anforderungen steigen werden. Die Analyse sollte daher mögliche zukünftige Entwicklungen bei den spezifischen Tätigkeiten bzw. an Arbeitsplätzen einbeziehen.

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Beschreibung der Aufgaben und Tätigkeiten für Bauhilfskräfte am Beispiel ausgewählter Tätigkeitsfelder Holen Sie sich hierzu Unterstützung von Experten (Ausbilder/innen, Poliere oder Berufsschullehrer/innen), um ein „typisches“ Tätigkeits- und Anforderungsprofil für Bauhilfskräfte zusammenzustellen, oder recherchieren und nutzen Sie Beschreibungen modularer Qualifizierungen. Typische Tätigkeitsfelder, in denen Bauhilfskräfte eingesetzt werden, sind: 

Baustelle/Arbeitsplatz einrichten

Sanierungsarbeiten (Altbausubstanz abreißen und lagern, Stemmarbeiten von Hand oder maschinell ausführen …)

Herstellen von Putzen und Estrichen

Herstellen von Baukörpern aus Steinen (Mauern)

Montage von Bauteilen des Trockenbaus

Renovierungs- und Instandhaltungsarbeiten (Malern, Fliesen)

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Detaillierte Beschreibungen von Aufgaben und Tätigkeiten (hier an zwei Beispielen aufgezeigt) könnten nun wie folgt aussehen:

BEISPIEL 1: Tätigkeitsfeld: Herstellen von Putzen Untergrund vorbereiten (Putzmatten befestigen)    

Vorbereiten der Putzwerkzeuge Reinigen der Oberfläche von Staub, Ölflecken, Putzresten usw. Anfeuchten Auftragen der Haftungsmatten (u.a. Drahtgeflecht, Leisten, Schilf)

Spritzbewurf von Hand auftragen  

Vorbereiten der Werkzeuge und Materialien Auftragen des Mörtels auf die vorgesehene Oberfläche (z.B. Wand, Decke, Pfeiler)

Einlagigen Putz auf kleinen Flächen auftragen (ausbessern)   

Reinigen und Anfeuchten der zu bearbeitenden Flächen Putzmörtel auftragen und flächig verreiben Nachbehandlung

Flächen säubern  

Entfernen des überschüssigen Mörtels und anderer Materialien Säubern der Estrichfläche und der Zugangsflächen

BEISPIEL 2: Tätigkeitsfeld: Herstellen von Baukörpern aus Steinen (Mauern) Material und Hilfsstoffe am Arbeitsplatz bereitstellen 

Vorbereiten der benötigten Werkzeuge, Geräte und Baumaterialien (z.B. Wasser, Mörtel, Steine) - nur auf Anweisung der Fachkraft

Handreichungen (Zuarbeit) für das Erstellen des Mauerwerkes leisten    

Lagern der Baustoffe in Reichweite des/der Maurers/in Anreichen der Baustoffe Ergänzen der Baustoffe und Werkzeuge Unter Anleitung Maurerarbeiten ausführen (inklusive Messen und Loten)

Beräumung des Arbeitsplatzes   

Reinigen der Werkzeuge Einsammeln der nicht verwendeten Baustoffe (z.B. Mauerziegel), Transport und Lagern Reinigen des Arbeitsplatzes

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Eine vollständige Beschreibung finden Sie in BASICS – Gut zu wissen TÄTIGKEITEN UND ANFORDERUNGEN AN BASISBILDUNG BAUSTELLENPERSONAL

Download: www.literacyatwork.eu

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Zuordnung der Anforderungen an Basisbildung pro Tätigkeitsfeld Als nächstes können nun die für die Ausführung dieser Tätigkeiten erforderlichen Basisbildungskompetenzen zugeordnet werden. Gehen Sie zunächst Tätigkeitsfeld für Tätigkeitsfeld durch und ordnen Sie die Basisbildungsanforderungen in den Bereichen 

Sprechen und Zuhören,

Lesen und Verstehen,

Schreiben,

Fachmathematik,

Kritisches Denken und

Umgang mit Medien und Geräten

zu. Bei der Definition der notwendigen Anforderungen an Basisbildung sollte man davon ausgehen, dass die Arbeiten auch selbstständig und ohne kleinschrittige Anweisungen ausgeführt werden können. Die Anforderungen an Basisbildung für das Tätigkeitsfeld: Herstellen von Baukörpern aus Steinen (Mauern) BEISPIEL 2“ sind folgende: Sprechen und Zuhören Arbeitsanweisung verstehen und umsetzen Fragen stellen, um sicher zu gehen, dass die Anweisungen verstanden wurden Absprachen mit Kollegen treffen Melden von Unstimmigkeiten Arbeitsrelevantes Fachvokabular verstehen und anwenden -9-


