Les Nouveaux Riches 1. Ausgabe »L‘AMOUR HATSCHER«

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Zeitgenössische Kunst und Kultur

››L‘AMOUR HATSCHER‹‹

Kostenfrei

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Vorwort | 05

LIEBES INDIVIDUUM, die erste Ausgabe »L‘AMOUR HATSCHER« von Les Nouveaux Riches widmet sich der zeitgenössischen Kunst- und Kulturszene in Wien. »Die Freiheit der Kunst« (Art 17a StGG) als Grundrecht in der österreichischen Bundesverfassung nehmen wir wörtlich und bieten Künstler*Innen, Galerien und kulturellen Themen eine Plattform. Les Nouveaux Riches richtet sich an eine weltoffene Generation, die global und nachhaltig denkt und arbeitet – eine Generation, die ambitioniert ist, Reichtum neu zu definieren. Wir alle sind reich! Reich an Ideen, Freunden, Liebe und dem Willen etwas zu schaffen. LNR lebt den Freiheitsgedanken. Genau aus diesem Grund haben wir uns entschieden, dass man die Ausgabe nicht käuflich erwerben kann. Du

Wir alle sind reich! Reich an Ideen, Freunden, Liebe und dem Willen etwas zu schaffen.

findest diese Ausgabe in ausgewählten Kaffeehäusern, Galerien, Museen und Geschäften. Was macht den Charakter einer Stadt aus? Der Wiener Charme wird seit jeher durch die innige Beziehung zur Kunst und Kultur geprägt. Jeder Mensch in dieser Stadt trägt seinen Teil zu dieser Romanze bei und macht Wien damit zu etwas ganz Besonderem. Alles Liebe Daniel, Katharina, Merlin und Team

Pýtate sa, prečo práve LES NOUVEAUX RICHES? LNR predstavuje kozmopolitnú generáciu, ktorá rozmýšľa a pracuje globálne a na princípoch zachovania ekologickej rovnováhy. Pre nás všetkých stojí v popredí spoločná slobodná myšlienka. Sme bohatí! Bohatí nápadmi, priateľmi, láskou a vôľou niečo vytvoriť.

06 Wien 10 Improper Walls Art Gallery 11 Iko Art Space 12 Nana Mandl 14 Alfred Rottensteiner 16 David Leitner 18 Kris Kind 20 Wolfgang Fürst 24 Clara Khevenhüller 26 Julian Epok 28 Ben Reyer 30 Franzine Maria 38 Ansichtssache 44 Modami 51 Kultur Herausgeber: Les Nouveaux Riches Verein zur Förderung von zeitgenössischer Kunst und Kultur Grafikdesign & Produktion: Daniel Lichterwaldt, Katharina Herzog, Linus Merlin Resch Redaktion & MitarbeiterInnen: Daniel Lichterwaldt, Katharina Herzog, Linus Merlin Resch + Team: Arabella, Heidi, Michaela, Sarah, Shejla, Vanessa, Patryk, Philip, Pierre Models: Lena Heuer (Tempo Modelmanagement), Sarah Walder (Tempo Modelmanagement), Ellena, Selene Cover Model: Laura Mayrhuber (Tempo Modelmanagement) Kontakt: www.les-nouveaux-riches.com mail@les-nouveaux-riches.com lesnouveauxriches.mag April 2019, Gedruckt in Europa


06

| Wien

Les Nouveaux Riches

Text: Daniel Lichterwaldt

Das Wien Spezial


Wien | 07

Kreitnergasse, 1160 Wien

PRACHTVOLL & BÜRGERLICH

Schottenfeldgasse, 1070 Wien

Fotos: Daniel Lichterwaldt

Wien pulsiert, eine Metropole der Gegensätze, prachtvoll und bürgerlich, hipp und konservativ – eine Stadt, die mein Herz im Sturm erobert hat und die mich immer wieder aufs Neue fasziniert. Auf der Suche nach innerer Ruhe und Abstand vom Trubel der innerstädtischen Hektik lass ich mich treiben, fahr mit der Straßenbahn ziellos quer durch den Großstadtdschungel und finde mich in den unterschiedlichsten Winkeln der Stadt wieder. Ich genieße das Unbekannte, gebe mich meinen Gedanken hin, darf naiv sein und sehe das Leben aus einer anderen Perspektive. Eine Perspektive, die besonders ist und Kleinigkeiten Wert gibt, die es sonst oft nicht schaffen, beachtet zu werden. Genau diese

Momente sind es, die ich versuche mit meiner Kamera festzuhalten.

