Neubau Mutterkuhstall, Baldegg 2003 beschloss das Kloster Baldegg, die Bewirtschaftung seines 56 ha grossen Landwirtschaftsbetriebes inklusive Alp mit der Auflage zu verpachten, fortan Biolandbau mit Mutterkuhhaltung zu betreiben. Die Schwesterngemeinschaft, welche die Zustimmung zu dieser Neuausrichtung erteilen musste, hielt es für richtig, dass sich ihre Lebensweise auch in der Bewirtschaftung des Gutsbetriebes widerspiegelt. Dazu gehört auch eine nachhaltige Energieversorgung. Auf dem Biobetrieb Klosterhof in Baldegg ist eine Viehscheune entstanden, welche dem Wohlbefinden der Tiere erste Priorität einräumt. Entsprechend prägt der Ablauf des Tieralltags im Zusammenhang mit der Bewirtschaftung die Gestaltung. In der zentralen Achse der Stallungen findet sich die gedeckte und mit landwirtschaftlichen Fahrzeugen befahrbare Tenne. Beidseitig angegliedert sind die Laufhöfe, die Fressplätze und die gedeckten Tiefstrohlaufställe mit grosszügigen Liegeflächen für die Tiere. Diese können sich frei bewegen und sich einen Sonnen- oder Schattenplatz aussuchen. Die seitlichen Bauvolumen sind zweigeschossig, zum Laufhof hin offen ausgeführt und nach aussen – zur Landschaft hin – transparent bekleidet. Auf der Zwischendecke wird Stroh gelagert. Das primäre Tragwerk der seitlichen Bauvolumen besteht aus einem alle 5,30 m angeordneten und in Vollholz ausgeführten Binder.
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Zwei Streben stützen von den Pfosten ausgehend die Obergurte ab, von welchen aus Hängepfosten die Spannweite der Untergurte verkürzen. Da die zum Laufstall hin stehenden Pfosten komplett der Witterung ausgesetzt sind, wurden sie massiv in Eiche ausgeführt. Alle wesentlichen Anschlüsse sind mit eingelassenen Stahlteilen und Passbolzen ausgeführt, bis auf die Balkenlage zwischen den Untergurten, welche über SchwalbenschwanzVerbinder eingehängt wurde. Die Sparren sind oben mit einer Holzwerkstoffplatte beplankt, welche gleichzeitig die Funktion der Unterdeckbahn und der Aussteifung in der Dachfläche übernimmt. In Längsrichtung erfolgt die Stabilisierung mit Streben in der aussenliegenden Wand. Die transparente Bekleidung dieser Längswand erfolgte mit 8 mm starkem Plexiglas. Die Überdachung der Tenne baut auf unten eingespannten, dünnwandigen Stahlrohren mit einem Durchmesser von 115 mm auf. Darüber sind Pfetten und eine Balkenlage montiert. Die Beplankung mit einer Holzwerkstoffplatte übernimmt die Stabilisierung in der Dachfläche. Eine Dichtungsfolie und ein Substrat schliessen den Dachaufbau ab. Auf der nach Süden ausgerichteten Dachfläche des einen Baukörpers ist eine rund 370 m2 grosse Photovoltaik-Anlage von 42,3 kW Leistung integriert. Die Anlage erzeugt pro Jahr rund 38 000 kWh Energie und deckt den gesamten landwirtschaftlichen
Energiebedarf. Der ganze Neubau inklusive Solaranlage passt hervorragend in die Landschaft und ist ein Beispiel für die gute Integration von Solaranlagen in Dachflächen von Gebäuden. Dafür erhielt das Kloster Baldegg den Schweizer Solarpreis 2006.
Tragwerksisometrie