Letzebuerger Land 24 du 16.06.2023

Die Spreu vom Weizen Das Resultat der Gemeindewahlen spiegelt weniger eine Zersplitterung der Parteienlandschaft als eine Schwächung der politischen Linken wider

Hir Stad Sept soirées électorales en Ville.

Une chronique du 11 juin

So zerronnen Die LSAP gewinnt in Esch die Wahlen, doch die CSV, die nur leicht verloren hat, will die Koalition mit DP und geschwächten Grünen fortsetzen

Méi wéi net ofgeloost Mit den Schlagworten „modern“, „digital“ und „selbstbestimmt“ fuhren die Piraten ein Topresultat ein.

Der Wahlabend in Petingen

Aufstiege und Abstürze Im Norden waren die Gemeindewahlen vor allem für die CSV auch ein Test für die Kammerwahlen. Er ging nicht so gut aus

So fresh and so clean Der Putzsektor wächst weiter. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sich für Beschäftigte wenig verbessert

Sur les pas de Willibrord Xavier Bettel soigne l’axe offshore en Irlande avec sa disciple en politique, Yuriko Backes

Photo : Sven Becker

Unabhängige Wochenzeitung für Politik, Wirtschaft und Kultur

#24

70. Jahrgang 16.06.2023 ­

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WA H L E N

16.06.2023

Die Spreu vom Weizen Luc Laboulle

Das Resultat der Gemeindewahlen spiegelt weniger eine Zersplitterung der Parteienlandschaft als eine Schwächung der politischen Linken zugunsten des bürgerlichen Lagers wider Sven Becker

François Bausch und Sam Tanson am Wahlabend bei den Stater Grünen

Schwarz-grün „Rechtsrutsch“ oder „Rechtsruck“ titelten

die Zeitungen nach den Gemeindewahlen von 2017, als bei den Stimmenanteilen die CSV mit 30,4 Prozent die LSAP mit 24 Prozent als stärkste Partei in den Gemeinden überholte. Während die CSV von 168 auf 209 Mandate zulegte, fiel die LSAP von 167 auf 155. Weil die CSV am Sonntag 16 Sitze und 4,4 Prozent verlor, während die Sitzanzahl der LSAP trotz einem Minus von 2,7 Prozent unverändert blieb, nähern sich beide Parteien wieder etwas an, doch die CSV bleibt in den Gemeinden stärkste Partei.

Vor sechs Jahren interpretierten fast sämtliche Kommentator/ innen den Zugewinn der CSV bei den Kommunalwahlen als Indiz dafür, dass Claude Wiseler ein Jahr später Luxemburgs neuer Premierminister werden würde. Die Umfragewerte bestätigten sie darin. Drei Monate nach den Gemeindewahlen näherten die Christsozialen sich bei der Sonndesfro mit 27 Mandaten der absoluten Mehrheit im Parlament, während TNS-Ilres (im Auftrag von Wort und RTL) LSAP und DP Verluste von jeweils drei Sitzen vorhersagte. ADR und Linke sollten laut Prognosen jeweils einen Sitz gewinnen und auf vier beziehungsweise drei Mandate kommen. Die Piraten standen den Befragten damals noch nicht zur Auswahl. Die Grünen blieben in Umfragen bei sechs Sitzen stabil und wurden vom Wort schon als nächster Koalitionspartner der CSV gefeiert. Bei einer weiteren Umfrage sechs Monate später ging ein Drittel der Befragten davon aus, dass die nächste Koalition nach den Parlamentswahlen von 2018 von CSV und Grünen gebildet werde.

Diese Tendenz wurde auch durch die Gemeindewahlen von 2017 beeinflusst. Damals hatten die Grünen mit 16,3 Prozent ihr bisher bestes Resultat bei Kommunalwahlen erzielt und der CSV insbesondere im Süden dabei geholfen, die LSAP aus der Verantwortung zu drängen: In Esch/Alzette (mit der DP), Differdingen und Schifflingen, aber auch in Walferdingen. In Käerjeng, Bettemburg (mit der DP) und Grevenmacher hatten sich schon vor 2017 schwarz-grüne Koalitionen gebildet, die weitergeführt wurden. Vor allem in der einstigen Arbeiterstadt Esch hatte die Zusammenarbeit für Zerwürfnisse gesorgt. Der langjährige Abgeordnete und Schöffe Muck Huss verließ die Grünen; mutmaßlich war Felix Braz der Drahtzieher hinter den Koalitionen mit der CSV, er wollte das Feld für die Nationalwahlen bestellen.

Aufgegangen ist seine Rechnung bekanntlich nicht, denn obwohl die Grünen 2018 fünf Prozent und drei Mandate hinzugewannen, reichte es nicht für ein Bündnis mit der CSV, die zwei Sitze verlor.

Fünf Jahre später sind die Grünen und die CSV die Verlierer.

Die einen mussten am Sonntag 13, die anderen sogar 16 Mandate an andere Parteien abgeben, doch weil die CSV viel mehr Sitze hat, sind die Verluste für sie weniger schmerzhaft. Die Grünen verloren alleine im Süden elf Mandate, vier davon in Differdingen, wo sie künftig nicht mehr Teil der Mehrheit sein werden, genau wie in Käerjeng, Kayl (seit 2021) und Schifflingen. Umso wichtiger war es für sie, die Dreierkoalition mit CSV und DP in Esch zu retten, wo ihr Co-Parteipräsident Meris Sehovic sich als zukünftiger Schöffe für die Kammerwahlen empfehlen kann. Dass er im Oktober mit Umweltministerin Joëlle Welfring als Co-Spitzenkandidat im Südbezirk antreten wird, stand bereits vor den Gemeindewahlen fest. Gemeinsam sollen sie das Vakuum füllen, das Felix Braz und Roberto Traversini hinterlassen haben. Wegen der Verluste haben die Grü-

Die DP hatte nicht nur die meisten Listen, sondern sie hat auch den wegen Bettels Popularität gestiegenen Zulauf genutzt, um eine Armada an jungen Kandidat/innen aufzustellen, die bei den Gemeindewahlen im Wettbewerb für eine Teilnahme an den Kammerwahlen gegeneinander angetreten sind

nen es am Sonntag jedoch nicht geschafft, andere Hoffnungsträger/innen im Südbezirk zu positionieren. In Differdingen wurde zwar neben Laura Pregno und Paulo Aguiar auch dessen Co-Spitzenkandidatin Manon Schütz gewählt, in Bettemburg schaffte es Nicolas Hirsch erstmals in den Gemeinderat, in Sanem Serge Faber und in Düdelingen Yves Steffen, doch keine/r von ihnen wird Mitglied eines Schöffenrats sein.

Macht Während die Grünen nach den Hochs von 2011, 2017 (und 2018) wieder auf das Niveau von 2005 zurückgefallen sind, bleibt die CSV in den Gemeinden stärkste Kraft. Trotz ihrer Verluste ist es ihr gelungen, strategisch wichtige Koalitionen mit der DP oder der LSAP zu schmieden. In 13 der 14 größten Gemeinden kommt oder bleibt sie (voraussichtlich) im Schöffenrat: In der Stadt Luxemburg, Hesperingen und Mersch mit der DP, in Esch/Alzette und Bettemburg mit DP und Grünen, in Differdingen, Petingen, Sanem, Schifflingen, Kayl und Käerjeng mit der LSAP, in Strassen mit LSAP und Grünen. In acht dieser Gemeinden stellt sie den Bürgermeister (in Schifflingen wird das Amt gesplittet), zusätzlich in den Speckgürtel-Gemeinden Mamer und Niederanven. Insbesondere im Norden konnte die CSV ihre Vormachtstellung ausbauen: In Ettelbrück bleibt sie trotz Verlusten als Juniorpartner der LSAP in der Mehrheit, in Wiltz und Diekirch will sie mit der DP die Alleinherrschaft der LSAP beenden. Im Osten bleibt sie trotz Verlusten in Grevenmacher, Junglinster und Remich mit an der Macht. Dennoch konnte auch die CSV nur wenige neue Kandidat/innen bei den Gemeindewahlen aufbauen – zumindest was die Bürgermeister/innen und Schöff/innen angeht.

Ähnlich ergeht es der LSAP, die dort, wo sie die Verantwortung behält oder zurück an die Macht kommt, vor allem auf bewährtes Personal zurückgreifen muss. Ausnahmen sind Thierry Wagner in Differdingen, Elvedin Muhovic und Jimmy Skenderovic in Rümelingen, Rizo Agovic in Schifflingen und Christian Steffen in Ettelbrück, die wohl Schöffen werden, genau wie Bettina Ballmann und Angelo Lourenco Martins in Roeser.

Beim Wahlgewinner DP ist es nicht anders. Zwar hat sie insgesamt 26 Sitze hinzugewonnen, doch außer der Abgeordneten Carole Hartmann in Echternach, Ben Ries in Junglinster sowie Serge Eicher und Andrew Kiser in Schüttringen konnte sich kaum ein neuer Bürgermeister oder Schöffe hervortun.

Lassen sich daraus Tendenzen für die Kammerwahlen im Oktober ablesen? Auf den ersten Blick schon. Wenn die Grünen insgesamt auf dem absteigenden Ast sind, wird eine Fortset-

zung der Dreierkoalition mit DP und LSAP immer unwahrscheinlicher. Stattdessen könnte die CSV ihre Rückkehr in die Regierung feiern. Ihr Spitzenkandidat Luc Frieden hat ihr bei den letzten Umfragen leichte Zugewinne beschert. Zwar hat sie mit 17 Sitzen noch immer weitaus weniger als nach den Nationalwahlen von 2018 (21), doch bei den Stimmenanteilen liegt sie nur knapp zwei Prozent unter dem Resultat von damals.

Für eine Zweierkoalition mit der LSAP oder der DP würde es – noch – nicht reichen.

Bis Oktober kann sich das noch ändern. Ihre Präsenz in den Schöffenräten der großen Gemeinden könnte der CSV auch auf nationaler Ebene zusätzliche Sichtbarkeit und Aufschwung verleihen. Für die LSAP gilt das in geringerem Maße. Sie verteidigte zwar die absolute Mehrheit in Düdelingen und Mertert und errang sie in den kleineren Gemeinden Rümelingen und Roeser; auch in Differdingen, Ettelbrück und Schifflingen (ab 2026) stellt sie wieder den Bürgermeister und kehrt in Käerjeng zurück in die Mehrheit; in Sanem bleibt sie an der Macht.

Doch in den strategisch wichtigen Städten Luxemburg und Esch/Alzette ist die LSAP wieder nur in der Opposition. Die DP kann insbesondere in der Hauptstadt, im Speckgürtel und in ihren Hochburgen Mersch, Mondorf und Remich punkten und ist nun auch in Echternach, Sandweiler und Junglinster stärkste Partei. Die Grünen sind nirgends stärkste Partei, nicht einmal mehr in Differdingen.

Jugend Die DP hat die Gemeindewahlen vor allem deshalb

gewonnen, weil sie ihre Bedeutung für die Nationalwahlen erkannt hat. Außer den Piraten, die in mehreren Gemeinden riesige Plakate ihrer Abgeordneten aufhängten, hat keine Partei die zeitliche Nähe zwischen den beiden Terminen besser genutzt als die DP. Ihr „Premier no bei dir“ tingelte durch die Wahlbezirke, um Verbindungen zwischen kommunaler und nationaler Politik herzustellen. Kein anderer nationaler Spitzenkandidat hat sich in dem Maße im Kommunalwahlkampf engagiert. Die DP hatte nicht nur die meisten Listen, sondern sie hat auch den wegen Bettels Popularität gestiegenen Zulauf genutzt, um eine Armada an jungen Kandidat/innen aufzustellen, die bei den Gemeindewahlen im Wettbewerb für eine Teilnahme an den Kammerwahlen gegeneinander angetreten sind. Am Sonntag hat sich die „Spreu vom Weizen“ getrennt.

In Esch/Alzette verpasste die Jungliberale Amela Skenderovic den Einzug in den Gemeinderat nur sehr knapp, während JDL-Präsident Michael Agostini mit Platz sechs ein – an seinen Ansprüchen gemessen – enttäuschendes Resultat erzielte.

In Leudelingen holte JDL-Vizepräsident Lou Linster die meisten Stimmen, Nathalie Entringer wurde Vierte. Hugo Da Cos-

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ta zieht in Betzdorf in den Gemeinderat ein, Michel Goethals mit etwas Glück in Feulen. In der Hauptstadt schaffte keiner der dynamischen Jungliberalen Nicolas Wurth, Loris Meyer, Pitt Sietzen, Joe Polfer, Luis Oliveira Duraes, Joel Rodrigues Lavinas oder Daniel Ruiz Viejobueno den Sprung in den Gemeinderat. Tom Strauch wurde in Kopstal Letzter. Einen Achtungserfolg erzielte Jeffrey Drui in Schifflingen. In Petingen gelang es der DP mit der nicht mehr ganz so jungen Barbara Agostino einen zweiten Sitz zu holen. Beiden dürfte ein Platz auf der Südliste im Oktober sicher sein.

Wie die DP vom Bettel-, profitierte die LSAP vom PauletteLenert-Effekt: In Esch/Alzette wurden Liz Braz, Enesa Agovic und Sascha Pulli; in Bettemburg Izabela Golinska; in Dippach Ken de Sousa; in Kayl Brian Halsdorf; in Käerjeng Jil Feipel und in Habscht Luca Colling in den Gemeinderat gewählt.

Aldin Avdic hätte es in Esch fast geschafft, genau wie Catia Perreira und Caroline Huberty in Differdingen, Tim Holbach in Schifflingen und Diogo Costa in Düdelingen. Enttäuschend verliefen die Wahlen für die früheren JSL-Präsidenten Amir Vesali in Wiltz und Georges Sold in Esch, Benjamin Kinn in Sanem, Gledis Kryeziu in Düdelingen sowie Veronica Matos und Jana Weydert in Diekirch.

ihren Koalitionspartnern SPD und FDP zu selten durchsetzen kann. Vielleicht haben Déi Gréng aber auch nur zu früh den Anspruch erhoben, eine „ökoliberale Volkspartei“ zu sein, die alle Themen besetzt, sämtliche Wählerschichten anspricht und den Machterhalt ins Zentrum ihrer Bemühungen stellt. Vielleicht sollten sie sich vor dem Hintergrund von Dürre, Hitze, Artensterben und hoher Umweltbelastung im anstehenden Wahlkampf wieder stärker auf ihre Kernthemen besinnen.

Und vielleicht sollten sie nicht versuchen, um jeden Preis Koalitionen einzugehen mit politischen Gegnern, die sie als Verbotspartei bezeichnen und ihnen bei jeder Gelegenheit vorwerfen, aus rein „ideologischen“ Motiven heraus zu handeln, nur um sie bei ihrer eigenen Wahlklientel zu diskreditieren.

Sven Becker

Vielleicht sollten die Grünen sich vor dem Hintergrund von Dürre, Hitze, Artensterben und hoher Umweltbelastung im anstehenden Wahlkampf wieder stärker auf ihre Kernkompetenzen besinnen.

Und vielleicht sollten sie nicht versuchen, um jeden Preis Koalitionen einzugehen mit politischen Gegnern, die sie als Verbotspartei bezeichnen

WA H L E N

Doch die Grünen sind dabei, genau die Fehler zu wiederholen, die sie in die aktuelle Situation gebracht haben – zumindest dort, wo eine Koalition rechnerisch überhaupt noch möglich ist. Auf Felix Braz können sie die Schuld nun nicht mehr schieben. In Esch/Alzette und Bettemburg setzen Meris Sehovic und Fraktionspräsidentin Josée Lorsché das Bündnis mit CSV und DP fort, weil sie sich davon erhoffen, im Oktober (wieder) in die Kammer gewählt zu werden. In Walferdingen und in Niederanven koalieren sie aus den gleichen Gründen (erneut) mit der CSV und in Strassen mit CSV und LSAP. Von den Bündnissen profitieren vor allem ihre Koalitionspartner, die dadurch klima- und umweltpolitische Glaubwürdigkeit gewinnen, während die Grünen ihre verlieren.

In Umfragen erreichten die Grünen ihr Wahlresultat von 15 Prozent zum letzten Mal im November 2019. Inzwischen liegen sie nur noch zweieinhalb Prozent und zwei Sitze vor den Piraten, die genau wie die Grünen mit fast allen können (wollen), obwohl keine der großen Parteien Marc Goergen als Partner haben will (S. 12). Weil die politisch beliebigen Piraten überall, wo sie angetreten sind, gewonnen haben, reden politische Beobachter von einer Zersplitterung der Parteienlandschaft. Tatsächlich haben der Erfolg der Piraten und das Selbstverständnis der Grünen als „ökoliberale Volkspartei“ zu einer Schwächung der gesamten politischen Linken zugunsten des bürgerlichen und rechten bis rechtsradikalen Lagers geführt. Während die LSAP am Sonntag stagnierte und Déi Lénk Mandate in ihren drei „Hochburgen“ Luxemburg, Esch und Sanem verlor, hat die DP die meisten Sitze hinzugewonnen (26). Die CSV hat zwar prozentual leicht verloren, im Gegensatz zur LSAP ihre Macht in den beiden größten Gemeinden jedoch konsolidiert. Und die ADR konnte die Anzahl ihrer Mandate mehr als verdoppeln. Wie Déi Lénk hat sie nun in sechs der zehn größten Gemeinden einen Sitz.

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Premierminister Xavier Bettel am Sonntag bei der Stater DP

#regionalsaisonal SOU FRËSCH, SOU LËTZEBUERG

Kandidat/innen aus ihrer Jugendorganisation hatte auch die CSV bei den Gemeindewahlen aufgestellt. Vincent Reding bleibt Bürgermeister in Weiler-la-Tour, Myriam Binck wird Bürgermeisterin in Rambruch, Alex Donnersbach wird Schöffe in Walferdingen. Direkt in den Gemeinderat gewählt wurden etwa Joy Weyrich in Esch, Anne Steichen in Grosbous, Bob Morbach in Steinsel, Pit Zahlen in Hesperingen, Christophe Anthon in Bettemburg, Jimmy Carelli in Habscht, Christophe Heymes in Rambruch, Tom Kerschenmeyer in Mamer, Vincent Koks und Tom Peiffer in Ettelbrück sowie Ricardo Marques und Tania Rocha in Echternach. Nur knapp scheiterten Sarah Moreira in Esch, Marc Ury in Grevenmacher und Lynn Zovilé in Betzdorf, während Basile Dell (Stadt Luxemburg) und Gabriel Jordanov (Schifflingen) sich bestimmt mehr Stimmen erwartet haben.

Bei den Jonk Gréng fehlten den Co-Sprecher/innen Fabricio Costa (Luxemburg) und Amy Winandy (Junglinster) jeweils etwas mehr als 300 Stimmen, um in den Gemeinderat einzuziehen. Denis Barthelmy in Düdelingen ebenfalls. Fast geschafft hätten es auch Lea Vogel und Moritz Schaaf in Mamer und Amra Sabotic in Esch. Georges Biever wurde in der Majorzgemeinde Goesdorf gewählt, während Kris Hansen in Bous, Fränk Prim und Bob Kieffer in Käerjeng, Lynn Faber und Yann Wintersdorf in Sanem und Maxime Pantaleoni in Differdingen im Mittelfeld landeten, genau wie Celia Seil und Iness Chakir in Düdelingen.

Dass bei den Grünen in diesem Jahr weniger junge Kandidat/ innen gewählt wurden, liegt neben der geringeren Sitzanzahl wohl vor allem daran, dass die Partei in den vergangenen Jahren schon eine interne Erneuerung durchgeführt hat. Die CoSprecher/innen Djuna Bernard und Meris Sehovic, die bei ihrer ersten Kandidatur bei Gemeindewahlen gleich Erstgewählte in Mamer und Esch wurden, gelten schon als alte Hasen, obwohl sie erst 30 Jahre alt sind. Gleiches gilt für die Abgeordnete und Schöffin Jessie Thill in Walferdingen. Der Unterschied zwischen den drei: Während die Grünen in Walferdingen 2,8 Prozent gewannen, verloren sie in Esch 4,4, in Mamer sogar 7,2 Prozent.

Freddy Sangers-Majerus Mëllechbauer

Nidderpallen - „um Kimm“

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Volkspartei(en) Die Gründe für die Verluste der Grünen in

den vergangenen Monaten mögen vielfältig sein. Vielleicht spielen tatsächlich der Skandal um Roberto Traversini, der auch Carole Dieschbourg ihr Ministeramt gekostet hat, oder menschliche Schicksale wie die von Camille Gira und Felix Braz eine große Rolle. Vielleicht auch die schlechten Umfragewerte der deutschen Schwesterpartei, die sich gegenüber

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PA RT I C I PAT I O N

23 pour cent Au total 76 388 électeurs n’ont pas pesé sur les élections, soit 23 pour cent des inscrits. Près d’un électeur sur quatre n’a pas voté ou a rémis un vote non valide (photo : Sven Becker).

Le vote est obligatoire au Luxembourg. Cependant les poursuites pour non-participation sont inexistantes. Les présentes élections affichent, au niveau national, un taux d’abstention de 15,43 pour cent alors qu’il n’était que de 12,8 pour cent aux communales de 2017. La Ville de Luxembourg détient le triste record de 20,9 pour cent de personnes qui ne sont pas allées voter dimanche dernier (contre 19,4 pour cent en 2017), suivie par Kopstal (17,8 pour cent), Esch-sur-Alzette (16,5) et Diekirch (15,9). Une tendance abstentionniste qui « inquiète » Taina Bofferding, ministre de l’Intérieur (LSAP) : « Le vote, principe fondamental de notre démocratie représentative, est non seulement un droit, mais une obligation citoyenne. Que ce soit par rejet des options politiques ou par inintérêt, les absentions de vote nuisent à la démocratie », répond-elle à la demande du Land. Difficile de

savoir qui sont les personnes qui se sont abstenues : Des personnes âgées exemptées (le vote n’est plus obligatoire après 75 ans), des jeunes qui étudient à l’étranger, des nouveaux inscrits qui n’ont pas compris que c’était obligatoire… ?

Toutes les réponses sont ouvertes et « une analyse détaillée sera menée en ce sens », annonçait la ministre à la Chambre, ce mardi, en répondant à Michel Wolter (CSV). Le député l’interrogeait sur le nombre « extraordinaire » de bulletin non-valables. Environ 25 000 bulletins de vote n’ont compté dans les élections. Plus de 11 000 bulletins blancs ont été dénombrés et 14 456 ont été considérés comme non-valides, soit 5,2 pour cent. C’est nettement plus qu’en 2017 où 4,5 pour cent des bulletins avaient été retoqués, chiffre comparable à celui des législatives de 2018 (4,2 pour cent de votes nuls). Tous ces bulletins vont être examinés pour comprendre les fautes les plus courantes et travailler à une meilleure information par la suite, explique la ministre.

Quand certains candidats sont élus avec une poignée de voix d’écart, on mesure l’importance de chaque vote. fc

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PARTEIEN

KPL Die Kommunistische Partei, die bis zum Fall der Berliner Mauer in vielen Südgemeinden mitregierte und in den 1970-er Jahren in Esch/ Alzette sogar den Bürgermeister stellte, verliert immer weiter an Bedeutung. Nachdem die

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Kommunisten 2017 aus dem Escher Gemeinderat ausschieden, hat nun auch Parteipräsident Ali Ruckert sein Mandat in Differdingen verloren. Nur in Rümelingen konnte Edmond Peiffer seinen 2011 gewonnenen Sitz noch verteidigen. Da die LSAP dort die absolute Mehrheit errang, wird er aber wohl nicht mehr im Schöffenrat gebraucht. Für das erweiterte Zentralkomitee, das sich am morgigen Samstag trifft, ist die Wahlniederlage vielleicht eine gute Gelegenheit, den Kurs der KPL zu überdenken und die seit Jahren angekündigte Erneuerung der Partei endlich durchzuführen.

Ein Angebot der Escher Linken für eine Zusammenarbeit bei den Gemeindewahlen, lehnte die KPL-Spitzenkandidatin Marceline Waringo in diesem Jahr ab. ll

Fokus

Tablo

Frank Engels Kleinpartei Fokus konnte neben Joe Theins Déi Konservativ und Jean-Marie Jacobys Mir sinn d’Vollek als einzige Partei kein Mandat in einer Proporzgemeinde erreichen.

Für Fokus, die immerhin in drei Gemeinden (Stadt Luxemburg, Differdingen und Sanem) antrat, ist das Resultat eine herbe Enttäuschung, nirgends kam sie über drei Prozent. Vor allem in der Hauptstadt hatte die Partei mit dem ehemaligen DP-Generalsekretär Marc Ruppert, dem Urbanisten Tom Becker, dem ULCPräsidenten Nico Hoffmann, dem ehemaligen grünen Escher

Gemeinderat Luc Majerus und dem früheren Direktor des Fonds du Logement, Daniel Miltgen, durchaus bekannte Persönlichkeiten aufgeboten.

Allerdings konnte Luc Recken in der Majorzgemeinde Viichten sein Bürgermeisteramt verteidigen, 2022 trat er der Partei bei; René Zigrand belegte in Préizerdaul Platz sieben von neun. Das Hauptaugenmerk von Fokus liegt aber eh auf den Kammerwahlen, erklärtes Ziel ist eine Regierungsbeteiligung ihres nationalen Spitzenkandidaten Frank Engel. Die Chancen des früheren CSV-Präsidenten, im Oktober tatsächlich gewählt zu werden, dürften am Sonntag jedoch nicht gestiegen sein. ll

der Nachbargemeinde Sanem führt, und nicht für die von Umweltministerin Joëlle Welfring wieder ins Spiel gebrachte Variante mit dem Tunnel, die nun auch die Käerjenger Grünen nach anfänglichem Zögern unterstützen. Die Monnericher Gemeindesekretärin Nadine Braconnier, die am Sonntag bei ihrer ersten Kandidatur gleich den vierten Platz auf der CSVListe belegte, kann ihr Mandat trotz ihres bemerkenswerten Resultats nicht annehmen, weil sie 2018, drei Monate vor den Kammerwahlen, Michel Wolter ehelichte, was wort.lu damals eine Fotostrecke mit über 20 Bildern wert war. ll

P E R S O N A L I E N

24 Jahre alt, ist leicht verschmitzt im Itziger Café des Sports anzutreffen. Er und seine Parteifreunde von den Piraten schauen auf der Terrasse gebannt auf ihre Smartphones.

Vom informellen Resultat, das seit anderthalb Stunden in der Gemeinde kursiert, und das dem Spitzenkandidaten in Hesperingen einen Sitz im Gemeinderat gebracht hat, hat er noch nichts gehört. „Ah!“, sagt er und lächelt vergnügt. „E geniaalt Gefill als jéngste Spëtzekandidat.“ Die Wände sind innen lila gestrichen, passend zur Parteifarbe – das sei aber schon vorher so gewesen, entgegnet Godefroid. Im Hintergrund läuft Get the Party Started von Pink. Ein bisschen überrascht wirkt er, dass seine

Michel Wolter, député-maire der Gemeinde Käerjeng, konnte seine sieben CSV-Sitze verteidigen und geht nun eine Koalition mit seinem langjährigen Widersacher Yves Cruchten, Fraktionspräsident der LSAP im Parlament, ein, obwohl die Sozialisten genau wie Wolters bisheriger Koalitionspartner Déi Gréng ein Mandat zugunsten der ADR mit Fernand Kartheiser und der in Käerjeng neuen Piraten verloren. Wolter und Cruchten vereint, dass sie beide für die Variante des Contournement sind, die durch den Bobësch in

Mathis Godefroid,

Partei ­– die kein Programm veröffentlicht hat, und auf deren Liste sich drei Kandidaten ohne Foto aufstellten – es beim ersten Mal auf 6,44 Prozent und einen Sitz geschafft hat. Die buzzwords der Piraten hat er drauf: Es solle mehr Transparenz in der Lokalpolitik herrschen, alle Sitzungen des Gemeinde- und Schöffenrats sollen gestreamt und übersetzt werden; eine MyHesper-App solle bürokratische Vorgänge vereinfachen – und die Wälder solle man einfach sein lassen, damit sie wieder in ihren Urzustand zurückfänden. sp

le poste de bourgmestre à Pinto (« vu les résultats personnels, c’était très clair »), mais en s’alliant à « un perdant », celui-ci aurait fait le choix de la facilité. Henri Wurth, maire depuis 1994 et encarté au CSV, ne s’était plus représenté. bt

Antónia Afonso Bagine

Charles Margue, député Déi Gréng, échoue à conquérir la mairie de Lintgen à la tête de sa liste « Di nei Ekipp » ; et ceci malgré un score honorable de 35,3 pour cent. C’est l’échevin Louis Pinto qui rafle 43,8 pour cent des voix (avec sa liste « Engagéiert Bierger ») et se trouva en position de force dimanche soir. Le relieur à la retraite, membre du LSAP et syndicaliste OGBL a illico opté pour une coalition avec Jeannot Toisul (DP), même si ce dernier a perdu en voix depuis le dernier scrutin. (Entre 2017 et 2023, la commune est passée à la proportionnelle.) Face au Wort, Pinto expliqua qu’une alliance avec l’ancien échevin présenterait l’avantage d’embarquer quelqu’un « qui connaît les dossiers ».

Margue se montre dépité : « On voulait le changement, les autres la continuité ». Il dit avoir offert

va faire son entrée au Knuedler.

Cette Bissao-Guinéenne de 48 ans est incontestablement la surprise des élections communales dans la capitale.

Elle a été élue en troisième position sur la liste LSAP de Luxembourg avec 3 568 voix, devançant de quelques suffrages les anciens conseillers communaux Cathy Fayot (3 549 voix) et Tom Krieps (3 542).

Dimanche soir, elle ne retenait pas ses larmes en apprenant son élection, applaudie par ses colistiers aussi surpris qu’elle. « Je suis fière de représenter mon parti », bafouillait-elle, prise par l’émotion. Ce mercredi, elle pesait ses mots auprès du Land : « Je vais travailler dur, comme je le fais toujours, pour être digne de

la confiance qu’on m’a accordée ».

Antónia Afonso Bagine (photo : Sven Becker), se rappelle avoir toujours entendu parler de politique dans sa famille, « déjà au moment de la guerre coloniale » (qui a pris fin en 1974 avec l’indépendance de la GuinéeBissau). Arrivée au Luxembourg il y a quinze ans, elle a voulu s’engager, d’abord syndicalement, puis politiquement « pour défendre les travailleurs, pour plus d’égalité, pour les conditions de travail ». Déléguée au sein du comité « nettoyage de bâtiments » du LCGB, elle milite au LSAP depuis 2017, après avoir fait connaissance du parti lors du Festival des migrations. « Le plus proche de mes valeurs sociales et qui s’engage pour les immigrés. » Dès cette date, elle s’engage comme « multiplicatrice », pour pousser les étrangers à s’inscrire pour les élections communales, puis européennes.

Cette année, elle a repris son bâton de pèlerin et a travaillé d’arrache pied. Pas une fête, pas une réunion d’association dans les communautés bissaoguinéenne, cap-verdienne, brésilienne ou portugaise sans qu’Antónia Afonso Bagine ne se mobilise pendant plusieurs heures pour convaincre les uns et les autres de s’inscrire. Aujourd’hui, c’est un autre défi qui attend la déléguée syndicale, celui d’apprendre le luxembourgeois pour participer au conseil communal. « Je comprends déjà un peu, j’ai commencé les cours. Ça ne me fait pas peur. » fc

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« Construire un contre-monde » Pierre Sorlut

Sunny Sunday day drinking. Cela ressemble à un dimanche festif. David Wagner, chemise en lin, clope et verre à la main devant le bistrot Streik de la Maison du peuple à Esch où les camarades Déi Lénk se sont rassemblés dans une ambiance légère et festive. Sur le trottoir, le son des Francofolies voisines concurrence le bruit du trafic et contraint à hausser le ton pour mener une conversation. Dans le café, les écrans branchés sur RTL-Télé rappellent que les élections communales se jouent cet après-midi. David Wagner espère maintenir les huit mandats à l’issue du décompte. Deux sièges aux conseils communaux de Sanem, Luxembourg et Esch. Un à Differdange et un à Pétange. Une liste a aussi été montée à Schifflange, pour là aussi remporter un ou plusieurs mandats.

Le cacique du parti ne se berce néanmoins pas d’illusions. David Wagner, redevenu étudiant en histoire après son passage au Krautmaart, énumère les incertitudes. En Ville, où il est tête de liste, le vote des étrangers est la grande inconnue. La popularité de Paulette Lenert va-t-elle permettre au LSAP d’engranger des suffrages des sympathisants de la gauche ? Surtout, on craint la concurrence du parti Pirate pour le vote contestataire.

Puis viennent les craintes structurelles du député rotatif : l’affaiblissement de la solidarité syndicale depuis trois décennies ou l’atomisation du mouvement ouvrier. « Le prolétariat existe toujours, mais il est désuni », relève David Wagner, résigné sur le manque d’engagement politique et le déclin des idéologies. Pour la candidate dans la capitale (pour la deuxième fois), « les gens ont peur des

Nathalie Oberweis

G E M E I N D E N

Revival in Hesperingen Kurz, nachdem die Wahlbüros schlossen, klebte der Hesperinger député-maire Marc Lies (CSV) eigenhändig einen schwarzen Merci-Sticker auf sein Wahlplakat.

Sonderlich besorgt kann er nicht gewesen sein – 45,76 Prozent der Stimmen hatte seine Partei 2017 hingelegt und mit acht Sitzen im Gemeinderat die absolute Mehrheit gestellt. Am Sonntagabend traf die LokalSektion sich zum gediegenen Dinner im Restaurant Celo, weiße Tischdecken, CrémantGläser und Blick auf den Park als Ambiente. Es war warm, ein Umstand, dem mit unzähligen hellblauen Hemden begegnet wurde. Seit 1975 stellt die CSV ununterbrochen den Bürgermeister in Hesperingen.

Da lässt auch Luc Frieden es sich nicht nehmen, im hellblauen Hemd vorbeizuschauen um „hinnen all d’Daumen ze drécken“. Die Daumendrückerei hat nur bedingt gereicht: Denn obwohl die Christsozialen ihre Vorherrschaft verteidigen konnten, sind ein paar Risse in der Fassade aufgetreten. Durch die 17 verfügbaren Mandate musste die CSV trotz den acht verteidigten Sitzen die absolute Mehrheit einbüßen. Neben Claude Lamberty, Myriam Feyder und Henri Pleimling darf nun auch Michel Torres

communistes ». « On nous trouve trop radicaux alors qu’on a quand même des positions nuancées », réagit la députée. Nathalie Oberweis souligne que ses prises de position sur l’Ukraine et les mesures Covid-19 ont pu être mal comprises.

Chez Déi Lénk, on se dit conscients des écueils et des « choses qui nous échappent ». Les premiers résultats en demi-teinte n’entament pas la bonne humeur. Le score intérimaire de Gary Diderich à Differdange est accueilli avec une demie-satisfaction (il sera réélu). L’ancien député Marc Baum a

für die DP in den Gemeinderat.

Ein Koalitionsabkommen zwischen CSV und DP wurde prompt in den frühen Morgenstunden unterschrieben, die Zusammenarbeit, die es schon zwischen 2013 und 2017 gab, setzt sich fort, Claude Lamberty wird Schöffe. Marc Lies spricht von einem „Revival“. Wenn der Verlust von 3,22 Prozentpunkten eine (ziemlich kleine) Strafe für den Korruptionsskandal gewesen sein soll – über zwanzig Jahre lang bedienten sich zwei Gemeindebeamte ungeniert an öffentlichen Geldern –, dann hat der Bürgermeister sie offenbar gut verkraftet. Großer Applaus gilt der Mannschaft, die die letzten schwierigen Jahre so gut gemeistert habe, und deren Gesamtresultat sich zeigen lasse. „Eng rise Victoire – à l’attaque, a vive op de Patt!“, ruft er in die Runde. Am Ende der Rede wird er noch daran erinnert, dass Muttertag ist. Vergisst ja die Mütter nicht, sagt Marc Lies. Hat man sich erst durch johlende Fußballfans zum hinteren Terrassenraum zum DP-Wahlabend vorgekämpft, hat man nicht dein Eindruck, vor Wahlgewinnern zu stehen. Die Parteifreunde verkosten ihre Pizzen, die Stimmung ist eher andächtig. DP und LSAP dürften sich freuen, die absolute Mehrheit in der Gemeinde gebrochen zu haben. Ein Wermutstropfen scheint es auch für die Grünen zu sein, die landesweit viel an Zustimmung verloren haben.