Lesen und Verstehen Gefahrenkennzeichen im Baustellenbereich, z.B. Bilder, Symbole, Codes und Abkürzungen erkennen und interpretieren Fachtermini erkennen und verstehen, z.B. Sicherheits- und Gesundheitsschutz Arbeitsordnung des Unternehmens: z.B. Arbeitszeit, Arbeitsort, Arbeitsaufgabe, Urlaub, Krank-/Unfallmeldung kennen und verstehen Kurztexte lesen und verstehen, z.B. Verarbeitungsvorschriften, Informationsblätter zu Arbeits- und Gesundheitsschutz

Schreiben Routinedaten in Formularen oder Listen eintragen Ausfüllen von Stundenzetteln

Fachmathematik Unterschiedliche Messungen durchführen, z. B. Schichtenmaße kontrollieren

Kritisches Denken Auf Veränderungen in der Ausführung von Arbeiten reagieren können, z.B. entscheiden, ob Vorarbeiter und Kollegen informiert werden müssen; im Team zusammenarbeiten Arbeitsanweisungen selbständig umsetzen Arbeitsordnung einhalten Arbeiten ohne Hilfestellung ausführen oder um Hilfe bitten Probleme bei der Arbeitsausführung erkennen und darauf adäquat reagieren Qualitätsnormen einhalten (Kontrolle der eigenen Arbeit)

Sind alle Tätigkeitfelder in der dargestellten Art und Weise beschrieben, werden Sie feststellen, dass es u.U. zahlreiche Überschneidungen und Wiederholungen gibt.

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Zusammenfassung der Basisbildungsanforderungen Daher empfiehlt es sich, um zu einer besser überschaubaren und lesbaren Übersicht zu kommen, die für alle Tätigkeiten vorliegenden Anforderungen an Basisbildung unter den jeweiligen Kompetenzbereichen (Lesen, Schreiben etc.) zusammenzufassen. Bewährt hat sich hier zudem eine Unterteilung der Anforderungen nach der Häufigkeit (regelmäßig / oft / ab und zu). Durch die Beschreibung der Häufigkeit der benötigten Kompetenzen ergeben sich bereits erste Hinweise auf eine mögliche Gestaltung von Fortbildungssequenzen (z.B. gestaffelt nach Dringlichkeit oder Relevanz der Kompetenzen für konkrete Arbeitsplätze in einem Unternehmen).

LESEN REGELMÄSSIG

OFT

AB UND ZU

Sicherheits- und Gesundheitsschutzkennzeichnung

Informationsblätter zu Arbeits- und Gesundheitsschutz

Arbeitsordnung des Unternehmens: z.B. Arbeitszeit, Arbeitsort, Arbeitsaufgabe, Urlaub, Krank-/Unfallmeldung

Gefahrenkennzeichen im Baustellenbereich Bauzeichnungen (Gründungsplan, Grundriss, Stockwerkspläne, Vertikalschnitt, Details)

Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit elektrischen Arbeitsmitteln (Werkzeuge, Maschinen, Anschlussleitungen) Fachliche Informationen (Pläne, Zeichnungen, Berichte, Beschreibungen, Herstellerinstallationsanleitungen)

Baustellenablaufpläne und Wocheneinsatzplan Werkzeug- und Ausrüstungslisten für die Arbeitsausführung

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Allgemeine Vorschriften des Umwelt-/Naturschutzes Lagervorschriften für Baustoffe und Erdaushub


SCHREIBEN REGELMÄSSIG

OFT

AB UND ZU

Dokumentation der täglichen Arbeitsergebnisse

Kontrolle der Baustelleneinrichtung anhand der Checkliste und Anfertigen einer Baustelleninformation

Dokumentation der Arbeitsergebnisse als Hinweis für Folgearbeiten (Lage von Rohrleitungen, Untergrund von Wegen usw.)

