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Lignatec 2/96
der Vertikalebene. Die Sparren drücken dabei die Traufpfetten horizontal nach aussen. Werden die Verschiebungen auf die Dachebene projiziert, z. B. auf die Ebene der trapezförmigen Dachscheibe A-C-C-A, so ist erkennbar, dass die Scheibenbeanspruchung als Belastung eines Trägers mit variablem Querschnitt, durchlaufend über drei Felder, gedeutet werden kann. In A ist die Trägerhöhe aufgrund der Stabachsengeometrie Null. Die Scheibe ist damit nicht in der Lage, die in A nicht verschwindende Querkraft aufzunehmen. Offensichtlich gibt es aber eine Lage für den Sparren S, bei dem die Scheibenhöhe die Aufnahme der dort noch vorhandenen Querkraft gerade erlaubt. Werden die Traufpfetten bei A' mit einem Zugglied Z verbunden, bedeutet dies inbezug auf die Scheibe die Einführung zusätzlicher fester Auflager in A, womit die Tragfähigkeit der Scheibe gewährleistet ist. A
A T
T
F
A'
A' T A
Abb. 6 Bootsausstellungshalle, Lesa, Lago Maggiore/ Italien: Faltwerk mit untenliegenden Sparren und Zugglied in Ecke
Wirkungsweise der Dachscheibe in der Ecke lässt sich anhand von Figur 13 beschreiben. In der für diese Darstellung zulässigen Näherung sollen Traufpfetten T, Gratsparren G und Firstpfette F druckstarr und, mit dieser Annahme verträglich, die vier Ecken A räumlich fixiert gelagert angenommen werden. Dann sind auch die Firstenden C räumlich fixiert. Als weitere zulässige Näherung seien die Traufpfetten in der Vertikalebene biegestarr (biegesteifer Träger über mehrere Stützen), in der Horizontalebene jedoch biegeschlaff (IPE 500 hat ein Verhältnis ly/lz von 22,5) angenommen, womit auch die Punkte B über die Sparren BC räumlich fixiert sind. Gratsparren und First seien biegeschlaffe Gelenkstabzüge. Unter einer gleichmässig verteilten vertikalen Dachlast verschieben sie sich in
A'
B
B
A' A
Belastung
Scheibe als Träger
Z II:3
Querkraft
Figur 13 Zur statischen Wirkungsweise der Scheiben