Unter den Sonnenschirmen des

Hadrien Friob

« Un jour, tout le monde aura oublié ce que j’ai fait, tout le monde, sauf mes enfants »

David Wagner et Nathalie Oberweis dimanche soir au Streik

recueilli le plus de voix alors qu’il n’avait pas été désigné Spëtzekandidat. C’est finalement le seul élu Déi Lénk à la commune d’Esch. La tête de liste, le jeune Samuel Baum, ne passe pas le cut. À Luxembourg, seule Nathalie Oberweis obtient le nombre de voix suffisant. Les deux conseillers communaux sortants, Guy Foetz et Ana Correia, échouent. Déi Lénk recule dans cinq communes (sur sept listes présentées) : notamment -2,7 pour cent à Dudelange et -4,5 à Sanem. Le seul résultat positif intervient à Schifflange où l’instructeur de natation Aldin Civovic décroche un siège. Avec

Restaurants Trapeneck, wo sich die Klima-Partei versammelt hat, schaut man in lange, müde Gesichter. Selbst die Spitzenkandidatin Marie-Lyne Keller, die Erstgewählte ihrer Partei wurde, sei mit Blick auf die hineinschneienden Resultate „sehr enttäuscht“. Die Plakate der Partei seien verunstaltet und zerrissen worden, das Greenbashing dehne sich weiter aus. Die Nachricht, dass sie Erstgewählte wurde, und dass die Grüne ihre drei Sitze verteidigen konnten, baut sie kaum auf.

Gegen Ende des Abends ruft der scheidende grüne Gemeinderat Roland Tex seine Mannschaft zusammen, um ihnen Mut zu machen. „De Renouveau hu mer gepackt“, proklamiert er. Applaus.

Stephen de Ron, 32-jähriger Anwalt, wird künftig neben MarieLyne Keller und Carole Goerens im Gemeinderat sitzen.sp

CSV-LSAP in Kayl In der Gemeinde Kayl-Tetingen, wo es vor anderthalb Jahren wegen des Parteiaustritts des ehemaligen LSAP-Schöffen Marcel Humbert zu einem politischen Wechsel und viel Polemik gekommen war, konnte die CSV mit Bürgermeister Jean Weiler sich von vier auf fünf Sitze verbessern. Die LSAP, die ohne ihren langjährigen Bürgermeister John Lorent antreten musste, verlor über elf Prozent, aber nur einen ihrer fünf Sitze. Auch die am „Umsturz“ beteiligte DP hat nur

noch ein Mandat, genau wie die Grünen, die sechs Prozent verloren. Neu im Gemeinderat sind ADR und Piraten, die auf jeweils acht Prozent kommen.

Eine Zweierkoalition ist in Kayl nur zwischen CSV und LSAP möglich. ll

Bridel Immobilière La politique est un métier ingrat. Christian Kmiotek, vient d’en faire l’expérience. À la sueur de son front, l’ancien président des Verts a monté une « Biergerlëscht » à Kopstal, où il s’est installé il y a quatre ans.

Ce dimanche, sa liste engrange du premier coup 27,5 pour cent des suffrages. Le seul hic : « Kmio » ne figure pas parmi les heureux élus. « Pour moi, c’est la retraite politique maintenant », constate-t-il. La percée de sa Biergerlëscht exprime la colère provoquée par différents projets immobiliers, dont des résidences qu’Olos Fund (Flavio Becca et Eric Lux) veut construire sur l’ancienne carrière de la firme de construction Kurt. En couverture de son flyer, la Biergerlëscht a opté pour une photo d’un immeuble résidentiel barrée de deux traits rouges. (Le parti promet de classer la carrière en « zone d’aménagement différée ».) Christian Kmiotek assure pourtant qu’il ne s’agit pas d’une liste Nimby : « J’ai regardé tout un chacun dans les yeux en lui demandant : ‘Tu es bien d’accord qu’il faut construire des logements, non ?’ Et ils ont

9,81 pour cent des suffrages, Déi Lénk y obtient son meilleur score : les Piraten n’y avaient pas présenté de liste.

The day after. C’est la gueule de bois. « Un sen-

timent négatif » prévaut chez David Wagner, contacté par le Land. Il ne pense pas forcément à la campagne de Déi Lénk, « je sais qu’on n’est pas parfait et qu’on a peut-être mal agi ici ou là ».

Wagner s’avoue amer face au constat que lutter contre le réchauffement climatique et les excès du libéralisme « ne paie pas électoralement ».

tous répondu ‘oui’. » Kmiotek plaide pour un urbanisme « en harmonie avec l’existant », et pas de « grandes boîtes en béton » qui seraient « lieblos a leblos ». » La Biergerlëscht a mis un camouflet aux partis établis : Par rapport à 2017, le CSV perd neuf, le DP six et Är Équipe seize points de pourcentage.

Mais la coalition CSV-DP tient bon. Le « responsable clients et partenaires stratégiques » de la BGL, Thierry Schuman (CSV), se maintient à la mairie aux côtés de son premier échevin, Josy Popov (DP), un boulangerpâtissier à la retraite. Le premier élu de la Biergerlëscht est Patrick Neuman, directeur de Multigone, une société spécialisée dans les bâtiments préfabriqués et les containers.

Neuman est surtout président du Tennis Spora, ce qui ne l’aura certainement pas desservi auprès de l’électorat huppé du Bridel.

D’autres candidats actifs dans l’immobilier n’ont par contre pas percé. Pitt Matthieu, le secrétaire général du Groupe Giorgetti et ancien haut fonctionnaire à l’Intérieur, a fini septième sur la liste Är Équipe (proche du LSAP). L’agent immobilier Marc Schuman (fils du bourgmestre) a fini quatrième sur la liste DP. Autre fun fact : Deux petitesfilles de bourgmestres figurent parmi les élus, à savoir Lisa Ewen (Biergerlëscht) et Jennifer Bintener (CSV). Dernier fun fact : Kopstal est l’avant-dernière commune (avant Vianden mais après Viichten) à avoir entamé,

Ni pour Déi Lénk, ni pour Déi Gréng. « Il faut qu’on construise un contre-monde, et ce n’est pas facile. Parce qu’on est petits. » L’urgence est au bilan trois mois avant les élections législatives. Ce lundi matin, Nathalie Oberweis informe d’emblée son parti qu’elle ne briguera pas un deuxième (demi) mandat à la Chambre. « La raison principale, c’est l’incompatibilité entre avoir de jeunes enfants et représenter un parti à deux à la Chambre », confie la députée au Land. « Un jour, tout le monde aura oublié ce que j’ai fait, tout le monde, sauf mes enfants », résume Nathalie Oberweis

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en mars 2022, sa procédure de PAG, avec deux ans de retard par rapport à la date butoir. bt

K A N D I DAT E N

Querfront in Bettemburg?

Nicht-Luxemburgerl

Wie Radio 100,7 meldete, habe der Bettemburger LSAP-Spitzekandidat, Marco Estanqueiro, die DP aufgesucht, um ihr eine Zweierkoalition und den Bürgermeisterposten mit Unterstützung der ADR anzubieten. Das Angebot aber habe DP-Spitzenkandidat Gusty Graas schriftlich abgelehnt.

In einem Presseschreiben behaupten die beiden LSAPListenführenden, die Sektion „hatte zu keinem Zeitpunkt die Intention, eine Koalition mit der rechtspopulistischen ADR einzugehen.“ Ein Gespräch mit der ADR habe nicht stattgefunden. Was auch die ADR gegenüber Radio 100,7 bestätigte. Falls die LSAP-Sektion eine Unterstützung durch die ADR in Erwägung zog, wäre es nicht die erste Annäherung gewesen. Im Oktober 1993 hatte der Schifflinger LSAP-Kandidat Nic Frisch keine Bedenken gegenüber der ADR. Wer einst mit den extremen Kommunisten konnte, dürfte eine Kooperation mit der ADR hinbekommen.

Auch die CSV-Politikerin Astrid Lulling zeigte sich am gleichen Wahlabend „einem Flirt mit dieser am rechten Rand angesiedelten politischen Gruppierung nicht abgeneigt“, wie das Land berichtete. sm

Auf den Listen waren auch einige Kandidat/innen nichtluxemburgischer Nationalität zu finden. Führend waren dabei die portugiesischen Mitbürger/innen mit 113 Kandidat/innen. Gefolgt von 69 Franzosen, 47 Deutschen und 37 Belgier/innen. Zudem tauchen Bulgaren, Schweden und polnische Mitbürger/innen auf den Wahllisten auf. Derzeit ist Aufregung um José Vaz do Rio aus Bettendorf entstanden, der die luxemburgische und portugiesische Staatsbürgerschaft besitzt. Wie 2017, ist er auch diesmal Erstgewählter. Doch seine Mitkandidat/innen der Liste Eng Ekipp fir Iech haben ihn nun isoliert und angeblich wegen mangelnder Luxemburgisch-Kenntnisse aus dem Schöffenrat ausgeschlossen.

Aus nicht-europäischen Staaten waren bei Déi Lénk der DatenWissenschaftler Diallo Mamadou aus Guinea aufgestellt sowie der Physiker Kshirsagar Aseem aus Indien. Auch aus Indien stammt der Tech-Unternehmer und Grünen-Kandidat Rangarajan Sriram. Für die Bartringer DP ging der Buchhalter Altounian Karnik ins Rennen, der die libanesische Nationalität hat. sm

6

Land

WA H L E N

16.06.2023

Sven Becker

Hir Stad Bernard Thomas

Sept soirées électorales en Ville – une chronique

Vers 22 heures 30, Lydie Polfer retire ses chaussures et avance pieds nus dans la petite fontaine à ras du sol.

Dimanche soir, la Ville des gagnants et les gagnants de la Ville se réunissaient sur le parvis ultra-minéral du Grand Théâtre. Musique lounge, kiosque en bois, chemises blanches et bleues, robes à fleurs : on se serait cru dans un club nautique à Knokke. L’ambiance sur la terrasse de la Brasserie Schuman (gérée par Erik De Toffol, ex-patron du Saumur et frère d’un candidat DP) n’est pourtant pas exubérante. La foule ne fait pas masse. Des groupes s’agglutinent autour des différentes tables. Chacun est absorbé par l’écran et ses résultats personnels. Une sono a été installée, mais personne ne fera de déclaration. Le DP est surtout soulagé. À 70 ans, Lydie a réussi à tenir « ons Stad », de nouveau.

Patrick Goldschmidt est souriant, expansif, comme libéré d’un fardeau. Ce dimanche, il paraît enfin comme le successeur au trône. Sa petite-cousine Corinne Cahen voulait s’imposer aux caciques du Stater DP par les urnes. Pari perdu. Avec 4 732 voix personnelles, la ministre se retrouve déclassée par Lydie Polfer (8 616), Serge Wilmes (7 561), Patrick Goldschmidt (5 814) et François Benoy (5 732). Dès que Goldschmidt apparaît, Cahen disparaît, le portable vissé à l’oreille. Deux jours plus tard, sur RTL-Radio, la ministre fera bonne mine, parlant d’un « super résultat électoral » et se disant « immens zefridden ».

Corinne Cahen a remis sa démission au Grand-Duc ce jeudi, après avoir fait ses adieux, deux jours plus tôt, à la Chambre. « Et war net ëmmer schéin hei, mee heiansdo awer », dit-elle, la voix étouffée par l’émotion, aux députés, dont 29 avaient réclamé sa démission il y a deux ans, l’accusant d’avoir mal géré la pandémie dans les maisons de retraite.

L’amie d’enfance de Bettel s’est mise dans une situation peu confortable. Elle a fini par troquer un siège au gouvernement pour un poste au conseil échevinal.

Celui-ci ne lui sera pas bienveillant ; ni Goldschmidt ni Beissel, ni Wilmes ni Mosar ne la portent dans leur cœur. Quant à sa marge de manœuvre, elle sera fortement limitée par la maire et ses chefs de service.

Parmi les nouveaux mandataires DP, elle compte peu d’alliés, à part Colette Mart et Anne Kaiffer. Il sera intéressant de voir combien de temps Cahen tiendra dans ces conditions hostiles. Son ancienne place de co-tête de liste de la circo Centre devrait aller à Yuriko Backes, que le Premier ministre a pris sous son aile et introduit au grand cirque électoral.

Pour faire valoir ses prétentions, Goldschmidt devra d’abord s’émanciper de la tutelle de Lydie Polfer, dont le souci du détail aura laissé peu d’occasions à l’échevin de se distinguer jusqu’ici. Durant la campagne, la maire a répété ad nauseam qu’elle assurera un plein mandat ; « souwäit kee Bus iwwert mech fiert », précisa-t-elle, quatre jours avant le scrutin, sur Radio 100,7. « Ich gehe keine Verpflichtung ein, um sie nach einem gewissen Zeitraum nicht mehr auszuüben », martèle-t-elle ce mardi au Tageblatt, tout en affichant une certaine humilité devant « les mauvaises surprises » que peut réserver la vie : « On ne sait jamais ». Or, tant la logique politique que la discipline du parti devraient la pousser vers la sortie d’ici trois ou quatre ans.

Pour la soirée électorale du CSV, Serge Wilmes avait choisi un endroit à l’écart. Le restaurant sicilien La Feluca (« club house » du TC Stade) est entouré de grillages, de gradins et de projecteurs, niché entre des courts de tennis en terre battue et des terrains de foot. Bureau de vote après bureau de vote, Wilmes voit ses ambitions s’effondrer au ralenti. « On n’a pas encore perdu, mais on n’a pas encore gagné », avance-t-il au début. Puis de répéter, à la manière d’un mantra, aux journalistes et candidats : « On verra… » Lorsque, vers 21 heures, la perte d’un siège se profile, Wilmes se retire avec son épouse et ses plus proches alliés dans la petite loge du club de tennis. Il n’en ressortira pas pendant deux heures.

(Dans ce cercle restreint, on retrouve notamment Chris Mathieu, ancien rédacteur en chef de L’Essentiel puis du Quotidien, qui a conseillé Wilmes pendant les 18 derniers mois.)

Esseulés et résignés, les candidats et militants restent attablés sous de larges parasols noirs. À l’intérieur de la pizzeria, les résultats et interviews défilent

Serge Wilmes (CSV)

Luc Frieden sera le grand absent de la soirée électorale du CSV. Probablement parce qu’il ne veut s’afficher aux côtés de perdants

sur RTL-Télé. Mais sur la terrasse, on ne se sent plus vraiment concerné. Laurent Mosar arrive vers 21 heures 30 au volant de sa Porsche quatre-quatre.

L’échevin a continué de sombrer, ne finissant que cinquième sur la liste, devancé par Paul Galles et Elisabeth Margue. Quant à Maurice Bauer, l’ancien rival interne de Wilmes, il ne cache pas sa joie d’être arrivé deuxième. Autour de la télé, quelques militants tentent de s’expliquer la défaite : La campagne sécuritaire aurait exclusivement profité à Polfer ; Fokus et ses 2,4 pour cent n’auraient pas aidé ; les étrangers ne connaîtraient pas le CSV, ce serait un problème de « marketing » ; Wilmes aurait mieux fait de saisir l’opportunité en 2017... Accompagné de son épouse et de sa fille, Claude Wiseler débarque tardivement, tentant de remonter le moral aux candidats défaits. Le Spëtzekandidat Luc Frieden reste, lui, absent. Probablement parce qu’il ne veut s’afficher aux côtés de perdants. De toute manière, la vie interne du parti et la politique locale auront toujours été le cadet de ses soucis.

Vers minuit, Lydie Polfer et Xavier Bettel passent un coup de fil à Wilmes. Le DP veut conclure le deal aussi vite que possible pour écarter le risque, aussi minime soit-il, qu’une majorité alternative se forme. (Arithmétiquement possible, celle-ci restait politiquement impensable.) Le premier échevin invite la bourgmestre à passer à La Feluca. Polfer et Goldschmidt remontent la route d’Arlon en voiture et débarquent à la soirée du CSV. Captée par un journaliste de RTLRadio, la scène qui s’ensuit est surréaliste. Sur la terrasse du « club house », la maire se fait applaudir par les vaincus du CSV. Debout entre les tables du restaurant, Polfer se lance dans un court speech. Wilmes se tient en face, à quelques mètres de distance, le sourire figé, douloureux. De la main, elle lui fait signe de s’approcher ; il s’exécute et se met à ses côtés. (Claude Wiseler se tient à l’écart, l’air gêné.) Endossant son rôle de consolatrice des affligés, elle rappelle avoir travaillé

Lydie Polfer et Xavier Bettel (DP)

« wierklech gutt » avec le CSV pendant les six dernières années. Tapotant l’avant-bras de son premier échevin, elle se montre magnanime. Elle fait un calcul quelque peu infantilisant : La majorité avait seize sièges, elle en garde seize. « Déi gutt Aarbecht ass unerkannt ginn, doriwwer sinn ech natierlech ganz frou. An ech mengen, de Serge kann dat och sinn ». Dès lors rien ne s’opposerait à continuer. Applaudissements. Wilmes murmure : « Nous sommes très optimistes... » De Léon Bollendorff à Laurent Mosar, en passant par Willy Bourg et Paul-Henri Meyers, il se découvre le dernier d’une longue lignée de premiers échevins CSV ravalés au rang de junior partner par Polfer. Le lendemain, Wilmes tentera de relativiser sa chute : « En comparaison historique », six sièges ne serait pas si mal après tout. Mais l’homme qui voulut être maire songe probablement déjà à s’échapper de la prison du DP. La première occasion pourrait se présenter dès octobre.

Ce qui fait la force du Stater DP, ce n’est pas simplement l’aura de Lydie Polfer, dont le score personnel stagne par rapport à 2017, du moins si on tient compte de l’accroissement du nombre de bulletins valables passés de 25 500 à 32 400. La suprématie électorale s’explique surtout par le fait que sa liste de notables tient dans son ensemble. Les résultats des candidats du DP suivent une courbe lente et dégressive, tandis que sur la liste du CSV un abîme s’ouvre après le cinquième candidat.

L’électorat étranger était la grande inconnue du scrutin. Les Verts mettaient leurs espoirs dans les expats à vélo, Déi Lénk dans les ouvriers locataires, le LSAP dans les jeunes cadres passant leur after-work au Paname ou à l’Urban. Or, le nouvel électorat semble avoir cédé à un réflexe légitimiste. Les étrangers ont probablement voté pour le parti qu’ils connaissent, c’est-à-dire celui de la maire qui signe les éditos du City Magazine et du Premier qui fait la une de Paperjam. La forte proportion de Français macronistes au Luxembourg n’aura certainement pas desservi les libéraux. Ajouté au traditionnel clientélisme du Stater DP, toujours aux petits soins des propriétaires et des commerçants, mais également de ses ouvriers communaux (dans la tradition de Camille Polfer), la machine du DP s’est avérée, une fois de plus, inarrêtable.

Samedi après-midi, la « Vëlosmanifestatioun » avait rassemblé quelque 500 cyclistes en ville, donnant une impression de force collective. Dès le lendemain, la bulle écolo a éclaté. Au Independent Café, François Benoy, tout scout, tout sourire, tente de remonter le moral des candidats. Il distribue à boire, donne des tapes dans les dos, court d’un groupe à l’autre. Par moments, il se retire au premier étage de l’« Indie’s »

pour se consulter avec son lieutenant, Fabricio Costa.

En lançant sa campagne dès juillet 2022, il pensait mener l’offensive électorale. Il s’avère qu’il a surtout monté une défense qui lui aura permis de garder les cinq sièges. Déi Gréng perdent moins d’un point de pourcentage en Ville, et limitent ainsi les dégâts. « Avec 0,299 pour cent de plus, on aurait eu le ReschtSëtz », dit-il au lendemain. Le bilan est autrement plus lourd à Esch-sur-Alzette (-4,4 pour cent), Echternach (-5,8) ou Mamer (-7,2), sans parler de la débâcle de Differdange (-21,7). « Quand je me regarde je me désole, quand je me compare je me console », disait Talleyrand.

L’ADR se réunit dans les bureaux de la fraction : tapis plain, portraits de Grands-Ducs (Jean et Henri), assiettes de charcuterie. Assis autour d’une table, une vingtaine de militants regardent Tom Weidig et Alex Penning commenter en live les résultats. À leurs côtés, Maksymilian Woroszylo, le jeune trumpien pro-gun et anti-woke. « Mir hu méi wéi d’Piraten, dat ass d’Haaptsaach », lance quelqu’un. « Qui est premier ? », veut savoir une dame. « Cela n’a aucune importance », réplique Penning qui, à ce moment-là, se classe premier. « Tu ne le dirais pas si tu étais deuxième ! », s’esclaffe la membre. En fin de compte, Weidig finit par récolter seize voix de plus que Penning.

Les deux lorgnent déjà vers la Chambre. Le député sortant Roy Reding paraît isolé au sein de l’ADR, où ses nombreuses absences lui ont valu des critiques.

Son avenir politique devrait se décider dès la semaine prochaine, lorsque la Cour d’appel rendra son arrêt dans l’affaire qui vise la vente par Reding d’un immeuble entaché d’un « vice caché ».

Le LSAP s’est réuni sur la terrasse du Café Interview, synonyme du cool dans les années 1990-2000.

Aux alentours de 1 heure du matin, alors que tout le monde ou presque est parti, Gabriel Boisante allume un cigare. Peu connu pour bûcher les dossiers politiques, il devra représenter ce qui reste de l’électorat socialiste en Ville : 10,65 pour cent. Avec Maxime Miltgen, il a pourtant réussi à assurer les trois sièges, malgré l’absence de Marc Angel. Tom Krieps ne s’est pas pointé à la soirée électorale. Le lendemain, au conseil communal, il citera la phrase de Churchill : « In the twinkling of an eye, I found myself without an office, without a seat, without a party, and without an appendix », précisant qu’il gardait, lui, sa carte du parti au moins. La cheville ouvrière du groupe socialiste au Knuedler avait été évincé par le LSAP version nightlife, incarné par Boisante et Miltgen. Les grands noms des Stater Sozialisten ne garantissent plus l’entrée au Knuedler. Ce dimanche, le fils de Robert Krieps (et petit-fils d’Adolphe Krieps) n’a pas réussi à se faire réélire ; pas plus que Cathy Fayot, fille de Ben Fayot et petite-fille de René Van de Bulcke. Son frère, le ministre Franz Fayot, est présent devant l’« Inter »,

entouré de ses hauts fonctionnaires socialistes Christophe Schiltz, Luc Decker et Manuel Tonnar (les deux derniers étaient candidats). Mais la grande surprise de la soirée, c’est l’élection d’Antónia Afonso Bagine (lire page 4). Ce dimanche soir, elle était en larmes, toujours sous le choc. Déléguée syndicale (LCGB, pas OGBL) dans le secteur du nettoyage, elle a réussi à mobiliser la communauté lusophone. L’élection de la syndicaliste bissao-guinéenne donnera un visage et une voix à des groupes sociaux jusqu’ici totalement absents au Knuedler.

Déi Lénk perd son deuxième siège, le recul d’un point de pourcentage ayant fait tomber le Rescht-Sëtz de 2017. Le travail d’opposition tenace de Guy Foetz et d’Ana Correia n’aura pas fait de différence aux urnes, personne ne suivant les séances du conseil communal. Les deux conseillers sortants se retrouvent relégués derrière les députés en rotation David Wagner (2 161 voix personnelles) et Nathalie Oberweis (2 297). Déi Lénk aura été écrasé entre le vote utile (favorisant les Verts) et la concurrence des Pirates captant une partie du vote protestataire. Les dissensions internes sur les livraisons d’armes et l’obligation vaccinale n’auront probablement pas aidé à consolider le vote des Bildungsbürger de gauche. Les Pirates étaient réunis dans l’arrière-cour d’une pizzeria dans la rue du Fossé : une troupe bigarrée et joyeuse, plutôt populaire mais peu politisée. Pascal Clement, un employé bancaire retraité qui, au milieu des années 90, s’était essayé comme magicien et « mentaliste », réussit son entrée au Knuedler. Il trouve donc sa place dans la start-up lancée par son fils.

Pas moins de 56 pour cent des habitants de la Ville travaillent dans la finance ; seulement 5,8 sont employés dans l’administration publique et 2,1 dans la construction. Cette prédominance des cadres, on la trouve également dans d’autres capitales européennes, à la différence près que Luxembourg-Ville reste trop provinciale pour qu’une contre-culture puisse s’y développer. Il y manque la masse critique d’étudiants, d’artistes et de chercheurs. (Les enseignants, largement embourgeoisés, ne représentent que 1,1 pour cent de la population de la Ville, avec un pic de 2,2 pour cent au Limpertsberg.) Avec son hyper-concentration de Chanel et de Gucci, de Louis Vuitton et de Hermès, de Patek Philippe et de Rolex, le centre-ville ressemble de manière de plus en plus caricaturale à un paradis fiscal. Alors que la richesse ostentatoire est devenue la nouvelle norme, la seule présence de mendiants est perçue comme inacceptable. Le DP est à l’image de la Ville, tout comme la Ville est à l’image du DP.

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Annonce

Inégalité et pauvreté Ces dernières années, la recherche sur les inégalités socio-économiques s’est centrée sur la dimension multidimensionnelle des inégalités, les mécanismes qui les produisent et les amplifient, et le rôle des systèmes de protection sociale et de « l’État Providence » pour les combattre. Les multiples facettes de ce phénomène le rendent difficile à définir – et plus encore à mesurer – de manière objective et indiscutable. Mais une chose est certaine : l’importance des inégalités dans le débat public et son impact sur les esprits sont proportionnels au sentiment d’injustice auquel elles sont associées. Plus les inégalités (de revenus, de santé, de patrimoine ou d’éducation) sont considérées comme injustes, plus elles deviennent un objet d’attention et le terreau de conflits idéologiques.

Une étude récente menée conjointement par le LISER (Luxembourg Institute of Socio-economic Research), l’Université de Luxembourg et le LIS (Luxembourg Income Study) a calculé l’évolution des inégalités et de la pauvreté au Luxembourg de 1985 à 2019. La figure 1 retrace l’évolution des revenus des ménages les plus pauvres (le 10ème percentile – ligne orange), celle de la classe médiane (50ème percentile – ligne grise) et celle des plus riches (90ème percentile – ligne verte). Ces évolutions, assez égalitaires jusqu’au milieu des années ‘90, révèlent une toute autre tournure à partir de 2000 : la stagnation des bas revenus contraste avec une augmentation soutenue des revenus plus élevés, conduisant depuis plus de 20 ans à une augmentation continue des écarts de revenu entre les hauts et bas revenus. Alors que le coefficient de Gini - indicateur de référence mesurant les inégalités - était d’environ 0,25 à la fin des années 80, il n’a pas cessé de se détériorer pour atteindre aujourd’hui 0,30. En Europe, cela classe notre pays à un niveau d’inégalités certes plus faible que la plupart des pays d’Europe du Sud, mais nettement plus élevé que les pays Scandinaves.

Leurs deux tendances se révèlent très différentes.

Si la pauvreté relative augmente de 9 % en 1985 à 16 % en 2019 – soit pour toucher environ 100,000 personnes – le taux de pauvreté mesuré par rapport à un seuil de pauvreté fixe passe de 9 % à environ 2 %.

Ces évolutions contrastées révèlent que l’évolution de la pauvreté est une question de répartition des revenus: les bas revenus ont certes augmenté depuis 1985 mais ils ont augmenté nettement moins vite que le revenu médian – et beaucoup moins vite que les hauts revenus.

Figure 1

Croissance réelle de trois percentiles de revenu disponible au Luxembourg

Dans un pays riche comme le nôtre, réduire la pauvreté au minimum grâce à une politique active et ciblée est une nécessité.

200

90ème 180

(1985=100)

50ème 160

10ème 140

Les facteurs de risque poussant cer tains d’entre nous à la pauvreté ont également évolué 100 dans le temps. En 1985, la citoyenneté, l’âge avancé et la 1985 1990 1995 2000 2005 2010 2015 2020 présence d’enfants étaient des marqueurs-clés pour identifier les individus et les ménages Source: Estimations basées sur les micro-données de la Luxembourg Income Study exposés au risque de pauvreté. (http://www.lisdatacenter.org) En 2019, la citoyenneté étrangère toujours, mais aussi le manque d’éducation, le chômage et la jeunesse deviennent les principaux marqueurs de risque. Ce constat pose le défi d’une meilleure intégration et de la valorisation des jeunes et des travailleurs étrangers, afin que ceux-ci ne se voient pas exclus de la prospérité de notre société.

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Lorsqu’on se penche sur les inégalités au Luxembourg, la pauvreté, même toute relative, est d’autant moins supportable que l’on sait être dans un pays riche, dont le gouvernement a des ressources et donc des possibilités d’intervention importantes.

Notion étroitement liée à celle d’inégalité, la pauvreté est mesurée en Europe en termes relatifs: est considérée comme pauvre – ou plus précisément « à risque de pauvreté » – toute personne vivant avec un revenu inférieur à soixante pourcent de la médiane des revenus du pays. Le critère de pauvreté suit donc l’évolution d’un revenu de référence. Cet aspect relatif est illustré dans la figure 2. La ligne orange y représente depuis 1985 la part de la population vivant en dessous de ce seuil relatif de pauvreté. La ligne verte représente quant à elle la part de la population qui vivrait en-dessous du seuil de pauvreté si celuici avait été gelé à sa valeur de 1985 (uniquement ajusté après 1985 à l’évolution du coût de la vie).

obligatoire – nous observons en effet combien la crise du logement impacte les familles monoparentales.

Celles-ci consacrent quasiment 40 % de leurs revenus uniquement pour se loger, en cumulant cette contrainte avec d’autres difficultés financières. Ces familles monoparentales sont souvent incapables de faire face à des dépenses imprévues, ce qui les rend vulnérables aux aléas de la vie et accroît leur exposition au risque de pauvreté. Au Luxembourg, la composition du ménage est ainsi devenue un des facteurs les plus importants faisant courir le risque de voir les enfants êtres privés de leurs droits les plus élémentaires, comme l’accès aux soins de santé et à l’éducation.

Figure 2

Pourcentage de la population sous seuils de pauvreté relatifs et ancrés au Luxembourg

Seuil relatif

Seuil ancré à 1985

Source: Estimations basées sur les micro-données de la Luxembourg Income Study (http://www.lisdatacenter.org)

La politique luxembourgeoise de redistribution Le système d’imposition et de redistribution joue un rôle fondamental dans la lutte contre les inégalités.

De ce point de vue, notre pays présente des caractéristiques spécifiques. Selon une étude du FMI, alors que la progressivité de l’impôt nous situe dans la moyenne de nos voisins européens, le niveau de progressivité des transferts sociaux – à savoir le lien entre le montant des aides et transferts reçus par les ménages et leur revenu – est parmi les plus faibles de l’UE. Si cette politique a le mérite de combiner des éléments universalistes (comme le système d’indexation automatique des salaires) avec une vaste gamme d’interventions ciblées, elle pourrait être plus efficace dans la lutte contre les inégalités en ciblant davantage l’allocation des ressources vers les plus pauvres. Aujourd’hui, le système, qui a pour ambition de redistribuer surtout aux pauvres, aide dans les faits tout le monde, y compris les riches (pensons par exemple aux prestations familiales). Ceci rend notre système de redistribution certainement très populaire auprès de la majorité de la population, mais lui fait perdre d’autant en efficacité.

Inégalité des chances : là où le bât blesse Les travaux de recherche les plus récents sur l’égalité des chances tentent d’estimer dans quelle mesure les inégalités sont attribuables à des circonstances indépendantes de la volonté de l’individu, comme par exemple le pays d’origine ou l’éducation de ses parents. À la lumière des résultats de ces travaux, le Luxembourg se révèle être un mauvais élève de l’Union européenne. L’inégalité des chances attribuable au milieu familial, sur lequel l’enfant n’a pas d’influence, y est en effet comparativement très élevée. C’est sans surprise que nous constatons que, dans notre pays, la diversité linguistique ou le chômage des parents affectent significativement le parcours éducatif et les opportunités des enfants, ce qui est légitimement perçu comme une source d’inégalité particulièrement injuste.

Mais il y a aussi de bonnes nouvelles. Les études récentes du STATEC indiquent que l’inégalité entre les sexes semble fortement diminuer au Luxembourg, au point de presque disparaître au niveau des salaires.

Cependant, ce constat global ne doit pas occulter la réalité des familles monoparentales qui, de fait, sont souvent des femmes seules avec enfants. Au Luxembourg, ces familles monoparentales sont non seulement particulièrement vulnérables mais, plus inquiétant, leur vulnérabilité ne cesse de s’accroître.

En observant la part de son revenu qu’un ménage consacre à son logement – dépense contrainte et

Un modèle de croissance où l’augmentation du PIB s’accompagne de celle des inégalités est-il soutenable dans un pays qui compte 47,1 % d’étrangers, originaires de 180 pays différents ?

L’inégalité représente au Luxembourg un risque pour la cohésion sociale, et ce malgré les efforts pour attirer des immigrants avec un haut niveau d’éducation.

En effet, les études menées au niveau international montrent que plus la fragmentation ethnique et linguistique est forte au sein de la population, moins il y a en elle la volonté de combattre les inégalités et d’investir dans les biens publics tels que l’éducation.

Les risques de fractures auxquels notre pays s’expose sont donc bien réels.

Comment améliorer l’efficacité des politiques de lutte contre les inégalités ?

Pour lutter efficacement contre les inégalités, il convient de concevoir les politiques de redistribution et d’assistance sociale à mettre en œuvre avec justesse et précision. De nombreux outils permettent aujourd’hui de bien calibrer ces politiques ex ante de manière à en optimiser les effets. Grâce aux progrès dans les domaines de la micro-simulation, de la data science et aux nombreux outils d’intelligence artificielle, les politiques peuvent être testées avant leur mise en oeuvre. Combiner ces analyses prédictives avec des dispositifs d’évaluation a posteriori de l’efficacité des politiques publiques donne aux décideurs publics les moyens d’améliorer l’efficacité de leurs interventions, afin de garantir à nous tous une cohésion sociale pérenne et un développement durable de notre pays.

Aline Muller et Eugenio Peluso Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) Philiippe Van Kerm Luxembourg Institute of Socio-Economic Research (LISER) et Université du Luxembourg Vincent Laborderie Université Catholique de Louvain

L A S C I E N C E A U S E R V I C E D E L A S O C I É T É

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Land

WA H L E N

16.06.2023

Luc Laboulle

Hadrien Friob

Die Escher LSAP kurz vor der Verkündung ihres Wahlsiegs, nur

Arbeitsminister Georges Engel ist entspannt

Steve Riesengroß war die Freude bei den Escher Sozialisten, als um 22.10 Uhr das letzte der 38 Wahlbüros seine Stimmenauszählung veröffentlichte und nach einem stundenlangen Kopf-an-Kopf-Rennen klar war, dass die LSAP wieder stärkste Kraft in der Minettmetropole ist. Der Zweitgewählten Liz Braz war es als erster aufgefallen, weil sie fast im Sekundentakt die RTL-App mit den Wahlresultaten auf ihrem Smartphone aktualisierte. Sie hüpfte und schrie vor Freude und fiel ihrem Spitzenkandidaten Steve Faltz um den Hals. Danach umarmten sich auch die anderen Kandidat/innen und die vielen Mitglieder und Sympathisant/innen, die sich vor dem Café Le Pirate in Lallingen eingefunden hatten. Sie riefen „oh, wéi gäil“ und stimmten Sprechchöre an: „On a gagné“, „ici c‘est Esch“ und „ici c‘est Steve“ schallte es durch die Straßen des großen Stadtviertels, das die LSAP 2017 an die CSV verloren hatte und mit dem gebürtigen Lallinger Faltz unbedingt zurückgewinnen wollte. Innenministerin Taina Bofferding sprach von einer lang ersehnten Revanche, und der Spitzenkandidat erzählte Journalist/innen, es sei jetzt an der LSAP, eine Koalition zu bilden. Manche seiner Parteikolleg/innen sahen in ihm schon „den neie Buergermeeschter vun Esch“.

