fata morgana - Louis Roth

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fata morgana

louis roth

text:

Mamdouh Abdelkhalek

fata morgana

Egypt’s New Administrative Capital steeps itself longer in the country’s edificial tradition than many realize. Seemingly since time immemorial, the country’s rulers have looked towards construction to consolidate their power and immortalize their legacies. Inaugurated almost 2000 years apart, 14th century B.C. King Akhenaten’s City of Akhetaten and 20th century A.D. President Sadat’s 10th of Ramadan City stand today as portents of a foreboding future. Built on the promises of heretic kings who were ultimately foiled by chimeras of their own creation, both cities were erected in service of desert dreams, promising new havens for the country’s swarming citizenry. Decades on, Egypt’s newest urban development, currently under construction 50 kilometers east of Cairo, looks set to follow suit. Announced in 2015, the proposed new capital, propped up on vapid commendations for the continent’s tallest tower and largest cathedral, will rise as a bleak homage to the country’s rich history. As vows of the upcoming city’s majesty and modernism continue to flood the Egyptian mediascape, the country’s residents only grow more skeptical of the purported solar panel-lined rooftops of the New Administrative Capital. Boasting environmentally imprudent glass structures and an artificial green river - a tired tribute to the Nile - the folly of this megaproject is apparent in its far-fetched features. The development, tranched into disparate districts designed to silo Egyptian life by function, is lauded by its imagineers for its engineering brilliance; but the commercial arteries of this project still seem illfated as critique of its financing - and ultimately its purpose - continues to dilate. As it stands, the city is perceptible to Egyptians only through the prospective narrations of their military leaders or the provident projections of the project’s largest investors. In these fictive and virtual imaginations, the New Administrative capital is laden with lush avenues, streets sparsely populated by cars, and buildings preemptively dubbed ‘iconic’, a mirage for the Cairo-bound

London-based

focused on urban policy, innovation, and public value inthe SWANAregion

Egyptian. As billboards showcasing the opulence of an unrecognizable occidental life continue to multiply along the antiquated highways of its existing cities, Egypt’s political elite continue to weave their laurels in the sand; and with only a costly high-speed train fissuring the cottonmouthed from the gluttonous, the cracks in the country’s social infrastructure continue to grow. These juxtapositions are manifest in Roth’s prudent portrayal of the country’s latest ghost town to be and highlighted in his contrasting representation of callous landscapes and parabolic portraits. Through the utilization of natural light, he produces polished aesthetics akin to those used to market the New Administrative Capital, exercising a radical mimicry throughout the work. During his visits, he was as unfamiliar as the concrete and steel are to the dunes on which they lie, his presence among the towering structures indiscreet. Having gained unprecedented access to the half-built city, Roth navigated the inherent kindness and hospitality as well as the systematic exaltation of Western visitors (ueqdet al khawaga/عقدة الخواجة) embedded within Egyptian culture. After several failed attempts at obtaining a photography permit by government fiat, Roth eventually spent two nights detained by Egyptian authorities after exploring the vacant cityscape of Cairo’s heir presumptive disguised as a visiting architecture student or, at times, curious financier; the penance imposed by an increasingly paranoid state. His imagery captures the tension between the nation’s fears of embalming a rotten past and its hopes to build an emblematic future. Why do we build? And paramount to this, who do we build for? These are the questions the Egyptian gaovernment has historically failed to ask itself and the ones Roth beckons his audience to consider. Fata Morgana, like others before it, ultimately traverses a land that has witnessed Ozymandias-like figures in abundance, but whether this new venture serves the Egyptian people as an honorable heirloom or another colossal wreck remains to be seen.

