Konstruktiv mit Holz 1992–2018

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25 JAHRE MAKIOL WIEDERKEHR AG – BÄUMIG UND BRILLANT Wir sind Feuer und Flamme für unsere Arbeit und geben in der Zusammenarbeit alles. Doch wir verbrennen nicht. Wir achten auf die Balance. Wir teilen Wissen und Erfahrung. Wir entwickeln uns weiter; individuell und als Gemeinschaft. Aus dem Leitbild von Makiol Wiederkehr AG

Herzliche Gratulation! Nach 25 Jahren, fest verankert, wie ein Baum – das ist das Unternehmen Makiol Wiederkehr AG, mit heute rund 20 Mitarbeitenden. Die Wurzeln greifen tief in die Erde, das Unternehmen ist geerdet. Zugleich strebt die Krone zum Licht, das Unternehmen ist visionär. Dazwischen der Stamm, der alles trägt. In 25 Jahren ist der Unternehmensbaum gewachsen, Schicht für Schicht. Ausgehend vom Kern mit Peter Makiol und Reinhard Wiederkehr hat sich der Unternehmensbaum mit Splint, Bast und Rinde weiterentwickelt: Langjährige Mitarbeitende haben das Unternehmen mit geprägt und gemeinsam haben es alle verstanden, Schicht um Schicht an Kraft zuzulegen und neue Mitarbeitende fachlich und sozial zu integrieren. So hat sich im Laufe der Zeit eine Aura um diesen kraftvollen Baum gelegt, die weit über die schöne Landschaft des Hallwilersees hinaus strahlt. Dieses Unternehmen zieht die Besten ihres Faches an: Menschen mit Leidenschaft und hohen Ansprüchen. Dieses Unternehmen zieht zugleich die besten Partner an. Partner, die daran interessiert sind, sich bei Projektstart gemeinsam, kreativ und lösungsorientiert auf den Weg zu machen. Das ist keine proklamierte Exzellenz. Das ist natürlich entstandene Exzellenz. Dahinter steckt Arbeit, Freude, Disziplin und auch Bescheidenheit, wie sie in der Wirtschaft eher selten ist. Gleichzeitig ist das Unternehmen – wie wir alle – mit markanten Veränderungen in Wirtschaft und Gesellschaft konfrontiert. Das bedeutet, dass die Ansprüche steigen, die Komplexität zunimmt, das Ausbalancieren von Wünschen, Kosten und Terminen aufwändig ist und mit der zunehmenden Schnäppchen-Mentalität, mit medial provozierter Ablenkung und Unterbrechung sowie erodierendem Anstand nur schwer verträglich ist. Gelingende Kommunikation nach innen und nach aussen wird so zum Schlüssel für erfolgreiche Projekte. Und genau mit dieser erfolgreichen Kommunikation schlägt das Unternehmen Brücken, fachlich-konstruktiv und prozessorientiert-sozial zugleich. Zahlreich sind die Brücken, die Makiol Wiederkehr AG zu schlagen weiss. Einige seien hier ausdrücklich erwähnt: Es fällt auf, wie prozessund lösungsorientiert, wie dialogisch, wie verbindend die Mitarbeitenden mit Architekten, Bauherren, Behörden und Institutionen kommunizieren. Darüber hinaus gelingt der Brückenschlag zu Bildung und Forschung,


denn die Mitarbeitenden sind Dozierende an der Fachhochschule oder werden es früher oder später. Sie halten Vorträge und sind Mentoren. Im Holzbau arbeiten die Ingenieure, die meisten sind gelernte Zimmerleute, am Brückenschlag zwischen Tradition und Innovation. Sie verbinden Wertschätzung für das Gewordene mit der Faszination für die Weiterentwicklung. Im Brandschutz gehören sie zu den Pionieren und sind Taktgeber für die Weiterentwicklung. Dieses Team ist unterwegs, auf dem Weg in die Zukunft von Holzbau und Brandschutz. Wie in der Vergangenheit, so sind auch in Zukunft Hindernisse auf dem Weg gewiss. Doch Brücken sind Teil des Weges. Und wo es keine Brücken gibt oder Brücken nicht mehr tragen, da sind die Brückenbauer von Beinwil am See in ihrem Element. Diese dritte Jubiläums-Publikation gibt Einblick in die Werke der vergangenen Jahre und belegt anschaulich die Meisterschaft. Hier sind Könner, Teamplayers mit hoher Leistungsbereitschaft und trotzdem keine Workaholics am Werk, denn alle leben sie ein volles Leben ausserhalb der Firma. Das macht sie unheimlich sympathisch. Wir dürfen gespannt sein, wozu sie auch in Zukunft in der Lage sein werden. Auch auf dem nächsten Wegabschnitt wünsche ich von Herzen gutes Gelingen! Urs Becker, Jurist, Mediator SDM und Coach

Foto Peter und Reinhard


GEDANKEN Was vor Jahren (1992), direkt nach unserem Studienabschluss, mutig und selbstbewusst zu zweit, als Makiol + Wiederkehr begonnen hat, ist kontinuierlich zu einem etablierten, namhaften Ingenieurbüro von rund 20 Personen herangewachsen. Zahlreiche herausragende Holzbauprojekte konnten zusammen mit Architekten und Holzbauunternehmern geplant und realisiert werden. Gewerbe- und Industriebauten, öffentliche Bauten, Schulhäuser und Kindergärten, Brücken und Türme, Wohnbauten und Sonderprojekte. Der Bereich des Brandschutzes wurde durch unser Büro zugunsten der ganzen Holzbranche massgebend geprägt und reformiert. Die Projekte gehen in diesem Bereich über den Holzbau hinaus. Trotz der hohen Intensität, die eine überdurchschnittliche Leistung mit sich bringt, war und ist die Freude am Beruf und das Bestreben an einem guten Arbeitsklima stets im Vordergrund. Höhen und Tiefen werden miteinander bewältigt. Der gute, wertschätzende Umgang untereinander, die langjährigen, tragenden Mitarbeiter sind ein wichtiger Grundpfeiler unseres Erfolges. Nach 22 Jahren, in den Jahren 1992 bis 2014, als Kollektivgesellschaft Makiol + Wiederkehr unterwegs, starteten wir als Makiol Wiederkehr AG das Jahr 2015 neu. Die Gründung unserer Aktiengesellschaft brachte auch einige strukturelle und administrative Änderungen mit sich. Wir packten die Chance am Schopf und gaben uns zusammen mit unserem externen Coach eine vom Team erarbeitete, neue Bürostruktur. Erstmals gibt es eine erweiterte Geschäftsleitung sowie technische Fachbereiche, in denen unsere langjährigen Mitarbeiter Einsitz nehmen. In drei Arbeitsgruppen bearbeitete das gesamte Team die Bereiche ‹Identität – Kultur – Strategie›, ‹Prozesse – Abläufe› und ‹Infrastruktur›. Es entstanden ein stimmiges Leitbild sowie drei Leitsätze. Mit unserer Grafikerin entwickelten wir ein neues Logo, wie auch neue Layouts für unsere Briefschaften und die Homepage. In all den Jahren wurden wir mit mehreren Preisen ausgezeichnet (z.B. Watt d‘Or, sia umsicht, Prix Lignum, Cadre d‘Or). Diese Anerkennung schätzen wir sehr. Besonders freuen uns die Weiterbildungen, Expertenausbildungen, Nachdiplomstudien und Diplomarbeiten unserer Mitarbeiter/innen. Die Auseinandersetzung, Entwicklung und Zusammenarbeit an spannenden, sinnigen Projekten, mit ebenso offenen und kreativen Menschen, Bauherrschaften, Architekten, Planern, Unternehmern machen unsere Arbeit aus. Ein grosser Dank all diesen, ein grosser Dank unserem Team, ein persönlicher Herz-Dank unseren Frauen Helena und Daniela. Nun halten wir kurz inne, blicken zurück, schreiben und illustrieren dieses Buch und freuen uns sehr auf die nächsten, spannenden Jahre. Peter und Reinhard





Objektübersicht Stapferhaus, Lenzburg, Seite 2–13 Bootshaus Solothurner Ruderclub, Solothurn, Seite 14–19 Neunutzung Aktienmühle, Basel, Seite 20–25 Museum Altes Zeughaus, Solothurn, Seite 26–33 Umbau Mehrzweckgebäude, Künten, Seite 34–37 Elefantenpark im Zoo Zürich, Seite 38–43 Theaterturm auf dem Julier, Bivio, Seite 44–47 Aussichtsturm auf dem Gurten, Wabern, Seite 48–49 Fussgängersteg Gheidgraben, Olten, Seite 50–51 Suhresteg, Aarau, Seite 52–53 Fussgängersteg im Wildnispark Zürich Langenberg, Langnau am Albis, Seite 54–55 Fussgänger- und Fahrradbrücke Länggenbach, Geroldswil, Seite 56–57 Neubau Hotel Bever Lodge, Bever, Seite 58–65 WellnessHostel4000 und Aqua Allalin, Saas-Fee, Seite 66–71 Umbau und Erweiterung Jugendherberge St. Alban, Basel, Seite 72–77 Neubau Alpwirtschaft Brunegg, Zugerberg, Seite 78–85 Aufstockung Tagesbetreuung ‹Arche›, Wallisellen, Seite 86–91 Erweiterung Schulhaus Hasel, Spreitenbach, Seite 92–99 Schulanlage Bündtmättli, Malters, Seite 100–105 Erweiterung und Aufstockung der Schulanlage Margeläcker, Wettingen, Seite 106–111 Neubau Schulanlage Pünten, Stallikon, Seite 112–119 Fachhochschulzentrum, St. Gallen, Seite 120–125 Kindergarten Zelgli, Untersiggenthal, Seite 126–131 Doppelkindergarten in Zwingen, Seite 132–137 Neubau Kindergarten, Endingen, Seite 138–143 Ausbildungszentrum Holzbau Zürich, Buchs, Seite 144–149 Neubau Kantonaler Werkhof, Münsingen, Seite 150–155 Kantonaler Werkhof, Lenzburg, Seite 156–163 Forstmagazin Vordergeissboden, Zugerberg, Seite 164–169 Werk II der Hector Egger Holzbau AG, Langenthal, Seite 170–175 Neubau Renggli-Werk, Schötz, Seite 176–181 Bürogebäude Laur-Park, Brugg, Seite 182–187 Wohnüberbauung Tièchestrasse, Zürich, Seite 188–193 Wohn- und Geschäftshaus ‹Les Grands Glariers 2›, Monthey, Seite 194–199 Alterswohnungen Sagi, Regensdorf, Seite 200–207 Wohnsiedlung ‹Hunziker-Areal›, Häuser I+J, Zürich-Leutschenbach, Seite 208–215 Wohn- und Gewerbesiedlung Kalkbreite, Zürich, Seite 216–223 Wohnen am Schaffhauserrheinweg, Basel, Seite 224–229 Wohnsiedlung Dollikerstrasse, Meilen, Seite 230–235 Aufstockung SZU-Betriebsgebäude, Zürich, Seite 236–241 Reihenhaussiedlung Geissweg, Untersiggenthal, Seite 242–247 Wohnhaus Trottenstrasse, Ennetbaden, Seite 248–253 Zweifamilienhaus in Ebikon, Seite 254–259 Dachaufbau auf ein Wohnhaus in Meilen, Seite 260–265 Einfamilienhaussiedlung Schwirrenmattweg, Suhr, Seite 266–271 Ferienhaus in Zinal, Seite 272–275 Suurstoffi-Areal, Baufeld 22, Risch-Rotkreuz, Seite 276–285 Bürohochhaus Andreasturm, Zürich-Oerlikon, Seite 286–287 Universitätsspital Klinikum 2, Basel, Seite 288–289 Umbau und Erweiterung Hauptsitz Zürcher Kantonalbank, Zürich, Seite 290–291 NEST, Dübendorf, Seite 292–293 Würth Haus Rorschach, Seite 294–295

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Stapferhaus, Lenzburg Mit dem neuen Standort am Bahnhof Lenzburg erhält das Stapferhaus eine adäquate räumliche Präsenz, dies sowohl für seine inhaltlichen Werte als auch für seine nationale kulturelle Bedeutung. Das kubisch geprägte Haus mit den drei programmatischen Komponenten Stapferbühne, Betriebshaus und Ausstellungshalle verortet die Anlage im städtischen Kontext und transformiert den heterogenen Bahnhofsbereich in einen attraktiven öffentlichen Ort. Die Stapferbühne wirkt als offene, bespielbare Pergola und ist zugleich Bindeglied zur Stadt. Sie soll für jede Ausstellung neu inszeniert werden und funktioniert in Verbindung mit dem Café auch als Begegnungsort. Das dreigeschossige, vertikal gerichtete Betriebshaus ist von der Ausstellungshalle räumlich abtrennbar und

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lässt eine weitgehend unabhängige Nutzung zu. Ebenso wandelbar ist die Ausstellungshalle, die aufgrund der freien und grosszügigen Tragstruktur ohne grossen Aufwand den jeweiligen Bedürfnissen angepasst werden kann. Dank einem flexiblen Erschliessungssystem kann der Besucherfluss vielfältig über die Geschosse geführt werden. Der blauschwarze Holzbau weist mit seiner klar lesbaren Struktur auf die grossen Räume im Innern hin. Die innovative Holzbautechnologie, verbunden mit einer duldsamen Holzkonstruktion in Bezug auf technische Bearbeitung und verschiedenste Oberflächenbehandlungen, ermöglicht eine Fülle an szenografischen Interventionen in den Innenräumen und macht selbst die Aussenhülle für Ausstellungszwecke bespielbar. Dazu sind die Tragstruktur und Bauteile über

Terrain sowie das Treppenhaus und der Liftschacht in Holzbauweise ausgeführt. Die Aussenwände in Holzrahmenbauweise mit integrierten Unterzügen und Stützen übernehmen die Lastabtragung. Die Geschossdecken und das Dach im Betriebsgebäude, aufgebaut als Rippenplatten aus Brettschichtholzrippen mit Querschnitten bis 360 x 860 mm und im Verbund aufgebrachten Brettsperrholzplatten der Stärke 240 mm, überspannen die rund 12 m Distanz zwischen den Aussenwänden. In der Ausstellungshalle ist für die Geschossdecke über dem Erdgeschoss und das Dach eine tragende Mittelachse in Brettschichtholz ausgeführt, womit die Spannweiten zwischen den Aussenwänden hier auf 12 m und 15 m reduziert werden konnten. Die Deckenelemente überspannen das längere Feld mit Brettschichtholzrippen, die im Querschnitt bis 360 x 1040 mm mes-


sen, im Verbund mit Brettsperrholzplatten der Stärke 240 mm. Die Stabilisierung und Aussteifung des Gebäudes erfolgen über entsprechend ausgeführte Aussenwände und Kreuzverbände. Die Trennwände in Holzbauweise sind alle nichttragend. Die Liftschächte und das runde Treppenhaus sind in Holzmassivbauweise ausgebildet. Eine effiziente Wärmeerzeugung und eine gute Gebäudehülle halten die Betriebskosten niedrig. Die einfache und nachhaltige Bauweise verschafft dem Haus einen zeitgemässen Auftritt und setzt zugleich einen starken Akzent im neuen Bahnhofsareal.

Situation

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Längsschnitt

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

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20 m


Querschnitt

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Deckenaufbau über Treppenhaus: Dreischichtplatte 19 mm Gipsfaserplatte 18 mm Gipsfaserplatte 15 mm Brettsperrholz 80 mm Gipsfaserplatte 15 mm Gipsfaserplatte 18 mm Gipsfaserplatte 10 mm, geölt Deckenaufbau über 2. Obergeschoss: Anhydrit 70 mm, geschliffen Trennlage Trittschalldämmung 20 mm Wärmedämmung 30 mm Kalksplittschüttung 60 mm Rieselschutzfolie Brettsperrholz 240 mm Träger in Brettschichtholz

Deckenanschluss an Treppenhauswand

Wandaufbau von der Treppe her: Gipsfaserplatte 10 mm, geölt Gipsfaserplatte 18 mm Brettsperrholz 140 mm Gipsfaserplatte 18 mm Dreischichtplatte 19 mm Deckenaufbau über 1. Obergeschoss: Massivholzboden 40 mm Lattung 40 mm/Dämmung Akustiktrennlager 5 mm Brettsperrholz 240 mm Träger in Brettschichtholz

Deckenanschluss an Treppenhauswand bei Steigschacht

Deckenaufbau über Erdgeschoss: Massivholzboden 20 mm Diagonalschalung 20 mm Trennlage Lattung 60 mm/Kalksplittschüttung Abdichtung 10 mm Betondecke 280 mm

Ausklinkung der Decke im Bereich der Steigzonen

Vertikalschnitt durch Wendeltreppe: Die inneren Wangen bestehen aus gewalztem Stahlblech 15 mm und weisen ab Vorderkante Stufe eine Brüstungshöhe von 1,02 m auf. Die Treppenstufen sind aus L-förmig abgekantetem Laserblech der Stärke 5 mm gefertigt. Die Stufen und Podeste sind an der Innenwange angeschweisst und örtlich mit Stahlwinkeln und schalldämmenden Gummilager an die Treppenhauswand verschraubt. Die Wendeltreppe wurde aus fünf vorfabriezierten Elementen von oben eingebracht und vor Ort verschweisst. Alle Stahlteile sind roh und geölt.

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Ort Bahnhofstrasse 49, 5600 Lenzburg Bauherrschaft Stiftung Stapferhaus Lenzburg, vertreten durch Buchhofer AG, Zürich Generalplaner pool Architekten, Zürich, und Takt Baumanagement AG, Zürich Architektur pool Architekten, Zürich Baumanagement Takt Baumanagement AG, Zürich Landschaftsarchitekt Studio Vulkan Landschaftsarchitektur GmbH, Zürich Bauingenieur dsp Ingenieure & Planer AG, Zürich HLKS-Planer Hans Abicht AG, Aarau Elektroplaner Bhend Elektroplan GmbH, Suhr Bühnen- und Medientechnikplaner Tokyoblue GmbH, Zürich Bauphysik Weber Energie und Bauphysik AG, Bern Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Zaugg AG Rohrbach, Rohrbach Materialien Brettschichtholz 595 m3, Brettsperrholz 535 m3, Profilbretter für Massivholzböden in Eiche 535 m2 und in Tanne 1490 m2, Profilbretter für Fassade in druckimprägnierter Tanne 1650 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 16 Mio. inkl. Mwst. Baukosten Holzbau CHF 3,6 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 1854 m2 (Baurechtsfläche) Gebäudegrundfläche SIA 416 1188 m2 Geschossfläche SIA 416 4600 m2 Nettogeschossfläche SIA 416 2954 m2 Gebäudevolumen SIA 416 17 400 m3 Kubikmeterpreis (BKP 2) CHF 630.– Bauzeit Februar 2017 – Juli 2018 Fotograf Ralph Feiner, Malans

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Bootshaus Solothurner Ruderclub, Solothurn Das erneuerte Bootshaus des Solothurner Ruderclubs ist bis auf die Fundation aus Stahlbeton und den bestehenden Stahlbau in der Aare als Holzbau konzipiert und aufgrund der sehr kurzen Bauzeit teilweise vorfabriziert erstellt worden. Der Solothurner Ruderclub, 1910 gegründet, erhielt 1911 ein erstes, einfaches Bootshaus. Bereits 1919 musste dieses wegen Platzmangels einem grösseren Neubau weichen. Charakteristische Merkmale wie das steile Walmdach und die repräsentative, über die Aare hinausragende Altane des Kopfbaus sowie das schlanke, langgezogene Volumen des Bootslagers zeichneten diesen im Heimatstil errichteten Holzbau aus. Spätere bauliche Veränderungen verunklärten indessen teilweise die ursprünglich ausgewogene Gestalt. Aufgrund des schlechten Bauzustands und gestiegener Anforderungen des Ruderclubs wurden phalt Architekten AG 2015 mit der Erneuerung des Bootshauses beauftragt. Die geforderten zusätzlichen Nutzflächen konnten wegen der baurechtlichen Vorgaben und aufgrund der Lage in der Freihaltezone nur innerhalb des bestehenden Volumens generiert werden. Dank Absenkung des Bootshallenbodens und Optimierung der Aufbauhöhen der Konstruktion konnte das Dachgeschoss nutzbar gemacht werden. So liessen sich die geforderten Räume

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innerhalb des bestehenden Volumens organisieren und störende Anbauten entfernen. Zur natürlichen Belichtung und Belüftung des neu genutzten Dachraums wurde die nordseitige Dachfläche des Bootshallentrakts mit fünf liegenden Schleppgauben ergänzt. Die Längsfassaden wurden partiell geöffnet, um Einund Ausblicke in die Bootshalle zu gewähren. Die Fensterelemente aus Lochblech rhythmisieren zusammen mit den breiten Deckleisten den langen Baukörper und verleihen der Aussenhülle eine stärkere Tiefenwirkung. Die für den Heimatstil typische Farbgebung wurde adaptiert und verfeinert umgesetzt. Die schmalen, hell gestrichenen Deckleisten wurden durch breite Deckleisten im Rhythmus der dahinterliegenden Holzstützen ergänzt und prägen im Kontrast zu der dunkleren Holzschalung und den neuen Öffnungen das äussere Erscheinungsbild des Bootshauses. Um die räumliche Wirkung der Innenräume zu stärken und um der Forderung der Bauherrschaft nach einer unprätentiösen und robusten Materialisierung gerecht zu werden, wurde der Innenausbau bis auf die Nasszellen und den Bodenbelag der Garderoben einheitlich und aus einem Material ausgeführt. Gelaugte und geseifte Dreischichtplatten aus Fichtenholz bilden die Oberflächen im Inneren und prägen die Atmosphäre im gesamten Bootshaus.


Situation

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Längsschnitt

Querschnitt

Untergeschoss

Erdgeschoss

Obergeschoss

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20 m


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Dachaufbau von aussen: Ziegel Ziegellattung 30 mm Konterlattung 60 mm Unterdachfolie Holzfaserdämmplatte 35 mm Sparren 200 mm/Dämmung Dampfbremse Lattung 30 mm Dreischichtplatte 19 mm Deckenaufbau von oben: PU-Belag fugenlos Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Trittschalldämmung 10 mm Kastenelement: Furnierschichtholz 45 mm Rippe 260 mm/Dämmung Dreischichtplatte 19 mm Aufbau Fassade Bootshalle von aussen: Holzleisten konisch 24 mm, sägeroh Holzschalung vertikal 16 mm, sägeroh Lattung horizontal 60 mm Holzstützen 200 mm Detailschnitt

Ort Römerstrasse 29, 4500 Solothurn Bauherrschaft Solothurner Ruderclub Architektur phalt Architekten AG, Solothurn/Zürich Bauleitung Anderegg Partner AG, Bellach Bauingenieur H. Katzenstein AG, Solothurn Bauphysik BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich HLKS-Ingenieur Gurtner AG, Solothurn Elektroingenieur Henzi Elektro AG, Bellach Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Späti Holzbau AG, Bellach (Holzbau), von Allmen Innenausbau AG, Zuchwil (Innenausbau und Türen), Gawo Gasser AG, Wolhusen (Fenster), und Bord GmbH – Design Furniture, Zürich (Möbel) Baukosten BKP 1–9 CHF 1,96 Mio. inkl. Mwst. Baukosten BKP 2 CHF 1,82 Mio. inkl. Mwst. davon BKP 214 CHF 0,69 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 874 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 400 m2 Geschossfläche SIA 416 735 m2 Gebäudevolumen SIA 416 2104 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 865.– Bauzeit August 2016 – April 2017 Fotograf Roger Frei, Zürich

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Neunutzung Aktienmühle, Basel Mit der Umnutzung der Aktienmühle ist mehr als nur ein Werkstattgebäude für das Kleinhandwerk entstanden. Der neugestaltete Aussenraum und das gastronomische Angebot schaffen im Innenhof einen ‹Quartiergarten›, der als Treffpunkt eine zentrale Scharnierfunktion zur Förderung der öffentlichen Infrastrukturen übernimmt. Gleichzeitig wirkt die Aktienmühle als Initialprojekt für die weitere Entwicklung im Klybeckquartier. Das historische Gebäude der Architekten Fichter & Sandreuter aus dem Jahr 1899 stellt einen wichtigen Zeitzeugen der schweizerischen Industriegeschichte dar. Der Preiszerfall auf dem Mehlmarkt, horrende Kosten für anstehende Investitionen und der Verlust eines wichtigen Auftraggebers führten 2002 zur Schliessung der Mühle. Im Frühling 2010 erwarb die Stiftung Habitat die Aktienmühle und betrieb als Zwischennutzung das Areal bis ins Jahr 2016 unter dem Motto ‹Freiraum fürs Klybeck›. Nach dem Umbau dient das ehemalige Mühlengebäude im Klybeckquartier heute als Werkstattgebäude für Kleinhandwerk, dem ein Gastronomieteil im ehemaligen eingeschossigen Turbinenhaus zugeordnet ist. Punktuelle Einbauten im Innenraum der Aktienmühle und eine an der Südfassade vorgelagerte Erschliessungsschicht ermöglichen eine flexible Mietflächenunterteilung und bewahren zugleich den Charakter und die funktionale Architektur des Gebäudes. Durch die separaten Zugänge der Werkstätten kann der tiefe Gebäudegrundriss mit jeweils einer Nord- und Südbelichtung optimal genutzt werden. Die reduzierten archi-

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tektonischen Eingriffe halten die über Jahrzehnte gelebte Produktionsgeschichte und die Patina der Innenräume lesbar. Als besondere Herausforderung erwies sich das komplexe Gefüge von zeitgenössischer Gebäudetechnik und statischen und bauphysikalischen Anforderungen unter dem Imperativ einer sorgfältigen architektonischen Sprache im Umgang mit dem historischen Gebäude. Untersuchungen der bestehenden Balkenlagen und Dachkonstruktionen zeigten eine weitgehend intakte Holzkonstruktion. Entsprechend pragmatisch sind zwei neue vertikale Erschliessungskörper in Ortbeton zur Stabilisierung in das Volumen eingefügt. Zwei Massnahmen des Brandschutzkonzeptes erwiesen sich für eine flexible Nutzung des Gebäudes als wesentlich: Die zusätzliche äussere Erschliessungsschicht und der Sprinklervollschutz. Die dadurch erzielte Reduktion der Anforderung an den Feuerwiderstand von 60 auf 30 Minuten war notwendig, um die alten Gussstützen unverkleidet zu erhalten. Die bestehenden Holzbalkendecken wurden zu Holz-Beton-Verbunddecken umgebaut. Der einfache Ansatz löst die statischen, akustischen, aber auch brandschutztechnischen Anforderungen auf selbstverständliche Art im Bestand. Dazu wurden Lücken in der Bretterschalung über den Balkenlagen ergänzt, Vollgewindeschrauben als Schubbewehrung in den Balken eingeschraubt und ein Überbeton, je nach Anforderung 80–120 mm stark, vollflächig eingebracht. Dadurch ist auf jedem Stockwerk eine statisch wirksame Deckenscheibe als Beitrag zur Gesamtstabilisierung des Gebäudes vorhanden.


Situation

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Erdgeschoss

2. Obergeschoss

Längsschnitt

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40 m


1. Obergeschoss

4. Obergeschoss

Querschnitt bei Restaurant/Bar

Querschnitt bei Erschliessungsbalkon

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Deckenaufbau von oben: Holz-Beton-Verbunddecke: Überbeton 120 mm, abtalochiert Schalung 24 mm, bestehend und ergänzt Balkenlage 150 x 230 mm, bestehend und ergänzt/Dämmung BKZ 6q.3 respektive Steinwolle SP > 1000 °C, RD > 40 kg/m3 (über Wandanschluss) Lattung 30 mm OSB 25 mm Gipsplatte 15 m (im Korridor)

Querschnitt Decke über Untergeschoss mit Wandanschluss beim Korridor

Deckenaufbau von oben: Hartbeton 100 mm, abgeglättet Trittschalldämmung 30 mm, BKZ 6q.3 Trennlage Holz-Beton-Verbunddecke: Überbeton 80 mm Schalung 24 mm, bestehend und ergänzt Balkenlage 150 x 230 mm, bestehend und ergänzt

Querschnitt Decke über Erdgeschoss und Obergeschossen mit Wandanschluss beim Korridor

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Ort Gärtnerstrasse 46, 4057 Basel Bauherrschaft Stiftung Habitat, Basel Architektur Metron Architektur AG, Brugg; Projektteam: Marc D. Knellwolf (Projektleitung), Andreas Badertscher, Jan Hlavica, Caroline Verbeeten, Daniel Gerber, Paula Tuczek Bauleitung projektierbar Architekten AG, Basel Bauingenieur WMM Ingenieure AG, Münchenstein Bauphysik Gruner AG, Basel Elektroingenieur Hefti.Hess.Martignoni. Aarau AG, Aarau Sanitäringenieur Gemperle Kussmann GmbH, Basel HLK-Ingenieur Ingenieurbüro Stefan Graf, Basel Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Hürzeler Holzbau AG, Magden Baukosten BKP 1–9 CHF 21,5 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 18,3 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 5340 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 1370 m2 Geschossfläche SIA 416 7400 m2 Gebäudevolumen SIA 416 26 900 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 680.– Baujahre 2015–2016 Fotograf Michael Fritschi, foto-werk gmbh, Basel

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Museum Altes Zeughaus, Solothurn Sanierung und Instandsetzung rüsten das Haus für kommende Generationen von Besuchern. Die Massnahmen schaffen die Voraussetzung für einen zeitgemässen Museumsbetrieb und gewährleisten so den Schutz der wertvollen Kulturgüter. Seit mehr als 400 Jahren prägt das Gebäude des Zeughauses das Stadtbild von Solothurn. Selbst nach heutigen Wahrnehmungsmassstäben besticht das mächtige Haus durch seine archaische Kraft und seine raumgreifende Präsenz. Generationen von Baumeistern haben die Substanz des Zeughauses erhalten und versucht, mit den handwerklichen Mitteln ihrer Zeit das Gebäude für kommende Nutzungsabschnitte zu ertüchtigen. Das Museum Altes Zeughaus steht heute für eine bemerkenswerte Symbiose von Inhalt und äusserer Form, die darauf gründet, dass seit der Umwidmung des Zeughauses in ein Museum zu Beginn des 20. Jahrhunderts keine Zäsur mehr in Form einer Nutzungsänderung stattgefunden hat. Die hohe Kongruenz von äusserer Form als schützende Hülle und den heute ausgestellten Kulturgütern verleiht dem Gebäude selbst den Status eines Exponats – es bildet ein kohärentes Ensemble, das zu Recht als Schutzobjekt von nationalem Rang eingestuft ist. In fünfjähriger Planungs- und Bauzeit wurde ein Sanierungskonzept entwickelt, das unter Ausschöpfung der heutigen technischen Möglichkeiten die Baugeschichte des Gebäudes behutsam fortschreibt. Die Instandsetzungsund Ertüchtigungsmassnahmen erfolgten im Einklang mit den Prämissen des geschützten Bestands. Historisch nicht relevante Applikationen und dekorativ-historisierende Bauteile aus jüngerer Zeit wurden entfernt und rückgebaut. Zur Schaffung bester Voraussetzungen für einen zeitgemässen Museumsbetrieb wurde im Rahmen der planerischen Gesamtbetrachtung und in Zusammenarbeit mit der Denkmalpflege und der Gebäudeversicherung ein umfassendes Massnahmen- und Anforderungskonzept entwickelt, das sich in technische und räumliche Massnahmen unterteilen lässt. Im Rahmen der technischen Massnahmen mussten die primäre und sekundäre Holzkonstruktion gemäss den geltenden Normen in Bezug auf die Tragsicherheit und Gebrauchstauglichkeit ertüchtigt werden. Die Etablierung von Brandschutzmassnahmen zur Sicherstellung der vereinbarten Schutzziele umfasste den Einbau einer schnellansprechenden Sprinkleranlage in Verbindung mit einer flächendeckenden Brandmeldeanlage, die Konzeption einer zusätzlichen, normengerechten Fluchttreppe und den Einbau eines Ausgangs im Erdgeschoss des bestehenden Treppenkerns. Mit dem Einbau eines kombinierten Personenund Warenlifts wird die barrierefreie Erschliessung der Ausstellungsflächen sichergestellt und die ausstellungsbezogene Warenlogistik verbessert. Die Richtlinien der präventiven Konservierung zum Schutz der empfindlichen Kulturgüter umfassen strenge Vorgaben zu Raumtemperatur und relativer Raumfeuchte, die mittels einer kompakten und energieeffizienten Lüftungsanlage eingehalten werden können. Ergänzt werden die technischen Massnahmen durch eine energetische Optimierung der Aussenhülle zur Verbesserung der Luftdichtigkeit und zur Verringerung des solaren Energieeintrags. Hierzu erfolgten die Aufdoppelung der bestehenden Fenster und der historischen Toranlagen, der

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Situation

Ersatz der historisch nicht relevanten Aussentore und eine konsequente Dämmung der gesamten Dachkonstruktion. Mit punktuellen räumlichen Massnahmen werden in Ergänzung zur technischen Ertüchtigung die Rahmenbedingungen für einen reibungslosen Museumsbetrieb geschaffen. Hierzu gehört die Neukonzeption des Eingangs- und Empfangsbereichs samt Windfang, Garderobe, Empfangsmöbel und Cafeteria-Bereich. Dienende Raumfunktionen und Nebenräume wurden im bestehenden, unterirdischen Anbau auf der Nordseite – im Bereich der ehemaligen Kulturgüterschutzräume – auf knappem Raum gebündelt. Dazu gehören Sanitärräume, die verschiedenen Technikzentralen und ein Küchenbereich für Veranstaltungen. Im vierten Obergeschoss ist die Museumsadministration untergebracht. Die hier vorhandenen Einbauten jüngeren Datums wurden rückgebaut und durch ein natürlich belichtetes, offenes Gruppenbüro in Verbindung mit einem separaten Sitzungszimmer ersetzt. Das architektonische Konzept unterscheidet zwischen dienenden und bedienten Räumen, die entsprechend ihren Nutzungen und Aufgaben unterschiedliche Raumfassungen aufweisen. Hierzu bilden die einzelnen Ausstellungsgeschosse die Raumgruppe der bedienten Räume, die massgeblich vom historischen, reich gefügten Holzwerk geprägt sind. Mit dem Ziel der Erhaltung und Stärkung des historischen Raumeindrucks wurden die statischen und haustechnischen Ertüchtigungs- und Instandsetzungsmassnahmen in den Ausstellungsräumen konsequent im nichtsichtbaren Bereich vollzogen. In einem ersten Schritt wurden hierzu die wertvollen Tonplattenbeläge sorgfältig ausgebaut und eingelagert. Auf der freigelegten, durchhängenden Deckenschalung wurden in einem zweiten Schritt die statischen Ertüchtigungsmassnahmen an der primären

und sekundären Holzkonstruktion umgesetzt und flächendeckend die technischen Medienund Leitungsführungen zur flexiblen Versorgung der Ausstellungsflächen installiert. Auf die statisch ertüchtigten und technisch installierten Deckenbereiche wurde abschliessend eine ausnivellierte, statisch wirksame Holzschalung verlegt, auf der die historischen Bodenbeläge nach handwerklichen Regeln sorgfältig wieder eingebaut werden konnten. Die technische Versorgung der Ausstellungsflächen erfolgt rasterförmig über spezifisch entwickelte und flexibel nachrüstbare Bodenund Deckenauslässe. Die Aufdoppelungen im Bereich der Fassadenöffnungen und im Bereich des neuen Empfangsbereichs sind betont zurückhaltend als semipermanente Einbauten aus Holz konzipiert und zeichnen sich – mit einer neutralweissen Fassung versehen – durch eine feintarierte formale Expressivität aus. Die Schlosserarbeiten sind in rohem, zundrigem und gewachstem Stahl und in brüniertem Messing ausgeführt. Bezeichnend für die beiden Materialien ist ihre Alterungsfähigkeit, indem sich durch steten Gebrauch eine reizvolle Patina entwickelt. Die dienenden Bereiche umfassen die Nebenund Technikräume im Bereich der ehemaligen Kulturgüterschutzräume sowie den neu eingebauten Treppen- und Liftkern, der sich formal und konstruktiv in Anlehnung an den bestehenden Treppenkern aus der massiven Logik der Aussenwände ableitet. Folgerichtig sind diese Räume im Inneren mit einer monomateriellen Raumfassung in Form einer in mehreren Arbeitsgängen applizierten, geölten LehmKasein-Beschichtung versehen. Damit stehen die dienenden Räume mit ihrem monolithischen, elementar einfachen Habitus atmosphärisch in einem spannungsvollen Kontrast zur komplex gefügten, konstruktiven Logik der Ausstellungsräume.


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Erdgeschoss

3. Obergeschoss

1. Obergeschoss

4. Obergeschoss

2. Obergeschoss

5. Obergeschoss

20 m


Längsschnitt durch neuen Treppen- und Liftturm

Querschnitt durch neuen Treppen- und Liftturm

Querschnitt durch historisches Treppenhaus

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Längsschnitt durch ertüchtigten Unterzug sowie Querschnitte im Bereich der Stütze und im Bereich des Feldes im Übergang vom 1. zum 2. Obergeschoss: Zur Verstärkung der Unterzüge ist ein Überbeton eingebaut, der mittels der Schrägverschraubung im Verbund mit den Unterzügen trägt. Im Bereich der Stützen gewährleisten Stahlteile die Lastdurchleitung durch die Unterzüge. Einzelne Stützen wurden untereinander ausgewechselt. Damit konnte eine Überlastung der bestehenden Stützen und deren statische Ertüchtigung vermieden werden.

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Ort Zeughausplatz 1, 4500 Solothurn Bauherrschaft Kanton Solothurn, Bau- und Justizdepartement Generalplaner und Architektur Edelmann Krell Architekten, Zürich Bauingenieur Gruner AG, Olten Bauphysik Bakus Bauphysik und Akustik GmbH, Zürich HLKKS-Ingenieur Enerconom AG, Solothurn Elektroingenieur Scherler AG, Solothurn Lichtplanung Lichtblick, Buchs Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Bader Holzbau, Aedermannsdorf (Holzbau), Devaud Marti AG, Bellach (Fenster), Devaud Marti AG, Bellach (Türen), Bach Heiden AG, Wolfhalden (Türen), Hinze Schreinerei GmbH, Tecknau (Schreinerarbeiten), und Strausak Holzbau AG, Biberist (Holzböden) Materialien Ertüchtigung der Balkenlage mit Bauholz 20 m3, Dreischichtplatten 40 mm 2550 m2, Ertüchtigung der Unterzüge mit Beton 20 m3, Bewehrung 4100 kg und Vollgewindeschrauben 4000 Stück Baukosten BKP 1–9 CHF 12,15 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 11,277 Mio. inkl. Mwst. Geschossfläche SIA 416 3413 m2 Gebäudevolumen SIA 416 13461m3 Bauzeit Oktober 2014 – April 2016

Fotograf Roger Frei, Zürich

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Umbau Mehrzweckgebäude, Künten 2009 führte die Gemeinde Künten einen Studienauftrag zur Schaffung neuer Räumlichkeiten für eine moderne und effiziente Gemeindeverwaltung durch. Das umgesetzte Projekt ging daraus mit dem ersten Preis hervor. Entstanden ist ein funktionales, flexibles und attraktives Mehrzweckgebäude mit einem neuen Dorfplatz für verschiedenste Aktivitäten im Schatten der Bäume. Die Situation vor dem Eingriff war verzwickt: Die Gemeinde Künten verfügte im ehemaligen Gemeindehaus im Zentrum über zuwenig Raum, während eine Erweiterung der Gemeindeverwaltung an ihrem damaligen Standort unmöglich war. Zudem fehlten Räumlichkeiten für Vereine. Gleichzeitig mangelte es an einem attraktiven Dorfplatz – und es galt den knapp 200 m nordwestlich gelegenen Werkhof des Bauamtes umzubauen und neu zu organisieren sowie den damaligen Entsorgungsplatz zu verlagern. Zur Lösung dieses Planungsknäuels lud die Gemeinde Künten 2009 zum Studienauftrag ein. Der alte Werkhof wurde im Unter- und Erdgeschoss vom Bauamt genutzt, im Obergeschoss waren Wohnungen vorhanden. Diesen Baubestand nahmen die Architekten zusammen mit dem Bauingenieur unter die Lupe, um eine Kosten-Nutzen-Analyse der Umbauarbeiten vornehmen zu können. Dabei zeigte sich im Unter- und Erdgeschoss, dass die geforderte Nutzung mit wenigen Anpassungen gut in die bestehende Gebäudestruktur integriert werden konnte. Eine Ausnahme war die Vereinsnutzung, da sich insbesondere der Vereinssaal strukturell nicht in die bestehende Statik eingliedern liess.

Situation

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Ein ganz anderes Fazit ergab sich für das Obergeschoss, wo man Wohnungen in Büros hätte umbauen müssen. Die vorhandene Wohnungsstruktur hätte statische Eingriffe bedingt, um die Verwaltung organisatorisch und räumlich in das bestehende Gebäude einzupassen. Dazu kam, dass für Bürobauten die Kosten für Fassade, Ausbau und Installation im Verhältnis zu den Rohbaukosten hoch sind respektive dass diese auch bei einer Umnutzung zu fast 100 % neu erstellt werden müssen. Schliesslich konnten auch die Mieterträge der zu erneuernden Wohnungen keine Verbesserung der Finanzierung bringen. Auf der Basis dieser Erkenntnisse setzten die Architekten ein Projekt um, bei welchem auf den bestehenden Sockel ein neuer, eingeschossiger Verwaltungsbau aufgesetzt wird. Die neue Gemeindeverwaltung in diesem Aufbau ist klar und flexibel organisiert – mit einer umlaufenden Nutzschicht, welche je nach Bedarf unterteilt werden kann. Der Innenhof bringt Tageslicht in das Foyer und in die Korridore. Eine Unterteilung von Tages- und Nachtbereich ist mit einfachen Mitteln realisierbar. Aus feuerpolizeilichen Gründen war für das über 600 m2 grosse Obergeschoss ein zweites Treppenhaus notwendig, welches einladend zum neuen Dorfplatz hin angeordnet ist. Das gemeinsame Foyer im Erdgeschoss gegen den Dorfplatz ermöglicht kombinierte Nutzungen, zum Beispiel auch als Proberaum für Musikvereine. Daran schliessen sich ein Lager und Nasszellen. Die Nutzungen durch das Bauamt für Fahrzeugpark, Werkstatt, Lager und Garderobe blieben fast unverändert, einzig eine Nasszelle im Anschluss zur Garderobe wurde

ergänzt. Ebenfalls nahezu unverändert blieb das Untergeschoss mit der Einstellhalle, welche auch als Zivilschutzanlage dient, den Lager- und Technikräumen sowie den drei Jugendräumen. Unter- und Erdgeschoss wurden in Massivbauweise soweit notwendig ergänzt und angepasst. Die Fassade im Erdgeschoss erhielt eine zusätzliche Dämmung mit Verputz. Das Obergeschoss ist in Holzelementbauweise auf das bestehende Gebäude aufgesetzt. Die Fassadenbekleidung präsentiert sich in eloxiertem Aluminium. Der Kompaktdachaufbau baut auf Kastenelementen auf. Die Fenster und Verglasungen sind als Holz-Metall-Konstruktion ausgeführt und verfügen über einen äusseren Sonnenschutz. Im Bereich Werkhof wurde die Umgebung nur geringfügig angepasst und aufgefrischt. Der befestigte Dorfplatz ist mit neun schönen Bäumen bepflanzt. Die Platzmöblierung erfolgte mit handelsüblichen, aber sorgfältig ausgesuchten Bänken.

Ort Kirchweg 11, 5444 Künten Bauherrschaft Gemeinde Künten Architektur Kim Strebel Architekten GmbH, Aarau Bauingenieur Wilhelm + Wahlen Bauingenieure AG, Aarau Elektroplaner Herzog Kull Group AG, Aarau HLKS-Planer Raiman + Partner AG, Trimbach Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Koch AG Holzbau, Büttikon Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 79 m3, OSB 15 mm 362 m2, Dreischichtplatten 27 mm 1230 m2, Stahlträger und -teile 7,3 t Baukosten BKP 2 CHF 4,5 Mio. davon BKP 214 CHF 0,265 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 2200 m2 Geschossfläche SIA 416 2600 m2 Gebäudevolumen SIA 416 9090 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 495.– Bauzeit August 2011 – August 2012 Fotograf Roger Frei, Zürich


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Schnitt

Erdgeschoss

Obergeschoss

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20 m


Dachaufbau von aussen: Substrat 80 mm Drainagevlies 20 mm Wasserdichtung 20 mm Dämmung 120–270 mm Dampfbremse Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 420 mm Dreischichtplatte 27 mm Abhängung 60 mm/Dämmung 40 mm Holzwolleplatte 40 mm Aufbau Aussenwand von innen: Stütze in Brettschichtholz 100 x 160 mm Holz-Metall-Fenster mit UF = 1,4 W/m2K Metallfassade in eloxiertem Aluminium, hinterlüftet Aufbau Decke über EG von oben: Industrieparkett in Eiche 20 mm Anhydritunterlagsboden 60 mm, mit Bodenheizung Trennlage Trittschalldämmplatte 30 mm Dämmung 120 mm Betondecke 300 mm, bestehend Abhängung 340 mm/Dämmung 40 mm Holzwolleplatte 40 mm Aufbau Aussenwand von innen: Innenputz 10 mm Dämmung 160 mm Backstein 250 mm Aussenputz 20 mm

Detailschnitt Südwest-Fassade

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Elefantenpark im Zoo Zürich Als weiterer Meilenstein in der Umsetzung des Masterplans des Zoos Zürich ist im Erweiterungsgebiet der neue Elefantenpark ‹Kaeng Krachan› entstanden. Die architektonischen Elemente sind im Zusammenspiel mit dem Landschaftsbild konzipiert, so dass Architektur und Landschaft in ein symbiotisches Verhältnis treten. Sämtliche sichtbaren architektonischen Bauteile wurden als Naturanalogien entwickelt. Die naturhaften und frei geformten Strukturen verweben sich mit der Natur und spannen den atmosphärischen Innenraum auf. Das neue Elefantenhaus mit seinen Aussenbereichen liegt eingebettet in eine weitläufig modellierte Landschaft mit dichter Vegetation, die sich am Fusse einer felsigen Geländekante erstreckt. Das charakteristische Element des neuen Elefantenhauses ist seine eindrucksvolle Dachstruktur aus Holz. Das Dach fügt sich als flache, freigeformte Schalenkonstruktion in die Landschaft ein und löst sich in eine netzartig transparente Struktur auf, die in ihrer organischen Gestalt

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Bezüge zum umgebenden Wald herstellt. Im Innenraum entfaltet das Dach seine atmosphärische Wirkung: Wie durch ein Blätterdach wird das Sonnenlicht durch die filigrane Dachstruktur gefiltert und erzeugt ein Licht- und Schattenspiel aus veränderlichen Lichtstimmungen mit spannungsvollen Kontrasten. Die Dachschale überspannt mit 85 m eine Innenlandschaft von rund 6000 m2 mit dem zentralen, grosszügigen Innengehege, um das sich der von üppiger Vegetation eingefasste Besucherweg legt, zusammen mit einem Unterwassereinblick, einer Besucherlodge und dem für die Besucher nicht einsehbaren Managementbereich zur Pflege der Elefanten. Die lamellenartige, sich konstant verändernde Fassadenstruktur zeichnet den Lastabtrag des Daches nach und wächst als organisch geformtes Band an den Dachrand an. Die ikonografische Dachschale und die dynamische Fassade als atmosphärische Hülle und bildhafte ‹Naturkonstruktion› bündeln das Wesen des Entwurfes in einer Symbiose zwischen Architektur und Landschaft.