Nur wenige Minuten später verließen Steve Faltz und sein politischer Berater Marc Limpach, Präsident der Fondation Robert Krieps, die Menge und zogen sich in eine stille Ecke zurück. Auch die Dauphine Liz Braz gesellte sich zu ihnen. Sie riefen Meris Sehovic von den Grünen und Daliah Scholl von der DP an, um mit ihnen über eine „progressive Koalition“ zu sprechen, wie Faltz sie seinen Wähler/ innen in den vergangenen Wochen versprochen hatte. Doch zu dem Zeitpunkt saßen die beiden schon mit Bürgermeister Georges Mischo von der CSV im Escher Rathaus, um über die Fortführung ihrer Dreierkoalition zu reden.

Bei der Escher DP, die im Restaurant K116 in der Kulturfabrik versammelt war, herrschte zu dem Zeitpunkt trotz leichter Zugewinne keine Feierlaune. Der Präsident der Jungdemokraten, Michael Agostini, der auf der Escher DP-Liste nur Sechster geworden war, analysierte die Resultate in anderen Gemeinden und auch Jean-Marc Assa, der trotz eines engagierten Wahlkampfs nur Fünfter wurde, zeigte sich über sein persönliches Resultat enttäuscht. Andere Mitglieder sinnierten darüber, dass Pim Knaff wohl der nächste Kulturminister werde.

Während die Christsozialen gediegen in ihrem Stammlokal, der schicken Vinothek Drupi’s, feierten (die dem Ehemann ihrer Kandidatin Annick Thil gehört), saß Umweltministerin Joëlle Welfring gegen 22.45 Uhr mit Kandidat/innen auf der Terrasse des von Geflüchteten betriebenen Restaurants Chiche in der Alzettestraße, wo die Grünen den Wahlabend bei Falafel, Hummus und Baba Ghanoush verbrachten.

Die Stimmung war gedrückt, seit 1999 waren die Grünen in Esch nicht mehr unter zehn Prozent gefallen und es schien ihnen fast etwas peinlich zu sein, dass ihre beiden Erstgewählten Meris Sehovic und Mandy Ragni sich gerade mit CSV und DP im Rathaus trafen, wo CSV-Bürgermeister Georges Mischo kurze Zeit später vor der RTL-Kamera verkünden

CSV-Bürgermeister Georges Mischo will weiter mit

DP und Grünen zusammenarbeiten

So zerronnen Luc Laboulle

Die LSAP gewinnt in Esch die Wahlen, doch es reicht nicht, um zurück an die Macht zu kommen. Die CSV, die nur leicht verloren hat, will die Koalition mit DP und geschwächten Grünen fortsetzen

nächste Schöffenrat wohl erneut ausschließlich aus Männern bestehen wird. In der vergangenen Legislaturperiode war Mandy Ragni die einzige Frau im Schöffenrat, 2019 trat sie ihr gesplittetes Mandat an Christian Weis von der CSV ab. Genau wie Daliah Scholl (DP) wird sie ihre Partei im Gemeinderat vertreten. Bei der Linken konnte der frühere Abgeordnete Marc Baum sich gegen die beiden CoSpitzenkandidat/innen durchsetzen. In zwei Jahren wird aber voraussichtlich Line Wies wieder für ihn in den Gemeinderat hinein rotieren. Der andere linke Spitzenkandidat, Samuel Baum, war am Sonntag sehr enttäuscht über den Sitzverlust und auch über sein persönliches Resultat.

Transition Gestern haben CSV, DP und Grüne ihre

Die Koalitionsverhandlungen dürften insbesondere für die Grünen nicht einfach werden, die wegen ihres Sitzverlusts eine schwächere Ausgangsposition als 2017 haben

sollte, dass die drei Parteien Sondierungsgespräche aufnehmen würden.

Mischo ließ sich vom Wahlsieg der LSAP nicht beeindrucken. Seine Partei hat zwar 1,3 Prozent an Wählerstimmen eingebüßt, während die LSAP 1,7 Prozent hinzugewonnen hat, doch der Vorsprung der Sozialisten beträgt nur 0,04 Prozent bei gleicher Sitzanzahl. Nicht zuletzt hat Mischo insgesamt 463 Stimmen mehr als Faltz und die CSV bekam 2 033 Listenstimmen mehr als die LSAP, die ihrerseits 2 069 mehr Einzelstimmen als die CSV erhielt. Von einem eindeutigen Wahlsieg der Sozialisten kann nur bedingt die Rede sein, sie haben sich lediglich auf dem Niveau stabilisiert, auf das sie 2017 gefallen waren, als sie 10,62 Prozent und drei Sitze einbüßten.

Königsmacher Die LSAP zeigte sich am Montag in

einer Mitteilung enttäuscht, dass keine der anderen Parteien den Hörer abgehoben und mit ihr geredet hat. Insbesondere von den Grünen hätte man sich etwas anderes erwartet, da der sich in der Öffentlichkeit gerne als linker Grüner inszenierende Co-Parteipräsident Meris Sehovic, der nur ganz knapp vor der früheren Schöffin Mandy Ragni auf dem ersten Platz gelandet ist, vor den Wahlen seine Präferenz für ein Bündnis mit LSAP und Déi Lénk ausgedrückt hat-

te. Da die Grünen am Sonntag ihren dritten und die Linke ihren zweiten Sitz verloren, während die LSAP den siebten Sitz knapp verpasste, reicht es jedoch nicht für eine rot-grün-rote Mehrheit.

als mit Wähler/innen das Gespräch suchen. Dass beide nun im Escher Gemeinderat sind (für die Piraten ist es das erste Mal überhaupt), hat wohl vor allem nationalpolitische Gründe.

Königsmacher ist in diesem Jahr eindeutig die DP, die genau wie die LSAP um 1,7 Prozent zulegen konnte und nun auf 10,85 Prozent kommt. Nach 1999 (10,98%) ist es das zweitbeste Resultat, das die Liberalen je in Esch erzielen konnten. Ihr Schöffe Pim Knaff hatte jedoch schon vor den Wahlen erklärt, dass er eine Fortsetzung des Bündnisses mit CSV und Grünen einer „Gambia“-Koalition vorziehen würde. Konsequenterweise schließt die DP Sondierungsgespräche mit der LSAP auch nach den Wahlen aus, was hauptsächlich persönliche Gründe hat: Von 2000 bis 2017 drückte Knaff gemeinsam mit der CSV die Oppositionsbank, der politische Wechsel vor sechs Jahren war vor allem für ihn selbst ein historischer Triumph.

Die Escher LSAP muss sich eigentlich nicht beklagen.

Weder ihre politischen Gegner, noch viele Sympathisant/innen hatten ihr zugetraut, dass sie mit einer jungen und größtenteils unerfahrenen Mannschaft ihre sechs Sitze verteidigen würde. Bemerkenswert ist, dass mit Liz Braz und Enesa Agovic zwei junge Frauen in den Gemeinderat einziehen, die bislang noch kein politisches Mandat hatten. Liz Braz, Tochter des früheren grünen Vizepremierministers Felix Braz, erhielt in Esch hinter Mischo und Faltz die drittmeisten Stimmen. Noch beeindruckender ist vielleicht das Resultat der Deutschlehrerin Enesa Agovic, die ohne prominente Verwandte oder frühere Sportlerkarriere das fünftbeste Resultat (noch vor CSV-Schöffe André Zwally) in Esch erzielte. Zwar haben in Esch viele Kandidat/innen, deren Familien während der Jugoslawienkriege nach Luxemburg gekommen sind, gut abgeschnitten: Meris Sehovic wurde Erster bei den Grünen, Aldin Avdic (LSAP), Dejvid Ramdedovic (CSV) und Amela Skenderovic (DP) haben den Einzug in den Gemeinderat nur um wenige Stimmen verpasst. Enesa Agovics Erfolg lässt sich aber nicht alleine auf die Unterstützung dieser Community zurückführen. Sowohl Agovic als auch Braz dürften, neben dem ehemaligen Handballnationalspieler Sascha Pulli (der bereits 2018 bei den Kammerwahlen kandidierte und am Sonntag Platz vier auf der LSAP-Liste belegte), heiße Anwärterinnen auf einen Listenplatz für die Kammerwahlen im Oktober sein. Enttäuschend ist die Wahl hingegen für den bisherigen LSAP-Oppositionsführer Stéphane Biwer und die Gemeinderät/innen Joëlle Pizzaferri, Nelly Fratoni und Mike Hansen verlaufen. Vom (noch) aktuellen Gemeinderat haben nur Ben Funck und Jean Tonnar den Wiedereinzug geschafft.

Die einzige Alternative für die LSAP, doch noch zurück an die Macht zu gelangen, wäre eine „große“ Koalition mit der CSV. Weil die LSAP zwar mehr Stimmenanteile hält, Mischo bei den persönlichen Stimmen jedoch vor Faltz liegt, würde es mit hoher Wahrscheinlichkeit zu einer Auseinandersetzung um das Bürgermeisteramt kommen. 1999, als die CSV mit 29,66 und die LSAP mit 29,25 Prozent fast gleichauf lagen, hatte ein solcher Streit zwischen François Schaack (LSAP) und Ady Jung (CSV) zu Neuwahlen geführt. Zudem haben sich die Fronten zwischen den beiden größten Parteien in den vergangenen sechs Jahren derart verhärtet, dass eine Zusammenarbeit nur schwer vorstellbar wäre.

Tatsächlich ist nicht die CSV in Esch Schuld daran, dass die LSAP wohl weitere sechs Jahre in der Opposition verbringen muss, sondern die Wähler/innen. Sie haben sich eindeutig gegen eine linke Koalition ausgesprochen, indem sie sowohl die Grünen als auch Déi Lénk (und die seit 2017 sitzlose KPL) geschwächt haben. Die beiden Sitze gingen an die rechtsextreme ADR und die populistischen Piraten, die um 2,3 beziehungsweise 3,6 Prozent zugelegt haben. Beide haben in Esch eigentlich kaum Kampagne gemacht. Sie hatten zwar regelmäßig Stände in der Alzettestraße, doch insbesondere die Piraten hinterließen den Eindruck, als würden sie dort eher zelten

Von der CSV wurde mit Joy Weyrich nur eine Frau direkt gewählt, nicht wiedergewählt wurden die Gemeinderät/innen Catarina Simoes und Jacques Muller. Die ersten fünf Plätze auf der CSV-Liste belegen aber Männer, die bereits im Schöffen- und Gemeinderat vertreten sind. Auch bei den Grünen und der DP wurden mit Meris Sehovic und Pim Knaff zwei Männer Erstgewählte, so dass der

Sondierungsgespräche abgeschlossen und wollen nächste Woche mit den Koalitionsverhandlungen beginnen. Insbesondere für die Grünen, die wegen ihres Sitzverlusts eine schwächere Ausgangsposition als 2017 haben, dürften sie nicht einfach werden. Ihr Wahlversprechen, aus Esch die „Capitale de la Transition“ zu machen, wäre mit der ökosozialistischen Linken und der LSAP wohl leichter einzuhalten gewesen als mit DP und CSV. Erst vor zwei Wochen hatte Kulturschöffe Knaff den Ausschluss eines Projekts von Cell aus dem Kulturzentrum Bâtiment 4 dekretiert. Cell gehört neben Transition Minett zu den Hauptakteuren der ökologischen Transition in Esch. Sollte es Meris Sehovic, Mandy Ragni und dem Sektionspräsidenten Andy Bausch gelingen, die Delegationen von Pim Knaff und Georges Mischo davon zu überzeugen, alle öffentlichen Gebäude mit Fotovoltaikanlagen und Wärmepumpen auszustatten, werden sie in anderen Bereichen wie Sicherheit, Wohnungsbau, Kultur und Umweltschutz Abstriche hinnehmen müssen. Sehovic, der sich einen besseren Einstand in seiner Wahlheimat Esch gewünscht hätte, wird sich an seinen vor den Wahlen geäußerten Ansprüchen messen lassen müssen. Sie sollten auf jeden Fall höher sein als die seines Vorgängers Martin Kox, der 2017 zwar mit nur einem Prozent Zuwachs einen dritten (Rest-)Sitz ergattern konnte, am Sonntag aber von den Wähler/innen unmissverständlich abgestraft wurde, indem sie sein persönliches Resultat halbierten.

Als Bedingung für eine Koalition hatte Sehovic vor den Wahlen das Mobilitätsressort genannt, das die Grünen in ihrer 23-jährigen Beteiligung im Schöffenrat nach dem Rückzug von Felix Braz aus der Kommunalpolitik 2011 erst der LSAP und 2017 der CSV überlassen mussten. Sollten sie es diesmal erneut nicht zurückbekommen und trotzdem ein Bündnis mit CSV und DP eingehen, würden sie auch noch den letzten Rest an Glaubwürdigkeit verlieren – war der flächendeckende Ausbau des Radwegenetzes und des öffentlichen Transports doch ihr wichtigstes Wahlkampfthema. Die DP hatte mit kostenlosem Kurzzeitparken geworben, die CSV sogar damit, dass „Escher Leit“ mit einer Parkvignette künftig eine Stunde gratis in anderen Vierteln halten dürfen.

Vor den Wahlen hatten die Grünen sich noch über die CSV-Forderung lustig gemacht, die einen Anreiz schafft, für kurze Strecken das Auto zu benutzen.

Jetzt müssen sie sie als Koalitionspartner möglicherweise selbst umsetzen.

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WA H L E N

Aufstiege und Abstürze Peter Feist

Im Norden waren die Gemeindewahlen vor allem für die CSV auch ein Test für die Kammerwahlen. Er ging nicht so gut aus

Die Ettelbrücker LSAP mit ihrem Spitzenkandidaten Bob Steichen traf sich am Wahlabend auf dem lokalen Campingplatz. Die Sonne schien, Kinder liefen umher – fast wie auf einem großen Familienfest. Acht Kilometer weiter östlich saßen die Diekircher Sozialisten im Café Miche wie in einer Höhle verschanzt. Die Stimmung war schlecht, Bürgermeister Claude Thill starrte auf seinen Laptop. Auch Claude Haagen war gekommen und wollte besser nicht angesprochen werden. Was inoffiziell aus den Wahlbüros durchgesickert war, verhieß der LSAP den Verlust von zwei Sitzen und damit der absoluten Mehrheit. In Ettelbrück war die Lage nicht so klar, CSV und LSAP schienen gleichauf zu liegen. So aufregend war der Abend, dass die CSV-Mitglieder auf der Terasse der Pizzeria Galileo noch um 21 Uhr nicht sagen konnten, wo Bürgermeister Jean-Paul Schaaf abgeblieben war. Schaafs Konkurrent Steichen, der Erste Schöffe, hingegen war auf dem Campingplatz mit der lokalen LSAP-Spitze ins Konklave gegangen.

Am Ende gewann in Diekirch die CSV deutlich, in Ettelbrück die LSAP knapp. Im Norden gab es am Sonntag eine Reihe Abstürze aus mehr oder weniger großer Höhe. Die CSV stürzte insgesamt ab: In keiner der vier neuen Proporzgemeinden Bettendorf, Esch/Sauer, Parc Hosingen und Redingen bot sie eine Liste auf. In Ulflingen ebenfalls nicht. 2017 hatte es die CSV im Norden auf insgesamt fast 40 Prozent Stimmenanteil gebracht, am Sonntag ging er auf 27 Prozent zurück. Die Zahl der CSV-Ratsmandate sank von 34 auf 28. Stärkste Partei im Nordbezirk ist sie damit noch immer.

Doch von der LSAP (die gleichfalls verlor, zwei Sitze und sieben Stimmenprozentpunkte) trennen die Christlich-Sozialen sechs Mandate und fünf Prozentpunkte. Man könnte sagen: nur. Bei den Kammerwahlen 2018 hatte die CSV die LSAP mit über 16 Stimmenprozentpunkten hinter sich gelassen.

Clerf ist die Nord-Gemeinde, in der die CSV am meisten verlor: 12,6 Prozentpunkte gegenüber 2017. Damals hatte die Biergerlëst nur 14,2 Stimmenprozente errungen und allein der parteilose Georges Keipes war in den Gemeinderat eingezogen. Am Sonntag dagegen kam die Biergerlëst auf 30,47 Prozent und persönlich schnitt Keipes mit 1 954 Stimmen um 370 besser ab als CSVBürgermeister Emile Eicher, der von Keipes am Montag zu „Sondierungsgesprächen“ eingeladen wurde. Es gab Gerüchte zirkulierten, die Bürgerliste werde nicht mit der CSV, sondern mit der DP koalieren. Am Ende entschied sie sich dorch für die CSV. Eicher, künftig Erster Schöffe, führt das Clerfer CSV-Desaster gegenüber dem Land auf die „komplett nei Ekipp“ zurück, mit der er angetreten sei. Was nicht ganz zutrifft: Neben ihm hatten auch Paul Bisenius und Jean-Pierre Schuller bereits 2017 kandidiert. Aber CSV-internen Krach gab es Anfang 2022; im April erklärte Gemeinderat Théo Blasen, sein Mandat als Unabhängiger fortführen zu wollen. Um die knappe Sechs-zu-Fünf-Mehrheit zu retten, ging die CSV 13 Monate vor den Wahlen eine Koalition mit der Biergerlëst ein und Eicher holte Keipes in den Schöffenrat. Der grüne Gemeinderat Jacquot Junk vermutet, das habe die Liste in den Augen vieler atttraktiver gemacht.

Mit Blick auf die Kammerwahlen steht im Norden für keine Partei so viel auf dem Spiel wie für die CSV. 2018 wurden vier Nord-Kandidat/innen direkt gewählt, Martine Hansen, Marco Schank,

Emile Eicher und Aly Kaes. Wenn es im Oktober noch dringender als 2018 um den Wiedereinzug in die Regierung geht, die Parteiführung sinngemäß schon erklärt hat, wer beim kommunalen Urnengang verliert, kommt für den im Oktober nicht in Frage, erhält die Abwahl von députés-maires eine zusätzliche Bedeutung. Wer wird mitdürfen? Martine Hansen sicherlich, ihr Status ist überregional.

Marco Schank und Aly Kaes treten nicht mehr an.

Emile Eicher sagt: „Über die Kammerwahlen haben wir noch nicht diskutiert. Das ist im Moment nicht meine Sorge, wir sind hier am Sondieren.“ Doch wer weiß, was sein wird, falls die CSV in Clerf nicht in den neuen Schöffenrat kommt? Absehbar ist, dass auf der Nordliste für die Kammerwahlen auch Ko-Generalseretär Christophe Hansen einen Platz haben möchte. Den Europaabgeordneten zieht es in die nationale Politik. Der KandidatenPool dürfte durchaus kompetitiv werden. Und am Ende zählt nicht, wer auf der Liste steht, sondern wer in die Kammer gewählt wird.

Was für die Nord-LSAP ein strategischer Verlust ist. Zumal ihr Nord-Spitzenmann von 2018, Romain Schneider, vor anderthalb Jahren seinen Abschied aus der Politik genommen hat. Und des Debakels in Diekirch wegen: Dass nach zwölf Jahren die absolute Mehrheit verlorengehen könnte, schlossen die Sozialisten nicht aus. Wenn ein Sitz von sieben verloren und an die Grünen gehen würde, hätte man mit ihnen koalieren können.

Minus zwei Sitze aber waren eine Katastrophe. Als Grünen-Spitzenkandidat Frank Thillen zu sehr später Stunde im Café Miche vorbeischaute, lag es wohl nicht nur am mittlerweile beträchtlichen Alkoholpegel, dass ihm frustriert zugerufen wurde: „Wann dir e richtege Walkampf gemaach hätt, da wier et duergaang fir eng Koalitioun!“ Sondern es beschrieb ein Szenario, von dem die LSAP ernsthaft ausgegangen war. Nicht aber davon, dass die CSV um Charles Weiler und die DP um José Lopes Gonçalves sie ablösen könnten.

Vielleicht war Diekirch auch eine jener Nordgemeinden, in denen den Grünen zuzutrauen gewesen wäre, mehr zu erreichen als den einzigen Ratssitz zu verteidigen. In dem Notabelnstädtchen lebt es sich nicht schlecht. Doch über 15 Stimmenprozent waren die Grünen in Diekirch nie hinausgelangt. Und wie beinah überall im Land, wird ihnen auch in Diekirch alles mögliche angelastet. Aufgerissene Bürgersteige, wenn ein Radweg angelegt werden soll. Die gestiegenen Spritpreise, zumal der Energieminister in Diekirch wohnt. Wenig Ahnung von einer wettbewerbsfähigen Wirtschaft zu haben. Und: Klimamoral zu predigen, aber sie selber zu verraten, wie Parteipräsidentin Djuna Bernard mit ihrer Flugreise zu den LuxoBrasilianern Ende März. Die war dem Vernehmen nach tatsächlich ein Wahlkampfthema in Diekirch.

Da half auch noch so viel lokales Engament in der Gemeinde nicht. Wie es den Grünen auch in Clerf nicht half. Schlimmer noch: Dort büßten sie sechs Stimmprozent und einen ihrer zwei Ratssitze ein.

Dafür errang die ADR ein Mandat und überrundete die Grünen um ein halbes Stimmprozent.

Ein besonderer Machtwechsel spielte sich in der Gemeinde Vianden ab, der mit Claude Tonino ein LSAP- und OGBL-Mitglied vorstand. Am Sonntag wurden Tonino und sein ganzer Schöffenrat abgewählt; die Sieger waren in den zwei Wochen vorher Gegenstand von Facebook-Diskussionen gewesen, in denen ihnen vorgworfen wurde, in Vianden nicht angemeldet zu sein.

In Wiltz verlor mit Frank Arndt ebenfalls ein LSAP- und OGBL-Mann den Bürgermeisterstuhl. Wobei die Wiltzer LSAP sogar damit gerechnet hatte, stärker unter die Räder zu kommen. Immerhin wird gegen Arndt wegen des Verdachts auf Korruption ermittelt. Am Ende verlor die LSAP nicht zwei ihrer sechs Ratsman-

Olivier Halmes

Was das zu bedeuten haben könnte, da die Gemeindewahlen auch ein Test für die am 8. Oktober zum Parlament waren, ist nicht leicht zu sagen. Wahlgewinner, wenn man so will, waren im Norden die gemischten Bürgerlisten. Über sie wurden in den Proporzgemeinden insgesamt 59 Kandidat/innen in Gemeinderäte gewählt; das entspricht nur einem Sitz weniger als denen von CSV und LSAP zusammen. Auf einer gemischten Liste kann aber durchaus Parteiprominenz rangieren. Die auf der Biergerlëst Gemeng Cliärref Viertgewählte Tina Koch zum Beispiel ist VizeParteipräsidentin der LSAP.

Über gemischte Bürgerlisten gelangten fast so viele Kandidat/ innen in Gemeinderäte wie bei CSV und LSAP zusammen

In Ettelbrück ging der Machtwechsel von der CSV um Jean-Paul Schaaf auf die LSAP um Bob Steichen rasch und geräuschlos über die Bühne. Als die Parteifreunde Schaaf zum Pizzaessen vermissten, stand er in der Aula der Grundschule auf der Place Marie-Adelaïde beim Public Viewing der mittlerweile offiziellen Ergebnisse. „Nein, solche Spielchen mach’ ich nicht“, murmelte er auf die Frage, ob er der DP mit ihren zwei Sitzen eine Koalition anbieten werde, um die Sozialisten auszubooten. In Ettelbrück war schon am Sonntagabend klar, dass CSV und LSAP weiter koalieren, Steichen Bürgermeister wird und Schaaf Erster Schöffe. Der zurzeit Zweite Schöffe Pascal Nicolay von der CSV bleibt es für vier weitere Jahre, die verbleibenden zwei übernimmt Christian Steffen von der LSAP. Dass die CSV nur um 2,6 Prozentpunkte schlechter abschnitt als die LSAP und Schaafs persönliche Stimmenzahl lediglich 226 unter der Schöffen Bob Steichens liegt, könnte Schaafs Chancen auf einen Nord-Listenplatz erhalten. Der neue Ettelbrücker Bürgermeister in spe hingegen erklärte am Mittwoch im Radio 100,7, er trete zu den Kammerwahlen nicht an und wolle sich auf die Gemeinde konzentrieren.

Den neuen Diekircher Bürgermeister, Sohn des früheren CSV-Kammerfraktionschefs, Kammerpräsidenten und zuletzt Hofmarschalls Lucien Weiler, den rising star der CSV im Norden zu nennen, ist nicht übertrieben. Wobei die LSAP sich den Verlust der Macht wohl auch selber zuzuschreiben hat. Und der „Methode Haagen“, mit der Claude Haagen als Bürgermeister die Gemeinde führte; vor allem in seiner zweiten Amtszeit von 2011 bis 2021 (die erste dauerte von 2001 bis 2005).

Dinge durchboxen, nicht zu viel diskutieren, war sein Ansatz. So ähnlich wie der Anfang 2022 zum Sozialminister Gewordene vergangenen Herbst im Radio versprach, er werde keine Monate brauchen, um sich den richtigen Tarif für Psychotherapeuthen einfallen zu lassen. Bei dessen Durchsetzung er jedoch die Verfassung ein wenig bog, weil alles sonst viel länger gedauert hätte. Sein Nachfolger Claude Thill auf dem Diekircher Bürgermeisterstuhl ging nicht so vor, hatte aber wenig Zeit, den eigenen Stil zur Geltung zu bringen. Und musste vermutlich quittieren, dass so manchen Bürger/innen jene Projekte Haagens zu viel geworden waren, die nach Abenteuer, wenn nicht gar Affären rochen, wenn Kunde darüber aus dem Gemeinderat an die Stammtische drang. Wenn das Verwaltungsgericht mit einem zu tun bekam, natürlich auch.

Schlecht drauf: die Diekircher LSAP im Café Miche

Konklave am Rande des Campingplatzes: Bob Steichen und die Ettelbrücker LSAP-Spitze

Für die Diekircher CSV um Charles Weiler sieht gut aus, was aus den Wahlbüros durchsickert

Nicht schön: Der Ettelbrücker CSV-Bürgermeister Jean-Paul Schaaf (rechts) und Schöffe Pascal Nicolay (neben ihm) nehmen die Endergebnisse zur Kenntnis

date, sondern nur eines, nicht an Koalitionspartnerin CSV, sondern an die DP. Und mit 38,58 Prozent der Stimmen (2017: 45,45%) war ihr Resultat in Wiltz sogar ihr im Norden bestes, knapp drei Punkte über den 35,67 Prozent in Ettelbrück.

Arndt setzte sich mit 1 592 persönlichen Stimmen deutlich vom Bestgewählten der CSV ab, dem Ersten Schöffen Albert Waaijenberg (1 246 Stimmen). Wenngleich Arndt 224 Stimmen weniger errang als 2017.

Vielleicht reicht der Anker der LSAP in der Arbeiterstadt tief genug, dass Affären dem solange nichts anhaben können, wie die juristische Unschuldsvermutung gegenüber Arndt gilt. Und es ist nicht ohne Ironie, dass die laut RTL-Meldungen von den Parteizentralen von CSV und DP beeinflusste Koalitionsbildung beider Parteien in Wiltz zu Krach in der lokalen CSV führte, zum Parteiaustritt des Schöffen Patrick Comes und zu einem ganz neuen und unerfahrenen Schöffenrat. Dass Ex-CSVSchöffe Comes erklärt hat, das sei „gefährlich“, ist natürlich pikant.

Die im landesweiten Vergleich gestärkte DP blieb im Norden ziemlich stabil, verbuchte ihre besten Resultate in Diekrich und Wiltz. Hinzuzufügen wäre, dass DP-Regionalpräsident Eric Thill sein Bürgermeisteramt in der Majorzgemeinde Schieren verteidigte und der Abgeordnete André Bauler Erstgewählter in Erpeldingen wurde. Denn Erpeldingen und Schieren sind neben Ettelbrück, Diekirch und Bettendorf Fusionskandidaten zur Nordstad. Die Frage, wie es mit ihr weitergeht, stellte sich am Sonntag zumindest implizit.

In Ettelbrück ist der neue LSAP-Bürgermeister ähnlich für die Fusion wie Jean-Paul Schaaf. In Diekirch dagegen hatte DP-Spitzenkadidat José Lopes Gonçalves Wahlkampf gegen eine Fusion aller fünf Norstad-Gemeinden gemacht; Charles Weiler hatte sich nicht ganz klar für eine Fusion zu fünft geäußert. Eric Thill ist als Bürgermeister ebenso für die Fusion wie die DP-Regionale und die Zentrale der Partei. Wie André Bauler sich positioniert, falls er in Erpeldingen Bürgermeister wird, bleibt abzuwarten: Als er das Amt zwischen 2011 und 2013 bekleidete, hatte er zu dem politischen Projekt Nordstad viele Einwände.

Vorläufig aber erheben sowohl er als auch Amtsinhaber Claude Gleis Anspruch auf den Posten; nur 36 Stimmen trennen beide. Gleis befürwortet die Fusion zu fünft ähnlich wie sein Ettelbrücker Parteifreund Jean-Paul Schaaf. Ob in Bettendorf der neue Bürgermeister José Vaz do Rio heißen wird, steht noch nicht fest. Der bisherige Erste Schöffe hatte auf der Bürgerliste Eng Ekipp fir Iech kandidiert und im Wahlkampf erklärt, zur Nordstad-Fusion keine Meinung zu haben.

Sicher ist, dass die Schöffenräte der fünf Gemeinden klären müssen, wie es weitergeht. Ob sie die Gemeideräte über eine Absichtserklärung zur Fusion abstimmen lassen, worauf der Fusionsprozess eingeleitet würde, Referendum inklusive. Was geschehen wird, ist nicht abzusehen. Doch wenn die Bürger/innen zu der Fusion Ja sagen, könnte es sein, dass in den fünf Nordstad-Gemeinden vor 2029 Zwischenwahlen stattfinden.

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16.06.2023

Sven Becker

Sven Becker

LuxembourgVille, Hall Victor Hugo

Sven Becker

Centre culturel de Bonnevoie : À l’entrée du plus grand bureau de vote de la Ville de Luxembourg

Hadrien Friob

Esch-sur-Alzette : Les candidats Déi Lénk se sont donnés rendez-vous au Café Streik

LuxembourgVille : François Benoy (Déi Gréng) attend les résultats au premier étage du Café Independent

À la soirée électorale du Stater CSV, au club house du Tennis Club Stade

Sven Becker

Luc Laboulle

Esch-sur-Alzette : Soirée électorale du LSAP d’Esch devant le Café Le Pirate

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Land 16.06.2023

WA H L E N

Sven Becker

Sven Becker

Luxembourg-Ville : Antónia Afonso Bagine (LSAP)

Bonnevoie : Comptage des votes du quartier

attend les derniers résultat devant le Café Interview

Jeu, set et match Sven Becker, OIivier Halmes & Hadrien Friob

Impressions d’une soirée électorale d’Esch-sur-Alzette à Ettelbruck, en passant par la capitale

Olivier Halmes

Sven Becker

Esch-sur-Alzette : Les bureaux

Ettelbruck : Les candidats

de vote à l’Hôtel de ville

La Stater section de l’ADR dans les bureaux de

Corinne Cahen sur le parvis du Grand Théâtre

du CSV et du DP attendent

les résultats

la fraction, rue Notre-Dame

Sven Becker

Sven Becker

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WA H L E N

16.06.2023

Méi wéi net ofgeloost Stéphanie Majerus

Marc Goergen verfolgt die Wahlresultate an seinem Bildschirm am Sonntagabend

Didier Sylvestre

Mit den Schlagworten „modern“, „digital“ und „selbstbestimmt“ fuhren die Piraten ein Topresultat ein. Der Wahlabend in Petingen

Die Resultate der Gemeindewahlen zu verfolgen, sei anstrengender als Formel 1 zu schauen, meint Marc Goergen. Hin und her, rauf und runter gehe es mit den Zahlen in den unterschiedlichen Gemeinden. Goergen sitzt in den für den Wahlkampf angemieteten Parteiräumlichkeiten in Petingen hinter zwei Bildschirmen in einem fensterlosen Büro, neben ihm liegen zwei Smartphones.

Um ihn herum sitzen Kadidat/innen aus Differdingen, wie die 27-Jährige Sekretärin Morgan Engel, die ihren Sitz sicher hat, und der 30-Jährige Bauingenieur Granit Shala, dessen Sitz wackelt und schließlich aufgrund von sieben fehlenden Stimmen wieder abfällt. Auch aus Differdingen gekommen ist der CFL-Angestellte Yannick Retter, er scrollt auf seinem Laptop über die Resultate in unterschiedlichen Gemeinden. Goergen motiviert sie: „Ihr könnt Morgan zuarbeiten, indem ihr euch in Kommissionen einschreibt.

So wird die Partei in Differdingen gestärkt.“ Von seinem Büro aus twittert Goergen: „Am Süden sinn d‘Piraten, iwwerall wou se ugetruede sinn, als Partei an de Gemengerot komm, do wou schonn ausgezielt ass.“ Man freut sich über die abgehängte Fokus-Partei: „déi hunn ofgeloost“. Und in Petingen würden die Resultate noch nicht vorliegen, weil den Auszählenden bei so viel Piraten-Zuspruch beim Zählen schwindelig werde, scherzt der pensionierte Totengräber Jean-Pierre Ecker gut gelaunt. „Wir sind stolz. In Colmar-Berg stellen wir die erste Piraten-Bürgermeisterin“, behauptet Goergen gegen 19.30 Uhr. Vor dem Kabuff, aus dem heraus Marc Goergen die Gemeindewahlen kommentiert, ist die Stimmung gelassen. In einer Fernsehecke mit Piraten-Strandstühlen kann man die RTL-Télé „Elefantenronn“ verfolgen. Vor der Zentrale steht ein Pizza-Truck, aus dem heraus der ofengebackene Mozzarella dampft, im Kühlschrank liegt BioLimonade, am Fass kann man veganes Funck-Bricher-Bier zapfen – jeder bedient sich nach eigenem Ermessen. Die Anwesenden sind jung und alt, bunt gekleidet, zuvorkommend und unkompliziert.

Tätowiert ist nahezu jede zweite Person. Einige Jugendliche monieren, dass zu viele Pizzavarianten mit Fleisch rumgehen. Die Partei hat mit Tierschutzthemen auf sich aufmerksam gemacht. Marc Goergen schrieb parlamentarische Anfragen über Tiertransporte und Tierheime. In dem Petinger Wahlprogramm präsentieren die Piraten sich als die „déi eenzeg original Déireschutz-Partei“. Am Sonntagabend wird zudem behauptet, Carole Hartmann (DP) ziehe im Winter eine Mütze mit echtem Pelz an, als sie ihr Wahlresultat auf RTL kommentiert (auf Land-Nachfrage dementiert sie dies).

Der Tierschutz dient unter anderem zur politischen Abgrenzung und Selbstdarstellung.

Vor allem aber ein Mann im Osten besetzt das Thema: Der Immobilienhändler Daniel Frères, Mitglied des Remicher Gemeinderats und Präsident der Tierschutzorganisation „Give us a Voice“. Allerdings nicht immer im Positiven. 2021 wurde er zu einer Geldstrafe verurteilt, weil er sich einen kranken Hund unter Vorspiegelung falscher Tatsachen aneignete. Im gleichen Jahr hatte er einen Shitstorm gegen Sassenheimer Bürgermeisterin Simone Asselborn-Bintz (LSAP) unterstützt, nachdem diese ihren Hund einschläfern lassen musste. In Remich hat Frères mit fast

Tommy Klein fährt gegen halb zehn mit seinem Tesla an und ruft durch das Fenster, noch bevor er parkt: „Ich bringe euch die neue Bürgermeisterin“ 15 Prozent der Stimmen ein gutes Resultat eingefahren. Wird das Krawallpotenzial Frères den nationalen Wahlkampf im Osten leiten? Das wisse man noch nicht – heißt es später am Abend von Tommy Klein, politischer Berater der Partei, Ko-Koordinator und Kandidat für die Nationalwahlen im Zentrum. Die Wahlresultate müsse man noch analysieren. Es habe auch Überraschungen gegeben: Der sozialliberale und seit langem politisch engagierte Raymond Remakel habe es in Redingen nicht mehr ins Rathaus geschafft. Eigentlich sollte er im Oktober im Nord-Bezirk als Spitzenkandidat auftreten.

