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1.6 Figur 7: Schichtung mit markanten horizontalen Fugen. Herzog & de Meuron Architekten: Lagerhaus Ricola, Laufen (CH) 1987
Figur 8: Kontinuierliche Abwicklung aus geschuppten Blechen und feinem Fugenbild. Gigon Guyer Architekten: Liner-Museum, Appenzell (CH) 1998
Lignatec Fassadenbekleidung
Fügung Beobachtung 8: Die Fuge artikuliert die konstruktive Beziehung zwischen den Fassadenteilen. Der Verbund einer Oberflächenstruktur entsteht über die geeignete geometrische und konstruktive Fügung mehrerer grösserer oder kleinerer Fassadenteile. Zwischen den Teilen entsteht dabei eine Fuge. Sie ist sowohl Teil eines technischen als auch eines architektonischen Problems. Mittels der Fuge wird die konstruktive Beziehung zwischen den einzelnen Fassadenteilen reguliert. Sie ist gleichzeitig trennendes und verbindendes Element. Als Verbindung verstanden, kontrolliert sie die Dichtigkeit, als Zwischenraum bietet sie die notwendige Toleranz zwischen den Teilen. Letztere umfasst einerseits die Massgenauigkeit während des Bauprozesses, die sogenannte Masstoleranz. Andererseits bietet sie Spielraum für Materialausdehnungen unter Einwirkung äusserer Einflüsse, die sogenannte Bewegungstoleranz. Unterschieden werden Fugen ohne und Fugen mit einem zusätzlich eingefügten Material, dem Fugenmaterial. Fugen ohne Fugenmaterial basieren auf einer rein mechanischen Abhängigkeit zwischen einzelnen Fassadenteilen, wie zum Beispiel über einen Stoss, eine Überlappung oder Schuppung, eine Nut, Verzahnung oder Überfälzung. Die Schwierigkeit solcher Fügungstechniken ist, die notwendige Wasserund Winddichtigkeit zu gewährleisten. Aus diesem Grund werden gefügte Schutzschichten oft durch eine zusätzliche, dahinter liegende Dichtungsschicht in Form einer wasserführenden Folie oder eines Windpapiers komplementiert, beispielsweise bei einer Blechhaut mit Doppelfalz. Bei Fugen mit Fugenmaterial vermittelt dieses als komplementäres Element zwischen den Fassadenteilen und übernimmt die gewünschte Verbindung, Trennung, Dichtung oder Toleranz. Typisches Beispiel dafür ist die Backsteinfassade mit horizontalen und vertikalen Mörtelfugen, welche die Steine untereinander verbinden, die Fugen dichten und einen gewissen Spielraum bei den Längen- und Höhenmassen der Mauer bieten. Ein anderes Beispiel sind Metallfassaden, bei denen geeignete Dichtungsprofile aus Neopren direkt an den Rändern der Metallelemente in Nuten eingelassen werden. Diese sogenannten Quetschprofile werden bei der Montage durch den Anpressdruck des aufgeschraubten Elements zusammengedrückt und gepresst und gewährleisten dadurch die gewünschte Dichtigkeit. Eine andere Lösung bietet die weitverbreitete sogenannt dauerelastische Kitt- oder Silikonfuge, welche aber in bezug auf den Unterhalt letztlich eher aufwendig ist, weil sie trotzdem reisst.