fata morgana

Ägyptens „New Administrative Capital“ wurzelt tiefer in der Bautradition des Landes, als vielen bewusst ist. Scheinbar seit Urzeiten haben die Herrscher des Landes auf Bauwerke gesetzt, um ihre Stellung zu festigen und ihrVermächtnis zu verewigen. Die im Abstand von fast 2000 Jahren eingeweihte Stadt Echnatons aus dem 14. Jahrhundert v. Chr. und die Stadt des 10. Ramadan von Präsident Sadat aus dem 20. Jahrhundert n. Chr. stehen heute als Vorboten einer ungewissen Zukunft. Erbaut auf der Grundlage von Versprechungen ketzerischer Könige, die letztlich durch Schimären ihrer eigenen Schöpfung vereitelt wurden, wurden beide Städte im Dienste von Wüstenträumen errichtet und versprachen neue Zufluchtsorte für die wimmelnden Bürger des Landes. Jahrzehnte später sieht es so aus, als würde Ägyptens neueste Stadtentwicklung, die derzeit 50 Kilometer östlich von Kairo entsteht, diesem Beispiel folgen. Die 2015 angekündigte neue Hauptstadt, die mit dem höchsten Turm und der größten Kathedrale des Kontinents angepriesen wird, soll eine düstere Hommage an die reiche Geschichte des Landes werden. Während die ägyptischen Medien weiterhin von der Majestät und dem Modernismus der neuen Stadt schwärmen, werden die Einwohner des Landes immer skeptischer gegenüber den angeblich mit Solarzellen bestückten Dächern der neuen Verwaltungshauptstadt. Mit seinen umweltschädlichen Glasstrukturen und einem künstlichen grünen Fluss - einer müden Hommage an den Nil - zeigt sich die Torheit dieses Megaprojekts in seinen absurden Ausformungen. Das in verschiedene Bezirke aufgeteilte Projekt, das das ägyptische Leben nach Funktionen trennen soll, wird von seinen Erbauern für seine technische Brillanz gelobt, aber die kommerziellen Arterien dieses Projekts scheinen immer labil zu sein, da die Kritik an seiner Finanzierung - und letztlich an seinem Zweck - immer lauter wird. Derzeit ist die Stadt für die Ägypter nur durch die prospektiven Erzählungen ihrer militärischen Führer oder die vorausschauenden Projektionen der größten Investoren des Projekts wahrnehmbar. In diesen fiktiven und virtuellen Vorstellungen ist die neue Verwaltungshauptstadt mit üppigen Alleen, wenig befahrenen Straßen und Gebäuden, die vorsorglich als „ikonisch“ bezeichnet werden, eine Trugbild für die Ägypter, die nach Kairo reisen. Während sich die Reklametafeln, die

Mamdouh Abdelkhalek

In London ansässigerAutorund Forscher, dersich aufStadtpolitik, Innovation und ö entlicheWerte in derSWANA-Regionkonzentriert.