Im Dach besteht die eigentliche tragende Schalenkonstruktion aus drei Lagen von 80 mm starken Brettsperrholzplatten, die in der Orientierung je um den gleichen Winkel zueinander versetzt sind und im flächigen Verbund ein homogenisiertes Schalenhybridmaterial ergeben. Auf der Hauptschale verlaufen Rippen für asymmetrische Lastfälle und Randrippen als Einfassung der Lochausschnitte. Darüber verläuft eine Obergurtplatte aus Furnierschichtholz, so dass eine Art Kastensystem mit einer statischen Höhe von 540 mm entsteht. Bei der Montage wurden die Platten der ersten Lage mit ihrem spezifischen Zuschnitt über ein vollflächiges Lehrgerüst mit aufgesetzten Profilrippen gebogen, die den exakten Krümmungsverlauf der Schale vorgaben. Die Platten der zweiten Lage hatten bereits ausgeschnittene Öffnungen mit einem Offset von 200 mm und wurden um sechzig Grad gedreht über die erste Lage gebogen und fixiert. Die dritte Lage wurde erneut um sechzig Grad rotiert verlegt und verfügte bereits über die genauen Ausschnitte der Öffnungsgeometrie.


Situation

Nachdem die drei Lagen Brettsperrholzplatten vollflächig miteinander vernagelt waren, wurden die Öffnungen vor Ort ausgeschnitten, wobei die vorausgeschnittenen Öffnungsgeometrien der dritten Lage als Schablone dienten. Die vorabgebunden Rippen, Randträger und das Furnierschichtholz wurden ebenfalls vor Ort zusammengesetzt. Diese tragenden Elemente wurden mit langen, diagonal eingedrehten Vollgewindeschrauben verbunden. Als weitere Schicht über dem Tragwerk folgt eine Installationsschicht zur Aufnahme der Luftkissenzuleitungen, Beregnungsleitungen und Elektroleitungen für Vegetationsleuchten, Mondlicht, Monitoring und anderes. Darüber liegt die Dämmschicht, die mit zementgebundenen Spanplatten als nichtbrennbare Schicht abgeschlossen ist. Die wasserführende Ebene besteht aus einem Foliendach. Den Abschluss des Dachaufbaus bildet eine aufgeständerte Schicht aus Furnierschichtholz, die als Wartungsebene fungiert und dem Elefantenhaus durch die witterungsbedingte Silberfarbe und die Veränderlichkeit des Materials

Holz sein charakteristisches, natürliches Erscheinungsbild verleiht. Die 271 Dachöffnungen von unterschiedlicher Grösse und Form sind mit vierlagigen ETFE-Kissen eingedeckt und lassen das Sonnenlicht in die Halle eindringen, ohne dass die für das Wachstum der üppigen Vegetation im Inneren wichtigen UV-Komponenten herausgefiltert werden. Die Holzschale wird von einem umlaufenden Spannbetonringbalken eingefasst, der dem auf- und abschwingenden Dachrand folgt. Über diesen Ringbalken werden die Stützkräfte an den Tiefpunkten des Dachrandes in vier Gruppen von betonierten Wandscheiben als lokale Widerlager und in das lineare Auflager der Stallungsrückwand abgetragen. Dabei wurden möglichst nur ohnehin erforderliche Bauteile verwendet. So sind die lokalen Dachwiderlager in den unterirdisch verlaufenden Medienkanal eingespannt und zusätzlich an diesen Stellen die Regenwasserzisternen integriert. Das Lüftungskonzept musste aufgrund der Feuchtigkeitsabgabe der grossen Vegetationsflächen im Inneren der Halle sowie des Bade-

beckens für die Elefanten eine gleichmässige, homogene Durchströmung an der Unterseite der Holzschale gewährleisten, um einen zu starken Anstieg der Luftfeuchtigkeit sowie lokale Feuchtigkeitsnester zu vermeiden. Das Lüftungskonzept besteht daher aus einem Gürtel von Induktionsdüsen an der Grenze zwischen Besucherbereich und Innengehege, eingebettet in die üppige Innenbepflanzung. Die mit hohem Impuls eingeblasene Luft erzeugt eine Art Luftwalze, die vom Besucherbereich aus an der Unterseite der Dachschale entlangstreicht und auf der gegenüberliegenden Seite im Stallungsbereich an drei Punkten abgesaugt wird. Im Fassadenbereich wird zusätzlich über Bodenauslässe Luft eingebracht, womit die Fassade gespült und der Besucherbereich mit Zuluft versorgt wird. Das Konzept wurde mittels Strömungssimulationen überprüft und weiterentwickelt. Für die Überwachung der Holzfeuchte im Holztragwerk wurde ein spezielles Monitoringsystem entwickelt und in der Dachschale eingebaut.

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Schnitt

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Grundriss 1 Besucherweg 2 Besucherlodge 3 Managementbereich 4 Bullengehege 5 Innengehege Herde 6 Unterwassereinblick

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Dachaufbau von aussen: Wartungsebene: Furnierschichtholz 33 mm Aufst채nderung Dachabdichtung/ETFE-Kissen D채mmebene: zementgebundene Spanplatten 28 mm Rippen 160 mm/D채mmung Holzwerkstoffplatte Installationsebene: Rippen 160 mm Dachschale: Furnierschichtholz 57 mm Rippen 240 mm/D채mmung Brettsperrholz 3 x 80 mm

Axonometrie Dachaufbau

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Fassadenschnitt

Ort Zürichbergstrasse 221, 8044 Zürich Bauherrschaft Zoo Zürich AG, Zürich Gesamtleitung cga – Consulting Group Aeberhard GmbH, Winterthur, und BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil Architektur Markus Schietsch Architekten GmbH, Zürich Baumanagement Fischer Architekten AG, Zürich, und BGS & Partner Architekten AG, Rapperswil Landschaftsplaner Lorenz Eugster Landschaftsarchitektur und Städtebau GmbH, Zürich Bauleitung Landschaft Vetsch Partner Landschaftsarchitekten AG, Zürich Bauingenieur Walt + Galmarini AG, Zürich HLKKS-Planung Tri Air Consulting AG, Jona Elektroplanung Schmidiger + Rosasco AG, Zürich Lichtplanung Bartenbach Lichtlabor AG, Innsbruck Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau ARGE Holzbau Elefantenpark Implenia Schweiz AG, Rümlang, und Strabag Bau AG, Zürich Materialien Rippen und Randträger 392 m3, Klötze 50 m3, Brettsperrholz 80 mm 11400 m2, Furnierschichtholz 57 mm 3400 m2, diverse Holzwerkstoffplatten 6800 m2 Baukosten CHF 57 Mio. Geschossfläche 8440 m2 Gebäudevolumen 68 000 m3 Bauzeit Mai 2011– Mai 2014 Fotografen Dominique Wehrli, La-Chaux-de-Fonds (Aussenaufnahmen), und Andreas Buschmann, Zürich (Innenaufnahme)

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Theaterturm auf dem Julier, Bivio Auf dem Julierpass hat das Kulturfestival Origen einen leuchtendroten Theaterturm temporär in die karge Berglandschaft gesetzt. Er versteht sich als Synthese des griechischen Landschaftstheaters mit dem römischen Amphitheater, dem ‹Globe Theatre› der Shakespearezeit und dem barocken Logentheater. Das Juliertheater auf 2284 m ü. M. soll die historische und kulturelle Bedeutung des Passes neu in Szene setzen. Der Übergang zwischen Oberhalbstein und Engadin ist ein Ort, an dem sich Geschichte verdichtet. Die Römer haben ein Passheiligtum errichtet. Säulenstümpfe belegen eine Kultstätte, einen kleinen Tempel mit Kultfigur. Im Mittelalter stand eine Sebastianskapelle auf der Passhöhe. Tempel, Kapelle, später das Hospiz und Festungsbauten haben die Passhöhe markiert und mit Bedeutung aufgeladen. Hinter der Idee des Theaterturms steht Origen, eine Kulturinstitution, die ihren Sitz im Bauerndorf Riom hat. ‹Origen› ist rätoromanisch und bedeutet ‹Ursprung›. Origen arbeitet mit archaischen Theaterformen und interpretiert sie neu, abseits der gängigen Formen städtischen Kulturlebens. Gründer von Origen ist der Theologe und Theatermann Giovanni Netzer. Netzer wollte auf dem historischen Pass einen ‹babylonischen Theaterturm› erstellen. Babylon war, so erklärt er, eine Wiege der Zivilisation. Lange bevor die Griechen und Römer die Alte Welt prägten, entstand in Mesopotamien eine Hochkultur, die uns mit dem Mythos um den gescheiterten Turmbau zu Babel bis heute prägt. Der Turm soll im Anklang daran ein Haus für neues Welttheater sein, in dem Kultur und umgebende Natur zu einem einzigen Schauspiel verschmelzen. Die festlich-sakrale Aura des hohen Bauwerks soll auf die Ursprünge des Theaters im kultischen Spiel aufmerksam machen. Aufführungen sollen sommers wie winters möglich sein und jeweils den Charakter der Jahreszeit aufnehmen. Zehn fünfeckige Türme aus 120 mm starkem Brettsperrholz und einer Kantenlänge von 2,5 m bilden den sternförmigen Grundriss aus. Über die Fensterbrüstungen, ebenfalls in Brettsperrholz ausgeführt, sind die einzelnen Türme miteinander gekoppelt, was zu einem globalen

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Tragverhalten und somit geringeren Verankerungskräften führt. An den Verbindungsstellen sind alle Holzplatten miteinander gleichmässig über die Länge verteilt kreuzweise verschraubt. Die Türme wurden in ihrem Querschnitt vollständig und in ihrer Länge vierteilig vorgefertigt. Nach dem Transport per Lastwagen auf die wenige Kilometer entfernte Baustelle konnte das erste Turmelement auf dem Fundament verankert werden. Das zweite Turmelement wurde als Bolzenverbindung mit Bauschrauben darauf angeschlossen. Auf Höhe Erdgeschoss beherbergt ein Turm die Heiztechnik. In drei weiteren Türmen sollen in einem nächsten Bauabschnitt Sanitärräume eingebaut werden. Die weiteren Türme dienen primär der Erschliessung: Zwei Treppenläufe führen vom Erdgeschoss bis zum zweiten Obergeschoss. Zwei Treppenläufe sowie ein Lift, der in einer späteren Ausbauetappe ergänzt wird, führen über die gesamte Höhe. Die beiden Treppenläufe über die Gesamthöhe dienen zudem als Fluchtweg und sind entsprechend nichtbrennbar bekleidet. Die Wärme- und Stromerzeugung erfolgten ausserhalb des Turmes in einem Technikcontainer. Am Raumfachwerk in Brettschichtholz auf Höhe des Daches ist die Bühne über Kettenzüge aufgehängt. Sie wurde mit Fachwerkträgern aus Aluminium und einem Belag aus Dreischichtplatten konstruiert. Über den Hubmechanismus lässt sich die Bühne auf der gesamten Höhe des Turmes bespielen. Entsprechend der Bespielbarkeit sind die Geschosse für die Besucheraufnahme ausgelegt. Das Erdgeschoss lässt sich um die Bühne herum bestuhlen. Das erste Obergeschoss verfügt über Zuschauerplätze in Logen, welche zwischen den Türmen angeordnet sind. Auch im zweiten Obergeschoss können die Zuschauer das Geschehen von Logen zwischen den Türmen aus betrachten. Geplant ist hier zudem der Einbau einer vom Shakespearschen ‹Globe Theatre› inspirierten Zuschauertribüne mit etwa 200 Sitzplätzen. Jeweils in den Logen ist eines der vierzig Fenster angeordnet. So blickt man von den Zuschauerrängen auf die zentrale Spielfläche, aber gleichzeitig auch immer hinaus in die grandiose Berglandschaft, die den Turm umgibt.


Ort Julierpass, 7457 Bivio Bauherrschaft Origen Festival Cultural, Riom Entwurf Giovanni Netzer, Origen, Riom Projektierung und Holzbauingenieur Walter Bieler AG, Bonaduz Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Generalunternehmer und Holzbau Uffer AG, Savognin Materialien Brettschichtholz 13,7 m3, Brettsperrholz 690 m3, Stabdübel 18 000 Stück, Vollgewindeschrauben 24 400 Stück, Stahlteile 11 t Dimensionen Höhe 29,1m, Durchmesser 21,5 m, Volumen 8800 m3 Nutzung maximale Belegung 300 Personen, begrenzte Nutzungsdauer bis Herbst 2020 Bühne Fläche 61,5 m2, Hubgeschwindigkeit 2 m/min, Anzahl Kettenzüge 5 Stück, Tragfähigkeit 2500 kg, Alu Fachwerkträger mit Belag in Dreischichtplatten Baukosten CHF 2,5 Mio. (vollständiger Ausbau) Bauzeit Juni–Juli 2017 (1. Bauetappe) Fotografen Bowie Verschuuren und Benjamin Hofer

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Erdgeschoss

Querschnitt durch Treppenkern

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Querschnitt durch Besucherfläche (Endausbau)

3. Obergeschoss

Querschnitt durch Besucherfläche (1. Bauetappe)

4. Obergeschoss

10 m

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Aussichtsturm auf dem Gurten, Wabern Aus Anlass seines 100-Jahr-Jubiläums ergriff der Zimmermeister-Verband Bern und Umgebung 1996 die Initiative zur Errichtung eines Aussichtsturms. Nach verschiedenen Vorprojekten wurde im Gurtenpark eine Zonenplanänderung angegangen, worauf die Baubewilligung für den Aussichtsturm erteilt werden konnte. Für den Aussichtsturm sind zwölf Hauptlamellen in Holz von 25 m Länge und 1,20 m Breite sternförmig um eine Wendeltreppe aus Stahl angeordnet. Dies lässt den Turm als eine abstrakte, dimensionslose Skulptur mit lebhaftem Spiel von Licht und Schatten erscheinen. Auf 22 m Höhe wartet attraktive Fernsicht von den Alpen bis zum Jura sowie ein spannender Blick auf Bern und Köniz auf die Besucher. Die Lamellen, welche die Plattform überragen, segmentieren den Rundblick. Die Lastabtragung geschieht über die zwölf massiven Holzlamellen mit Abmessungen von 160 x1200 mm, von denen jede einzelne inklu-

sive der vormontierten Stahlteile 3,5 Tonnen auf die Waage bringt. Als Knicksicherungen und zugleich Podestträger dienen die Trapezrahmen aus Stahl, welche auf vier Ebenen des Turmes jeweils zwischen den Lamellen eingebracht sind. Räumlich angeordnete Diagonalen in Holz bilden mit den Lamellen ein Fachwerk zur Gesamtstabilisierung. Die Diagonalen laufen im Zentrum des Turmes in drei Hauptknoten zusammen, womit deren Knicklängen halbiert und die stabilisierenden Kräfte aus einer Richtung auf drei Diagonalen verteilt werden. Die Torsionskräfte aus unsymmetrischen Windeinwirkungen werden mit der äusseren Treppenwange in Stahl aufgenommen. Diese sind über vorgespannte Schrauben kraftschlüssig mit den Hauptlamellen sowie der Plattform und dem Fundament verbunden. Die gewählte formale und konstruktive Ausprägung zeigte schon früh beispielhaft die Verwendung von Holz als modernen und zukunftsträchtigen Werkstoff.

Situation

Grundriss Einstieg

Ort Gurten, 3098 Köniz Bauherrschaft Zimmermeister-Verband Bern und Umgebung Architektur Büro B, Architekten AG, Bern Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau ARGE Gurtenturm unter der Führung von Stuber & Cie. AG, Schüpfen Materialien Bauholz 65 m3 respektive 50–60 grosse Tannen, Stahltreppe 15 t Charakteristik Höhe Turm 25,5 m, Höhe Plattform 22,0 m respektive 878,5 m.ü.M, Durchmesser 6,58 m Gesamtkosten CHF 0,58 Mio. Baujahr 2000 Fotograf Jürg Maeschi, Bern Schnitt

5m

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Fussgängersteg Gheidgraben, Olten Der neue Fussgängersteg mit einer Länge von etwas über 7 m verbindet das bestehende Gewerbegebiet Gheid mit dem neu entstehenden Wohnquartier Bornfeld. Der überspannte Gheidgraben ist ein Retentionsbecken und führt daher selten und nur nach vielen Regentagen Wasser. Die Brücke ist im Querschnitt ein U-Profil aus Geländern und Bodenkonstruktion, welches als Einfeldträger zwischen den beiden Lagern mit einem Höhenunterschied von 0,6 m spannt. Sie fällt durch eine wellenartige Konstruktion des Gehbereiches und der Geländer auf. Durch diese speziellen Formen passt sich der Steg perfekt an die Umgebung an und wird nicht als Fremdkörper wahrgenommen. Die Brücke ist komplett aus massiven sägerohen Eichenbrettern aufgebaut. Zur Erzeugung der Welligkeit wurde der Bodenbelag im Raster von 600 mm mit zwei Gewindestangen ausgestattet. Mit Unterlegscheiben und Muttern konnten so die Bodenbretter gespreizt oder zusammengezogen werden. An die Gewindestangen sind die Geländerpfosten als Stahlprofile montiert. Damit das Geländer ebenfalls wellig erscheint, wurden die Geländerbretter in von Pfosten zu Pfosten variierender Höhe über die Stahlpfosten eingelegt. Als Abstandhalter wurden Hülsen gefertigt und

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über die Stahlpfosten gestülpt. Damit konnte die Brücke in drei Teilen – Bodenkonstruktion und zwei Geländer – in der Werkstatt vormontiert werden. Die Montage beschränkte sich am Ende auf das Einhieven.


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RRW 50 x 50 x 4 mm als Pfosten RRW 60 x 60 x 3,2 mm als Distanzhalter Stahlteil zur Befestigung Gewindestange mit Mutter M16 LNP 120 x 120 x 10 mm mit Steifen LNP 120 x 120 x 10 mm Verankerung M12 x 160 mm

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Querschnitt Auflagerdetail beim Geländerabschluss und beim Mittelauflager

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Ort Gheidgraben, 4600 Olten Bauherrschaft Baudirektion EWG Olten Architektur werk 1, architekten und planer ag, Olten Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Max Fischer AG, Niederlenz Materialien Eichenholz 3 m3, Stahl 0,05 m3 Charakteristik Länge 7,45 m, Spannweite 6,0 m, Breite 1,97 m, Fusswegbreit 1,79 m, Gefälle 8 %, Nutzlast für nichtmotorisierten Verkehr nach Lastmodell 1 für Menschengedränge mit 4,0 kN/m2 Baukosten CHF 0,064 Mio. Baujahr 2013 Fotografie werk 1, architekten und planer ag, Olten

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Längsschnitt Auflagerdetail: Ein LNP-Profil (120/120/10) übernimmt die Lagesicherung der Brücke auf dem Fundament. An einem weiteren LNP-Profil (120/120/10) sind Steifen eingeschweisst und Stahlplatten angeschraubt, welche mit Gewindestangen M16 zu den Eichenbohlen verbunden ist. Um Toleranzen infolge Schwinden und Quellen aufzunehmen sind an einem Brückenende Langlöcher vorhanden.

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Suhresteg, Aarau Der Übergang über die Suhre ist Bestandteil des Wegnetzes im Naherholungsgebiet an der Aare, das sowohl als kantonale und kommunale Veloroute dient als auch Teil der kantonalen Wanderwege ist. Die zuvor bestehende Brücke wies diverse Mängel auf, die zum Ersatz des Bauwerks zwangen. Die Ende 2011 fertiggestellte neue Brücke führt rund 60 m südlich des alten Steges über das Wasser. Der frühere Übergang wurde nach Bauabschluss abgebrochen. Die neue Brücke dient in erster Linie Fussgängern und Velofahrern, ermöglicht aber auch Reitern das Überqueren der Suhre. Zudem ist sie für leichte Unterhaltsfahrzeuge befahrbar. Damit das Bauwerk gestalterisch gut in die Umgebung passt, wurde aus verschiedenen Varianten eine schlichte Bogenbrücke in Holzbauweise umgesetzt. Das Bauwerk besteht aus zwei Dreigelenkbogen, welche leicht nach innen geneigt sind. Die Bogen in Brettschichtholz mit Querschnitt 240 x 760 mm überspannen stützenfrei eine Weite von 29,1m. Zum Schutz vor der Witterung sind sie mit einer Blechabdeckung und einer seitlichen Schalung in Douglasie versehen. An den Bogen sind die Querträger aus Stahl mit Zugstangen aufgehängt. Dazwischen ist eine Balkenlage in Brettschichtholz mit Querschnitt 140 x 280 mm angeschlossen, ebenfalls mit Blechabdeckung. Als Fahrbahnbelag dienen massive Eichenbohlen. Die Bohlen sind mit 80 bzw. 77 mm unterschiedlich hoch ausgeführt, um eine ausreichende Rutschsicherheit zu erlangen. Die seitliche Stabilisation erfolgt mit den Zugbändern der Bogen auf der Ebene der Fahrbahn. Die parabelförmige Anordnung der Zugstangen gegen innen erzeugt über deren Eigengewicht eine gewisse Vorspannung und gewährleistet damit die seitliche Stabilisation der Brücke. Das Geländer mit einem Handlauf in Holz und einem Maschendrahtzaun bildet den seitlichen Abschluss. Die Stahlpfosten sind an den Querträgern angeschweisst. Durch das gewählte statische System der Brücke werden die Widerlager hauptsächlich vertikal belastet. Die Brücke ist flach fundiert, wobei die Fundamente so dimensioniert sind, dass die Bodenpressung maximal 1,5 kg/cm2 erreicht. So können allfällige Setzungen auf ein Minimum beschränkt werden. Die Fundamente sind mittels Blocksteinen zusätzlich vor Unterkolkung im Hochwasserfall geschützt. Dadurch wird die Fundation auch kaschiert, so dass nur ein kleiner Teil sichtbar bleibt. Das Widerlager auf der Aarauer Seite ist längsfest; in Querrichtung leiten beide Widerlager die horizontalen Kräfte in den Boden. In Kombination mit dem Brückenneubau wurde auch das Projekt ‹Revitalisierung Suhremündung› des WWF Schweiz umgesetzt. Es umfasste unter anderem die Rodung und Absenkung der Landzunge zwischen Aare und Suhre sowie das Anlegen von Hinterwassern oberhalb der neuen Brücke.

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Querschnitt 1 2 3 4 5 6 7 8 9

Druckriegel in Stahl ROR 219,1x 8 mm, feuerverzinkt Bogenträger in Brettschichtholz 240 x 760 mm, mit Blechabdeckung, seitlich mit Schalung in Douglas Aufhängung Fahrbahn mit Zugstabsystem M24 Handlauf in Douglas 80 x 200 mm Diagonalgeflecht, montiert an drei Drahtseilen Bohlenbelag in Eiche, Breite 120 mm, Stärken 77 mm und 80 mm Balkenlage in Brettschichtholz 140 x 280 mm, mit Blechabdeckung Querträger in Stahl RRW 220 x 120 x 8 mm mit Geländerpfosten RRW 90 x 90 x 8 mm verschweisst, feuerverzinkt Zugseil-Bogen mit Stahlseil im Durchmesser von 30 mm, feuerverzinkt


Längsschnitt

Ort Suhremündung, 5000 Aarau Bauherrschaft Einwohnergemeinde der Stadt Aarau Projektleitung Stadtbauamt Aarau Gestaltung, Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Bauingenieur Wilhelm + Wahlen, Aarau Holzbau Max Fischer AG, Niederlenz, Roth Holzleimbau + Stahlbau AG, Burgdorf Materialien 27 m3 Fichte/Tanne, Lärche und Eiche Charakteristik Spannweite 29,1m, Fahrbahnbreite 2,8 m, Nutzlast für nicht motorisierten Verkehr nach Lastmodell 1 für Menschengedränge mit 4,0 kN/m2 und für leichte Unterhaltsfahrzeuge nach Lastmodell 2 mit 10 kN Anlagekosten CHF 0,346 Mio. (total) CHF 0,1 Mio. (Planung), CHF 0,166 Mio. (Holzbau), CHF 0,08 Mio. (Baumeister) Bauzeit September–Oktober 2011 Fotografie Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Grundriss

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Grundriss mit Umgebung

Längsschnitt

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Fussgängersteg im Wildnispark Zürich Langenberg, Langnau am Albis Der Wildnispark Langenberg wurde 1869 gegründet und konnte mithin 1994 sein 125-jähriges Bestehen feiern. Vor diesem Hintergrund liess die Trägerschaft ein Projekt ‹Erweiterung Wildnispark West› ausarbeiten. Ein Steg in den neuen Anlagen trägt in besonderem Masse zu ihrem Erlebnis bei. Der Westteil des Wildnisparks Langenberg liegt an der Ostflanke des Albis. Die Wildtiere leben in Grossgehegen im Sinne eines möglichst naturnahen Habitates in artengemischten Wildgruppen zusammen. Die neuen Anlagen befinden sich in ausgesprochener Hanglage; entsprechend aufwendig war ihre Erschliessung. Für die Besucher wurden ein kleiner innerer und ein grosser äusserer Rundweg angelegt. Eine besondere Attraktion im äusseren Rund-

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weg stellt der neue Fussgängersteg an der höchsten Stelle des Wisent/PrzewalskipferdGeheges dar. Er verschafft den Besuchern nicht nur einen phantastischen Einblick ins Gehege, sondern diese geniessen auch einen Ausblick bis in die Stadt Zürich. Die Erscheinung des Fussgängersteges orientiert sich an der Zeit, als Wisent, Elch und Wildpferd noch in unserer Gegend lebten. Ziel war mithin, eine Konstruktion zu finden, wie sie von Pfahlbauern hätte angewendet werden können. So lag es nahe, als Stegpfosten mit dem Dreibein zu arbeiten, welches oben solcherart zusammengebunden ist, dass die Träger darin aufliegen können, womit der Steg wie von selbst steht. Ein Modell 1:50 vermochte zu überzeugen, so dass diese Idee umgesetzt wurde. Passend zur Gestaltungsidee erfolgte die gesamte Materia-

lisierung in Holz. Der 35 m lange Steg mit einem Gefälle von 2 % besteht aus sieben Teilfeldern zu 5 m bei einer nutzbaren Breite zwischen den Geländern von 2,5 m. Die Konstruktion basiert auf stützengelagerten Querträgern im Abstand von 5 m. Diese Rundholzstützen sind wie erwähnt als Dreibein ausgeführt und mittels Fundamentrohr und Sickergeröll im Boden verankert. Bei den Übergängen auf das feste Terrain bilden betonierte Widerlager den Abschluss des Steges. Zwischen den Stützenreihen ist eine Balkenlage als Sekundärtragwerk mit einer Spannweite von 5 m montiert. Den Gehbelag bilden Lärchenbretter. Das Geländer mit 1m Höhe ist oben mit einem massiven Handlauf abgeschlossen und mit einem Drahtgeflecht ausgefacht.


Ort Wildpark Zürich Langenberg, 8135 Langnau am Albis Bauherrschaft Grün Stadt Zürich, Wildnis und Tiere, Zürich Architektur AG für Landschaft, Landschaftsarchitekten BSLA, Balz Hofmann, Zürich Bauleitung Frick & Partner, Adliswil, und AG für Landschaft, Landschaftsarchitekten BSLA, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Xaver Keiser Zimmerei Zug, Zug Materialien Rundholz in Lärche 12 m3, Vollholz in Lärche 8 m3, Bohlen in Lärche 4,5 m3 Charakteristik Länge 35,8 m, Spannweite 34,3 m, Breite 4,5 m, Fusswegbreit 2,5 m, Gefälle 2% Kosten Holzbau CHF 0,13 Mio. inkl. Mwst. Bauzeit Mai–August 2010 Fotografie Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See

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Rundholz in Lärche 300 mm Durchmesser Kantholz in Eiche 200 x 200 mm Kantholz in Lärche 100 x 180 mm Bohlen in Lärche 40 x 100 mm, gehobelt Geländerstütze in Lärche 40 x 60 mm, gehobelt Fussbrett in Lärche 60 x 40 mm, gehobelt Geländerbrett in Lärche 30 x 90 mm, gehobelt Drahtgeflecht mit schwarzer Plastikumhüllung Handlauf in Lärche 50 x 150 mm, gehobelt

Querschnitt

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Fussgänger- und Fahrradbrücke Länggenbach, Geroldswil Die neue Brücke führt Fussgänger und Fahrradfahrer auf dem Limmatuferweg im Naturschutzgebiet der Geroldswiler Auen über den Länggenbach. Im Verlauf der Erneuerung des Kraftwerkes Wettingen wurde dieses Brückenprojekt in die ökologischen Ausgleichsmassnahmen integriert. Die Brücke besteht aus zwei 15 m langen, freigespannten Schenkeln sowie einer Aussichtsplattform in der Mitte. Konzipiert ist sie als offene Konstruktion. Der Gussasphalt ist nicht

Grundriss

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nur Gehbelag, sondern dient auch dem Witterungsschutz des darunterliegenden Holztragwerks. Der Brückenaufbau liegt auf zwei Pfeilern und zwei Widerlagern auf. Die Stützen der Aussichtsplattform sind als feste Widerlager ausgebildet. Die Endauflager sind beweglich konstruiert. Bei den Brückenschenkeln spannen jeweils zwei Kastenträger über die Auflager. Deren Rippen aus Brettschichtholz mit Querschnitten von 100 x 640 mm sind unten und oben mit 57 mm starken Furnierschichtplatten mittels Schraubpressklebung statisch verbunden.

Die Aussteifung wird mit der oberen Beplankung erreicht. Die 120 mm breiten Pfosten des 1,90 m hohen Geländers sind mit zwei Gewindestangen von 16 mm Durchmesser und Stahlteilen an den 160 mm breiten Randträgern der Kastenträger befestigt. Aussen sind diese mit einer sägerohen Stülpschalung in Douglasie bekleidet; nur kleine Öffnungen bei der Plattform erlauben den Ausblick in die Natur. Dies dient dem Schutz der dort lebenden Vögel.

10 m


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Ort Limmatuferweg, 8954 Geroldswil Bauherrschaft Elektrizitätswerke der Stadt Zürich, Zürich Gestaltung und Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Zschokke Bau AG, Aarau Materialien Brettschichtholz 25,5 m3, Furnierschichtholz 15,5 m3, Dreischichtplatten 6 m3, Bretter in Douglasie 6 m3, Latten 3 m3 Charakteristik Länge 35,88 m, Spannweite 15,0 m pro Schenkel und 5,0 m Plattform, Wegbreit 3,5 m, Gefälle pro Schenkel 2 % Kosten Holzbau und Gussasphalt CHF 0,185 Mio. inkl. Mwst. Baujahre 2004–2005 Fotograf Hannes Henz, Zürich

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Blechabdeckung Dreischichtplatte Feuchtesperre Geländerpfosten in Brettschichtholz, gestrichen Schalung in Douglasie, sägeroh Zahnleiste in Douglasie, sägeroh Warzenblech 5/7 Stahlrahmen LNP 60 x 40 x 5 mm IPET 300 Gewindestange M16 Stahlteile Querschotten in Furnierschichtholz 57 mm

Querschnitt Geländer

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Neubau Hotel Bever Lodge, Bever Auf der Zeughausparzelle in Bever markiert ein Hotelneubau Präsenz, der auf den aktiven Gast im preiswerten Segment ausgerichtet ist. Er verzichtet bewusst auf Luxus, pflegt aber das Wesentliche mit besonderer Aufmerksamkeit. Ausgangspunkt des Entwurfs war das Zimmer: Das Projekt wurde aus der seriellen Wiederholung der ausgearbeiteten Raumzellen entwickelt. Durch die horizontale und vertikale Aneinanderreihung gleichbleibender hölzerner Boxen entstand ein klar strukturierter, dreigeschossiger Baukörper mit mittiger Erschliessungsachse. Der Standort des neuen Volumens wird durch ein Baufeld des Quartierplans Charels Sur definiert und entspricht weitestgehend der Lage des alten Zeughauses. Der zurückversetzte, längs gerichtete Baukörper des Hotels lässt Platz für einen repräsentativen, vielseitig nutzbaren Aussenraum, der nicht zuletzt das Dorfgeschehen in Bever neu beleben soll.

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Die öffentliche Nutzung im hervorgeschobenen Sockelbereich wird strassenseitig im Erdgeschoss durch ein raumhohes Fensterband, sozusagen das Schaufenster des Hotels, markiert. Darüber stapeln sich zweigeschossig die Hotelzimmer in Holzbauweise, nach Osten gegen das Berninamassiv und nach Westen zum Val Bever hin ausgerichtet. Die raumhohen Fenster fluten die Zimmer mit Licht und lassen die Schönheit der Umgebung ins Innere treten. Der von lokalen Elementen inspirierte, aber in moderner Weise umgesetzte Baukörper wahrt die Massstäblichkeit des Ortes. Reduziert auf das Notwendigste, kommt er ohne die für den Hotelbau typischen Balkone aus. Durch die unregelmässige Anordnung der Öffnungsflügel und die vorgesetzten Holzgeländer erfahren die sonst komplett regelmässigen Längsfassaden trotzdem eine leichte Rhythmisierung. Der Wechsel von vorvergrauter Fichtenschalung mit Fensterleibungen in Lärchenholz lässt die Behaglichkeit der Hotelzimmer bereits von aus-

sen erahnen. Im Inneren herrscht ein bewusster Kontrast zwischen den offen und grosszügig gestalteten allgemeinen Bereichen und den hölzernen Hotelzimmern als Rückzugsort für den Gast. Diese verbinden den Charme einer Holzstube mit zeitgemässer Architektur. Im Erdgeschoss wird der Gast von einem grosszügigen Eingangsbereich mit gemütlicher hölzerner Lounge in Empfang genommen. Beim Innenausbau wurden Material und Farbkonzept aus den Zimmergeschossen weiterverfolgt. Helles Fichtenholz an der Decke und den Wänden wechselt mit dunklen Braun- und warmen Erdtönen an den Wänden und Böden ab. Zwischen Lounge und Restaurationsteil wurde ein mit dunklen Holzplatten verkleideter Kern eingeschoben. Er übernimmt alle funktionalen und statischen Aufgaben im Erdgeschoss und umfasst Reception, Stauräume, Bar und Restaurantküche. Bei der Auswahl der gesamten Innenausstattung, insbesondere Möbel und Beleuchtung,


wurde gutem Design ein hoher Stellenwert beigemessen. Die gewählten Beleuchtungselemente in LED sowie die Möblierung schaffen in Einklang mit der Architektur Wohnlichkeit und Geborgenheit. Dem seriellen Entwurfskonzept wurde besonders in der Konstruktion des Gebäudes Rechnung getragen: Ausser dem massiven Untergeschoss und dem Sockel im strassenseitigen Erdgeschoss wurden alle 41 Hotelzimmer, drei Treppenhausmodule mit Liftschacht und zwei Fitnessraumboxen nach dem Versetzen nur noch punktuell miteinander verbunden. Die Raumzellen wurden in Holzmodulbauweise im Werk vorgefertigt. Sämtliche Installationen, Sanitärapparate und die Möblierung waren bereits fix in die Boxen eingebaut. Auch die Sondernutzungen wie Fitnessraum, Treppenhaus mit Lift und Sitzungszimmer im Erdgeschoss sind jeweils als Vielfaches der ursprünglichen Raumzelle aufgebaut. Diese Bauweise erlaubte eine Gebäuderealisation vom Aushub

bis zur Fertigstellung des Volumens in nur acht Monaten. Alle Module sind selbsttragend ausgebildet. Die beiden Längswände werden zur Lastabtragung für die quer gespannten Boden- und Deckenkonstruktionen herangezogen. In den vier Ecken erfolgt die Lastabtragung mit integrierten Stützen. Diese tragen zudem die darüber positionierten Module. Der Boden des Korridors, als Elementbau in Brettsperrholz vorgefertigt, ist seitlich an die Module montiert. Die separate Dachkonstruktion ist ebenfalls als Elementbau vorgefertigt und auf die Stützen der obersten Module abgestellt. Die Stabilisierung des ganzen Gebäudes wird mit den Modulen gelöst. In Querrichtung wurden dazu alle Zimmertrennwände herangezogen, was eine einfache Konstruktion erlaubte. In Längsrichtung erfolgt die Stabilisierung mit eingebauten Stahlrahmen als K-Fachwerke. Die Verbindung zweier solcher Teilfachwerke aus nebeneinander stehenden

Modulen liess einen wirkungsvollen Aussteifungsrahmen entstehen. Das Gebäude ist brandschutztechnisch als dreigeschossiger Beherbergungsbetrieb (b) ‹Hotel› eingestuft und nach Standardkonzept gemäss VKF-Brandschutzvorschriften ausgeführt.

Situation

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Querschnitt

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Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

20 m

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Zimmermodul: Grundriss sowie Längs- und Queransicht

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Ort Via Maistra 32, 7502 Bever Bauherrschaft Bever Lodge AG, Bever Architektur und Bauleitung FH Architektur, Bever Bauingenieur Edy Toscano AG, St. Moritz Elektroingenieur Bassin Elektroingenieurbüro, La Punt Chamues-ch Heizungs- und Sanitäringenieur Gini Planung AG, Lenzerheide Lüftungsingenieur Kalberer + Partner AG, Chur Küchenplanung Alig Grossküchen AG, Chur Bauakustik Kuster + Partner AG, St. Moritz Brandschutz- und Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Generalunternehmer und Holzbau Uffer AG, Savognin Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 195 m3, Brettsperrholz 130 m3, Dreischichtplatten 27 mm 5900 m2, Gipsfaserplatten 15 mm 6800 m2, Fassadenschalung in Fichte 650 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 11 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 9 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 2808 m2 Geschossfläche SIA 416 3173 m2 Gebäudevolumen SIA 416 10 977 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 836.– Bauzeit März–Dezember 2015 Fotografie Ralph Feiner Architekturfotografie, Malans, und Dolores Rupa, Chur (Hotelzimmer)

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Axonometrien

Ansicht Aussteifungsrahmen in den Modulen: Die K-Fachwerke sind in allen Modulen an den korridorseitigen Innenwänden angeordnet. Deren zwÜlf pro Obergeschoss sind zum Fachwerk verbunden.

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Aufbau Zimmertrennwand: Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Ständer 120 mm/Dämmung SP > 1000° Gipsfaserplatte 15 mm Dämmung nbb 30 mm Gipsfaserplatte 15 mm Rippenelement: Ständer 120 mm/Dämmung SP > 1000° Dreischichtplatte 27 mm Boden- und Deckenaufbau von oben: Bodenbelag 10 mm Unterlagsboden 50 mm Trittschalldämmung 30 mm Brettsperrholzplatte 120 mm Hohlraum 30 mm Gipsfaserplatte 15 mm Rippenelement: Rippen 100 mm/Dämmung SP > 1000° Dreischichtplatte 19 mm

Vertikalschnitt durch vier Module

Vertikalschnitt Decke an Aussenwand

Horizontalschnitt Innenwand an Aussenwand

Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 27 mm Ständer 200 mm/Dämmung Lattung 80 mm/Dämmung Fassadenfolie Lattung 40 mm Fassadenbekleidung 20 mm

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WellnessHostel4000 und Aqua Allalin, Saas-Fee Der Neubau der Jugendherberge Saas-Fee lehnt sich in seinem Ausdruck an die traditionellen Stadel im Ort an. Die Fassade ist über dem grob verputzten Sockel mit unterschiedlich breiten Brettern aus Fichte verkleidet, die gekonnt den Ausdruck eines traditionellen Strickbaus aufnehmen. 2009 erhielten die Basler Architekten Steinmann und Schmid den Auftrag, das bestehende Freizeitzentrum umzubauen und zu erweitern. Im November 2011 fiel der politische Entscheid, und im Januar 2012 startete die Planung zur Renovation und Modernisierung des Schwimmbades mit Wellness- und Fitnessbereich sowie zur Erweiterung um eine Jugendherberge im Topsegment. Das Sockelgeschoss der Jugendherberge gliedert sich in zwei grossformatige Körper, die zum Aussenbereich als Rahmen gezeichnet sind und den hölzernen Beherbergungskörper tragen. Dieser zeigt sich als polygonal verschnittener Kubus, der mit den ihn tragenden Sockeln nicht flächig abschliesst. Unter dem Neubau der Jugendherberge, verbunden mit dem bestehenden Hallenbad, liegt der erweiterte und neu konzipierte Wellnessbereich Aqua Allalin. Hauptattraktion ist hier der Whirlpool mit spektakulärer Aussicht auf die umliegenden Berge und Gletscher an einmaliger Lage direkt an der rund 300 m tiefen Schlucht der Feevispa. Im Untergeschoss liegen ausserdem Umkleide- und Massageräume, Sanitäranlagen und der Fitnessraum. Im Erdgeschoss darüber befinden sich der Speisesaal mit 120 Sitzplätzen, das Bistro 4000, die gewerbliche Küche, der Empfang, Seminar- und Aufenthaltsräume, Bike- und Skiraum sowie Betriebs- (Lager, Economat, Kühlraum, Lingerie, Recycling) und Technikräume (ElektroUnterverteilung, Lüftungszentrale). Das erste bis dritte Obergeschoss gliedert sich in je vier Vierbettzimmer, acht Doppelzimmer und

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drei Familienzimmer, jeweils mit Dusche/WC. Das vierte Obergeschoss umfasst sechs Sechsbettzimmer mit Lavabo, eine allgemeine Sanitärzelle (vier Duschen, drei WCs, Doppellavabo), eine 3½-Zimmer-Wohnung sowie Estrich und Lager. Das Unter- und das Erdgeschoss sind massiv ausgeführt, jeweils mit einer Stahlbetondecke. Die Aussen- und Innenwände im Untergeschoss bestehen aus Beton und Backstein, wobei diese nach aussen hin mit einer Kompaktfassade und Abrieb abgeschlossen sind. Betonscheiben und -stützen bilden die Aussenwände im Erdgeschoss, welche von Thermobacksteinen mit Kellenwurf abgeschlossen werden. Die Geschosse darüber (erstes bis viertes Obergeschoss) sind in Holzrahmenbauweise für die Aussenwände aufgebaut, mit tragenden Innenwänden aus Brettsperrholz und nichttragenden Innenwänden im Leichtbau. Die Holz-Beton-Verbundelemente spannen jeweils zwischen den Aussen- und den tragenden Korridorwänden bis zu 6,5 m. Um eine möglichst schnelle Begehbarkeit am Bau mit möglichst wenig Behinderungen (Spriessung) in trockener Bauweise zu erzielen, wurde der Hauptteil des Überbetons im Werk eingebracht. Anschlussstellen an die Innenwände oder an das Treppenhaus wurden in Ortbeton ergänzt. Die Dachkonstruktion wurde als klassisches Sparrendach mit Zwischensparren- und Aufdachdämmung ausgeführt. Die Gesamtstabilisierung erfolgt über den massiven Treppenhauskern und die Innenwände in Brettsperrholz. Das Gebäude wurde brandschutztechnisch als fünfgeschossiger Beherbergungsbetrieb (Hotel) eingestuft. Unter den VKF-Brandschutzvorschriften 2015 hätte es als Standardkonzept realisiert werden können. Unter den für die Planung geltenden VKF-Brandschutzvorschriften 2003 war dies jedoch noch nicht

möglich. So wurde der Bau hinsichtlich Brandschutz zum Pilot- und Pionierprojekt für die jetzt geltenden Möglichkeiten im Holzbau. Mit dem Einbau technischer Brandschutzanlagen, einer Brandrisikoberechnung und weiteren Massnahmen konnte eine Bewilligung herbeigeführt werden, die auf einem objektbezogenen Brandschutzkonzept basierte. Ausschlaggebend dafür war die Wahl von robusten Holzbauteilen: Die brandabschnittsbildenden Brettsperrholz-Innenwände sind massiv in Stärken von 160–200 mm ausgeführt und korridorseitig mit nichtbrennbaren Gipsfaserplatten bekleidet. Zudem kamen Holz-Beton-Verbunddecken zum Einsatz, welche in Bezug auf das Brandverhalten durch ihre massive, kompakte Konstruktion ein durchaus ähnliches Brandverhalten wie Bauteile in Stahlbeton oder Mauerwerk zeigen. In diesen Bauteilaufbauten wird eine Brandausbreitung über eventuelle Hohlräume verunmöglicht. Die weiteren Massnahmen des objektbezogenen Brandschutzkonzeptes umfassten den Einbau einer Sprinkleranlage in allen Geschossen in Holzbauweise sowie einer Brandmeldeanlage in allen neu erstellten Gebäudeteilen und in den Räumen, welche mit der Jugendherberge zusammenhängen. Die Aussenwandkonstruktion in Holz hatte bezüglich der Brandschutzmassnahmen gemäss aktuellem Stand der Technik zu erfolgen; anzuwenden war die Qualitätssicherungsstufe Q4 mit Begleitung durch einen Fachingenieur als Kontrollorgan. Alle Räume der Jugendherberge Saas-Fee und der Aqua Allalin sind mit kontrollierter Lüftung und Fussbodenheizung ausgestattet. Die Energieversorgung für Heizung und Warmwasser erfolgt über den Anschluss an das solare Fernwärmenetz Saas-Fee. Das Gebäude der Jugendherberge ist zudem nach Minergie-Eco zertifiziert.