Зачастую, для того чтобы привести свои мысли в порядок, скрыться от суматохи и обрести покой, я просто сажусь в трамвай. Выйду, где подскажет сердце, лучше всего там - где никогда раньше не был. Я наслаждаюсь моментом внутреннего спокойствия, чтобы открыть для себя новое. Обычно, именно такие наивные мгновения остаются в моей памяти.остаются в моей памяти.


Sebastian-Kohl-Gasse, 1210 Wien

08 | Wien

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial


Maria-Theresien-Platz, 1010 Wien


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| Galerien

Text: Katharina Herzog

IMPROPER WALLS ART GALLERY Dezember 2014 – Träume, die Liebe zur Kunst, eine spontane Entscheid ung und der Wille, Neues zu schaffen. Das beschreibt die Entstehung der Improper Walls Art Galler y treffend. Wir haben mit Ale, Jus tina und Urte die letzten Jahre Revue passier en lassen. Welche Ziele hattet ihr bei der Gr ündung? Urte: Wir wollten einen Raum schaffen, wo man ger n hingeht, sich wo hlfühlt und austauscht. Was sind eure Kraftquellen? Justina: Es sind die Personen, die uns täglich begegnen und mit denen wir zus ammenarbeiten. Unsere gemeinsame Vision ist nur so stark wie die Personen, die uns unterstützen. Wir lieben das, was wir tun und schätzen konstru ktives Feedback.

stolz? Was macht euch besonders , den Werdegang ens imm uns t Justina: Es freu * zu dürfen, die bei jener Künstler Innen verfolgen hatten. Beobachuns ihre erste Einzelausstellung h sie sich entwiten zu können wie unterschiedlic rem spannend. ext ist ckeln und erfolgreich werden ne für 2019? Habt ihr schon konkrete Plä hin werden Ale: Viele coole Sachen! Weiter veranstalten und wir regelmäßig Ausstellungen ammenarbeiten. mit anderen Kollektiven eng zus tmals AusstelGastkuratoren werden heuer ers nt wie andere pan lungen kuratieren. Wir sind ges den. wer en Personen unsere Galerie gestalt Adresse und Kontakt: Reindorfgasse 42, 1150 Wien www.improperwalls.com

a - tai vieIMPROPER WALLS galerij s laisvė, ško ta, kurioje dominuoja savirai aži sup ndinti su draugystė, noras dalintis ir lat juo domisi, menu ne tik tuos, kurie nuo jokus, kurie bet ir visiškus šios srities nau as, dalyvauja užsuka į mūsų jaukias parod ose projektuose. workshop'uose ir socialiniu

Welche Rolle spielt die Kunst in der Gesellschaft? Ver mittelt Kunst Erk enntnisse? Ale: Das ganze Leben dreht sich um die Kunst. Sie ist subjektiv und vielfältig. Die Sprache der Kunst ermöglicht uns zu fühlen , zu hören, zu sprechen und zu reflektieren – einfach ganzheitlich zu werden. Wie hat sich eure Gr undidee in den letzten Jahren entwickelt? Urte: Wir wurden zu einer gro ßen Familie, die bis jetzt schon viel gemein sam erlebt hat und erreichen konnte. Glücklich erweise befinden wir uns andauernd in einem progressiven Prozess. Wir schaffen eine Co mmunity mit absolut tollen Persönlichkeiten .

Les Nouveaux Riches

Foto: Daniel Lichterwaldt

Das Wien Spezial


Text: Linus Merlin Resch

Galerien | 11

Foto: Dominik Schloffer

IKO ART SPACE

Erekle Tsintsadze, auch Iko genannt, kam vor 17 Jahren aus Georgien nach Österreich. Angesichts seines damals bereits weltweit aufgebauten Netzwerkes und durch Zufälle kam er letztendlich zum Kunsthandel. Ermutigt von seinem Freundeskreis und

In den Kellern von Wien gibt es noch eine Vielzahl unentdeckter Kunst, die ich ans Tageslicht bringen möchte.