Die Schlappe im Westen bildet jedoch eine Ausnahme: 2017 erhielt die Partei nur drei Mandate in Proporz-Gemeinden, am Sonntag 13. In 27 Gemeinden ist sie mit insgesamt 218 Kandidat/innen angetreten. Während der Pandemie fiel insbesondere ihr Abgeordneter Sven Clement als Ein-Mann-Betrieb mit Oppositionspolitik auf. 2020 prophezeiten die Umfragen der Partei den Verlust eines Sitzes. Während der Corona-Pandemie änderte sich dies schlagartig: Ende 2021 kam sie auf sieben Sitze, stabilisierte sich dann 2022 bei sechs Mandaten. Sven Clement tauchte im November 2021 zudem unter den fünf beliebtesten Politiker/innen auf, zwei Jahre zuvor lag er auf Platz 29. „Wir gehen gestärkt in die Nationalwahlen. Die Prognosen wurden heute Abend bestätigt“, meint Tommy Klein am Wahlabend. Dabei suchte die 2009 gegründete Partei händeringend nach politischem Personal. In Esch und Hesperingen wurden mehrere Kandidaten ohne Foto auf dem Wahlplakat abgebildet. Sven Clement erklärte am Montag auf RTL-Télé, sie hätten den Foto-Termin aufgrund eines Urlaubs verpasst. „Und wussten die Personen, auf was sie sich einlassen?“, fragte Moderatorin Caroline Mart. Sven Clement schmunzelt und antwortet mit einem nicht ganz überzeugenden „ja“. Spricht man Tommy Klein, Sven Clement und Marc Goergen auf ihr Erfolgsrezept an, reden sie von „Authentizität“. Die Piraten seien noch keine verbrauchte Partei und agiere konsequent partizipativ.

Soweit die Eigendarstellung. Blättert man beispielsweise durch das Petinger Wahlprogramm, lässt sich daneben die These aufstellen, dass die Partei ohne ideologischen Überbau arbiträr in alle Richtungen schießt und deshalb rechts und links fischen kann. Sozialliberale Positionen stellt sie in den Vordergrund, indem sie mit dem Buzzwort „Selbstbestimmung“ wirbt (ohne näher zu definieren, wie Selbstbestimmtheit innerhalb eines Kollektivs gelebt werden

sollte), daneben ist sie regelmäßig auf LGBTIQ-Veranstaltungen unterwegs und sucht den Dialog mit ukrainischen Flüchtlingen.

Sie gibt sich digital und kokettiert mit dem Begriff „modern“: Sie fordert „moderne Klassenzimmer“ und „moderne Spielplätze“. Bei Umweltthemen zeigt sie sich technikaffin: Elektrobusse sollen in Petingen Mitfahrende an mit Solarpanels ausgestatteten Bushaltestellen abholen. Für die Linke, ADR und LSAP ist sie eine Konkurrenz, weil ihre Parteizentrale in Petingen zugleich ein „Bürgerzentrum“ ist – Geringverdienenden soll ein offenes Ohr geboten werden. Sie wirbt mit dem Slogan „eis Mammensprooch soll respektéiert ginn“, ohne zugleich einen fremdenfeindlichen ADR-Einschlag aufzuweisen. In Luxemburg-Stadt und Esch begeben sie sich auf DP und CSV-Terrain, wenn sie auf ihren Plakaten mehr Polizeipräsenz fordern. Und zwischendurch lassen die Piraten den in Demokratien beliebten Begriff „Transparenz“ fallen.

Tommy Klein fährt gegen halb zehn mit seinem Tesla vor und ruft durch das Fenster, noch bevor er parkt: „Ich bringe euch die neue Bürgermeisterin.“ Neben ihm sitzt Mandy Arendt, Zweitbestgewählte in Colmar-Berg. Die 27-Jährige Erzieherin und Sprecherin der Jugendpartei „komme extrem gut an“, heißt es von einem Parteimitarbeiter. Im RTL-Background Mitte Mai beherrschte sie als Newcomerin bereits den Politik-Slang: flüssig reden – und falls man keine Antwort auf eine Frage weiß, einfach ins Mikrofon schwatzen, was man unbedingt loswerden will. Vom ausscheidenden Schöffenrat hört man, ihre Oppositionsarbeit sei konstruktiv und diplomatisch gewesen. Zwei Tage nach dem Wahlabend wird Mandy Arendt in Colmar-Berg ins kommunalpolitische Höchstamt gehoben.

Später am Abend wird die Zuversicht der Petinger Piraten bestätigt: Sie können ihre Sitze von zwei auf vier verdoppeln. Weil Petingen vor zwei Jahren die 20 000-Einwohner/innen-Marke überschritten hat, sind erstmals 19 statt 17 Sitze im Gemeinderat zu vergeben. Nachdem sich umarmt und gratuliert wurde, setzt sich Marc Goergen wieder hin. Starrt auf seinem Bildschirm auf die Minus 12 Prozentpunkte am CSV-Balken, spitzt die Lippen, nickt kurz und kommentiert: „D’CSV huet ofgeloost.“ Er nimmt sein Telefon und ruft bei Romain Mertzig, LSAP Spitzenkandidat und Erstgewählter, an: „Ich biete Dir den Bürgermeisterposten an. Weisst Du noch, vor sechs Jahren meinte ich, du könntest nächstes Mal Bürgermeister werden? Wer hätte gedacht, dass es so kommen würde.“ Der Pirat Goergen kommt auf 2 435 Stimmen (2017 waren es 972), womit er auf Platz vier landet. Drei Tage vor den Wahlen machte er auf Twitter Stimmung gegen Romain Mertzig – für seine Besichtigung eines Stierkampfs in Spanien. Am Wahlsonntag stëppelte er gegen die Grüne und dessen Mitglied Camille Müller. In den letzten Jahren hat der Pirat Christian Welter im Petinger Rat brauchbare Fragen an den Schöffenrat gestellt, wie die nach dem Anbau biologischer Lebensmittel in der Gemeinde, der IT-Ausstattung an Schulen und Hygieneprodukten für Schülerinnen sowie Umweltkompensationsmaßnahmen. Aber diese positiven Impulse gehen unter, wenn Marc Goergen – nicht nur als Gemeinderat, sondern auch Abgeordneter – nach Lust und Laune links und rechts gegen

andere Politiker austeilt. Lobende Worte für Amtsinhaber/innen anderer politischer Farben hört man nicht. Dem Stëppeler fehlt das Gespür für Allianzen.

Diese Vorgehensweise und die Unberechenbarkeit einer Partei ohne klare Satzung sowie leichter Anti-Establishment Note schreckt nun mögliche Koalitionspartner ab. Die DP und die Grünen wollen nicht mit den Piraten koalieren. Von Barbara Agostino (DP) heißt es auf Nachfrage, vor allem die Forderung nach frei zur Verfügung stehendem Wi-Fi fände die DP populistisch. „Wann een ee korrekte Mënsch ass, ass et schwéier mat esou Mënschen Zopp z’iessen“, behauptet Jean-Marie Halsdorf, bisheriger CSV-Schöffe und Anwärter auf den Bürgermeisterposten, gegenüber RTL. (Gegen Halsdorf lief als Innenminister 2012 eine Voruntersuchung wegen eines Korruptionsverdachts, der später allerdings nicht bestätigt wurde). In der Nachbargemeinde Käerjeng schließt sein CSV-Kollege Michel Wolter Koalitionsgespräche mit dem ADR-Politiker Fernand Kartheiser nicht aus.

Nachdem die meisten Wahlresultate bekannt sind, kommt Sven Clement angereist. Sektgläser gehen rum, die Partei zeigt sich vereint. Partei-Mitarbeiter deuteten allerdings an, dass Marc Goergen und Sven Clement bis auf ihre Digital-Philie sehr unterschiedliche Charaktere sind. Sven Clement ist viel im Ausland unterwegs, unternimmt Bildungsreisen und interessiert sich nur am Rande für Kommunalpolitik. Ganz anders Marc Goergen. Er entspricht dem Idealtypus des Gemeindepolitikers: Vor zehn Jahren war er der Petinger Karanval-Prinz, er präsidiert die lokale Musikkapelle, ist Kassenwart des Jugendhauses und Mitglied des Vereins Vermëssten Déieren. Goergen war mal DP-Mitglied und Clement war während seiner Studienzeit bei der LSAP aktiv. Interne Stimmen behaupten, dass die Koordinationsarbeit für die Gemeindewahlen fast ausschließlich Goergen leistete.

Danielly Kaufmann, eine in Brasilien geborene Mitarbeiterin, die aufgrund luxemburgischer Vorfahren die luxemburgische Staatsangehörigkeit zugesprochen bekam und die Wahlkampagne audiovisuell dokumentiert, schätzt die Diversität der Partei: „Sie hat das Potenzial unterschiedliche Personen zusammenzubringen“. Eine gewisse Vielfalt kann man der Partei tatsächlich nicht absprechen, zumindest was die Berufstätigkeit der Kandidat/innen betrifft. Auf Piratenlisten trifft man auf Personen mit Masterabschluss, aber auch vergleichsweise viele Busfahrer, Handwerker/innen, Erzieher/ innen und Haushälterinnen. Vielleicht schwingt bei den bürgerlichen Parteien zugleich eine Prise Abneigung gegenüber Politiker/ innen mit wenig formaler Bildung mit, wenn sie von „esou Mënschen“ sprechen, wie Jean-Marie Halsdorf es tat. Eine Befragung ergab zudem, dass deren Wähler/innen ein schmales Portemonnaie besitzen. Zu Beginn des Jahres behauptete Marc Goergen gegenüber dem Land, Wahlziel der Piraten sei es, in die Regierung zu kommen. Dieser Enthusiasmus dürfte nach den gescheiterten Koalitionsgesprächen in Petingen ordentlich gedämpft sein. Ob das die Wähler/innen im Oktober davon abhält, für violette Beliebigtkeit zu stimmen? Vermutlich nicht.

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Land 16.06.2023

P O L I T I K

POLITIK

ÉDITO

Noch ein wenig Minister

Sécuritaire ou humaniste

Als Partei des KrisenmanagerPremiers konnte die DP es sich nicht leisten, bis nächste Woche zu warten, um die Nachfolge ihrer Familienministerin Corinne Cahen zu regeln. Zumal die auf der Stater DP-Liste Drittgewählte im RTL Radio erzählt hatte, sie wolle an den Gesprächen mit der CSV um das neue Schöffenratsprogramm teilnehmen und packe im Ministerium schon ihre Sachen.

Dass der 41-jährige Abgeordnete Max Hahn, Schöffe in Dippach, ihr nachfolgen würde, war abzusehen.

Die Bezirks-Proporztaktik zu den Kammerwahlen will es, dass der Südbezirk gestärkt wird; das drängte sich nach dem Abgang Pierre Gramegnas aus der Regierung im Januar 2022 auf. Also konnte die Personalie geklärt werden, sobald Premier Xavier Bettel von seiner DublinReise zurückgekehrt war. Dem Elektroingenieur Hahn bleiben im Grunde sechs Wochen, um als neuer Familienminister gewisse Zeichen zu setzen; das Parlament tagt dieses Jahr bis Ende Juli.

Danach ist endgültig Wahlkampf (Foto: Sven Becker). pf

France Clarinval

La question migratoire divise les États membres de l’Union européenne depuis le début de la guerre en Syrie, renvoyant dos à dos les arguments de solidarité et de sécurité. La réforme d’une politique migratoire jusqu’ici très peu coordonnée au sein de l’UE est revenue en tête des préoccupations depuis une hausse des arrivées de migrants avec la fin de la pandémie et alors que quatre millions d’Ukrainiens sont réfugiés dans l’UE. La semaine dernière, les ministres de l’Immigration de l’UE ont réussi à trouver un accord, instaurant une base de travail pour aborder la politique d’asile commune. La tendance est à une politique migratoire de plus en plus restrictive, qui reflète les succès électoraux de l’extrême droite dans plusieurs pays.

S OZ I A L E S

Abschalten können Lohnabhängig Beschäftigte erhalten über einen neuen Passus im Arbeitsgesetzbuch das Recht, außerhalb der Arbeitszeit zu beruflichen Zwecken per E-Mail oder Messenger-Dienste nicht erreichbar zu sein. Nach Publikation der Gesetzesänderung, die das Parlament am Dienstag verabschiedete, haben die Arbeitgeber drei Jahre, um ihrem Betrieb ein „régime de déconnexion“ zu geben. Wer danach keines vorzeigen kann, wenn die ITM das kontrolliert, riskiert ein Verwaltungsstrafgeld.

Ein „droit à la déconnexion“ einzuführen, hatten DP, LSAP und Grüne im Koalitionsvertrag der Regierung vereinbart. Wie es beschaffen sein soll, legt der neue Abschnitt im Code de travail aber nicht fest. Sondern, dass Kollektivvertragsverhandlungen dies werden regeln müssen und in Betrieben ohne Kollektivvertrag und ab 150 Beschäftigten ein Abkommen mit der Personaldelegation getroffen werden muss. In kleineren Betrieben muss die Delegation nur konsultiert werden. Da nur Betriebe ab 15 Beschäftigten eine Personaldelegation haben müssen und von den Klein- und Mittelbetrieben, die das Gros der Luxemburger Wirtschaft ausmachen, mehr als 80 Prozent nicht mal zehn Personen beschäftigen, hat die Reichweite der neuen Regelung ihre Grenzen. pf

Eine Rentenmauer Nachdem RTL Radio vergangene Woche gemeldet hatte, die Caisse de prévoyance des fonctionnaires

Blog

communaux (CPEFC) rechne nächstes Jahr mit einem Defizit von 63,5 Millionen Euro, Tendenz steigend, versicherte LSAPInnenministerin Taina Bofferding, die Renten der Gemeindebeamten seien auch 2024 „garantiert“. Zur Abhilfe werde der Beitragssatz der Gemeinden als Arbeitgeber von 20,3 auf 28,1 Prozent eines Bruttogehalts erhöht. Außerdem solle der Dotationsfonds, der die Gemeindefinanzen umverteilt, der CPEFC statt aktuell 14,7 künftig 20,28 Prozent vom Äquivalent der Gehältermasse der Gemeindebeamten zuschießen.

Aus der Welt ist das Problem damit aber noch nicht. Der Gemeindeverband Syvicol akzeptiert nicht, dem Dotationsfonds mehr zu entnehmen. Er will sogar, dass den gesamten Zuschuss (auch die zurzeit 14,7 Prozent) wieder die Staatskasse trägt. Bis 2016 war das so; es zu ändern, war ein wesentlicher Teil der von Bofferdings Vorgänger Dan Kersch ausgehandelten Reform der Gemeindefinanzen. Die verteilt nicht zuletzt das hohe Gewerbesteueraufkommen von Luxemburg-Stadt stärker an die anderen Gemeinden um. Über einen Umweg erhält die Hauptstadt aber viel aus dem Fonds zurück.

Ihn stärker zur Speisung der CPEFC heranzuziehen, könnte die politische Balance zwischen den Gemeinden kippen lassen. Dass sie schon jetzt fragil ist, darauf deutet hin, dass der Syvicol der Innenministerin, wie sie dem Land erklären ließ, nicht darauf antwortete, ob zur Deckung des Defizits allein die Gemeinden als Arbeitgeber aufkommen sollten, oder allein der Dotationsfonds. Am Ende beschloss sie, die Beiträge beider zur CPEFC anzuheben, und der Syvicol protestierte erst dann.

Taina Bofferding lässt gegenüber dem Land einräumen, ihre Lösung sei eine „kurzfristige“.

Die Rentenausgaben der CPEFC steigen schnell: Zahlte sie im Jahr 2010 noch 1 629 Altersrenten aus und 674 Hinterbliebenenrenten, waren es 2021 2 587 Altersrenten und 764 Hinterbliebenenrenten.

Da ein großer Teil der Altersrenten,

wenn nicht sogar alle, an Beamte gehen, die vor dem 1. Januar 1999 ihren Dienst antraten, sind das Renten im „Übergangsregime“ und kosten die Kasse viel. Dass das ein politisches Problem darstellen kann, ist den für das Innenressort Verantwortlichen offenbar klar, denn sie haben den Umgang mit dem Defizit auf die lange Bank geschoben. Ein neues Gesetz vom 25. März 2015 macht den Innenminister für die Kasse verantwortlich. Da das erste Defizit 2016 auftrat, hätte schon Dan Kersch etwas unternehmen müssen. Eine schriftliche Anfrage des Land an den heutigen LSAP-Abgeordneten, ob er das tat, blieb unbeantwortet. Taina Bofferding wiederum machte die unerfreuliche CPEFC-Bilanz von 2016, wie RTL als erste gemeldet hatte, erst im August 2021 publik.

Seither aber wurde jede Bilanz von ihr mit Verspätung ins Memorial B gesetzt. Die letzte war die von 2019; Bofferdings ministerieller Erlass darüber datiert vom 11. Februar 2022. Auf Anfrage des Land erklärte das Innenministerium dennoch, die Rückstände seien „insgesamt aufgearbeitet“ worden.

Sofern die Staatskasse nicht in der Tat einspringt, würde womöglich kein Weg an einer weiteren Finanzreform vorbeiführen, die die Umverteilung zwischen den Gemeinden neu ausrichtet. Sonst könnten diese dazu angereizt werden, stärker auf kommunale Angestellte zurückzugreifen: Ihre Gehälter sind kleiner als die von Beamten, und verbeamtet werden können sie erst nach 20 Dienstjahren. pf

Über die Runden 5,3 Prozent der Luxemburger Haushalte kamen 2022 „schwer“ mit ihrem verfügbaren Monatseinkommen über die Runden, 15,9 Prozent „eher schwer“. Das ergab die jährliche Statec-Umfrage EU-Silc.

Am meisten betroffen waren Alleinerzieher/innen (35,5%) sowie Haushalte mit drei Kindern oder mehr (30,6%). 19 Prozent aller befragten Haushalte gaben an, eine unerwartete Ausgabe von 1 900 Euro überfordere sie. pf

WO H U N G S B A U

Hilfe soll kommen Nächste Woche soll publik werden, was die Regierung unternehmen will, um kleineren Baubetrieben über die schwierige Auftragslage hinwegzuhelfen. Das kündigte Wohnungsbauminister Henri Kox (Grüne) am Dienstag im Parlament an. Sein Ministerium erklärte auf Nachfrage, Kox sei in der Taskforce zwar federführend und ein Thema sei der Aufkauf von privater Wohnunbgsbauprojekte durch den Staat, aber „nicht nur“. Der Fokus liege darauf, den Baubetrieben zu helfen. pf

M O N A RC H I E

Diplomatiquement vôtre La Grande-Duchesse va retrouver deux nouvelles collaboratrices.

Son assistante et sa conseillère avaient été placées en congé maladie après « un incident » intervenu entre l’épouse du chef de l’État et son personnel à l’automne, en marge d’essayages pour le mariage de la princesse Alexandra. La Grande-Duchesse Maria Teresa était privée de bureau depuis lors. Selon les informations du Land, la Maison du Grand-Duc a trouvé une nouvelle conseillère parmi les retraités du corps diplomatique (à l’instar du maréchal Paul Dühr) en la personne d’Arlette Conzemius, notamment ancienne ambassadrice en Belgique et aux États-Unis. Au ministère d’État, le responsables des relations avec la Cour, Jacques Flies, nous confirme qu’un « premier agent vient d’être sélectionné ». Son engagement définitif est en phase d’achèvement. « Le processus de sélection pour le second poste est en cours et devrait aboutir avant les vacances d’été. Les deux agents seront recrutés au grade A1 de la Fonction publique », poursuit le secrétaire général du gouvernement. Les deux

précédentes membres du bureau de la Grande-Duchesse ont trouvé de nouvelles fonctions au sein de la Maison du Grand-Duc. pso

G E S U N D H E I T

Großprojekte LSAP-Gesundheitsministerin Paulette Lenert startete vor einer Woche mit der Vorstellung zweier Großprojekte eine politische Gegenoffensive, um all jene Lügen zu strafen, die ihr in der Gesundheitspolitik Untätigkeit vorwerfen. In den nächsten Jahren soll mit dem Health Information System Luxembourg das Gesundheitswesen vollständig digitalisiert werden. Spitäler, aber auch Arztpraxen und Pflegeheime sollen ein einheitliches digitales System erhalten, das ihnen Zugriff auf sämtliche Patientendaten erlaubt. Das spart nicht nur Zeit, Arbeit und Geld, es soll auch eine bessere Behandlung ermöglichen. Vor allem Geld und Platz sparen soll das nationale Einkaufs- und Logistikzentrum, das die Gesundheitsministerin in Zusammenarbeit mit den Spitälern, Pflegeheimen und Rettungsdiensten errichten will, um Medikamente und medizinisches Material im Großeinkauf günstiger erwerben und zentralisiert lagern zu können. Als aussichtsreichster Standort gilt bislang das Gelände der ehemaligen WSA in Sanem.

Für beide Projekte gilt: Bis alle Gremien besetzt, Gesetzentwürfe geschrieben und Prozeduren durchlaufen sind, dürften noch Jahre vergehen. Wenn Paulette Lenert nach den Wahlen im Oktober Premierministerin wird, muss sich ihr/e Nachfolger/in um die Umsetzung kümmern. ll

Le compromis trouvé va dans le sens d’un net durcissement, notamment par une nouvelle procédure aux frontières. Celle-ci prévoit de placer en centres d’accueil strictement contrôlés les personnes les moins susceptibles d’être éligibles à une protection internationale, arrivant de pays considérés comme « sûrs ». Cela suppose la création de centres aux limites extérieures de l’Union. On parle d’y installer jusqu’à 120 000 personnes par an. L’examen accéléré des demandes d’asile – douze semaines maximum – doit permettre de les renvoyer plus facilement vers leur pays d’origine ou de transit. Cet aspect est vivement dénoncé par les associations qui viennent en aide aux demandeurs d’asile. Elles estiment que ces centres s’apparentent à des prisons et que cette politique risque de créer de nouvelles routes migratoires, pour contourner les postes-frontières et éviter la procédure rapide.

Le ministre de l’Immigration et de l’Asile, Jean Asselborn (LSAP), a aussi critiqué les côtés trop répressifs et « non conformes aux valeurs humanistes de l’UE », emboîtant le pas à l’Allemagne (également soutenue par le Portugal et l’Irlande) dans une déclaration commune pour préciser qu’ils continueront de demander une dérogation pour les familles et les enfants lors des négociations avec le Parlement européen. D’un autre côté, ce mardi, la Chambre des députés examinait un projet de loi que le même ministre avait déposé en mai 2022. Il y est question de faire évoluer la loi relative à la protection internationale pour se conformer à deux arrêts de la Cour de justice de l’Union européenne. Les États membres doivent fixer les critères objectifs sur lesquels sont fondées les raisons « non négligeables » de craindre la fuite d’un demandeur de protection internationale qui fait l’objet d’une procédure Dublin (transfert vers un autre État membre de l’Union européenne). L’adjectif « non négligeable » doit signifier un risque imminent et quasi-certain de fuite du demandeur. Neuf situations qui se veulent exhaustives sont décrites dans la loi. Lors du débat, Fernand Kartheiser (ADR) a considéré que le texte n’allait va pas assez loin. Il dénonce une politique laxiste et suggère que le ministère de l’Immigration est trop coulant avec « des personnes qui contreviennent à la loi, par exemple avec des faux documents ». Des allégations qui ont mis le ministre hors de lui. À l’inverse, plusieurs députés ont estimé que les circonstances décrites sont floues et trop générales.

Elles donne aux autorités une plus grande marge de manœuvre pour placer les demandeurs en rétention. « Il apparaît difficile d’estimer si une personne risque de prendre la fuite à partir d’une simple analyse de son comportement », pointe par exemple Nathalie Oberweis (Déi Lénk), citant le Lëtzebuerger Flüchtlingsrot.

Dans un communiqué, celui-ci expliquait que cette loi conduit à un affaiblissement de la protection accordée aux demandeurs d’asile, à une augmentation accrue du risque d’être privés de leur liberté et à une baisse des standards luxembourgeois en matière de respect des droits humains.

Au niveau européen, Jean Asselborn apparaît comme un des ministres les plus ouverts, ne manquant pas de rappeler que la qualité de l’Europe est mesurée par « l’humanité qu’elle montre envers les plus vulnérables ». Dans son pays, il opte pour une approche plus sécuritaire.

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Land

P O L I T I K

16.06.2023

Z UFALL SGE SPR ÄCH MIT DEM M ANN IN DER EISENB AHN

Wahlverwandtschaften Am Sonntag wurden neue Gemeinderäte gewählt. Wahlgewinner Xavier Bettel wollte in den Ergebnissen einen „Trend“ für die Kammerwahlen erkennen. Wahlverlierer Luc Frieden nur lokale Eigenarten.

Die lokalen Unterschiede führen zu politischen Trends. Am deutlichsten beim Wahlverhalten in den Proporzgemeinden, wo politische Parteien kandidierten. Dort leben drei Viertel der Bevölkerung.

Ein Vergleich zwischen den Wahlergebnissen und dem Indice socioéconomique des communes bestätigt die Trends (Statec-Bulletin 2-17).

Die Wechselbeziehungen zwischen Stimmenanteil und sozialer Lage lassen sich berechnen: als Pearson-Koeffizient auf einer Skala von +1,00 (völlig übereinstimmend) bis –1,00 (völlig entgegengesetzt).

Siegerin der Gemeindewahlen ist die DP. Sie ist die traditionelle Partei des Mittelstands und der Besserverdienenden. Sie ist am stärksten in Gemeinden, wo der Medianlohn am höchsten ist (Korrelation: +0,26). Wo die wenigsten Arbeiterinnen und Arbeiter wohnen (–0,27).

Im Vergleich zu den Grünen erscheint die DP fast sozialliberal. Was zu ihrem derzeitigen Erfolg beiträgt. Die Grünen wurden exquisiter als die DP dort gewählt, wo die wenigsten Arbeiterinnen und Arbeiter wohnen (–0,40). Am besten gewählt wurden sie in Gemeinden mit den höchsten Medianlöhnen (+0,45).

Dort, wo die wenigsten RevisBerechtigten wohnen (–0,31).

Die Grünen sind die Verlierer der Gemeindewahlen. Am Sonntag verloren sie gegenüber 2017 am wenigsten dort, wo weniger Arbeiterinnen und Arbeiter (–0,48) wohnen, die Medianeinkommen am höchsten sind (+0,43), wo weniger Revis-Berechtigte leben (–0,40). Die neue Generation der Grünen löst die DP als liberale Klassenpartei ab. Klimapolitik unter Besserverdienenden ist Klassenkampf von oben.

Also gewann die LSAP gegenüber 2017 eher dort, wo die Grünen verloren (–0,34). LSAP

Noch exquisiter als die DP wurden die Grünen dort gewählt, wo die wenigsten Arbeiter wohnen, der Medianlohn am höchsten ist

Auch die Piraten erzielten ihre besten Wahlergebnisse in den Gemeinden mit den meisten Arbeitern (+0,41). Wo die meisten Revis-Berechtigten wohnen (+0,36). Am schlechtesten in Gemeinden mit den höchsten Medianlöhnen (–0,51). Die Piraten lösen die ADR als Protestpartei der sozial Abgehängten ab.

Die neue ADR-Führung ist liberal und identitär. Ihre Anwälte und höheren Beamten verachten soziale Verlierer. Die Wahlresultate der ADR zeigen keinen Zusammenhang mit dem Einkommensniveau in den Gemeinden. Ihre Ergebnisse sind dort besser, wo weniger Arbeiter wohnen (–0,23).

Die Veränderungen gegenüber 2017 von DP und ADR sind deutlich entgegengesetzt (–0,74). Entgegengesetzt sind auch die Veränderungen von DP und Piraten (–0,30), von LSAP und Piraten (–0,29), von LSAP und déi Lénk (–0,64).

Die CSV war am Sonntag die einzige Volkspartei. Ihre Wählerschaft war von allen Parteien am breitesten gestreut: Sie zeigt keine Korrelation mit den sozialen Unterschieden der Gemeinden. Die CSV verlor landesweit 17 Mandate. Gegenüber 2017 schnitt sie dort besser ab, wo auch die ADR besser abschnitt (+0,38).

Spitzenkandidat Luc Frieden will die CSV zur konservativen DP machen. Die Gemeindewahlen zeigen, dass er vielleicht zu spät kommt. Romain Hilgert

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Peter Feist

In der Handelskammer wurde über eine Rentenreform diskutiert, die keine große Partei sich zu eigen machen dürfte Thomas Dominique ist Direktor der Generalinspektion der Sozialversicherung (IGSS), Mathematiker und er war einer der Architekten der Rentenreform von 2012. Trotz seines hohen Amtes und seiner Expertise ist er kein Politiker. Und so ist ihm ein Unbehagen anzusehen, als er am Dienstagabend in der Handelskammer an einem Rundtisch teilnimmt, an dem noch drei andere Experten, beziehungsweise Lobbyisten über eine Reform diskutierten, die weiterginge als die von 2012: Irgendwann muss er darauf verweisen, was „im Gesetz steht“.

Die Fondation Idea aber, die aus der Handelskammer ausgelagerte Denkfabrik mit der vielen Öffentlichkeitsarbeit, hat einen weiteren Band ihrer Schriftenreihe Les grands défis aufgelegt, mit der sie die Parteien vor den Wahlen sensibilisieren möchte. Die Unternehmer auch, damit sie über ihre Netzwerke den Parteien klarmachen, was zu tun ist. Insofern ist die Rolle des Volkswirts und IdeaDirektors Muriel Bouchet auch eine politische, wenn er in dem von ihm verfassten neuen Band, der vom Pensionssystem handelt, zeigt, wie sich bis 2052 noch drei BIP-Prozent mehr an Rentenausgaben einsparen lassen würden, als die Reform von 2012 vorhersah. Christel Chatelin, Handelskammer-Direktorin für Wirtschaft, spricht ebenfalls politisch, wenn sie klarmacht, was es zur langfristigen Absicherung der Renten keinesfalls geben dürfe: Beitragserhöhungen. Die wären schlecht für den Standort. Dass der Beitragssatz im Privatsektor mit aktuell je acht Prozent für den Versicherten und den Arbeitgeber (weitere acht Prozent kommen aus der Staatskasse) niedrig ist, sei „wirklich ein enormer Wettbewerbsvorteil, das sagen die Betriebschefs uns“. Auf die Frage des moderierenden Journalisten, ob ausländische Firmen wegen der hohen Renten nach Luxemburg kämen, muss sie erst mal Luft holen. „Natürlich nicht!“ Die Handelskammer befürworte die Idea-Vorschläge. Beitragserhöhungen kommen darin nicht vor.

Vierter in der Runde ist Salariatskammer-Direktor Sylvain Hoffmann. Der ebenfalls politisch spricht, für die Gewerkschaften, die seine Kammer tragen.

Allen voran der OGBL, der vermutlich auf die Straße gehen würde, wenn die nächste Regierung sich zu eigen machte, was Idea vorschlägt. Und der vielleicht auch zum Kampf riefe, wenn umgesetzt wird, was im Reformgesetz von 2012 steht, wegen des hohen Beschäftigungswachstums bishar aber noch nicht nötig war.

Wegen der politischen Risiken, die eine weitere Rentenreform hätte, ist der Rundtisch von vornherein ein wenig müßig. Interessant ist trotzdem die Frage, was mit den Renten geschähe, wenn das Wachstum fällt. Muriel Bouchet hat ausgerechnet, es müssten inflationsbereinigt fünf Prozent im Jahresschnitt sein, wollte man das aktuelle System bei „politique constante“ bis 2070 halten. „Wir sind natürlich für Wachstum“, versichert Christel Chatelin, „aber für ein qualitatives.“ Und: Wer heute Beiträge entrichtet, vertraue darauf, eine gewisse Rente zu erhalten. „Dieses Vertrauen muss bleiben.“ Das ist der Kern der Diskussion: die „Rentenversprechen“. 1987, 1988 und 1991 waren die Renten im Privatsektor auf Druck des OGBL sukzessive erhöht worden, um sie denen im öffentlichen Dienst anzunähern. Der ADR-Vorläufer Eng 5/6-Pensioun fir jiddereen! zog mit dem Rententhema ins Parlament ein. Der Rententisch endete 2002 ausgerechnet unter der Führung eines DP-Sozialministers mit einer Renten-Aufbesserung um elf Prozent.

Alles in allem ergab das 33 Prozent mehr seit 1987.

Der frühere Präsident der Pensionskasse Cnap, Robert Kieffer, rechnete aus, dass langfristig die Rentenversprechen doppelt so hoch seien wie der Beitragssatz von drei Mal acht Prozent.

Sven Becker

Am Sonntag vor einem Wahlbüro in Bonneweg

Zu einem ähnlich unschönen Resultat kommt Idea-Volkswirt Muriel Bouchet heute. Wobei, wer von Versprechen redet, ein wenig so tut, als sei das System, das auf der Umlage der aktuellen Beitragseinnahmen zur Finanzierung der laufenden Renten basiert, ein Kapitalstock, den die Versicherten aufbauen und dessen Auszahlung ihnen garantiert ist.

Das ist er nicht. Anderereits darf auch ein UmlageSystem nicht unvorhersehbar werden für die, die daraus eines Tages schöpfen. Und wenn es keines Expertenwissens bedarf, um sich vorzustellen, dass eine wachsende Zahl Beschäftigter eines Tages eine Rente beziehen möchte, die nicht ganz unvorhersehbar ist, und dass zu ihrer Finanzierung mehr Aktive nötig sein werden, sich die Spirale damit immer weiter dreht, was macht man dann?

Sven Becker

Beide haben recht. Es gibt lokale Unterschiede zwischen den Gemeinden: In den reichsten Gemeinden wohnen Leute, die laut Volkszählung von 2011 doppelt so viel verdienten wie die in den ärmsten Gemeinden. Der Anteil der RMGBerechtigten war in den ärmsten Gemeinden 17 Mal höher. Der Anteil der Arbeitslosen war sieben Mal höher.

und DP gewannen dagegen oft in den gleichen Gemeinden (+0,45). Die Zahl der LSAP-Mandate blieb unverändert. Die LSAP ist eine Partei von Beamtinnen, Angestellten und Facharbeitern. Nach jeder Wahlniederlage will sie das „A“ aus dem Parteinamen streichen. Doch ihre Wahlergebnisse korrelieren weiter mit dem Anteil der Arbeiterinnen und Arbeiter (+0,34), der Revis-Berechtigten (+0,22), negativ mit dem Anteil der Besserverdienenden (–0,34),

Weitermachen?

Aktiv altern: Im statistischen Schnitt verbringen Luxemburger Pensionäre 25 Jahre in Rente

Die Fondation Idea würde die Leistungen, von den hohen Renten ausgehend, weiter senken

Weil die EU-Haushaltstechnokratie Sozialversucherungsausgaben über Jahrzehnte hinweg als „implizite Staatsschuld“ ansieht, ist der politische Umgang mit Rentenausgaben über etwa zehn Jahre schwierig. Luxemburg bekommt seit Jahren eine zu hohe implizite Schul bescheinigt. Idea würde von den höchsten Renten ausgehend die Leistungen über die Jahre senken. Ein Renten-Äquivalent von heute 10 000 Euro würde nach dem Idea-Modell im Jahr 2052 nur 9 000 Euro entsprechen, an die 13 Prozent weniger. Dagegen entspräche sie, wenn es bei der Reform von 2012 bliebe, 12 000 Euro.

Eine Rente von heute 4 000 Euro dagegen würde mit der Reform bis 2052 auf 5 000 Euro zunehmen.

Idea würde sie nicht wesentlich über 4 000 Euro steigen lassen. Wachsen dürften dagegen die kleinen Renten, auf jeden Fall die Mindestrente, die heute bei 2 166 Euro im Monat liegt. „Zunahme“ unterstellt im Idea-Kalkül natürlich den Index, aber auch eine Anpassung bestehender Renten an die Reallohnentwicklung, die mit einem Plus von ein Prozent im Jahr positiv wäre.

Das ist ein interessanter Punkt. Einerseits, weil laut Reformgesetz von 2012 die Reallohn-Anpassung der bestehenden Renten mindestens um die Hälfte gekürzt oder gar ganz abgeschafft würde, sobald die laufenden Ausgaben der Pensionskasse die der Beitragseinnahmen übersteigen. Was nach dem letzten Bilan technique der IGSS, der vor zwei Jahren herauskam, 2027 geschehen könnte. Weshalb der IGSS-Direktor auf das verweist, was „im Gesetz steht“. Und was des Einschnits so wenig nicht wäre.