Situation

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Ort Panoramastrasse 1, 3906 Saas-Fee Bauherrschaft Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus, Zürich (Auftraggeberin Jugendherberge), und Burgergemeinde Saas-Fee (Auftraggeberin Wellness) Architektur Steinmann & Schmid Architekten AG BSA SIA, Basel Bauleitung amoba Baumanagement, Visp Bauingenieur alp Andenmatten Lauber & Partner AG, Visp Bauphysiker HSR Ingenieure AG, Spiez HLKS-Ingenieure Zurfluh Lottenbach GmbH, Luzern (Jugendherberge), Thomas Duss, Sempach Station (Jugendherberge), und Kannewischer Ingenieurbüro AG, Cham (Wellness) Elektroingenieur und MSRL Ingenieurbüro Hanimann Peter, Zweisimmen (Jugendherberge), und Friedli Elektro Bern AG, Bern (Wellness) Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Implenia Schweiz AG, Rümlang (Jugendherberge) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 121 m3, Brettsperrholz für Innenwände 135 m3 und für Decken 180 m3, Gipsfaserplatten 15 mm 1595 m2 und 18 mm 510 m2, OSB 30 mm 430 m2, Fassadenbekleidung in Fichte 980 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 18,13 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 13,57 Mio. (total), CHF 8,34 Mio. (Jugendherberge), CHF 5,23 Mio. (Wellness) Grundstücksfläche SIA 416 3973 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 1743 m2 Geschossfläche SIA 416 15 654 m2 (total), 2766 m2 (Jugendherberge), 2888 m2 (Wellness) Gebäudevolumen SIA 416 19 656 m3 (total), 9916 m3 (Jugendherberge), 9740 m3 (Wellness) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 690.– (total) Bauzeit April 2013 – September 2014 Fotograf Ruedi Walti, Basel

Querschnitt

Wellnessgeschoss

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Erdgeschoss

40 m


1.–3. Obergeschoss

Dachgeschoss 40 m

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Freie Leitungsdurchführung durch brandabschnittsbildende Decke: Die Leichtbauwände der Steigzone mit den Sanitärleitungen in BKZ 4.2 sind beidseitig EI 30 ausgebildet. 80 mm Überbeton und 153 mm Brettsperrholz bilden die brandabschnittsbildende Decke mit der Anforderung REI 30 aus. Die Leitungsdurchführungen erhalten Brandschutzmanschetten: Der Überbeton erhält zur Leitung eine Einlage mit ent-

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sprechender Dämmung. Das Brettsperrholz erhält eine Ausleibung und einen 50 mm breiten Kragen aus Bekleidungen mit Brandschutzfunktion EI 30 (nbb) sowie eine hohlraumfreie Ausstopfung mit entsprechender Dämmung. Für die Armaturenzuführungen wurden alternativ Bekleidungen EI 30 (nbb) an der Deckenunterseite vorgehalten. Die Sprinklerleitungen wurden werkseitig in die Deckenelemente integriert.


Dachaufbau von aussen: Fotovoltaik Alu-Profil mit Nageldichtung 30 mm Lattenabdeckung mit Dichtungsbahn Konterlattung 120 mm Abdichtung Dämmung 140 + 50 mm Dampfsperre OSB 27 mm Tragkonstruktion 400 mm/ Dämmung 60 mm/Luftschicht 340 mm Lattung 30 mm Gipsfaserplatte 15 mm Deckenaufbau Regelgeschosse von oben: Anhydritunterlagsboden 70 mm, geschliffen Trennlage Trittschalldämmung 20 mm Holz-Beton-Verbunddecken: Überbeton 80 mm Brettsperrholz 153 mm Aufbau Aussenwand Regelgeschosse von innen: Gipsfaserplatte 12,5 mm Lattung 20 mm/Dämmung Dampfbremse Gipsfaserplatte 15 mm Ständer 240 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Fassadenbahn Lattung 30 mm Stülpschalung in Fichte/Tanne 50–80 mm

Aufbau Decke über Sockelgeschoss von oben: Anhydritunterlagsboden 70 mm, geschliffen Trennlage Trittschalldämmung 40 mm Beton 400 mm Aufbau Aussenwand Sockelgeschoss von innen: Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm Lattung 40 mm Beton 200 mm gedämmter Backstein 365 mm Aussenputz 20 mm Aufbau Boden Sockelgeschoss von oben: Anhydritunterlagsboden 70 mm, geschliffen Trennlage Dämmung 50 + 20 mm Feuchtigkeitssperre 5 mm Beton 370 mm Trennlage Magerbeton 400 mm Vlies 5 mm Fassadenschnitt

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Umbau und Erweiterung Jugendherberge St. Alban, Basel Mit seinen grossen, hellen Arbeitssälen galt das 1850/51 erbaute, klassizistische Fabrikgebäude als Musterbau der damaligen Seidenbandfabrikation. 1979/80 folgte der Umbau in eine Jugendherberge, bei dem bis auf den ehemaligen Färberkeller praktisch das gesamte Innere entfernt wurde. Die äussere Fassadenschicht blieb weitgehend unverändert. Nach einem Studienauftrag im 2007 mit sechs eingeladenen Büros realisierten Buchner Bründler den Umbau mit Erweiterung. Der Leitgedanke der architektonischen Intervention lag neben der geforderten räumlichen Erweiterung in der Klärung der innenräumlichen Bezüge und dem Hervorbringen der direkten kontextuellen Qualitäten des Gebäudes. Dabei betrifft der wesentlichste Eingriff die Erschliessung der Jugendherberge. Das Gebäude orientiert sich neu zum öffentlichen Raum hin und wird vom Maja-Sacher-Platz über eine Brücke erschlossen. Es wendet sich seiner spezifischen Umgebung zu und macht deren Qualitäten für den Besucher schon vor Eintritt ins eigentliche Gebäude erfahrbar. Auch der St.-Alban-Teich liegt nicht länger im Rücken des Gebäudes, sondern wird durch Brücke und Steg als wesentliches atmosphärisches Element kenntlich gemacht. Der Holzsteg verläuft parallel zum Teich entlang der nördlichen Gebäudelängsseite. An dessen Ende liegt der neue halböffentliche Terrassenraum der Jugendherberge. Eichenlamellen binden Brücke, Steg und Erweiterungsbau zusammen und bilden eine hölzerne Klammer, die sich um den steinernen Altbau legt. Ähnlich den Stämmen und Ästen des dichten Baumbestandes der Umgebung vermitteln diese vertikalen Elemente zwischen Innen- und Aussenraum.

Im Innern der Jugendherberge schafft die Neuorganisation der Erschliessung im Eingangsgeschoss Grosszügigkeit. Alle Räume von funktionaler Bedeutung wie Büro, Seminarraum und Vertikalerschliessung wurden neu hangseitig angeordnet. Die Grundstruktur mit den Gewölben des Färberkellers und den bestehenden Stützen wurde freigelegt, trennende Einbauten verschwanden. Dadurch ergibt sich für den Gast ein durchgehend erlebbares Raumkontinuum, von der Reception über den Färberkeller bis hin zum gedeckten Aussenraum am Gebäudeende. Bodengleiche Fenstertüren erlauben die komplette Öffnung des oberen Foyers zum Steg hin und ermöglichen, dieses temporär bis an den Teich zu vergrössern. Die insgesamt 48 Zimmer (195 Betten) des Altbaus wurden komplett neu organisiert. Jedem Zimmer ist neu eine in lasiertem Seekiefersperrholz ausgeführte Vorzone als Puffer zwischen öffentlichem Korridor und intimem Gastraum vorgelagert. Sie bietet Platz für eine Waschgelegenheit mit Lavabo sowie Gepäckfächer und ist mit einer Schiebetür vom eigentlichen Zimmer abtrennbar. Trotz kleinen Zimmerproportionen ermöglichen diese ein grösstmögliches Raumempfinden für den Gast. Die komplette Struktur der Bettengeschosse wurde in weiss lasiertem Kalksandstein-Mauerwerk ausgeführt. Neben den hölzernen Einbauten und den rohen Stahltüren der Gemeinschaftsduschen prägt das Eichenholz der in den Korridor eingerückten Zimmertüren wesentlich den Raumeindruck der hell gehaltenen Geschosse. Der Erweiterungsbau nimmt insgesamt 21 Zimmer (42 Betten) auf. Sichtbeton und Eichenholz sind hier die dominierenden Materialien. Jedem Doppelzimmer ist ein kleines Bad zugeordnet.

Durch die raumhohe Verglasung der ansonsten schlichten Zimmer steht man als Gast in unmittelbarer Beziehung zum umgebenden Aussenraum, der mit seinen kräftigen Baumkronen die Raum- und Lichtstimmung in den Zimmern wesentlich beeinflusst. Die durch den vertikalen Holzfilter gegliederte Fassade bietet dem Gast eine erhöhte Intimität sowie den kleinen Luxus eines Aussenraumes. Durch diese Staffelung entsteht eine Raumtiefe, welche die eigentliche Fassade von aussen betrachtet nahezu im dichten Grün verschwinden lässt. Bei allen Eingriffen in den Bestand sowie der Gestaltung der Erweiterung stand eine direkte, robuste und haptische Materialisierung im Vordergrund. In Anlehnung an die industrielle Vorgeschichte des Gebäudes wurde ein roher, unverstellter architektonischer Ausdruck gesucht, der einerseits den funktionalen und pragmatischen Anforderungen der Bauaufgabe Jugendherberge Rechnung trägt und andererseits eine unmittelbare Materialerfahrung ermöglicht.

Situation

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Querschnitt

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Erdgeschoss

1. Obergeschoss

Ansicht

20 m

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Details zum Verlauf des Steges: Die HEB-Tr채ger sind im Mauerwerk eingespannt. Dar체ber ist ein Rost aus Eichenbrettern mit 40 mm St채rke aufgebaut. Ein Gewebe in Chromstahl bildet das Gel채nder, befestigt an die Eichenlamellen mit Querschnitten von 80 x 240 mm.

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Ort St.-Alban-Kirchrain 10, 4052 Basel Bauherrschaft Schweizerische Stiftung für Sozialtourismus, Zürich Architektur und Bauleitung Buchner Bründler Architekten, Basel; Partner: Daniel Buchner, Andreas Bründler; Projektleitung: Sebastian Pitz, Thomas Klement; Mitarbeit Studienauftrag: Hellade Miozzari, Christoph Hiestand, Beda Klein; Mitarbeit Projektierung und Realisierung: Jenny Jenisch, Hellade Miozzari, Daniel Dratz, Florian Rink, Claudia Furer, Annika Stötzel, Konstantin König, Oliver Teiml Bauingenieur Walter Mory Maier Bauingenieure AG, Münchenstein Akustik applied acoustics GmbH, Gelterkinden Bauphysik Gartenmann Engineering AG, Basel Heizungs- und Lüftungsplaner Zurfluh Lottenbach GmbH, Luzern Elektro- und Sanitärplaner Ingenieurbüro Hanimann, Zweisimmen Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Hürzeler Holzbau AG, Magden (Steg und Lamellen), Schreinerei Schneider AG, Pratteln (Fenster), Bach Heiden AG, Heiden (Innentüren), Lachenmeier AG, Basel (Raumtrennelemente, Fronten, Schiebetüren, Schränke, Reception) Materialien Vollholz und Rost in Eiche 17,7 m3, Sperrholzplatten in Seekiefer 21 mm und 24 mm 1500 m2, Innentüren 103 Stück Baukosten BKP 1–9 CHF 10,5 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 9,3 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 1164 m2 Überbaute Fläche 950 m2 Geschossfläche SIA 416 4039 m2 (total), 835 m2 (Neubau), 3204 m2 (Altbau) Gebäudevolumen SIA 416 11 520 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 810.– Bauzeit Januar 2009 – März 2010 Fotograf Ruedi Walti, Basel

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Neubau Alpwirtschaft Brunegg, Zugerberg Das alte Bauernhaus in Brunegg platzte mit dem landwirtschaftlichen Betrieb und dem Restaurant aus allen Nähten. Zudem war das Gebäude in einem schlechten Zustand. Daher ersetzte es die Korporation Zug durch einen Neubau. Der neue Standort liegt rund 35 m südlich und 28 m westlich der alten Scheune am ostseitigen Abhang des Zugerbergs auf einer Höhe von 790 m.ü.M. Der Neubau befindet sich ausserhalb der Bauzonen, konnte jedoch dank guter Kooperation aller Beteiligten problemlos realisiert werden. Der Korporation als Bauherrin war es wichtig, dass sich die Gebäudeform gut in die ländliche Umgebung einfügt. Deshalb setzten sich die Architekten intensiv mit der typischen Gebäudeform auseinander, welche für Bauernhäuser in der Region vom 12.–20. Jahrhundert gut dokumentiert ist. Das Projekt nimmt direkt Bezug auf die für diesen Bautyp überlieferte Raumstruktur, die Gebäudeform mit ihren Proportionen, die Konstruktion, den Schutz des Gebäudes und die charakteristischen Öffnungen. Eines der wesentlichen Elemente im äusseren Erscheinungsbild eines Bauernhauses sind die Massverhältnisse. Bezüglich der Gebäudehöhe wurde das Verhältnis 2:3 der Höhen von der

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Bodenschwelle bis zur Dachschwelle und von dieser wiederum bis zum First gewählt. Das sind die Proportionen, welche im Kanton Zug am weitesten verbreitet sind. Der durchgehende Quergang ist regional ebenfalls typisch für die Gebäudetypologie. Er entstammt einer Entwicklungsphase im 16. Jahrhundert. Wohnhäuser mit Quergang wurden ‹grossen Häusern› gleichgesetzt. Das Sockelgeschoss und dessen Decke sind massiv ausgeführt und bieten Lagerräume für die Alpwirtschaft, Kellerräume für die Wohnungen sowie Platz für den Luftschutzkeller und die Stückholzfeuerung inklusive Holzlager für die Wärmeerzeugung und das Warmwasser. Die Alpwirtschaft bietet im Erdgeschoss mit dem Stübli Platz für knapp 60 Personen und mit der südwestlich ausgerichteten Gartenwirtschaft nochmals so viele Plätze. Das Gebäude wird von Norden her betreten, wo man die sanitären Anlagen, Garderoben und das Treppenhaus passiert. Zur Gartenwirtschaft hin liegen die Küche und die Kühlräume. Die weiteren Geschosse umfassen eine Wohnung im 1. Obergeschoss (5½ Zimmer) mit westlich vorgelagerter Laube, eine Wohnung im 1. Dachgeschoss (3½ Zimmer) sowie zwei Zimmer mit Sanitäreinrichtungen im 2. Dachgeschoss. Die Wände dieser vier Geschosse sind in Holz-

rahmenbauweise mit einer inneren Beplankung aus 60 mm starken Massivholzplatten ausgeführt. Die Decken bauen auf Rippen- oder Kastenelementen auf. Daraus resultieren hölzerne Oberflächen an den Innenseiten der Wohnungen, welche alle sichtbar geschraubt sind. Der Bodenbelag ist ein Parkett in Eiche. Die Fassadenbekleidung ist eine vertikal angeordnete, hinterlüftete Bretterschalung in Douglasie. Die Vertikalstösse sind versetzt, um die Stirnseite der Fassadenbretter vor Feuchte infolge der Witterung zu schützen und den Kamineffekt im Brandfall zu unterbrechen. Brandschutztechnisch wurde ein bauliches Konzept erstellt, worin die Anforderungen für das Tragwerk mit R 60 und für die Brandabschnitte mit EI 60 festgehalten sind. Auch die Umgebung erfuhr sanfte, aber wesentliche Eingriffe, etwa eine Bepflanzung mit neuen Obstbäumen. Dem Sitzplatz mit Stützmauer wurde ein neuer Kinderspielplatz angegliedert. Am alten Standort bei den bestehenden Scheunen ist nun ein offener Autounterstand vorhanden, und dort, wo sich das alte Bauernhaus befand, gibt es jetzt Parkplätze. Ein neuer Zufahrtsweg für Anlieferungen und Fusswege zum alten Standort erschliessen die Alpwirtschaft Brunegg.


Situation

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10 m St. roh: +10.56 Br. roh: +9.56

St. roh: +10.56 Br. roh: +9.56

St. roh:+10.56 Br. roh: +9.56

St. roh:+10.91 Br. roh: +9.40

St. roh: +10.56 Br. roh: +9.56

St. roh: +10.91 Br. roh: +9.40

2. Dachgeschoss St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

Obergeschoss

St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

1. Dachgeschoss St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

80 Erdgeschoss

St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

St. roh: +8.22 Schw. fertig:+5.81 St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

St. roh: +8.03 Br. roh: +6.52

Sockelgeschoss St. roh: -0.63 Br. roh: -1.42 St. roh: -0.63 Br. roh: -1.42

St. roh:-0.71 Br. roh:-1.38 St. roh:-0.71 Br. roh:-1.38

St. roh:-0.71 Br. roh:-1.38

St. roh:-0.71 Br. roh:-1.38

St. roh:-0.71 Br. roh:-1.38


Querschnitt

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Dachaufbau von aussen: Ziegeleindeckung Biberschwanz einfach mit Blech 40 mm Ziegel- und Konterlattung 70 mm Unterdachbahn Holzfaserdämmplatte 60 mm Rippenelement: Sparren 180 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm, luftdicht abgeklebt Lattung 30 mm/Dämmung Gipskartonplatte 15 mm Aufbau Aussenwand von innen: Massivholzplatte 60 mm Ständer 160 mm/Dämmung Lattung 60 mm/Dämmung Windpapier Lattung 60 mm Holzschalung in Douglasie 20 mm Aufbau Decke von oben über 1. OG: Parkett in Eiche 15 mm Anhydritestrich 55 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Betonplatte 40 mm/Elektroleitungen Trennflies Kastenelement: Furnierschichtholz 33 mm Rippen 220 mm/Dämmung 120 mm/ Splitt 100 mm Dreischichtplatte 42 mm Aufbau Decke von oben über UG: Parkett in Eiche 15 mm Anhydritestrich 55 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 30 mm Dämmung 120 mm Feuchtigkeitsabdichtung Betondecke 280 mm Dämmung 50 mm Aufbau Aussenwand von innen: Betonwand 180 mm Lattung 80 mm/Dämmung Lattung 60 mm/Dämmung Windpapier Lattung 60 mm Holzschalung in Douglasie 20 mm Aufbau Boden von oben im UG: Zementüberzug 50 mm Dämmung 180 mm Stahlbeton 250 mm Magerbeton 50 mm

Fassadenschnitt

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Ort Bruneggstrasse, 6314 Neuägeri – Zugerberg Bauherrschaft Korporation Zug Architektur und Bauleitung Zumbühl & Heggli, Zug Bauingenieur Moos Bauingenieure AG, Zug Planung Werkleitungen Berchtold & Eicher Bauingenieure AG, Zug HLKS-Ingenieur Andy Wickart Haustechnik AG, Finstersee Landschaftsarchitekt Dové Plan AG, Luzern Akustiker Akustik Projekt, Allenwinden Gastroküchenplanung Chromag AG, Steinhausen Planung Fotovoltaik Zagsolar AG, Kriens Brandschutz- und Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Xaver Keiser Zimmerei Zug AG, Zug (Holzbau, Bodenbeläge in Holz), Keiser Fensterbau, Oberwil-Zug (Fenster), Brändle AG, Zug (Innentüren), Weiss A + S AG, Zug (Schreinerarbeiten Wandbekleidungen Restaurant), Speck Albert AG, Oberwil (Möbel Restaurant, Wandschränke, Deckenbekleidungen), Horgenglarus AG, Glarus (Bestuhlung Restaurant) Materialien Bauholz: Brettschichtholz 16 m3, Balkenschichtholz 46 m3, Vollholz in Eiche 1,5 m3, Rundholzsäulen in Kirsche 0,3 m3; Platten: Dreischichtplatten 27 mm 590 m2 und 60 mm 85 m2, Furnierschichtholz 33 mm 120 m2; Holzfaserdämmplatten 60 mm 230 m2; Latten 2,6 m3; Schalung in Douglasie 21 mm 690 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 3,145 Mio. Baukosten BKP 214 CHF 0,6 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 138 723 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 604 m2 Geschossfläche SIA 416 568 m2 Gebäudevolumen SIA 416 2666 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) Bauzeit März 2011– April 2012 Fotograf Philippe Hubler, Hünenberg

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Situation

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Aufstockung Tagesbetreuung ‹Arche›, Wallisellen Die Tagesbetreuung ‹Arche›, 2009 in Betrieb genommen, kann seit 2016 den weiter gewachsenen Raumbedarf dank einer Aufstockung abdecken. In Anlehnung an die Primärstruktur des bestehenden Holzgebäudes liess sich eine Raumdisposition gemäss neuen Nutzerbedürfnissen schaffen. Im Baubestand von 2009 auf dem Areal der Schulanlage ‹Alpen› wurde die Tagesbetreuung der Kinder im Vorschul- und Schulalter an einem Ort zusammengefasst. Der Bau spannt sich orthogonal zwischen dem Alten Kirchweg und der Fussgängerachse Ruhgässli auf. Die städtebauliche Setzung des Längskörpers stellt den Abschluss zwischen der Wohnzone und dem öffentlichen Raum her. Auf der Südseite (Alter Kirchweg) bildet das dreigeschossige Volumen mit auskragendem Kopf eine klare Adressbildung. Gegen Norden fügt sich das Gebäude in die Hangtopografie ein, so dass zum Ruhgässli hin nur noch ein Geschoss in Erscheinung tritt. Die Gebäudeanordnung erlaubt es, jedes der drei Geschosse mit separaten, ebenerdigen Zugängen zu erschliessen, was gegenseitige Störungen im Betrieb vermeidet. Der Horteingang mit optionaler Schulraumerweiterung ist der Schulzone im Norden, der Krippeneingang der Wohnzone im Westen und der Mittagstisch dem öffentlichen Strassenraum im Süden zugewandt. Während die Westseite dem Zugangsbereich mit Spiel- und Erlebniszone dient, bildet die ostseitige Parkanlage mit dem imposanten Baumbestand eine wertvolle Erlebnis- und Verweilzone. Mit Hilfe einer Terrassierung wird der unmittelbare Aussenraum entlang des Gebäudes optimal nutzbar gemacht. Die Raumorganisation von Krippe und Hort ermöglicht einen autonomen Betrieb. Die Raumfolgen pro Geschoss sind intern verbunden und schaffen betriebliche Flexibilität in der Betreuung. Für die Aufstockung wurde das Konzept von geschossweise unabhängigen Betrieben beibehalten. Dazu wurde das innenliegende Treppenhaus mit Lift weitergeführt. Der neue Zugang auf der Nordseite wird über eine massive Aussentreppe in Sichtbeton erschlossen. Über grosszügige Vorzonen mit Garderoben sind sämtliche Räume erreichbar. Wie in den untenliegenden Geschossen sind Kleinküche und Personalräume auf der Westseite und die Nassräume in der zentralen Schicht angeordnet. Die neue Raumdisposition umfasst drei grossräumige Esszimmer mit dazwischenliegenden Spielräumen. Auch

hier sind die Räume untereinander verbunden, damit die betriebliche Flexibilität gewährleistet ist. Den Abschluss in der Raumfolge bildet der grosse Bewegungsraum auf ganze Gebäudebreite im südseitigen Gebäudekopf. Die Aufstockung als Holzbau ist eine materialgerechte und architektonisch selbstverständliche Ergänzung. Einerseits zeigt sich dies in der Fassadenbekleidung, welche sich aus den brandschutztechnischen Auflagen heraus entwickelte, andererseits wurde die gewählte Holzstruktur für die Aufstockung bewusst in einer differenzierten Horizontalschichtung thematisiert. Das Tragwerk zeigt sich als logische Weiterführung der bestehenden Konstruktion, welche im Gebäudebestand in Holz aus vier lastabtragenden Längsachsen an den Aussen- und den beiden zentralen Innenwänden bestand. Für den Bodenaufbau der Aufstockung werden diese Achsen genutzt: Die zusätzlichen Unterzüge in Brettschichtholz der Abmessung 200 x 300 mm setzen über Stahlprofile auf den bestehenden Stützen auf, dazwischen spannen die Kastenelemente als Einfeldträger. Trotz der für den Baubestand nicht vorgesehenen Aufstockung waren in den tragenden Innenwänden keine Ertüchtigungsmassnahmen erforderlich. Die neue Doppelbodenkonstruktion mit einem Dämmgranulat und schwimmend verlegten Estrichplatten darüber sowie einem fugenlosen Bodenbelag erfüllen die Anforderungen an den Trittschall optimal. Das Dach spannt mit Rippenelementen über die gesamte Breite zwischen den Aussenwänden. Die 600 mm hohen Rippen der Dachelemente erlaubten einen Kaltdachaufbau, welcher Dämmung und Lüftungsebene beinhaltet. Eine innen an den Aussenwänden liegende Zusatzkonstruktion trägt die Mehrlasten aus dem Dach bis in die Fundation ab und bildet ein Auflager für die Bodenelemente der Aufstockung. Die Aufstockung und die Zusatzkonstruktion im Gebäudebestand sind auf Abbrand bemessen. Zudem wurden der Gebäudebestand und die Aufstockung mit einem Sprinkler ausgerüstet. Die mit dem Brandschutzkonzept und dem gewählten Tragwerk notwendigen Interventionen im Bestand waren so gering, dass die Ertüchtigungen und die Aufstockung in kürzester Zeit im laufenden Betrieb ausgeführt werden konnten. Wie schon beim Baubestand galten Anforderungen an ein gesundes Innenraumklima, welche auch im neuen Geschoss erfüllt werden.

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Erdgeschoss

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1. Obergeschoss


Längsschnitt

20 m

Querschnitt

2. Obergeschoss

Aufstockung

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Ort Alter Kirchweg 6, 8306 Wallisellen Bauherrschaft Schulverwaltung Wallisellen Bauherrenvertretung Landis AG Bauingenieure + Planer, Geroldswil Architektur Schmitter Architektur AG, Aarau Generalunternehmer und Bauleitung Holzbau Zehnder Holz + Bau AG, Winterthur Bauingenieur Bona + Fischer Ingenieurbüro AG, Winterthur Bauphysik Braune Roth AG, Rorschacherberg Haustechnikplanung Brunner Haustechnik AG, Wallisellen Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 170 m3, OSB 15 mm 1000 m2, Dreischichtplatten 27 mm 2200 m2 und formaldehydfrei 27 mm 500 m2, Furnierschichtholz 69 mm 650 m2, Gipsfaserplatten 800 m2, Holzfaserdämmplatten 35 mm 650 m2, Fassadenschalung in Tanne 320 m2 Baukosten BKP 2 CHF 2,99 Mio. davon BKP 214 CHF 0,85 Mio. Gebäudegrundfläche SIA 416 700 m2 Geschossfläche SIA 416 675 m2 Gebäudevolumen SIA 416 2800 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1070.– Bauzeit März 2016 – Juli 2017 Fotografie Schmitter Architektur AG, Aarau

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Dachaufbau von aussen: Extensivbegrünung 70 mm Abdichtung Spundschalung 27 mm Gefällslattung 0–120 mm Unterdachbahn Rippenelement: Rippen 600 mm, überhöht/ Holzfaserdämmplatte 35 mm und Dämmung 300 mm Furnierschichtholz 69 mm Dampfbremse Abhängung und Bekleidung Dachanschluss: Die Rippen sind mit Balkenschuhen am Unterzug in Brettschichtholz von 200 x 380 mm angeschlossen, welcher über Querdruckverstärkungen auf Stützen in Brettschichtholz von 180 x 360 mm aufliegt. Deckenaufbau von oben: Bodenbelag 15 mm Gipsfaserplatten 2 x 15 mm Dämmung 2 x 30 mm Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 200 mm/Dämmung 120 mm Dreischichtplatte 27 mm Luftraum 100 mm Kastenelement: OSB 25 mm Rippen 300 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Dampfbremse Abhängung und Bekleidung Deckenübergang Obergeschoss: Ein Stahlträger HEA 450 bildet das Auflager für die neuen Kastenelemente. Über RND-Profile mit Durchmesser von 60 mm ist dieser Träger auf den Kopfplatten der Stützen in Brettschichtholz von 180 x 120 mm abgestellt.

Detailschnitte Tragachse Innenwände und Tragachse Aussenwände

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Erweiterung Schulhaus Hasel, Spreitenbach Spreitenbach wird künftig vermutlich viel mehr Kinder zählen: Der hohe Anteil an jungen Erwerbstätigen treibt ihre Zahl empor. Zusätzlich führt ein Systemwechsel an der Primarschule zu einem markant höheren Raumbedarf. Daher nahm die Gemeinde 2011 die Erweiterung der Schulanlage Hasel mit einem Wettbewerb in Angriff und realisierte in der Folge das ausgearbeitete Siegerprojekt. Die bestehende Schulanlage wurde in Richtung Norden durch einen Ergänzungsbau erweitert. Er schliesst direkt an das bestehende Schulhaus Hasel an und schafft auf jedem Geschoss eine direkte Verbindung zwischen Alt und Neu. Der bestehende Eingang des Schulhauses Hasel wurde verlegt. Wo sich früher das Nordtreppenhaus und WC-Anlagen befanden, liegt nun ein grosszügiges, lichtdurchflutetes Foyer. Dieser grosszügige Bereich zieht sich über alle drei Geschosse und dient als verbindendes Element zwischen Bestand und Anbau. In direktem Bezug zum neuen Schulhauseingang befinden

Umgebungsplan

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sich die gesamte Schulverwaltung und der Lehrerbereich. Ebenfalls im Eingangsbereich ist die Aula gelegen. Sie kann bei Bedarf in Richtung Arena nach aussen geöffnet werden und als Bühne dienen. Die Klassenzimmer sind zu Einheiten zusammengefasst; zwischen zwei Klassenzimmern befindet sich ein Gruppenraum. Im Gangbereich vor der Bibliothek gibt es Sitzsäcke und Tische, welche zum Lesen und Verweilen einladen. Die einzelnen ‹Klassenstufenkuben› treten durch unterschiedliche, gedeckte Farbtöne in Erscheinung und erleichtern es den Kindern, ihren Raum zu finden. Durch die Versetzung der Einheiten zueinander entstehen im Gangbereich Ausblicke in Richtung Wald und Pausenhof. Im Erdgeschoss des Altbaus sind die Kindergartenräume untergebracht. Sie erhielten einen grosszügigen Aussenbereich in Richtung Wald. Der ehemalige Eingang des Schulhauses Hasel dient nach dem Umbau als unabhängiger Kindergarteneingang. Im nördlichen Teil des neuen Schulgebäudes befindet sich die Tages-

struktur. Sie verfügt wie der Kindergarten über einen separaten Eingang, ist aber auch direkt über die Schulräumlichkeiten erreichbar. Die bestehende Turnhalle wurde um eine zusätzliche Halle erweitert. Die dazugehörigen Garderoben und Duschen liegen im Untergeschoss des bestehenden Schulgebäudes. Ein zusätzlicher Zugang vom Parkplatz her ermöglicht die separate Nutzung für Vereine ohne Beeinträchtigung des Schulbetriebs. Bei der Materialisierung wurde Wert auf Langlebigkeit und funktionalen Nutzen gelegt. So kommt für die Böden in den Verkehrsbereichen Gummigranulat, für diejenigen in den Klassenräumen Industrieparkett zum Einsatz. Als Fassadenbekleidung dient bei allen Gebäuden eine vorbewitterte, hinterlüftete Holzschalung. Die bewährte Konstruktionsart mit Flachdecken und Einzelstützen bedeutet hohe Flexibilität für den Nutzer. Als Hülle kam ein Holzelementbau zur Anwendung, entsprechend den Anforderungen aus dem Energiegesetz und dem Minergie-Standard. Für den Balkon span-


nen Träger in Brettschichtholz zwischen den Aussenwänden und dazwischen eine Balkenlage mit einem Raster von 1,30 m, worauf der Bodenrost in Lärche montiert ist. Für die Laubengänge führen Holzstützen vom Boden bis unter das Dach. Dazwischen sind Brettschichtholzträger eingehängt, auf welchen der Bodenrost in Lärche liegt. Für den Umbau der dreistöckigen Schulanlage wurden die Aussenwände in Massivbauweise mit einem ausgedämmten Kreuzrost aufgedämmt. Vor der Fensterfront sind vorgefertigte, nichttragende Aussenwände in Holzbauweise am bestehenden Gebäude befestigt. Auf eine mechanische Lüftung der Klassenräume wurde in Anbetracht der privilegierten Lage am Waldrand und im Hinblick auf die Kosten verzichtet. Dafür ist dem Projekt eine Holzschnitzelheizung angeschlossen, die auch die benachbarten Liegenschaften versorgt. Sie steht zusammen mit dem Schnitzelsilo südöstlich des bestehenden Gebäudes. Die Zufahrt zu den Silo-Öffnungen ist unabhängig vom Schulbetrieb.

Eine mäanderförmige Landschaft aus Grünund Belagsflächen umfasst das Gebäude von Kindergarten und Schule. Wege verengen, gabeln und weiten sich; so entstehen Plätze, Nischen sowie grosszügige Grünflächen. Der östliche, dem Ort zugewandte Aussenraum dient der Erschliessung der Gebäude und bildet einen grosszügigen Pausenplatz. Auf Rasenflächen und dem Spielplatz finden die Kinder genügend Weite, um sich auszutoben. Im Gegensatz dazu bieten die Nischen mit ihren geschwungenen Sitzelementen Raum für eine ruhigere Pause und Rückzug. Gegen Regen oder intensive Sonneneinstrahlung sind einige Sitzelemente mit einem Dach geschützt. An den Stämmen der Bäume finden sich teilweise kleine Gruppen aus Findlingen, die zum Sitzen, aber auch zum Klettern einladen. Im westlichen Aussenbereich ist der Aussenspielplatz des Kindergartens sanft in die angrenzende Landschaft eingebettet. Nördlich davon schliesst die grosse Arena an, die während der Unterrichtszeiten als ‹Grünes Klassenzimmer› und ausserhalb der Schulzeiten z.B.

als Auditorium für Aufführungen unter freiem Himmel dienen kann. Auch der Schulgarten gehört zum ‹Grünen Klassenzimmer›. Er besteht aus einem Biotop und aus einzelnen, von niedrigen Hecken eingefassten Nutzgärten mit Apfelbäumen. So kann jede interessierte Klasse ihren eigenen kleinen Garten unterhalten. Wie schon heute zeigen sich im östlichen Teil des Pausenplatzes Kiefern und Fichten als die dominierenden Baumarten. Im Gegensatz dazu ergänzen im westlichen Aussenraum gezielte Nachpflanzungen von einheimischen Laubgehölzen die bestehende Pflanzung, bieten Sichtschutz und spenden zusätzlich Schatten. Den Büro- und Therapieräumen ist eine Bepflanzung mit Gräsern vorgelagert. Auch sie dient dem Sichtschutz und ergibt zudem zu jeder Jahreszeit ein reizvolles Bild.

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Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

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40 m


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Ort Poststrasse 201, 8957 Spreitenbach Bauherrschaft Gemeindeverwaltung Spreitenbach Architektur Hertig Noetzli Architekten, Aarau Bauingenieur Rothpletz, Lienhard + Cie AG, Aarau Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Generalunternehmer und Holzbau Implenia Schweiz AG, Zürich Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 144 m3, Fassadenschalung in Weisstanne 1879 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 28,6 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 21,0 Mio. davon BKP 214 CHF 1,215 Mio. Gebäudegrundfläche SIA 416 1933 m2 (Neubau), 799 m2 (Umbau), 810 m2 (Turnhalle) Geschossfläche SIA 416 10 910 m2 Gebäudevolumen SIA 416 21650 m3 (Neubau), 8950 m3 (Umbau), 6156 m3 (Turnhalle) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 486.– Bauzeit Juni 2015 – Juli 2016 (Neubau), Juli 2016 – Juli 2017 (Umbau) Fotograf Jiří Vurma, Aarau

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Deckenaufbau von oben: Parkett 15 mm Trennlage Zementüberzug 35 mm Betondecke 320 mm Akustikdecke abgehängt 240 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Lattung 60 mm/Dämmung Dampfbremse OSB 15 mm Ständer 200 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Fassadenbahn Lattung vertikal 40 mm Lattung horizontal 40 mm Holzschalung 27 mm Bodenaufbau von oben gegen Erdreich: Parkett 15 mm Trennlage Zementüberzug 35 mm Feuchtigkeitssperre Bodenplatte 250 mm, wasserdicht Dämmung 200 mm Magerbeton

Schulhauserweiterung: Brüstungsdetail

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Schulanlage Bündtmättli, Malters Die zwei Schulgebäude Bündtmättli 1 und Bündtmättli 2 sind betrieblich stark voneinander getrennt, da sie aufgrund der Hanglage auf zwei verschiedenen Ebenen liegen. Die Schulanlage musste neu um vier Kindergärten, eine Doppelsporthalle und diverse Schulräume erweitert werden. Ziel war es, die neuen und die bestehenden Bauten so miteinander zu verbinden, dass langfristig ein effizienter Schulbetrieb möglich wird. Die Schulanlage wurde im Westen erweitert, wodurch sich der Schwerpunkt der Anlage zu einer neuen Mitte hin verschob. Das Erweiterungsgebäude verknüpft die beiden bestehenden Gebäude Bündtmättli 1 und Bündtmättli 2 zu einer betrieblich optimalen Einheit. Die neue Mitte der Schulanlage ist eine offene Pausenhalle mit direktem Zugang zur Schule

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(Bündtmättli 2) und zum Sportbereich. Darüber liegen die ebenfalls zentrale Begegnungszone sowie der Arbeitsbereich der Lehrer und die Bibliothek. Über den oberen Pausenplatz ist dieser zentrale Bereich gut an den Altbau von 1894 (Bündtmättli 1) angebunden. Im Sportbereich ermöglicht eine Galerie einerseits den Blick in die Halle bei Turnieren und erschliesst andererseits die Garderoben. Ein Fensterband an der Nordfassade versorgt die Halle mit genügend blendfreiem Tageslicht. Die Fluchtwege der Sporthalle sind für 450 Personen ausgelegt. Die vier eingeschossigen Kindergärten oberhalb der Sporthalle werden über die gedeckte Vorzone erreicht. Jeweils zwei Kindergärten teilen sich eine Küche. Alle Kindergärten verfügen über einen attraktiven Bezug zum Aussenraum. Zudem wurde die alte, zu kleine Sporthalle im Osten des Gelän-

des als Singsaal umgenutzt, wobei die Geräteräume und die Bibliothek neu als Gruppenräumen genutzt werden. Die im Terrain liegende Sporthalle wurde in Massivbauweise erstellt und bildet den Sockel für die Kindergärten und die zentralen Schulbereiche, die aus statischen und architektonischen Gründen in Holzbauweise erstellt wurden. Der Erweiterungsbau nimmt damit die Materialität des Altbaus von 1894 auf – eines Holzbaus über massivem Sockel – und übersetzt sie in eine zeitgemässe Form. Die filigrane Fassade unterstreicht den gegen den Platz hin eingeschossigen, pavillonartigen Charakter. Die gewählten Konstruktionen mit guter Wärmedämmung sowie die Energieerzeugung mit Wärmepumpe und Fotovoltaikanlage (135 kW) stellen ein energetisch nachhaltiges Gebäude sicher. Überdies wurde die Aussen-


hülle des Neubaus nach Minergie-Standard ausgeführt. Um für den Umbau und die Erweiterung auf teure Provisorien verzichten zu können, wurden in einer ersten Phase die neue Sporthalle und die Kindergärten gebaut, ein Wohnhaus abgebrochen und der Parkplatz im Osten erstellt. In einer zweiten Phase erfolgte der Umbau der alten Sporthalle zum Singsaal. Im Aussenraum bleibt trotz baulicher Verdichtung ein Maximum an gut nutzbaren Aussenflächen bestehen; der attraktive Baumbestand des Pausenplatzes konnte erhalten bleiben. Die Kindergärten verfügen über einen eigenen Aussenbereich, können jedoch auch den angrenzenden Pausenplatz und den Sportplatz gut nutzen. Eine neue Fusswegverbindung zur Luzernstrasse verbindet zudem das Quartier und die Schule besser mit dem Dorfkern.

Situation

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Längsschnitt

Querschnitt Pausenhalle

Querschnitt Sporthalle

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+4.

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.00 518

UM

ZRA PUT

+4.

00/

.00 518 ca.

+ 4.00

= 518

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Untergeschoss

40 m

Untere Zugangsebene

Obere Zugangsebene

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Ort Schwarzenbergstrasse 14, 6102 Malters Bauherrschaft Einwohnergemeinde Malters Architektur Meyer Gadient Architekten AG, Luzern Bauleitung und Kostenplanung Schärli Architekten AG, Luzern Landschaftsarchitekt Hüsler + Hess AG, Luzern Bauingenieur ewp Bucher Dillier AG, Luzern Elektroingenieur B + S Elektro Engineering AG, Emmenbrücke HLKS-Ingenieur Wirkungsgrad Ingenieure, Luzern Bauphysik Ragonesi Strobel & Partner AG, Luzern Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Zaugg AG Rohrbach, Rohrbach (Holzbau), Portmann + Meier AG, Luzern, und Schreinerei A. Bucher AG, Malters (Innenausbau), Stulz Schreinerei AG, Malters, und Vogel Design AG, Ruswil (Türen), Setz Fensterbau AG, Schötz (Fenster), sowie Stalder Holzbau AG, Malters, und Infrasafe AG, Luzern (diverse Ausbauarbeiten) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 148 m3, Massivholzplatten 80 mm 830 m2, Dreischichtplatten 2070 m2, Fassadenschalung 2070 m2 Baukosten BKP 2 CHF 13,9 Mio. davon BKP 214 CHF 0,944 Mio. Geschossfläche SIA 416 3645 m2 Gebäudevolumen SIA 416 20 245 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 685.– Bauzeit Mai 2015 – Oktober 2016 Fotograf Meyer Gadient Architekten AG, Luzern

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Dachaufbau von aussen: Photovoltaik 12 mm Lattung 30 mm Konterlattung 50 mm Unterdachfolie Holzschalung 22 mm Sparren 140 mm Deckenaufbau unter Dach von oben: Holzfaserdämmplatte 60 mm Kastenelemente: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 260 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Dampfbremse Unterkonstruktion abgehängt 75 mm/ Dämmung/Akustikvlies Dreischichtplatte 22 mm, Akustiklochung Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 27 mm, lasiert Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Ständer 220 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 22 mm Fassadenbahn Lattung vertikal 20 mm Lattung horizontal 30 mm Holzschalung 25 mm Bodenaufbau von oben: Hartbeton 80 mm, geschliffen Dampfbremse Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 200 mm Bodendecke 300–600 mm

Begegnungszone: Detailschnitt Fassadenelemente

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Erweiterung und Aufstockung der Schulanlage Margeläcker, Wettingen Aufgrund des Strukturwandels der Schule und der damit verbundenen erhöhten Raumanforderungen entschloss sich die Gemeinde Wettingen zu einer Erweiterung der Schulanlage Margeläcker. Um die begrenzte Umgebungsfläche nicht zu verkleinern, wurden die bestehenden Schulhäuser aufgestockt. Die Schulanlage Margeläcker, bestehend aus dem Schulhaus I von 1965 mit der Sekundarstufe sowie den Schulhäusern II von 1970 und III von 2000 für die Primarstufe, weist sowohl architektonisch als auch räumlich hohe Qualitäten auf. Die Aufstockung führt diese Qualitäten weiter und wird als selbstverständliche Erweiterung der bestehenden Bauten wahrgenommen. Die vorgenommenen Interventionen stärken so die Gesamtanlage als Ganzes. Durch die Differenzierung der äusseren Materialisierung bleibt die ursprüngliche Volumetrie der Schulbauten I und II ablesbar. Das neuere Schulhaus III wird durch seine architektonische Annäherung an die anderen Schulbauten in das Gesamtensemble integriert. Durch die Erweiterung und Aufstockung der Schulanlage Margeläcker entstanden 14 zusätzliche Schulzimmer sowie 18 neue Gruppenräume, eine neue Küche für die Hauswirtschaft und ein neuer Mehrzweckraum. Bei den bestehenden Geschossen der Schulhäuser I und II erfolgten nur gezielte Eingriffe, um die brandschutztechnischen Anforderungen zu erfüllen und die Erschliessungszone aufzuwerten. Die Treppenhäuser wurden mit Glas und mit im Brandfall schliessenden Brandschutztüren abgetrennt. Die Lichthöfe zwischen den Geschossen beim Schulhaus I wurden geschlossen; die dadurch gewonnene Fläche wird besser genutzt. Raumhaltige Möblierungen,

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welche die Garderoben beinhalten und die Gruppenräume abtrennen, strukturieren die grossen Erschliessungsflächen in verschiedene Zonen, wodurch diese vielfältiger nutz- und bespielbar werden. Das Schulhaus III wurde im Unter- und Erdgeschoss um einen Unterrichtsraum verlängert, mit einer Treppe und einem Lift ergänzt und um ein Geschoss aufgestockt. Dieses Konzept nimmt zwar etwas Umgebungsfläche in Anspruch, besticht jedoch im Vergleich zu einer zweistöckigen Aufstockung: Volumetrisch integriert sich das Schulhaus besser in die Gesamtanlage, der Schulbetrieb wird durch das zweite Treppenhaus vereinfacht, und die Unterrichtsräume sind besser belichtet, sowohl in der Aufstockung als auch im Schulhaus II. Die äussere Metallbekleidung der Holzbauelemente bildet die schützende Hülle des Gebäudes. Sie lehnt sich an die Aluminiumlamellen der bestehenden Schulhäuser an und wurde in gebürstetem Aluminium ausgeführt. Die vorhandenen Fassadenelemente wurden weitergeführt und im Brüstungsbereich in Sichtbeton gestaltet. Im Inneren verleiht der Holzbau den Räumen eine warme und angenehme Atmosphäre. In den Unterrichtsräumen ist die Holzbekleidung an den Wänden und Decken sichtbar. In den Erschliessungsund Nebenraumzonen sind zementgebundene Holzwerkstoffplatten eingesetzt. Diese differenzierte Materialisierung unterstützt die Grundrissstruktur zusätzlich. Die Aufstockungen entstanden in vorfabrizierter Holzelement- und Trockenbauweise, auch um Gewicht und Zeit im Bauablauf zu sparen. Mit Rücksicht auf die Raumluftqualität kamen bei den Holzwerkstoffen nur formaldehydfrei verklebte Produkte zum Einsatz. Aussen- und

Innenwände werden als ausgedämmte Holzrahmenelemente ausgebildet. Die grosszügig gewählte Hinterlüftungsebene zwischen Blechfassade und Fassadenbahn wirkt einem Hitzestau entgegen. Die Aussenwände verfügen zudem über eine Vorsatzschale zur Plazierung der elektrischen Installationen. In den Schulzimmern besteht die innere Wandoberfläche aus einer 30 mm starken Holzschalung. Die Akustikdecken des Daches sind mit einer Akustikbretterschalung von 112 mm breiten Brettern und 13 mm Fuge ausgeführt. Das extensiv begrünte Flachdach baut auf Kastenelementen mit darüberliegender Gefälledämmung auf.

