Holzbulletin 73/2004

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Wohnüberbauung Neumühlestrasse, Winterthur-Töss Die Überbauung Neumühlestrasse liegt am Rand des Stadtteils Töss. Industriebauten und die Silotürme der nahen Mühlen, die Bahnlinie nach Zürich und die Autobahn A1 prägen ihn. Unübersehbar ist aber auch die landschaftliche Schönheit des Gebietes. Dazu tragen die Töss mit ihrem baumbestandenen Grünraum, die Tössallmend mit dem Reitplatz, einem der schönsten Naherholungsgebiete der Stadt Winterthur, und der weitläufige Eschenbergwald bei, der in wenigen Gehminuten zu erreichen ist. An diesem Ort erwarb die private Bauherrschaft ein Grundstück, um günstige Eigentumswohnungen zu errichten. Dank seiner Material- und Farbgebung hat das Gebäude einen prägnanten Auftritt. Für den einfachen, aber eigenständigen Wohnungsbau in einem besonderen Quartier wurde als Fassadenmaterial Fiberglas gewählt. Die senkrecht montierten Wellplatten finden ihre Analogie in den Industriebauten der Umgebung. Die Farben – kräftiges Orange und leuchtendes Meerblau – sind quartiertypisch und fremd zugleich. Sie harmonieren und generieren zusammen einen starken Akzent inmitten der eher gesichtslosen, heterogenen Umgebung. Material und Farben lassen die Fassaden leicht glitzern. Dies schafft einen Bezug zur reflektierenden Wasseroberfläche der Töss. Die intensive Tiefenwirkung der beiden Farben wurde erreicht, indem unter die meerblaue Wellplatte ein schwarzer und unter die orange ein weisser Untergrund gelegt wurde. Das viergeschossige Gebäude ist im Querschnitt aus zwei übereinander liegenden Schichten von zweigeschossigen Reiheneinfamilienhäusern aufgebaut. Total sind

14 Wohneinheiten mit 4 1/2 bis 6 1/2 Zimmern entstanden. Die Wohnungen sind konsequent auf den Grünraum mit der Töss im Vordergrund ausgerichtet. Dabei verfügen die unteren sieben Wohnungen über einen ebenerdigen Sitzplatz mit direktem Zugang zum Uferraum der Töss. Zu den oberen Wohnungen gehört eine grosse private Dachterrasse. Die Erschliessung der ‹oberen Häuser› erfolgt über einen Laubengang im obersten Geschoss, der via Treppe oder Lift erreichbar ist. Die zwei Hausschichten sind aus Überlegungen des Schallschutzes bezüglich Zimmereinteilung symmetrisch aufgebaut. So sind die Schlafzimmer im zweiten und dritten Geschoss übereinander in einer Mittelschicht angeordnet, die Wohnräume liegen ebenerdig respektive im vierten Geschoss. Beim Lift finden sich auf allen Geschossen Schaltzimmer, welche entweder den Wohnungen links oder rechts des Liftes zugeschlagen werden können. Auch auf dem Dach sind an zwei Stellen breitere Dachaufbauten mit zusätzlichen Zimmern für die dazugehörigen Wohnungen realisiert worden. Die Vorgabe der Bauherrschaft, möglichst günstigen Wohnraum zu schaffen, spiegelt sich in der einfachen Gebäudestruktur und einer entsprechenden Materialisierung: Leichtkonstruktionen in Holz sind in einschalige, doppelgeschossige Betonrahmen eingeschoben. Grossflächige Holzelemente bilden die hinterlüfteten Fassaden, die vor die Betonkonstruktion montiert sind. Auch die kammartigen Dachaufbauten sind hölzerne Leichtkonstruktionen. Die Fassadenelemente bestehen aus einem 180 mm starken, zellulosegedämmten Holzrahmen, einer inneren Beplankung aus Span- und Gipskartonplatten und einer

äusseren Beplankung aus Gipsfaserplatten mit schwarzem oder weissem Windpapier. Daran sind orange und blaue Wellplatten über ein System von Winkelprofilen befestigt. Die Geschossdecken innerhalb der Wohnungen sind als Hohlkastenelemente ausgebildet. Sie bestehen aus Rippen 60 x 160 mm, die beidseitig mit einer Dreischichtplatte von 27 mm Stärke mittels Pressnagelleimung beplankt sind und eine Hohlraumdämmung von 60 mm aufweisen. Von unten sind die Elemente mit einer Gipskartonplatte verkleidet. Den Bodenaufbau bilden eine Trittschalldämmung von 40 mm, eine Verlegeplatte von 22 mm und ein Parkett. Die Deckenelemente wurden entsprechend dem Ablauf der Baumeisterarbeiten auf Eisenwinkeln mit Schallschutzlagern zwischen die Betonwände eingehängt. Die belüfteten Nacktdächer der kammartigen Dachaufbauten sind als Hohlkastenelemente ausgebildet, bestehend aus einer 240 mm starken Rippe, Zellulosefaserdämmung, einer unteren Beplankung aus Dreischichtplatten und einer oberen Beplankung aus mitteldichten Holzfaserplatten. Als Abschluss innen sind eine Dampfbremse und eine Gipskartonplatte aufgebracht. Die Schutzschicht und Abdichtung ist in zwei Kunststoffbahnen ausgeführt. Den Untergrund dafür bildet eine OSB-Platte von 25 mm, welche über Konstruktionshölzer für die Hinterlüftung auf den Hohlkasten montiert ist. Die wohnungsinternen Geschosstreppen wurden als gerade einläufige Holztreppen aus OSB und Leimholz ausgebildet. Die aufgesattelten Stufen sind mit Parkett belegt. Die Innenausbauten sind nach den persönlichen Ausbauwünschen der Eigentümer realisiert worden.


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