Vorausgesetzt natürlich, die Reallöhne steigen nennenswert. Die Handelskammer und ihr think tank scheinen davon auszugehen. Nichts wissen wollen sie dagegen von der Idee des SalariatskammerDirektors, zur Finanzierung der Renten „Produktivitätsgewinne“ heranzuziehen. Sylvain Hoffmann spricht von „Automatisierung“ und „künstlicher Intelligenz“. Wie die Handelskammer die Sache

sieht, sollten die kapitalintensiven Investitionen in neue Technologien und Prozesse nicht durch neue Steuern belastet werden. Und das wäre ein „Roboter-Rentenkassenbeitrag“ ja, der den Beitrag auf einen Brutto-Arbeitslohn ergänzen würde.

Wie die Vorschläge von Idea im Vergleich zur Reform von 2012 genau einzuschätzen sind, ist nicht leicht zu sagen. Wegen der dahinterliegenden Annahmen und wegen der Perspektive über ein paar Jahrzehnte. Doch die Frage, ob die Renten zu hoch sind, muss erlaubt sein. Ob es zu vertreten ist, die Maximalrente von zurzeit an die 11 000 Euro zu indexieren und an die Reallohnentwicklung anzupassen, ist keine Frage von Klassenkampf, sondern eine von Privilegien, die das System bietet. Eine des vernünftigen Einsatzes der Mittel auch. Und dass Luxemburg es nicht schafft, für eine zunehmende Beschäftigtenzahl im Inland genug Wohnungen bereitzustellen und ihre Mobilität zu regeln, lehrt immerhin die Erfahrung. Bis jetzt jedenfalls.

Dass eine Rentenreform bis nötig sei, hatten bei der Debatte der Reform von 2012 in der Abgeordnetenkammer mit Ausnahme der Linken alle Parteien erklärt. Die parlamentarische Berichterstatterin zum Reformgesetz, Lydia Mutsch von der LSAP, versprach sogar, die Rentenreform fange hiermit erst an. Auch nach dem Sturz Jean-Claude Junckers 2013 sah es danach aus. Doch 2015 zog die Konjunktur wieder an, und der vom Handelskammerdirektor zum Politiker gewandelte DP-Finanzminister Pierre Gramegna fand, erst einmal solle die Reform von 2012 ihre Wirkung entfalten; solange bestehe kein weiterer Handlungsbedarf.

Dass die Parteien im Wahlkampf dieses Jahr weiterzugehen bereit wären und sich für eine Reform bis mandatieren lassen möchten, ist nicht sehr wahrscheinlich. Die ADR vielleicht, die seit 2013 als die radikalste Rentensenkungspartei auftritt.

Die CSV hatte 2018 eine weitere Reform angekündigt, blieb in ihrem Wahlprogramm aber unkonkret und wollte erst einmal „rechnen“, wenn sie in die Regierung gekommen wäre. Wie sie das heute sieht, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.

Die LSAP wird kaum zu einer neuen Rentenreform blasen. Die Position der Grünen gab vergangenen Samstag im RTL Radio vermutlich Vizepremier François Bausch vor, als er über „alternative Einnahmequellen“ nachdachte. Und für die DP sprach vielleicht der Premier unlängst in einem Interview mit TV5, als er auf Emmanuel Macrons Rentenreform angesprochen wurde und erklärte, ehe das Luxemburger System in den „roten Bereich“ gerät, gebe es Alarm im „orangen Bereich“. Eben das steht in der Reform von 2012.

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Land 16.06.2023

P O L I T I K

So fresh and so clean Sarah Pepin

Der Putzsektor wächst weiter.

Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hat sich für Beschäftigte wenig verbessert

Hausfrauen hätten große Mühe, eine Putzfrau zu finden, die ihnen die „schwerste Arbeit“ abnimmt, stellte das Luxemburger Wort 1954 auf seiner page de la femme fest. Geklagt wird über Dilettantinnen, die ihren Dienst nicht antreten, und wenn ja, dann nur „frischfröhlich etliche Putzstellen herunterrubbeln, wenn der Geldbeutel eben schlaff ist“. Der Beruf sei nicht anerkannt, die „Schaffung qualifizierter vollwertiger Arbeitskräfte“ um das „Niveau des Berufs zu heben“ sei wichtig. 70 Jahre später sind es kaum die wenigen noch existierenden Hausfrauen, die Putzfrauen engagieren, sondern meist Familien mit zwei berufstätigen Eltern – und von mehr Anerkennung oder Vollwertigkeit kann nicht die Rede sein.

Mittlerweile arbeiten schätzungsweise 11 300 Personen im Putzsektor in circa 180 kleinen, mittelgroßen und größeren Firmen, 2007 waren es noch 6 000. Dussmann gibt den Ton an, allein dort sind 2 900 in der Gebäudereinigung beschäftigt. Ihre Nationalität ist weitgehend portugiesisch; waren es 2001 fast 60 Prozent, lag der Prozentsatz 2020 immer noch bei 53 Prozent, wie eine Liser-Studie 2020 herausfand. Zuwachs gab es in den vergangenen zwanzig Jahren von Grenzgängerinnen, mittlerweile hat fast ein Viertel der Beschäftigten die französische Staatsbürgerschaft. 83 Prozent von ihnen sind Frauen, etwa zwei Drittel der Angestellten arbeitet immer noch in Teilzeit, um sich auch um ihr Zuhause kümmern zu können. Denn 15 Prozent von ihnen waren 2020 alleinerziehend mit einem im Haushalt lebenden Kind unter 19 Jahren. Ihr Stundenlohn liegt laut Kollektivvertrag bei 15,2418 Euro (Stand April 2023). Die meisten Prozesse, um ihre Tätigkeit im Rahmen einer zehnjährigen Berufserfahrung als qualifiziert geltend zu machen, verlieren die Klägerinnen. In privaten Haushalten waren laut Centre commun de la sécurité sociale 2021 knapp 8 000 Haushaltshilfen für vier Stunden in der Woche engagiert, darunter fallen jedoch auch Tätigkeiten wie Kinderbetreuung und Pflege. Die Zahl stagniert seit einigen Jahren. Und den Schwarzmarkt gibt es natürlich auch noch.

Im fünften Stockwerk des OGBL-Büros ist es mangels Klimaanlage schon morgens stickig.

Estelle Winter, Generalsekretärin für das Syndikat Reinigung, kennt die Herausforderungen der Gebäudereinigung seit 35 Jahren. Als sie Anfang der 90-er-Jahre anfing in Luxemburg Gebäude zu putzen, waren 16-Stunden-Tage die Norm, von Montag bis Sonntag wurde durchgearbeitet. Zwar habe sich das durch die Syndikatsgründung verändert. Allerdings gebe es heutzutage weder mehr gesellschaftliche Anerkennung, noch mehr Vereinbarkeit für Familien.

Sie wirken nicht unzufrieden. Und dann plötzlich doch

Rund 17 000 Menschen sind eine kritische Masse an Menschen, die ihren Alltag eher schwer bewältigen können. (Krankenschwestern, Lastwagenfahrer und andere Nacht- und Schichtarbeiter/ innen dürften die Zahl wohl leicht verdoppeln.)

Trotz einer Verbesserung durch die Einführung der Chèques Services (CSA) existiert das Problem der Kinderbetreuung für untypische Arbeitszeiten weiter. Die schwache Lobby dieser Bevölkerungsschicht trägt sicherlich dazu bei, dass sich auf politischem Niveau wenig verändert. (Antónia Afonso Bagine (LSAP) ist Putzfrau und sitzt bald im Gemeinderat von Luxemburg-Stadt, siehe S. 4) Manche Frauen berichteten, ihre leicht älteren Kinder alleine zuhause lassen zu müssen, erklärt Estelle Winter. Vor einigen Jahren habe der OGBL gemeinsam mit der Firma Dussmann versucht, eine bessere Infrastruktur auf die Beine zu stellen – und seien an der Mammutaufgabe gescheitert.

Lösungen für so viele, an verschiedenen Orten im Land und Ausland lebende Familien zu finden, sei nicht machbar gewesen. Es blieb Privatsache der Angestellten: „Elles n’ont pas le choix, elles se sont arrangées.“ Manchmal müsse der Große dann auf den Kleinen achtgeben.

Crèches und Maison relais dürfen ihre Türen zwischen fünf und 23 Uhr öffnen, das legt die Geschäftsführung je nach Bedarf fest. Die Möglichkeit sich auszuruhen oder zu schlafen muss es in jeder Struktur geben. Analysen des Bildungsministeriums zufolge besuchen derzeit landesweit 617 Kinder 49 verschiedene Einrichtungen nach 19 Uhr. Im Schnitt sind sie bis halb neun abends geöffnet und seien zu dieser Zeit nicht ganz ausgelastet. Weiter wird auf Tageseltern verwiesen, die Kinder mitunter bei sich zuhause am späteren Abend oder über Nacht betreuen können. Hier werden derzeit 270 Kinder nach 19 Uhr betreut, im Schnitt bis nach 21 Uhr. Der Bedarf sei eher „punktuell“ und die Tageseltern am besten dafür geeignet, ihm gerecht zu werden; sie seien am flexibelsten. Erklären kann man sich den Kontrast zwischen den nicht ausgelasteten Plätzen in den Einrichtungen und der Realität der Familien nur mit einem mismatch, was Angebot und Nachfrage angeht, mit der damit einhergehenden organisatorischen Sackgasse. Im Ausland sieht es übrigens ähnlich aus: In Frankreich gibt es sogenannte nounous décalées. In Deutschland wird seit 2015 mehr in Kindergärten investiert, die atypische Betreuungszeiten anbieten, es gibt allerdings nur wenig Angebot.

Dores, Judith und Karine sitzen in einem Raum neben Estelle Winters Büro. Sie sind Delegierte und arbeiten seit mehr als fünfzehn Jahren in der Reinigung. Dores und Judith sind gebürtige Portugiesinnen, Karine ist Französin und überquert jeden Tag die Grenze. Vor allem junge Putzhilfen seien immer noch bei mehreren Auftraggebern stundenweise angestellt, berichten sie. Jenen, denen mehr als ein Job zufällt, dürften noch mehr Schwierigkeiten haben, ihren Alltag einzuteilen.

Wie haben sie es selber gemacht? Dores begann mit einer Teilzeit-Tätigkeit, morgens und abends, ihr Mann kümmerte sich abends um die beiden Kinder. Das sei eine bewusste Entscheidung gewesen, um mehr für ihre Familie da sein zu können.

Auf ihre Tochter, die ein Studium in Strasburg anfängt, ist sie stolz; auch ihr Sohn wird studieren gehen. Um ihre Familie durchzubringen, arbeitet sie mittlerweile in Vollzeit. Judith, 43 Jahre alt, hat drei Kinder, der jüngste ist sechs. Ihr Mann ist Bauarbeiter. Ihre Kinder habe sie durch die Arbeitszeiten wenig gesehen, nachdem sie eingeschult wurden, sagt sie. Sie klingt weder traurig noch resigniert.

Karines Kinder sind erwachsen und ausgezogen.

Als sie klein waren, schliefen sie oft, wenn sie nach Hause kam. Das Wort „kompliziert“ fällt häufig.

erklärt Karine. Wenn sie spät nach Hause komme, sage sie ihm am Telefon, er solle sich keine Sorgen machen, dann gingen sie halt Kebab essen. Die anderen beiden erklären, ihr Mann würde sie bei der anfallenden Hausarbeit unterstützen.

Erhellend zur Auslagerung von Tätigkeiten wie Putzen ist eine Grafik zum Thema in der Zeit. Aufgeteilt in Teil- und Vollzeitarbeit schlüsselt sie die Wünsche von Erwerbstätigen auf, abgefragt in einer Leserbefragung in 2016: Väter und Mütter, die Vollzeit arbeiten, wünschen sich vermehrt mehr Zeit, um sich selbst um Haushalt und Kinder zu kümmern. Mütter, die zu Hause sind, wünschen sich im Gegensatz dazu mehr Geld, um andere für diese Arbeit zu bezahlen. Nachbars Garten ist wohl immer grüner. Insgesamt liegt der Trend jedoch bei sowohl Frauen als Männern mit 61 zu 39 Prozent eher darin, das „bisschen Haushalt“ selber zu erledigen. Gesamtgesellschaftlich aussagekräftig ist diese Umfrage nicht, und sie lässt sich schlecht auf Luxemburg übertragen, wo es in der

Karine, Judith und Dores arbeiten seit mehr als fünfzehn Jahren im Reinigungssektor

Mittelschicht für viele selbstverständlich ist, eine Putzhilfe zu bezahlen. Im Vergleich dazu machen das nur um die 5 Prozent in Deutschland.

Estelle Winter beobachtet in den letzten Jahren eine Veränderung im Verhalten der Arbeitgeber/ innen: Hätten frühere Generationen zu viel Angst gehabt, den Arbeitnehmer zu wechseln, kündigten die Leute heute viel schneller, wenn ihnen etwas nicht passt. „Ich finde schon was anderes, sagen sie – und das stimmt auch meistens.“ Dores hat aufgrund von mangelnden Sprachkenntnissen und einer niedrigen Schulausbildung nie den Schritt in einen anderen Arbeitssektor gewagt. „Was hätte ich sonst machen sollen? Als Kassiererin oder Kellnerin wäre ich nicht weniger ausgebeutet worden.“ Außerdem empfände sie Stolz, nachdem sie geputzt habe. „Ich mag meine Arbeit“, sagt Dores.

Juliana* ist vor zwanzig Jahren mit ihrem vierjährigen Sohn aus Portugal nach Luxemburg gekommen. In ihrem Heimatland arbeitete sie in einer

Hosenfabrik; den Job der Putzfrau ergriff sie hier, weil es einfach war – erst schwarz, später wurde sie von ihren Arbeitgebern angemeldet. Seit der Geburt ihres zweiten Sohnes vor vierzehn Jahren putzt sie zusätzlich abends noch einen Kindergarten, um über die Runden zu kommen. Dass sie ihren Beruf gerne ausübt, so weit würde sie nicht gehen. „Ich muss es machen, aber es stört mich nicht.“ Zwar sagt auch Estelle Winter von sich, sie habe ihre Arbeit immer gemocht. Den Menschen, die zu ihr kommen, legt sie ans Herz, sie sollen sich eine andere Arbeit suchen. In einem anderen Bereich, einer Fabrik etwa, für leicht bessere Bezahlung. Seit drei Jahren überlegt sie, selbst eine Putzhilfe anzustellen: „Aber das schaffe ich nicht. Dann würde ich das vorher selber alles machen. Ich habe meine Art, sauberzumachen. Ich weiß, wie es geht.“

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*Name von der Redaktion geändert.

Sven Becker

Sie wirken nicht unzufrieden. Und dann plötzlich doch. „On en a marre d´être des esclaves modernes“, sagt Karine. „Wenn wir nicht da waren, dann sieht man uns; wenn wir da sind, sind wir unsichtbar“, statuiert Dores. Beim Wort Work-Life-Balance heben sie die Augenbrauen. Putzen sie ihr eigenes Zuhause am Feierabend auch noch? Allgemeines Gelächter als Antwort. „Mein Mann gehört der vieille époque an, außer selbst zu essen macht er nichts“,

Estelle Winter, Generalsekretärin des Syndikats Gebäudereinigung im OGBL

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Land

E U RO PA

16.06.2023

ÖSTERREICH

Zeit der Grundsätzlichkeit Irmgard Rieger, Graz

AFP/Georg Hochmuth

Andreas Babler beim SPÖParteikongress am 3. Juni

Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen. Die österreichische Sozialdemokratie kann ein Lied davon singen. Bereits das Zustandekommen des SPÖ-Parteitags Anfang Juni, überhaupt die Notwendigkeit dazu und vor allem die Umstände der Vorsitzwahl war die Summe einer Vielzahl einzelner Peinlichkeiten: Eine von Funktionären und Landespolitikern im Stich gelassene Parteichefin, Querschüsse aus den eigenen Reihen, eine zunächst durch fragwürdige Kandidaturen fast ad absurdum geführte Mitgliederbefragung, die in nahezu Pattstellung und mit dem Abschied der amtierenden Vorsitzenden Pamela Rendi-Wagner aus der Politik endete, schließlich eine Stichwahl: die Sozialdemokraten ließen auf dem Weg zu einer entscheidenden Weichenstellung kaum eine Flanke offen.

Dann noch die Blamage: Auf dem Parteitag in Linz wurde der falsche „Sieger“ gekürt und HansPeter Doskozil zum neuen Parteichef ausgerufen.

Am Tag darauf war alles anders: Einem ORFJournalisten waren Unstimmigkeiten bei der Gesamtzahl der Stimmen aufgefallen. Ein nochmaliges Nachforschen brachte dann zutage, dass die Ergebnisse, die in einem bereits mehrmals bei Abstimmungen erprobten Excel-Programm gezählt und ausgewertet worden waren, durch einen Formelfehler vertauscht worden waren.

Nicht der burgenländische Landeshauptmann Doskozil, sondern Andreas Babler, langjähriger Bürgermeister der Gemeinde Traiskirchen in Niederösterreich, lag vorne.

Es hagelte Spott. Die Politszene ätzte: „Und die Partei will ein Land regieren?“ Die Satirezeitung

In der SPÖ steht Babler nun vor mehreren schwierigen Aufgaben.

Er muss die Lager, die sich zuletzt immer weiter voneinander entfernt haben, wieder zusammenführen

tagespresse machte es kurz und vermeldete: „Our job is done“. Ein Discounter warb mit dem Slogan: „Auf unsere Auszählung können Sie sich verlassen“. Für den Doch-Nicht- und den DannDoch-Parteichef eine gleichermaßen heikle und undankbare Situation, für die an Krisen gewöhnte Partei als Gesamtes und ihre organisatorische Spitze ein Desaster und ein unbestreitbarer Tiefpunkt. Auch Kommentatoren, Beobachter, Funktionäre und alle, die Statements und Analysen zum (falschen) Ergebnis abgegeben hatten, mussten ihre Einschätzungen korrigieren. So schnell verwandelten sich Wahrheiten noch selten in Makulatur.

Die (vermeintliche) Wahl Doskozils war zunächst als „Vernunftentscheidung“ der Delegierten bewertet worden, die sich von der Frage hätten leiten lassen, welchem von beiden Kandidaten eher zuzutrauen wäre, die spätestens 2024 zu erwartende Nationalratswahl zu gewinnen. Und hier waren nicht allein die Persönlichkeit des Kandidaten, sondern auch mit ihm mögliche politische Konstellationen zu bewerten. Doskozil, der in der Migrationspolitik eine harte Haltung entwickelt hatte, hätten die Parteifreunde wohl eher zugetraut, die Rechten in Schach zu halten, mutmaßten einige Kommentatoren. „Doskozil ist unsere einzige Chance, einen Bundeskanzler Kickl zu verhindern“, hielt denn auch die Wochenzeitung Falter die Stimmung einer gewichtigen Fraktion am Parteitag fest.

Das (tatsächliche) Votum für Babler erscheint dem gegenüber als Entscheidung für Leidenschaft und fürs Grundsätzliche. In seiner Rede

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am Parteitag hatte der 50-jährige Niederösterreicher sein Herz links schlagen lassen und immer wieder auf sozialdemokratische Errungenschaften verwiesen, an den Gründungsauftrag erinnert, seinen eigenen Werdegang als Arbeiterkind inclusive Erfahrungen am Fließband einfließen lassen und das rote Selbstbewusstsein beschworen. Herzblut und Augenhöhe, Stolz und Würde: Emotionale Begriffe durchzogen seine 50-minütige Rede, in der er keinen Hehl aus einer klassenkämpferischen Grundhaltung machte. „Sozialdemokratie heißt, von unten zu denken, um die Lebens- und Arbeitsbedingungen zu verbessern“ oder „Wir sind keine Bittsteller“, „mehr Sozialdemokratie wagen“ oder gar „Träumer, das ist einfach ein anderes Wort für Sozialdemokratin oder Sozialdemokrat“ – mit solchen Ansagen und einem hoch emotionalen Duktus riss Babler, Identifikationsfigur der Linken in der Partei, entgegen dem ersten Anschein doch die Mehrheit der Delegierten auf seine Seite. Er betonte die Nähe zu den Gewerkschaften, „Seite an Seite“ habe man in der Vergangenheit viele Verbesserungen für die arbeitende Bevölkerung durchgesetzt. Und auch weiterhin müsse klar sein, dass die Menschen an den Gewinnen derer, für die sie arbeiten, beteiligt werden müssen.

Seit seiner Jugend in der Partei engagiert, blieb Babler der Weg in die bundespolitische Ebene lange verwehrt. Seinen Mitstreitern in der Sozialistischen Jugend ist er als belesener, diskussionsfreudiger Aktivist in Erinnerung, manchen auch als linker Besserwisser. Der ausgewiesene Kenner von Marx- und Lenin-Werken war einer jener

jungen Kräfte, die sich in den 1990-er Jahren gegen die Umbenennung der Sozialistischen in die Sozialdemokratische Partei stemmten und sich auch gegen Versuche wehrte, die (weiterhin so genannte) Sozialistische Jugend auf einen neuen Kurs nach dem Modell Tony Blairs in Großbritannien oder Gerhard Schröders in Deutschland zu bringen.

Babler wurde stellvertretender Vorsitzender der Internationalen Union der Sozialistischen Jugend, war im Gemeinderat seiner Heimatstadt Traiskirchen tätig, wurde Stadtrat und 2014 schließlich Bürgermeister der Stadt, in der sich Österreichs größtes Erstaufnahmezentrum befindet. Österreichweit bekannt wurde Babler, als er in der Flüchtlingskrise 2015/16 Missstände bei der Unterbringung von Flüchtlingen anprangerte und sich unmissverständlich hinter die Menschen stellte.

In der SPÖ steht er nun vor mehreren schwierigen Aufgaben. Er muss die Lager, die sich zuletzt immer weiter voneinander entfernt haben, wieder zusammenführen. Die Partei, die in den vergangenen Jahren nicht nur an Wählerzustimmung verlor, sondern auch mit finanziellen Problemen kämpfte, ist gespalten. Das interne Stimmungsbild beschreiben Insider als eine Gemengelage aus Ärger und Verwirrung, Wut und Enttäuschung. An Babler liegt es, Vorurteile und Fronten zwischen „Intellektuellen aus den Wiener Bobo-Vierteln“, „Apparatschiks“ und Pragmatikern aufzulösen – vor allem in Hinblick auf die Wahl von 2024.

Seine ersten Personalentscheidungen lassen erkennen, dass er die Linke in der Partei und die Frauen stärkt, aber auch die Hand zum Doskozil-Lager ausstreckt. Die wichtige Funktion der Klubleitung im Parlament übergibt er dem Kärntner Philip Kucher, der zu Doskozils Unterstützern zählte. Ihm beigestellt sind gleich zwei Stellvertreterinnen: Julia Herr, die aus der Sozialistischen Jugend kommt, sowie Eva Maria Holzleitner, ebenfalls mit SJ-Vergangenheit und amtierende Frauen-Vorsitzende der SPÖ. Auch Jan-Karl Krainer, der eine wichtige Rolle als Aufdecker in diversen Untersuchungsausschüssen hatte, hat SJ-Vergangenheit und komplettiert das Klubpräsidium. In die Geschäftsführung holte sich Babler ebenso prononcierte Linke mit tiefer Kenntnis der Parteistrukturen.

Bablers Amtstantritt war nicht von triumphalen Bildern vom Parteitag begleitet; er übernimmt Parteivorsitz und die Aufgabe, die Partei in die Zukunft zu führen, nicht aus einer Siegerpose heraus. Die Leidenschaft und die Überzeugungskraft, die er am Parteitag gezeigt hatte, wird er sich noch über eine lange Strecke im politischen Alltag erhalten müssen – und den Hang zum Grundsätzlichen.

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Slices of Bacon Le groupe Artex basé au Liechtenstein lance une plate-forme d’échange d’actions représentatives de fractions d’œuvres d’art. Dès le mois de juillet, il sera possible d’acquérir des parts d’un triptyque de Francis Bacon (Three Studies for a Portrait of George Dyer) acheté en 2017 chez Christie’s pour 52 millions de dollars (photo : Francis Bacon-AFP). La valorisation de départ s’élèvera à 55 millions d’euros. Ce sera la première toile cotée sur la plateforme du groupe créé en 2020 et au sein duquel on retrouve une personnalité bien connue du monde de l’art et du family office local, Alain Mestat (en tant que Chief Marketing Officer). Chaque œuvre d’art sera détenue par une société de titrisation luxembourgeoise.

En l’espèce, Art Share 002 S.A. pour

le triptyque de Bacon. Celle-ci a été créée par une Stichting néerlandaise.

Le bénéficiaire économique identifié au LBR est un certain Nicolas Edwards.

L’opérateur, Artex, est basé à Vaduz.

Cette bourse (Multilateral Trading Facility) est régulée par la Liechtenstein Financial Market Authority. Elle émettra ainsi 385 000 actions d’une valeur nominale de cent euros correspondant à 70 pour cent des titre de la catégorie (B shares). La commercialisation sera opérée le 21 juillet. Une telle plateforme de trading avait été envisagée en 2010 au Luxembourg par un groupe d’investisseurs liés au cabinet d’audit Deloitte. Le projet, baptisé Splitart, n’a jamais vu le jour. Aucun accord n’avait été trouvé avec la Commission de surveillance du secteur financier. pso

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Land 16.06.2023

Pas de charge contre Yves Elsen

W I R T S C H A F T

inculpé cinq cadres de Hitec) ont été examinés. Deux autres anciens administrateurs sont aussi blanchis. pso

Nach méi Kreemchen

Selon les informations du Land, le parquet abandonne les poursuites pénales à l’encontre d’Yves Elsen, directeur général de Hitec sur le départ (et président du conseil de gouvernance de l’Université). Le Luxembourgeois avait été inculpé avec quatre autres anciens administrateurs et actionnaires de la PME de l’ingénierie pour fraude fiscale et abus de biens sociaux. En cause, un système d’évasion fiscale mis en place via la Suisse entre 2002 et 2010. En 2021 puis 2022, deux anciens membres du conseil d’administration et actionnaires ont été condamnés à des amendes de 80 000 euros via une procédure de jugement sur accord, une sorte de plaidé coupable. Le dépassement du délai raisonnable, la bonne foi et le remboursement des sommes dues leur avaient valu une certaine clémence. Yves Elsen a pris la tête de l’entreprise en 2003. Mais le substitut du procureur n’est pas convaincu de la culpabilité de l’intéressé dans la mise en place de la fraude, après que les soupçons soulevés par le juge d’instruction (qui a

Avec un retard de quatorze mois, le ministère d’État a enfin publié cette semaine une actualisation du registre des cadeaux. Selon le règlement grand-ducal de 2014, « les cadeaux et les offres d’hospitalité » adressés aux ministres dans l’exercice de leurs fonctions « peuvent être acceptés », à moins de risquer d’en « d’influencer le jugement dans le cadre d’une prise de décision » ou de dépasser une « valeur approximative » de 150 euros.

Comme dans les précédentes versions (lire d’Land du 9 juin), les principaux donateurs en 2022/2023 sont Bernard-Massard et Ferrero. Un nouvel expéditeur apparaît dans la liste, à savoir le LCGB qui, début mars, c’est-àdire en pleine Tripartite, a remis « une corbeille » au Premier pour son cinquantième anniversaire.

Une matérialisation de la proximité qu’affiche le syndicat chrétien avec le DP et les Verts, et qui est partagée par ces deux

partis au point d’envoyer la moitié du conseil de gouvernement à la fête du 1er mai.

Par rapport aux éditions précédentes, les banques se font beaucoup plus discrètes en nombre de cadeaux, tout comme les conglomérats chinois. Les acteurs de l’immobilier sont également moins présents, à part le développeur Arizona Investissements qui a fait « un cadeau spontané » au Premier sous forme de chocolat.

Heintz van Landewyck offre un cendrier en porcelaine à Claude Haagen et à Claude Turmes.

Tony Tintinger envoie par courrier un « moulin à poivre » à Sam Tanson. Et l’organisation patronale Horesca remet « deux figurines anti-stress handtrainer » à Lex Delles. La docteure à la Zitha et politicienne DP, Claudine Als, expédie son livre Résilience, potion magique à Lex Delles et à Marc Hansen. Corinne Cahen croule sous les bouquets de fleurs, qui semble être le cadeauconsensus de toutes les maisons de retraite qu’elle a visitées. Franz Fayot accumule les cravates, écharpes et foulards au cours de ses missions économiques.

Mais c’est l’alcool qui s’impose comme le cadeau classique. Cela commence par les bouteilles de crémant envoyées aux ministres pour la fête du Nouvel An. En 2022, Franz Fayot s’est également vu offrir une caisse de vin rouge par le fabricant de plastique Tontarelli, une bouteille de « whiskey japonais » par Ispace

et une autre par l’ambassadeur arménien, du gin par l’Institut de formation sectoriel du bâtiment ainsi que deux bouteilles de « Summerwäin » par Vinsmoselle.

La BIL offre une bouteille de mirabelle à Yuriko Backes en décembre, suivi de thé vert sept mois plus tard. Marc Hansen se voit offrir de l’eau de vie et de la liqueur par le Syndicat national des enseignants (CGFP). bt

règlements européens asap. Au Luxembourg, un des principaux lobbyistes du crypto est l’avocat (et ancien ministre CSV) JeanLouis Schiltz. Selon le Registre des cadeaux, il avait remis en 2019 un exemplaire de la Virtual currency regulation review à Pierre Gramegna. bt

First mover

Selon l’avocat général du parquet de Nancy, Philippe Renzi, l’ancien numéro trois du Srel, Frank Schneider, est toujours en fuite ce jeudi. « Monsieur Schneider n’est pas localisé en France, ni d’ailleurs à l’étranger. » Depuis la fin de la semaine dernière et des informations de la Radio 100,7, l’on sait que le Luxembourgeois soupçonné par l’Oncle Sam d’être impliqué dans l’arnaque à la cryptomonnaie Onecoin s’est débarrassé de son bracelet électronique alors qu’il devait être extradé vers les États-Unis.

La Première ministre française, Élisabeth Borne, a signé son acte d’extradition le 15 février. Les autorités recherchent l’ancien expert du renseignement depuis le 16 mai, informe le média de service public. pso

Un établissement « de renommée internationale » aurait récemment décidé d’implanter sa « plateforme mondiale d’émission d’actifs numériques » au Luxembourg, a annoncé la ministre des Finances jeudi dernier en réponse à une question parlementaire de Laurent Mosar.

La raison de choix, croit savoir Yuriko Backes (DP), serait le « cadre juridique de référence » qu’offrirait le Luxembourg.

La ministre se réfère au cadre européen visant à « accélérer la maturité » des infrastructures de marché dans le domaine des cryptoactifs. Le Luxembourg veut être « first mover » dans le domaine et mettre en œuvre les

Frank Schneider toujours en fuite

Ticker

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Land

W I R T S C H A F T

16.06.2023

Sur les pas de Willibrord Pierre Sorlut

Xavier Bettel soigne l’axe offshore en Irlande avec sa disciple en politique, Yuriko Backes luxembourgeoises se montrent maintenant intéressées pour les prochains appels d’offres dublinois. Le dragueur belge basé au Luxembourg, Jan de Nul, commencera dans quelques semaines à racler les fonds à l’entrée du port pour permettre aux plus gros navires d’y entrer. Amarré au débarquadère, un immense bateau gris à l’allure futuriste, le Sixtine, a retardé son départ de 24 heures pour accueillir la délégation. Celle-ci grimpe sur le navire appartenant à un armateur basé au Grand-Duché, CLDN-Cobelfret, qui exploite une partie du port de Dublin. Yuriko Backes prend la pose au poste de pilotage. Jumelles à la main, elle regarde au loin. Interrogée la veille, sur le fait qu’elle ne dispose pas de la tutelle sur le maritime (qui revient au ministre de l’Économie, le socialiste Franz Fayot), elle répond d’emblée : « Il faut bien que quelqu’un se préoccupe de la compétitivité ». Puis de préciser : « C’est une plaisanterie, bien sûr ».

Ministère des Finances

L’ambassadrice Florence Ensch, la ministre des Finances Yuriko Backes et le Premier Xavier Bettel lundi à Dublin

Gimmick Lundi 17 heures au Findel. Depuis la veille au soir, les

résultats des élections communales et les négociations pour l’attribution des collèges échevinaux accaparent le personnel politique.

Mais le vol Luxair LG4883 embarque à son bord deux des personnalités les plus en vue du parti vainqueur, le DP. Destination : Dublin. Au septième rang côté fenêtre, le Premier ministre Xavier Bettel salue les passagers montés après lui, avec une remarque drolatique pour chacun d’entre eux ou presque. Celui qui a mouillé le maillot dans la campagne #Nobeidir s’est fait discret toute la journée. Le voilà à nouveau en mission avec une délégation de la Chambre de commerce et une poignée de journalistes. À ses côtés (il ne manquera pas de souligner sa présence durant ses interventions publiques dans la capitale irlandaise) : Yuriko Backes. Côté couloir et donc au contact des passagers qui se dirigent vers leur siège, la ministre des Finances et très probable candidate aux législatives dans la circonscription Centre, se contente d’un sourire ou d’un hochement de tête.

Après l’atterrissage, le convoi entouré par la Garda irlandaise fonce vers le quartier des ambassades, un alignement de coquettes bâtisses en briques et aux fenêtres à croisillons. Il s’arrête devant l’une d’entre elles : la nouvelle chancellerie diplomatique du Grand-Duché en Irlande. Ouverte quelques mois plus tôt, elle reçoit ce jour l’onction gouvernementale. Le Grand-Duché est le dernier pays européen à ouvrir une ambassade à Dublin (la représentation diplomatique irlandaise à Luxembourg entre, elle, dans sa cinquantième année.)

Xavier Bettel descend de sa Mercedes électrique et touche un mot à la presse, une plaisanterie sur le président irlandais, Michael D. Higgins, qu’il verra le lendemain et sur sa ressemblance (« dont on s’amuse ici ») avec un hobbit. Le chef du gouvernement livre au personnel diplomatique et à quelques invités, dont les habitants voisins, un discours, le premier d’une longue série ces prochaines 36 heures. Ils compteront (au moins) trois points communs.

D’abord la diagonale Willibrord-Malahide. Xavier Bettel l’a appris en lisant ses fiches préparatoires. Au VIIe siècle, celui qui deviendra Saint-Patron du Luxembourg a passé douze ans en Irlande pour achever sa formation d’ecclésiastique. Il a ensuite mené son prosélytisme en Europe continentale pour terminer sa vie à Echternach.

étrangère, une coutume qu’il cherche à alimenter, cette fois en compagnie de son homologue Leo Varadkar.

Coaching chez le concurrent irlandais et défense du bifteck luxembourgeois

L’histoire sert d’ancrage aux origines de la relation LuxembourgIrlande. Un rapprochement plus personnel s’opère. Il sera répété à l’envi. Le jeune Xavier Bettel a appris l’anglais dans une école de Malahide, dans la banlieue de Dublin. Au pied de l’escalier ce lundi soir, il livre à l’auditoire (a cappella) son analyse sur la relation avec l’Irlande, longtemps cantonnée à son statut de centre financier concurrent. Le volume de fonds domiciliés dans la juridiction du shamrock et du leprechaun est toujours cité comme une menace au Luxembourg pour justifier localement un cadre compétitif, sans trop de surcharge fiscale. Idem pour les sièges des multinationales.

Mais depuis le Brexit, l’Irlande est devenue un partenaire privilégié. « Nous devons mener ensemble des projets européens. Il est important d’avoir des centres financiers solides en Europe. Le level playing field doit primer pour nous tous », enchaîne le Premier ministre dont la dernière visite sur place remonte à 2018. Le libéral ne veut pas qu’on nuise « à l’économie européenne en prenant de mauvaises décisions ». Au-delà du financier, on envisage d’étoffer les relations commerciales. Une quarantaine de représentants du monde économique, du digital et du maritime, accompagnent les ministres dans une logique de near-shoring. La Chambre de commerce est à l’initiative du voyage. La date envisagée permettait à Xavier Bettel de célébrer (un peu en avance) la fête nationale dans une capitale

Direction l’hôtel, à quelques encablures, où RTL enregistre la première réaction du Premier ministre après les élections. En luxembourgeois, en français, il répète: « Je suis un membre du DP heureux. Il y a une tendance, dans tous le pays, pour le parti dont je suis membre. » Une manière pour le poids lourd du parti de se distancer des discussions en cours au Luxembourg pour les attributions de postes. Pour mieux piloter à distance ? Quelques minutes plus tard, devant le pub voisin où le patronat organise un raout qu’il vient d’ouvrir avec la ministre des Finances, Xavier Bettel confie, extatique et les yeux brillants : « J’adore les campagnes, le contact avec les gens. » Mais, interrogé toute la semaine sur la suite qui sera donnée au départ de Corinne Cahen du ministère de la Famille, Xavier Bettel répond qu’il n’est « ni président, ni secrétaire du parti » et qu’un comité doit statuer sur une remplaçante ou un remplaçant.