I

III

Situation

II


Ort Margelstrasse 8, 5430 Wettingen Bauherrschaft Gemeinde Wettingen Architektur Eglin Schweizer Architekten, Baden Bauingenieur Preisig AG, Teufen Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Fleischmann Holzbau AG, Wettingen (Innenausbau), und Implenia Schweiz AG, Rümlang (Rohbau) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 265 m3, Holzwerkstoffplatten 320 m2, zementgebundene Flachpressplatten 1125 m2, Täfer und Wandschalungen 2800 m2, Lattungen 5000 m Baukosten BKP 1–9 CHF 13,8 Mio. Baukosten BKP 214 CHF 1,6 Mio. Geschossfläche 2420 m2 Gebäudevolumen 9690 m3 Bauzeit August 2013 – Februar 2015 Fotograf Thomas Aus der Au, Winterthur

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Querschnitt Schulhaus III und Längsschnitt Schulhaus II

Grundrisse Dachgeschoss Schulhäuser III und II

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Grundriss Schulhaus I

20 m

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Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung Schutzschicht Wasserdichtung Gefälledämmung Dämmung 140 mm Dampfbremse Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 360 mm/Dämmung 50 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung 60 mm/Akustikdämmung Akustikvlies Akustikschalung 22 mm Aufbau Aussenwand von innen: Schalung 30 mm Lattung 30 mm Dampfsperre OSB 25 mm Ständer 200 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Windpapier Lattung 200 mm Schalung 27 mm Blech Aufbau Brüstungsbereich von innen: Schalung 30 mm Lattung 30 mm Dampfsperre OSB 25 mm Ständer 200 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Windpapier Schüttung 30 mm Sichtbeton 200 mm Deckenaufbau von oben: Polyurethanüberzug 5 mm Anhydritunterlagsboden 50 mm Trittschalldämmplatte 20 mm Ausgleichsschicht 65–170 mm Bauzeitabdichtung Betondecke bestehend Fassadenschnitt

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Neubau Schulanlage Pünten, Stallikon Als zweite Bauetappe eines Gesamtprojektes für öffentliche Bauten wurde der Holzbau im Sommer 2014 fertiggestellt. Der feingliedrige Baukörper nimmt in seiner Volumetrie den Massstab des Werk- und Feuerwehrgebäudes auf und reagiert in Form, Material und Farbe einfühlsam auf die natürliche Flusslandschaft der Reppisch. Das Gebäude weist drei Zugänge mit je einem vorgelagerten, gedeckten Aussenbereich auf. Diese Gliederung erlaubt eine für die Kindergarten- und Primarstufe zweckmässige Gruppierung der Räume und kurze, überschaubare Fluchtwege. Die Schule bietet Platz für vier bis fünf Primarund zwei Kindergartenklassen. Die Unterrichtsräume sind hauptsächlich im Obergeschoss angeordnet. Jeweils zwei Klassenzimmer sind über eine eigene Treppe via Eingangshalle erschlossen. Ein verglaster Lift in der Gebäudemitte sowie mehrere Verbindungstüren zwischen den Klassenzimmern gewährleisten die Rollstuhlgängigkeit und eine effiziente Reinigung. Jedes Klassenzimmer im Obergeschoss weist einen integrierten Gruppenraum mit separatem Zugang auf. Weitere Gruppenräume sind im Obergeschoss über der Eingangshalle angeordnet. Allen Schulzimmern im Obergeschoss sind für den Unterricht nutzbare Aussenräume als Terrassen vorgelagert. Die Zimmer sind mehrseitig gut belichtet und natürlich belüftet. Das vielseitige Erschliessungs- und Raumkonzept im Obergeschoss erlaubt einen klassenübergreifenden

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Unterricht zwischen den benachbarten Zimmern und über die Terrassen. Das Erdgeschoss umfasst nebst den drei Eingangshallen mit Garderoben auch Spezial- und Nebenräume für Handarbeit, Werken und Förderunterricht, zudem das Lehrerzimmer und die WC-Anlagen. Die gemeinsame Nutzung der Lager- und Technikräume im Erdgeschoss des Werkhofes erlaubt den Verzicht auf ein grösseres Angebot an Nebenräumen im Neubau. Zusätzlich ist im Erdgeschoss ein Kindergarten mit direktem Zugang zu den Aussenspielanlagen untergebracht. Alle Räume im Erdgeschoss sind durch einen Korridor erschlossen, der die drei Eingangshallen miteinander verbindet. Die Bodenbeläge in den Korridoren, Unterrichtsräumen und Nebenräumen sind aus natürlichem Linoleum. In den WC-Anlagen erfüllt ein fugenloser Boden- und Wandbelag die Anforderungen an Nassräume. Der natürliche Baustoff Holz wird an den Wänden naturlasiert gezeigt. Wo der Brandschutz oder die Akustik eine andere Oberfläche forderten, sind die Wände gipsbekleidet, mit Glasfasernetz tapeziert und abwaschbar gestrichen. Die Erdgeschossdecke ist mit einer abgehängten, akustisch wirksam gelochten Gipsplatte bekleidet. In den Unterrichtsräumen des Obergeschosses sorgt eine weiss lasierte Holzriemendecke für eine gute Raumakustik. Die Fenster sind eine Holz-Metall-Konstruktion mit DreifachWärmeschutzverglasung. Eine pfahlfundierte, 350 mm starke Bodenplatte bildet zusammen mit dem Sichtbeton-Sockel die

Basis für den Holzelementbau. Dessen Wände sind in Holzrahmenbauweise mit innen sichtbaren Massivholzplatten als Beplankung, die Decken als Holz-Beton-Verbundelemente aufgebaut; das Dach besteht aus Rippenelementen. Die Vorfertigung erlaubte es, Installationen teilweise schon in den Elementen einzubauen. Der gewählte hohe Vorfertigungsgrad stellte eine sehr gute Qualität der Ausführung und eine kurze Montagezeit auf der Baustelle sicher. Bei der Wahl der Materialien wurde nach den Eco-Richtlinien gearbeitet. So kamen zum Beispiel im Innenbereich nur formaldehydfrei verleimte Holzwerkstoffe zum Einsatz. Für die äussere Bekleidung fiel die Wahl auf eine sägerohe, zweifarbig lasierte Deckbrettschalung in Schweizer Tanne. Die Schulanlage wird mit Fernwärme von der Holzschnitzelheizung im Werksgebäude versorgt. Die Wärme überträgt eine Fussbodenheizung im Unterlagsboden. Die Lüftung in den Unterrichtsräumen erfolgt manuell, unterstützt durch eine an die Luftqualitätsmessung gekoppelte CO2-Ampel und elektrisch gesteuerte Oberlichter. Die kompakt angeordneten Nebenräume (WC-Anlagen, Küche, Putzraum, Haustechnik) werden mit zwei wärmerückgewinnenden Kleinbelüftungsanlagen kontrolliert mit Frischluft versorgt. Die neu gestalteten Grünflächen wurden gezielt in die attraktive, natürliche Umgebung eingeflochten. Der Flurweg, der das Schulareal entlang der Reppisch begrenzt, konnte auf der Nordseite des Neubaus als Fussweg ins Areal


geführt werden. In dieser Zone ist die naturnahe Umgebung besonders attraktiv. Sie soll die Kinder zum Spiel und zu sorgsamem Umgang mit der Natur animieren. Pflanzenwahl und Topografie auf dem Areal nehmen den Charakter der natürlichen Umgebung, der Ökozone Reppisch, auf. Linden und Stieleichen dienen als Schattenspender und Raumbegrenzer. Gebrochene Sandsteinblöcke finden sich an verschiedenen Orten als Sitzgelegenheiten für Aufenthalt, Begegnung oder Unterricht. Im Zuge der notwendigen Erdbewegungen wurde die Topografie der landwirtschaftlich genutzten Wiesen- und Schüttflächen Richtung Sellenbüren angepasst und ein Erdwall (Lärmschutz) entlang der Reppischtalstrasse angelegt. Eine drainierte Wiese südlich des Schulhauses sowie der asphaltierte Platz zwischen Werkhof und Schule werden von der Schule als Aufenthalts- und Spielfläche im Freien oder auch für Dorfanlässe genutzt. Eine Brunnenanlage aus Staader Sandstein, gestaltet von den Bildhauern von Wyl aus Stallikon, bietet den Kindern vielfältige Spielmöglichkeiten. Zur Förderung der Bewegung sind ausserdem um den Pausenplatz diverse Kletter- und Spielgeräte sowie Wege angeordnet. Ein umzäunter Kindergartenspielplatz, gestaltet und erstellt vom Verein Murimoos, liegt südwestlich des Schulhauses. Mit direktem Ausgang vom Lehrerzimmer und Schulleitungsbüro bietet ein Aussensitzplatz den Lehrpersonen die Möglichkeit, Pausen im Freien zu geniessen.

Situation

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Erdgeschoss

Obergeschoss

20 m

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Axonometrie

Ort Püntenstrasse 47, 8143 Stallikon Bauherrschaft Politische Gemeinde Stallikon Architektur und Bauleitung Zangger Architektur, Zürich Landschaftsarchitekt Thomas Steinmann, Winterhtur Bauingenieur Wilhelm + Wahlen AG, Aarau, und Solka + Partner AG, Stallikon Elektroplaner Mettler + Partner AG, Zürich Heizungsplaner Heinz Haldimann, Obfelden Lüftungs- und Energieplaner Hässig Sustech GmbH, Uster Sanitärplaner MS-Plan + Partner AG, Urdorf Bauphysik und Akustik aundb Bauphysik, Winterhur Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Xaver Keiser Zimmerei Zug AG, Zug Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 133 m3, OSB 15 mm 1292 m2, Dreischichtplatten 27 mm 1656 m2, Gipsplatten 4300 m2, Holzfaserdämmplatten 65 m3, Fassadenschalung 1477 m2, Bodenroste 159 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 8,1 Mio. exkl. Mwst. Baukosten BKP 2 CHF 5,2 Mio. exkl. Mwst. davon BKP 214 CHF 1,6 Mio. exkl. Mwst. Geschossfläche SIA 416 1800 m2 Gebäudevolumen SIA 416 8600 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 600.– Bauzeit April 2013 – Juni 2014 Fotograf Zangger Architektur, Zürich

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Dachaufbau von aussen: Naturschieferdeckung Lattung 30 mm Konterlattung 60 mm, druckimprägniert Unterdachfolie Holzfaserplatte 35 mm Rippenelemente: Rippen 340 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Lattungen kreuzweise 80 mm/Akustikdämmung Akustiktäfer in Fichte 15 mm, weiss gestrichen Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 27 mm Installationslattung 30 mm OSB 15 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 180 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 120 mm Fassadenbahn Lattungen kreuzweise 60 mm Boden-Deckelschalung vertikal: Grundbrett schwedenrot 20 mm mit Brettbreiten 60–120 mm, Deckbrett vorvergraut 25 mm Deckenaufbau von oben: Linoleumbelag Fliessestrich 60 mm Trittschalldämmung 40 mm Holz-Beton-Verbundelemente: Beton 120 mm Massivholz 200 mm Gipsplatten gelocht, heruntergehängt, Akustikdämmung 60 mm Aufbau Sockel von innen: Dreischichtplatte 27 mm Installationslattung 30 mm Dampfbremse OSB 15 mm Ständer 180 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 15 mm Granulat 30–50 mm Sockel in Stahlbeton 170 mm Bodenplattenaufbau von oben: Linoleumbelag Fliessestrich 60 mm Trittschall- und Ausgleichsdämmung 2 x 20 mm Wärmedämmung 180 mm Feuchtigkeitssperre Stahlbetonplatte 350 mm auf Pfahlfundation Fassadenschnitt

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Fachhochschulzentrum, St. Gallen Der Standort des neuen Fachhochschulzentrums nordwestlich des St. Galler Hauptbahnhofes ist für eine Ausbildungsstätte verkehrstechnisch ideal gelegen. Das Projekt umfasst neben der oberirdischen Nutzung auch eine öffentliche Parkgarage mit unterirdischer Bahnhofvorfahrt und überdachter Velostation in den Untergeschossen. Im Umfeld des Bahnhofs herrscht eine ebene Topografie vor, die sowohl südlich als auch nördlich des Geleisefeldes mehrheitlich mit einer rasterartigen Strassenstruktur gegliedert und mit ähnlich grossen Gevierten bebaut ist. Innerhalb dieser orthogonalen Parzellenstruktur sind entweder geschlossene Blockrandbebauungen oder zweiseitige Streifenbebauungen anzutreffen. Öffentliche Gebäude wie die Hauptpost sind in diese Gliederung eingebunden. Das Prinzip wurde im Planungsgebiet mit dem Neubau weitergeführt und damit verstärkt. Das Gebäude gliedert sich im Grundriss durch die Übernahme der bestehenden Strassenfluchten und im Schnitt durch die Bezugnahme auf die Regeltraufhöhe in den Stadtkörper ein. Im Innern des Blockes erhebt sich ein Turm, der mit den Türmen der Hauptpost und des Rathauses einen Dreiklang bildet und zu einem grösseren städtischen Massstab gehört. Der Turm verleiht dem an sich klar in den Stadtkörper eingebundenen Gebäude einen zweiten Charakter: den eines Solitärs, der zum Symbol für die neue Fachhochschule St. Gallen wird und den Aufbruchsgeist des Quartiers zwischen Rosenbergstrasse und Geleisefeld kennzeichnet. Das Gebäude bindet sich an zwei Seiten in den bestehenden Strassenraum ein, auf den zwei anderen Seiten entstehen Platzräume. Der erhöhte Platz vor der Fachhochschule ist zum Geleiseraum hin offen und wird durch die Anordnung der Zugangsrampe zur Bahnunterführung begrenzt. Die sanfte Neigung des Platzes gegen Südosten erzeugt eine räumliche Kante zum Geleisefeld. Der Übergang in den östlichen Platz und die Verbindung zur Rosenbergstrasse geschehen fliessend. Die Beanspruchung der Freiräume durch den motorisierten Verkehr wird möglichst gering gehalten. So sind die beiden an die Fachhochschule angrenzenden Plätze ganz dem Aufenthalt und Langsamverkehr gewidmet. Der Zugang von der Unterführung SBB-West zur Fachhochschule wie auch zum Rosenbergquartier ist dadurch optimal gewährleistet. Die Zufahrten für die Autos zur Bahnhofvorfahrt wie auch zur Parkgarage werden auf kurzem Weg über die Tulpenstrasse direkt ins Gebäudeinnere und in den Untergrund geführt. Bahnhofvorfahrt und Kurzzeitparking sind im zweiten Untergeschoss unmittelbar an die SBB-Unterführung West angeschlossen. Die Parkgarage für das Langzeitparking befindet sich im dritten und vierten Untergeschoss. Der Fahrradverkehr kann sicher über den südlichen Platz zu der unterirdischen Einstellhalle geführt werden, ohne die Zufahrt der Parkgarage zu kreuzen. Die Velostation ist aus allen Richtungen gut erreichbar und im zweiten Untergeschoss ebenfalls direkt an die SBB-Unterführung angeschlossen. Der Veloweg wird neu am Geleisefeld entlang bis zur St.-Leonhard-Strasse geführt. Entlang der Lagerstrasse werden durch die Stadt St. Gallen Parkplätze für Motorräder und Roller geschaffen.

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Die Verteilung des Raumprogramms in Hauptgruppen entspricht der volumetrischen Gliederung des Baukörpers. Im fünfgeschossigen unteren Gebäudeteil befinden sich alle Unterrichtsräume (Grundstufe, Allgemein- und Weiterbildung), wobei die Weiterbildung im obersten Geschoss untergebracht ist. Im vierzehngeschossigen Turm mit Blick über die Stadt befinden sich die kleinteiligeren Räume der Institute und Verwaltung. Das Erdgeschoss beinhaltet die publikumsintensiven Räume der Hörsäle, der Mensa und der Cafeteria, die auch eine grössere Raumhöhe benötigen. Die Auskragung der Ringgeschosse über den südlichen Platz weist auf den Haupteingang hin. Dadurch, dass alle nach aussen orientierten Unterrichtsräume wie ein umgehender Ring ausgebildet sind, entsteht in dessen Innerem ein freier Bereich, in dem einerseits der Turm und andererseits zwei unterschiedlich ausgebildete Hofräume eingeschlossen sind. Der östliche, kleinere Hof dient als Aussenhof zur Belichtung der Gangräume in den Obergeschossen. Der westliche, grössere Innenhof beherbergt als Lichthof die Bibliothek. Diese wird damit zum zentralen Raum der Anlage und kann in ihrer Ausformulierung als Referenz auf die Stiftsbibliothek des Klosters St. Gallen verstanden werden. Unter der Bibliothek ist zwischen den Hörsälen und der Cafeteria das Foyer angeordnet, welches als Ausstellungsraum, bei Bedarf aber auch dank Ausstattung mit Beamer, Projektionswand und Beschallungsanlage als grosser Versammlungsraum genutzt werden kann. Der gesamte Innenausbau der Bibliothek ist mit eichenfurnierten Holzwerkstoffplatten ausgeführt. Die damit bekleideten Brüstungen um den Lichthof sind teilweise mit Tischplatten zu Arbeitsplätzen ergänzt. Das gleiche Prinzip wurde bei den freistehenden Korpussen angewandt – Tischplatten ergänzen diese zu Arbeitsplätzen. Die Hauptelemente der Bibliothek sind die insgesamt 30 Büchertürme, welche alle für Revisionszwecke begehbar sind; zwei verfügen im Innern über eine Treppenerschliessung. Ergänzt wird die Möblierung mit Schränken, Wandregalen und rund 70 m Sitzflächen um die Oblichter herum.

Situation


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Schnitt

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Erdgeschoss

1. Obergeschoss

5. Obergeschoss

15. Obergeschoss

40 m

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Ort Rosenbergstrasse 59, 9000 St. Gallen Bauherrschaft Hochbauamt Kanton St. Gallen, City Parking AG St. Gallen, Tiefbauamt St. Gallen Architektur giuliani.hönger, Zürich Baumanagement b + p Baurealisation, Zürich Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich Haustechnikplanung 3-Plan, Winterthur (HLKK, Koordination), mtp, Uster (Elektro), Tri Air, Jona (Sanitär, Sprinkler), und Boxler MSRL-Engineering, Rapperswil-Jona (MSRL) Fassadenplaner gkp fassadentechnik, Aadorf Landschaftsarchitekt Hager Landschaftsarchitektur, Zürich Lichtplanung Artlight, St. Gallen Bauphysik und Akustik Mühlebach Akustik + Bauphysik, Wiesendangen Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Gastroplanung Rolf Hügli, Egnach Innenausbau Bibliothek Spirig Schreinerei AG, Oberegg Baukosten BKP 1–9 CHF 131 Mio. Geschossfläche SIA 416 43 800 m2 Rauminhalt SIA 416 155 000 m3 Termine offener Projektwettbewerb 2003 (1. Preis), Vorprojekt und Bauprojekt 2003–2004, Ausschreibung und Ausführung ab 2008, Fertigstellung 2012 Fotografie Walter Mair, Zürich (Innenaufnahmen), und Georg Aerni, Zürich (Aussenaufnahmen)

Schichtenplan

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Kindergarten Zelgli, Untersiggenthal Die Gemeinde Untersiggenthal setzte sich mit dem Bau eines neuen Einfachkindergartens mit Nebenräumen beim bestehenden Doppelkindergarten Zelgli das Ziel, eine baulich und architektonisch optimale Gesamtanlage zu realisieren. Sie sollte organisatorisch, wirtschaftlich und ökologisch überzeugen und die bestehenden Kindergärten im Zelgli miteinbeziehen. Im Zusammenspiel mit dem bestehenden Doppelkindergarten vervollständigt der neue Kindergarten Zelgli West durch seine Form und Stellung die Gesamtanlage, die das Areal nun optimal ausnutzt. Die Positionierung des Kindergartens auf der Nordostseite des Grundstückes ermöglicht eine grosszügige Spielfläche und schützt zugleich die Nachbarn vor möglichen Lärmemissionen. In Anlehnung an den bestehenden Doppelkindergarten nimmt der neue Kindergarten dessen Dachform und Materialien auf, interpretiert diese aber neu. Durch die Faltung des Daches und die unterschiedlichen Tiefen des Grundrisses ergibt sich eine Form, die den Kindern und Benutzern einen weitreichenden

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Interpretations- und Identifikationsspielraum lässt. Zusätzlich wird diese Idee durch die geschuppte Hülle unterstützt. Das Gebäude könnte ein Fisch oder Schmetterling sein, vielleicht sogar eine Schlange mit einem Elefanten im Bauch. So erhält der neue Kindergarten eine eigene Identität. In Analogie zum Elefanten im Schlangenbauch des ‹Petit Prince› von Antoine de Saint-Exupéry ist der Hauptraum des Gebäudes der räumliche Mittelpunkt des Kindergartens. Der Zugang zum Kindergarten erfolgt direkt von der Quartierstrasse über einen kleinen Vorplatz und einen gedeckten Eingangsbereich. Die Aufenthaltsräume sind nach Süden zum Spielgarten ausgerichtet und weisen ideale Lichtverhältnisse auf. Die äussere Form ist auch im Innenraum erlebbar, der sich durch grosse Transparenz und Übersichtlichkeit auszeichnet. Im Hauptraum, auf der Galerie und in den anschliessenden Nebenräumen bieten sich den Kindern zahlreiche unterschiedliche Raumerlebnisse, Nischen und Zonen. Diese ermöglichen ihnen und den Lehrpersonen ein abwechslungsreiches Bespielen der Räume. Im Innern wird der Holzbau an Wänden und

Decken sichtbar und verleiht den Räumen einen warmen Ausdruck. Die Konstruktion in Holzelementbauweise ist im Innenraum mit horizontal verlaufenden, 40 mm starken Massivholzbohlen bekleidet. Die Decke ist mit einer Schalung von 120 mm Breite und 13 mm Fugen als Akustikdecke ausgeführt. Der fugenlose PU-Boden mit unterlegten Gummigranulatmatten bietet durch seine leicht federnden Eigenschaften ideale Voraussetzungen für den Einsatz im Kindergarten. Der offene Küchenbereich aus Holz integriert sich flächenbündig in die Wand. Die Verwendung von gebürstetem CNS für Arbeitsplatte und rückwärtige Verkleidung der Küche bildet durch die edle und kühle Optik einen Kontrast zu dem umgebenden warmen Massivholz und stellt eine hohe Widerstandsfähigkeit und Hygiene sicher. Nicht nur pädagogisch und architektonisch, sondern auch ökologisch entspricht der neue Kindergarten dem aktuellsten Stand: Heizung über Fernwärme, Holzbau mit Massivholz ohne verleimte Platten und eine hochwärmegedämmte Hülle mit Recyclingdämmung. Die Holzelementbauweise garantiert durch die Verwendung von ausschliesslich natürlichen


Materialien ein angenehmes Raumklima und stellt für den eingeschossigen Bau eine optimale Konstruktionsweise dar. Die anfangs noch goldgelb schimmernde Hülle aus Messingblech schützt den darunterliegenden Holzbau optimal vor der Witterung. Sie hat mit der Zeit eine natürliche, bräunliche Patina erhalten. Die neue Aussenspielanlage trägt dazu bei, den bestehenden mit dem neuen Kindergarten zu verbinden. Die Verlegung des Bachlaufs führt zu einer Neugestaltung der Erdwälle entlang der Kantonsstrasse. Die leicht modellierte Oberfläche mit Vertiefungen und Erhöhungen im Zentrum bettet den Zelglibach in die spannende Spiellandschaft ein. Die Obstund Feldgehölze wurden grösstenteils erhalten und mit weiteren einheimischen Arten ergänzt.

Situation

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Längsschnitt

10 m

Erdgeschoss

Galerie

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Dachaufbau von aussen: Doppelfalzdach Trennlage Schalung 27 mm Lattung 60 mm Unterdachfolie Rippenelement: Holzfaserdämmplatte 60 mm Rippen 200 resp. 300 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Lattung 30 mm Schalung in Fichte/Tanne 15 mm mit Fuge 13 mm auf 120 mm Breite Aufbau Aussenwand von innen: Schalung in Fichte/Tanne 40 mm Lattung 30 mm Diagonalschalung 22 mm Dampfbremse Ständer 200 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Windpapier Lattung 60 mm Schalung 27 mm Metallverkleidung Aufbau Innenwand: Schalung in Fichte/Tanne 40 mm Ständer 160 mm/Dämmung 100 mm Schalung in Fichte/Tanne 40 mm Aufbau Boden von oben: PU 8 mm Unterlagsboden 60 mm mit Bodenheizung Dämmplatte 20 mm Dämmung 140 mm Stahlbeton 250 mm Magerbeton 50 mm

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Detailschnitt


Ort Zelglistrasse 22, 5417 Untersiggenthal Bauherrschaft Einwohnergemeinde Untersiggenthal Architektur und Bauleitung Eglin Schweizer Architekten AG, Baden Landschaftsarchitekt SKK Landschaftsarchitekten AG, Wettingen Bauingenieur Heyer Kaufmann Partner Bauingenieure AG, Baden HLKS-Planer und Bauphysik Wittwer Krebs Engineering GmbH, Brugg Elektro- und Lichtplaner P. Keller + Partner AG, Baden Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Max Fischer AG, Niederlenz Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 22 m3, Massivholzdielen 80 mm 20 m2, Dreischichtplatten 27 mm 250 m2, Akustiktäfer 22 mm 250 m2, Täfer 40 mm 490 m2, Diagonalschalung 22 mm 250 m2, Rauhspundschalung 27 mm 490 m2, Massivholzplatten 27 mm 35 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 1,9 Mio. inkl. Mwst. Baukosten BKP 2 CHF 1,5 Mio. davon BKP 214 CHF 0,335 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 4200 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 270 m2 Geschossfläche SIA 416 296 m2 Gebäudevolumen SIA 416 1260 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1226.– Bauzeit August 2011– Februar 2012 Fotograf Thomas Aus der Au, Fotografie + Architektur, Winterthur

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Doppelkindergarten in Zwingen Der Neubau bildet eine Welt für Kinder. Dies beginnt bei der Volumetrie und Setzung des Baus in die grüne Umgebung, setzt sich fort in der Verspieltheit des Gebäudes mit abwechslungsreichen Räumlichkeiten für das Spiel und den Entdeckungsdrang der Kinder und geht bis zur Materialwahl für Oberflächen und Konstruktion. Ein sehr hoher Holzanteil sorgt für ein angenehmes Raumklima. Der Neubau des Doppelkindergartens liegt im historisch gewachsenen Zwingener Dorfkern, einem heterogenen Quartier, wo nebst einer Mehrheit von Einfamilienhäusern auch Mehrfamilienhäuser und die Kirche in direkter Nachbarschaft zu finden sind. Die im gesamten eher kleine Massstäblichkeit der Umgebung wird mit dem in drei Volumen gegliederten Baukörper aufgenommen, und die starke Formensprache der in den sechziger Jahren erbauten Kirche fliesst subtil in die Ausgestaltung der Volumen mit Pultdächern ein. Das Gebäude ist so geformt und gesetzt, dass verschiedene miteinander kommunizierende Aussenräume mit unterschiedlichen Qualitäten und Funktionen entstehen. Auf der Südseite öffnet sich das lebendig rhythmisierte

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Gebäude zu grosszügigen und naturnah gestalteten Aussenbereichen für Aufenthalt und Spiel der Kinder. Es besteht ein starker Dialog zwischen Innen- und Aussenräumen. Der Grünbereich zieht sich rund um das Gebäude weiter zur Strassenseite, wo sich die ruhig gefasste Nordfassade geradlinig an den Kirchweg legt. Im nordwestlichen, dem Parkplatz und der Kirche zugewandten Eck des Grundstücks entstand ein Vorplatz, welcher als Erschliessungszone wie auch als Ort der Begegnung für Eltern und Kinder dient. Über den Vorplatz und einen gedeckten Eingangsbereich gelangt man in die zentrale Eingangs- und Gangzone. Der grosszügige und helle Raum übernimmt nicht nur Empfang und Erschliessung, sondern dient auch verschiedenen Aktivitäten der Kinder, insbesondere Bewegungsspielen. Alle Hauptnutzungen des Kindergartenbetriebes sind im Erdgeschoss untergebracht. Im mittleren, zweigeschossigen Baukörper befinden sich dabei die allgemeinen und gemeinsamen Nutzungen wie Garderoben, Gruppenräume, Küche, Materialräume, Putzraum und WC-Anlagen. Die beiden Klassenräume stehen sich in den zwei seitlichen, eigenständigen Gebäudevolumen dialogisch gegenüber. Die

schon am Aussenbau ablesbare aufstrebende Dynamik der in je zwei Richtungen ansteigenden Bauvolumen entfaltet vor allem im Inneren ihre volle Wirkung. Die beiden Klassenräume sind analog zueinander aufgebaut. Eine differenzierte Raumgestaltung bietet den Kindern unterschiedliche Spiel- und Aufenthaltsbereiche, welche vom grossen, offenen Raum bis hin zur kleinen, geborgenen Nische reichen – eine Erlebniswelt für Kinder. Alle Bereiche sind dabei für die Betreuungspersonen überschaubar. Durch die Schrägdachgestaltung gehen die Räume jeweils von einem eingeschossigen in einen zweigeschossigen Teil über und öffnen sich mit einer grossen Verglasung zum Garten hin. Der vorgelagerte überdachte Aussenbereich ermöglicht auch bei schlechterer Witterung Aussenaktivitäten. In den zweigeschossigen Bereichen ist jeweils eine Galerie eingezogen, welche kleinteilige Spielräume und Rückzugsmöglichkeiten bietet. Zwischen den beiden Kindergarteneinheiten liegt die gemeinsame Küche. Die Klassenräume sind dreiseitig von Grünraum umgeben. Über die raumhohen Öffnungen besteht ein starker Bezug zum Aussenraum. Das dreiteilige Kindergartengebäude ist vollständig in Holz


Situation

konstruiert. Träger aus Brettschichtholz bilden die Primärstruktur und überspannen die drei Gebäudeteile jeweils in ihrer Breite. Die vertikale Lastabtragung erfolgt über tragende Innen- und Aussenwände sowie über die Holzstützen. Die Aussteifung und Stabilisierung übernehmen die auf die Träger kraftschlüssig aufgebrachten Brettsperrholzplatten. Wegen des hohen Holzanteils der inneren Oberflächen fungieren Wände und Decken als Feuchtigkeitspuffer und sorgen für ein angenehmes Raumklima. Die leicht aufgefächerte Tragstruktur aus Holzträgern ist sichtbar und prägt den Charakter der Innenräume. Die Holzoberflächen sind mit weiss pigmentierter Seife behandelt. Gegen aussen ist der Raster der Tragstruktur über die Fensteröffnungen ablesbar; die raumhohen strukturellen Öffnungen liegen jeweils zwischen zwei Holzträgern. Mit der heutigen Abbundtechnik ist es möglich, die komplexe Geometrie des Gebäudes wirtschaftlich und innerhalb eines engen Kostenrahmens zu erstellen. Das Holzgebäude steht auf einem Betonsockel und ist leicht vom Umgebungsniveau abgehoben. Für die Fassadenverkleidung wurde eine vorvergraute, offene Rhomboidlattung in Lärche verwendet. Die

horizontal verlaufende Lattung spannt sich wie eine leicht transparente Haut rund um das Gebäude und hält den heterogenen Baukörper zusammen. Durch die Fugen und bei den Öffnungen schimmert eine grüne Schicht aus Windpapier und Sonnenstoren durch. Das Überlappen der Schalung mit den Fensterrahmen und das teilweise Verdecken der Fenster macht die Fassade im Inneren erlebbar. Ein sauberer Dachabschluss, die Durchlüftung der Lattung sowie das Abheben vom Boden durch den Betonsockel bilden einen konstruktiven Holzschutz und tragen zur Langlebigkeit der Fassade bei. Die grossen Öffnungen an den Enden der aufgefächerten und raumbildenden Trägerstruktur werden durch eine unbehandelte, fugenlose Lärchenschalung gefasst. Auch im Innenausbau ist Holz dominierend. Alle Böden und Einbaumöbel sowie die Haupttreppe sind in geölter, braunkernhaltiger Esche ausgeführt. Die Fenster sind als Teil der Gebäudehülle analog zur Fassade in Lärche ausgeführt. Die sichtbaren Holzflächen im Innenraum werden durch weiss verputzte Wände ergänzt. Das Brandschutzkonzept mit einem direkten Fluchtweg bzw. Gartenzugang vom Obergeschoss

des Mittelbaus sowie von sämtlichen Unterrichtsbereichen im Erdgeschoss befreit alle Räumlichkeiten im Erdgeschoss von speziellen brandschutztechnischen Anforderungen. Dadurch war man flexibel in der Materialwahl, und im Kindergartenalltag bietet sich zum Beispiel die Möglichkeit, im zentralen Erschliessungsbereich die Wände mit Kinderzeichnungen zu dekorieren und Bewegungsmaterial im Gang zu stationieren und zu nutzen. Beim Bau des Doppelkindergartens hielt man sich an die Minergie-Eco-Richtlinien; auf eine kontrollierte Lüftung wurde verzichtet. Die Verwendung von langlebigen und qualitativ hochwertigen Materialien wurde aus ökologischen Gründen favorisiert. Zur ökologischen Bauweise trägt natürlich der CO2-neutrale Holzbau bei. Ökonomisch und ökologisch interessant ist auch der Erhalt des bestehenden Untergeschosses – einziges Überbleibsel des rückgebauten Gebäudebestandes. Die Wärmeproduktion für Heizung und Warmwasser wird über eine Holzpelletsheizung abgedeckt. Für die WC-Spülungen wird Regenwasser verwendet.

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Querschnitt

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Erdgeschoss

Obergeschoss

10 m

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Dachaufbau von aussen: Edelstahlblech mit Stehfalz 0,5 mm Trennlage mit Strukturmatte 7 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung 100 mm Unterdachbahn Holzfaserdämmplatte 35 mm Lattung 120 mm/Dämmung Lattung 120 mm/Dämmung Dampfbremse Brettsperrholz 40 mm, Untersicht geseift Träger in Brettschichtholz 140 x 400 mm, geseift Deckenaufbau von oben: Massiv-Lamellenparkett in Esche 12 mm, geölt Kalziumsulfatmörtel 70 mm mit Bodenheizung Trennlage Trittschalldämmplatte 43 mm Zementplatten 40 mm Brettsperrholz 60 mm, Untersicht geseift Träger in Brettschichtholz 140 x 400 mm, geseift Fenster: Rahmen und Flügel in Lärche geölt, dreifach Verglasung Fensterbank in Lärche massiv und vorvergraut Vertikalstoffstoren mit seitlicher Tuchführung Geländer Weissglas VSG Aufbau Aussenwand von innen: Glasgewebetapete mit Silikatfarbe gestrichen Gipsfaserplatte 15 mm Lattung 40 mm/Dämmung OSB-4 15 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 180 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 80 mm Fassadenbahn grün Lattung 140 mm Rhomboidschalung in Lärche vorvergraut 27 x 55 mm

Fassadenschnitt

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Aufbau Boden von oben: Massiv-Lamellenparkett in Esche 12 mm, geölt Kalziumsulfatmörtel 76 mm mit Bodenheizung Trennlage Trittschalldämmplatte 22 mm Dämmung 140 mm Abdichtung 5 mm Stahlbeton 250 mm Magerbeton 50 mm


Ort Kirchgasse 1, 4222 Zwingen Bauherrschaft Einwohnergemeinde Zwingen Architektur und Bauleitung Hörler Architekten, Basel Umgebungplaner Grand Paysage Landschaftsarchitektur, Basel Bauingenieur SO Bauingenieure, Basel Bauphysik Weber Energie und Bauphysik, Bern HLKS-Planer Inpla AG, Flawil Elektroplanung T. Benz Elektroplanung, Zwingen Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Hürzeler Holzbau AG, Magden (Holzbau), Schreinerei Stich AG, Kleinlützel (Fenster, Türen) sowie Brunner AG, Allschwil, und Dieter Hunziker AG, Büsserach (Schreinerarbeiten, Innentüren) Materialien Vollholz, Balkenschichtholz und Brettschichtholz 108 m3, Brettsperrholz 51 m3, Dreischichtplatten 27 mm 680 m2 sowie 40 mm und 60 mm 60 m3, OSB 15 mm 350 m2, Holzfaserdämmplatten 35 mm 520 m2 und 80 mm 430 m2, Fassadenschalung 700 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 2,932 Mio. inkl. Mwst. Baukosten BKP 2 CHF 2,553 Mio. inkl. Mwst. davon BKP 214 CHF 0,583 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 1641m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 506 m2 Geschossfläche SIA 416 852 m2 Gebäudevolumen SIA 416 3150 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 810.– Bauzeit Oktober 2011– September 2012 Fotografin Kathrin Schulthess, Basel

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Situation

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Neubau Kindergarten, Endingen Am südwestlichen Dorfrand liegen die Endinger Verwaltungs-, Schul- und Sportanlagen. Der neue Kindergarten ist seit 2012 ein Bestandteil davon. Er fusst an der Hangkante unmittelbar unter dem Primarschulhaus und bildet dessen Sockel, so dass die Gebäude zu einer Einheit zusammenwachsen. Als es das alte Kindergartengebäude von 1970 zu ersetzen galt, ging die Gemeinde Endingen aufgrund der Bevölkerungsentwicklung im Ort über die Bücher. Nicht nur der Kindergarten würde grösser werden müssen, sondern auch für die Primarschule würden mittelfristig zusätzliche Räume nötig werden. Allerdings sollten letztere aufgrund der finanziellen Situation zu einem späteren Zeitpunkt erstellt werden. In der Folge lud die Gemeinde acht Architekturbüros zu einem Projektwettbewerb ein. Die Ergebnisse sollten zeigen, wie sich für den neuen Kindergarten, die später geplanten Primarschulräume und den gesamten Schulbetrieb optimale funktionelle Abläufe einrichten liessen, wobei der Kindergarten weiterhin autonom oder aber der Schule angegliedert zu führen sein sollte. In der Weiterbearbeitung gelangte man zu einem Raumkonzept, das unmittelbar an der Hangkante unter dem bestehenden Primarschulhaus einen eingeschossigen Sockel bildet und dadurch dessen talseitigen Vorbereich terrassiert. So entstand zwischen dem Schulhaus und dem neuen Kindergarten ein exakt umrissener Aussenraum, der den Kindern als Aufenthalts-, Spiel- und Lernort dient.

Konstruktiv wird dieser Sockel durch eine betonierte Mauer gebildet, die mit der talseitigen Bodenpatte das Planum für den Kindergartenneubau vorbereitet. In diese langgestreckte Hangnische wurde nun die Holzkonstruktion eingefügt. Diese ist gegliedert in vier gleichwertige, beidseitig befensterte Nutzungseinheiten. Die geschickte Grundrissdisposition ermöglicht sowohl einen autonomen Kindergartenbetrieb als auch eine zusammenhängende Schulraumnutzung, was die geforderte Nutzungsflexibilität gewährleistet. Die Aufreihung der vier analogen Nutzungsmodule ist in der Ansicht deutlich lesbar durch die differenzierten Raumhöhen, welche die Eingänge kennzeichnen. Diese sind in unterschiedlichen Farben gestrichen, erzeugen anregende Raumstimmungen und bewirken einen hohen Grad an Identifikation. Die Einfachheit der Kubatur bot eine gute Voraussetzung für eine energetische und kostenmässige Optimierung. Der Entscheid, das Gebäude als Holzbau zu erstellen, wurde nicht nur wegen der angenehmen Raumatmosphäre gefällt, sondern liegt auch begründet in der geringen Herstellungsenergie und den guten baubiologischen Werten. Ausserdem verkürzte die Elementbauweise die Erstellungsphase, so dass sich die Beeinträchtigung des Schulbetriebs auf ein Minimum reduzierte.

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Querschnitt

140


Längsschnitt

Grundriss

20 m

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Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung Substrat 80 mm Wasserspeicherschicht 30 mm Drainagevlies 20 mm Wasserdichtung Gefällsdämmung 160 mm Dampfbremse Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 260 mm/Schafwolle 100 mm/ Akustikflies schwarz Dreischichtplatte 27 mm, gelocht Aufbau Aussenwand von innen bei Terrain: Dreischichtplatte 27 mm Ständer 120 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Dampfbremse Ständer 260 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 30 mm Fassadenbahn Hinterlüftung 20 mm Betonwand 250 mm Schwarzanstrich Sickerfolie Bodenaufbau von oben: Linoleum 10 mm Zementunterlagsboden 80 mm Trennlage Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 160 mm Feuchtigkeitssperre Betonplatte 250 mm Magerbeton 50 mm

Fassadenschnitte

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Ort Würenlingerstrasse 13, 5304 Endingen Bauherrschaft Einwohnergemeinde Endingen Architektur und Bauleitung ARGE BEM Architekten AG, Baden, und Fahrni Partner Architekten GmbH, Luzern Landschaftsarchitekt Grünwerk 1 Landschaftsarchitekten AG, Olten Bauingenieur Ingenieurbüro ms, Lengnau Elektroingenieur HGK Engineering AG, Baden HLS-Ingenieur Nanotech AG, Baden Bauphysik Braune Roth AG, Rorschacherberg Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Husner AG, Frick (Holzbau), Peter Klaus Fensterbau AG, Leibstadt (Fenster), sowie Burger AG, Endingen, und Spuler AG, Endingen (Schreinerarbeiten) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 136 m3, Dreischichtplatten 84 m3, OSB 7 m3, Holzfaserdämmplatte 19 m3, Lattungen 1m3, Fassadenschalung 4 m3 Baukosten BKP 1–9 CHF 4,24 Mio. Baukosten BKP 214 CHF 0,74 Mio. Gebäudegrundfläche SIA 416 870 m2 Geschossfläche SIA 416 870 m2 Gebäudevolumen SIA 416 3620 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 900.– Bauzeit November 2011– September 2012 Fotograf René Rötheli, Baden

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Ausbildungszentrum Holzbau Zürich, Buchs Der Holzbau hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert, was sich im Berufsbild und auch im Lehrplan der Zimmerleute niederschlägt. Unter anderem hat sich der Umfang der Einführungskurse vergrössert, welche ergänzend zur Berufsschule und zur praktischen Arbeit im Betrieb die handwerklichen Fähigkeiten der Lernenden formen sollen. Das neue Ausbildungszentrum in Buchs bietet für diese Kurse den richtigen Rahmen. Der Neubau liegt in der Gewerbezone der Gemeinde Buchs im Kanton Zürich. Gemeinsam mit den Nachbarbauten schreibt sich der Neubau in die vorhandene Quartierstruktur ein und stärkt die Aussenräume. Die ursprünglich quadratisch gebaute Volumetrie war schon im Wettbewerb als erweiterbare Struktur angedacht. Von der Grundstücksecke aus ist der schottenartige Bau bereits kurz nach Fertigstellung der ersten Etappe um weitere drei Achsen in Richtung Norden gewachsen, so dass der Haupteingang nun leicht asysmmetrisch in einer der Schotten liegt. Der Haupteingang nimmt Bezug auf den massiven Erschliessungskern und gliedert die lange Fassade im goldenen Schnitt. Die Tragstruktur wurde zum charakterbildenden Element gemacht. Die feine Stützen- und Trägerstruktur generiert die Architektur und verweist auf eine stolz-filigrane Holzbaukunst. Zwillingsstützen verschränken sich mit den tragenden Balken der Geschossdecke und dem weit auskragenden Dach. Die Repetition dieser Trägerkonstruktion führt zu einer profilierten Fassade, welche mit Vor- und Rücksprüngen ein Schattenspiel erzeugt. Die stehenden Felder werden mit gerahmten Fenstern bespielt, welche wiederum stehende Lüftungsflügel aufweisen. Die dadurch vertikalisierte Fassade erhält mit dem kräftigen Dach eine klare Horizontale als Abschluss. Das lediglich zweigeschossige, relativ flache Gebäude steht somit in einem subtilen Gleichgewicht zwischen vertikal erscheinender Fassade und horizontalem Gesamtauftritt. Das Haus weist in jeder Hinsicht eine grosse Transparenz auf und lässt vielschichtige Blickbeziehungen zu. Ausgehend von der städtebaulichen Setzung, besetzen die Werkstatträume die gut belichteten Ost- und Westseiten. Die Maschinenräume positionieren sich von allen Seiten gut erreichbar dazwischen und bilden eine Art Mittelschiff. Sie erhalten von Süden her viel natürliches Licht. Dieses Mittelschiff zieht sich mit dem Erschliessungskern hoch in das Obergeschoss. Der Kern ist dreigeschossig angelegt. Er umfasst sämtliche Nasszellen, Garderoben, Steigzonen und Technikräume sowie die Haupttreppe mit dem Lift. Das Schulgeschoss fungiert als eigentliche Lernwelt mit den unterschiedlichsten Schaltmöglichkeiten: Die Klassenzimmer lassen sich untereinander verbinden. Die Reserveflächen sind offen gestaltet und multifunktional einsetzbar, beispielsweise auch als individuelle Lernbereiche für Gruppenarbeit oder als Seminarzone. Die natürliche Belichtung macht diese Vorzone zum attraktiven Zusatzraum. Das nordseitig gesetzte Foyer mit dem angrenzenden Infrastrukturkern erhält durch die Erweiterung eine zentrale Position und bedient die neuen Räume ebenso gut wie die bestehenden. Die Anlieferung und das Materiallager liegen auch mit Blick auf den Erweiterungsbau günstig.