seiner Liebe zu verborgenen Kunstschätzen gründete er im Herbst 2018 den IKO ART SPACE in der Piaristengasse. Rasch etablierte sich die Galerie zu einer wesentlichen Drehscheibe in der Wiener Kunstszene. Seinen Fokus legt der Galerist und Kunsthändler auf verborgene »Rohdiamanten«, die es laut Iko zur Genüge gibt. Mit der Präsentation von zeitgenössischen Werken bringt Erekle Tsintsadze Kunstschaffende und Kunstinteressierte an einem Ort zusammen. Adresse und Kontakt: Piaristengasse 17-18a, 1080 Wien www.iko-art.com

IKO ART SPACE ვენაში სხვადასხვა კურატორებსა და ხელოვნების ინდუსტრიის პროფესიონალებთან თანამშრომლობს . ჩვენს სივრცეში გამოფენილი ნამუშევრები ჩვენი მთავარ ფოკუსია. ჩვენ ვცდილობთ ხარისხიანი პროდუქცია გავაცნოთ ახალ აუდიტორიებს ისევე როგორც თქვენ .... ახალგაზრდა პროფესიონალებს ,სტუდენტებს და ენტრეპრენიორებს - მილენიალებს. ჩვენი მიზანია ვიყოთ ღია და განსხვავებული პლათფორმა არტისტებისთვის.


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| Kunst

Les Nouveaux Riches

Fotos: Nana Mandl

Das Wien Spezial


Kunst | 13

Text: Katharina Herzog

ES GIBT KEINE KLARE TRENNUNG Aufgewachsen ist Nana Mandl in London und Graz. Nach ihrem Schulabschluss in Österreich begann sie ihr Studium an der Angewandten. Anfänglich wollte sie nie in Wien bleiben und musste auch immer wieder verreisen, um zu begreifen, welch eine enorme Lebensqualität diese Stadt zu bieten hat. Wie bist du zur Kunst gekommen? Hast du dich schon immer damit beschäftigt? Kreativität begleitet mich schon mein Leben lang. Meine Mutter hat mir als knapp Zweijährige zur Beruhigung einen Stift in die Hand gedrückt und seitdem habe ich nie wieder aufgehört zu zeichnen. Ich muss gestehen, ich hatte abseits vom Künstlerin sein auch nie wirklich andere Berufsvorstellungen. Wie hat es sich ergeben, dass du Collagen machst? Wie sieht der Prozess dahinter genau aus? Ich habe angefangen hauptsächlich digitale Collagen als Skizzen für meine Malereien zu machen, bis ich realisiert habe, dass mich diese Collagen eigentlich viel mehr interessieren und ich sie auch irgendwie haptisch erfahren wollte. So habe ich angefangen mit Digitaldruck auf diversen Textilien zu experimentieren. Wirklich spannend wird für mich aber erst die Kombinati-

on aus unterschiedlichen Techniken in einem Werk. Also wenn zum Beispiel Papier, Digitaldruck, Zeichnung und Stickerei aufeinandertreffen. Du bist nicht nur Malerin, sondern auch Performance-Künstlerin? Ich sehe mich nicht ausschließlich als Malerin. Kunst beinhaltet für mich einfach alles. Gerade in der heutigen Zeit ist es undenkbar, dass ich mich nur auf ein Medium reduziere. Performance kann etwas ganz anderes als

Meine Mutter hat mir als knapp Zweijährige zur Beruhigung einen Stift in die Hand gedrückt. Malerei, Mode wiederum etwas anderes als Skulptur, Zeichnung etwas anderes als Installation. Interessant ist es, wenn sich alle Ebenen vermischen und es keine klare Trennung gibt. Erzähl mir von deinen Zielen und Visionen. Wo siehst du dich in den nächsten Jahren? Ich möchte vor allem weiter in Kollaboration arbeiten, um größere

Projekte umsetzen zu können. Es gibt einige Techniken, die ich noch ausprobieren möchte. Ich will auch mehr in Richtung Performance und Installation machen. Meinen Arbeits- und Lebensraum langsam mehr in Naturnähe zu verlagern, wäre großartig! Gibt es derzeit die Möglichkeit deine Werke zu bewundern? Ja, aktuell läuft bis Juni im 21er Haus die Ausstellung »Über das Neue«, wo ich eine Position zeige. Ich arbeite auch gerade an einem Katalog der im Herbst erscheinen wird. Nenne uns drei aufstrebende weibliche österreichische Künstlerinnen. Ich bin ein großer Fan von Verena Dengler, Sarah Sternat und neuerdings auch Christiane Pescheks Arbeiten. www.nanamandl.com

Kreatywność jest już od zawsze znaczną częśćiom mojego żyćia. Mając tylko dwa latka, moja matka dawała mi kredki żebym sie uspokoiła. Od tego czasu, nigdy nie przestałam rysować.