die Opulenz eines nicht wiederzuerkennenden abendländischen Lebens zeigen, entlang der veralteten Autobahnen der bestehenden Städte vervielfachen, fährt Ägyptens politische Elite fort, ihre Lorbeeren in den Sand zu flechten; und da nur ein teurer Hochgeschwindigkeitszug die Völler von den Durstigen trennt, wachsen die Risse in der sozialen Infrastruktur des Landes weiter. Diese Gegensätze zeigen sich in Roths umsichtiger Darstellung der jüngsten Geisterstadt des Landes und werden in seiner kontrastreichen Darstellung von gefühllosen Landschaften und allegorischen Portraits hervorgehoben. Durch die Ausschöpfung des natürlichen Lichts erzeugt er eine ausgefeilte Ästhetik, die derjenigen ähnelt, mit der die neue Verwaltungshauptstadt vermarktet wird, und übt somit im Gesamtwerk eine radikale Mimikry aus. Während seiner Besuche war er so fremd wie der Beton und der Stahl den Dünen, auf denen er liegt und seine Anwesenheit inmitten der hoch aufragenden Strukturen war indiskret. Roth, der einen beispiellosen Zugang zu der halb errichteten Stadt erhalten hatte, navigierte durch die der ägyptischen Kultur innewohnende Freundlichkeit und Gastfreundschaft sowie die systematische Überhöhung westlicher Besucher (ueqdet al khawaga/عقدة الخواجة). Nach mehreren gescheiterten Versuchen, eine Genehmigung zum Fotografieren zu erhalten, wurde Roth schließlich zwei Nächte lang von den ägyptischen Behörden festgehalten, nachdem er als Architekturstudent oder manchmal auch als neugieriger Finanzier getarnt die leere Stadtlandschaft von Kairos vermeintlichem Erben erkundet hatte; eine Strafe, die ein zunehmend paranoider Staat verhängt. Seine Bilderfangen die Spannung zwischen den Ängsten der Nation vor der Einbalsamierung einer verrotteten Vergangenheit und den Ho nungen auf den Aufbau einer symbolträchtigen Zukunft ein. Warum bauen wir? Und vor allem: Für wen bauen wir? Dies sind die Fragen, die sich die ägyptische Regierung in derVergangenheit nicht gestellt hat und die Roth seinem Publikum nahe legt. Fata Morgana durchquert schließlich, wie andere vor ihm, ein Land, das Ozymandias-ähnliche Figuren im Überfluss erlebt hat, aber ob dieses neue Projekt dem ägyptischen Volk als ehrenvolles Erbe oder als weiteres kolossales Wrack dient, wird sich zeigen.

Bewässerungsarbeiter

Irrigationworker (Workers checking the irrigation systems for leaks along the rose-lined streets of the New Administrative Capital.)

Skyline der New Administrative Capital

SkylineoftheNewAdministrativeCapital (As most residential units remain uninhabited, the burning lights show where constructions continue at night.)

R3 Wohnviertel

R3ResidentialDistrict (The first partially inhabited district comprising a gated section with single-family homes and a more loosely guarded area with apartment buildings.

Stadttor I

CitygateI (One of three gates to the new capital. The limited number of access roads allows the city to be fortified if necessary.)

Youssif

Youssif (Together with fellow students from elite universities, Youssif takes part in an international innovation fair in a luxury hotel.)

Treppen zur Masjid Misr

StepstotheMasjidMisr(The largest mosque in Africa with a capacity of 107,000 worshippers.)

Masjid Misr Modell

MasjidMisrModel (A glass model held inside a restricted part of the mosque.)

Central Business District

CentralBusinessDistrict (Backed by Chinese funding, over 30 skyscrapers are under construction, including the Iconic Tower, Africa‘s tallest tower.)

Marly-Mena-Platz

Marly-Menasquare (In the center of the Financial District.)

Wolkenkratzer im Rohbau

Skyscrapersunderconstruction (The dates for the completion of the first phase of the new capital are repeatedly postponed since the original date of 2020.)

Capital Diamond Tower - Rendering

CapitalDiamondTower-Rendering (The first phase of the project, initially set for completion in 2020, remains unfinished.)

Putzkräfte in einer Hotelanlage

Cleanersinahotelcomplex (The first and only hotel to have opened in the new capital as of 2023. Frequented by high-ranking military and government o cials, the hotel hosts flagship events designed to showcase the new capital to visitors.)

Arbeiter auf dem Heimweg

Workeronhiswayhome (Thousands of workers stream in and out of the new capital every day, sometimes commuting for several hours from neighboring towns and cities. Others often live in temporary accomodation for months at a time.)

Kühlanlage

Coolingstation (The screen on a building façade, installed during the initial construction phase. In a later visit, a slideshow of selfies of the builders, promotional videos, and pictures of the president in military salute is displayed.)

Büro eines Marmorladens

Marblestoreo ce (Marble slabs of all sizes are sold near an unfinished housing district. I was only able to speak to reception sta in my two visits.)

D05 Wohnturm

D05ResidentialTower(One of five similar towers in the Central Business District. D05 is set to be used as a hotel and residential building.)