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Die Bodenplatte und der nordseitige Kern sind in Beton ausgeführt und dienen als Fundament respektive der Gebäudestabilisierung. Die darauf aufgesetzten, schlanken, zweigeschossigen Holzrahmen mit Trägern und Doppelstützen bilden mit ihren Mittelstützenreihen die dreischiffige Anlage ab. Die Aussteifung erfolgt über den Betonkern und die Holzgiebelwände. Die Decke über dem Erdgeschoss ist eine HolzBeton-Verbunddecke, die Dachelemente sind als Rippenplatte ausgeführt. Die modulartige Struktur liess sich im Falle der nordseitigen Erweiterung auf einfache Weise weiterstricken. Das Bauwerk besteht aus einfachen statischen Bauteilen ohne Verkleidungen oder abgehängte Decken. Die Querschnitte sind bewusst schlank und hoch gewählt. Die filigrane Tragstruktur bildet dadurch auf den Ost- und Westseiten einen gewissen Sonnenschutz, ähnlich einer ‹Brise Soleil›. Als Sonnenschutzelemente dienen filigrane Rouleaus, welche vor den Holzelementfenstern laufen. Sie lassen eine individuelle Verschattung der dahinterliegenden Nutzräume zu und reagieren mit der horizontalen Zugrichtung auf die bereits vorhandene partielle Verschattung durch die tiefen Stützen. Das grosse Vordach erweist sich als Schlüsselelement für eine derartige aussenliegende Tragstruktur. Selbst auf der Westseite werdendie Hölzer praktisch nicht bewittert. Die Fassade ist mit Vorvergrauungslasur behandelt, wodurch keine Renovationsintervalle vorzusehen sind. Die nach aussen laufenden Träger sind stirnseitig mit Verschleisskappen abgedeckt, wodurch eine allfällige Verwitterung nicht direkt den tragenden Balken angreift. Die aussenliegenden Anschlüsse sind zudem so konzipiert, dass möglichst keine Kontaktstellen vorhanden sind und eine ausreichende Luftumspülung das Abtrocknen gewährleistet. Im Innern zieht sich die einfache Materialwahl weiter: ‹rohe› Holzoberflächen mit UV-Lasur behandelt, Sichtbetonkern in klassischer Brettschalung sowie ein Holzboden im Klassengeschoss beziehungsweise ein robuster Monobetonboden in der Werkstatt.


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Querschnitt

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Erdgeschoss

Obergeschoss

10 m

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Axonometrie Tragwerk

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Dachaufbau von aussen: Extensivsubstrat 140 mm Vlies Schutzschicht und Abdichtung 13 mm Dämmung 220 mm Dampfbremse Dreischichtplatte 27 mm Rippen 300 mm Aufbau Vordach von oben: Blecheindeckung Vlies Abdichtung Gefällsdämmung 32 mm Dampfbremse Brettsperrholz 180 mm

Deckenaufbau von oben: Parkett 20 mm Unterlagsboden 80 mm mit Bodenheizung Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 20–40 mm Holz-Beton-Verbundelemente: Überbeton 120 mm Dreischichtplatte 27 mm Rippen 300 mm Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 22 mm Dampfbremse Ständer 200 mm/Dämmung Schalung 22 mm, druckimprägniert Zwillingsstützen 120 x 600 mm Aufbau Boden von oben über Terrain: Monobeton 250 mm mit eingelegter Bodenheizung Dämmung 140 mm Magerbeton 50 mm

Axonometrie Gebäudehülle

Ort Furtbachstrasse 26, 8107 Buchs Bauherrschaft Ermitin AG, Buchs Nutzer Ausbildungszentrum Holzbau Zürich Architektur Peter Moor Architekten ETH/SIA, Zürich; Projektleiter: Daniel Meurer; Mitarbeiter: Daniel Penzis, David Meier, Nadia Widmer und Gina Kohlik Bauleitung Andreas Seiz, Buchs Bauingenieur SIPAG Seiler Bauingenieur + Planer AG, Oberlunkhofen Bauphysik Raumanzug GmbH, Zürich HLK-Ingenieur Schär + Egli GmbH Ingenieurbüro HLK, Sursee Sanitärplaner Keller Haustechnikplaner Sanitär GmbH, Sursee Elektroingenieur Elektro Compagnoni, Zürich Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Strüby Holzbau AG, Seewen (Elementfertigung, Abbund), ARGE Frischknecht Holzbau-Team AG, Kloten, und Sprenger Söhne Holzbau AG, Seuzach (Montage), Holzbau Bucher AG, Kerns (Fenster, Aussentüren), Knecht AG, Oberwil (Innentüren, Parkett), und Moser Holzbau AG, Gossau (Innentreppe in Holz) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 440 m3, Brettsperrholz 196 m3, Dreischichtplatten 167 m3, Fassadenschalung 16 m3, Parkett und Zargen 25 m3 Baukosten BKP 2 CHF 6,38 Mio. inkl. Mwst. davon BKP 214 CHF 2,3 Mio. Geschossfläche SIA 416 1995 m2 Gebäudevolumen SIA 416 11 200 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 527.– Bauzeit Frühjahr 2015 – Sommer 2016 (1. Etappe), 2017/4 Monate (2. Etappe) Fotograf Roger Frei, Zürich

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Neubau Kantonaler Werkhof, Münsingen Der neue zentrale Werkhof in Münsingen ersetzt die bisherigen drei Standorte Münsingen, Oberdiessbach und Worb. Das Strasseninspektorat Mittelland Ost arbeitet nun vom ausgebauten Standort Münsingen aus und stellt den Unterhalt der Strassen im Gebiet südöstlich von Bern mit dem Aaretal, dem Kiesental und dem Worblental sicher. Funktionalität und Nachhaltigkeit spielen zusammen – das dokumentieren Systemtrennung, Holzbauweise und der Standard Minergie-P-Eco für die beheizten Gebäudeteile. Der neue Werkhof besteht aus drei Baukörpern und nutzt architektonisch geschickt die Geländenische zwischen Kantonsstrasse und Wald. Das dreigeschossige Betriebsgebäude ist von der Strasse zurückversetzt und markiert die Arealzufahrt. Hier sind Garderoben, Aufenthalts- und Büroräume untergebracht. Halle 1 mit Werkstatt, Waschraum, Magazinen, Fahrzeugeinstellhalle und integrierten Salzsilos ist parallel zur Strasse angeordnet. Halle 2 ist eine Ein-

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stellhalle für Winterdienstfahrzeuge. Sie liegt parallel zum freigelegten Schwandbach und bildet den Abschluss des Werkhofareals. Die unterschiedlichen Gebäudehöhen entsprechen den verschiedenen Nutzungsanforderungen, gleichzeitig gliedern sie die grossen Gebäudevolumen. Die eingebauten Salzsilos signalisieren die Funktion der Anlage und prägen ihr Erscheinungsbild. Durch die Verkleidung der Fassade mit Faserzement-Wellplatten erhalten die grossen Volumen eine feine Textur. Die Bänder aus Eternitplatten in Hell- und Dunkelgrau strukturieren die Oberfläche. Die Dachflächen des Betriebsgebäudes und der Halle 2 sind extensiv begrünt. Das Dach der Halle 1 weist einen Kiesbelag auf. In allen Gebäuden kommt die Systemtrennung zur Anwendung. Die drei Bauten sind fast ausschliesslich in Holzbauweise umgesetzt. Nur die Zwischenwände in Waschraum und Werkstatt in Halle 1 sind aus Beton und erfüllen so höhere Anforderungen bezüglich Feuchtigkeits-

resistenz und Brandschutz. Die Tragkonstruktion der Halle 1 besteht aus Trägern und Stützen in Brettschichtholz, welche in einem Raster von 6,1m angeordnet sind. Die 220 mm schlanken und 1400 mm hohen Träger sind frei tragend von Aussenwand zu Aussenwand, wo sie in einer Gabelung der Stützen mit 400 x 380 mm Querschnitt lagern. Zwischen die Träger sind Rippen eingehängt, darüber ist das Dach aufgebaut. Die vollflächige Dachscheibe leitet die Stabilisierungskräfte über Aussteifungskreuze in Stahl und über Wandscheiben in die Fundamente ein. Die Aussenwände sind je nach Bedarf mehr oder weniger gedämmt. Der Zwischenboden ist als Kastendecke aufgebaut. Das Dach des Betriebsgebäudes zeigt sich als Rippenplatte; die Decken sind als Kastenelemente ausgeführt. Die Lastabtragung von Dach und Decken erfolgt über die Aussen- und Innenwände, ebenso die Ableitung der Stabilisierungskräfte in die Bodenplatte. Alle Arbeitsbereiche und die Fahrzeughallen sind um den zentralen Werkplatz angeordnet.


Werkstatt und Waschraum liegen bei der Einfahrt, die Fahrzeug- und Gerätehallen im hinteren Werkhofareal. Diese klare und übersichtliche Anordnung unterstützt effiziente Betriebsabläufe. Die Gebäudekonstellation ermöglicht es, die gesamte Anlage mit Schiebe-toren abzuschliessen. Sämtliche nicht für den Fahrverkehr genutzten Flächen sind unversiegelt. Ein- und Ausfahrt zum Werkhof Münsingen sind in einem Einwegsystem organisiert. Die Einfahrt erfolgt ausschliesslich über den Strassenanschluss auf der Parzelle Münsingen direkt beim Betriebsgebäude, die Ausfahrt über den Strassenanschluss am anderen Ende des Areals bei den Salzsilos auf der Parzelle Rubigen. Die Parkplätze für Personal und Besucher liegen in unmittelbarer Nähe der Einfahrt. Der Grünstreifen zwischen Werkhofhallen und Kantonsstrasse dient als Sickermulde für die Entwässerung der Dachflächen. Zwischen den Mulden wurden einheimische Bäume gepflanzt. Eine Baumreihe trennt die mit Rasengittersteinen belegten Parkplätze vom Muldenbereich.

Situation

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Längsschnitt

Erdgeschoss

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20 m


10 m

Betriebsgebäude: Erdgeschoss

Betriebsgebäude: 1. Obergeschoss

Betriebsgebäude: 2. Obergeschoss

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Ort Bernstrasse 106, 3110 Münsingen Bauträgerschaft Amt für Grundstücke und Gebäude des Kantons Bern Architektur Araseki Architekten AG, Baden Bauleitung Hänzi Bauleitungen GmbH, Lyss Baukostenmanagement Büro für Bauökonomie AG, Luzern Kunst am Bau Markus Furrer, Biel Bauingenieur HKP Bauingenieure AG, Baden Elektroingenieur SSE Engineering AG, Gümligen HLKS-Ingenieur, Bauphysik, Minergie-Eco ibe Institut Bau + Energie AG, Bern Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Wenger Holzbau AG, Steffisburg (Holzbau), Blumer Lehmann Silobau AG, Gossau (Salzsilo) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 290 m3, Dreischichtplatten 27 mm 3850 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 8,2 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 6,24 Mio. davon BKP 214 CHF 0,907 Mio. (ohne Silo) Grundstücksfläche SIA 416 5120 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 1584 m2 Geschossfläche SIA 416 2060 m2 (total), 461m2 (Betriebsgebäude) Gebäudevolumen SIA 416 12 921m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 483.– Bauzeit Juni 2015 – August 2016 Fotografie Blitz & Donner, Bern

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Aufbau Trennwand: Gipskartonplatte 18 mm OSB 15 mm Ständer 120 mm/Dämmung mit SP > 1000° C OSB 15 mm Gipskartonplatte 18 mm Dämmung 40 mm nbb Gipskartonplatte 18 mm OSB 15 mm Ständer 120 mm/Dämmung mit SP > 1000° C OSB 15 mm Gipskartonplatte 18 mm Auflager Betondecke: Als Auflager für die 100 mm aufliegende Betondecke dient eine Schwelle in Hartholz. Die Schubkräfte werden von Schraubankern übertragen. Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Unterlagsboden 70 mm Trittschalldämmung 30 mm Kastenelement: Furnierschichtholz 39 mm Rippen 220 mm/Dämmung 60 mm Dreischichtplatte 27 mm

Betriebsgebäude: Detail Anschluss Treppenhaus

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1

2 5

Situation

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3 6

4 1. 2. 3. 4. 5. 6.

bestehender Werkhof Waschplatz Eingang KreisingenieurbĂźro Parkplatz Eingang Werkhof Zufahrt Tiefgarage


Kantonaler Werkhof, Lenzburg Der Kanton übernahm hier eine bestehende Werkhalle an der Strasse von Hunzenschwil nach Lenzburg und nutzte sie zum neuen Werkhof des Kantons (Kreis I) um. Kunst am Bau ist integraler Bestandteil der Raumbildung; Minergie-Eco bürgt für eine nachhaltige Bauweise. Im Frühjahr 2003 wurde der Werkhof Landis an der Aarauerstrasse 55 in Lenzburg durch den Staat Aargau erworben. Im Juni 2006 gewann das Architekturbüro Husistein & Partner aus Aarau den Wettbewerb zur Umnutzung und Neugestaltung. Das Programm des Studienauftrages hielt fest, dass die bestehende Halle zusammen mit dem Neubau eine Einheit bilden solle. Die Umsetzung habe mit minimalen Eingriffen zu erfolgen. Für alle Phasen, von der strategischen Planung über die Projektierung und Realisierung bis zur Bewirtschaftung, wurden nachhaltige Lösungen gefordert; der Minergie-Standard und das Gebäudelabel Eco-Bau wurden als Ziele genannt. Konzeptuell war es den Architekten wichtig, Alt- und Neubau zu vereinheitlichen. Nutzung, Struktur und Konstruktion sind in Grundriss und Schnitt ablesbar. Die beiden Nutzungen sind einzeln betreibbar und ihren Anforderungen entsprechend angeordnet. Mit der Disposition der Nutzung über dem bestehenden Waschplatz ist die Kommunikation zwischen den beiden Bereichen einfach möglich. Massgebende Basis des Entwurfes sind die Struktur der bestehenden Halle und die örtlichen Gegebenheiten, wie die Lage zur Strasse und Blickachsen zur Kirche von Staufen. Schuppen und Provisorien wurden abgebrochen; die bestehende Halle mit Portalkran und dem grossen Untergeschoss erhielt eine Verlängerung mit einem dreigeschossigen Gebäude. Durch das Einschieben eines vorgefertigten Holzelementbaus in die offene Halle wurden keine neuen Fundamente nötig, und die Halle erhielt einen baulichen Abschluss. Im Gebäude gibt es einen Waschplatz für LKWs, Technik-, Lager- und Archivräume, eine Werkstatt und zwei Garderobenräume. Über dem Waschplatz teilen sich der Strassenunterhalt mit rund 15 Beschäftigten und das Kreisingenieurbüro Kreis I mit vier Beschäftigten ein gemeinsames Bürogeschoss mit Rapport- und Sitzungsräumen. Die Erweiterung ist in einer hybriden Bauweise aus Betontreppenhäusern und vorfabriziertem Holzbau ausgeführt. Um die bestehenden Fundationen nicht verstärken zu müssen, wurde eine Leichtbauweise gewählt. Für das Dach

und die Decken kamen Brettstapelelemente zum Einsatz, wo erforderlich mit einem akustisch wirksamen Profil. Die vertikal tragenden Holzbauelemente wie Innen- und Aussenwände wurden in Rahmenbauweise vorgefertigt. Für den Eingriff bot sich der Holzbau aus unterschiedlichen Gründen an. Zum einen nimmt das Projekt stark Bezug auf die bestehende Statik und Fundation, weshalb sich die Montagebauweise des Holzbaus bestens eignete. Zum anderen bestand seitens der Auftraggeber wie erwähnt ein hoher Anspruch an Nachhaltigkeit und Ökologie. So ist dieser Bau das erste kantonale Gebäude, das nach den Anforderungen des Minergie-Eco-Standards zertifiziert ist (AG-02-ECO). Bei den Dreischichtplatten als innen sichtbare Beplankung der Wände wurden formaldehydfreie Klebstoffe eingesetzt, beim Beton wurde Recycling-Material verwendet. Bei Farben und Versiegelungen wurden lösemittelfreie Stoffe verbaut. Durch diese Materialwahl ist ein schadstofffreies Innenraumklima gewährleistet. Früh wurde eine klare Haltung hinsichtlich Kunst am Bau signalisiert in dem Sinne, dass Kunst die Form des Projekts mitbestimmen sollte. Das Farbkonzept von Jean Pfaff unterstützt den architektonischen Ausdruck. Nach ihm erscheint das Trapezblech als äussere Bekleidung im Bereich der Auskragungen in einem roten Farbton. Der gleiche Farbton erscheint in der Hülle des durchgehenden Waschplatzes, und auch die Untersicht ist rot gestrichen. Altund Neubau sind durch ein umschliessendes Fassadentextil über dem Sockelgeschoss zusammengebunden. Es ist beidseitig in einem indigoblauen Farbton eingefärbt. Dieser verhilft dem Gebäude und der Bespannung zu mehr Präsenz und bindet alle Teile weitgehend ein. Durch die Ausdehnung des Textils und die Farbgebung einzelner Aussenwände entsteht eine volumetrische Erscheinung, welche letztlich das gemeinsame Bürogeschoss als Kommunikationsraum lesbar macht. Das Gebäude bekommt so einen Sockel und eine Fassade, welche zugleich Dachrand ist, so dass es keine klassische Dreiteilung in der Höhenstaffelung gibt.

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Querschnitt durch Treppenhaus KreisingenieurbĂźro

Querschnitt durch Treppenhaus Werkhof

Querschnitt durch Waschplatz

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Längsschnitt

20 m

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

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Ort Aarauerstrasse 55, 5600 Lenzburg Bauherrschaft Departement Bau, Verkehr und Umwelt, Abteilung Tiefbau, Aarau Architektur Husistein & Partner AG, Büro für Architektur und Planung, Aarau Bauleitung Marcel Eichenberger, Dipl. Architekten HTL/STV, Küttigen Bauingenieur Heyer Kaufmann Partner, Bauingenieure AG, Baden Lüftungsingenieur Biasca Engineering AG, Spreitenbach Heizungsingenieur Nanotech AG, Baden Sanitäringenieur Ingenieurbüro Bösch AG, Aarau Elektroingenieur Herzog Kull Group Zürich, Schlieren Bauphysik Grolimund & Partner AG, Bern Geologie und Altlasten CSD Ingenieure und Geologen AG, Aarau Minergie CSD Ingenieure und Geologen AG, Bern Signaletik Weiersmüller Bosshard Grüninger WBG, Zürich Kunst am Bau Jean Pfaff, Ventallo (ES) Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 56 m3, Brettstapel 124 m3, Dreischichtplatten 27 mm 980 m2, OSB 830 m2, Gipsfaserplatten 350 m2, Holzfaserplatten 40 mm 320 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 4,25 Mio. inkl. Mwst. Baukosten BKP 214 CHF 0,54 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 2931m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 920 m2 (Alt- und Neubau) Geschossfläche SIA 416 2894 m2 (Alt- und Neubau), 1036 m2 (Neubau) Gebäudevolumen SIA 416 15 300 m3 (Alt- und Neubau), 3150 m3 (Neubau) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 1100.– (Neubau) Bauzeit September 2008 – Oktober 2009 Fotograf Roger Frei, Zürich

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Dachaufbau von aussen über Sitzungszimmer: Substrat 60 mm Dachabdichtung Dämmung 230–280 mm Dampfsperre Schüttung 50 mm Holz-Betonverbund-Element: Überbeton 110 mm Brettstapel 180 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Dachaufbau von aussen über Rapportraum: Substrat 60 mm Dachabdichtung Dämmung 230–280 mm Dampfsperre OSB 25 mm Lattung 80 mm OSB 15 mm Brettstapel 230 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Deckenaufbau von oben über Garderobe: Unterlagsboden 80 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Dreischichtplatte 32 mm Brettstapel 260 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Deckenaufbau von oben über Werkstatt: Unterlagsboden 80 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Dreischichtplatte 32 mm Brettstapel 260 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Brandabschnittsbildende Wand: Dreischichtplatte 27 mm Rahmenholz 240 mm/Dämmung Luftdichtigkeitsbahn Dreischichtplatte 27 mm

Details im Längsschnitt Neubauteil

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Dachaufbau von aussen über Korridor/WC: Substrat 60 mm Dachabdichtung Dämmung 230–280 mm Dampfsperre OSB 25 mm Lattung 110 mm OSB 15 mm Brettstapel 200 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Deckenaufbau von oben über Auskragung: Unterlagsboden 80 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Dreischichtplatte 32 mm Brettstapel 180 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Lattung 120 mm/Dämmung Lattung 120 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Winddichtigkeitsbahn Lattung 30 mm Fassadenbekleidung Deckenaufbau von oben über Technikraum/Archiv: Unterlagsboden 80 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Dreischichtplatte 32 mm Brettstapel 180 mm mit Profil gehobelt scharfkantig Deckenaufbau von oben über Waschplatz: Unterlagsboden 80 mm Trennlage Trittschalldämmplatte 30 mm Stahlbetondecke 300 mm Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 27 mm Dampfbremse Rahmenholz 240 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Winddichtigkeitsbahn Lattung 50 mm Fassadenbekleidung

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Forstmagazin Vordergeissboden, Zugerberg Der Bauherrschaft war es ein grosses Anliegen, für den Neubau des Forstmagazins auf dem Zugerberg hauptsächlich den Baustoff Holz zu verwenden. Die Dachtragkonstruktion und die Bauteilaufbauten wurden bewusst materialintensiv gewählt, so dass total rund 275 m3 Holz zum Einsatz kamen. Das im Grundriss 27,58 x15,28 m messende Forstmagazin besteht aus einer temperierten Werk- und Maschinenhalle mit Heizraum und Treibstofflager sowie einem zweigeschossigen beheizten Teil für Werkstatt, Garderoben, Aufenthalt und Büro. Über dem geschlossenen Sockelbau schwebt, getrennt durch ein umlaufendes Fensterband, die weit ausladende Dachkonstruktion. Dieses Dach mit der dreiseitigen, 5 m weiten Auskragung prägt das Gebäude sowohl in architek-

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tonischer als auch in statischer Hinsicht. Der gerasterte Grundriss und die Stützmöglichkeiten des Daches gaben den Ausschlag, die Dachtragkonstruktion als Trägerrost auszubilden. Dieser wurde vor Ort aus rund 16 000 m Brettern des Querschnitts 40 x 200 mm mit 28 Lagen aufgebaut und besteht alleine schon aus 125 m3 Holz. Der Rost mit den 1,12 m hohen Trägern wurde am Boden mit einer Nagelpressverklebung zu zwei Teilen mit einer Abmessung von rund 19,5 x 21,5 m vormontiert. Anschliessend wurden die zwei einzelnen Dachteile von zwei mobilen Pneukranen auf die Stützen gehoben. Die Produktion der Trägerroste stellte an die ausführende Zimmerei grosse Anforderungen an die Genauigkeit und die logistischen Abläufe. Um eine einwandfreie statische Verklebung der einzelnen Bretter zu gewährleisten, wurde der Trägerrost unter einem Notdach produziert.

Dazu kamen rund eine Tonne Klebstoff und 500 000 Nägel zum Aufbringen des Pressdruckes zum Einsatz. Die tragenden Wand-, Decken- und Dachelemente des Büroteils sind mit Brettstapeln ausgebildet und von innen sichtbar. Die Fassadenbekleidung besteht aus Latten vom Querschnitt 45 x 45 mm. Sie wird vom grossen Vordach gut vor Witterungseinflüssen geschützt. Der Holzbau steht auf einer Betonplatte. Auf der Hangseite fängt eine Stützmauer in Stahlbeton das Terrain ab und bildet gleichzeitig den unteren Teil der Fassade aus. Ebenso sind der Heizungs- und der Tankraum in Stahlbeton ausgeführt. Beheizt wird das Gebäude mit einer Schnitzelheizung, welche über eine Fernleitung auch das benachbarte Mehrzweckgebäude versorgt.


Ort Vordergeissboden 4, 6300 Zugerberg Bauherrschaft Korporation Zug, Forstverwaltung, Zug Architektur SM-Bauconsult AG, Baar Bauingenieur Moos Bauingenieure AG, Zug HLK-Ingenieur Wickart Haustechnik AG, Finstersee Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Keiser Xaver Zimmerei-Holzbau, Zug (Holzbau), Keiser Daniel Fensterbau, Oberwil b. Zug (Fenster), Speck AG, Oberwil b. Zug (Küche), Weiss Schreinerei, Zug (Türen), Kaiser + Kraft AG, Cham (Möbel), und Büwa AG, Bichwil (Garderobenschränke) Materialien Trägerrost 125 m3 und Brettstapel 55 m3 für Dach, Stützen und Riegel 25 m3, Brettstapel für Wände 60 m3, Fassade 10 m3 Baukosten BKP 1–9 CHF 1,896 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 1,672 Mio. davon BKP 214 CHF 0,653 Mio. Umgebungsfläche SIA 416 1390 m2 (total), 1130 m2 (unterer Platz), 260 m2 (oberer Platz) Geschossfläche SIA 416 613 m2 (total), 235 m2 (Warmteil), 378 m2 (Kaltteil) Kubatur SIA 116 3745 m3 (total), 1207 m3 (Warmteil), 2538 m3 (Kaltteil) Kubikmeterpreis SIA 116 (BKP 2) CHF 446.– Bauzeit Juli 2008 – Februar 2009 Fotograf Martin Spillmann, SM-Bauconsult AG, Baar

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Längsschnitt

Querschnitt Büro

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Querschnitt Halle

10 m


Erdgeschoss

Obergeschoss

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Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung Dachabdichtung Dämmung 200 mm Klimamembrane Brettstapel 80 mm Auflagerlatten an Trägerrost Träger 200 x 1120 mm Aufbau Aussenwand von innen: Brettstapel 100 mm Dampfbremse Lattung 80 mm/Dämmung Lattung 80 mm/Dämmung Winddichtigkeitsbahn Lattung 35 mm Fassadenbekleidung 45 mm

Fassadenschnitt

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Situation

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Werk II der Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Das Werk II erweitert seit 2011 das 2003 in Betrieb genommene Werk I. Die Erweiterung umfasst eine neue Fabrikationshalle und einen angebauten viergeschossigen Bürobau. Die beiden Werke sind über eine Passerelle miteinander verbunden. Nach der Idee einer gläsernen Fabrik können die Kunden die Produktion ihrer Bauten vor Ort verfolgen. Dazu führt eine Besuchergalerie vom Bürotrakt aus rund um die ganze Fertigungshalle von Werk I und Werk II. Der gut 400 m lange Spaziergang auf 5,80 m Höhe bietet einen faszinierenden Überblick über den gesamten logistischen Ablauf und macht den Herstellungsprozess so für Bauherren und Architekten leicht nachvollziehbar. Die neue Fertigungshalle steht parallel zur bestehenden Halle. Sie umschliesst ein Volumen von 76 m Länge, 36 m Breite und 15 m Höhe. Zwei hochmoderne CNC-Anlagen erweitern den Maschinenpark zur Herstellung der Elemente. Für einen problemlosen Warenumschlag mit Lastwagen an jeder beliebigen Position der Halle sind zwei stützenlose Tore eingelassen. Das grössere Tor lässt sich auf eine Breite von 33 m öffnen und ist an der Rückseite der Halle platziert, ein kleineres Tor liegt an der Seite zum Werk I hin. Das Hallentragwerk besteht aus Fachwerkträgern in Brettschichtholz mit einer Gesamthöhe von 3,0 m in einem Abstand von 5,8 m. Aufgelagert auf Pendelstützen in Brettschichtholz mit Querschnitten von 240 x 700 mm, überspannen diese 36 m bei einer maximalen

Gesamtlänge von 51m. Das rund 10 m auskragende Vordach bildet witterungsgeschützte, erweiterte Lagermöglichkeit für die Produktion. Das Volumen wird mit der Wärme des Heizkessels im Werk I beheizt, welche über eine Fernleitung zugeführten wird. Das Abfallholz für den Kessel stammt von beiden Werken. Der viergeschossige Büroanbau öffnet sich nach Westen in Richtung Industriequartier. 15 m hohe Glasbänder, unterteilt mit ebenmässigen Stützen, umschliessen die Fassade und schaffen eine transparente, einladende Erscheinung. So gelangt viel Licht in die 124 Plätze fassende Kantine im Erdgeschoss, welche die einzige Verpflegungsmöglichkeit im Quartier bildet, sowie die Büroarbeitsplätze in den Obergeschossen. Das Tragwerk über dem Untergeschoss und dem Erschliessungstrakt, beides in massiver Ausführung, ist als Skelett mit Stahlunterzügen und Stützen in Brettschichtholz mit geschossweiser Querschnittsabstufung ausgeführt. Kastenelemente mit 22 mm starken OSB-Beplankung bilden bei einer Rippenhöhe von 320 mm die Decken und bei einer Rippenhöhe von 240 mm das Dach aus. Innenseitig ist das OSB an den Oberflächen der Wände und Decken sichtbar belassen. Die Fassade besteht aus einer vertikal ausgerichteten, gehobelten Schalung aus Tannenholz. Die Schalung mit Nut und Kamm ist in einem Silberton gestrichen und auf eine Hinterlüftungslattung sichtbar montiert. Bei den Stössen angeordnete LED-Leuchten sorgen für nächtliche Effekte an der Fassade.

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Querschnitt beim BĂźrobereich

Querschnitt Produktionshalle

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Längsschnitt Produktionshalle

Erdgeschoss

40 m

1. Obergeschoss

2. und 3. Obergeschoss BĂźrobereich

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Ort Steinackerweg 18, 4901 Langenthal Bauherrschaft Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Architektur und Bauleitung Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 780 m3, OSB 13 760 m2 Gebäudegrundfläche 3203 m2 (Halle und Annexbau) Geschossfläche 1868 m2 (Erd- und Obergeschosse im Annexbau), 2736 m2 (Halle) Umbauter Raum 57 500 m3 (Halle und Annexbau) Bauzeit Juni 2010 – August 2011 Fotografie Willy Jost, Busswil (Fotograf), Hector Egger Holzbau AG, Langenthal (Copyright)

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Schnitt Giebelwand Süd

Schnitt Hauptfachwerk beim Bürotrakt

Schnitt Hauptfachwerk

Schnitt Giebelwand Nord

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Neubau Renggli-Werk, Schötz Im luzernischen Schötz führt die Familie Renggli seit 1923 einen stets nach Innovationen strebenden Holzbaubetrieb. 2011 erforderte das starke Wachstum des Unternehmens eine umfangreiche Werkserweiterung. Mit den neuen Werkhallen deckt Renggli Produktionsspitzen besser ab und ist in der Lage, den Vorfabrikationsanteil im Holzsystembau weiter zu erhöhen. Eine schnörkellose Architektur prägt das neue Werk. Der Erweiterungsbau fügt sich harmonisch in die ländliche Umgebung ein. Bis auf die längsseitigen Tragstützen aus Stahl entstammen Dachtragwerke sowie Dach- und Wandelemente konsequenterweise dem firmeneigenen Systemholzbau. Die selbsttragende Fassade besteht aus vorgefertigten Holzrahmenelementen mit Fensterbändern auf Arbeitsplatzhöhe. Noch mehr Tageslicht führt ein Oberlichtband im Dach in die Halle, während die im Dach integrierten Akustikplatten die Raumakustik auf ein für eine Produktionshalle angenehmes Niveau einpegeln. Als Fassadenbekleidung sind 40 cm lange, konisch geformte Schindeln aus Western Red Cedar im Einsatz. So präsentiert sich die neue Werkhalle mit ihrer 2400 m2 grossen Fassade wie eine Werbefläche für den Werkstoff Holz. Der Neubau – 120 m lang, 90 m breit und 16 m hoch – schliesst direkt an zwei bestehende Produktionshallen an. Diese wurden im Zuge der Erweiterung komplett um- beziehungsweise ausgebaut und in das logistische Gesamtkonzept eingeordnet. Hier steht nun das neue Plattenbearbeitungszentrum, wo das Fertigungsteam ausschliesslich Zuschnittund Vorbereitungsarbeiten erledigt. In der neuen Halle werden dann die Elemente unter optimalen Bedingungen zusammengebaut. Die Hallenerweiterung eröffnet eine ganze Reihe neuer Möglichkeiten und Chancen. Im Elementbau und Ausbau halten neue Verbindungstechniken, Formate und Materialien Einzug, zum Beispiel für die Fertigung von Akustikdecken. Mit den neuen Anlagen wachsen Zimmermanns- und Schreinertechnologie noch enger zusammen. Daraus ergibt sich für Planer und Bauherren auch ein Plus an Flexibilität und Individualität, was ebenso die Konkurrenzfähigkeit vor allem bei Grossprojekten verbessert. Das Tragwerk der Halle besteht aus 11,4 m

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hohen, eingespannten Stahlstützen im Abstand von 7,5 m. Darauf aufgelagert sind satteldachförmige Fachwerkträger aus Brettschichtholz und eingeklebten Stahlstangen in den Knoten. Die Fachwerke sind an den Auflagern 0,65 m hoch und in der Hallenmitte 3,7 m. Zudem wurden die Fachwerkträger mit einer Überhöhung von 95 mm hergestellt, um die Verformung unter Eigengewicht auszugleichen. Zwischen den Fachwerken sind Sparrenpfetten eingehängt, über welchen die Dachelemente in Holzrahmenbauweise befestigt sind. Die Fassadenelemente, ebenfalls in Holzrahmenbauweise ausgeführt, sind direkt vor die Stützen gehängt. Der Neubau wurde mit einem energieeffizienten Gebäudekonzept umgesetzt und entspricht dem Minergie-Baustandard. Auf dem Dach liefert eine Fotovoltaikanlage zusammen mit dem bestehenden Kleinwasserkraftwerk Energie, die ins Stromnetz eingespeist wird. Die Hallenbeleuchtung besteht aus hocheffizienten Hallenstrahlern mit Halogenmetalldampflampen. Zudem spart das Oberlicht in der neuen Produktionshalle 8000 kWh an Beleuchtungsenergie jährlich. Hinzu kommen viele Einzelmassnahmen, die in der Summe namhafte Einsparungen bringen: Ein zentrales Bussystem schaltet die Steckdosen für die Elektrostapler ab und verhindert Standby-Verluste. Ein Generator speist die Bremsenergie beim Regallager (30–40 %) und beim Bearbeitungszentrum (60 %) ins Stromnetz zurück. Die frequenzgesteuerte Vakuumanlage des Bearbeitungszentrums produziert nur so viel Unterdruck wie nötig. Geheizt wird über eine Holzschnitzelheizung, die damit gleichzeitig Holzabfälle verwertet. Ein Retentionsbecken dient als Biotop und schafft Lebensräume für Flora und Fauna. Die fürs Auge reizvollste Öko-Massnahme ist die Renaturierung des vorbeifliessenden Luthern-Bachs. Entlang des lauschigen Flüsschens wurden junge Bäume gepflanzt, die zur romantischen Allee wachsen werden. Die Halle ist auch Zeugnis für das Umdenken, das in der Gesellschaft stattfindet. Denn das Bedürfnis, umweltschonend, energieeffizient und nachhaltig zu bauen, hat die Nachfrage für ein solches Werk erst geschaffen.


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Ort Gläng 16, 6247 Schötz Bauherrschaft Renggli AG, Schötz Generalunternehmer und Architektur Renggli AG, Sursee Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbauingenieur Pirmin Jung Ingenieure für Holzbau AG, Rain Holzbau Renggli AG, Schötz Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 618 m3, OSB 22 mm 6894 m2 und 15 mm 4806 m2, Dreischichtplatten 42 mm 176 m2 und 27 mm 311 m2, Holzfaserplatten 15 mm 2621 m2, Schindeln für Fassade 5 mm 13 500 m2 (2160 m2 Fassadenfläche) Erstellungskosten CHF 20 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 7,2 Mio. davon BKP 214 CHF 2,06 Mio. Grundstücksfläche 45 891 m2 Bruttogeschossfläche 5067 m2 Kubatur SIA 116 62 237 m3 Bauzeit März–November 2011 Fotografie Renggli AG, Sursee

Querschnitt

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40 m


Grundriss

40 m

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Dachaufbau von aussen: Trapezblech Tr채gerlattung 60 mm Konterlattung 40 mm Kastenelement: Unterdachbahn Diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm Sparren 220 mm/D채mmung Dampfbremse OSB/3 22 mm Holzwolleplatte 35 mm Aufbau Wand von innen: Holzwerkstoffplatte 16 mm, beschichtet Luftdichtigkeitsfolie St채nder 180 mm/D채mmung OSB/3 22 mm Schindeln 25 mm Detailschnitt

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Bürogebäude Laur-Park, Brugg Rund um seinen Hauptsitz in Brugg besitzt der Schweizerische Bauernverband mehrere zentral gelegene Liegenschaften, die sich für eine Nachverdichtung anboten. Die dafür konzipierten Neubauten, ein Büro- und ein Wohnhaus, bilden zusammen mit dem ‹Haus des Schweizer Bauern›, dem Schilplinhaus und dem Vindonissa-Museum ein Ensemble. Alt und Neu fügen sich zu einem Mosaik von Häusern, Garten- und Hofräumen. Sie schaffen sich in ihrer Geschlossenheit eine eigene Identität als Gegenüber von Altstadt, Schulanlage und Wohnquartier. Der Neubau des Bürogebäudes liegt als südseitig geknickter dreigeschossiger Bau langgezogen und wie ein Passstück in seiner Umgebung. Struktur und Materialisierung suchen einen ideellen Bezug zum Auftraggeber, dem Schweizerischen Bauernverband, und damit auch zur Schweizer Holzbautradition. Im Sinne einer ökologisch nachhaltigen Materialisierung wurden vorab einheimische Rohstoffe gewählt – der Anteil an inländischem Konstruktionsholz beträgt über 80%. Die lichtdurchfluteten Räume werden geprägt von der sichtbaren Holzkonstruktion. Der Fenster- und Stützenraster von 1,35 m bildet das Grundmass sowohl für die Raumteilung als auch für die Deckenkonstruktion. Die unter dem Rhythmus der Balken frei unterteilbaren Etagen erlauben unterschiedliche Arbeitswelten, vom Grossraum- über das Gruppen- bis zum Einzelbüro. Membranartige Verglasungen umgrenzen den transparenten Gang. Die geräumige Eingangshalle ist auch Cafeteria, sie dient als Treffpunkt der umliegenden Bauten. Im zweiten Stock werden vier grosszügig geschnittene Wohnungen angeboten. Eine Loggia über die gesamte Länge der Südfassade schafft für sie gut geschützte

Situation

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Aussenräume. Die Fassade besteht aus einer vorbewitterten Weisstannenschalung. Es ist eine unterhaltsarme und dauerhafte Konstruktion, die es zulässt, bei Bedarf einzelne Teile leicht auszuwechseln. Das dreigeschossige Bürohaus ist ein Holzskelettbau mit massivem Kern und Holz-BetonVerbunddecken. Sichtbare Rippen nehmen das Grundraster von 1,35 m auf. Von den Stützen der Aussenwand zu einem Unterzug in Grundrissmitte, der auf Pfosten unterschiedlicher Stärke ruht, spannen sie über 6 m. An der Eingangsseite, wo sich das Haus verbreitert, erhöht sich die Spannweite auf bis zu 9 m. Gerillte Brettschichtholzelemente mit 60 mm Stärke bilden die sichtbare Decke zwischen den Rippen und unterstützen die Schallabsorption. Sie dienen als verlorene Schalung der 130–150 mm starken Ortbetonschicht darüber, für welche mittels Kerven in den Balken die Schubverbindung gewährleistet wird. Zusammen mit dem betonierten Treppenhauskern stabilisiert die Decke das Gebäude. Das gesamte Tragwerk weist einen Feuerwiderstand von 30 Minuten (R30) auf. Die sichtbaren tragenden Holzbauteile sind auf Abbrand bemessen. Zwischen haushohen Lisenen kippen die Fenster und Brüstungen jeweils oben leicht nach innen und nehmen den Sonnenschutz auf. Schwingflügelfenster ermöglichen eine gute Belüftung der Räume. Heizung und Kühlung der Büros werden mittels Klimakonvektoren in den Brüstungsbereichen gewährleistet. Das Gebäude ist Teil des nachbarlichen Wärmeverbunds und wird von der mit Holzschnitzeln betriebenen Heizzentrale versorgt. Solaranlagen auf dem Dach erwärmen das Gebrauchswasser.


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Sockelgeschoss

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

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20 m


Längsschnitt

Querschnitt

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Dachaufbau von aussen: Dacheindeckung Lattung 30 mm Konterlattung 60 mm Unterdachbahn Unterdach 22 mm Sparren 280 mm Deckenaufbau von oben: Parkett 15 mm Unterlagsboden 85 mm Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 20 mm Styrobeton 60 mm Stahlbeton 150 mm Brettschichtholz 60 mm Deckenträger 300 mm Fassadenschnitt

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Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 18 mm Ständer 160–200 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Fassadenbahn Lattung 30 mm Holzschalung 20 mm


Ort Laurstrasse 10, 5200 Brugg Bauherrschaft Baukonsortium Laur-Park Brugg: Schweizerischer Bauernverband, Stiftung HSB, Pensionskassenstiftung der Schweizerischen Landwirtschaft und Krankenkasse Agrisano Architektur pool Architekten, Zürich; verantwortliche Partner: Andreas Sonderegger, Matthias Stocker; Projektleiter: Thomas Friberg Baumanagement Perolini Baumanagement AG, Zürich Örtliche Bauleitung LBA, Landwirtschaftliches Bau- und Architekturbüro, Brugg Landschaftsarchitekt Berchtold.Lenzin Landschaftsarchitekten, Liestal Bauingenieur MWV Bauingenieure AG, Baden HLKS-Ingenieur Hobler Engineering GmbH, Zürich Elektroingenieur Schäfer Partner AG, Lenzburg Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Lichtplaner Reflexion AG, Zürich Geologie, Geotechnik, Grundwasser Dr. Heinrich Jäckli AG, Baden Holzbau- und Brandschutzingenieure Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Schäfer Holzbautechnik AG, Dottikon Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 262 m3, Holzwerkstoffplatten und Schalungen 133 m3; Auszeichnung Tragwerk mit dem ‹Herkunftszeichen Schweizer Holz› (83 % Schweizer Holz, Vorgabe mind. 80 %) Baukosten BKP 1–9 CHF 8,58 Mio. Baukosten BKP 214 CHF CHF 1,5 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 3349 m2 (inklusive Wohnhaus), 1941m2 (Bürohaus) Geschossfläche SIA 416 1983 m2 (Bürohaus) Gebäudevolumen SIA 416 7522 m3 (Bürohaus ohne Untergeschoss) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 754.– (Bürohaus), CHF 487.– (Wohnhaus) Bauzeit Dezember 2010 – August 2012 Fotografin Arazebra, Andrea Helbling, Zürich

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Situation

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Wohnüberbauung Tièchestrasse, Zürich Das Grundstück in Zürich ist geprägt durch eine Hanglage mit schönem Weitblick über Zürich nach Süden und eine lärmbelastete Nordseite gegen die Tièchestrasse. An diese schliessen Familiengärten und das Naherholungsgebiet Käferberg an. Der grössere Teil des Areals, das insgesamt eine Fläche von 17 700 Quadratmetern umfasst, ist mit rund 75 Genossenschaftswohnungen bebaut worden. Auf der restlichen Fläche wurden zirka 30 baulich eigenständige Eigentumswohnungen realisiert. Der städtebauliche Lösungsansatz sah zum einen Kontinuität zur Stadt vor, zum anderen deren Auflösung zugunsten starker landschaftlicher Bezüge. Zwei gerade Längskörper bilden eine interessante räumliche Sequenz aus Bauten und Freiraum. Der erste langestreckte Genossenschaftsbau begleitet den topografischen Anstieg, löst sich von der schön gekurvten Strassenführung und spannt einen Grünraum auf, der sich in der Folge schliesst und das Haus aus dem Hang auftauchen lässt. Im anschliessenden Zwischenraum stellt die Magerwiese als Landschaftsfuge grossräumige Bezüge her und sichert die Weiterführung der Grünräume von Gartensiedlung und Käferberg. Das zweite Haus, der Eigentumsteil, wird minimal abgedreht auf den Grat gesetzt und tritt, wie schon der andere Bau, als kompaktes Volumen auf, das mit Loggien und Terrassen nach Süden perforiert ist. Beide Gebäude sind leicht abgetreppt und erhalten ihre Form durch den topografischen Verlauf, die Erschliessung und die Strasse. Der Genossenschaftsteil ist parallel zum Anstieg der Strasse gestaffelt. Die untere Hangetage enthält gemeinschaftliche Bereiche wie Hobbyräume, Fahrradabstellplätze und Kinderkrippen sowie eine vorgelagerte, gedeckte Begegnungszone für die Bewohner. In der inneren Organisation ermöglichen Abstufung und horizontale Verschiebung unterschiedliche Wohntypen. Sämtliche Schlafzimmer sind südseitig orientiert und haben Zugang zur durchlaufenden Balkonschicht. Der viergeschossige Eigentumsteil wird linear auf der Anhöhe entwickelt und horizontal über Brücken erschlossen. Zentrales räumliches Element ist der beidseitig orientierte Wohn-EssRaum. Dieser wird gegen Norden überhoch

ausgebildet und schliesst gegen Süden mit einer Loggia ab. Die dunkel gestrichene, sägeraue Holzfassade tritt als Geflecht mit vertikalen und horizontalen Elementen in Erscheinung, die ein variantenreiches Wechselspiel prägt. Dieses Geflecht lässt das Ensemble, das aus vielen einzelnen Häusern besteht, dennoch als eine Ganzheit erscheinen. Gleichzeitig verleiht die gewobene Fassade dieser Einheit Leichtigkeit. Die Erstellung in Holzbauweise mit einer inneren tragenden Betonstruktur gewährleistet bei einem kompakten Wandaufbau einen hochwertigen Wärmeschutz. Die ästhetischen Aspekte des Materials Holz spielten eine grosse Rolle. Das Holz vermittelt eine Wohnlichkeit, die einer Überbauung dieser Grösse in ihrer äusseren Erscheinung sehr dienlich ist. Ursprünglich war sogar angedacht, das Gebäude ganz als Holzbau zu errichten. Das Holz, die nordische Fichte, wird so eingesetzt, so dass die Maserung sichtbar ist und das Material würdig altern kann. Der Charakter des Holzes, das in seiner Natürlichkeit erkennbar bleibt, war wichtig. Die Entscheidung fiel aber auch für Holz, weil es ein heimisches Material und ausserdem CO2-neutral ist. Bezüglich Brandschutz wurden die Gebäude mit einer drei- bis viergeschossigen Fassade eingestuft, was einer Qualitätssicherungsstufe Q3 entsprach. In der konstruktiven Ausführung der Fassade wurden horizontale Brandschutzmassnahmen in Form von Holzschürzen sowie vertikale Brandschutzmassnahmen unterschiedlicher Form an den Aussenecken, den brandabschnittsbildenden Wänden, den Übergängen von versetzten horizontalen Schützen und den Fluchttreppenhäusern angewandt. Neben der Gewährleistung der Schutzabstände, der Zugänglichkeit für die Feuerwehr, dem Aufbau der Aussenwand mit der Ausbildung der Aussenbekleidung sowie weiteren baulichen Massnahmen entstand das Brandschutzkonzept zur Baubewilligung. Zudem wurden zuhanden der Bauherrschaft detaillierte Kontroll- und Unterhaltspläne für die Bekleidungen in Holz der Aussenwände und der Balkone, die Leibungen und Fensterfutter, die Terrassenbeläge und deren Unterkonstruktionen sowie der Eingangsvordächer ausgearbeitet. Diese regeln die Aufgaben und Zuständigkeiten der Kontrollen und die empfohlenen Arbeiten im regelmässigen Unterhalt.

