Massivholzbau

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Die normaldicke Platte Mit der Anwendung der normaldicken Platte treten alle oben beschriebenen konstruktiven Phänomene des Massivbaus in Kraft. Die Plattenstärke bemisst sich nach den zu erwartenden statischen Beanspruchungen. Wir können von einer Plattentektonik im Rohbau sprechen. Im Schichtenriss des Fassadenaufbaus zeigt sich ein Komplementärsystem aus monofunktionalen Schichten, mit strikter Trennung von innen nach aussen in Tragschicht (die Platte eben), Dämmschicht und Schutzschicht. Diese muss mit einer zusätzlichen Unterkonstruktion (Substrat) auf die Tragschicht rückverankert werden. Wir können in dieser Hinsicht also vom Ausbau der Fassade sprechen. Die konstruktive Ausführung der äusserlich sichtbaren Schutzschicht ist darum relativ unabhängig von den Voraussetzungen des Plattenrohbaus. Nicht anders sieht es bei den Geschossdecken aus.

Figur 17: ‹Dünne Platte›, Bearth + Deplazes: Haus Bearth-Candinas, Sumvitg

Figur 19: Die dünne, tragende Platte innen ist innerhalb des Wandquerschnitts mit Rippen gegen das Knicken verstärkt

Die dünne Platte Die dünne Platte ist alleine nicht tragfähig. Trotzdem wird sie zu dünn gewählt und mittels regelmässig gesetzter Querrippen gegen Knicken versteift. Die Querrippen bestehen aus demselben Plattenmaterial. Wird die so gefertigte Rippenplatte mit einer zweiten Schicht verschlossen und ausgedämmt, so entsteht ein synthetisches Fassadensystem, bei dem Tragschicht, Dämmschicht und Schutzschicht zwar nicht vollständig ineinanderfallen, aber doch wesentlich ineinander verschränkt sind. Im Holzbau ist darum oft von einer ‹Sandwich-Konstruktion› die Rede, konkret entstehen Kastenelemente. Der Vorteil dieser Produktion liegt in der weitgehenden Fertigstellung der Elemente, das Problem in der Lösung der Fugenstösse. Solche Elemente sind sehr leicht und trotzdem sehr widerstandsfähig z.B. gegen Windlasten. Als Kastenelemente bieten sie auch im Deckeneinsatz Vorteile, gerade bei grösseren Spannweiten. Horizontale Leitungsführungen können in definiertem Mass integriert werden. Das Hauptproblem ist aber auch hier die Bauakustik, weshalb ein entsprechender Bodenaufbau nicht fehlen darf. Als innere Tragwände bieten die Kastenelemente eine zusätzliche Möglichkeit. Sie könnten nach der Leitungsinstallation mit einer schweren Schüttung aus Sand gefüllt werden und böten so nicht nur verbesserte akustische Bedingungen, sondern auch grösseren Massenspeicher zur Verbesserung der Energieeffizienz im Haushalt. Das Kastenelement bietet dem Holzbauer also durchaus noch ein dem klassischen Holzbau verwandtes, tektonisch-konstruktives Spielfeld an.

Lignatec Massivholzbau

Die Platte (Tragschicht) muss in Abhängigkeit von der Spannweite zusätzlich auf Biegung bemessen werden. Dann folgen im Bodenaufbau die Dämmschicht (Tritt-, Körper- und Luftschall) und die Schutzschicht, sprich: der Bodenbelag, wiederum mit dem entsprechenden Substrat.

Figur 16: Anwendung normaldicker Platten als Decke

Figur 18: Die dünne Platte als tragende Beplankung von Kastenelementen


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