Ausfüllen von Stundenzetteln Aufstellen von Werkzeugund Ausrüstungslisten für bestimmte Aufgaben

Lagerlisten und Inventarverzeichnisse anlegen und führen

Aufstellen von Materiallisten Notizen für Vorarbeiter zu ausgeführten Arbeiten

MATHEMATIK REGELMÄSSIG

OFT

AB UND ZU

Genau messen (millimetergenau)

Zeit zur Ausführung eines Arbeitsauftrages abschätzen

Winkel in Räumen messen

Materialzuschnitt mit möglichst geringem Abfall

Abstände und Ausschnitte messen

Räume ausmessen, Flächen berechnen

Prozentrechnung und Mischungsverhältnisse

Berechnung von Materialbedarf für Einzelarbeiten (z.B. Mörtel, Zement, Kalk, Holz, Farbe)

Umrechnung (Formel) von maßstäblichen Größen in reale Werte

Volumenberechnungen von Baugruben, Sammelgruben, Gräben, Kellern usw. Skizze mit Maßen anfertigen

Eine vollständige Beschreibung finden Sie in BAUHILFSKRÄFTE – TÄTIGKEITSPROFIL einschließlich der BASISBILDUNGSANFORDERUNGEN AM ARBEITSPLATZ

Download: www.literacyatwork.eu [Ressourcen]

Haben Sie einen Tätigkeitbereich und die damit in Zusammenhang stehenden Anforderungen an Basisbildung nun beschrieben, sind Sie gut vorbereitet, in einem Unternehmen die Anforderungen an Basisbildung an Arbeitsplätzen zu erheben.

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Allgemeine Tätigkeitsprofile mit betrieblichen Anforderungen und Situationen abgleichen Je nach Unternehmen und Unternehmensgrößen sind Tätigkeitsbereiche unterschiedlich strukturiert und Personal wird in unterschiedlicher Weise eingesetzt. Auch werden Sie oft nicht alle von Ihnen vorbereiteten und beschriebenen Tätigkeitsbereiche in einem Unternehmen wiederfinden. Die zuvor gesammelten Informationen zu Basisbildung dienen nun dazu, die Tätigkeitsprofile und im Weiteren auch die Anforderungen an Basisbildung auf den jeweiligen Betrieb herunter zu brechen.

Die Befragung von Leitungspersonal (mittleres Management, Team- oder Gruppenleitungen, Kolonnenführer etc.) In Gesprächen mit diesem Personenkreis (am besten mit zwei bis drei Personen, die auch eine unterschiedliche Perspektive auf den Arbeitsplatz oder -bereich haben können) gleichen Sie Ihre Vorarbeiten durch konkretes Nachfragen ab. Hierdurch erhalten Sie auch Informationen darüber, welche Aspekte der Tätigkeitsprofile im Detail für einen reibungslosen Betriebsablauf bzw. an einem bestimmten Arbeitsplatz erforderlich sind (z.B. Genauigkeit von Messungen, Grad der Präzision bei der Ausführung von Arbeitsschritten). Diese Befragung kann durch das Heranziehen vorhandener Dokumente, wie Stellenbeschreibungen, Organigramme, Prozessbeschreibungen ergänzt werden. Die Ergebnisse der Befragungen können sich unterschiedlich auf das von Ihnen beschriebene Tätigkeitsprofil auswirken: 

Teile des Tätigkeitsprofils müssen ergänzt oder gestrichen werden.

Die Gewichtung verschiedener Arbeitsschritte verschiebt sich.

Situationen müssen konkretisiert werden, da die Beschreibung zu allgemein bzw. ungenau war. - 13 -


Bereits in diesem Schritt ergeben sich erste Hinweise darauf, ob und wie beschriebene Basisbildungskompetenzen modifiziert, ergänzt oder in ihrer Gewichtung neu gefasst werden müssen.

Beispiele für Fragestellungen an das betriebliche Leitungspersonal Stellen Sie möglichst konkrete Fragen, die sich auf die Ausführung von Aufgaben in einer konkreten Arbeitssituation beziehen, wie zum Beispiel: 

Kommt es vor, dass die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen die Menge des benötigten Materials ausrechnen müssen?

Müssen sie hierfür die Daten aus Bauplänen selbst ermitteln oder sind die Bezugsgrößen (zu verputzende Fläche; Längenmaße, die nicht aus einer Bauzeichnung maßstabgerecht umgerechnet werden müssen) von der Teamleitung/Polier vorgegeben?

Wie stellen Sie oder die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen sicher, dass Berechnungen korrekt durchgeführt werden?