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Eigentumsteil: Längsschnitt

Eigentumsteil: 2. Obergeschoss

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40 m


Genossenschaftsteil: Querschnitt

Genossenschaftsteil: 1. Untergeschoss (Gartengeschoss)

Genossenschaftsteil: 1. Obergeschoss

Genossenschaftsteil: 3. Obergeschoss

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Ort Tièchestrasse 71–77 (Eigentumsteil) und Tièchestrasse 51–65 (Genossenschaftsteil), 8037 Zürich Auftraggeber HRS Real Estate AG, Zürich Bauherrschaft HRS Real Estate AG, Zürich, und BEP Baugenossenschaft des eidgenössischen Personals, Zürich Totalunternehmer HRS Real Estate AG, Zürich Architektur Buchner Bründler Architekten AG, Basel; Partner: Daniel Buchner und Andreas Bründler; assoziierter Partner: Stefan Oehy; Projektleitung Wettbewerb: Nino Soppelsa; Projektleitung Projektierung und Ausführung: Daniel Ebertshäuser, Katharina Kral und Achim Widjaja; Mitarbeit Wettbewerb: Dominik Aegerter, Lukas Baumann, Rino Buess, Raphaela Schacher, Florian Ueker und Stephanie Wamister; Mitarbeit Ausführung: Dominik Aegerter, Sebastian Arzet, Rebecca Borer, Simone Braendle, Michael Glaser, Stefan Mangold, André Santos, Kim Sneyders, Karolina Switzer und Florian Ueker Bauingenieur Urech Bärtschi Maurer AG, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Heizung- und Lüftungsplaner Todt Gmür + Partner AG, Schlieren Sanitärplanung und Koordination Huustechnik Rechberger AG, Zürich Elektroingenieur Herzog Kull Group Engineering AG, Baden Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Landschaftsarchitekten Fontana Landschaftsarchitektur GmbH, Basel Holzbau Künzli Holz AG, Davos (Genossenschaftsteil), und Josef Lehmann Holzbau AG, Schneisingen (Eigentumsteil) Materialien Schürzen und Leibungen in Zeder 70 m3, Fassadenschalung in Fichte 25 mm 7500 m2, Terrassenrost in Douglasie 26 mm 500 m2 (Genossenschaftsanteil); Balkenschichtholz und Balkenschichtholz 37 m3, Massivholz- und Dreischichtplatten 370 m2, Lattung 12 300 m, Fassadenschalung in Fichte sägeroh 2450 m2, Fensterverkleidungen in Zeder 3900 m2, Schalung in Eiche gehobelt 33 m2, Terrassenriemen in Douglasie gehobelt 640 m2 (Eigentumsteil) Baukosten BKP 1–5 CHF 25 Mio. (Eigentumsteil) und CHF 40 Mio. (Genossenschaftsteil) Baukosten BKP 2 CHF 52,3 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 17 700 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 4076 m2 Gebäudevolumen SIA 416 75 665 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 691.– Bauzeit Oktober 2014 – März 2017 Fotograf Michael Blaser, Bern Aufbau Aussenwand: Fassadenvorsprünge 25 mm, Kassettierung in Rotzeder 35 mm Schalung vertikal und horizontal in Fichte 25 mm, sägeroh mit Dickschichtlasur Lattung 30 mm Lattung 30 mm Fassadenbahn Lattung 80 mm/Dämmung Dämmung 120 mm Betonkonstruktion 180 mm Weissputz 10 mm

Detailschnitt Balkone

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Wohn- und Geschäftshaus ‹Les Grands Glariers 2›, Monthey Zwischen Einkaufsgeschäften und grossen Wohnhäusern hat ein altes Gebäude einem sechsgeschossigen Neubau Platz gemacht. Dieser richtet sich an der strassenseitigen Gebäudefront aus und verfügt im Erdgeschoss über Flächen für eine kommerzielle Nutzung. Nach aussen zeigt er sich in einem eleganten Aluminiumkleid, welches das Licht reflektiert und das Volumen luftig-leicht erscheinen lässt. Die Bauherrschaft, schon im Besitz des benachbarten Gebäudes aus den achtziger Jahren, wollte einen Holzbau realisieren. Um die Nutzfläche zu optimieren, schlugen die Architekten eine Gegenüberstellung der beiden Gebäude vor, um so das bestehende Treppenhaus gemeinsam zu nutzen. Beidseitig angeordnete gläserne Abtrennungen eröffnen den Zugang zu den neuen Wohnungen. Der Betonsockel umfasst die beiden Untergeschosse und das Erdgeschoss. Letzteres erstreckt sich in der Tiefe des Grundstückes und bietet Geschäftsflächen. Ebenerdig führt auch ein Durchgang zum Innenhof, von wo man die Tiefgarage erreicht. Pro Obergeschoss sind zwei Wohnungen angeordnet. Eine ist nach Südwesten ausgerichtet und verfügt über eine Terrasse mit Blick auf den Innenhof, während die kleinere zweite Wohnung zur Strasse nach Nordosten orientiert ist. Eine trennende Mittelzone zwischen den Wohnräumen der beiden Wohnungen beinhaltet Bäder und Küche. Die beiden obersten Geschosse sind von einer Maisonnette-Wohnung belegt. Ab dem ersten Obergeschoss ist das Tragwerk in Holz ausgeführt. Die Aussenwände und die beiden Innenwände, welche die Mittelzone ausbilden, sind tragend. Letztere sind zweischalig in Brettsperrholz ausgeführt, einmal 100 mm dick und mit einer Dämmung von 20 mm Abstand, einmal 160 mm dick. Bei den Durchgängen sind zudem doppelte Unterzüge aus Furnierschichtholz in Buche eingebaut, was eine flexible Positionierung von Durchbrüchen erlaubte. Die tragenden Aussenwände sind in Holzrahmenbauweise mit integrierter Skelettstruktur in Brettschichtholz aufgebaut, beplankt mit OSB und mit Gipsfaserplatten bekleidet. Die Geschossdecken bauen auf 180 mm Brettsperrholz auf. Diese Elemente sind 800 mm breit und in den grossen Räumen sichtbar. Eine Schicht OSB bildet die Scheibenwirkung der Decke aus. Die Beschwerung darüber ist in Waben gegossener Sand. Darauf folgt der weitere Bodenaufbau mit Trittschalldämmung, Zementunterlagsboden mit Fussbodenheizung und Bodenbelag.

Situation

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Querschnitt bei Durchgang

Querschnitt bei Laden

20 m

Erdgeschoss

3. Obergeschoss

5. Obergeschoss

6. Obergeschoss

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Ort Avenue de l’Industrie, 1870 Monthey Bauherrschaft SI Avenue de l’Industrie 10 SA, Monthey Architektur und Bauleitung GayMenzel Sàrl, Monthey Bauingenieur Pierre-Marie Fornage SA, Monthey HLK-Ingenieur Michellod et Clausen SA, Martigny Elektroingenieur Grau Electricité SA, Monthey Holzbau- und Brandschutzingenieur Chabloz & Partenaires SA, Lausanne Brandschutzingenieur Baubewilligung Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Morisod SA Constructions, Troistorrents Materialien Brettsperrholz 369 m3, OSB 25 mm 2300 m2, Gipsfaserplatten 3800 m2, Gipskartonplatten 2500 m2 Baukosten BKP 2 CHF 5,75 Mio. davon BKP 214 CHF 1,42 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 267 m2 und 1277 m2 Geschossfläche SIA 416 1747 m2 Gebäudevolumen SIA 416 6670 m3 (inklusive Untergeschoss) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 863.– (inklusive Untergeschoss) Bauzeit Juni 2015 – Dezember 2016 Fotografen Eik Frenzel, Lausanne, und Régis Golay, Genf

Dachaufbau von aussen: Schalung und Blecheinkleidung 30 mm Lattung 60 mm Unterdachbahn Dämmung 100 mm OSB 18 mm Rippen 280 mm/Dämmung Dampfbremse Lattung 40 mm abgehängte Decke 20 mm

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Aufbau Aussenwand von innen: Bekleidung 20 mm Lattung 40 mm Dampfbremse Gipsfaserplatte 15 mm Rippen 240 mm/Dämmung OSB 25 mm Gipsfaserplatte 15 mm Dämmung 60 mm Lattung 68 mm Blechbekleidung aus stranggepresstem Aluminium 22 mm

Deckenaufbau von oben: Parkett 20 mm Zementunterlagsboden 80 mm Dämmung 20 mm Trittschalldämmplatte 20 mm Splitt 80 mm OSB 25 mm Brettsperrholz 180 mm

Fassadenschnitt


199


Alterswohnungen Sagi, Regensdorf Der Neubau mit 14 altersgerechten Wohneinheiten befindet sich in der Kernzone von Regensdorf an ruhiger Wohnlage unweit vom Zentrum. Die nähere Umgebung ist geprägt von einer Kapelle, einem Speicher sowie von einer direkt an das Grundstück angrenzenden Mühle. Alle drei Bauten sind regionale Schutzobjekte. Im Bewusstsein der sensiblen Lage wurde die Neubebauung aus einer präzisen Analyse des Ortes entwickelt und mit zeitgemässem Ausdruck einfühlsam in die Umgebung integriert. Die Volumetrie reagiert subtil auf die jeweilige städtebauliche Situation und ermöglicht den Blickbezug zur alten Mühle. Die charakteristische Dachform wird als flachgeneigtes, asymmetrisches Satteldach gestaltet. Durch das

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Herabsetzen des Volumens von vier auf drei Geschosse wird die Höhe der umliegenden Gebäude am Mühleweg aufgenommen. Das daraus resultierende Gebäude fügt sich selbstverständlich in die bestehende Bebauungsstruktur ein und übernimmt eine identitätsstiftende Rolle an prominenter Lage. Ein einladender Eingangsbereich führt zum grosszügigen Treppenhaus. Von oben belichtet, bildet es den Mittelpunkt des Gebäudes und dient als Treffpunkt und Begegnungszone. Pro Geschoss sind jeweils fünf respektive vier 2½- bis 3½-Zimmer-Wohnungen angeordnet. Sämtliche Sanitärräume, Réduits und Eingangsbereiche sind kompakt um den Treppenhauskern angeordnet. Die Alterswohnungen sind nach demselben

Prinzip organisiert: Ein grosszügiger Eingangsbereich führt über eine offene, U-förmige Küche zum Wohn- und Essraum. Die Zimmer sind direkt über den Eingangsbereich erschlossen. An den Gebäudeecken befinden sich die privaten Aussenräume; sie bieten mehrseitige Ausblicke in den Grünraum. Mit Gewerbeflächen und einem Mehrzwecksaal öffnet sich das Erdgeschoss nordseitig zum Platz. Beim Neubau handelt es sich um eine Konstruktion in Hybridbauweise. Das Tragwerk sowie die Balkonplatten wurden konventionell in Massivbauweise realisiert. Die nichttragenden Aussenwände sowie das Dach bestehen aus vorfabrizierten Holzelementen. Die Aussenhülle aus Holz nimmt Bezug zur früheren Sägerei und interpretiert zeitgemäss das


Thema des Holz-Schichtens in der Fassade. Die äussere Verkleidung basiert auf einer zu den Fenstern versetzten und hinterlüfteten, vertikalen Holzlattung, welche der Fassade mittels Schattenwirkung Tiefe verleiht. Vor den Öffnungsflügeln dient die Lattung zusätzlich als Absturzsicherung. Die Vorvergrauung der sichtbaren Holzteile gewährleistet ein gleichbleibendes Erscheinungsbild und einen dauerhaften Holzschutz. Die Eindeckung mit grossformatigen Faserzementplatten lässt das Dach homogen und flächig wirken.

Situation

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Ort Mühleweg 25–27, 8105 Regensdorf Bauherrschaft Knuser + Co Bau- und Generalunternehmung, Regensdorf Architektur phalt Architekten AG, Zürich Bauleitung Anderegg Partner AG, Zürich Bauingenieur Höltschi und Schurter ETH SIA AG, Zürich Bauphysik BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Implenia Schweiz AG, Zürich (Holzbau), René Schweizer AG, Basel (Fenster), RWD Schlatter AG, Roggwil (Türen), Neeser Schreinerei AG, Regensdorf (Parkett) Materialien Brettschichtholz und Balkenschichtholz 120 m3, Dreischichtplatten 27 mm 550 m2, OSB 630 m2, Holzfaserdämmplatten 35 mm 550 m2, Gipsfaserplatten 2480 m2, Fassadenschalung 630 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 5,36 Mio. inkl. Mwst. Baukosten BKP 2 CHF 5,14 Mio. inkl. Mwst. davon BKP 214 CHF 0,71 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 1941m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 811m2 Geschossfläche SIA 416 2364 m2 Gebäudevolumen SIA 416 7698 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 670.– Bauzeit März 2015 – Oktober 2016 Fotograf Roger Frei, Zürich

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Längsschnitt

Querschnitt durchs Treppenhaus

Querschnitt Wohnteil West

Querschnitt Wohnteil Ost

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20 m


Erdgeschoss

1. Obergeschoss

2. Obergeschoss

Dachgeschoss

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Stützendetail: Die Stahlstützen mit einem Feuerwiderstand R 60 sind in den Aussenwandaufbau integriert. Dieser erfüllt ab der inneren OSB-Beplankung einen Feuerwiderstand von EI 30.

Dachaufbau von aussen: Faserzementplatten Dachlattung Konterlattung 60 mm mit Nageldichtung Unterdachfolie Holzfaserdämmplatte 35 mm Rippenelement: Sparren 280 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm, luftdicht abgeklebt Lattung 60 mm Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 2 x12,5 mm Lattung horizontal 120 mm Dampfbremse Lattung vertikal 120 mm/Dämmung OSB 18 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 200 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Windpapier Lattung vertikal 30 mm Lattung horizontal 40 mm Fassadenschalung in Fichte 25 mm, sägeroh mit Deckleisten

Fussbodenschnitt

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Wohnsiedlung ‹Hunziker-Areal›, Häuser I + J, Zürich-Leutschenbach Auf dem Hunziker-Areal in Zürich-Leutschenbach ist bis Mitte 2015 ein neues Quartier mit 13 Häusern sowie vielfältigen Grün- und Freiflächen entstanden. Das städtebaulich und ökologisch wegweisende Projekt der Baugenossenschaft mehr als wohnen fördert zeitgemässe, nachhaltige Lebens- und Arbeitsformen.

Als Gewinnerbüro des international ausgeschriebenen Wettbewerbs hat Futurafrosch gemeinsam mit Duplex Architekten das Gesamtkonzept, den Masterplan und einen prototypischen Grundriss erarbeitet. Die Gebäudevolumen im Projekt ‹Hunziker-Areal› wurden entwickelt als direktes Gegenstück zum detailliert definierten öffentlichen Raum. Die städtebauliche Lage wird damit unmittelbar prägend sowohl für die Volumetrie und den Ausdruck als auch für die Gebäudestruktur jedes einzelnen Hauses. Fünf Architekturbüros realisierten schliesslich die 13 Häuser. Angelegt als Jubiläums- und Forschungsprojekt des Dachverbands der Zürcher Wohnbaugenossenschaften, bildet das Gesamtprojekt eine umfassende Innovationsplattform des gemeinnützigen Wohnungsbaus. Nebst wegweisenden Beiträgen in den Themenbereichen kooperative Prozesse, Stadtentwicklung, Raumangebot und Wohnqualität wurden im Sinn einer praktischen Bauforschung verschiedene Konstruktionsweisen realisiert, darunter die zwei Holzbauten Haus I von Futurafrosch und Haus J von pool Architekten. Die Struktur von Haus I ist konzeptionell mit dem städtebaulichen Ansatz verwandt: Die Ausgangslage bildet der Cluster als private Minimaleinheit, der als individuell bespielbare Fläche und kleinräumiger Rückzugsort ausformuliert ist. Dank tragenden Cluster-Aussenwänden ist im Innern eine freie Einteilung von zwei bis drei Schlafzimmern mit oder ohne Teeküche und Nasszelle möglich. Dazwischen spannen sich Räume mit öffentlicherem Charakter auf, die Raum bieten für gemeinschaftliches Wohnen. Damit entsteht ein flexibles System von Privateinheiten und gemeinschaftlichen Bereichen, welche sich zu verschiedensten Wohnungsgrössen kombinieren lassen. Die Tiefe des Baukörpers ermöglicht einen weitläufigen Treppen- und Kommunikationsraum mit natürlicher Belichtung. Im Innern des Gebäudes entsteht so eine eigene kleine Welt, die Begegnungen fördert und eine Gemeinschaft für die Bewohner ermöglicht, die über die klassische Mietwohnung hinausgeht. Im Haus I ist der Typus der Familienwohnung vielfältig umgesetzt. Wohnungen unterschiedlicher Grössen und für verschiedene Lebensphasen sind realisierbar. Klassische Typen mit 3½ und 4½ Zimmern werden ergänzt durch Studios und zumietbare Zimmer. Clusterwohnungen schlagen eine Brücke zwischen Wohngemeinschaft und Kleinwohnung. Der Charakter der Innenräume wird durch die weitgehend roh belassene Tragstruktur definiert. Während die mineralischen Flächen im Gemeinschaftsbereich den urbanen Ausdruck unterstreichen, stärken die sichtbaren Oberflächen der in massivem Holz erstellten Cluster den

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introvertierten Charakter und die individuelle Atmosphäre der privateren Räume. Die hybride Konstruktion ermöglicht einen effizienten und präzisen Einsatz der Materialien. Die Eigenschaften von Holz sind prädestiniert für den kleinräumigen Bereich, für einen hochwertigen Aussenwandaufbau und wohnliche Atmosphäre mit minimalsten Mitteln. Haus J profitiert vom Anstoss an den grosszügigen Freiraum im Osten. Es erfährt so eine eindeutige Orientierung zur Parkseite, an die möglichst viele Wohnungen pro Geschoss vorstossen und die sich auch als Hauptfassade manifestiert. Für die bedrängte Westseite gilt es aber eine Erfindung zu machen: Durch das Zusammenfassen der zur Verfügung stehenden ‹Luft› des Mantelvolumens mit den privaten Aussenräumen und eine offen geführte Erschliessung entsteht ein grosszügiger Hofraum. Die kompakte Anordnung von sechs Wohnungen pro Regelgeschoss erlaubt sodann, diesen Hof – durch Weglassen zweier Wohnungen – gegen Süden um eine grosse Terrasse auf halber Höhe der Wohngeschosse zu ergänzen. Dieser halbgedeckte, zweigeschossige Aussenraum ersetzt die individuellen Aussenräume der Wohnungen, die somit zugunsten einer kompakten Gebäudehülle eingespart werden können. Die Wohnungen profitieren von zwei- oder dreiseitiger Orientierung, zeigen einfache Grundrisse und erfüllen die knappen Flächenvorgaben des Eco-Standards der Genossenschaft. Der Wohnungsmix besteht aus zwei Studios (31 m2) sowie 22 3½- bis 5½-ZimmerWohnungen (84 m2 bis 118 m2). Dabei erschliessen zwei Treppen alle Geschosse. Eine ist konventionell innenliegend mit Lift und eine frei durch den Hofraum bis auf das Erdgeschossniveau geführt. Letztere leistet damit eine direkte Verbindung zu den umliegenden Gassen- und Hofräumen. Gewerberäume und die gemeinsame Waschküche besetzen das Erdgeschoss, neben der Parkierung finden sich Keller- und Technikräume im Untergeschoss. Der Sockel und die Treppenhauskerne wurden als Massivbau in Beton erstellt, die vier Wohngeschosse als struktureller, unverkleideter Holzbau. Alle tragenden Elemente wie Geschossdecken, Aussen- und Wohnungstrennwände, Stützen und Unterzüge sind aus FichtenMassivholz vorfabriziert und in Elementbauweise vor Ort aufgerichtet. Das objektbezogene Brandschutzkonzept für die beiden Bauten ermöglichte erstmals fünfgeschossige, im Inneren unbekleidete Holzbauten. Dank der hohlraumfreien Konstruktionsweise in Massivholz bleibt der Aufbau radikal einfach, bei gleichzeitig optimalen Eigenschaften für Raumklima, Gebäudehülle und Tragwerk. Die dadurch erzielten räumlichen und haptischen Qualitäten verleihen den Wohnungen eine eigenständige Atmosphäre. Die sichtbar bleibenden Holzoberflächen über alle fünf (Haus I) respektive vier (Haus J) Geschosse erlauben eine deutliche Reduktion der Ausbaukosten. Die Fassade in Beton, Kunststein und Faserzementschindeln bildet eine hinterlüftete Hülle mit textilem Charakter.


Situation

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Haus I, Schnitt

Haus I, Erdgeschoss

Haus I, 2. Obergeschoss

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20 m


Dachaufbau von aussen: Substrat Schutzschicht Wasserdichtung Dämmung im Gefälle Dampfsperre OSB 15 mm Vorgefertige Kastenelemente 320 mm Deckenaufbau von oben: Bodenbelag 5 mm Anhydritunterlagsboden 60 mm mit Bodenheizung Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 30 mm OSB 15 mm Vorgefertige Kastenelemente 320 mm Aufbau Aussenwand von innen: Massivholz 120–140 mm OSB 18 mm Gipsfaserplatte 15 mm (nur bahnseitig für Lärmschutz) Rahmen 200–220 mm/Dämmung Windpapier Lattung 35 mm Fassadenschiefer 2 x 10 mm

Haus I, Detailschnitt

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Haus J, Schnitt

Haus J, Erdgeschoss

Haus J, 2. Obergeschoss

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20 m


Dachaufbau von aussen: Substrat Schutzschicht Wasserdichtung Dämmung im Gefälle Dampfsperre OSB 18 mm Massivholz 120–140 mm Aufbau Aussenwand von innen: Massivholz 80 mm Brettsperrholzplatte 80–100 mm Rahmenhölzer 180 mm/Dämmung Windpapier Lattung 48 mm Fassadenschiefer 2 x 10 mm Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Anhydritunterlagsboden 60 mm mit Bodenheizung Trittschalldämmung 20 mm Beton 80 mm Trennlage OSB 18 mm Massivholz 140–180 mm

Haus J, Detailschnitt

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Ort Dialogweg 2, 8050 Zürich Leutschenbach (Haus I), Genossenschaftsstrasse 11, 8050 Zürich Leutschenbach (Haus J) Bauherrschaft Baugenossenschaft mehr als wohnen Architektur Futurafrosch GmbH, Sabine Frei & Kornelia Gysel, Zürich; Projektleiterin: Sonja Grigo (Haus I), pool Architekten, Mischa Spoerri und Raphael Frei, Zürich; Projektleitung: Martin Gutekunst, Nikolas Lill (Haus J) Totalunternehmer und Bauleitung Steiner AG, Zürich Bauingenieur Edy Toscano AG, Zürich (Haus I), Ernst Basler + Partner, Zürich (Haus J) Bauphysik Mühlebach Partner AG, Wiesendangen, und Lemon Consult GmbH, Zürich Landschaftsplanung Müller Illien Landschaftsarchitekten, Zürich HLKS-Planung 3-Plan Haustechnik AG, Kreuzlingen (Haus I), Gruenberg + Partner AG, Zürich (Haus J) Elektroplaner IBG B. Graf AG Engineering, Baar Nachhaltigkeitsberatung durable Planung und Beratung GmbH, Zürich Holzbaukonzept Hermann Blumer, Waldstatt Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Sohm AG Schweiz, Widnau Materialien Haus I: Balkenschichtholz und Brettschichtholz 53 m3, Vollholzelemente 84 m3, Dreischichtplatten 27 mm 122 m2 und 42 mm 132 m2, OSB 15 mm 2025 m2, 18 mm 1438 m2 und 25 mm 113 m2; Haus J: Balkenschichtholz und Brettschichtholz 143 m3, Vollholzelemente 364 m3, OSB 18 mm 2400 m2 und 22 mm 870 m2 Baukosten BKP 214 CHF 1,61 Mio. (Haus I), CHF 1,67 Mio. (Haus J) Geschossfläche SIA 416 5130 m2 (Haus I), 4021m2 (Haus J) Gebäudevolumen SIA 416 16 430 m3 (Haus I), 13 390 m3 (Haus J) Bauzeit Juli 2012 – März 2015 (Haus I), Juli 2012 – November 2014 (Haus J) Fotografie Karin Gauch & Fabien Schwartz, Zug (Haus I), Niklaus Spoerri, Zürich (Haus J)

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Situation

Wohn- und Gewerbesiedlung Kalkbreite, Zürich In der Stadt Zürich ist mit der Überdeckelung einer Tram-Abstellanlage durch die Genossenschaft Kalkbreite ein neuer städtischer Knotenpunkt nach hohen ökologischen und sozialen Massstäben entstanden. Ein siebengeschossiges Gebäude in hybrider Bauweise mit einer Fassade aus vorfabrizierten Holzelementen bildet eine vieleckige, abgetreppte Blockrandbebauung aus. Sie verbindet unterschiedliche Wohnformen mit einem lebendigen Gewerbemix. Das Areal befindet sich mitten in der Stadt an einem markanten Schnittpunkt zweier Quartiere und wird als Abstellanlage für die Strassenbahnen der städtischen Verkehrsbetriebe (VBZ) benutzt. Im Sinne eines nachhaltigen Städtebaus wurde die gemeinnützige Wohn- und Gewerbesiedlung über den bestehenden Geleisen realisiert; das Strassenbahndepot wurde in das Projekt integriert. Neben der Kombination unterschiedlicher Gebäudetypologien wie Tramhalle, Trafostation, Gewerbebau und Wohnbau in einen Baukörper mussten dadurch auch bis zu vier Bauherrschaften und Hauptnutzer mit unterschiedlichen Interessen koordiniert und in den Planungsprozess integriert werden. Zudem bedurfte es einer Reaktion auf die innerstädtische Lärmsituation, da der Standort durch Bahnund Strassenlärm belastet ist. Mit den Kriterien des Minergie-P-Eco-Labels, kombiniert mit einem Katalog ökologischer Kriterien, wurden die baulichen Voraussetzungen für einen minimalen Energiebedarf, den Einsatz erneuerbarer Energien und umweltschonender Materialien geschaffen. Nicht nur für die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit

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wurden Ziele gesetzt, sondern auch für deren soziale und wirtschaftliche Aspekte. Sie entfalteten einerseits in der Planung und Konzeption Wirkung, andererseits kamen sie im Betrieb nach Fertigstellung zum Tragen. Die Bewohnerinnen und Bewohner beschränken ihre privaten Wohnflächen zugunsten gemeinschaftlich genutzter Räume. Arbeits- und Wohnräume können zugemietet oder geteilt werden. So wird der individuelle Flächenverbrauch pro Bewohnerin oder Bewohner auf zirka 33 m2 beschränkt. Im Bereich Mobilität entsteht durch unterschiedliche Zusatzangebote und Verzicht aufs eigene Auto eine autofreie Siedlung. Typologisch entspricht die Gebäudeform den in den umliegenden Quartieren vorherrschenden Hofrandbebauungen und reagiert auf die komplexe städtebauliche Situation. Durch die polygonale Form und die allmähliche Abstaffelung des Volumens zum Urselweg hin entsteht der Eindruck einer Grossform, die blockrandartig alle Seiten des Grundstücks umfasst. Gleichzeitig wird die Gebäudehöhe auf der Südseite soweit reduziert, dass Hof und Wohnungen von einer guten Besonnung profitieren. Eine grosse Treppenanlage führt auf das Tramhallendach, welches als höhergelegener Siedlungsplatz auch dem Quartier zur Verfügung steht. Unterschiedlich gestaltete Dachgärten sind den Genossenschaftern vorbehalten. Das Gebäude gliedert sich funktional in drei Bereiche. Im Sockel befinden sich Gewerbeflächen und Büroeinheiten, welche sich um die Tramhalle anordnen und über grosszügige Verglasungen den direkten Sichtbezug zur Halle ermöglichen. Das zweite Obergeschoss ist das

Zugangsgeschoss der Genossenschaft. Hier gruppieren sich um den zentralen Hof auf dem Dach der Tramhalle neben den öffentlichen Einrichtungen der Genossenschaft auch eine Kindertagesstätte, ein ‹Bed & Breakfast›, ein Cluster von Sitzungszimmern und erste Wohneinheiten. Erreichbar ist dieses Geschoss über eine grosszügige Freitreppenanlage vom Strassenniveau her. Die Geschosse drei bis sechs sind der reinen Wohnnutzung vorbehalten, mit Wohnungsgrössen von einem bis zu neun Räumen. Die Wohngeschosse werden durchsetzt von einer Vielzahl an Gemeinschaftsräumen. Auf private, den Wohnungen zugeordnete Aussenräume wurde zugunsten von gemeinsamen Dachterrassen und Balkonen vor den Gemeinschaftsräumen verzichtet. Loggien sind nur vorhanden, wo sie aus lärmschutztechnischen Gründen notwendig sind. Eine innere Erschliessungskaskade, die ‹Rue Intérieure›, hat ihren Ursprung im Foyer, verbindet die Gemeinschaftsräume auf den verschiedenen Geschossen und führt auf die höhergelegenen gemeinschaftlichen Dachgärten und Terrassen. Sie ist ein Rundlauf, welcher die Dachflächen über Freitreppen vernetzt und im zentralen Hof endet und somit die gesellschaftliche Idee umsetzt, die Genossenschafter und das vielseitige Raumprogramm direkt miteinander zu verbinden. Damit können die geforderten Kleinstwohnungen über verschiedene Geschosse hinweg als Clusterwohnungen entlang der Erschliessungskaskade zusammengefasst werden. Ein Cluster besteht aus acht bis zehn Einraumwohnungen. Den Clustern zugehörig ist je ein doppelgeschossiger Gemeinschaftsraum mit Küche.


Die mittleren und grossen Normwohnungen sind als Zweispänner organisiert und weisen räumlich wie funktional Qualitäten für das Zusammenwohnen auf. ‹Jokerzimmer› können als temporäre Wohneinheiten hinzugemietet werden. Ein Hausteil ist sogar als Grosshaushalt mit rund 20 Wohnungen organisiert. Dieser unterhält eine Grossküche mit gemeinschaftlichem Ess- und Wohnraum. In gestalterischer Hinsicht konnten die Flächen frei eingeteilt werden, was dem Ansatz der Bauherrschaft in Bezug auf nachhaltige Strukturen entsprach. Das Gebäude bietet die Möglichkeit einer flexiblen Umnutzung wie auch des teilweisen Rückbaus, des Ersatzes von Teilen oder auch der kompletten Konstruktion der Fassade. Einzige Fixpunkte sind das tragende Skelett, die durchgängigen Steigzonen sowie die Treppenhauskerne. Nutzungen wie Läden, Büroflächen, Gemeinschaftsflächen, Einraum-, aber auch Fünf- oder Sechsraumwohnungen konnten übereinander angeordnet werden. Diese Freiheit übertrug sich auch auf die Fassadengestaltung. Durch die heterogen gestapelten Nutzungen wurden unterschiedliche Anforderungen an die Fassade gestellt. Ein Grundraster, zu Beginn über das Gebäude gelegt, wurde alsbald durch Kernmieter wie etwa ein Kino unterbrochen. Die nichttragende Gebäudehülle erlaubte Überlagerungen von Öffnungen in der Vertikalen und Abstufungen in der horizontalen Struktur. Das Gebäude ist ein Stützen-Platten-Bau in Stahlbeton mit einer vorgesetzten Holz-Leichtbaufassade. Die Treppenhauskerne und einige für die Gesamtstabilisierung notwendige Wände sind ebenfalls in Stahlbeton ausgeführt. Die Tram-

halle wurde mit vorfabrizierten Betonelementen erstellt. Um die grossen Spannweiten im Bereich der Tramhallenausfahrt zu überbrücken, wurden in den darüberliegenden Wohngeschossen vier teilweise mehrgeschossige Stahlfachwerkträger eingebaut. Die Einteilung der Geschossflächen in Gewerbe, Büro- oder Wohnflächen konnte somit aufgrund des Stützenrasters relativ unabhängig von dem darüber- oder darunterliegenden Geschoss erfolgen. Der komplette Innenausbau wurde als Leichtbau ausgeführt. Er zoniert das vielschichtige Raumprogramm der Genossenschaft von Gewerbe- und Büroflächen bis hin zur Wohnnnutzung mit vielfältig nutzbaren Gemeinschaftsflächen auf den einzelnen Geschossen. Die Holzfassade wurde in Elementbauweise im Werk vorgefertigt. Die Elementgrösse richtete sich zum einen nach den Dimensionen einer maximal zu transportierenden Einheit, zum anderen nach der Fassadenteilung. Zur Strassenseite hin wurde eine Lochfassade mit brüstungshohen Fenstern realisiert. Im Gegensatz dazu reichen hofseitig die Fenster raumhoch vom Boden bis zur Decke. Der Schichtenaufbau erfüllt die geforderte Brandschutzanforderung EI 30. Die finale äussere Oberfläche mit einer Holzfaserplatte bietet einen ersten witterungstechnischen Schutz im versetzten Zustand und dient gleichzeitig als Putzträger. Unter der Holzfaserplatte befindet sich ein am Gebäudeerder angeschlossenes Metallnetz, das der elektromagnetischen Verträglichkeit an der emissionstechnisch stark belasteten Lage dient. Auf der Holzweichfaserplatte wurde ein dreilagiger mineralischer Putz aufgetragen, welcher den Wasserhaushalt der Fassade reguliert. Die letzte

Lage des Verputzes ist 5 mm im Negativ abgezogen. Gemeinsam mit dem Farbgestalter wurde ein Farbkonzept erarbeitet, welches sich ebenso vielschichtig wie das komplette Gebäude nach aussen zeigt. Vier erdige Grundtöne, grossflächig über die Fassade verteilt, bilden die Basis, auf die mit einer harten Rolle die Deckfarbe Grau aufgetragen wurde. Durch die reliefartige Struktur wirkt das Gebäude von weitem als eine Einheit; je näher man kommt, desto feingliedriger erscheint die Fassade dem Betrachter. Die beengten Grundstücksverhältnisse – die Baugrenze entspricht quasi der Parzellengrenze – sowie die Auflage, den Betrieb der VBZ über die gesamte Bauzeit am Laufen zu halten, minimierten die Logistikflächen für den Warenumschlag und erlaubten die Anlieferung lediglich auf einem 3 m breiten Streifen an zwei Seiten des Grundstückes. Es mussten alle angelieferten Waren mehr oder weniger sofort verbaut werden. Mit der Fertigstellung des Tramhallendaches wurde dieses als erhöhte Lagerfläche von den Unternehmern dankend angenommen. Nach dem Finalisieren der Rohbauarbeiten startete der Holzbauer mit dem Versetzen der Elemente, welche direkt ab LKW an die richtige Position eingehoben und montiert wurden. Durch den hohen Grad an Vorfertigung des Elementbaus inklusive Einbaus der Fensterrahmen konnte der Innenausbau nach dem Setzen und Abdichten der Fassade umgehend beginnen, ohne dass eine lange Austrocknungszeit eingehalten werden musste. Ebenso war die Holzfassade nach dem Schliessen der Elementstösse bereit für das Auftragen des Verputzes.

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Untergeschoss

Erdgeschoss

2. Obergeschoss

3. Obergeschoss

6. Obergeschoss

Dachgeschoss


Mezzanin

1. Obergeschoss

4. Obergeschoss

5. Obergeschoss

Dachaufsicht

Querschnitt durch Tramhalle

60 m

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Kaskadenschnitt

Ort Kalkbreite 6, 8003 Zürich Bauherrschaft Genossenschaft Kalkbreite, Zürich (Wohn- und Gewerbebau), und Stadt Zürich (Tramhalle) Architektur Müller Sigrist Architekten, Zürich; Mitarbeit: Pascal Müller, Grit Jugel, Johannes Maier (Projektleiter), Lea Berger, Gisella Chacon, Sabine Scheler Baumanagement B&P Baurealisation, Zürich Landschaftsarchitekt Freiraumarchitektur, Luzern Farbgestaltung Jörg Niederberger, Niederrickenbach Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer, Zürich Elektroplaner IBG Graf Engineering, Winterthur HLK-Planer 3-Plan Haustechnik, Winterthur Sanitärplaner Sertis Engineering, Zürich Bauphysiker BWS Bauphysik AG, Winterthur Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Baltensperger AG, Seuzach/Winterthur Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 425 m3, Dreischichtplatten 19 mm 1760 m2 und 27 mm 1480 m2, verputzbare Holzfaserdämmplatten 40 mm und 60 mm 6900 m2, OSB 15 mm 3680 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 63,5 Mio., davon CHF 11,5 Mio. Tramhalle Baukosten BKP 2 CHF 36,8 Mio. davon BKP 214 CHF 2,5 Mio. (inklusive Holzfaserdämmplatten, ohne Verputz) Grundstücksfläche SIA 416 6350 m2 Geschossfläche SIA 416 22 900 m2 (Wohn- und Gewerbebau), 3050 m2 (Tramhalle) Gebäudevolumen SIA 416 76 230 m3 (Wohn- und Gewerbebau) respektive 66 620 m3 (ohne Untergeschoss), 25 859 m3 (Tramhalle) Bauzeit Januar 2012 – Juli 2014 (total), Januar 2012 – Juli 2014 (Wohn- und Gewerbebau), Januar 2012 – Februar 2014 (Tramhalle) Fotografen Ariel Huber, Lausanne, Martin Stollenwerk, Zürich, und Joël Tettamanti, Lausanne

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Dachaufbau von aussen: Begrünung extensiv 100 mm Vlies Drainage- und Speichermatte 40 mm Wurzelschutzschicht Abdichtung Kunststoffbahn Dämmung 300 mm Dampfsperre Stahlbetondecke 260 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Lattung 80 mm/Dämmung OSB 15 mm Ständer 240 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Aussenputzsystem 15 mm Bodenaufbau Gemeinschaftsraum von oben: Hartbeton geglättet, seidenmatt versiegelt 30 mm Druckverteilplatte in glasfaserbewehrtem Hartbeton 70 mm mit Fussbodenheizung Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Dämmung 20 mm Stahlbetondecke 260 mm

Vertikalschnitte Hof- und Strassenfassade

Bodenaufbau Zimmer 3.–6. OG von oben: Anhydritestrich ins Korn geschliffen, versiegelt 60 mm mit Fussbodenheizung Trennlage Trittschalldämmplatte 20 mm Dämmung 40 mm Stahlbetondecke 260 mm

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Wohnen am Schaffhauserrheinweg, Basel Das neu bebaute Areal liegt an ausserordentlich attraktiver Lage im Basler Wettsteinquartier, direkt am Rhein, ruhig und doch sehr zentrumsnah. Hier entwickelte der Kanton ein qualitativ hochstehendes, quartierverträgliches und investorentaugliches Wohnbauprojekt mit 86 Wohnungen von 2½ bis 6½ Zimmern. Dazu wurde im Jahr 2009 ein anonymer Ideenwettbewerb mit Präqualifikation durchgeführt. Von den 30 teilnehmenden Teams wurde das Projekt RIVA des Basler Büros jessenvollenweider Architektur aufgrund seiner städtebaulichen Qualitäten zur Umsetzung gewählt. Die Realisierung des Bauprojekts nach dem Wegzug des Universitäts-Kinderspitals beider Basel im Januar 2011 übernahm die Sarasin Anlagestiftung SAST als Baurechtsinhaberin des Areals. Das Gebäudeensemble von vier kompakten, zueinander versetzten Solitären mit fünf bis acht Geschossen (Häuser A bis D) spannt einen durchlässigen, parkartigen Freiraum auf und schafft damit ein grünes Pendant zur offenen Blockbebauung des angrenzenden WarteckAreals. Die dreieckigen, abgerundeten Solitäre führen einerseits das Muster der bisherigen Blockrandbebauung fort, indem sie die Fluchten der umgebenden Bebauung aufnehmen, und schaffen andererseits einen zusammenhängenden Raum in der gesamten Blocktiefe vom Rheinufer bis zur Alemannengasse. Der Geschosswohnungstyp stellt bei der Lage und dem städtebaulichen Konzept die logische Konsequenz dar, wobei die Wohnungsgrundrisse den hohen Anforderungen für den Mietund Eigentumsstandard entsprechen. Aufgrund der unterschiedlichen Baukörpergeometrien variieren die Grundrisse und entwickeln sich über einen Hauptwohnraum an attraktivster Stelle bis hinaus auf die Loggia. Daneben gibt es loftartige Wohnungen mit eingezogenen Loggien. Die Loggien selber bilden eine durchlaufende, selbstragende, den Wohnungen vorgelagerte Schicht, die als ‹Filter› dient. Die Tiefe dieses ‹Filters› variiert je nach Ausrichtung der Baukörper und gewährt dem Bewohner zugleich guten Ausblick und Schutz vor Einblick. Die Holzoberflächen der Loggienschicht verleihen den Wohnungsaussenräumen Sinnlichkeit und schaffen eine maximale Aufenthaltsqualität in den Loggien. Davon getrennt ist der Betonrohbau mit Ortbetondecken und tragenden Treppenkernen, der durch seine Spannweiten eine hohe Grundrissflexibilität sicherstellt. Das Tragwerk der Wohnhäuser ist in den Obergeschossen mit Ausnahme der stabilisierenden Kerne in Skelettbauweise konzipiert. Der vertikale Lastabtrag und die Stabilisierung gegenüber Erdbeben und Wind erfolgt über die Kerne, die Wohnungstrennwände sowie wenige Zimmertrennwände. An den äusseren Deckenrändern sind Verbundstützen in die innere Schale der Fassadenelemente integriert. So resultieren Deckenspannweiten von maximal 9 m bei vernünftigen Deckenstärken von bis zu 28 cm. Die vor Ort gefertigten Treppenläufe und Podeste sind von den Treppenwänden mittels entsprechender körperschallisolierender Auflager akustisch abgetrennt. Die Fundation erfolgte als Flachfundierung über Bodenplatten und einzelne Fundamentvertiefungen. Die Holzstützen der Loggienschicht befinden sich bei zwei Gebäuden ausserhalb des Gründungsperimeters der Untergeschosswände. Sie werden im strassenseitigen Bereich mit Hilfe ausbetonierter

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Brunnenringe fundiert und im hofseitigen Bereich durch auskragende Untergeschossdecken abgefangen. Bei den anderen beiden Gebäuden besteht die Erdgeschoss-Loggienzone aus dunkel eingefärbtem Beton, der mit Isokörben an den Rohbau angehängt ist. Hier steht die Holzkonstruktion der Loggien auf dieser Betonkonstruktion. Die massive Skelettstruktur ist mit vorgefertigten Fassadenelementen in Holzständerbauweise umhüllt. Die Lastabtragung dieser Wandelemente erfolgt geschossweise auf die Stahlbetondecke. Die Balkonplatten sind auf der Innenseite linear auf den Holzelementen aufgelegt und auf der Aussenseite in einem Raster von 2,50 m punktuell von Holzstützen aufgelagert. Ihr Aufbau, generell eine Rippenplatte, variiert in Abhängigkeit von der Loggientiefe: Im Eckbereich mit bis zu 3,2 m Tiefe bilden 27 mm starke Furnierschichtholzplatten auf Rippen in Brettschichtholz die Platte aus, bei geringeren Tiefen bis 0,6 m sind OSB-Platten aufbeplankt. Dem konstruktiven Holzschutz wurde in allen Belangen Rechnung getragen. So sind die stärker bewitterten Bauteile wie Stirnbretter einfach und ohne grossen Aufwand auswechselbar. Die Geländer sind in Stahl ausgeführt und lackiert. Die Fassadenelemente dagegen sind von den auskragenden Balkondecken vor Witterung gut geschützt. Bekleidet sind diese von einer geschossweise hinterlüfteten und geschosshohen Holzschalung in Tanne, welche mit einem dunklen Anstrich aus einer lösungsmittelfreien Dünnschicht-Beizlasur mit Aluminiumglimmer behandelt ist. Auch bezüglich Brandschutz war die Überbauung von Beginn her richtig konzipiert. Die Anforderungen an die nichttragenden Fassadenelemente waren mit dem Holzrahmenbau einfach einzuhalten. An die Balkone selbst bestanden keine Anforderungen. Und mit dem eingehaltenen

Situation

Schutzabstand der zwei am nächsten zusammenstehenden Gebäude von mindestens 10 m war auch der Einsatz einer brennbaren Fassadenbekleidung unproblematisch. Für die Montage der vorgelagerten Loggienschicht wurde nach dem Erstellen des Rohbaus das Gerüst abgebaut. Der erneute Aufbau erfolgte dem Baufortschritt folgend entsprechend nach aussen versetzt. Die Loggienschicht wurde geschossweise von unten nach oben montiert, wobei zuerst die Wandelemente auf der Betondecke befestigt wurden und anschliessend die vorgefertigten Balkonplatten in ihre Lage gehoben und in ihren Auflagern verschraubt wurden. Nun konnten die Fenster in den Wandelementen befestigt und schliesslich die weiteren Fassadenarbeiten wie die Verschalungen an den Stirnen der Loggien, die Fensterlaibungsbretter, die Abdichtungen der Loggien, Spenglerarbeiten, Staketengeländer und als letztes der Holzrost fertiggestellt werden. Nach Fertigstellung der Staketengeländer wurde das Gerüst wieder abgebaut. Hinsichtlich Nachhaltigkeit sind die Gebäude auf den Minergie-P-Eco-Standard ausgerichtet. So wird die Wärme für die Raumheizung und das Brauchwarmwasser mit einer Grundwasser-Wärmepumpe pro Haus erzeugt. Das Grundwasser dazu wird zentral über einen Brunnen gefasst; dessen Rückgabe erfolgt über eine drucklose Wasserleitung in den Rhein. Zum Vorwärmen des Brauchwarmwassers sind auf jedem Hausdach Flachkollektoren montiert, wobei deren Flächen unter dem Vorbehalt der Einhaltung der Anforderungen an die Primärenergie nach Minergie-P optimiert wurden. Alle Wohnungen sind mit dezentralen Kleinlüftungsgeräten kontrolliert beund entlüftet. Die Rohre zu den Ein- und Auslässen sind in den Betondecken eingelegt. Die Raumheizung erfolgt durch eine Fussbodenheizung mit Einzelraumregulierung.