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| Kunst

Text: Michaela Scheriau

Foto: Christoph Liebentritt

DIE RICHTIGE BALANCE FINDEN Alfred Rottensteiner studiert Malerei an der Akademie der bildenden Künste bei Daniel Richter und am Institut für das künstlerische Lehramt IKL bei Jakob Lena Knebl. Seine Werke, geprägt durch die Vielfalt künstlerischer Ausdrucksformen und Techniken, stehen durch ein Zusammenspiel von durchdachter Perfektion und wilder Spontanität stets im Gegensatz zueinander. Wie beschreibst du deine Kunst? Konzeptioneller Expressionismus und Rational Painting – zwischen diesen beiden Polen versuche ich eine Balance herzustellen. Welcher Herausforderung stellst du dich, wenn du vor einer leeren Leinwand stehst? Meine Bilder sind meist konstruiert. Vor dem Auftragen der Acrylfarben liebe ich es, alles fein säuberlich abzukleben. Ich habe einen Fetisch für den Geruch von Acrylfarben entwickelt. Dann gibt es neben der Ordnung auch noch den Trieb der Zerstörung – eine Ambivalenz, die stets in meiner Kunst wiederkehrt.

offen für Dinge, die im Prozess des Schaffens unwillkürlich passieren. Woran denkst du vorm Einschlafen? Ganz oft denke ich daran, dass auch ich den Zeitpunkt erfahren werde, wenn alles hier auf Erden vorbei sein wird. Ein Moment, von dem wir alle nicht wissen, wie es dann weitergeht. Was kann man aus der Kunst lernen? Ich kann Menschen motivieren, sich mit Kunst auseinanderzusetzen, aber was sie schlussendlich daraus machen, möchte ich keinesfalls beeinflussen, da jeder ein schöpferisches Individuum ist. Außerdem will ich niemanden zwingen, überhaupt etwas zu lernen. Du unterrichtest Kunst an einer Schule in Wien. Wie sieht der Arbeitsprozess dort aus? Ich habe Glück, dass Kunst dort einen hohen Stellenwert hat. Gemeinsam mit Schülern habe ich an der Schule ein Atelier gestaltet und durch das bewusste Mitgestalten des Raumes, haben sie das Atelier lieben gelernt. Ebenso lasse ich ihnen beim Malen jede Freiheit. Auch Fehler zu machen gehört dazu.

Wie beginnst du deine Arbeit? Alles beginnt mit einer Idee. Dann lasse ich mich intuitiv leiten und bin

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial

Wenn dich ein 6-jähriges Kind fragt, ob es den Osterhasen gibt, was würdest du darauf antworten? Jetzt muss ich an meinen Neffen und meine Nichte denken. Ganz bestimmt würde ich mich mit ihnen auf Spurensuche begeben. Was erwartet uns noch in diesem Jahr? Mit meiner Künstler-Kollegin Nina Geschl habe ich den Verein »Frei Kunst Kultur« gegründet. Unser Ziel ist es, regelmäßig Gruppenausstellungen zu organisieren. www.alfredrottensteiner.com

Kuruluştan yıkılışa. Karşıtlıklarıyla daima sanatımda birleşen iki içgüdü. Önceleri, resimler başkaldırıp benimle iletişime geçer, bana yeni şeyler gösterirlerdi. Zamanla daha sakinleştim, resimlerimi belirli bir mesafeden inceliyorum ve ne kadar yakın olduklarını, ama aynı zamanda, ne kadar da uzak olduklarını fark ediyorum. Bu benim sanatıma da yansıyor.