Dans le grand bain À Dublin, l’heure est au coaching, à la mise à l’épreuve. Yuriko Backes s’entraîne aux prises de parole dans des endroits peu amènes, en l’espèce au premier étage d’un pub irlandais devant un parterre de représentants d’entreprises avec une pinte à la main. (Comme elle l’a fait localement à travers le pays pendant la campagne des communales.) Elle confesse la difficulté de la tâche. « Je préfèrerais travailler mes dossiers plutôt que de montrer ma binette. » Mais elle est poussée par un Xavier Bettel en mode élections. Le lendemain, campée dans son rôle d’« ouvreuse de portes » pour le business national, Yuriko Backes se retrouve sur un bateau avec le cluster maritime luxembourgeois pour un tour du port de Dublin. La direction de ce dernier mène de grands projets d’extension. « La seule fois que je suis allée au Luxembourg, c’était pour emprunter de l’argent », raconte son directeur, passé par la Banque européenne d’investissement basée au Kirchberg. Les entreprises

Mardi après-midi, les rendez-vous bilatéraux avec les homologues s’enchaînent. Yuriko Backes rencontre le président de l’Eurogroupe, Paschal Donohoe. Interrogé, l’Irlandais assure que l’amitié entre les deux pays ne « pourrait être plus forte » et juge « inévitable » que deux petites économies ouvertes se retrouvent en concurrence de temps à autre. Bien que quasiment dix fois plus nombreux que les Luxembourgeois, les Irlandais se considèrent comme une petite nation et semblent parler d’égal à égal avec les Luxembourgeois. « That is great for both of our economies because we both believe in competition, openness and trade with the rest of the world », analyse Paschal Donohoe. Le ministre du Budget irlandais avait ravi la présidence de l’eurogroupe au candidat concurrent Pierre Gramegna en 2020. Or, en sortant de leur réunion dans le bâtiment gouvernemental, Yuriko Backes et l’intéressé tombent sur celui qui est devenu président du Mécanisme de stabilité européen (ESM). Après une pause studieuse dans le salon de thé d’un hôtel de l’autre côté de la rue, la ministre des Finances enchaîne avec son homologue, Michael McGrath. Avec lui, (on ne l’apprendra que le lendemain au cours du débrief ’ de presse), elle discute notamment de l’approfondissement de l’Union des marchés de capitaux censé permettre un meilleur financement des PME européennes.

Elle évoque aussi la directive « Unshell » qui menace le bifteck luxembourgeois, à commencer par les deux milliards de recettes générées par les quelque 46 000 Soparfis luxembourgeoises, mais aussi certains fonds d’investissement. La définition du périmètre du texte qui doit mettre fin aux sociétés boîtes aux lettres, que Yuriko Backes se dit prête à sacrifier, sera clé. Les fonds régulés sont a priori exclus de la proposition de directive publiée le 22 décembre 2021, « le jour de mon anniversaire », note la ministre dans un rire jaune. Mais l’incertitude demeure pour des fonds alternatifs parmi lesquels passe le private equity (l’investissement dans des sociétés non cotées). Les négociations n’ont pas encore débuté au conseil, mais les alliances se forment. Les Irlandais font figure de puissants alliés avec des ressortissants aux postes clés : outre Pascal Donohoe à l’Eurogroupe, Mairead McGuinness occupe les fonctions de Commissaire aux services financiers. « Si on acceptait la directive telle qu’elle est proposée, beaucoup de structures quitteraient l’Union européenne », explique Yuriko Backes. Dublin et Luxembourg feraient front pour ne pas offrir cette manne à Londres. Au-delà des intérêts du marché unique qu’il ne renie pas, Xavier Bettel veille sur les valeurs progressistes, l’État de droit et la paix en Europe avec son désormais célèbre « Never take peace for granted » servi lors de l’ensemble de ses allocutions.

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La ministre des Finances à la barre du Sixtine

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Le Premier et la ministre des Finances en route pour le dîner avec les membres du gouvernement irlandais mardi

Intervention divine C’est la troisième caractéristique commune des discours du chef du gouvernement : la mise en valeur de son poulain libéral, en lieu et place de Pierre Gramegna qui a annoncé fin 2021 ne pas vouloir briguer de nouveau mandat en 2023. Il avait dû laisser son fauteuil de la rue de la Congrégation dès 2022 pour qu’un candidat s’étoffe dans des fonctions ministérielles. Yuriko Backes, reconnue dans la haute administration (ancienne sherpa de deux Premiers ministres, représentante de la Commission au Luxembourg, puis maréchale à la Cour), mais béotienne en politique, avait été choisie. Cette semaine, le Premier ministre se dit « content que la ministre des Finances soit là », elle qui est venue à son invitation selon son ministère. Elle effectue pour la première fois en Irlande une visite à l’étranger avec le Premier ministre et la presse. « Quand vous rentrerez vous allez vous dire "oh la ministre des Finances, elle est vraiment radine". Mais rien n’est fait. On vient juste d’acheter et il va y avoir des rénovations », plaisante Xavier Bettel avant de s’adresser aux voisins: « Ne vous inquiétez pas, vous n’aurez pas de problèmes de voisinage ». À Yuriko Backes d’enchaîner avec les formules d’usage, qu’elle répétera inlassablement au cours des prochaines heures : « Avoir une ambassade va vraiment contribuer à approfondir les excellentes relations avec l’Irlande (…). Nous avons beaucoup de choses en commun. (…)

Nous sommes parfois concurrents, mais fondamentalement, nous avons un intérêt commun en Union européenne que nous défendons ensemble. » Puis le vent soulève le voile rouge déposé sur le panneau de l’ambassade, intervention naturelle pour précipiter la prochaine échéance.

Au forum Irlande-Luxembourg organisé par la Chambre de commerce à l’hôtel de la délégation, derrière le Herbert Park, Xavier Bettel entame son introduction, puis invite la ministre au micro. « Yuriko, I know you’re not on the agenda but just come and say a few words ». La ministre improvise : « We don’t want a fortress Europe ». Puis développe sur le risque de sur-réglementation européenne. « Les choses sont inventées aux États-Unis. Elles sont fabriquées en Chine. En Europe, on régule. Cela ne va pas nous amener bien loin. Avec l’Irlande nous ne sommes pas d’avis qu’il faille réguler pour réguler. Il faut réguler intelligemment », explique-t-elle, soulignant toutefois que la régulation bancaire a récemment permis d’éviter un naufrage. « Merci Yuriko, mais maintenant je comprends pourquoi, on t’a dit que tu ne devais pas parler : tu m’as piqué la moitié de mon discours », enchaîne le Premier ministre, provoquant une nouvelle hilarité, mais humanisant la technocrate Yuriko.

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Land 16.06.2023

F I N A N Z E N

Nuages sur la croissance en Europe Georges Canto

L’OCDE dévoile des indicateurs au vert pâle et avertit en même temps sur le déclin des facteurs de richesse à moyen terme Douche froide pour l’économie européenne. Le 8 juin, au lendemain même de la publication par l’OCDE de ses nouvelles prévisions économiques pour 2023, légèrement meilleures pour l’Europe que celles émises en mars dernier, l’organisme Eurostat, au prétexte d’une révision statistique, révélait que la zone euro était entrée en récession depuis fin mars, plombée par la situation économique de l’Allemagne. Ce qui laisse planer un doute sur la réalisation des prévisions de l’organisation basée à Paris.

Mais au-delà de ses querelles de chiffres sur l’évolution conjoncturelle, des données structurelles laissent entrevoir un avenir inquiétant pour la croissance si des mesures correctives ne sont pas prises rapidement, notamment en Europe.

Favoriser l’inclusion dans l’emploi peut se faire en améliorant l’accès à des services de garde d’enfants abordables et de qualité

Sven Becker

Le 7 juin, l’OCDE a affiné ses prévisions économiques pour 2023.

Au niveau mondial, le taux de croissance prévu est désormais de 2,7 pour cent, contre 2,6 en mars dernier. Ce chiffre est tiré vers le haut par la Chine, l’Inde et l’Indonésie, toutes au-dessus de cinq pour cent tandis que les pays développés de l’Ouest se situent endessous du 1,6 pour cent prévu pour les États-Unis. La moyenne des membres de l’OCDE est de 1,4 pour cent et celle de la Zone euro de 0,9 pour cent. C’est bien maigre, mais mieux qu’en mars (0,8 pour cent). Et l’agrégat est surtout positif. Car le 8 juin, l’organisme statistique Eurostat a annoncé qu’au lieu de croître de 0,1 pour cent au premier trimestre, comme indiqué en avril, le PIB de la zone euro s’était finalement contracté de 0,1 pour cent pendant cette période. Comme il avait déjà reculé dans la même proportion au quatrième trimestre 2022, les conditions d’une récession (deux trimestres consécutifs de baisse) sont donc réunies. Les économistes qui n’avaient cessé de louer la résilience de l’économie européenne s’en sont trouvés décontenancés. Mais plusieurs experts ont relativisé l’impact de cette révision statistique.

Incertitude au Luxembourg Selon l’OCDE, la croissance du PIB luxembourgeois ne devrait être que de 0,8 pour cent en 2023 contre 1,6 pour cent en 2022, ce qui n’était déjà pas folichon, mais remonterait à deux pour cent en 2024. En cela l’organisation installée à Paris est plus pessimiste pour l’année en cours que les résultats publiés par Eurostat pour le premier trimestre ne le laissent penser.

La consommation intérieure soutiendrait l’activité, mais les exportations et surtout l’investissement privé seraient en berne en 2023 pour cause de durcissement des conditions financières envers les entreprises et les ménages.

Par secteur, l’activité financière dans son ensemble serait en train de fléchir.

Pour l’OCDE, si les projections ont été revues à la baisse, c’est que « la correction qui s’annonce sur le marché du logement pourrait avoir un impact plus important que prévu sur la consommation privée. L’activité mesurée est très sensible aux prix et aux évolutions sur les marchés financiers ».

L’organisation recommande aux autorités luxembourgeoises « de s’attacher en priorité à promouvoir la résilience ».

Sur le plan conjoncturel, « une légère expansion budgétaire pourrait se justifier pour soutenir la consommation à court terme » mais les aides, comme celles liées à l’énergie, devraient être supprimées à mesure que l’économie se redresse.

Au niveau structurel, il importe de réformer le système de retraite pour garantir la viabilité budgétaire à long terme. Comme dans son rapport général, l’OCDE insiste sur la nécessaire augmentation du taux d’activité féminin en écrivant que « si le Luxembourg a réussi à combler l’écart salarial entre les genres, des politiques familiales consistant par exemple à harmoniser les congés de paternité et de maternité devraient être mises en place pour attirer davantage de femmes sur le marché du travail et rapprocher leur temps de travail moyen de celui des hommes ». gc

D’une part, la « récession technique » ne se traduit toujours pas sur le marché du travail. Au contraire même, l’emploi a progressé de 0,6pour cent au premier trimestre dans la zone euro, et le taux de chômage reste à son plus bas niveau historique (6,5 pour cent). D’autre part la baisse enregistrée est principalement due à l’Allemagne, qui a acté courant mai son entrée en récession, avec un recul de 0,2 pour cent au premier trimestre 2023 succédant à une baisse de 0,6 pour cent au dernier trimestre 2022. Se diffuse l’opinion selon laquelle son modèle économique serait en panne. « Elle fait moins bien que la France ou l’Italie sur la demande intérieure et moins bien que l’Espagne ou l’Italie sur les exportations, avec un recul de ses parts de marché en Chine », note un expert. L’activité économique de l’Allemagne reste inférieure à son niveau antérieur à la pandémie, alors que celle du reste du continent est bien au-dessus.

Au total huit pays de l’UE ont connu un recul de leur PIB au premier trimestre, notamment les Pays-Bas (- 0,7 pour cent) et surtout l’Irlande (- 4,6 pour cent), un pays qui avait pourtant connu une croissance de douze pour cent en 2022 ! En revanche près des trois-quarts des pays sont toujours sur une pente ascendante, avec une croissance trimestrielle parfois modeste comme en France (0,2 pour cent) ou plus tonique comme en Europe du Sud (Espagne 0,5 pour cent ; Italie 0,6 pour cent ; Portugal 1,6 pour cent). Mais les pays les plus dynamiques au premier trimestre sont plutôt à rechercher dans le Nord de l’Europe, avec en tête la Pologne (3,8 pour cent par rapport au dernier trimestre de 2002) et le Luxembourg (deux pour cent). Ces données somme toute favorables ne doivent pas faire oublier les nuages qui s’amoncellent sur la croissance à plus long terme, comme l’a révélé l’analyse historique publiée par l’OCDE début juin sur les facteurs de la croissance depuis plus de cinquante ans.

Si la croissance de la production a été divisée par deux entre la décennie 70-79 (3,4 pour cent par an en moyenne) et les treize dernières années (1,7 pour cent par an) c’est que tous ses moteurs ont ralenti, une évolution appelée à se poursuivre dans les années à venir si rien n’est fait. L’OCDE a identifié trois principales composantes du « taux de croissance de la production potentielle », l’investissement en capital productif, la population en âge de travailler et la productivité du travail. Il faut y ajouter

La transition climatique offre une opportunité remarquable d’augmenter l’investissement selon l’organisation basée à Paris

le taux d’emploi, un facteur de moindre importance. La contribution de chaque composante a évolué avec le temps mais, à part le taux d’emploi, elles ont toutes connu un ralentissement au fil des années. Après s’être maintenu à un niveau correct jusqu’en 1999, le taux de croissance du capital productif a été divisé par 3,3 depuis le début du siècle pour atteindre le faible niveau de 0,42 pour cent par an.

L’évolution démographique générale est marquée par un vieillissement accéléré de la population. De ce fait les personnes en âge de travailler sont de moins en moins nombreuses. Le taux de croissance annuel de cette composante n’a cessé de se dégrader depuis le début des années 70 : divisé par trois, il est tombé à 0,3 pour cent. Cette tendance a été partiellement compensée par l’augmentation du taux d’emploi. Cela signifie que des personnes qui, il y a quelques décennies, n’étaient pas présentes sur le marché du travail (comme les femmes au foyer), s’y sont aujourd’hui positionnées. Le recul de l’âge de la retraite fait que davantage de personnes au-delà de soixante ans travaillent toujours. La combinaison de facteurs à l’évolution déclinante fait que leur résultante, la productivité du travail, a suivi la même pente, avec un rythme de croissance divisé par deux entre les Seventies et la décennie 2010-2022 (passant de 1,03 pour cent à 0,52 pour cent). Mais, selon l’OCDE, il augmenterait à nouveau depuis 2020, grâce au taux d’emploi, de sorte que la productivité pèse désormais quarante pour cent du taux de croissance de la production potentielle, huit points de plus que dans la décennie précédente.

Il s’agit de tendances lourdes appelées à se poursuivre et qui menacent la croissance économique à long terme, surtout en Europe, où le vieillissement de la population et la faible croissance du capital productif sont bien plus marqués que dans les autres pays membres. Pour la britannique Clare Lombardelli, économiste en chef de l’OCDE, « seules des réformes structurelles ambitieuses » peuvent les inverser et « améliorer durablement » la situation. Pour l’OCDE il faut continuer à booster le taux d’emploi, encore trop faible chez les jeunes, les travailleurs âgés et les femmes, les plus concernées. Favoriser leur accès au marché de l’emploi peut se faire par exemple en améliorant l’accès à des services de garde d’enfants abordables et de qualité, en incitant à un meilleur partage du congé parental entre les parents et en réformant les systèmes d’imposition et de prestations sociales. « Les investissements en faveur de l’égalité des genres représentent un levier important pour accroître le taux d’activité », relève l’organisation.

L’investissement public et privé doit être renforcé. La transition climatique offre une opportunité remarquable de l’augmenter avec par exemple les grands plans d’investissements décidés aux États-Unis (Inflation Reduction Act) et dans l’UE (Green Deal). Sur le plan structurel il importe de restaurer les conditions d’une vraie concurrence entre firmes. Depuis quelques années, elle a tendance à se réduire à la faveur des mouvements de fusions-acquisitions. Les situations d’oligopoles sont plus favorables aux marges qu’à l’investissement et à la productivité, tandis que la concurrence les stimule. Dans le même esprit, et fidèle à sa logique libérale, l’OCDE milite pour une réforme des régimes de faillites pour « faciliter la sortie » des entreprises les moins performantes et libérer des ressources pour les plus productives. Parmi les autres mesures préconisées, figurent des réformes fiscales, pour passer d’une fiscalité directe à une fiscalité plus indirecte avec un élargissement de l’assiette fiscale et une plus grande ouverture des marchés internationaux. Selon l’OCDE il y a là une source importante de prospérité à long terme et de croissance de la productivité pour l’ensemble des économies. Or, en 2022, plus de neuf pour cent des importations mondiales de marchandises étaient concernées par des mesures de restrictions à l’importation, contre seulement quatre pour cent en 2017.

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Land

M E I N U N G

16.06.2023

ZU GAST

DIE KLEINE ZEITZEUGIN

Das Recht auf Abschaltung kommt

Die ewige Mutter

Dan Kersch ist LSAPAbgeordneter

Die Digitalisierung und die Veränderungen der Arbeitspraktiken dürfen nicht auf Kosten der Arbeitnehmer gehen. Während der Pandemie war jedoch genau dies in vielen Unternehmen zu beobachten. Es ist deshalb mehr als begrüßenswert, dass die Sozialpartner innerhalb des Wirtschafts- und Sozialrats eine gemeinsame Stellungnahme getroffen haben, die das „Recht auf Abschaltung“/ „Recht auf Nichterreichbarkeit“ („droit à

la déconnexion“) regeln soll. Der von mir in meiner damaligen Funktion als Arbeitsminister eingebrachte Gesetzesentwurf, beruht fast wortgetreu auf diesem Abkommen. Es ist in der Tat wichtig, dass in Zukunft die Arbeitszeiten außerhalb des „normalen“ Dienstes klar und deutlich geregelt werden und nicht, wie bisher, nur indirekt durch die Arbeitsgesetzgebung abgedeckt werden.

Der erwähnte Gesetzesentwurf, sieht vor, dass in Zukunft das Thema „Recht auf Abschaltung“ obligatorisch auf Ebene eines Kollektivvertrags oder einer untergeordneten Vereinbarung geregelt werden muss.

Es ist in meinen Augen bedauerlich, dass die diskussionswürdigen, formaljuristischen Bedenken des Staatsrats zu einer Aufweichung des eingebrachten Gesetzesentwurfs, aber auch des zwischen den Sozialpartnern erreichten Kompromiss geführt hat. Nun wird es leider in allen Betrieben drei Jahre dauern, bis eine Nichtbefolgung des Gesetzes auch Sanktionen durch die Inspection du travail et des mines (ITM) zur Folge haben können. Es wäre an der Zeit, dass auch in der hohen Körperschaft verstanden wird, dass die Ungleichbehandlung der Arbeitnehmerschaft zwischen Angestellten mit Tarifvertrag und jenen die ohne Kollektivvertrag arbeiten müssen, längst unrühmliche, gesellschaftliche Realität geworden ist. Es ist deshalb unabkömmlich, dass in Zukunft weitere gesetzliche Anregungen geschaffen werden, damit die kollektivvertraglich geregelte Arbeit zur Regel und die Arbeit ohne Kollektivvertrag eher zur Ausnahme wird.

Zum Wohle von allen.

Die Sozialisten braucht man von solchen Initiativen nicht zu überzeugen. Mit dem diese Woche abgestimmten Gesetz zum Recht auf Abschaltung wird ein weiterer LSAP-Wahlprogrammpunkt zur Modernisierung und zum Schutz der Arbeit erfüllt. Ein wichtiger, ein richtiger Schritt.

Weitere müssen folgen, auch darum geht es im Oktober 2023. Dan Kersch

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D’GEDICHT VUN DER WOCH

Tami Aven

Die Vorteile der Digitalisierung der Arbeit sind unbestritten. Die digitale Revolution ermöglicht menschliche Zusammenarbeit, auch von unterschiedlichen Orten aus. Durch die vereinfachte Erreichbarkeit steigt die Reaktivität und damit auch die Produktivität der Arbeitnehmer. Jedoch stellen diese Veränderungen auch gewisse Gefahren dar. Arbeitnehmer sind im Prinzip rund um die Uhr erreichbar.

Aus Arbeitgebersicht mag dies auf den ersten Blick betrachtet vorteilhaft sein.

Bei genauerem Hinsehen wird schnell klar, dass das Rundum-Paket des stets bereiten Arbeitnehmers, weder für den Arbeitgeber noch für die Gesellschaft, geschweige denn für den Arbeitnehmer interessant ist. Wer Überforderung zum System macht, wird chronische Übermüdung, höhere Ineffizienz mit möglichen Burn-outs sowie Motivationsund Produktivitätsverluste erhalten, gepaart mit steigenden Gesundheitskosten.

Michèle Thoma

Ein Konsumkapitalismusfest, nein, das muss doch nicht sein! Ein Geschenk, so RTL asketisch, muss auch nicht sein. Viele Mütter, so RTL wissend, freuen sich schon darauf, mit ihren Lieben zusammen zu sitzen. Mütter, wie man sie trotz interessanter neuer Vorschläge immer noch ausdauernd nennt, sind bekanntlich dankbare Wesen. Bescheiden, genügsam, ein paar Pralinen eventuell, an der Tankstelle noch schnell ein paar Blumen, und schon rinnen die Zähren. Und wenn es dann noch etwas Verschrumpeltes aus dem Kindergarten gibt, für dich, Mama!, gibt es gar kein Entrinnen mehr. Gar keinen Sarkasmus mehr, selbst die letzten Widerständlerinnen werden schwach, selbst antike Anti-Muttertags-Aktivistinnen schmelzen dahin. Es ist doch immer wieder schön.

Dabei wissen viele gar nicht mehr richtig was so eine Mutter ist, das ist doch so ein archaisches Monster, oder? Kein Wunder, dass das ein Auslaufexemplar ist, es passt einfach nicht mehr in diese Welt, diese Zeit, nie hätte eine KI sich so was einfallen lassen. Mit Loch, und produziert Schreiendes, Schleimbeschmiertes. Voller Defizite. Depressiv auch noch, jetzt sind diese Mütter wie man sie immer noch nennt angeblich auch noch häufig depressiv. Statt appetitlich zu glückstrahlen wenn ein Säugling sie aussaugt. Die schönste Zeit im Leben! Sie haben doch gerade Leben geschenkt! Für das es null Garantie gibt, immer noch nicht. Dass daraus was wird, aber so ein geschenktes Leben kann man nicht mal zurückschicken, geschenkt ist geschenkt.

Und dann schauen sie fremd auf den Fremdling, der ihnen nicht geheuer ist, vielleicht sind sie ja das Ungeheuer, aber dann sagen die Psychologinnen nein. Es sind die Hormone. Und sie müssen auch keine glücklichen Mütter sein, sagen die Psychologinnen, sie dürfen auch unglückliche sein, das ist auch OK. Und schon wird ein Buch geboren, das Regretting Motherhood heißt und allerletzte Tabus bricht, wie es heißt.

Auf was können wir uns dann noch verlassen, schluchzen wir Überlebenden, wenn nicht mal mehr auf die Mütter? Darauf dass sie uns lieben, liebten, lieben werden, bis zum letzten Schnaufer, egal wie wir uns aufführen, sie bleiben immer Fans, es ist Liebe auf den ersten Blick und schon davor? Bestimmt gehörten unsere zu jenen die versonnen über den Mutterleib strei-

Die Autorin von Regretting motherhood, Orna Donath

Immer mehr junge Autorinnen wagen sich vor auf das Schlachtfeld des weiblichen Körpers

chen mit seligen Kuhaugen? Spenderinnen unerschöpflich überbordender Mutterliebe, Born der ewigen Güte, das Einzige, auf das Verlass ist in einer Gesellschaft, die ihre emotionalen Einsätze präzise kalkuliert. Liebe total und gratis und immerwährend, O Mamm léif Mamm, immer für die Kinder da. Einfach so. Weil sie eben solche sind. Mütter.

Welch ein Trugschluss! hören wir jetzt immer öfter und es wird aufgeräumt mit dem Heiligen-

bild. Immer mehr Autorinnen wagen sich mit Mutterhorrorstorys raus, in denen sie ihre Gewühle schildern. Wobei, wer sagt Horrorstorys?

Ist lediglich Realismus. Sind lediglich Beschreibungen des Alltags allein gelassener Frauen und Kinder. Die Autorinnen schrecken nicht mehr vor dem Blut zurück, nicht mal vor dem eigenen, Menstruation ist ein Thema, das allgegenwärtige Blut der Frauen ist ein Thema, das war es schon in den Siebzigern, aber schnell rümpfte die patriarchal dominierte Literaturkritik die Nase, hielt sie sich angewidert zu. Frauenzeug!

Unterleibszeug, aber mega-unsexy! Annie Ernaux hat mit der sachlich-präzisen Schilderung einer Abtreibung das Schweigen, den Bann gebrochen. Immer mehr junge Autorinnen wagen sich vor auf das Schlachtfeld des weiblichen Körpers, schrecken nicht zurück vor dem was sich abspielt in der Uterus-Unterwelt. Alltäglich, so zwischendurch.

Mütter Liebesmonster. Oder was? Jetzt müssen nicht mehr die ungenügenden Mütter auf die Couch, sondern wir alle. Denn wo kriegen wir jetzt die ewige Liebe her? Gratis total nonstop. So schrecklich wie die Entthronung von Gotti ist das.

So schrecklich wie ein plötzlich leerer Himmel.

Diese Erkenntnis: Mütter sind Menschen. Was bleibt uns übrig? Als erwachsen zu werden.

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C H R O N I Q U E S D E L’ U R G E N C E

Haine et ignorance face aux feux Jean Lasar

Sven Becker

Op Nummer Sécher Jacques Drescher Kee kritt se kleng, déi blo Madamm.

Kee schwaarzen Zwerg, kee gréngen Tram.

Kee blöd Geschwätz vu frëschem Wand An och kee roude Kommersant.

Wie seet scho gär un hirem Stull?

Dee wier direkt fir d’Kaz e Vull.

All stinn se stramm a si verkaf; Si huet de Choix a wielt de Paf.

Si gëtt d’Gefill vu Sécherheet A weess an hirer Stad bescheed.

Si steet stabil do – Gottseidank.

Bal wéi e Safe an enger Bank.

De Bierger kennt keng Wunnengsnout.

En huet säin Haus, säi Gaart, säi Brout, Säi Vëlo a seng bleche Kutsch; All Illusioun ass laang scho futsch.

Lorsque le nord-ouest des États-Unis s’est trouvé baigné ces derniers jours dans une fumée âcre provenant des centaines d’incendies de forêts hors de contrôle au Canada, le réflexe de certains tabloïds américains a été d’incriminer le pays voisin. De la démagogie de bas étage, certes, mais de si mauvaise foi qu’elle n’avait guère de chance de tromper quiconque.

Certains élus républicains abonnés à l’anti-wokisme n’ont pas résisté pour autant à la tentation de profiter de cette situation pour alimenter la haine anti-trans qui est devenu leur fonds de commerce : « Quelqu’un peut-il demander à Justin Trudeau le pronom qu’il

Fox News a interviewé des « experts » qui ont rassuré les téléspectateurs : nul besoin de s’inquiéter, les particules fines ne sont pas nocives

faut utiliser pour les feux de forêts ? Je voudrais qu’ils cessent de polluer notre air, mais je ne voudrais pas de plainte des ressources humaines », a raillé le représentant du Wisconsin Derrick Van Orden. Dans la même veine, son collègue Tom Tiffany a avancé que l’attention accordée par le premier ministre canadien au Mois des Fiertés l’empêchait de lutter efficacement contre les incendies.

Cette approche présente toutefois l’inconvénient, pour cette partie de la droite dure qui tient à nier jusqu’à l’existence de la crise climatique, de suggérer que cette fumée pourrait représenter une gêne et donc refléter une aggravation de la crise. Fidèle à sa ligne écocidaire, Fox News a donc enfourché un autre cheval. Elle a interviewé des « experts » qui ont rassuré les téléspectateurs : nul besoin de s’inquiéter, les particules fines ne sont pas nocives, inutile de porter un masque pour sortir. D’une pierre deux coups : puisque la fumée n’est pas dangereuse, il n’est pas nécessaire de se préoccuper de supposées conséquences néfastes pour la santé de quelque chose qui, de toute façon, relève d’un culte écolo-communiste. Steven Milloy, un lobbyiste du Heartland Institute qui autre-

fois minimisait les risques du tabagisme et propage aujourd’hui le discours de déni des compagnies pétrolières, a récusé sur Fox tout lien entre les feux et le réchauffement.

Durant la pandémie, Fox News avait minimisé les risques du Covid et vitupéré contre les mesures sanitaires. Si cette ligne avait une chance de duper les inconditionnels de la chaîne, on se demande comment elle espère convaincre ceux parmi eux qui sont asphyxiés par l’épais brouillard orangé venu du nord de son innocuité. Les années Trump nous avaient habitués aux « faits alternatifs ». Désormais, ceux-ci s’affranchissent même des perceptions sensorielles de ceux que l’on entend mener en bateau : un seuil de plus franchi dans l’escalade de l’infox orwellienne.

Les feux de forêts ont déjà brûlé 50 000 kilomètres carrés au Canada cette année, alors que l’été n’a même pas commencé : davantage que la surface victime des flammes sur l’ensemble des années 2016, 2019, 2020 et 2022. Face à une situation qui empire, la surenchère et la polarisation passent, outre-Atlantique, par la haine crasse et l’ignorance délibérée.

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Land 16.06.2023

M E I N U N G

Tsan von den Kuomintang Julia Harnoncourt

„Indésirables“ aus Übersee – Migrant/innen in Luxemburg am Anfang des 20. Jahrhunderts (2) Mit der Serie „Indésirables“, werden nicht nur Lebensgeschichten von Migrant/innen aus Übersee erzählt, sondern auch Luxemburgs Verflechtungsgeschichte dargestellt. Diese ist, genauso wie die Wege der Migrant/innen, nicht immer linear, sondern zum Beispiel mit der Geschichte anderer europäischer Staaten verbunden. Verflechtungsgeschichte ist meines Erachtens auch in Bezug auf die gesellschaftliche Debatte zu Migration wichtig, da damit zwischenstaatliche, historische Verbindungen in ihrer Vielfältigkeit aufgezeigt werden können.

Obwohl ein Teil dieser Lebensgeschichten als Kurzprosa aufgearbeitet sind – mit der vielleicht ein breiteres Publikum erreicht werden kann – basieren sie auf historischen Quellen, vor allem auf Dokumenten der Fremdenpolizei des frühen 20. Jahrhunderts. Die Quellenlage ist also geprägt von einem konflikthaften Verhältnis zwischen dem Staat Luxemburg und den überseeischen Migrant/innen, deren Lebensgeschichten hier erzählt werden.

Im zweiten Teil dieser Serie spielt sich dieser Konflikt am Ende der 1920-er Jahre ab, einer Zeit, die nicht nur stark von faschistischen Bewegungen, sondern auch vom Konflikt zwischen sozialistischen und kommunistischen Bewegungen, sowie der Angst europäischer Staaten vor letzteren geprägt war. Tsan Weiming, ein chinesischer Migrant und Arbeiter, war Teil der kommunistischen Bewegung.

Kommunisten I – „Proletarier aller Länder…“

Tsan Weiming (geb. Szechuan/China 1900, in Esch/ Alzette 1929) Am 1. Mai 1930 auf der Demonstration der Kommunisten: Mir ist ein bisschen kalt und es sind, im Verhältnis zu den Flics, die uns hier am Brillplatz überwachen, nicht sehr viele Leute hier. Der Umzug der Sozialdemokraten scheint viel größer zu sein.

Auch wenn es hier nicht wie in China zu bewaffneten Kämpfen kommt haben uns auch in Esch die Sozialdemokraten verraten. So sind zumindest alle die hier sind meine Genossen. Da sehe ich Giuseppe.

Er arbeitet mit mir im Stahlwerk in Differdingen. Ich bin dort recht gut angesehen, weil ich gut und zuverlässig arbeite. „Freundschaft“, sagt er und ich grüße zurück. „Wie geht es deiner Frau?“ fragt er mich. „Sie ist wieder zurück nach Belgien“, antworte ich und muss gleich an sie denken, an Desirée.

Wir haben uns vor ungefähr fünf Jahren in Paris kennen gelernt. Damals lebte sie noch mit ihrem Mann zusammen und war erst kurz verheiratet. Ich glaube es hat ihr, als wir uns kennenlernten, imponiert, dass ich nicht wie all ihre anderen Bekannten und Freunde aus Paris kam, sondern aus dem Fernen Osten. Sie war sehr mutig, als sie dann mit mir durchgebrannt ist. Nachdem ich als Kommunist aus Frankreich ausgewiesen wurde, gingen wir nach Brüssel. Eigentlich wollten wir bleiben, aber weil ich mich auch dort mit wichtigen internationalen Kommunisten traf, wurde ich auch bald wieder ausgewiesen. Das war natürlich nicht nur hart für mich, sondern auch für Desirée. Sie wollte nach Deutschland. Nach einem halben Jahr in

Die Repression vor allem ausländischer Kommunist/innen auf Staatsebene zeigt sich nicht nur durch die Ausweisungen die Tsan erlitt, der schließlich lediglich aufgrund seiner Teilnahme an der Demonstration am 1. Mai 1930 aus Luxemburg ausgewiesen wurde, sondern auch an den Informationen der Fremdenpolizei über Giuseppe Biscaro sowie einer Menge anderer Migrant/innen

Esch wurde es ihr dann doch zu viel. In Brüssel hatte sie als Verkäuferin gearbeitet, doch hier konnte sie einfach nichts finden.

Ich will mit Giuseppe nicht über Desirée reden und versuche das Thema zu wechseln: „Du bist doch in Brasilien geboren?“ Er nickt. „Was sagst du zu der Präsidentschaftswahl?“, frage ich ihn, obwohl ich nicht viel darüber weiß. Brasilien ist kein so großes Thema in der internationalen Presse, wie China.

Aber er weiß Bescheid und er erzählt mir davon, wie die politische Macht immer wieder von der einen zu der anderen Oligarchie wechselt und von dem Einfluss des ausländischen Kapitals, wie es immer mehr gewinnt, während die Massen durch die Finger schauen. „Das ist ja fast so, wie bei uns!“, rufe ich aus. „Wir haben Bürgerkrieg, weil die Imperialisten die unterschiedlichen revolutionären Gruppen gegeneinander aufhetzen. Es ist immer dasselbe: In Indien, in Indonesien, in den arabischen Ländern und in Lateinamerika wird die nationale Bourgeoisie zum Komplizen der imperialistischen Mächte in der Unterdrückung der revolutionären Massen. Und hier ist es nicht anders! Das ausländische Joch, beutet uns hier und dort aus.“ Ich denke dabei daran, wie wir, die chinesischen Arbeiter, aber auch Menschen aus vielen anderen Ländern, dazu benutzt wurden, Frankreich nach dem großen Krieg wiederaufzubauen. Ich denke an die schlechten Arbeitsbedingungen in China und in Europa. „Die Epoche imperialer und kolonialer Ausbeutung wird zu Ende gehen! Für die Befreiung der geknechteten Völker aller Länder!“, ruft Giuseppe und ist ganz aufgebracht. Ich merke, dass er nicht mehr ganz nüchtern ist und versuche ihn zu beruhigen, denn wir werden von den Flics beobachtet. „Das wird sicher Probleme geben“, denke ich und wir gehen ein Stück schweigend weiter.