Regelgrundriss 1. Obergeschoss

40 m

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Axonometrie

Ort Alemannengasse 22/24, Burgweg 32/34 und Römergasse 4/6, 4058 Basel Bauherrschaft Sarasin Anlagestiftung, Nachhaltige Immobilien Schweiz, Basel Gesamtleitung und Architektur jessenvollenweider, Basel Bauleitung Itten + Brechtbühl AG, Basel Landschaftsarchitekt 4d AG Landschaftsarchitekten, Bern Bauingenieur Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel, und Rothpletz, Lienhard + Cie. AG, Bern Fachkoordination und Sanitäringenieur Gemperle Kussmann GmbH, Basel Elektroingenieur Pro Engineering AG, Basel HLK-Ingenieur und Minergie-P Waldhauser + Hermann AG, Basel Bauphysik Zimmermann + Leuthe AG, Aetigkofen Bauakustik Martin Lienhard, Langenbruck Geologe Dr. Heinrich Jäckli AG, Baden Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 759 m3, Dreischichtplatten 137 m3, Gipsfaserplatten 4264 m2, OSB 122 m3, Bodenrost in Zeder 86 m3, Fassadenschalung in Tanne aus dem Kanton Bern mit Herkunftszeichen Schweizer Holz 210 m3 Baukosten BKP 1–9 CHF 53,7 Mio. davon BKP 214 CHF 4,9 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 7639 m2 Geschossfläche SIA 416 19 400 m2 Gebäudevolumen SIA 416 64 000 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 615.– Bauzeit Juni 2012 – Dezember 2014 Fotograf Philip Heckhausen, Basel

Axonometrien Holzbau

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Bodenaufbau Balkon von oben: Holzrost in Zeder 25 mm Lattung 30 mm Lager 21–73 mm Schalldämmlager 12 mm Bautenschutzmatte 3 mm Abdichtung Dreischichtplatte 22 mm Lattung 22–55 mm Rippenelemente: Furnierschichtholz 27 mm Rippen 120 mm Lattung 20 mm Dreischichtplatte 22 mm, hell lasiert Aufbau Aussenwand in der Geraden von innen: Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm Blechständer 50 mm/ Dämmung 100 mm Dampfbremse OSB 15 mm Ständer 300 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Winddichtung Lattung vertikal 10 mm Lattung horizontal 30 mm Schalung vertikal 22 mm

Fassadenschnitt Loggia

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Aufbau Aussenwand in der Rundung von innen: Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm, gebogen Blechständer 50 mm/ Dämmung 60–120 mm Dampfbremse Dämmung 140 mm OSB 15 mm Ständer 260 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Winddichtung Lattung horizontal 20–80 mm Schalung in Tanne vertikal 22 mm, dunkle Dünnschicht-Beizlasur mit Aluminiumglimmer


Detailschnitt Loggia

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Situation

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Wohnsiedlung Dollikerstrasse, Meilen Die nähere Umgebung des Grundstückes weist eine heterogene Bebauungsstruktur auf. Kleinteilige historische Gebäude kontrastieren mit grossmassstäblichen Industriegebäuden. Der Entwurf verfolgt die Idee, mit einem übertiefen Baukörper eine flächige Anlage zu generieren, welche sich einerseits in den übergeordneten Landschaftsraum einbettet und andererseits mit dem angrenzenden Garten in Dialog tritt. Der Neubau befindet sich im ehemaligen Garten des herrschaftlichen Doktorhauses. Durch das Zusammenspiel von gedrungenen, niedrigen Baukörpern, historischem Hauptgebäude und Gartenraum entsteht am Rande der Kernzone ein prägnantes Ensemble. Die spezifische Konstellation von Grundstückstiefe, Orientierung und Städtebau führt zu einer Gebäudetiefe von mehr als 21m. Charakteristisches Element jeder Wohnung wurde daher der mäandrierende Wohnraum, welcher sich um einen Lichthof windet und über die Loggia in den Gartenraum erstreckt. Die Höfe erlauben spannungsvolle

Sichtbezüge zwischen Loggia, Wohnzimmer und Küche. Die Typologie des Gebäudes und der Wunsch der Bauherrschaft, die Ziele der 2000-Watt-Gesellschaft zu erreichen, legten die Umsetzung der Bauaufgabe als Holzbau nahe. Der Neubau wurde mit Ausnahme der Tiefgarage und der vier Treppenhäuser in Holzbauweise realisiert. Die Stabilisierung des Gebäudes erfolgt über die Treppenhauskerne, an welchen die Dach- und Deckenscheiben angeschlossen sind. Die rund 750 verschiedenen Holzelemente wurden in der Zimmerei vorgefertigt und dann auf der Baustelle zusammengefügt. Die Aussen- und Innenwände bestehen aus einer Holzrahmenkonstruktion, die Wohnungstrennwände dagegen aus einer zweischaligen Tafelbauweise aus grossformatigen Brettsperrholzplatten. Mit dem zweischaligen Wandaufbau wird trotz relativ dünnem Aufbau ein guter Schallschutz erreicht. Das Dach und die Decken sind als Kastenelemente ausgeführt, welche bei den Decken zur Verbesserung des Schallschutzes mit 80 mm Kalksplitt beschwert sind.

Der gestalterische Ausdruck wird im wesentlichen durch die Welleternitverkleidung geprägt. Mit der Einfärbung werden die Farbstimmungen des nahen Sees und der Landschaft aufgegriffen. Entscheidend für die Haltung und die Plazierung des Gebäudes sowie die Gestaltung der Aussenanlage sind die Betonung des Baches als landschaftliches Element sowie das Bild eines ‹Hauses im Garten›, welches für die nähere Umgebung typisch ist. Analog den Wohnhäusern entlang der Seestrasse, welche sich selten direkt zur Strasse wenden, wird das Gebäude in den eigenen Gartenraum eingebettet. Der Garten umfliesst sowohl den Neubau als auch das angrenzende historische Doktorhaus, wobei die Vegetation als Filter zwischen Haus und Strasse wirkt.

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20 m

Längsschnitt

Erdgeschoss

Obergeschoss

Attikageschoss

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Querschnitt

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Dachaufbau von aussen: Substrat 90 mm Vlies Drain- und Speicherschicht 20 mm Wasserdichtung Gefällsdämmung 160–260 mm Dampfsperre Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 160 mm/Dämmung 80 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung mit Federbügel 50 mm Gipskartonplatte 18 mm Deckenaufbau von oben: Parkett 10 mm Zementunterlagsboden 80 mm, mit Bodenheizung Trittschalldämmplatte 20 mm Dämmung 20 mm Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 180 mm/Beschwerung 80 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung mit Federbügel 50 mm Gipskartonplatte 18 mm

Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Lattung 60 mm/Dämmung OSB 18 mm Rippen 140 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 60 mm Windpapier Lattung horizontal 40 mm Welleternitplatte 57 mm Bodenaufbau von oben bei Dachterrasse: Holzrost 25 mm Gefällslattung 63–108 mm Drainagematte 10 mm Wasserdichtung Gefällsdämmung 180–135 mm Dampfsperre OSB 15 mm Massivholzdecke 130 mm Lattung 80 mm/teilweise Dämmung Putzträgerplatte 25 mm Bodenaufbau von oben bei Loggia in OG: Holzrost 25 mm Gefällslattung 60–96 mm Drainagematte 10 mm Wasserdichtung Dreischichtplatte 27 mm Gefällslattung 69–33 mm Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 160 mm/teilweise Dämmung Dreischichtplatte 27 mm, lasiert Lattung 40 mm Putzträgerplatte 25 mm Bodenaufbau von oben bei Loggia in EG: Holzrost 25 mm Gefällslattung 60–126 mm Drainagematte 10 mm Wasserdichtung Gefällsdämmung 62–25 mm Beton 300 mm Dämmung 40 mm

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Ort Dollikerstrasse 1/3/5/7, 8706 Meilen Bauherrschaft Baugenossenschaft Zurlinden, Zürich Architektur neff neumann architekten ag, Zürich Landschaftsarchitektur Studio Vulkan, Zürich Bauingenieur Henauer Gugler, Zürich Bauphysik Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich Holzbau- und Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Zimmerei Diethelm, Meilen Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 175 m3, Bauholz in Buche 2,5 m3, Brettsperrholz 60–140 mm 140 m3, Dreischichtplatten 19–27 mm 5250 m2, OSB 15–18 mm 3300 m2, Holzfaserdämmplatten 60–80 mm 1100 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 14,31 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 13,32 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 3093 m2 Geschossfläche SIA 416 4450 m2 Gebäudevolumen SIA 416 14 450 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 920.– Bauzeit Juli 2012 – Januar 2014 Fotograf Roger Frei, Zürich

Detailschnitt

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Aufstockung SZU-Betriebsgebäude, Zürich Das Betriebs- und Lagergebäude der SihltalZürich-Uetliberg-Bahn (SZU) in Zürich-Giesshubel ist im grossen Massstab erweitert worden. Der zweigeschossige Betonbau blieb als Sockel erhalten und dient nun Bürozwecken. Ein energetisch ungenügender Aufbau aus den achtziger Jahren wurde abgebrochen; an seiner Stelle erhebt sich neu ein viergeschossiger Holzbau, der 24 Wohnungen umfasst. Das Areal bei der Haltestelle Giesshübel bildete eine klassische Industriebrache. Es war ehemals als Kiesgrube, ab Eröffnung der Sihltalbahn (1892) als deren Heimbahnhof und Umschlagplatz, schliesslich nur noch als Parkplatz genutzt worden. Bebaut war es einzig mit dem ehemaligen Wärterhaus und dem Lager- und Betriebsgebäude der SZU. Mit der Umnutzung und Aufstockung des be-

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stehenden Betriebsgebäudes wird der Ort vom konstituierenden Element her entwickelt und zusammen mit zwei neuen Baukörpern verdichtet. Das markante Boarding House fasst die Überbauung Richtung Sihlhochstrasse (Osten) und markiert gleichzeitig den Ort gegenüber der Umgebung. Eine grosszügige und elegante Passage vermittelt zwischen aussen und innen. Ein dritter Baukörper mäandriert zwischen Betriebsgebäude, Gleisanlagen und Nachbarbebauung. Der zweifach geknickte Wohnmäander scheidet zwei Zonen aus, welche wiederum über einen grosszügigen Durchgang im Erdgeschoss miteinander verbunden sind: Zwischen Wohnmäander und Bestand entsteht ein gegen Westen offener, durchgrünter Parkraum mit Kinderspielplatz und Sicht auf den Üetliberg. Auf der anderen Seite, zwischen den drei Bauten, wird

ein dichter, urbaner Ort aufgespannt; der Wolframplatz, der gleichzeitig Adresse, Erschliessungsraum, Bahnhofvorplatz und Wohnhof ist. Die drei unterschiedlich ausgebildeten Gebäude prägen den neuen Ort und verstärken den heterogen Charakter des Ortes – zwischen Gleisfeld im Norden und Osten, Bebauung aus dem 19. Jahrhundert im Süden und Sihlhochstrasse im Westen. Kein einheitliches, durchgestyltes Ensemble, sondern ein Stück Stadt, dicht, urban und lebendig. Das zweigeschossige Betriebs- und Lagergebäude der SZU von 1962 blieb im Sockelbereich erhalten. Ein energetisch und ästhetisch schwacher Aufbau aus den achtziger Jahren wurde rückgebaut; die wichtigen Relaisanlagen für die Steuerung von Signalen und Weichen im Tiefparterre blieben bestehen. Im Erd- und ersten Obergeschoss befinden sich neu Büro-


räumlichkeiten und die Leitstelle der SZU. Auf den bestehenden Betonsockel wurde ein viergeschossiger, vorfabrizierter Holzbau gestellt, der mit durchgesteckten Wohnungen bespielt wird. Die ab dem zweiten Obergeschoss situierten Wohnungen profitieren dank dem Gleisfeld auf der einen Seite von Weitsicht auf den Üetliberg und von Abendsonne; auf der anderen Seite wird der durchgesteckte Raum auch morgens schon besonnt und nimmt am städtischen Treiben auf dem neuen Platz teil. Die Aufstockung in Holz hat zum einen statische Gründe, zum anderen senkt sie den Anteil grauer Energie deutlich. Das Tragwerk im Sockel gab die Struktur der Aufstockung vor. Die Unterzüge des Umschlagsgebäudes sind in einem Achsmass von 5 m angeordnet. Diesen Rhythmus übernimmt der Aufbau, dessen zentrale Konstruktionselemente über das Gebäude

hinausragende Brettschichtholzträger mit Querschnitten von 180 x 540 mm in einem Raster von 5 m sind. An ihnen sind die Deckenplatten und Balkone befestigt. Für die Wände werden Elemente in Rahmenbauweise verwendet; die Decken sind als Hohlkastenelement ausgebildet. Beide Teile – der Sockel und die Aufstockung – werden mit einer neuen wärmedämmenden Hülle überspannt und so zu einem Ganzen verschliffen. Die Erschliessung erfolgt sowohl für die Büros als auch für das Wohnen über die charakteristische Rampe auf dem Hochparterre. Von der Rampe führen drei neue Lifte direkt in die Wohnungen. Die Fluchttreppenhäuser sind zur Steigerung der Flächeneffizienz aus dem beheizten Volumen herausgenommen.

Situation

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Querschnitt

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Längsschnitt

Erdgeschoss

Regelgeschoss

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Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Anhydritunterlagsboden 55 mm Trittschalldämmplatte 20 mm Gartenplatten 40 mm Trennlage Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 220 mm/Dämmung 60 mm Dreischichtplatte 27 mm Lattung mit Federbügeln befestigt/ Dämmung 40 mm Gipsfaserplatte 2 x 12,5 mm Aufbau Wohnungstrennwand: Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm Blechständer 50 mm/Dämmung Gipsfaserplatte 15 mm Dreischichtplatte 42 mm, aufgeklebt Ständer 150 mm/Dämmung Dreischichtplatte 42 mm, aufgeklebt Gipsfaserplatte 15 mm Blechständer 50 mm/Dämmung Gipskartonplatte 2 x 12,5 mm Die Rahmen sind mit Trägern in Brettschichtholz von 180 x 540 mm und Stützen in Brettschichtholz oder Stahl ausgeführt, welche beidseitig mit 42 mm starker, aufgeklebter Dreischichtplatte beplankt sind.

Detailschnitte Tragachsen

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Ort Wolframplatz 20–22, 8045 Zürich Bauherrschaft Sihltal Zürich Uetliberg Bahn SZU AG, Zürich Bauherrenberater Jean-Paul Jäger von Jäger Partner AG, Zürich, und Marcel Schweizer von Schweizer Steimen AG, Zürich Totalunternehmer Unirenova, Zürich Architektur Burkhalter Sumi Architekten GmbH, Zürich; Projektleitung: Steffen Sperle; Mitarbeit: Célia Rodrigues Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer AG, Zürich Haustechnik Getec Zürich AG, Zürich Elektroplanung Schmidiger + Rosasco AG, Zürich Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Landschaftsarchitektur Klötzli Friedli Landschaftsarchitekten AG, Bern Brandschutz- und Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Hector Egger Holzbau AG, Langenthal (Holzbau), Fenster nauer AG, Samstagern (Holz-Metall-Fenster), Bantli AG, Regensdorf (Küchen und Garderoben fürs Büro, Türen, Schränke, Regale), Scheuermann AG, Goldach (Parkett), und Hans Eisenring AG, Volketswil (Küchen und Garderoben fürs Wohnen) Materialien Brettschichtholz und Balkenschichtholz 705 m3, diverse Holzwerkstoffplatten 23 730 m2 Baukosten BKP 1–6 CHF 14,062 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 10,42 Mio. davon BKP 214 CHF 1,98 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 2123 m2 (inklusive Perron) Gebäudegrundfläche SIA 416 891m2 Geschossfläche SIA 416 5127 m2 (total), 1597 m2 (Büro), 2824 m2 (Wohnen) Hauptnutzfläche SIA 416 3274 m2 (total), 1136 m2 (Büro), 2176 m2 (Wohnen) Gebäudevolumen SIA 416 18 243 m3 (total), 6284 m3 (Büro), 8698 m3 (Wohnen) Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 570.– Bauzeit November 2011– März 2013 Fotografie Georg Aerni, Zürich, und Burkhalter Sumi Architekten GmbH, Zürich

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Reihenhaussiedlung Geissweg, Untersiggenthal In der Flussebene, wo die Limmat das Dorf Turgi umschlauft, reihen sich schnurgerade die 13 exakt nach Süden orientierten Einfamilienhäuser der Siedlung Geissweg auf. In gebührendem Abstand vom Flussübergang und von der Kantonsstrasse bieten sie dank prächtiger Weitsicht viel Wohnqualität. Kristallisationspunkt des Projekts war, dass ein rund 4100 m2 grosses Grundstück zum Verkauf stand. Die Parzelle von langer Form und idealer Bautiefe bildet den Abschluss einer zweigeschossigen Wohnzone, welche sich nordwärts zum Siggenthaler Hang hinauf entwickelt. Rückseitig erschlossen durch den Geissweg und frontseitig geöffnet zur sonnenseitigen, unverbaubaren Landwirtschaftszone, bot es dem Kaufinteressenten eine vorzügliche Lage zur Realisierung einer familienfreundlichen Wohnsiedlung. Eine örtliche Holzbauunternehmung erwarb das Areal und liess darauf ein etappierbares Bauprojekt entwerfen in der Absicht, die Einheiten anschliessend zu verkaufen. Das Konzept bestand aus einer Bündelung von

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3 x 3 und 1x 4 Reihenhäusern. In einem der so entstandenen Zwischenräume wurden unter Terrain zwei Heizzentralen erstellt, welche nach beiden Seiten Wärme aus Pellets liefern. Ein wesentlicher Entwurfsparameter war die Nähe zur Limmat, denn das Grundstück liegt in der Hochwasser-Gefahrenzone. Dies bedingte für den Objektschutz die Ausbildung einer weissen Wanne unter allseitiger Flächenabdichtung mittels Bentonit und Polyethylenfolie. Lichtschächte im Untergeschoss mussten entfallen, und die Erdgeschosskote wurde auf +25 cm über dem gewachsenen Terrain angesetzt. Selbstverständlich wollte die Zimmermannsunternehmung als Investor einen Holzbau erstellen. Der Betrieb führt aber auch eine Schreinerei und baut Küchen. Alle Bereiche sollten möglichst viel Eigenleistung für das Projekt erbringen, und zwar dann, wenn sich ein zusätzlicher Auslastungsbedarf in der Firma abzeichnete. Somit war die Materialisierung innen wie aussen stark vorgegeben, was aber der Gestaltung in keiner Weise Abbruch tat. Die Auslegung auf vier Häusergruppen lässt

Zwischenräume offen und eröffnet Durchblicke, auch für die unmittelbare, dahinterliegende Nachbarschaft. Der zweigeschossigen Häuserreihe sind partiell Attikageschosse aufgesetzt. Ihre Lage folgt dem Zufall, denn jede Käuferschaft hatte ein Kontingent an Attikafläche zur Verfügung, die sie nicht, teilweise oder vollständig ausschöpfen konnte. Rund zwei Drittel der Käufer nutzten diese Option. Im übrigen sind die Haussegmente rational und entsprechend ökonomisch strukturiert. Der Hausreihe vorgelagert sind die Erschliessungshöfe. Sie dienen im gedeckten Bereich als Autounterstand. Auf der nach oben offenen Seite sind sie mit Holzpalisaden gefasst und werden zum Aussenzimmer der angrenzenden Küche. Die offene Grundrissdisposition erlaubt die Durchsicht in der ganzen Haustiefe, durch das Wohnzimmer und über die Terrasse mit Holzrost hinweg und darüber hinaus in die Weite. Die Treppe nach oben führt ins Nachtgeschoss mit drei Zimmern und einem offenen Arbeitsplatz. Von der Attika-Terrasse geht der Blick in die Ferne.


Auch die Umgebungsarbeiten sind ein Ergebnis aus den Rahmenbedingungen des Hochwasserschutzes. Die Bodenkonstellation erlaubt keine Versickerung. Alles auf den Dächern und Belagsflächen anfallende Niederschlagswasser wird in Retentionsmulden gesammelt und dort über begrünte Bodenschichten wieder dem Grundwasser zugeführt. Dieses Entwässerungskonzept ist gestalterisch in anspruchsvoller Weise umgesetzt: In Betonschalen gesammeltes Wasser wird, zwischen zwei Hecken gebettet, auf der gesamten Länge der Siedlung an der Grenze zur Landwirtschaftszone entlanggeführt. Die Fassadenhaut mit der flaschengrün gestrichenen Schalung in Fichte/Tanne steht in einem spannungsvollen Dialog mit den zurückversetzten und eingezogenen maisgelben Oberflächen. 16 Winterlinden auf der Nordseite und von Hecken abgeschirmte Terrassen auf der Südseite betten die minergiezertifizierte Siedlung würdig, aber zurückhaltend in die Flusslandschaft ein.

Situation

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Querschnitt

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Erdgeschoss

Obergeschoss

Attika

10 m

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Dachaufbau von aussen: Kies 50 mm Wasserdichtung Dämmung 90 mm Gefällsdämmung 20–100 mm Dampfbremse Kastenelement: OSB-4 22 mm Rippen 200 mm/Dämmung 100 mm Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Terrassendach von aussen: Holzrost in Eiche 30 mm Lattung in Eiche 30 mm Kies 30 mm Wasserdichtung Dämmung 90 mm Gefällsdämmung 20–100 mm Dampfbremse Kastenelement: OSB-4 22 mm Rippen 200 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Deckenaufbau von oben: Riemenboden in Fichte/Tanne Trittschalldämmung 10 mm Rohspundschalung 27 mm Lattung 120 mm/Dämmung Kastenelement: OSB-4 22 mm Rippen 200 mm Dreischichtplatte 27 mm Aufbau Aussenwand von innen: Sperrholz in Fichte 9 mm OSB-4 22 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 220 mm/Dämmung Diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm Lattung 30 mm Schalung mit Deckleisten in Fichte, sägeroh 20 mm Aufbau Decke über Auskragung von oben: Bodenbelag Trittschalldämmung 10 mm Rohspundschalung 27 mm Lattung 120 mm/Dämmung Kastenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 200 mm/Dämmung Dreischichtplatte 27 mm Lattung 100 mm/Dämmung Schutzschicht Lattung und Untersicht

Fassadenschnitt

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Aufbau Decke über UG von oben: Anhydrit, natur 60 mm Trennlage Trittschalldämmung 20 mm Dämmung 80 mm Stahlbeton 250 mm


Ort Geissweg 1–7, 5417 Untersiggenthal Bauherrschaft Peterhans, Schibli & Cie AG, Fislisbach Architektur und Bauleitung BEM Architekten AG, Baden Bauingenieur HKP Bauingenieure AG, Baden Elektroingenieur Möckel Günter Elektro AG, Würenlos HLS-Ingenieur Wittwer Krebs, Brugg Bauphysik Weber Energie und Bauphysik AG, Bern Landschaftsarchitekt Tremp Landschaftsarchitekten, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Peterhans, Schibli & Cie AG, Fislisbach (Holzbau, Türen, Schreinerarbeiten), und Sägesser Fenster AG, Aarwangen (Fensterbau) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 219 m3, OSB 111m3, Dreischichtplatten 90 m3, Furnierschichtholz 14 m3, Spanplatten 59 m3, diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 7 m3, Lattungen 5 m3, Fassadenschalung 37 m3 Baukosten BKP 1–9 CHF 8,98 Mio. Baukosten BKP 214 CHF 2,48 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 4102 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 933 m2 Geschossfläche SIA 416 3135 m2 Gebäudevolumen SIA 416 10100 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 790.– Bauzeit Januar 2010 – Mai 2013 (in Etappen) Fotograf René Rötheli, Baden

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Wohnhaus Trottenstrasse, Ennetbaden Das elegant auftretende schwarze Mehrfamilienhaus in Ennetbaden bietet in drei grossen und einer kleinen Wohnung Platz für eine generationenübergreifende Hauseigentümergemeinschaft. Es verbindet gemeinsam nutzbare Aussenräume mit Privatheit und Gestaltungsfreiheit für die Bewohner. Die Parzelle von 945 m2 befand sich im Eigentum der Gemeinde Ennetbaden. Weil das Grundstück isoliert von den restlichen kommunalen Nutzungen war, beschloss die Gemeinde den Verkauf. Allerdings sollte nicht einfach der Meistbietende den Zuschlag erhalten, sondern die Gemeinde definierte dafür bestimmte Kriterien. So waren mindestens zwei gemeinsame Käufer gefragt, und das Angebot zu einem minimal festgelegten Kaufpreis war bindend, allerdings wurde dieser nur zu 30 % gewichtet.

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Zudem war ein bauliches Konzept gefragt, um die von den Bewerbern vorgebrachten Absichten hinsichtlich Wohnqualität und sozialem Zusammenhalt zu illustrieren. Den Zuschlag unter zehn Antragsstellern erhielten die heutigen Bewohner, welche alle im Ort bereits stark verwurzelt waren und sich als generationenübergreifende Hauseigentümergemeinschaft vorstellten. Die vier Käufergemeinschaften konkretisierten in der Folge ihre individuellen Bedürfnisse hinsichtlich Wohnform und Flächenanspruch, aber auch mit Blick auf die Familienplanung. Daraus entwickelte sich ein Projekt, das ebenso Wert legt auf gemeinsam nutzbare Aussenräume wie auf individuelle Bedürfnisse wie Privatheit und Gestaltungsfreiheit. Das schwarze Haus präsentiert sich in einer Volumetrie, welche die drei grossen Wohnein-

heiten in einer Höhenstaffelung, dem Verlauf des Geländes folgend, lesbar macht. Eine vierte, kleine Wohnung liegt im Sockelgeschoss und öffnet sich zum Gemeinschaftsgarten. Bei Bedarf kann diese Kleinwohnung auch einer der beiden darüberliegenden Grosswohnungen via Kellertreppe zugeschaltet werden und sozusagen als Stöckli mit internem Zugang dienen. Der Zugang zu den drei Hauptwohnungen erfolgt von der Trottenstrasse her über leicht voneinander abgesetzte, dem Strassengefälle folgende Eingangsniveaus. Der überdeckte Hauseingang führt in das Schlafzimmergeschoss mit je drei Zimmern und einem vorgelagerten, durchlaufenden Balkon. Über die gewendelte Treppe steigt man ins Taggeschoss. Die Küche und das Esszimmer liegen zur Strassenseite; der Wohnraum entwickelt sich konisch verlaufend zur Südfront und lässt das Terras-


sendeck tief in das Obergeschossvolumen dringen. So verzahnen sich Aussen- und Innenraum und lassen vielseitige Blickkontakte zu. Die Terrassen sind zuvorderst miteinander verbunden. Ein hochgeklappter Geländerstab signalisiert, dass nachbarschaftlicher Kontakt willkommen ist. Die innere Materialisierung der einzelnen Wohneinheiten ist je verschieden und folgt den gestalterischen Wünschen der Bewohner. Im Kontrast dazu steht die Einheitlichkeit der äusseren Erscheinung. Die Aussenhaut besteht aus einer stehenden Schalung in Fichte/Tanne mit einem dunklen, deckenden Anstrich. Die in den Hauskörper eindringenden Oberflächen sind weiss gestrichen. Die Vorbilder für dieses Farbkonzept sind in Schweden zu finden, wo Leibungen und Untersichten traditionell derart bemalt wurden. Der Farbkontrast

erzeugt zugleich Spannung und Einheit für das Haus als Ganzes. Eine gemeinsame technische Infrastruktur mit den Kellern ist bergseitig hinter dem Gartengeschoss eingebaut. Diese Nutzungsräume sind konstruktionsbedingt betoniert. Sie bilden mit der Bodenplatte die statische Grundlage für den darüber aufgerichteten Holzbau. Mittels Pelletsheizung wird die Wärme erzeugt. Diese und weitere technisch-konstruktive Massnahmen wie etwa eine kontrollierte Lüftung entsprechen der ursprünglichen Forderung nach einer MinergieEco-Zertifizierung.

Situation

Ort Trottenstrasse 2, 5408 Ennetbaden Bauherrschaft STWEG Trottenstrasse, Ennetbaden Architektur und Bauleitung BEM Architekten AG, Baden Bauingenieur HKP Bauingenieure AG, Baden Elektroingenieur Möckel Günter Elektro AG, Würenlos HLS-Ingenieur Wittwer Krebs, Brugg Landschaftsarchitekt Tremp Landschaftsarchitekten, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Schaerholzbau AG, Altbüron (Holzbau, Fensterbau), und Peterhans, Schibli & Cie AG, Fislisbach (Schreinerarbeiten, Türen) Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 42 m3, OSB 3 m3, Dreischichtplatten 18 m3, diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 3 m3, Lattungen 3 m3, Fassadenschalung 12 m3 Baukosten BKP 1–9 CHF 2,65 Mio. Baukosten BKP 214 CHF 0,37 Mio. Grundstücksfläche SIA 416 945 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 296 m2 Geschossfläche SIA 416 761m2 Gebäudevolumen SIA 416 2600 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 930.– Bauzeit Oktober 2011– Oktober 2012 Fotograf Roger Frei, Zürich

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Längsschnitt

Untergeschoss

Erdgeschoss

Attika

250

20 m


Querschnitt

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Dachaufbau von aussen: Schutzschicht 50 mm Wasserdichtung Gefällsdämmung 20–80 mm Dämmung 40 mm Dampfbremse Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 240 mm/Dämmung Klimamembran Lattung 35 mm Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Terrassendach von aussen: Holzrost in Lärche 26 mm Holzlattung in Lärche 60 mm Ausgleichsunterlage Wasserdichtung Gefällsdämmung 20–60 mm Dämmung 40 mm Dampfbremse Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 240 mm/Dämmung Klimamembran Abhängekonstruktion 150 mm Gipsfaserplatte 15 mm Deckenaufbau von oben: Bodenbelag Anhydritboden 50 mm Trennlage Trittschalldämmung 40 mm Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 240 mm Abhängekonstruktion 150 mm Gipsfaserplatte 15 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm OSB 15 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 220 mm/Dämmung Diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatte 15 mm Lattung vertikal 20 mm Lattung horizontal 20 mm Schalung in Fichte/Tanne, sägeroh 25 mm Fassadenschnitt

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Zweifamilienhaus in Ebikon Das Gebäude befindet sich auf einem schmalen, ausgesetzten Grundstück direkt am Übergang vom dispers gewachsenen Siedlungskörper der Gemeinde Ebikon zum durchgrünten Naturschutzgebiet des Rotsees und bildet das Heim von zwei jungen Familien. In Materialisierung und formaler Ausbildung sucht das Haus bewusst die Nähe und den Bezug zu den sonnengeschwärzten Chaletbauten im sogenannten Schweizerhaus-Stil, welche – zu Beginn des 20. Jahrhunderts entstanden – die nähere Umgebung prägen und den Charakter des Quartiers massgebend bestimmen. Das Zweifamilienhaus kokettiert in der räumlichen Disposition bewusst mit althergebrachten

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Wohnmustern, die durch gezielte Massnahmen neu ausgelegt werden. So weist das Gebäude keine traditionelle Schichtung oder Nebeneinanderschaltung der beiden Wohneinheiten auf, sondern operiert mit einer räumlichen Überkreuzung im Schnitt, was letztlich dazu führt, dass beide Familien ‹ihr› Haus als identitätsstiftendes Moment – über zwei Geschosse verteilt – allseitig bewohnen können. Jedes Geschoss weist eigene räumliche Charakteristiken auf, die in der vertikalen Verknüpfung zu spannungsvollen, funktional differenzierten Raumfolgen führen und eine in hohem Masse individualisierte Bespielung der Räumlichkeiten ermöglichen. Im Eingangsgeschoss befinden sich talseitig orientierte Gäste- und

Büroräume. Im umlaufend befensterten Wohngeschoss sind die Wohn- und Essräume mit direktem Gartenbezug angeordnet, während sich im Obergeschoss die introvertierten, individuellen Zimmereinheiten befinden. Die erdberührten Bauteile sind in konventioneller Mischbauweise erstellt und bilden eine tischartig auskragende Basis für den statisch ambitionierten und konsequent nach zeitgemässen Gesichtspunkten konstruierten Holzbau der oberen beiden Wohngeschosse. Das traditonell konstruierte Dach mit KupferblechEindeckung weist eine dem Habitus und der Lage des Gebäudes entsprechende subtile Expressivität auf.


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Querschnitt

Längsschnitt

10 m

Eingangsgeschoss

Wohngeschoss

Obergeschoss

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Fachwerke in Brettschichtholz stabilisieren entlang den Fassaden das Gebäude. An den Unterzßgen mit Querschnitten von 180 x 740 mm sind die 201mm starken Brettsperrholzplatten der Decken aufgehängt. Die verkleidete Unterseite bildet die Fensterleibung aus, die verkleidete Oberseite die Fensterbank.

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Ort Kaspar-Kopp-Strasse 22, 6030 Ebikon Architektur Edelmann Krell Architekten, Zürich Bauingenieur EWP Bucher Dillier AG, Luzern Bauphysik BAKUS Bauphysik und Akustik GmbH, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Tschopp Holzbau AG, Hochdorf Materialien Vollholz, Balkenschichtholz und Brettschichtholz 54 m3, Brettsperrholz 89 m3, Dreischichtplatten 19 mm 118 m2, 27 mm 702 m2 und 42 mm 63 m2, Holzfaserdämmplatten 35 mm 303 m2 und 60 mm 185 m2, diffusionsoffene, mitteldichte Holzfaserplatten 16 mm 83 m2, Lattungen 5 m3, Fassadenschalung 25 mm 212 m2, Täfer 15 mm 152 m2 Baujahr 2015 Fotograf Roger Frei, Zürich

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Dachaufbau auf ein Wohnhaus in Meilen Das bestehende Einfamilienhaus wurde 1966 erbaut und ist seitdem bewohnt. Das Grundstück liegt am Ende der Eichholzstrasse, direkt angrenzend an die Landwirtschaftszone. Dank der Lage hoch oben am Hang geniesst man vom Grundstück aus einen einmaligen Blick über den Zürichsee und in die Berge. Das bestehende Haus in Massivbauweise nimmt die Hangtopografie auf und staffelt sich in den Berg hinein. Eine vorgelagerte Terrasse mit Pergolafassung zeichnet das ansonsten schlicht gehaltene Grundvolumen aus. Der Grundkörper sollte um eine Attikaetage ergänzt werden, um der kinderreichen Familie mehr Wohnraum zu bieten. Das originale Haus von 1966 war so konstruiert, dass eigentlich kein Aufbau möglich war. Mit der Wahl von Holz als Baumaterial konnte

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Gewicht eingespart werden, so dass eine komplexe Abtragung der Lasten durch das Haus nicht notwendig war. Mit Holz als konstruktivem Element liess sich der Eingriff in den Bestand minimieren. In Beton wurden nur wenige tragende Elemente im Kern ausgeführt, darauf wurde eine filigrane Holzkonstruktion gesetzt. Der pavillonartige Aufbau führt architektonische Themen des Bestandes weiter. So wird der mäandrierende Glasaufbau um ein raumhaltiges Dach ergänzt, welches sich durch weit ausladende Bügelkonstruktionen über die Grundform des Hauses dehnt. Der fliessende Grossraum wird dadurch optisch über die Gebäudekante weitergeführt. Massive Raumkörper, die Funktionsbereiche wie Bad, Küche und Vertikalerschliessung beinhalten, gliedern den Grossraum weiter und bilden einen räumlich-materiellen Kontrast zur offenen Leicht-

baukonstruktion von Dach und Fassade. Die schlichte Erscheinung des bestehenden Hauses führte zu einer zurückhaltenden Umsetzung des Aufbaus. Die konstruktiven Elemente sind mit weiss beschichteten Aluminiumplatten verkleidet und scheinen dadurch mit der Massivkonstruktion des bestehenden Körpers zu verschmelzen. Holzrahmen werden dunkel gehalten. Der schlichten Farbigkeit des Äusseren steht die vielschichtige Erscheinung des Innenraums gegenüber. So sind die Raumkörper in Ortbeton ausgeführt; die darauf aufgesetzte Holzstruktur ist weiss lasiert. Zur Auskleidung der ‹Räumlinge› wurde japanisches Hinokiholz verwendet. Der hell gegossene Terrazzobelag steht im Dialog mit dem Dach, zeichnet das Raumkontinuum aus und verleiht dem Aufbau eine ungewohnte Grosszügigkeit.


Situation

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Grundriss

Axonometrie

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10 m


Längsschnitt

Querschnitt

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Ort 8706 Meilen Architektur Buchner Bründler Architekten AG, Basel; Partner: Daniel Buchner und Andreas Bründler; assoziierter Partner: Bülend Yigin; Projektleiter: Peter Beutler Gesamtleitung Dietz GmbH, Uetikon am See Bauingenieur Blöchlinger Partner AG, Küsnacht Bauphysik Gartenmann Engineering AG, Basel Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Walter Kälin Holzbau AG, Hinwil (Holzbau), Hunziker Schreinerei AG, Schöftland (Fenster), Scherrer Metec AG, Zürich (Fassade, Spengler Dachrand), und Frommelt AG, Stäfa (allgemeine Schreinerarbeiten) Materialien Brettschichtholz und Balkenschichtholz 27 m3, OSB 15 mm 150 m2, Dreischichtplatten 240 m2 Grundstücksfläche SIA 416 971 m2 Bebaute Fläche SIA 416 200 m2 Geschossfläche SIA 416 508 m2 (total), 361 m2 (Bestand), 147 m2 (Aufstockung) Gebäudevolumen SIA 416 1623 m3 Bauzeit August 2013 – Februar 2014 Fotograf Ruedi Walti, Basel

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Detailschnitte der Unterzüge zum Dachrand: Die Unterzüge in Brettschichtholz von 180 x 520 mm sind innen strukturgebend in der Dachfläche und aussen als Bügelkonstruktion erkennbar. Die Anschlüsse der Dachrandträger sind nach Situation unterschiedlich ausgeführt. Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung Vlies Abdichtung Gefällsdämmung Dampfbremse OSB-3 15 mm Rippen 240 mm/Dämmung 100 mm Lattung 30 mm Dreischichtplatte 27 mm Detailschnitte

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Ort Schwirrenmattweg 13/15/17, 5034 Suhr Bauherrschaft und Investor Schmitter Architektur AG, Aarau Architektur und Bauleitung Schmitter Architektur AG, Aarau Bauingenieur Healy & Partner, Aarau Haustechnik Vorburger AG, Aarau Rohr Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbau Hector Egger Holzbau AG, Langenthal Materialien Balkenschichtholz und Brettschichtholz 84 m3, Brettsperrholz 160 mm 77 m2, Bauhölzer in Douglasie 7,3 m3, Dreischichtplatten 27 mm 685 m2 und 40 mm 50 m2, OSB 15 mm 515 m2, Holzfaserdämmplatten 35 mm 259 m2, Gipsfaserplatten 15 mm 1268 m2 Baukosten BKP 2 CHF 2,95 Mio. inkl. Mwst. davon BKP 214 CHF 0,45 Mio. inkl. Mwst. Grundstücksfläche SIA 416 1390 m2 Gebäudegrundfläche SIA 416 516 m2 Geschossfläche SIA 416 1180 m2 Gebäudevolumen SIA 416 3730 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 790.– Bauzeit März 2013 – April 2014 Fotografie Schmitter Architektur AG, Aarau

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Einfamilienhaussiedlung Schwirrenmattweg, Suhr Die neue Siedlung bildet den Abschluss des bestehenden Quartiers zur angrenzenden Landwirtschaftszone mit weiträumigem Obsthain. Trotz baulicher Verdichtung bleibt die Autonomie der Häuser gewährleistet. Eine naturnahe Umgebungsgestaltung stiftet im Aussenraum Identität und stellt den Bezug zum Baumbestand der Umgebung her. Die Disposition der Häuser entwickelt sich aus der Grundstücksgeometrie heraus. Durch trapezförmige Baukörper mit schräg verlaufenden Hauptfassaden entstehen auf der Gartenseite optimal besonnte Sitzplätze mit der gewünschten Privatsphäre. Grosszügige Vordächer bieten wettergeschützte Vorzonen und schliessen die Siedlung zu einer Einheit zusammen. Jedes Haus weist einen gedeckten Zugang und eine

Doppelgarage auf. Vom Hauseingang gelangt man in den Korridor mit dem Treppenhaus, einem Abstellraum und grösszügig angelegten Einbauschränken. Südseitig finden sich der Wohn- und Essbereich sowie die offene Küche. Hier erzeugen raumhohe Fenster lichtdurchflutete Innenräume, bieten freien Blick ins Grüne und unterstützen die passive Wärmegewinnung. Im Obergeschoss liegen vier Zimmer mit Vorzonen und ein Badezimmer. Das Untergeschoss ist voll unterkellert und weist grosszügige Platzverhältnisse für verschiedene Nutzungen auf. Im Sinne einer nachhaltigen Bauweise, aber auch ökonomisch motiviert durch die Effizienz in Planung und Ausführung im Holzbau sind die Häuser über dem Untergeschoss in Holzrahmenbauweise ausgeführt. Die einzelnen Wohneinheiten sind durch Brandmauern brand-

schutztechnisch getrennt. Dächer und Decken bauen auf einer Balkenlage mit einer Beplankung in Dreischichtplatten auf. Die Dächer sind begrünt und für die Installation einer Fotovoltaikanlage vorbereitet. Die kompakten Volumen schaffen ideale Bedingungen für den Minergie-Standard und die Holzbauweise, die zudem innen für ein behagliches Wohnklima und aussen für ein haptisches Erleben sorgen. Wärmeerzeugung und Wasseraufbereitung funktionieren über Erdsonden-Wärmepumpen, während die Wärmeverteilung über die Bodenheizung erfolgt. Alle Häuser sind mit einer kontrollierten Lüftung ausgestattet, deren Rohre in der heruntergehängten Decke montiert sind.

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Obergeschoss

Erdgeschoss

Untergeschoss

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20 m


Querschnitt

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Dachaufbau von aussen: Extensive Begrünung 80 mm Drainagematte Flachdachabdichtung Dämmung 240 mm Dampfsperre Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 340 mm Lattung 30 mm, abgehängt 100 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm Aufbau Aussenwand von innen: Gipsfaserplatte 15 mm Lattung 60 mm/Dämmung OSB 15 mm, luftdicht abgeklebt Ständer 220 mm/Dämmung Holzfaserdämmplatte 35 mm Fassadenbahn Lattung horizontal 15 mm Lattung vertikal 30 mm Holzschalung 20 mm Deckenaufbau von oben: Bodenbelag 20 mm Zementunterlagsboden 80 mm Trennlage Dämmung 2 x 20 mm Rippenelement: Dreischichtplatte 27 mm Rippen 240 mm Lattung 30 mm, abgehängt 100 mm Gipsfaserplatte 12,5 mm

Fassadenschnitt

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Ferienhaus in Zinal Hemmi Fayet Architekten haben in Zinal ein Ferienhaus mit 5½ Zimmern gebaut. Das Chalet lehnt sich auf den ersten Blick an die regionale Bautradition an. Im Detail betrachtet, scheint es jedoch im Kontrast zu den umgebenden Häusern zu stehen. Die Architekten entwickelten das Chalet von innen heraus. Dabei steht die Position der Betten in den beiden Schlafzimmern im Obergeschoss im Zentrum, von welchen aus man zum Gipfel des Besso oder ins Tal hinunter sieht. Damit die Aussicht optimal passt, verlaufen die Trennwände zum dazugehörenden Bad leicht schräg. Ein trapezförmiger Korridor zieht sich über die gesamte Haustiefe und trägt das Licht ins Innere. Seine Form und die

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als farbige Körper in den Korridor ragenden Wandschränke ermöglichen die Vergrösserung der beiden Schlafzimmer. Zudem unterteilt der Korridor das Obergeschoss für zwei Parteien, die das Ferienhaus gemeinsam nutzen. Jeder Partei stehen so zwei Zimmer und ein eigenes Bad zu Verfügung, was neben dem Gemeinsamen im Erdgeschoss auch eine gewisse Privatheit im Obergeschoss ermöglicht. Das gesamte Gebäude besteht ab der betonierten Fundamentplatte aus vorgefertigten Holzelementen. Das Sparren-Pfetten-Dach stammt aus der regionalen Bautradition. Zwar kragen die Trauf- und Ortgänge gegenüber den umliegenden Gebäuden weniger aus, dafür konnten auch mit den strengeren Bemessungsvorschriften die Balkenquerschnitte auf dem

traditionellen Mass beibehalten werden. Auch die dunkle Holzfassade wurde der regionalen Bautradition entnommen. Durch die über Jahre andauernde Bewitterung des Holzes haben die traditionellen Bauten eine sehr dunkle Patina. Die horizontale Gliederung leitet sich von den früher bei Walliser Bauernhäusern üblichen Laubengängen mit horizontaler Trocknungsstangen für Wäsche und Dörrobst ab. Im Erdgeschoss wird ein massiver Sockel imitiert, vor dem Scheite kunstvoll gestapelt sind. Der Zugriff auf dieses Cheminée-Holz erfolgt direkt von innen durchs Fenster. Dank Vorfertigung in Holzbauweise konnte das neue Ferienhaus in nur gerade zwei Tagen montiert werden.