Welche Hilfsmittel (z.B. Taschenrechner) kommen dabei zum Einsatz? Werden Berechnungen und Ergebnisse schriftlich festgehalten?

Werden Materialeinsatz und Verbrauch dokumentiert?

Aus dieser Befragung ergeben sich zu jeder Situation eine Reihe spezifischer Kenntnisse und Fertigkeiten, aber auch die notwendigen Basisbildungskompetenzen sowie das Niveau der Beherrschung (am Beispiel Mathematik): 

Addieren/Multiplizieren (einfach)

Flächen berechnen (komplexer)

Maßstabgerechtes Umrechnen oder Volumenberechnungen (komplex)

Für die weitere Planung von Bildungsmaßnahmen sollten Sie bereits zum jetzigen Zeitpunkt auch erfragen, welche der benannten Anforderungen sich für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen erfahrungsgemäß als schwierig erweisen oder welche Tätigkeiten besonders fehleranfällig sind. Dieses im Betrieb gesammelte Hintergrundwissen ist für den nun folgenden Schritt der Beobachtung am Arbeitsplatz und der Befragung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern äußerst nützlich, denn nur so kann fokussiert beobachtet und nachgefragt werden.

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Arbeitsplatzbeobachtung und Befragung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Arbeitsplatzbeobachtungen sind zeitlich aufwändig und führen – als alleinig angewandte Methode - gerade im gewerblichen Bereich bei Tätigkeiten mit geringen Qualifikationsvoraussetzungen hinsichtlich der Analyse der Basisbildungsanforderungen oft zu keinem zufriedenstellenden Ergebnis. Beispielsweise bei Tätigkeiten im Reinigungsgewerbe, bei Umzugsunternehmen oder auch bei Arbeiten im Lager stehen oft andere Fähigkeiten und Fertigkeiten, wie körperliche Belastbarkeit, Kraft, Schnelligkeit im Vordergrund; Anforderungen an die Basisbildung sind oft nicht unmittelbar erkennbar bzw. beobachtbar. Eine Beobachtung am Arbeitsplatz kann jedoch zusätzlich zu einer Arbeitsplatzanalyse zwei Ziele verfolgen: 

Sollte eine Befragung der Vorgesetzten nicht möglich sein, so kann sie diese erst einmal ersetzen, muss aber im Nachhinein (spätestens bei der Beschreibung des Angebotes mit dem Unternehmen) nachgeholt werden.

Informationen aus der Befragung von Vorgesetzten können abgeglichen werden: Dabei ist auf Abweichungen der tatsächlichen Praktiken von der geschilderten „Norm“ des Vorgehens zu achten. Treten solche Abweichungen auf, werden sie notiert, anschließend mit der beobachteten Person besprochen und die Beschreibung der Basisbildungsanforderungen u.U. angepasst.

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Resümee Sind die Anforderungen an Basisbildung erstmal definiert und zusammengefasst, haben Sie bereits eine optimale Grundlage erarbeitet, um den nächsten Schritt zu tun, nämlich den konkreten Bildungsbedarf der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu erheben. Jetzt ist auch der geeignete Zeitpunkt, mit dem Unternehmen die Zielrichtung und den zeitlichen Umfang einer Weiterbildung festzulegen. Denn ein Verfahren, z.B. ein Assessment zur Ermittlung des Bildungsbedarfs, kann mit ganz unterschiedlicher Zielsetzung erfolgen. Es kann 

ein relativ breites Spektrum von beruflichen Situationen erfassen oder

ausgewählte Situationen fokussieren oder

sich auf bestimmte Basiskompetenzen konzentrieren - z.B. das Lesen komplexerer Texte oder die Anforderungen an mathematische Kenntnisse, die für bestimmte Tätigkeiten erforderlich sind.

Ebenfalls kann ein einmal beschriebenes Anforderungsprofil in Zusammenhang mit den erhobenen Bildungsbedarfen dazu genutzt werden, um Bildungsmodule zu konzipieren, die die Bedarfe des Unternehmens und der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter berücksichtigen sowie praxisnah und flexibel gestaltet werden können.

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Kontakt Dr. Klaus J. Bunke kjbunke@zukunftsbau.de

Projekt Partner A.L.P.E.S. - Association Lyonnaise de Promotion et d’Éducation Sociale, Frankreich BFI - Berufsförderungsinstitut Oberösterreich, Österreich C.D.I - Conseil Développement Innovation, Frankreich Zukunftsbau GmbH, Deutschland

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