Chinesischer Antiimperialismus in Luxemburgs Zwischenkriegszeit

Nachdem Tsan Weiming am Aufmarsch am 1. Mai 1930 beobachtet wurde, bekam er einen Ausweisungsbescheid. Er erhob Einspruch und versuchte zumindest etwas länger zu bleiben. Schließlich musste er jedoch im Juni desselben Jahres ausreisen. Laut Fremdenpolizei ging er zurück nach China, um seine Studien zu beenden. Das ist durchaus möglich, denn Frankreich hatte im Zuge des Wiederaufbaus nach dem Ersten Weltkrieg Arbeiter/ innen aus den Kolonien und aus China geholt, die

Imperial War Museums

Chinesische Arbeiter um 1918 in Frankreich, im Dienste der Englischen Armee

AnmeldeErklärung von Weiming Tsan 1929 (Quelle: ANLux, J-108-0353423, Tsan Weiming, 1929-1930)

dann in verschiedenen Industrien unter schlechten Arbeitsbedingungen arbeiten mussten. Gerade unter den chinesischen Migranten/innen gab es einige, die auch zum Studieren kamen. Proteste unter den chinesischen Arbeiter/innen waren keine Seltenheit und auch politische Parteisektionen wurden gegründet – 1922 die französische Sektion der Kommunistischen Partei Chinas in Paris und 1923 der Kuomintang in Lyon – was den chinesischen Arbeiter/innen den Ruf eine Gefahr zu sein einbrachte.1 Tsan kam vermutlich 1922 mit 22 Jahren nach Frankreich. In den Dokumenten der luxemburgischen Fremdenpolizei wird er als Mitglied der Kuomintang und als Kommunist bezeichnet. Auch wenn die Kuomintang heute die Opposition der Kommunistischen Partei Chinas ist, war dieses Verhältnis in den 1920-er Jahren komplexer: Bis 1927 arbeiteten beide Parteien unter dem Einfluss der Sowjetunion und internationalen kommunistischen Organisationen als Einheitsfront zusammen, sodass einige der Mitglieder der Kommunistischen Partei auch in der Kuomintang waren. Schließlich war zu dieser Zeit der Kampf gegen den europäischen und japanischen Imperialismus das wichtigste Ziel beider Parteien. Denn selbst wenn China nie zu einer klassischen Kolonie geworden war, hatte sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts der ausländische Einfluss, vor allem Englands, der Vereinigten Staaten und Japans, massiv verstärkt. In der Provinz Szechuan, in der Tsan geboren war, war es dabei vor allem um Mienen- und Eisenbahnkonzessionen, sowie um den Handel im Allgemeinen gegangen.2 Im chinesischen Bürgerkrieg (1927-1949), der mit dem Sieg der Kommunisten und der Ausrufung der Volksrepublik China endete, brachen die internen Konflikte dieser Einheitsfront schließlich offen aus.

Abgesehen von der Klassifizierung Tsans als Kuomintang-Mitglied durch die luxemburgische Fremdenpolizei weist alles darauf hin, dass er vor allem Kommunist war. So nahm er 1928 in Belgien an einem Treffen europäischer Kommunisten teil, an dem sich zum Beispiel auch der französische Anwalt Robert Fossin (1896-1955), der deutsche Otto Bachmann (1901-1977) und der englische George Hardy (1884-1966) beteiligten.3 In einem anderen Dokument wird behauptet er lese die Zeitung Communiste Internationale und sei Mitglieder der Liga gegen den Imperialismus. Diese Organisation wurde 1927 unter anderem auf Initiative chinesischer Kommunisten und der Kommunistischen Internationale in Brüssel gegründet und inkludierte berühmte Persönlichkeiten, wie Albert Einstein (18791955), Jawaharlal Nehru (1889-1964), sowie Soong Ching-ling (1893-1981), die Frau des verstorbenen Kuomintang-Gründers Sun Yat-sen (1866-1825). In den 1920-er Jahren hielten sich einige Antiimperialist/innen aus dem globalen Süden immer wieder für längere Zeiträume in Europa auf und nahmen an diesen Treffen teil.4 Der Konflikt in China war zu einem der wichtigsten Themen der internationalen sozialistischen und kommunistischen Bewegungen geworden und so wirkte das Ausbrechen des chinesischen Bürgerkriegs im Laufe des Jahres 1927 auch auf diese ein. Schließlich waren auch in Europa die kommunistischen und sozialdemokratischen Orga-

nisationen tief gespalten, was sich auch am 1. Mai in Esch/Alzette zeigte.5 Die Repression vor allem ausländischer Kommunist/ innen auf Staatsebene zeigt sich nicht nur durch die Ausweisungen die Tsan erlitt, der schließlich lediglich aufgrund seiner Teilnahme an der Demonstration am 1. Mai 1930 aus Luxemburg ausgewiesen wurde, sondern auch an den Informationen der Fremdenpolizei über Giuseppe Biscaro (geb. Botucatu/Brasilien 1897), sowie einer Menge anderer Migrant/ innen. Biscaro war, wie ein paar andere Einwanderer, die sich Anfang des 20. Jahrhunderts in Luxemburg finden lassen, zwar in Brasilien geboren, besaß aber die italienische Staatsbürgerschaft. Er kam ab 1925 immer wieder in den Süden Luxemburgs und arbeitete dort hauptsächlich in der Stahlindustrie und als Bergarbeiter. Laut seinem Fremdendossier hatte „er in den Jahren 1929 und 1930 an allen antifaschistischen und kommunistischen Manifestationen, die sich im Erzbecken abspielten“ teilgenommen.6 Wie Tsan scheint er in der internationalen kommunistischen Bewegung aktiv gewesen zu sein und wurde deswegen sowohl aus Belgien, wie auch aus Frankreich und Luxemburg ausgewiesen. Es ist also nicht unwahrscheinlich, dass Tsan und Biscaro sich tatsächlich kannten. Über Desirée Grueber wissen wir, dass sie, nachdem sie im Dezember 1929 nach Belgien zurück ging, etwas später mit einem jugoslawischen Mann in Antwerpen zusammenlebte. Ansonsten wissen wir, dass sie 1971 in Paris starb. Von einer Scheidung von ihrem Mann lässt sich in den Dokumenten nichts finden.

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Julia Harnoncourt forscht zu zeitgenössischer Geschichte am C2DH Nivet, Philippe (2012): Les travailleurs „chinois“ dans le contexte de la reconstruction. In: Li Ma (Hg.): Les travailleurs chinois en France dans la Première Guerre mondiale. Paris: CNRS éditions, 203–223; Liu, Kaixuan; Bi, Wenrui (2023): Apprendre le marxisme à Paris : les étudiants communistes chinois en France (1919-1925). In: JeanNuma Ducange und Antony Burlaud (Hg.): Marx, a French Passion. The Reception of Marx and Marxisms in France‘s Political-Intellectual Life. Leiden, Boston: Brill, 330–338.

2 Li, Danke (2004): Popular Culture in the Making of Anti-Imperialist and Nationalist Sentiments in Sichuan. In: Modern China 30 (4), 470–505.

3 Vreemdelingenpolitie: Tsan Weiming.

Archives générales du Royaume (Belg.), 1.527.065.

4 Petersson, Fredrik (2012): Hub of the Anti-Imperialist Movement. In: Interventions 16 (1), 49–71.

5 Die gestrigen Maifeiern (1930). In: Escher Tageblatt 131, 02.05.1930, 3–4.

6 ANLux, J-108-0307372, Biscaro Joseph / Giuseppe, 1925-1934.

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M U S I Q U E

Trente années de musiques Comme chaque année, la fin du printemps coïncide avec un long tunnel de festivités musicales. À commencer par la 22e édition de la Fête de la musique qui, au fil des années, a pris une ampleur considérable, en particulier par le nombre de concerts proposés.

Effectivement, on retrouve plus de 250 concerts dans une vingtaine de villes du pays et pendant six jours, du 16 au 21 juin. Le principal atout, alors que les prix des concerts et festivals connaissent une certaine inflation (ce qui n’empêche pas certaines dates d’afficher sold out), est évidemment la gratuité totale, selon le mot d’ordre international. Ça démarre ce vendredi, dès 8 heures du matin, au funiculaire de la gare Pfaffenthal-Kirchberg où le brass-band HunnegStrëp se charge de l’ouverture, forcément en fanfare. Le reste de la journée, on entendra de la musique résonner un peu partout en ville : Place d’Armes, rue du Saint-Esprit, place Hamilius, rue des Bains, place Thorn... On pourra suivre les performances des groupes locaux tels que Boy From Home, Scian, The X, Them Lights ou Jackie Moontan. Tout le week-end, les cafés, les parcs et les rues, y compris dans les quartiers périphériques, seront envahis

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Samedi, focus sur la ville star et pionnière de l’événement, Dudelange, qui souffle cette année la trentième bougie sur le gâteau de la Fête de la musique. Au programme de la journée : rien de moins que douze scènes (en extérieur comme en intérieur) et près de cinquante concerts pour tous les âges. Encore une fois, on y retrouve des artistes nationaux et internationaux orientés vers le rock, la pop et l’électro. Stéphane Eicher, K’s Choice, Clockclock ou encore Tuys, pour ne citer que les têtes d’affiche. Encore beaucoup d’autres noms sont attendus. Sont également proposés, un rallye musical pour les enfants et des after-parties dans quatre cafés de la ville. On peut préférer Chaild, Daniel Balthasar et The Gazmen à Bridel ; Lata Gouveia et Dream Catcher à Echternach ; Petrograd, Versus You et Black Flag à Kayl ; Francis of Delirium à Mamer ou la bonne dizaine de concerts des écoles de musique de l’UGDA (photo) dans tout le pays. Et après, on enchaîne avec la Fête nationale ! Tout le programme : fetedelamusique.lu. fc (avec Noé Cahouch)

Land

K U LT U R

L A N D

par une atmosphère festive où la musique est le maître mot.

A RT

La vie dans les mers La carte blanche à un artiste (p. 25) s’ouvre à une technique très créative et inventive, le collage. Estelle LichtenbergerFroehling s’y consacre dans ses temps libres, dans son atelier, à l’est du Luxembourg (kleine-feinedinge.net). La collection d’images est le point de départ de ce travail qui n’a rien de digital ou de virtuel mais doit tout aux bons vieux papiers, ciseaux et colle. Extraits colorés d’anciens magazines, pages jaunâtres de vieux livres, timbres du monde entier, illustrations d’ici et d’ailleurs, cartes postales et photographies anciennes, lettres calligraphiées, typographies de toutes formes…

Tablo

16.06.2023

Estelle Lichtenberger-Froehling collecte, trie et classe tout ce qui lui passe entre les mains, par couleur, motif, luminosité, taille, matière et texture. Elle les réarrange ensuite selon son inspiration, autour de thématiques qui ne manquent pas d’humour teinté d’un surréalisme assumé. Elle y ajoute tampons, peinture en dripping ou avec une spatule ou broderie. Dans sa composition pour le Land, Estelle Lichtenberger-Froehling détourne les images de poissons pour les transformer en messagers de l’écologie. « Ils transportent des objets créés par l’homme. À l’heure où la pollution des mers augmente rapidement, je pose la question, à partir de ces quelques petits morceaux de texte découpés dans une ancienne encyclopédie marine, à quoi va ressembler la vie dans les mers dans cinquante ans », interroge l’artiste. fc

PAT R I M O I N E

Un morceau de vélo En 2016, le Musée national d’histoire et d’art lançait pour la première fois une action de mécénat participatif pour acquérir l’œuvre Vue sur le château de Larochette de Barend Cornelis Koekkoek. Plus de 100 000 euros avaient été rassemblés, provenant de 282 mécènes et le tableau est entré dans les collections. Satisfait de cette campagne de crowdfunding, le musée réitère l’opération autour du tableau Le Champion (1932), de Joseph Kutter qui

représente Nicolas Frantz, double vainqueur du Tour de France en 1927 et 1928. Le but est de collecter la même somme d’ici la fin de l’année pour maintenir cette œuvre dans la collection en l’achetant au collectionneur privé qui la possède. Comme dans toute bonne campagne de crowdfunding, les donateurs recevront quelque chose en retour de leur générosité : entrées gratuites au musée et réduction d’impôts. Pour attirer les regards, et donc les contributions, trois cyclistes vedettes se prêtent au jeu.

Christine Majerus, Andy Schleck et Fränk Schleck reproduisent la pose du cycliste dans une campagne de sensibilisation. Le tableau est tout à fait exemplaire du style expressionniste de Kutter qui n’a atteint une reconnaissance que tardivement dans son pays.

Le sportif en revanche était adulé du public luxembourgeois.

Le peintre avait invité Nicolas Frantz à venir poser dans son atelier après sa victoire d’étape à Bayonne lors du Tour de France de 1926. Le portrait ne représente sans doute pas le coureur de manière fidèle, mais 90 après sa présentation (à Paris), il reste une des œuvres les plus connues de Joseph Kutter. fc

R É CO M P E N S E

Le PARS à Lisa Kohl Tous les deux ans, le réseau QuattroPole, qui rassemble Luxembourg, Metz, Trèves et Sarrebruck, organise le Prix d’art Robert Schuman (PARS) pour mettre en valeur les artistes de la Grande Région à travers une exposition où seize artistes (quatre par ville) sont sélectionnés par des curateurs de chaque ville. Cette année, pour l’exposition à Trèves, Sandra Schwender a proposé Tessy Bauer, Lisa Kohl, Anni Mertens et Roland Quetsch. La satisfaction de voir Lisa Kohl récompensée est d’autant plus grande que, depuis 2001 et Su-Mei Tse, aucun artiste luxembourgeois n’avait remporté le prix doté de 10 000 euros. Née en 1988 et diplômée de l’École Nationale Supérieure des Arts visuels de Bruxelles, l’artiste a déjà été saluée par le Prix Pierre Werner en 2020. Elle travaille plusieurs médias de manière à la fois esthétique et engagée comme on avait pu le voir notamment à Arles en 2021 et plus récemment à la galerie Reuter-Bausch. Le jury du Prix d’art Robert Schuman voit dans son œuvre « une combinaison habile de formes d’expression photographiques, cinématographiques, plastiques et auditives » qui soulève des « questions pertinentes sur les problèmes urgents de notre époque ». Son travail est le résultat de l’exploration et de l’analyse de contextes migratoires, de frontières, de non-lieux de vie et de survie. Le côté poétique

de l’artiste se marie avec un côté politique où elle analyse les transitions entre mers, déserts, bases militaires, aéroports, autoroutes, installations portuaires, campements ou lieux désaffectés. Sa réflexion porte notamment sur l’exil à travers les traces d’errances laissées dans le paysage. L’exposition au Stadtmusueum Simeonstift de Trèves dure jusqu’au 20 août. fc/nc

R É S I D E N C E

Technologie et vivant Entre mai et novembre, le programme Squatfabrik de la Kufa invite des artistes en résidence, par duo, toujours un Luxembourgeois un Européen.

Depuis le début du mois, Andrea Mancini, Diego Maranan et Frederico Sena travaillent ensemble à Esch. On connaît le travail de Mancini, entre musique et arts visuels, qui met l’accent sur la contemplation. Il explore des frictions et des tensions entre des textures opposées comme le chaud et le froid, le liquide et le statique ou encore l’organique et le synthétique.

Les deux autres sont membres

du collectif international Seads (Space Ecologies Art and Design) qui se veut transdisciplinaire et interculturel. Ses membres s’emploient à déconstruire les modèles dominants sur l’avenir en combinant enquête critique et expérimentation pratique.

Diego Maranan est à la fois artiste, universitaire et activiste.

Il travaille sur les interactions entre humains et technologies.

Ingénieur en informatique et en mécanique, Frederico Sena, s’intéresse au fonctionnement organique et mécanique. Il avait ainsi contribué à la fabrication d’une bio-imprimante 3D destinée à produire des organes humains. Le 21 juin, le public pourra découvrir le travail des artistes lors de portes ouvertes. La semaine suivante, le 29 juin, leur Get-Out ou sortie de résidence, fera plus concrètement voir les résultats de la collaboration entre ces trois artistes aux centres d’intérêt communs. nc

T H E AT E R

Doublethink, mikrotonal Die Kulturpraxis, Klassiker in neuem Gewand zu präsentieren, hat derzeit Konjunktur. Vor allem, wenn sie uns etwas über unsere Gegenwart erzählen.

Im Kasemattentheater wird in dieser Optik Orwells Kanonwerk 1984 unter dem Titel 1984: Vergangenheit, Gegenwart, Zukunft als zeitgenössische Jazzoper neu imaginiert. „Hart an der Wirklichkeit“ sei das Werk in

2023, heißt es im Pressetext.

Tatsächlich ließe sich darüber so manche Zeile schreiben, die den gegenwärtigen Rahmen sprengen würde. Jedenfalls hat Ela Baumann den Text angepasst und mit der Gegenwart verwebt und Regie geführt, der Komponist Christian Klinkenberg die Töne zu einem Großen Ganzen gefügt.

Besagte Worte werden von den Protagonisten Winston (Jean Bermes) und Julia (Claire Parsons) gesungen, Pol Belardi spielt Bass, Christian Klinkenberg Klavier, Paul Pankert Geige und Stephan Klinkenberg Schlagzeug. Es wird eine „Intensität, der sich kaum ein Ohr entziehen kann“ versprochen.

Aufführungen laufen noch bis zum 20. Juni. sp

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Land 16.06.2023

K U LT U R

Rock and food fantasy Marianne Brausch

Catherine Lorent et Ugo Li. Deux univers colorés, puissants. L’épique et le goûteux à la galerie Reuter Bausch Ugo Li (né à Paris en 1987), sert le couvert dans la première salle de la galerie Reuter Bausch, planquée derrière les terrasses des restos qui ont envahi le bord de la rue Notre-Dame. Clin d’œil ou ironie, la galerie occupe un ancien café dont elle a gardé l’enseigne. Comme il se doit pour une galerie d’art contemporain, la typo grise de son logo est chic et peu visible, ce qui la désert dans un environnement d’échoppes bariolées. L’exposition actuelle annonce pourtant Feast, la fête et le festin.

On passe à table avec Ugo Li, peintre francochinois. Il aime la convivialité et la cuisine. Un moment passé ensemble autour d’une table, inspiré par sa double culture, reste important pour lui. Il le peint, même si on est à l’heure du manger vite (fast-food). Voici donc des tables dressées, avec des plats opulents ou les reliefs d’un repas si apprécié que des colombes roses les survolent et que des chaussures (aussi représentées), sont restées là, abandonnées au bord.

La prochaine étape pour Ugo Li, qui travaille en technique mixte et huile sur toile, devrait être de s’essayer pour de vrai à la céramique. On attend avec curiosité la transposition de ce que l’on peut appeler son alphabet : vases et fleurs, pigeons et chandelier, assiette de pêches tendues pour le partage dans Everything is Weird au visiteur, peint à coups de traits larges rapides, d’aplats lisses. Des mots sont aussi écrits sur fond jaune.

Les couleurs sont vives comme la couleur rouge du homard sur fond violet ou présenté sur un lit d’algues au fond d’un plat blanc et une nappe à carreaux bleus et rouges. Les assiettes chinoises, la forme des vases, la finesse des pétales de fleurs sont travaillés avec soin et Ugo Li le surligne en nommant ce qu’il peint dans ses festins « The Plant Fugue, FLWRS, roses, nature mort+ ». Un peu, excusez du peu, à la manière de Basquiat.

Catherine Lorent (1977), présente un ensemble foisonnant et un nombre de pièces impressionnant pour Feast, qui chez elle, est la fête. La guitare électrique dont elle joue est dans l’exposition, les festivals de heavy metal en pleine nature. Elle expose même ici la reprise de Evil Landscape II, réexécutée cette année, qui avait brûlé dans une exposition précédente…

Cette série exécutée en technique mixte sur toile représente son univers gothique et barbare (honneur aux Vikings, navigateurs comme elle, que l’on voit, depuis le dessus en train de lire Kafka à la proue d’un voilier, Leinenlos). Le cadre ou plutôt le médaillon de ces scènes à la fois triviales et nobles, serait la palette de la peintre ou… l’empreinte d’un fessier ? Catherine Lorent, l’irrévérencieuse, peint les restes triviaux de la fête. Mais voici une nature

Les œuvres de Catherine Lorent

MB

L’animal fétiche d’Ugo Li est le homard, une chair tendre sous carapace dure. La transition est toute trouvée pour décrire ce qu’il aime peindre en second : des vases. En voici un traditionnel d’Asie, bleu et blanc et son opulent bouquet de fleurs posé sur un guéridon. Les carrelages du mur sont peints avec minutie, La nappe à carreaux rouges et blancs est vue à la verticale par un raccourci de perspective. Julie Reuter choisit souvent des artistes qui savent travailler les couleurs (rose, blanc et bleu ciel de Triple Bird, ocre et boisé sur fond bleu lapis-lazuli pour Bird of Paradise) et abordent les intérieurs dans la tradition d’un Matisse ou d’un Bonnard.

Julie Reuter sait choisir des artistes qui manient les couleurs et peignent des intérieurs dans la tradition d’un Matisse ou d’un Bonnard

morte symbolique du couple amoureux, Blue Hour Inflation, avec la pomme et le serpent, le repas en bord de falaise est magnifiquement peint en volutes et encadré de colonnes antiques tracées à l’encre de Chine sépia.

Autre passion connue de Catherine Lorent, l’héraldique que l’on retrouve ici dans une série de gouaches et aquarelles sur papier. C’est encore le monde de la chevalerie, des buveurs dans des cornes d’animaux que représente celle qui semble

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rejeter l’Europe (European Parade). Si tentation nationaliste il y a, elle a les traits altiers de la Grande-Duchesse Charlotte (ce que ne dira jamais Catherine Lorent), côtoyée par Médée, épouse de Jason qui s’empara de la Toison d’or et selon la mythologie grecque, après sa mort, fut admise aux Champs Elysées…

gouache sur papier) aux quatre vertus cardinales : Tempereance(fire), Courage(air), Justice(Terra), Prudence(Aqua). La sagesse est d’aborder son travail de cette façon-là.

Le talent de peintre et de dessinatrice de Catherine Lorent est réel, au service d’un univers sauvage et savant. Ainsi de cette ode (encre, aquarelle et

Feast, Catherine Lorent & Ugo Li, est à voir jusqu’au 24 juin à la Galerie Reuter Bausch, 14 rue Notre-Dame à Luxembourg

FR ANCOFOLIES

Des lendemains qui chantent Kévin Kroczek

KK

En suivant le chemin pédestre qui serpente en plein cœur du parc Gaalgebierg, on pense au film Midsommar (2019) écrit et réalisé par Ari Aster. Dans celui-ci, une bande d’étudiants américains en anthropologie est conviée à participer à un festival célébrant le solstice d’été dans un village reculé au cœur de la Suède. Leur arrivée au village, toute en poésie et en musique ne laisse en rien présager la suite des évènements qui seront dramatiques. Mais ne nous emballons pas, la comparaison s’arrête là, les hôtes eschois sont nettement plus bienveillants. Si on arrive avec un sentiment exagérément anxieux, c’est qu’on se remémore encore et encore la première édition « warm up » des Francofolies d’Esch en 2018, ignorée dans un premier temps et moquée de toutes parts dans un second. Mais ce temps semble révolu. L’an dernier, 15 000 festivaliers se sont pressés dans ce

La foule des grands jours au Parc Gaalgebierg

L’ensemble des formation présentes ne sont pas là pour se moquer de leur public et on s’en félicite

havre de verdure pour assister à des performances d’artistes à succès, convoités par n’importe quel promoteur. Et ce dimanche 11 juin, le festival affiche sold out.

Les nombreuses installations sur place, dans ce lieu qui sied parfaitement à ce type de manifestation d’envergure, nous rassurent et nous rendent même plutôt admiratifs du travail accompli par l’équipe organisatrice et par l’armada de bénévoles mobilisée. On entend au loin les échos de la chanteuse et comédienne Izïa Higelin qui se démène sur la main stage, victime de quelques couacs techniques et de la chaleur, pour

lesquels elle présente ses excuses au public. La prestation est plutôt de bonne facture. Au nord du village festivalier, des mini-discothèques de quelques mètres carrés à peine offrent une alternative ludique aux fêtards. L’entrée d’un de ces espaces atypiques se fait par un passage argenté surveillé par deux lurons. Le premier est vêtu d’une veste de cowboy à franges et d’un tutu vert pomme. Le second d’un masque à antennes lui donnant un aspect d’insecte humanoïde. Une visite éclair dans cet établissement éphémère où la musique électronique à plein volume est couplée à des lumières stroboscopiques, laisse une forte impression malgré la chaleur étouffante des lieux.

Passée 19 heures, une foule en délire (rarement vue au GrandDuché de mémoire de spectateur) acclame la pop star belge Angèle et sa troupe de danseuses et de danseurs. Leur spectacle, ultra chorégraphié et rodé par d’innombrables concerts, sera unanimement salué. De fait, il semble difficile de pointer quoi que ce soit de négatif sur le fond ou sur la forme. Angèle interprète une à une les compositions qui ont contribué à sa renommée et qui, qu’on le veuille ou non, font un peu partie de notre imaginaire collectif. Ta reine, Tout oublier, Oui ou non, Fever s’enchainent avant que la chanteuse appelle à mettre un terme au patriarcat avec son titre gentillet mais ultra catchy Balance ton quoi. La conclusion se fait avec sa déclaration d’amour à sa ville d’origine avec Bruxelles je t’aime. C’est un secret de polichinelle, mais il est admis que de nombreuses têtes d’affiche internationales sont souvent de passage par le Grand-Duché uniquement pour cachetonner entre deux dates de leurs tournées européennes. Dès lors, les spectateurs autochtones sont parfois mal lotis. Le point fort de ces Francofolies luxembourgeoises est qu’elles se déroulent en début de la saison des festivals d’été franco-belges et qu’elles offrent des conditions techniques et financières similaires à celles de manifestations culturelles bien installées. Tout ça pour dire qu’Angèle et l’ensemble des formations programmées ne sont pas là pour se moquer de leur public et on s’en félicite.

Sur la scène de la clairière, Disiz (anciennement Disiz La Peste) est en petite forme. Le rappeur caméléon, qui est passé par la plupart des styles musicaux répertoriés par l’espèce humaine, propose un set de morceaux pop et romantiques. La soirée se prolonge avec le concert tant attendu de Louise Attaque, culte groupe de rock français mené par Gaëtan Roussel et qui a fêté l’an dernier les 25 ans de son album éponyme, quasiment intégralement rejoué sur la grande scène. Leur hymne J’t’emmène au vent, joué à deux reprises est chanté en chœur. Les derniers sceptiques se laissent prendre au jeu, les nombreuses buvettes aidant. Ce dimanche de fête laisse présager des lendemains qui chantent pour les Francofolies d’Esch et ses 25 000 visiteurs.

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Land

K U LT U R

16.06.2023

Le pastel dans sa fragilité et sa force

CINEMASTEAK

L.A. boit la tasse

Lucien Kayser Aux marges de Los Angeles, le responsable du service des eaux de la ville, Hollis Mulwray, est retrouvé inerte dans un étang, en pleine période de sècheresse. Mort de noyade, révèle l’autopsie ; mais son corps regorge d’eau salée, alors qu’il a été repêché en eau douce... Quelque chose cloche.

Une suite de paradoxes qui pose aussitôt l’intrigue de Chinatown (Polanski, 1974) et balaie les clichés qui entourent la ville californienne (Hollywood, la cool attitude, les plages bondées de jeunes femmes blondes à forte poitrine…). Car L.A. est ici méconnaissable ; son existence même, et donc sa pérennité dans le paysage américain, semble incertaine. C’est un mirage halluciné sur un désert, une vaste étendue de sable fondamentalement hostile à l’humain où l’eau a la valeur de l’or. Tout à la fois victime et héros de Chinatown, l’intègre fonctionnaire Mulwray offre à voir la face sombre de la cité : la corruption qui y règne du fait de la prédominance des intérêts privés sur le bien commun. Ainsi, si le film baigne initialement dans la lumière de Californie, il se referme progressivement dans l’obscurité la plus totale de Chinatown, sa destination finale.

La galerie Ceysson & Bénétière a eu des expositions plus spectaculaires, David Tremlett, lui, mise sur les formes de ses dessins, sur leur texture C’est sans doute une banalité de dire que les œuvres d’une exposition atteignent, des fois altèrent les espaces où elles sont présentées. Dans une mesure non moindre, que la chose se fait aussi en sens inverse. Et les deux constatations s’imposent avec l’exposition de David Tremlett chez Ceysson & Bénétière, au Wandhaff, jusqu’au 15 juillet. Si la galerie nous a habitués à des expositions plus spectaculaires, frappant la vue dès l’entrée, peintures énergiques, suggestives, ou sculptures vives et animées, tout se passe cette fois-ci comme si les espaces s’étaient encore agrandis. Ils se trouvent moins encadrés par les œuvres qui, elles, pour la plupart ne nous assaillent guère. Ni par les dimensions ni par les formes ou couleurs. Il est quand même une vision d’ensemble qui s’impose, trois quatre, voire cinq sections, cela signifie que le visiteur doit faire le chemin à son tour, s’approcher de plus près de tels papiers, c’est en effet de ce matériau qu’il s’agit, et de son traitement au pastel et au graphite.

Paramount

Une intrigue complexe

On entre dans le vif du sujet dès les premières secondes : les photos d’un couple adultère surpris en plein ébat sexuel posent d’emblée le cadre voyeuriste dans lequel évolue son protagoniste, le détective privé Jack Gittes campé par un Jack Nicholson au sommet. Sa profession qui pose le problème de la porosité entre le privé et le domaine public. Ce métier peu reluisant, Gittes l’exerce sans scrupule parce qu’il sait que son business est loin d’être le pire au pays de l’oncle Sam. Toute une galerie d’hommes véreux défile en effet sous nos yeux : banquier chargé au prêt sur hypothèque, lieutenant de police soudoyé, ou encore ce richissime propriétaire (John Huston) entretenant une relation incestueuse avec sa propre fille (interprétée par Faye Dunaway) : soit une autre façon de signifier que les forces vitales ont été déviées de leur destination naturelle. Ce qui renvoie, là encore, au détournement de l’eau potable que connaît la ville. Nul n’est innocent, nous dit en somme Polanski, qui sera bientôt convoqué pour le viol de la jeune Samantha Gailey en 1977 (et pour lequel il fait toujours l’objet d’une demande d’extradition de la part des États-Unis). La présence au casting de John Huston n’est pas non plus anodine : on se souvient que celui-ci avait été impliqué dans la mort d’une jeune femme lors d’un accident de voiture qu’il avait commis en état d’ivresse dans les années 1930.

Or Huston ne purgera aucune peine pour cela.

Parfaitement mis en scène, Chinatown est l’un des meilleurs films de Polanski. En dépit de son intrigue complexe, on y retrouve l’atmosphère des années 1930 et les beaux personnages déchus de la littérature policière américaine — le privé Gittes n’est rien d’autre que l’héritier du Philip Marlowe de Raymond Chandler. Mais c’est aussi en regard du présent que l’on peut évaluer ce film subtil et élégant, attachant comme l’est le personnage joué par Nicholson, qui se révèle aussi bien héroïque que ridicule avec son pansement sur le nez. Non seulement cette œuvre nous rappelle des faits réellement survenus à l’époque – en l’occurrence, les « guerres de l’eau » qui se déroulèrent en Californie et dont l’ingénieur William Mulholland servit de modèle au personnage de Hollis Mulwray.

Mais cette intrigue prenant pour base l’approvisionnement en eau devient visionnaire en regard de l’urgence climatique que nous connaissons. Chinatown ? Un film à voir et à revoir en période de sécheresse. Loïc Millot

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Dans le cadre du cycle « L.A. Babylon », Chinatown (USA, 1974, vostFR, 130’) de Roman Polanski sera présenté mardi 20 juin à 20h30 à la Cinémathèque de la Ville de Luxembourg

L’artiste voyage beaucoup, les titres des œuvres y renvoient souvent, mais ça s’arrête là. Les formes des dessins vont vers l’abstraction, souvent de tradition géométrique, lui-même soulignant dessiner des pensées, des idées, d’où qu’elles puissent venir. Ainsi, il est une certaine rigueur dans ces œuvres, atténuée ou contrecarrée par le jeu des variations. Ailleurs, les formes deviennent plus irrégulières, ou se font plus vivantes, même si elles restent dans un domaine architectural ou constructiviste, se rapprochent alors d’un labyrinthe, pour prendre à d’autres endroits carrément allure plus animale.

C’est le cas par exemple de deux à trois papiers parmi les plus grands qui dépassent les deux mètres. Et David Tremlett nous assure de son ambition à ce sujet, et les dessins muraux, les pastels

Vue de l’exposition, d’un espace à l’autre

monumentaux ne manquent pas dans son parcours artistique, de telle chapelle dans les vignes de Barolo à la salle d’attente des urgences de l’hôpital de Nice. Au Wandhaff, vous irez dans la salle au fond à droite, vous y serez confrontés à une œuvre plus grande encore, 450 cm x 995 cm, dirait-on une sorte d’amibe prenant tout un côté, avec ses contours mangeurs de micro-organismes.

Mais même là il faut aller voir de près, c’est l’avantage des œuvres qui ne sont pas sous verre, quasiment en parcourir, palper des yeux la surface, comme on le ferait des mains.

LK

Voilà pour commencer une particularité à noter de cet artiste et de l’exposition. Certains seraient tentés de reléguer le pastel surtout à ses heures de gloire, en gros des 18e et 19e siècles. Quand Jean Clair en a fait l’éloge dans ses Considérations sur l’État des Beaux-Arts, a appelé à son retour, c’est bien en relation avec sa critique de la modernité, il n’entrait guère dans ses vues un usage contemporain. Or, c’est cela qui se passe justement avec David Tremlett, qu’on pourrait situer dans une mouvance minimaliste, voire conceptuelle.

Car les œuvres de David Tremlett vivent de leur propre vie, faite des pigments, et l’on ne se lasserait pas d’en saisir la texture. De suivre les lignes, qui semblent bouger, et à l’intérieur des surfaces, de s’attarder aux nuances. Ce qui à la fin caractérise la manière de David Tremlett, c’est cette tension qui existe entre les figures, dans leur présence, et la légèreté, la délicatesse dont elles se détachent. Le propre d’ailleurs du pastel, au départ de la poudre fragile, au bout de l’œuvre d’art une vérité certes sensible, mais exigeante et forte.

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BANDE DESSINÉE

Dernière case avant le grand départ Pablo Chimienti

Ses illustrations tirées du Look Book sont devenues culte et ont rapidement quitté la vie rangée des bouquins brochés pour celle incontrôlable des réseaux sociaux. Avec un dessin, quelques descriptions décalées et quelques gros mots bien placés, Éric Salch y réussit une critique rare de notre société de consommation. Mais le dessinateur a depuis longtemps prouvé qu’il savait également raconter des histoires. L’an dernier il sortait son adaptation parodique et en phylactères des Misérables de Victor Hugo (chez Glénat) ainsi que Stupide mâle blanc (Les Requins marteaux). Cette année, il est de retour chez Dargaud pour un nouveau projet qui secoue : Résidence autonomie. « Les résidences autonomie dépendent des collectivités territoriales, elles ne sont pas là pour faire des bénéfices. C’est un service public payant, ce qui devrait être le cas de tous les corps de métier touchant un public vulnérable (handicapés, vieux, petite enfance, pompes funèbres…) », nous explique l’auteur en introduction à son ouvrage de 176 pages. En d’autres termes, peut-on lire plus loin dans l’album, c’est la dernière étape avant l’Ephad (établissement d’hébergement pour personnes âgées dépendantes) ou, selon l’évolution de chacun, avant le cimetière. Dans la résidence autonomie, les résidents, pour ne pas dire les vieux, sont censés être, comme le nom l’indique, autonomes. Mais on comprend vite en lisant le récit de Salch, que cette indépendance, si elle est effective pour certains, elle est toute relative pour la plupart des séniors en question.

Pour explorer tous les coins et les recoins de cet univers en vase clos, l’auteur suit Marc H., un de ses véritables amis dans la vie, qui a été jeté dans cet océan de problèmes à régler et de relations à gérer à la suite d’un entretien avec Pôle Emploi. « Me voilà avec mon petit chariot… », dit-il dans la première case. « Pôle emploi ne m’avait pas trop posé de questions. J’avais bossé dans le social, apparemment ça suffisait ». Après tout l’offre semble alléchante « Un job cool, deux nuits par semaine à être payé pour dormir », pensait-il.