Ministeriumsmitarbeiter

Ministryemployee (In the summer of 2023, the ministries were relocated to the new capital, forcing the first part of the city to come to life.)

Monorail Brücke I

MonorailbridgeI (Through the installation of a monorail train backed by chinese funding, the Egyptian government hopes to make the New Town more accessible and ultimately more attractive to investors.)

Regierungsviertel

GovernmentDistrict (The ministries [left] and the parliament [right] are oriented to accomodate the rise and fall of the sun. The Grand Mosque, the world‘s tallest flagpole, and the Presidential Palace are situated along the horizon.)

Sicherheitsposten

Securityguard (Access roads to the R3 district, where the first residents have trickled in, are guarded day and night.)

Wohnbezirk

Residentialdistrict (Downpayments on houses in the residential districts allow the government to continue financing the next phases of the project. These houses will likely remain uninhabitted until the city is fully built.)

PooleinesVorzeigehauses

Poolofashowcasehouse (In an otherwise half-built residential area stands a fully finished house with a pool, furnishings and artificial lawn, where the estate agents shoot advertising videos.)

In der Hotel-Moschee

Inthehotelmosque (In a hotel mosque, it is mainly employees who come to pray.)

Jessica

Jessica (Working as a model, Jessica was invited to the new capital for an event.)

Fenster im IconicTower

WindowintheIconicTower(The still hollow core of the Iconic Tower rises 394 meters above the dunes as the tallest building in Africa.)

Shisha Hookah (Some workers build their own water pipes from found materials.)

Monorail Brücke II

MonorailbridgeII (Construction work on the bridge continues at night to soon enable the transportation of 45,000 people per hour.)

InnerhalbderMasjidMisr

InsideMasjidMisr(One world record for the tallest pulpit and two more for the largest and the heaviest chandelier were broken when the mosque was opened in 2023.)

LagerfeuerimRohbau

Bonfireintheshell (In some of the residential districts, fires are lit by construction workers in the still empty concrete buildings at nightfall.)

AlTayeb

AlTayeb (A worker who lives with his colleagues in tents on the outskirts of the city and plants trees for the residential districts.)

Arbeiterzelt

Workerstent (One of the tents under a railroad bridge where Al Tayeb and his colleagues have been living and working for over two years.)

Zabaleen

Zabaleen (Zabaleen is the colloquial term for a group of people who recycle garbage and uno cially maintain the whole of Cairo. Even on the outskirts of the new city, rapidly accumulating waste is already being managed by incoming custodian families.)

Englische Universität

Englishuniversity (A model built by architecture students at one of six new international elite universities, some of which have already enrolled their first students.)

Wohnbezirk R06

ResidentialdistrictR06 (Like half of the New Administrative Capital Company ACUD, R06 is owned by the army.)

Stadttor II

CitygateII (The second of three city gates, which can grant or block access to the new capital via roads and railroad lines.)

Touristisches Ortsschild

Touristtownsign (Located in the Central Business District, the sign lights up at sunset together with the LED-studded skyscrapers, which perform light shows on their facades on special occasions.)

Louis Roth : fata morgana

Alle Bilder sind von 2023-2024 in der New Administrative Capital, Ägypten entstanden und existieren in einer Auflage von 9 + 1 AP Als Abschlussarbeit an der Ostkreuzschule für Fotografie, 18. Jahrgang, wurde die Arbeit von Ludwig Rauch betreut. Gefördert durch den Projektfonds der VG-Bildkunst. © Text: Mamdouh Abdelkhalek © Design: Leon Hofmann © Fotos: Louis Roth

Papier: Fedrigoni Symbol Tatami 150 gsm, Gesamtherstellung: Thomas Dehne Buchproduktion Printed in Germany

Dank an: Pia, meine Familie, meine Freunde und den Freund, durch den jede Reise zu einem herzhaften Wiedersehen wurde. / 100

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