Ort Pralonzet, 3961 Zinal Bauherrschaft Brigit Hemmi, Männedorf Architektur Hemmi Fayet Architekten, Zürich Holzbauingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzarbeiten Gebrüder Wilk AG, Niederlenz (Holzbau), und Lenzlinger Söhne AG, Uster (Schreinerarbeiten) Anlagekosten BKP 1–9 CHF 0,77 Mio. Baukosten BKP 214 CHF 0,19 Mio. Geschossfläche SIA 416 160 m2 Hauptnutzfläche SIA 416 123 m2 Gebäudevolumen SIA 416 470 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 754.– Baujahr 2000 Fotograf Hannes Henz, Zürich

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Erdgeschoss

Obergeschoss

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Suurstoffi-Areal, Baufeld 22, Risch-Rotkreuz Auf dem ehemaligen Industrieareal Suurstoffi entsteht ein durchmischtes, klimaneutrales Quartier, in dem Wohnen, Arbeiten und Freizeitaktivitäten gleichermassen Platz finden. Auf dem an der Bahnlinie gelegenen Baufeld 22 ist ein Bürogebäude in einer Holz-BetonVerbundkonstruktion entstanden, das den Abschluss des Areals bildet. Mit zehn Geschossen war dieser Bau 2018 das erste Bürohochhaus in Holzbauweise in der Schweiz. Hohe Häuser sind seit dem späten 19. Jahrhundert Ausdruck für Urbanität und technische Innovation. Dieser Bautyp erlebte in den letzten Jahren eine starke Ausbreitung in den suburbanen Siedlungsgebieten und zeigt den Anspruch, auch ausserhalb der Metropolen verdichtet zu bauen. Orte, denen eine städtische Qualität aufgrund ihrer Lage und Historie nicht gegeben ist, erfahren so eine ‹quasiurbane› Prägung. Im Fall von Rotkreuz sind diese Faktoren ein wesentlicher Treiber für die bauliche Entwicklung des neuen Quartiers auf dem ehemaligen Industrieareal Suurstoffi. Bei der Planung für das Bürogebäude Suurstoffi 22 bildeten Fragen zur typologischen Ausbildung eines generischen Programms, die folgerichtige konstruktive Umsetzung als Holzbau sowie der angemessene architektonische Ausdruck in einem referenzlosen Kontext das gedankliche Gerüst des Entwurfes. So entstand das erste Bürohochhaus der Schweiz in Holzbauweise. Volumetrisch verschränken sich zwei Körper ineinander, wobei der niedrigere Teil die Gebäudehöhen der umliegenden Bauten aufnimmt, während der Turmbau für Sichtbarkeit und Präsenz sorgt und gleichzeitig den Eingang markiert. Die Absenz eines konkreten Nutzers und der hohe Anspruch an Flexibilität prägten die volumetrische Grunddisposition und führten im Erdgeschoss zu einer offenen Struktur, die mehrere Zugänge und Foyers für unterschiedliche Nutzer ermöglicht. Die Zonierung der Bürogeschosse erfolgt einerseits über den Innenhof und die Erschliessungskerne, andererseits können durch zusätzliche Abtrennungen mehrere Nutzer pro Geschoss unabhängig voneinander funktionieren. Während die beiden zentralen Kerne in massiver Bauweise die horizontale Aussteifung sichern, findet die gewünschte Flexibilität ihre Umset-

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zung in einem Holzskelettbau mit Stützen und Unterzügen aus Furnierschichtholz in Buche im Innern sowie in der Fassadenebene liegenden Holzstützen aus Brettschichtholz in Fichte/ Tanne. Ins Traggerippe sind Holz-Beton-Verbunddecken mit integrierten Systemdeckenelementen eingehängt. Diese dienen der Kühlung, Heizung, Lüftung und Akustik des Raumes und sichern in Kombination mit der thermischen Aktivierung des Betons eine effiziente Raumregulierung. Darüber hinaus haben sie eine brandabschnittsbildende Funktion, wirken schalldämmend und nehmen auch die Leitungsführung des Sprinklersystems auf. Dieses innovative Holz-BetonVerbund-Tragsystem wurde eigens für das Bürohaus Suurstoffi 22 entwickelt. Im Gegensatz zum Innern, wo Holz den Räumen einen sinnlichen Ausdruck verleiht, wirkt die äussere Erscheinung des Gebäudes durch die tektonisch gefügte, matte Fassadenbekleidung mit einer Aluminium-Verbundplatte zurückhaltend und elegant. Dieses Bekleidungsmaterial ist nicht brennbar. Zusammen mit der zweilagigen Brandschutzbekleidung (K 60-RF1) der Fassadenelemente werden so die Vorgaben der Brandschutzvorschriften für die Verwendung von Baustoffen in Aussenwänden von Hochhäusern eingehalten. Die beiden Kerne mit den vertikalen Fluchtwegen sind in nichtbrennbarer Bauweise (REI 90-RF1) erstellt. Durch die Anwendung des Löschanlagenkonzeptes mit einer Sprinkleranlage als Vollschutz wurde die Anforderung an den Feuerwidersand des Tragwerkes und der Geschossdecken auf 60 Minuten reduziert. Damit konnten die grossen Bürobereiche vom 1.–9. Obergeschoss in Holzbauweise umgesetzt werden. Durch den Sprinklerschutz war es möglich, die linear tragenden Bauteile der Holz-Beton-Verbunddecke, der Unterzüge und der Pfosten in Holz sichtbar zu belassen und den Nachweis des Feuerwiderstandes über den Abbrand zu gewährleisten. Zur Erhöhung des Personen- und Sachwertschutzes ist das Gebäude mit einer Brandmeldeanlage als Teilüberwachung ausgerüstet. Die technischen Brandschutzmassnahmen dienen zur Ansteuerung verschiedener Brandschutzeinrichtungen und stellen die sofortige Alarmierung sicher. Wie in konventionellen Hochhäusern sind die beiden Sicherheitstreppenhäuser und der Feuerwehraufzug mit einer

Rauchschutz-Druckanlage (RDA) gegen das Eindringen von Rauch geschützt. Sicherheitsbeleuchtung, Fluchtwegsignalisation, Löscheinrichtungen, Blitzschutz usw. entsprechen den Vorgaben der Brandschutzvorschriften. Die integrale Ausbildung von Struktur und Ausbau forderte eine abgestimmte Planung mit einem hohen Grad an Vorfertigung und ermöglichte eine deutliche Reduktion der Bauzeit. Dazu beigetragen hat auch eine Optimierung der Bauprozesse, indem beispielsweise der Holzbauer auch mit der Erstellung der Betonkerne beauftragt wurde. So konnten diese geschossweise mit dem Holzbau mitgebaut werden, womit – gegenüber einer klassischen, seriellen Vorgehensweise – die Massungenauigkeiten besser ausgeglichen und die Bauzeit verkürzt werden konnten. Mit einer Gebäudehöhe von 36 m und zehn Geschossen ist das Hochhaus brandschutztechnisch ein Novum in der Schweiz. Es zeigt, wie effizient ein Holz-Hochhaus gemäss den Brandschutzvorschriften VKF als Standardkonzept realisiert werden kann.


Situation

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Erdgeschoss

1.–5. Obergeschoss

7. Obergeschoss

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40 m


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Ort Suurstoffi 22, 6343 Risch-Rotkreuz Bauherrschaft Zug Estates AG, Zug Architekt und Generalplaner Burkard Meyer Architekten BSA AG, Baden; Projektteam Studienauftrag: Oliver Dufner, Daniel Krieg, Adrian Meyer, Andreas Signer mit Tobias Burger, Fabian Obrist; Projektteam Planung: Daniel Krieg, Thomas Wernli (Gesamtprojektleitung) mit Markus Tschannen, Franziska Hellstern, Cyril Kunz Örtliche Bauleitung Erne AG Holzbau, Stein Bauingenieur MWV Bauingenieure AG, Baden HLKS- Planer Kalt + Halbeisen AG, Kleindöttingen Elektroplaner Enerpeak AG, Hägendorf Bauphysik BAKUS Bauphysik und Akustik GmbH, Zürich RDA-Planer Gruner Roschi AG, Köniz Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Holzbauingenieur, Systementwicklung und Unternehmer Erne AG Holzbau, Stein Materialien Brettschichtholz 1300 m3, Furnierschichtholz in Buche 200 m3, Gipsfaserplatten 17 500 m2; Systemdecken 10 000 m2, Aussenwände mit Fenstern 7500 m2 Baukosten BKP 1–9 CHF 43,95 Mio. Baukosten BKP 2 CHF 42 Mio. Hauptnutzfläche SIA 416 10 725 m2 Geschossfläche SIA 416 17 900 m2 Gebäudevolumen SIA 416 70 000 m3 Kubikmeterpreis SIA 416 (BKP 2) CHF 600.– Bauzeit November 2016 – Februar 2018 (Rohbau), Februar–Juli 2017 (Vorfertigung Holzbau), Mai–September 2017 (Montage Holzbau), März–Juli 2018 (Ausbau und Bezug Ankermieter) Fotograf Roger Frei, Zürich

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Schnittperspektive

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Deckenaufbau von oben: Hohlboden 150 mm Anhydritunterlagsboden 60 mm Trennlage Trittschalld채mmplatte 20 mm Trennlage Holz-Beton-Verbundelemente: Beton 120 mm Balken 300 mm abgeh채ngte Decke mit Installationen Aufbau Aussenwand von innen: Dreischichtplatte 16 mm Gipsfaserplatte 18 mm Gipsfaserplatte 15 mm Dampfbremse St채nder 280 mm/D채mmung Gipsfaserplatte 15 mm Gipsfaserplatte 18 mm Fassadenbahn Unterkonstruktion 100 mm Fassadenbekleidungsplatte 4 mm

Detailschnitt

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Montagesystem

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Bürohochhaus Andreasturm, Zürich-Oerlikon Auf einem freigewordenen Grundstück der SBB am östlichen Ende des Bahnhofs Zürich-Oerlikon ist der Andreasturm emporgewachsen, ein 22-geschossiges Bürogebäude mit öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss. Das fünfeckige, freiwinklige Volumen entwickelt sich aus der dreieckigen Parzelle und orientiert sich mit seinen Längsseiten an den sich auffächernden Gleisen und der Andreasstrasse. Ein breiter Sockel verankert das Gebäude in seiner unmittelbaren Umgebung; präzise gesetzte Auskragungen gliedern den 80 m hohen Turm in einen Mittel- und einen Kopfteil. Je nach Standpunkt tritt der differenzierte Baukörper anders in Erscheinung und reagiert auf die unterschiedlichen städtebaulichen Gegebenheiten. Als eigenständig geformtes Volumen vermag er gleichwohl zwischen den Hochhäusern um den Bahnhof Oerlikon und dem Hochhausensemble Hagenholzstrasse im Quartier Leutschenbach zu vermitteln. Im ausladenden zweigeschossigen Sockel finden sich vor allem öffentliche Nutzungen: zur verkehrsberuhigten Andreasstrasse die über

beide Geschosse reichende hohe Eingangshalle, ein Restaurant sowie ein Ladenlokal zum Platz. Im ersten Obergeschoss liegen Sitzungszimmer und ein grosses Personalrestaurant, das auch als Vortragsraum genutzt werden kann. Der öffentliche Charakter wird durch eine interne Treppe verstärkt, welche die ebenerdige Eingangshalle mit dem auf Perronniveau liegenden separaten Eingang des Hauptmieters und dessen Empfangslobby verbindet. Im Aussenraum führen Treppen und Rampen vom strassenseitigen Platz zum höhergelegenen Eingang und zu den Bahngleisen. Über dem Sockel erheben sich zurückgesetzt die 20 Bürogeschosse, gegliedert in einen unteren schlanken und oberen breiten Teil. Die Büroflächen sind entlang der Fassade, um den innenliegenden Erschliessungskern und die Nebenräume angeordnet. Dies bietet eine natürliche Belichtung der Arbeitsbereiche und eine flexible Flächenaufteilung in Grossraumbis Einzelbüros. Die Fassade wird durch horizontale Bänder aus geschosshohen Fenstern und Brüstungsgläsern mit kupfer- und goldfarbenen Gewebeeinlagen

Erdgeschoss

7. Obergeschoss

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gegliedert. Die Farbtöne sind jeweils den geknickten Fassadenflächen zugeordnet und verstärken das Changieren von Licht und Spiegelung. Das Tragwerk weist einen Feuerwiderstand R 90 auf, und die Brandabschnittsbildung erfolgt grundsätzlich mit Bauteilen des Feuerwiderstands EI 90. Das gesamte Gebäude verfügt über eine Sprinkleranlage als Vollschutz sowie eine Brandmeldeanlage als Vollüberwachung. Im Hochhaus sind zwei Sicherheitstreppenhäuser und ein Feuerwehraufzug mit Rauchschutzdruckanlage vorhanden, wobei die Sicherheitstreppenhäuser getrennt von den Untergeschossen ins Freie führen.


Ort Andreasstrasse 5, 8050 Zürich Bauherrschaft SBB AG, Zürich Bauherrenvertretung Ernst Basler + Partner AG, Zürich Totalunternehmung Implenia Schweiz AG, Dietlikon (ab TU-Submission) Generalplanung GGG Gigon Guyer Ghisleni, Generalplaner Andreasturm AG (bis TU-Submission) Architektur Annette Gigon/Mike Guyer Architekten, Zürich; Mitarbeit Wettbewerb: Stefan Thommen, Mathias Rösner, Rodrigo Jorge, Thomas Möckel und Leyla Ilman; Planung und Ausführung: Stefan Thommen (Teamleitung), Matthias Clivio (Projektleitung Grundausbau), Luisa Wittgen (Projektleitung Mieterausbau), Christoph Lay, Nicolas Hunkeler, Christian Gammeter Baumanagement, Kosten, Terminplanung Ghisleni Planen und Bauen GmbH, Zürich (bis TU-Submission) Landschaftsarchitektur Studio Vulkan, Zürich Bauingenieur Walt Galmarini AG, Zürich Gebäudetechnik Amstein + Walthert AG, Zürich (Elektrotechnik, Haustechnik, MSR, Heizung, Kälte, Lüftung, Sanitär, Sprinkler, Türengineering, Sicherheit, Koordination) Bauphysik und Akustik Bakus Bauphysik & Akustik GmbH, Zürich Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Lichtplanung Ernst Basler + Partner AG, Zürich Fassade Reba Fassadentechnik AG, Chur Aufzugsanlagen Keino Keiser, Vitznau Geotechnik Dr. Heinrich Jäckli AG, Zürich Windkanal Feldmann + Weynand GmbH, Aachen Verkehr Enz & Partner GmbH, Zürich Signalethik Integral Ruedi Baur, Zürich Bauzeit April 2016 – Oktober 2018 Visualisierung Annette Gigon/Mike Guyer Architekten, Zürich

Querschnitt

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Universitätsspital Klinikum 2, Basel Das Areal des Universitätsspitals Basel wird am Rande der Basler Altstadt bestimmt durch die Klingelberg-, die Schanzen-, die Spital-, die Hebelstrasse und den Petersgraben. Im Herzen des Areals liegt der Spitalgarten als halböffentlicher Raum. Er ist von einer Reihe denkmalgeschützter Bauten umgeben und verfügt auf Seite Hebelstrasse über Zugänge zur Altstadt. Das Gebäude des Klinikums 1 aus dem Jahre 1945 von der Architektengemeinschaft um Hermann Baur besteht aus einem dominanten, scheibenartigen Bettenhaus und einem rückwärtigen Sockelbau mit Innenhöfen. Das neue Klinikum 2 schafft ein Ensemble mit dem Klinikum 1, indem es dessen Gliederung und Typologie neu interpretiert. Es besteht aus einem Betteturm, der einen vertikalen Akzent zum Spitalgarten setzt, sowie einem Flachbau, der Untersuchungsund Behandlungsräume mit Innenhöfen umfasst. Er nimmt die Traufhöhen der umgebenden Stadtbauten auf und kann typologisch auch wie ein Stadtgewebe gelesen werden. Die

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innere Organisation gründet auf verschieden proportionierten Innenhöfen, hierarchisierten Wegachsen und einem flexiblen quadratischen Tragstrukturraster von 8,10 m. In Analogie zur zentralen Eingangshalle des Klinikums 1 führt ein zweigeschossiger, halböffentlicher Passagenraum vom Petersgraben zum Spitalgarten und schafft übersichtliche Zugänge zu allen wichtigen Nutzungen. Die Eingänge zum Passagenraum von der Altstadt wie vom Spitalgarten her werden durch zweigeschossige Arkaden gebildet. Der Neubau schafft mit einem durchgehenden Sockel in Ortbeton angemessene Übergänge zur Topografie und zu den angrenzenden Bauten. Um in der architektonischen Erscheinung mit dem Klinikum 1 ein Ganzes zu erzeugen, werden die Obergeschosse mit mineralischen, weissen Fassadenelementen gegliedert. Die vorgefertigten Betonelemente bilden die primäre Tragstruktur nach aussen hin ab und gliedern die Baukörper in ablesbare und massstäbliche Einheiten. Die dahinter angeordneten vorgefertigten Fassadenelemente der Füllstruktur sind

auf die Raumnutzungen hin differenziert. Im Klinikum 2 wird ein Löschanlagenkonzept umgesetzt, wodurch Optimierungen und Reduktionen der wesentlichen Brandschutzanforderungen wie Tragwerk, Brandabschnittsbildung, Verwendung von Baustoffen, zulässige Brandabschnittsgrössen sowie Anforderungen an Rauch- und Wärmeabzugsanlagen möglich sind. Das Löschanlagenkonzept bietet dem Nutzer eine höchstmögliche Flexibilität bei grösstmöglicher Brandsicherheit. Die grosse, innenliegende Passage ist nicht Teil des Fluchtwegkonzeptes und wird als Atrium mit einer Entrauchungsanlage umgesetzt. Die Stempelfläche des Bettenturms, eingestuft als Hochhaus, wird mit brandabschnittsbildenden Bauteilen zum Flachbau abgetrennt, der als Gebäude mittlerer Höhe eingestuft ist. Somit können die beiden Gebäudeteile brandschutztechnisch unabhängig umgesetzt werden. Die Kombination aus baulichen und technischen Brandschutzmassnahmen ergibt einen optimalen Personen- und Sachwertschutz.


Ort Spitalstrasse 21, 4031 Basel Bauherrschaft Universitätsspital Basel Architektur giuliani.hönger, Zürich Gesamtleitung Caretta + Weidmann Baumanagement, Zürich Spitalplaner Teamplan, Tübingen (D) Bauingenieur Dr. Lüchinger + Meyer Bauingenieure, Zürich Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Landschaftsarchitekt Zwahlen + Zwahlen Landschaftsarchitektur, Cham Haustechnikplanung SYTEK AG, Binningen (Leitung Gebäudetechnik, Elektro), Technik im Bau, Luzern (Sanitär, Medizinalgas), Aicher, De Martin, Zweng, Luzern (HLKK, Fachkoordination, MSRL) Fassadenplaner Emmer + Pfenninger Partner AG, Münchenstein Lichtplaner Königslicht, Zürich Bauphysik und Akustik BAKUS Bauphysik & Akustik, Zürich Termine zweistufiger, anonymer Projektwettbewerb im selektiven Verfahren, 2013, 1. Rang; Baujahre 2020–2032 Visualisierung nightnurse images GmbH, Zürich

Schnitt

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Umbau und Erweiterung Hauptsitz Zürcher Kantonalbank, Zürich Der 1971 von Ernst Schindler erbaute Hauptsitz wurde so ergänzt und weitergebaut, dass vergessengegangene Qualitäten neu hervortreten und sich unter den heutigen Nutzungsanforderungen in ein kohärentes Ganzes fügen. Das Projekt konzentriert sich auf drei wesentliche Umbaumassnahmen: die Anhebung der Lichtdecke über der Kundenhalle, die Neuinterpretation der inneren Lichthoffassade zugunsten einer erhöhten Transparenz und die Verschiebung des Personalrestaurants aus dem inneren Sicherheitsbereich ins Erdgeschoss des neu öffentlichen Innenhofs, der so genannten Tiefenhöfe. Dort sind im kompakten Neubau des Atriumhauses das Café und der neue Mediensaal angeordnet. Die neugeschaffene Kundenhalle zeigt die Qualitäten eines öffentlichen Stadtraums, der gleichzeitig auf die spezifischen Kundenprofile der Zürcher Kantonalbank ausgerichtet ist. Das klare Wegkreuz, das die angrenzenden Strassen- und Hofräume mit der zentralen Kundenhalle verbindet, erzeugt eine innere Raumzone, die durch den Kranz von zwölf schlanken Stützen architektonisch klar definiert wird. Sie dient als Warte- und Begegnungszone sowie als flexibel interpretierbarer Eventbereich. Das Zusammenspiel der bestehenden und ergänzten Bekleidungen für Stützen und Brüstungsbänder in Ekeberger Marmor mit den neuen Holzwänden in Elsbeere, den handwerklich sandgestrahlten Glaswänden und dem Mägenwiler Muschelkalk am Boden erzeugt eine elegante, zurückhaltende Raumstimmung. Die moderne Monumentalität der Aussenfassaden wird mit der sorgfältigen Sanierung erhalten und betont. Die neugeschaffene Fassade zum Lichthof verweist auf die komplett umgebauten Büroflächen der Obergeschosse und macht einen inneren Ort der Begegnung und Identifikation erlebbar. Der Hauptsitz ist nach Minergie zertifiziert und an die bestehende Seewasserfassung der Fraumünsterpost angeschlossen. Zur architektonisch-baugeschichtlichen Werterhaltung wurde zum Schutz vor Feuer und Rauch ein objektbezogenes Brandschutzkonzept umgesetzt. Das ganze Gebäude ist mit einer Brandmelde- und Evakuationsanlage ausgerüstet; eine Sprinkleranlage sichert Büros, Kundenhalle und Tiefgarage. Viele Wandbekleidungen sind trotz furnierter Holzoberfläche nichtbrennbar. Das Spezielle am Gebäude ist dessen Architektur als Bürohaus mit einer mehrgeschossigen Halle und Besprechungszimmern in Kombination mit Büros, einem Lichthof im Innern und drei Büroetagen darum herum, die alle über eine Wendeltreppe verbunden sind. Für die Entrauchung sind in endständigen Bereichen und auf dem Dach über der Kundenhalle Ventilatoren installiert, die für den Abtransport von Rauch und Hitze sorgen. Zusätzliche Frischluftzufuhr in der Kundenhalle begünstigt den Rauchabzug und schafft so eine raucharme Zone, die als Fluchtweg offensteht. Damit bei einem Brand im Erdgeschoss oder im ersten Obergeschoss Feuer und Rauch nicht in die oberen Stockwerke gelangen können, sind diese durch einen Brandschutzvorhang geschützt, der aus der Brüstung der Galerie im zweiten Stock automatisch bis an die Decke hochgefahren wird. Die dahinterliegenden Räume bleiben so als Fluchtwege rauchfrei.

Gebäudeschnitt

Erdgeschoss

1. Obergeschoss

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Ort Bahnhofstrasse 9, 8001 Zürich Bauherrschaft ZKB, Zürcher Kantonalbank, Zürich Architektur jessenvollenweider architektur ag, Anna Jessen, Ingemar Vollenweider, Basel; Wettbewerb: Antje Gamert, Sven Kowalewsky; Projekt: Sven Kowalewsky (Projektleiter), Jasmin Zarali (stellvertretende Projektleiterin), Esther Bärfuss, Stefan Bopp, Antje Gamert, Clemens Hauptmann, Marc Hemmerich, Franziska Horn, Jakob Kortemeier, Anna M. Leischner, Doris Lösel, Irina Backes, Michael Meier, Sindy Meuschke, Christine Pelzer, Florian Reichling, Björn Suchantke und Stefanie Vogel Baumanagement Proplaning Architekten, Basel/Zürich, und Drees & Sommer, Zürich Landschaftsarchitektur August + Margrith Künzel Landschaftsarchitekten AG, Binningen Bauingenieur Schnetzer Puskas Ingenieure AG, Basel/Zürich Fachkoordination Haustechnik Kurt Weiss GmbH, Schlieren Elektroingenieur IBG B. Graf AG Engineering, St. Gallen Heizungs- und Kälteplanung Waldhauser Haustechnik AG, Basel Lüftungs- und Klimaplanung Todt Gmür + Partner AG, Zürich Sanitärplanung neukom engineering AG, Adliswil MSRL Boxler MSRL- Engineering AG, Rapperswil-Jona Tiefbau Suisseplan Ingenieure AG, Zürich Bauphysiker Zimmermann + Leuthe GmbH, Aetigkofen Akustiker Wichser Akustik & Bauphysik AG, Zürich Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See, und Gruner AG, Basel Altlasten Friedli Partner AG, Zürich Gastroplaner Creative Gastro Concept & Design AG, Hergiswil Fassadenplaner GKP Fassadentechnik AG, Aadorf Planung gewerbliche Kälte SSP Kälteplaner AG, Oensingen Liftplaner Lift-Consulting, Thörishaus Multimediaplaner RGBP AG, Thalwil Bauzeit Oktober 2011– August 2015 Fotografie jessenvollenweider architektur ag, Basel

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NEST, Dübendorf Das NEST ist ein infrastrukturelles Gebäude, welches die Durchführung bautechnologischer Experimente ermöglichen will. Zugleich ist es ein Gästehaus, in dem Besucher und Forscher der Empa flexibel und zentral untergebracht werden können. NEST ist als vertikale Stapelung von Bauparzellen konzipiert, die um einen zentralen Atriumund Erschliessungskern angeordnet sind. Auf ihnen können voneinander unabhängig einbis zweigeschossige Bauten errichtet werden. Diese experimentellen Wohn- und Büroflächen werden über das zentrale Atrium erschlossen, welches auch als Begegnungsraum für die Bewohner dient. Zum permanenten Teil des Bauwerks, dem Backbone, gehört neben dem Atrium auch das Erdgeschoss. Hier befinden sich Foyer, Lounge und Ausstellungsflächen sowie Sitzungs- und Vortragsräume. Im Untergeschoss liegen grosszügig dimensionierte Technikräume, und auf dem Dach können die für bautechnologische Experimente nötigen technischen Apparate sowie Sonnenkollektoren installiert werden. Brandschutztechnisch ist die Nutzung des NEST mit der Nutzung von Wohn- und Bürobauten vergleichbar. Das Atrium ist brandschutztechnisch als Raum mit grosser Personenbelegung eingestuft (Typ B). In Abstimmung mit der Bauherrschaft und den Behörden wurde ein objektspezifisches Brandschutzkonzept erarbeitet. Baulich weisen die brandabschnittsbildenden Bauteile 60 Minuten Feuerwiderstand auf. Technisch steht das Gebäude unter Vollschutz einer Löschanlage. Rauch- und Wärmeabzugsanlagen sind im mehrgeschossigen Atrium vorhanden.

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Ort Empa, 8600 Dübendorf Bauherrschaft Empa – Materials Science & Technology, Dübendorf Bauzeit August 2014 – Mai 2016 Fotograf Roman Keller, Zürich Backbone NEST Architektur Gramazio Kohler Architects, Zürich Beratung Brandschutz Prof. Mario Fontana, ETH Zürich Beratung Haustechnik Prof. Urs Rieder, ETH Zürich Bauingenieur Schwartz Consulting AG, Zug HLKS-Planer und Bauphysik Raumanzug GmbH, Zürich Elektroingenieur Mosimann + Partner, Zürich Kosten- und Baumanagement ffbk Architekten AG, Zürich Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See Lichtplanung Sommerlatte + Sommerlatte, Zürich Fassadenplanung Mebatech AG, Baden MSRL Jobst Willers Engineering AG, Rheinfelden


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Würth Haus Rorschach Das am Ufer des Bodensees gelegene Würth Haus Rorschach beherbergt die neuen Geschäftsräume der Würth Group mit Ausbildungszentrum, Konferenzbereich, Kongresssaal und öffentlich zugänglichen Ausstellungsräumen für die Kunstsammlung Würth. Das gegliederte, reliefartige Volumen reagiert gegen Westen mit einem höheren Baukörper und gegenüber dem Bahnhofsgebäude mit niedrigeren Bauvolumen. Das weite Vordach betont den Haupteingang an der Churerstrasse und führt Mitarbeitende wie Besucher über eine doppelgeschossige Eingangshalle in die verschiedenen Bereiche. Die Ausstellungsräume des Forum Würth befinden sich im ersten Obergeschoss. Das Sheddach belichtet nicht nur die Museumsräume, sondern trägt zugleich die Auskragung des Vordachs. Die Geschäftsräume, der Schulungs- und Konferenzbereich, der Kongresssaal sowie das Restaurant und die Cafeteria gruppieren sich um ein grosszügiges Foyer mit zentralem Lichthof und werden durch eine zweiflügelige Treppe miteinander verbunden. Ein ‹Vorhang› aus zueinander versetzten Glasscheiben mit metallisch schimmernder Gewebe-

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einlage bekleidet das gesamte Gebäude und changiert zwischen Transparenz und Reflexion. Er schützt vor Seewind und Strassenlärm wie auch vor Wärmeeintrag und Auskühlung. Die gläserne Materialisierung setzt sich auf dem Dach sowohl in Form eines Dachbelags aus grünen Altglasscherben als auch mit einer grossflächigen Fotovoltaikanlage fort. Seewasser wird für die Wärme- und Kälteerzeugung eingesetzt. In Abstimmung mit der Bauherrschaft und den Behörden wurde ein objektspezifisches Brandschutzkonzept erarbeitet. Baulich ist der Gebäudekomplex in grossflächige Brandabschnitte unterteilt. Technisch steht das Gebäude unter Vollschutz einer Löschanlage sowie einer Brandmeldeanlage als Vollüberwachung. Sieben Raumbereiche sind mit maschinellen, weitere mit natürlichen Entrauchungsanlagen ausgerüstet. In den Bereichen mit Kunstgegenständen ist die Löschanlage mit der Brandmeldeanlage kombiniert (Pre-Action-Anlage), um zusätzlich Fehlerauslösungen zu minimieren. Die aufeinander abgestimmten Massnahmen im objektspezifischen Brandschutzkonzept ermöglichen für das Gebäude eine massgeschneiderte Lösung zwischen Nutzungsflexibilität und Brandsicherheit.


Erdgeschoss

Obergeschoss

Ort Churerstrasse 10, 9400 Rorschach Bauherrschaft Würth International AG, Chur Bauherrenvertretung und Bauleitung Walter Dietsche Baumanagement AG, Chur Architektur Annette Gigon/Mike Guyer Architekten, Zürich; Mitarbeit Wettbewerb: Luisa Wittgen, Nicolai Rünzi, Bettina Gerhold, Thomas Möckel und Matthias Clivio; Planung und Ausführung: Christian Maggioni (Teamleitung), Matthias Clivio (Projektleitung), Nicolai Rünzi, Christoph Lay, Katja Fröhlich, Rus Carnicero, Yvonne Grunwald, Martin Schneider, Michael Kloiber, Brigitte Rüdel und Franziska Bächer Landschaftsarchitektur Atelier Girot, Gockhausen Bauingenieur Dr. Lüchinger Meyer Bauingenieure AG, Zürich Elektrotechnik Bühler + Scherler AG, St.Gallen Haustechnik und Lüftung Waldhauser Haustechnik AG, Basel Bauphysik Kopitsis Bauphysik AG, Wohlen Brandschutzingenieur Makiol Wiederkehr AG, Beinwil am See MSRL Boxler MSRL Engineering, Jona Fachkoordination HLKSE Hans Hermann, Chur Akustikberatung (Saal) Müller-BBM GmbH, Planegg (DE) Bühnenplanung Walter Kottke Ingenieure GmbH, Bayreuth (DE) Audio- und Videoplanung Ergoconcept GmbH, Rotkreuz Tageslichttechnik Institut für Tageslichttechnik Stuttgart (DE) Kunstlichttechnik Licht Zentrale, Nürnberg (DE) Sanitär Tomaschett + Cioce AG, Rorschach Sprinkler GRP Ingenieure, Rotkreuz Fassadentechnik Reba Fassadentechnik AG, Chur Geotechnik Andres Geotechnik AG, St. Gallen Seewasserfassung Willy Stäubli Ingenieur AG, Zürich Türengineering und Sicherheit Brütsch Elektronik AG, Laufen-Uhwiesen IT-Planung Würth ITensis AG, Chur Verkehrs- und Werkleitungen Wälli AG Ingenieure, Arbon Küchenplanung HoGaKa Profi GmbH, Ludwigsburg (DE) Signaletik Trix Wetter, Zürich Farbberatung (partiell) Harald F. Müller, Oehningen (DE) Fertigstellung 2013 Fotograf Thies Wachter, Zürich

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Christoph Blättler

Raphael Greder

Dipl. Holzbautechniker HF

Dipl. Holzbau-Ingenieur FH

Mitglied der Geschäftsleitung Ich bin inmitten von Hobelspänen aufgewachsen. Schon als kleiner Bub fühlte ich mich magisch vom Naturmaterial Holz angezogen. Ich liebe den Duft, die Vielfältigkeit und die Verarbeitung von Holz. In meiner Freizeit beim Biken zieht es mich in die Berge und oft in den Wald. Fasziniert von grossen Lastwagen, Autokranen und Baumaschinen, liebe ich die Herausforderung, bei jeder Gelegenheit solche zu fahren und zu bedienen.

Stefan Schlegel

Ich bin effizient, fachkundig und ein Mann der Tat; enthusiastisch und leidenschaftlich. Ich betrete gerne Neuland auf der Suche nach einzigartigen und nachhaltigen Lösungen. Fürsorge bestimmt mein Familienleben. Ich treibe gerne Sport und schätze feines Essen.

Dipl. Zimmermeister

Dass ich schon über 20 Jahre bei Makiol Wiederkehr tätig bin, sagt einiges aus. Die Gründe dafür sind vielfältig. Allem voran die Wertschätzung und das Vertrauen, das uns entgegen gebracht wird. Der tolle Teamspirit ist unschlagbar und trägt dazu bei, die vielseitigen, komplexen und spannenden Projekte motiviert und kreativ zu bearbeiten.

Beat Bart Dipl. Holzbau-Ingenieur HTL Brandschutzexperte VKF Mitglied der Geschäftsleitung Wer hätte das gedacht; als Berner in den PostkartenAargau gezogen. Von der Holzbau- in die Brandschutzplanung gewechselt. Zufrieden mit der Familie am gleichen Ort leben und in einem professionellen Team arbeiten. Was will man mehr!

Kurt von Felten Dipl. Bauingenieur HTL

Anspruchsvolle Projekte und der Kontakt mit interessanten Menschen sind meine Motivation im Berufsleben – beides Eigenschaften meiner Tätigkeit bei Makiol Wiederkehr AG. Im Privatleben finde ich den Ausgleich als Familienvater, in der handwerklichen Arbeit auf unserem kleinen Bauern- & Müllereibetrieb, im geselligen Turnverein und als Bassist in einer Rock-Band. Mein Motto fürs Leben: Lasst es rocken!


Marina Döbeli

Dominik Graber

Administration

Dipl. Holzbautechniker HF Brandschutzexperte VKF

Nach meiner kaufmännischen Lehre habe ich bei Makiol Wiederkehr AG meinen ersten Job begonnen und gehöre trotz meinen noch ‹jüngeren› Jahren zu den älteren Semestern. Ich kam von der ‹kalten› Metallindustrie und bin beim ‹lebendigen› Holz, das mich von Beginn an fasziniert hat, hängen geblieben.

Marco Affolter

Ich war schon früh von Feuer und dem Bauen mit Holz fasziniert. Als Bub lag der Schwerpunkt beim Feuermachen. Heute liegen meine Tätigkeiten als Brandschutzexperte und Feuerwehrinstruktor bei der Prävention und der Intervention. Doch das Feuer ist und bleibt ein fester Teil in meinem Leben. Gleichwohl bin ich dem Bauen mit Holz in reduziertem Umfang treu geblieben.

Holzbau-Ingenieur BSc FH,

Felicitas Wiederkehr Laubscher

Brandschutzfachmann VKF

Administration

Mein PC ist der einzige, auf dem ein bekanntes Foto- und Filmbearbeitungsprogramm installiert ist. Dieses Programm in Kombination mit den Vorkommnissen aus dem täglichen Geschäft und dem bürointernen Geschehen gibt mir die Möglichkeit, mich kreativ auszuleben und etwas zur internen und externen Unterhaltung beizutragen. Das ist kein Aprilscherz!

Gerne vergleiche ich mich mit einem Baum. Meine Wurzeln sind – obwohl ich einige Jahre in der welschen Schweiz gelebt habe – in Beinwil am See verankert. Ich war über die Jahre in verschiedenen Berufsgattungen tätig. So gleicht mein beruflicher Werdegang Astgabeln, wo ich entscheiden kann, in welche Richtung ich mich weiterentwickeln will. Die Blätter symbolisieren mein Umfeld: Familie, Freunde, Arbeitskollegen, die mir sehr wichtig sind.


Matthias Ermel

Alexander Leib

Dipl. Holzbautechniker HF

Holzbau-Ingenieur BSc FH

Dipl. Bauführer SBA Ich bin Weltenbummler und begeisterter Snowboarder mit Leidenschaft und Enthusiasmus für Holz. Als gescheiterter Kletterer, welcher seine Stelle bei Makiol Wiederkehr AG mit zwei gebrochenen Handgelenken startete, bin ich heute zufrieden unterwegs.

Ich bin ein ruhiger und kreativer Ideengeber, motiviert durch die Vernetzung mit Menschen und die Verbundenheit zur Natur. Ich denke gerne über Grenzen hinweg - mit Liebe zum Holz.

Benjamin Wey Holzbau-Ingenieur BSc FH

Ich bin ein stiller und kompetenter Schaffer, der vom Werkstoff Holz fasziniert ist. Der Wille, die Sache vor den persönlichen Erfolg zu stellen, ist wichtig für mich – privat wie auch in der Arbeitswelt. Nebst meiner Begeisterung für den Kampfsport Judo, meinem aktiven Vereinsleben sowie meiner Funktion als technischer Leiter widme ich mich mit grosser Leidenschaft meinem Familienleben.

Julia Passfall Safety & Security Engineering BSc, Brandschutzexpertin VKF Als einzige ‹Nicht-holzige› sorge ich für frischen Wind im Brandschutz. Neben den spannenden Brandschutz-Projekten vertiefe ich mein Fachwissen im Bereich Holzbau und sorge mit meinen Fragen gelegentlich für ein ‹Schmunzeln›.

Philipp Nückles Dipl. Holzbautechniker HF Brandschutzexperte VKF Holz ist ein Naturprodukt mit wunderbaren Eigenschaften; es ist behaglich und unter Druck sogar biegbar. Ich mag es, mich mit den Stärken und Schwächen dieses Materials auseinander zu setzen und diesem Werkstoff gerecht zu werden. Ich fühle mich dem Holz verwandt. Die Arbeit und den Umgang im Team Makiol Wiederkehr schätze ich sehr.


Milo Zimmerli Praktikant Holzbau-Ingenieur BSc FH

Anna Keiser Holzbau-Ingenieurin BSc FH

Markus Ryffel

Ich bin von hölzerner Herkunft: Mutter Schreinerin, Vater Zimmermann. Mit Lignin im Blut bin ich auf gutem (Holz)wege zum Ingenieur.

Nach meinem Praktikum bei Makiol Wiederkehr AG haben mich das gute Arbeitsklima und der hohe technische Standard wieder zurück gezogen. Ich bin dankbar, ein Teil dieses tollen Teams zu sein und von den Besten lernen zu können.

Adrian Riedweg

Holzbau-Ingenieur BSc FH

Dipl. Holzbautechniker HF Dipl. Bauführer SBA

Vor einigen Jahren habe ich meine beruflichen Weichen vom Finanzspezialisten zum Holzbauingenieur gestellt. Ich liebe es, nach einem abgeschlossenen Holzbauprojekt ein konkretes Ergebnis zu sehen. Das ist für mich das Grösste!

Holz wird seit Jahrtausenden für den Bau von Hochbauten verwendet und ist aus unserem Leben nicht mehr wegzudenken. Die Arbeit mit diesem natürlichen Rohstoff macht mir grosse Freude. Für mich strahlt Holz immer eine gewisse Ruhe und Wärme aus, was es von den meisten anderen Materialien abhebt.

Kathrin Merz Administration

Ich komme aus dem Reich der Uhren, Ringe und Steine. Nun bin ich hier beim Holz und darauf bin ich stolz. Vielleicht reichen hier meine Talente bis zur Rente.



IMPRESSUM Das ‹Holzbulletin› der Lignum dokumentiert seit 1979 Bauwerke, die mit Holz und seinen Werkstoffen ausgeführt sind. Die Themenwahl für die Hefte und die Festlegung der dargestellten Objekte erfolgen über Monate hinweg unter Beobachtung der Bauaktivitäten und im intensiven Austausch mit den führenden Architektur- und Ingenieurbüros. Tendenzen zu neuen oder wiederentdeckten Bauaufgaben sowie Materialentwicklungen für Gestaltung und Konstruktion werden ebenso aufgegriffen wie aktuelle Trends in der formalen Umsetzung des Holzbaus oder der Anwendung von Holz. Eines dieser führenden Ingenieurbüros ist die Makiol Wiederkehr AG. Seit Beginn ihres Bestehens werden in den ‹Holzbulletins› Objekte dokumentiert, zu deren Gelingen die Erfahrung und das Wissen dieses Büros beigetragen haben. Die enge Verbindung zwischen Makiol Wiederkehr AG und der Lignum führte 2008 zum Erscheinen des gemeinsamen Buches ‹Konstruieren mit Holz 1992–2007›, wobei auf das ‹Holzbulletin› als baufachliches Zeitdokument des Holzbaus zurückgegriffen wurde. 35 Bauwerke daraus, an denen das Büro mit wesentlichen Beiträgen und bezüglich Ingenieurarbeiten federführend beteiligt war, dokumentierten den technisch-gestalterischen Fortschritt des Holzbaus mit seiner Entwicklung bis in die Moderne. Im zweiten gemeinsamen Buch, das 2012 unter dem Titel ‹Konstruieren mit Holz 1992–2012› erschien, orientierte sich die Objektwahl an den Dienstleistungen des Ingenieurbüros Makiol Wiederkehr AG. 37 Bauwerke zeigen dessen Ingenieurtätigkeiten für den Baustoff Holz. Ein zweiter Teil präsentiert Objekte, bei welchen das Büro als Fachplaner für den Brandschutz in Erscheinung tritt. Das vorliegende Buch dokumentiert Objekte aus dem über 25-jährigen Schaffen des Ingenieurbüros. Anhand von 53 Bauwerken werden die Ingenieurtätigkeiten des Büros für den Baustoff Holz und zum Thema Brandschutz im Wohnungsbau, bei Schulbauten, bei Hallen, im Büround Gewerbebau, für Brücken und Türme sowie für Jugendherbergen und Hotels dargestellt. Das Buch ist auch eine Hommage an die Gestalter, die Architekten und an die Investoren, die Bauherren und im weitesten Sinne auch an die involvierten Behörden und Institutionen. Alle diese Bauwerke würden sich niemals derart überzeugend präsentieren, wäre da nicht das tiefe Vertrauen aller Beteiligten in die Fähigkeiten und die Zuverlässigkeit aller Beteiligten.

Konstruktiv mit Holz Dokumentierte Bauprojekte 1992–2018 Makiol Wiederkehr AG Ingenieure Holzbau Brandschutz Herausgeber Makiol Wiederkehr AG Industriestrasse 9 5712 Beinwil am See Verlag Lignum | Holzwirtschaft Schweiz | Zürich Redaktion Makiol Wiederkehr AG | Beinwil am See Lignum | Holzwirtschaft Schweiz | Zürich Gestaltung sardine – atelier für illustration und visuelle gestaltung | Beinwil am See BN Graphics GmbH – Corporate and Editorial Design & Concepts | Zürich Fotos Vorstellung Makiol Wiederkehr AG Sven Germann | Lenzburg Hannes Henz | Zürich Peter Makiol | Beinwil am See Druck Kalt Medien AG | Zug Quellen und Rechte Die Publikation beruht auf den Angaben und Daten der am Bau beteiligten Firmen. Die Rechte der Veröffentlichung für die einzelnen Bauten verbleiben bei den jeweiligen Architekturbüros. Erschienen im November 2018 ISBN 978-3-906703-42-8


SPONSOREN ANDEREGG PARTNER AG, BASEL / BELLACH / ZÜRICH ANNETTE GIGON / MIKE GUYER DIPL. ARCH. ETH/BSA/SIA AG, ZÜRICH BAUART ARCHITEKTEN UND PLANER AG, BERN BEER MERZ ARCHITEKTEN, BASEL BEM ARCHITEKTEN AG, BADEN BLÄTTLER DAFFLON ARCHITEKTEN AG, ZÜRICH BÜNZLI & COURVOISIER ARCHITEKTEN AG, ZÜRICH BURKARD MEYER ARCHITEKTEN BSA AG, BADEN BURKHALTER SUMI ARCHITEKTEN GMBH, ZÜRICH EGLIN SCHWEIZER ARCHITEKTEN AG, BADEN EM2N | MATHIAS MÜLLER | DANIEL NIGGLI, ARCHITEKTEN AG, ZÜRICH ERNST NIKLAUS FAUSCH PARTNER AG, ZÜRICH FREI ARCHITEKTEN AG, AARAU GHISLENI PARTNER AG, ZÜRICH/RAPPERSWIL GIULIANI HÖNGER ARCHITEKTEN ETH-BSA-SIA, ZÜRICH HERTIG NOETZLI ARCHITEKTEN AG, AARAU HUSISTEIN & PARTNER AG BÜRO FÜR ARCHITEKTUR UND PLANUNG, AARAU JAKOB.PARTNER.ARCHITEKTEN, BERN LIECHTIGRAFZUMSTEG ARCHITEKTEN AG, BRUGG MEIER LEDER ARCHITEKTEN BSA, BADEN METRON ARCHITEKTUR AG, BRUGG NEFF NEUMANN ARCHITEKTEN AG, ZÜRICH PETER MOOR ARCHITEKTEN ETH/SIA, ZÜRCH PHALT ARCHITEKTEN AG, ZÜRICH UND SOLOTHURN POOL ARCHITEKTEN, ZÜRICH SCHNETZER PUSKAS INGENIEURE AG, BASEL TEAM 4 ARCHITEKTEN ETH/SIA AG, ZÜRICH WEBER ENERGIE UND BAUPHYSIK AG, BERN WILHELM + WAHLEN BAUINGENIEURE AG, AARAU WMM INGENIEURE AG, MÜNCHENSTEIN