Avec sa jolie blouse blanche, le voici « agent social ». De retour dans l’introduction du bouquin, il précise : « En théorie, mon rôle consiste à accompagner dans leur quotidien les résidents : être à leur écoute et essayer de participer à leur bien-être (ouvrir un cour-

rier, régler leur télé, leur mettre de la musique… ». Et c’est vrai que, sur le papier, ça a l’air sympa. Mais de suite, il redresse le tir : « En réalité, je fais le boulot d’un infirmier » conclut-il.

Le lecteur va suivre Marc pendant un an – il ne tiendra pas plus longtemps au poste – à travers une vingtaine de saynètes. La plupart font une dizaine de pages, la plus longue une vingtaine, la plus courte n’en fait que trois. Ça va de la « formation en doublette », autrement dit les tous premiers jours de Marc dans la résidence avec un autre agent social qui lui montre le métier, à « la couverture » ultime journée en poste quand, après que l’établissement baisse le chauffage à la suite des réductions budgétaires liée à la

hausse du gaz, une vieille dame s’est mise à pleurer quand Marc lui a apporté une couverture.

Entre ces deux scènes, on vivra, à travers Marc, le quotidien de ce qu’on appelait jadis simplement une maison de retraite, les bons et les mauvais moments, les relations entre les travailleurs, entre les résidents, entre travailleurs et résidents… Il y a les chouchous, les relous, les vieilles sourdes et les vieux un peu dégueu, les amitiés, les guéguerres, les petites et les grandes engueulades, les petits sourires et les grands fou-rires, les moments d’intimité, les instants de gêne et puis ce manque chronique de moyens pour bien faire les choses, ce manque de reconnaissance, ces demandes incessantes de faire des heures sup non rémunérées ou de remplir des missions pour lesquelles vous n’êtes pas formés. Des histoires certes scénarisées, mais vécues réellement par Marc, assure l’auteur.

Dit comme ça, on pourrait croire à un drame social, un album triste, mais avec Salch on est loin de l’album documentaire. L’humour noir auquel l’auteur nous a habitués lors de ses précédentes publications est plus que jamais présent tout au long de cet album. Malgré un aspect sombre assumé, une grisaille psychologique nullement sousévaluée – qui resurgit d’ailleurs dans le dessin volontairement cracra et l’utilisation ultra-parcimonieuse de la couleur –, Résidence autonomie est un album clairement humoristique.

Mais que ce soit clair, si l’album est sans concession, jamais il ne se moque des personnes âgées – au contraire, il est plein de tendresse pour eux –, de leurs marottes, de leurs craintes, de la dépendance…

Avec Résidence autonomie, on ne rit pas des vieux, mais avec les vieux et si l’auteur est critique, c’est surtout vis-à-vis des familles – totalement absentes du récit – ou des pouvoirs publics qui ne mettent pas les moyens nécessaires pour bien traiter les vieux et les malades. Un album coup de poing qui déride les zygomatiques.

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Résidence autonomie d’Éric Salch. Dargaud

Estelle Lichtenberger-Froehling

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16.06.2023

L’écologie, invitée star des Franco Noé Cahouch

Les Francofolies eschoises sont de retour et avec elles une poignée de promesses écologiques.

Le festival se réinvente pour offrir une expérience qui se conjugue avec la préservation de notre planète Hadrien Friob

L’impact écologique des grands rassemblements de musique est de plus en plus souvent pointé du doigt.

Aussi, les Francofolies se sont affichées « eco-friendly », à commencer par les artistes venus y jouer.

Plusieurs d’entre eux ont déjà montré leur intérêt pour les questions écologiques, même si cela relève parfois d’un certain opportunisme. On se souvient que DJ Snake a déjà participé au « Global Citizen Live », un évènement destiné à rendre attentif au réchauffement climatique. Quant à Orelsan et Angèle, ils attirent souvent l’attention de leur communauté sur ces problématiques à travers les réseaux sociaux ou certains de leurs textes.

Le déplacement des visiteurs est un des points noirs du bilan carbone d’un festival

Le week-end dernier, les amateurs de musique ont assisté à la version luxembourgeoise des Francofolies, à Esch-sur-Alzette. Cette troisième édition a attiré plus de 25 000 festivaliers contre 15 000 l’an passé. Il faut dire que les têtes d’affiche vendaient du rêve : DJ Snake, Orelsan, Angèle et beaucoup d’autres encore. Un moment fort où les couleurs de

l’écologie se sont présentées au cœur des festivités.

Tout a été mis en œuvre pour limiter l’impact écologique et mettre en lumière la défense environnementale. Un véritable défi qui a été relevé, puisque le festival vient de recevoir le label Green Events, délivré par le ministère de l’Environnement, pour la première fois cette année.

Dans l’écrin vert du Parc du Gaalgebierg, grand nombre des éléments du mobilier et de la scénographie a été réalisé à partir de matériaux recyclés ou reconditionnés. Le site internet des Francofolies a aussi été conçu et programmé de manière éco-responsable, grâce à plus de cent « bonnes pratiques » visant à diminuer considérablement son besoin en énergie. Par exemple en choisissant un design simple, en éliminant les fonctionnalités non-essentielles ou en quantifiant précisément les besoins.

Mais un tel événement avec autant de monde peut être synonyme de désordre, surtout au niveau des déchets. Tout a été prévu : les verres comme la vais-

– Fonçage des tuyaux de protection : 200 m.

Délai d’exécution des travaux : 120 jours ouvrables Début prévisible des travaux : fin 2023 Etablissement public créé par la loi modifiée du 25 juillet 2002 pour la réalisation des équipements de l’Etat sur le site de Belval-Ouest

AVIS DE RECRUTEMENT

Dans le cadre de ses missions de la réalisation, de la gestion, de l’entretien, de la maintenance, de l’exploitation et de la transformation du patrimoine immobilier de l’Etat à Belval, le Fonds Belval se propose d’engager avec effet immédiat

1 Juriste (m/f)

Le descriptif détaillé du poste et profil demandé est consultable sur le site internet du Fonds Belval : www.fonds-belval.lu (onglet offres d’emploi) L’engagement sera à durée indéterminée et à tâche complète. Les demandes de candidature comportant une lettre de motivation, le curriculum vitae avec photo récente, les diplômes certifiés conformes ainsi que les références, sont à adresser au Fonds Belval pour le 30 juin 2023 au plus tard.

Le Fonds Belval Félicie Weycker Président du Conseil d’administration

Ministère de la Mobilité et des Travaux publics Administration des Ponts et Chaussées Division des travaux neufs

Avis de marché

1, avenue du Rock’n’Roll L-4361 Esch-sur-Alzette Tél.: 26 840-1 E-mail: secretariat@fonds-belval.lu www.fonds-belval.lu

dans le bâtiment H1, 2e étage Intitulé : Réaménagement de la rue des Scillas – Travaux de forage depuis DN2400.

Ouverture le 26.07.2023 à 10.00 heures

Description : Nature des travaux : – Travaux de forage depuis l’intérieur du collecteur DN2400 pour mise en place de canalisation diamètre DN400.

Lieu d’ouverture : Administration des Ponts et Chaussées, Division des Travaux Neufs 21, rue du Chemin de Fer à L-8057 Bertrange

Quantité des travaux : – Terrassements généraux : 40 m³ ; – Tuyaux de canalisation en PP DN400 ; – Joint d’étanchéité modulaire : 26 pc ;

Procédure : ouverte Type de marché : Travaux

Conditions d’obtention du dossier de soumission : Les documents de soumission sont à télécharger à partir du Portail des marchés publics (www.pmp.lu).

Réception des offres : Les offres portant l’inscription « Soumission pour le Réaménagement de la rue des Scillas – Travaux de forage depuis DN2400 » sont à remettre à l’adresse prévue pour l’ouverture de la soumission conformément à la législation et à la réglementation sur les marchés publics avant les dates et heures fixées pour l’ouverture. Les offres peuvent également être remises de manière électronique par le biais du Portail des marchés publics.

Date de publication de l’avis 2301285 sur www.marches-publics.lu : 14.06.2023

Poste vacant Le Ministère de l’Éducation nationale, de l’Enfance et de la Jeunesse se propose d’engager pour les besoins de l’Institut national des langues Luxembourg Un/une chargé/e de cours (m/f) de français à tâche partielle ou complète, à durée déterminée ou indéterminée à partir du mois de septembre 2023.

Date limite de la candidature : 22 juin 2023 Les personnes désireuses de postuler adresseront leur candidature à Madame

selle, tout était consigné, aucune trace d’emballage plastique. On trouvait des poubelles où l’on pouvait trier, tous les quelques mètres. Au sol, rien à signaler mis à part l’herbe verte du Parc du Gaalgebierg.

Ce dernier est d’ailleurs à quelques pas de la gare d’Esch-sur-Alzette, pratique pour le festival qui encourage les transports en commun et la mobilité douce pour venir. Étaient aussi mis en place des navettes, garage à vélos et la promotion du train et du covoiturage. Une bonne partie des gens présents ont préféré ces moyens de locomotion à la voiture, quand bien même de nombreux couacs ont été signalés sur l’absence de trains directs vers la capitale ou vers la France, des problèmes de correspondances avec les bus et les navettes.

textile. Ou bien encore des ateliers pour apprendre à recycler des bouchons, pour en faire des objets comme des cendriers de poche.

Entre les scènes, les bars, les snacks, on retrouvait d’autres petits stands où étaient proposé des ateliers pour éveiller les consciences et partager autour de thématiques écologiques. Parmi eux MèGO! et Shime, entreprises française et luxembourgeoise qui collaborent pour lutter contre la pollution liée aux mégots de cigarettes. Elles mettent par exemple en place des points de collectes de mégots en collaboration avec des villes ou des festivals pour les recycler et en faire des matériaux pour du mobilier.

On retrouvait d’autres initiatives comme Rethink Your Clothes, qui informe sur l’impact de l’industrie

Du côté festivaliers, le ressenti par rapport à tous les aspects écologiques de ces Francofolies est positif, tous sont globalement très ravis. Aucune des mesures prises n’a spécialement gêné ces derniers. Certains témoignent, comme Ines, venue de Thionville : « C’est quand même incroyable de pouvoir jouir d’un événement aussi incroyable, tout en mangeant bio et local ». Les performances de tous les artistes ont su faire danser, chanter et même hurler les festivaliers tout le long de la soirée, permettant ainsi au festival de très probablement revenir l’année prochaine et de frapper encore plus fort.

la directrice de l’Institut national des langues Luxembourg par courriel à direction@inll.lu et par courrier à l’adresse, 21, bd de la Foire L-1528 Luxembourg.

Pour de plus amples détails veuillez consulter la page internet de l’Institut national des langues Luxembourg sous le lien suivant : www.inll.lu

Ministère de la Mobilité et des Travaux publics Administration des Bâtiments publics

Avis de marché Procédure : européenne ouverte Type de marché : Travaux Modalités d’ouverture des offres : Date : 18.07.2023 Heure : 10.00 heures Section II : Objet du marché Intitulé attribué au marché : Travaux de revêtements de sols souples et parquet à exécuter dans l’intérêt des infrastructures d’accueil pour enfants et jeunes à Pétange – pouponnière et infrastructures MEP1 – site Batty Weber.

À noter que malgré tous les efforts fournis, ce genre d’événement aura toujours un impact environnemental. Que ce soit d’un point de vue énergétique avec les éclairages des scènes ou l’installation de celles-ci. Ou bien les moyens employés par les artistes ou festivaliers pour venir qui en général représentent jusqu’à 90 pour cent des émissions d’un tel évènement. Sans oublier la dégradation partielle des sols sur lesquels ont été installés les infrastructures temporaires. Réunir autant de monde à un moment donné aura toujours un impact, même s’il est limité.

Conditions d’obtention du cahier des charges : Les documents de soumission peuvent être retirés via le Portail des marchés publics (www.pmp.lu).

Section VI : Renseignements complémentaires

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– +/- 9 370 m² d’échafaudages répartis sur 6 bâtiments.

La durée des travaux est de 307 jours ouvrables en différentes phases, à débuter le 1er semestre 2024.

Les travaux sont adjugés à prix unitaires.

Section IV : Procédure

Autres informations : Conditions de participation : Toutes les conditions de participation sont indiquées dans les documents de soumissions

Conditions d’obtention du cahier des charges : Les documents de soumission peuvent être retirés via le Portail des marchés publics (www.pmp.lu).

Réception des offres : Les offres sont obligatoirement et exclusivement à remettre via le Portail des marchés publics avant la date et l’heure fixées pour l’ouverture.

Section VI : Renseignements complémentaires

Date d’envoi de l’avis au Journal officiel de l’U.E. : 15.06.2023 La version intégrale de l’avis n° 2301303 peut être consultée sur www.marches-publics.lu

Ministère de la Mobilité et des Travaux publics Administration des Bâtiments publics

Avis de marché

Description succincte du marché : – Travaux de revêtement de sols souples avec sa préparation : +/- 4 445 m2 ; – Travaux de revêtement de sols souples sur escalier : +/- 400 ml ; – Travaux de revêtement de sol en parquet : +/- 196 m2 ; – Travaux de plinthe en bois : +/- 3 700 m2.

La durée des travaux est de 312 jours ouvrables en différents phasages, à débuter pour le 1er semestre 2024.

Les travaux sont adjugés à prix unitaires.

Procédure : européenne ouverte Type de marché : Travaux

Section IV : Procédure

Description succincte du marché :

Autres informations : Conditions de participation : Toutes les conditions de participation sont indiquées dans les documents de soumissions.

Réception des offres : Les offres sont obligatoirement et exclusivement à remettre via le Portail des marchés publics avant la date et l’heure fixées pour l’ouverture.

Date d’envoi de l’avis au Journal officiel de l’U.E. : 15.06.2023 La version intégrale de l’avis n° 2301309 peut être consultée sur www.marches-publics.lu

Modalités d’ouverture des offres : Date : 19.07.2023 Heure : 10.00 heures Section II : Objet du marché Intitulé attribué au marché : Travaux d’échafaudages à exécuter dans l’intérêt des Infrastructures d’accueil pour enfants et jeunes à Pétange – Logements MEP2 – Site Batty Weber.

Fondé en 1954 par Carlo Hemmer, édité par Leo Kinsch de 1958 à 1983. Hebdomadaire politique, économique et culturel indépendant paraissant le vendredi. Publié par les Éditions d’Letzeburger Land s.à r.l., R.C. B 19029,N° TVA LU 12 12 40 22. La reproduction des articles et illustrations est interdite sans l’accord écrit de l’éditeur. Gérant Stephan Kinsch (48 57 57-1; land@land.lu), Rédacteur en chef Peter Feist (48 57 57-24; pfeist@land.lu), Rédaction France Clarinval (48 57 57-26; fclarinval@land.lu), Luc Laboulle (48 57 57-28; llaboulle@land.lu), Stéphanie Majerus (48 57 57 35; smajerus@land.lu), Sarah Pepin (48 57 57 36; spepin@land.lu), Pierre Sorlut (48 57 57-20; psorlut@land.lu), Bernard Thomas (48 57 57-30; bthomas@land.lu), Mise-en-page Pierre Greiveldinger (48 57 57-34; pgreiveldinger@land.lu), Photos Sven Becker (48 57 57-36; sbecker@land.lu), Administration et publicité Zoubida Belgacem (48 57 57-32; zbelgacem@land.lu) Édition et rédaction 59, rue Glesener L-1631 Luxembourg Courrier Boîte postale 2083, L-1020 Luxembourg Téléphone 48 57 57-1 Fax 49 63 09 E-mail land@land.lu Internet www.land.lu Twitter @Letzland Facebook d’Lëtzebuerger Land Instagram letzebuerger_land www.land.lu Impression offset Mediahuis Luxembourg S.A. Prix par numéro 5,00 € Abonnement annuel 180,00 € Abonnement étudiant/e 95,00 € Compte en banque CCPLLULL : IBAN LU59 1111 0000 5656 0000

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PORTRAIT

Espoir du cinématographe Godefroy Gordet

Bianca Jaeger Montobbio est née à Barcelone, d’où sa mère est originaire, puis, elle grandit à Hong Kong. À l’été de ses sept ans, elle migre au Luxembourg, région ancestrale paternelle. Élevée dans un environnement plurilingue et multiculturel, l’amenant à la maîtrise de cinq langues et à une dispersion toute positive de son identité culturelle. C’est là est le point de départ d’une vision du monde qu’elle décline narrativement dans un travail cinématographique très riche. Très tôt la jeune luso-espagnole, loin de ses racines, immergée dans un pays qu’elle doit faire sien, va développer une passion pour les livres, et va commencer à écrire ses propres histoires, celles-là même qui se meuvent dans les salles obscures et sur nos écrans. Portrait d’une cinéaste émergente, fleuron de l’industrie cinématographique luxembourgeoise.

Bianca Jaeger Montobbio a d’abord été guidée vers le piano, « je savais lire les notes avant de savoir lire des histoires », explique-t-elle gaiement. Élève studieuse au Conservatoire, elle sent pourtant que la musique n’est pas tout à fait pour elle. Au lycée, elle s’aperçoit qu’aucune section artistique ne lui correspond. De frustration en frustration, elle choisit finalement une filière économique, « qui a priori n’a rien à voir avec le septième art, mais qui finalement était un premier pas pour cultiver une attitude de production ». Là, pendant les cours de comptabilité, elle conçoit tout de même des storyboards, sans savoir ce qu’ils sont, « quand j’ai commencé à étudier le cinéma, dès le premier cours on nous a expliqué ce qu’était un storyboard, j’ai été étonnée de comprendre que ce que je faisais intuitivement depuis des années pour expliquer mes histoires étaient justement ça. Dès cet instant, j’ai senti que j’étais à la bonne place ». Écrire des histoires, ses histoires, a été une soupape indispensable dans son parcours personnel. Très tôt fascinée par le cinéma d’Ernst Lubitsch et notamment son immense To Be or not to Be sorti en 1942, qu’elle adule pour son caractère visionnaire, Bianca conclut à l’âge de dix ans qu’elle sera une écrivaine.

Par l’intermédiaire des livres de la saga Harry Potter de J. K. Rowling, elle se rend pourtant compte qu’elle veut être la personne qui « fait des films », tant elle avait été déçue visuellement des films Harry Potter. « Ils ne correspondaient pas aux images que j’avais pendant ma lecture ». Elle aspire à être une cinéaste de fiction, émanant d’une écriture pure, « quand j’étudiais à Londres, j’avais un prof qui disait qu’il y a deux types de réalisateurs, ceux ou celles qui aiment exécuter les visions et histoires des autres et ceux ou celles qui ont beaucoup d’histoires à raconter et veulent transmettre un imaginaire au public. Je suis définitivement de ce deuxième groupe… J’ai beaucoup trop d’idées. Et je me suis rendue compte que je vais mourir avant de créer tout ce que je veux accomplir, mais je suis en paix avec ça ».

Bianca Jaeger Montobbio fait des études cinématographiques à Barcelone, puis elle suit un master en écriture scénaristique pour la télévision et le cinéma et un master en réalisation à l’Université de West London. Des formations académiques qui ont façonné son approche de cinéaste, et sa vision artistique, mais aussi sa personnalité, « il y a du positif à être de plusieurs endroits à la fois. Au Luxembourg je suis l’Espagnole, et en Espagne, je suis la Luxembourgeoise.

Je sais que je suis les deux tout le temps ». Barcelone comme Londres sont des viviers du cinéma européen et forcément la guide dans sa pratique, même à l’heure d’une génération qui peut faire des films de manière totalement autodidacte, « c’était important de faire une école pour lutter contre une forme de vulnérabilité. Une phase universitaire est l’opportunité de se trouver en tant qu’individu, découvrir ses points forts et travailler sur ses points faibles pour pouvoir trouver confiance en soi et se lancer sur le marché », admet la réalisatrice.

Pendant ses études elle fait des stages pour diverses sociétés de production et se familiarise avec les plateaux et studios de tournage. « L’école m’a aidée à appréhender ce milieu très stressant, où il y a beaucoup d’égo et j’ai pu survivre sur un plateau de tournage ».

Puis, elle commence par travailler en tant que freelance dans la publicité, avant de trouver une place en tant qu’assistante pédagogique dans un lycée. Elle rejoint ensuite le studio de création Radar, venu la débaucher avec des conditions plus qu’alléchantes : « Ils m’ont convaincue en me disant que je pourrais créer mon propre département autour de l’écriture, y faire du script doctoring, et que je serai un peu ma propre chef… ». Elle travaille trois années chez Radar sous différentes casquettes et projets. En parallèle, et avant de s’atteler à des projets de fiction, elle s’est installée dans le clip vidéo pour des artistes locaux comme Corbi, The Tame and The Wild, De Läb,

Ses rêves d’enfant sont devenus ses ambitions d’aujourd’hui

ou C’est Karma. À l’image de réalisateurs comme Michel Gondry, Romain Gavras, Spike Jonze, le clip lui semble être un passage obligé pour comprendre les rouages de l’image cinématographique. «Un clip n’est pas une expérience comme une autre. On peut le voir comme une étape avant de faire un court-métrage, qui amènera à un long-métrage, mais je crois que c’est aussi et surtout un format qui permet de la liberté, de faire des choses créatives et d’aller vers l’expérimentation ».

En 2021, son court drame Kann ech Iech weider hëllefen? – Can I help you ?, est sélectionné pour une « Carte blanche », du Film Fund Luxembourg. Ce film semble avoir clairement conforté son choix de se diriger vers un cinéma de fiction. « En général, mes idées sont influencées par des anecdotes personnelles, ou celles de personnes qui m’entourent ». Tout l’inspire, « j’ai trop d’idées », répète-t-elle, pour poursuivre, « quand une idée reste pendant des années, je me dis qu’il faut la développer ». Can I help you ? met en scène une jeune fille qui achète son premier soutien-gorge, seule. « Ce qui a l’air d’être une histoire banale est un passage important dans l’évolution d’une enfant. Je voulais mettre en image ce sentiment de solitude face à un corps qui change et certaines étapes anodines qui peuvent être vécues comme traumatiques ». Dans ce film, la réalisatrice aborde le passage douloureux de la prépuberté chez une adolescente de onze ans, nommée Mara. Un moment particulier de vulnérabilité, qu’elle raconte comme la première leçon dans la vie d’une femme vers l’âge adulte. « On a besoin d’histoires de ce type sans en faire une préoccupation féminine. Cela concerne aussi les hommes ». Jaeger Montobbio se revendique féministe, « dans le sens positif du terme, dans le sens où les hommes ont aussi besoin du féminisme pour leur propre paix intérieure ». Elle ne prétend pas à un cinéma social, mais s’intéresse plutôt à des notions telles que l’intersectionnalité, « et ces valeurs se retrouvent dans mes idées, dans ce que je veux créer, et ce que je veux mettre en film ».

En mars, elle a présenté son dernier projet de film, About to… BOOM ! à la Cinémathèque de Luxembourg. Autour d’une lecture de script à la table, les actrices Céline Camara, Magaly Teixeira, Mimi Corselitze, Olivia Jacoby, Shari Weirig et Rosalie Maes ont fait entendre ce long-métrage comique qu’elle prévoit de réaliser dans un futur certain… « About to… BOOM ! est un projet qui s’est nourris de différents moments, et premièrement, lors d’un script lab à un festival de scénaristes à Londres… » Pendant une session de brainstorming, elle comprend quelque chose de travers qui est devenu dans son esprit « cinq femmes avec un ventre de femme enceinte ». Après un moment de doute, elle se demande pourquoi c’est une idée si farfelue, pourquoi ça semble si surréaliste.

De là, l’idée s’étoffe avec ce qu’elle lit, voit, entend, notamment dans des émissions télévisées telles que X Factor, où une femme a été éliminée « pour son bien » au motif qu’elle était enceinte. « Ça m’a choquée que le choix de cette femme adulte ne soit pas respecté ». Dans son futur film, elle s’attarde sur une question centrale de notre société, à savoir la façon dont la reproduction et la maternité affectent tout le monde, d’une part, et sur la façon dont chacun mérite la chance de poursuivre ses rêves, d’autre part. Si la pression sociale autour de l’âge pour être parent est clairement palpable dans notre société, elle développe cette thématique par le prisme de personnages féminins. « L’idée n’est pas de débattre sur comment éduquer au mieux son enfant, mais sur l’enfantement – mentalement, comme physiquement – et ses conséquences sur la vie des celles qui font d’autres choix », explique-t-elle. «En tant que femme, je cherchais un sujet qui me touche. Je pense à l’un de mes personnages, une athlète disqualifiée de Ninja Warrior parce qu’elle ne veut pas se prêter à un test de grossesse. Il s’agit aussi de parler de respect de la vie privée : certaines femmes ne veulent pas parler de leur maternité, c’est leur droit ». Bianca Jaeger Montobbio ne souhaite pourtant pas faire des films seulement pour les femmes, « je ne crois pas en cette division artificielle. Il est temps qu’on puisse s’identifier et trouver de l’empathie face au vécu des gens, au-delà du fait qu’iels aient une vulve ou un pénis ». Pourtant, elle

admet qu’il y a « encore beaucoup de choses à déconstruire bien qu’on ne peut pas tout faire en même temps, et qu’on ne peut pas plaire à tout le monde.

Parfois, il faut prendre position ».

Dans cette énergie créatrice qui lui tient au corps depuis plusieurs années, son scénario de long métrage The Perfect Woman, a été sélectionné par la plateforme européenne de networking Sources 2, et le London Screenwriter’s festival Talent Campus, et son thriller Dead&dying a été sélectionné pour participer au CNA Script Development Workshop. Deux autres projets sur le feu donc, pour un portfolio de trois films très ambitieux, avec lesquels la jeune cinéaste part à la recherche d’un nouveau agent international. « Ce sont des projets très différents, et je ne crois pas que j’ai une préférence pour l’un ou l’autre, je les réaliserais en fonction des opportunités et de la faisabilité de chacun d’eux. » Elle se pose aussi des questions éthiques à propos de The Perfect Woman, « quand on reçoit de l’argent pour faire du cinéma, c’est une position très privilégiée, on raconte une histoire, on représente une voix, d’une certaine manière, il faut être conscient de ce privilège et assumer certains débats en profondeur ». Alors aux prémices d’une belle carrière en tant que réalisatrice, ses rêves d’enfants sont devenus ses ambitions d’aujourd’hui. Si elle reste focalisée sur About to… BOOM !, entre sa préproduction et sa réalisation, elle imagine tourner un un court-métrage, « pour ne pas perdre la main. Car, il ne faut jamais attendre que les opportunités tombent du ciel, et toujours continuer à faire des choses ».

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Bianca Jaeger Montobbio, aux prémices d’une belle carrière

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Land 16.06.2023 ­

par ces influenceurs. « Non, mais allô », pour citer la grande philosophe Nabilla Vergara, reine mère des influenceurs. Pendant plusieurs mois, il a livré une véritable bataille médiatique et sur les réseaux sociaux, en toute impunité, même si certaines de ses pratiques sont à la limite du harcèlement. Les journalistes s’y sont mis aussi, on se souvient bien de cette interview hallucinante de Magali Berdah lors de l’émission Complément d’enquête, durant laquelle, poussée face à ses incohérences, s’emporte et crie à la manipulation par les journalistes. L’arroseur arrosé, on y est, un classique de la dramaturgie.

Quand les médias sont accusés de manipulation par les influenceurs, c’est un peu comme voir une course-poursuite entre un rat et un cafard, on ne sait pas si on veut que quelqu’un gagne, mais pendant quelques instants, on savoure le spectacle.

Arroseurs arrosés : La fin de l’impunité Mylène Carrière

Ce n’est pas comme si nous n’avions pas vu le phénomène venir de loin. Le célèbre ouvrage de Guy Debord, La Société du spectacle, publié en 1967, mettait en garde face à une société dans laquelle les rapports entre les individus sont médiatisés et mis en scène, le spectacle créant une réalité factice qui viendrait influencer la réalité des individus. En bref, une société dans laquelle le spectacle devient le réel.

Devant les images des émissions de télé-réalité, on pense évidemment aussi à la célèbre phrase d’Andy Wharol : à l’avenir tout le monde aura le droit à son quart d’heure de gloire. (La citation originale est « In the future, everyone will be world-famous for

15 minutes. ») Là où la réalité a dépassé les prédications, c’est ce que ces célébrités de quinze minutes ont inventé un tout nouveau métier pouvant rapporter très gros. Le tout grâce à un développement des réseaux sociaux sans foi ni loi et une libération des marchés féroce.

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Capture d‘écran

Chaque empire a vu dans son histoire ses moments d’hégémonie et ses chutes vertigineuses, c’est non sans une pointe de satisfaction que nous observons aujourd’hui le déclin de l’empire des influenceurs.

Les influenceurs et influenceuses, ce groupe social né au début des années 2000 avec l’avènement d’Internet et des réseaux sociaux. Il est composé principalement de personnes dont l’aura s’est forgée non pas par leurs talents, leurs inventions ou leurs engagements. Mais plutôt à travers leur exposition dans l’une ou l’autre des sombres émissions de télé-réalité parmi des milliers. Le phénomène de « l’influenceur » n’est cependant pas nouveau, il a été décrit dès 1940 par le sociologue Paul Lazarsfeld. Tout comme les réseaux sociaux, les vrais, les cercles d’amis, la famille, il est indéniable que les réseaux sociaux numériques, la télévision et le marketing ont ouvert une voie royale à ce nouveau groupe que sont les influenceurs contemporains.

Début juin, le Parlement français a voté à l’unanimité (ce qui est assez rare en ce moment pour le noter) une loi visant à encadrer l’influence commerciale et à lutter contre les dérives des influenceurs sur les réseaux sociaux. Depuis le 9 juin, elle est mise en application, même pour ceux habitant à l’étranger faisant du commerce sur le territoire français (certains d’entre eux vivent à Dubaï). Les sanctions tombent, dans un premier temps sous forme d’avertissements que les influenceurs coupables doivent afficher obligatoirement sur les pages de leurs réseaux sociaux. À entendre les premières jérémiades largement diffusées par les médias, ce n’est pas la sanction financièrement qui fait le plus de mal, mais bel et bien celle de l’image. La récréation est terminée et avec elle l’impunité.

Être célèbre est devenu un métier, et ils sont prêts à tout pour aller loin, très loin. Dans des placements de produits plus ou moins discrets, voire carrément outranciers, on a eu le droit ces dernières années à un florilège de bêtises aussi affligeantes que dangereuses.

Petite piqûre de rappel… l’influenceuse Sarah Fraisou a fait grand bruit lors de sa promotion de gélules « garanti cent pour cent naturels ». Celles-ci viseraient à resserrer le vagin et ainsi éviter que son mari n’aille voir ailleurs lorsque le vagin de la femme est distendu. Dans le même registre, tout aussi rétrograde et misogyne, Maeva Ghenamm a quant à elle vanté les vertus de la chirurgie pour retrouver un vagin d’une petite fille de… douze ans (sic!). La liste est longue des intox, contrefaçons, cures miracles contre les cellules « cancérigeuses » (le lapsus du Luxembourgeois Dylan Thiry est bien réel). Comme l’a écrit Audiard dans Les Tontons Flingueurs : « Les cons ça ose tout, c’est même à ça qu’on les reconnaît ». Malheureusement ces cons-là sont suivis et pris au sérieux par des millions d’abonnés à travers le monde.

Comme si la situation n’était pas déjà au paroxysme de l’absurde, le rappeur français Booba, connu lui aussi pour ses nombreux scandales, a déclenché une véritable guerre contre la tromperie perpétrée

Dylan Thiry intitule cette photo « Moi, après avoir fait mes bêtises »

Stil L’ AC T U A L I T É

Le tour des tables de parti Dimanche, au soir des élections communales, les partis se réunissaient pour suivre les résultats ensemble. Pas question de laisser les membres savourer leur victoire ou pleurer leur défaite tout seul. La plupart des sections ont rassemblé leurs candidats et leurs sympathisants dans des restaurants et des cafés. Chacun y est allé d’un choix symbolique ou d’un endroit de cœur. Dans la capitale, le CSV avait choisi La Feluca, une pizzeria derrière l’ancien stade où Serge

Wilmes a ses habitudes. Dès 18h, le prosecco y accompagnait l’imposant buffet d’antipasti et les pizzas. Le LSAP n’a stratégiquement pas choisi un des établissements de Gabriel Boisante et à préféré l’indémodable Interview, quitte à ne pas avoir à manger puisque le bar ne sert qu’à boire. Aux mêmes heures, le DP s’installait à la Brasserie Schuman où on servait des sushis et des planches de fromages, même si certains préféraient acheter un burger au foodtruck voisin, destiné aux artistes du Talent Lab. Déi Gréng-Stad sont restés fidèles à l’adresse où ils se rassemblent lors de toutes les élections : L’Independent leur proposait un buffet bio et végétarien, avec les plats classiques de la maison. Dans d’autres villes, les Verts cultivaient aussi leur différence, au Chiche à Esch (photo : Hadrien Friob), au Nikloseck à Diekirch, préférant les falafels aux pizzas, plébiscitées par d’autres partis. Les Pirates ont

ainsi fait venir un foodtruck de l’Atelier del Gusto à Pétange, et dans le nord, le CSV d’Ettelbruck se rassemblait chez Galileo-Galilei et le DP de Diekirch chez D’Amici.

Davantage de couleurs locales chez l’ADR qui s’était fait livrer des plateaux de charcuterie à son siège de Luxembourg, en accord avec son programme qui promeut « an de Kantinne gëtt och Fleesch ugebueden an op Schwéngefleesch gëtt net verzicht ». Bières, vins et crémants étaient également largement présents sur les terrasses des QG de campagne. Que ce soit pour fêter ou se consoler, l’alcool n’est jamais bien loin dans les agapes. fc

L’ O B J E T

Klima-Karaff Il y a environ un an, Lex Delles, ministre des Classes moyennes,

indiquait que les carafes d’eau seraient préconisées sur les tables des restaurants « au plus tôt au printemps 2023 ». Pas d’obligation, pas de gratuité non plus mais des « encouragements » auprès des professionnels. La commune de Walferdange a devancé l’appel en lançant sa propre initiative, la Klima Karaff. Les récipients en verre sont mis à disposition des restaurants qui affichent leur participation par un autocollant. Cinq sont déjà partenaires de l’opération.

Les carafes seront aussi utilisées lors des événements publics de la

commune et mises à disposition des associations de Walferdange. On sait que l’Horesca (Fédération nationale des hôteliers restaurateurs et cafetiers) s’est montré défavorable à l’introduction de la carafe d’eau dans les restaurants du pays, arguant de coûts supplémentaires et de manque à gagner. L’action est prévue pour une phase de test de six mois. Un bilan permettra aux restaurants de mesurer l’impact réel sur leur chiffre d’affaires. fc

L’ E N D RO I T

Benu Sloow Installé depuis 2017 dans le quartier de la Grenz à Esch, Benu Village (prononcez « be new ») a développé plusieurs initiatives visant à faire converger l’économie, l’écologie et le social. Déjà, la construction et la décoration des lieux sont réalisées avec des matériaux

et des objets récupérés et des techniques durables. Cela donne une ambiance un peu baba cool, bricolo berlinoise. Dernier projet en date, le Benu Sloow (avec deux o pour Slow Food et 0 (zero) déchet), un restaurant qui fait du gaspillage alimentaire son premier ennemi.

On y travaille essentiellement à partir de « rescued food », c’està-dire des aliments refusés par le commerce malgré leur respect des normes de l’UE et leur qualité incontestable. « Dans la plupart des cas, ce refus résulte de la fluctuation de la demande ou bien de l’aspect esthétique de la marchandise : trop courbé, trop petit », précise Georges Kieffer, l’omnipotent directeur des lieux. Invendus et excédents sont complétés par des herbes aromatiques sauvages et locales. Ces aliments sauvés sont cuisinés avec ingéniosité et audace par une équipe très internationale.

Ensemble, les cuisiniers repoussent les limites de l’imagination,

recherchent des accords de saveurs, travaillent d’arrache-pied pour trouver des solutions innovantes pour éviter les déchets. Après un rodage lors de soirées rassemblant des convives autour d’un voyage gustatif, le restaurant ouvre cette semaine avec un menu à la carte, végétarien ou végane. Pour éviter le gaspillage, plusieurs plats sont proposés en version « à partager », comme cette tourte aux oignons et champignons qui voyage de table en table (photo : fc). Les jus et cocktails ne sont pas en reste, le mixologiste travaillant de la même façon que ses collègues au fourneau. fc