www.liebentritt.at


16 | Kunst

Les Nouveaux Riches

Fotos: Stefan Lozar

Das Wien Spezial


Kunst | 17

Text: Katharina Herzog

ZWISCHEN WELTEN David Leitner, ein junger aufstrebender visueller Künstler aus Graz. Er macht unter anderem mit seinen in Österreich und im Ausland bemalten großformatigen Fassaden auf sich aufmerksam. Inspirationsquelle holt sich David, der zurzeit in Wien lebt, auf Reisen. Wie würdest du dich und deinen Stil beschreiben? Groß, klein, innen, außen, schwarzweiß und bunt. Gegensätze und gesellschaftlich relevante Themen interessieren mich. Zur Zeit sind meine Arbeiten sehr form- und linienorientiert. Der Grund für meine momentane »schwarz-weiße Periode« ist, dass ich mich dadurch mehr auf Konzept, Form und Komposition konzentrieren kann. Wann ist deine effektivste Schaffenszeit? Eher am Abend. Ich versuche einen normalen Rhythmus zu leben und tagsüber zu arbeiten, auch deshalb weil viele Leute in meinem Umfeld einen »konventionellen« Arbeitsalltag haben. Eigentlich bin ich aber von 20-23 Uhr am produktivsten. Morgenmensch bin ich auf jeden Fall keiner. Planst du deine Bilder oder bist du da eher intuitiv? Bei Ausstellungen passe ich die Bildformate an die Räumlichkeiten an. Ich mache kleinformatige Skizzen und übertrage sie auf Leinwände. Einerseits

mag ich es zu planen, was auch gerade bei der Arbeit im öffentlichen Raum unumgänglich ist, andererseits finde ich es auch sehr spannend expressiv und spontan zu arbeiten. Manche Bilder entstehen eher wie ein Gedicht. Sie fließen aus mir heraus, ohne dass ich viel darüber nachdenken muss. Eine sehr romantische Vorstellung. Du bewegst dich künstlerisch oft zwischen Malerei und Street Art. Wie hat sich das entwickelt? Ich kenne Künstler, die behaupten, dass sie nur für sich selbst malen. Ich nicht. Ich will Menschen meine Arbeiten zeigen und sie somit zum Nachdenken bringen. Aus diesem Grund interessiert mich Kunst im öffentlichen Raum. Wenn man mehrere Tage an einer Wand arbeitet, kommen immer viele Leute vorbei und es entsteht ein Dialog. Diese Interaktion vor Ort ist spannend, vor allem wenn man in Ländern mit anderen Kulturen malt, wie zuletzt in Indien, wo sich auch Kühe in den Diskurs einbringen konnten. Was hältst du von Wien als Kunstmetropole? Wien hat Vor- und Nachteile, so wie jede Stadt. Was die populären und gut funktionierenden Galerien zeigen, sehe ich kritisch. Oft sind es die Altbekannten, die schon lange etabliert sind, mit denen man leicht Geld verdienen kann. Man muss aber auch sagen, dass die, im Vergleich zu anderen Groß-

städten, billigen Wiener Mieten, die Existenz von »Artist run Space's« und unkonventionellen Ansätzen ermöglichen. Jungen Künstlerlnnen wird dort die Chance gegeben ohne Verkaufszwang zu experimentieren. Geld sollte ohnehin nicht im Fokus der Kunst stehen und auch nicht der Antrieb sein. Was hast du demnächst geplant? Ende Juni wird es eine Einzelausstellung von mir in der Kulturdrogerie geben, die sich mit dem Thema Müll auseinander setzt. In den letzten Jahren war ich viel unterwegs - Los Angeles, Shanghai, Lhasa, Vilnius. Was all diese Orte vereint ist Müll. Er sieht nicht nur überall gleich aus, er nimmt auch viel Raum in der Öffentlichkeit ein, ist ein großes Problem und bleibt eigentlich komplett unbeachtet. www.davidleitner.at

Ο Δαβίδ Λάιτνερ ένας νεαρός καλλιτέχνης και εικονογράφος από το Γκρατς, αποσπάει το ενδιαφέρον μας, μεταξύ άλλων, με την ζωγραφική και τοιχογραφίες μεγάλων διαστάσεων, όχι μόνο στην Αυστρία αλλά και στο εξωτερικό. Ο Δαβίδ Λάιτνερ, ο οποίος ζει σήμερα στη Βιέννη, εμπνέεται από τα διεθνή ταξίδια.


18 | Kunst

Text: Daniel Lichterwaldt

Alles im Leben dreht sich um Sex. Jede andere Handlung ist ausnahmslos eine Ersatzhandlung.

KRIS KIND

Les Nouveaux Riches

Kris Kind ist Konzeptkßnstler. Der Bruch mit Konventionen ist ein zentrales Thema in seinen Werken. Mit den Augen eines Kindes lässt Kris Kind manipulierte Wirklichkeiten aus Medien, Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Werbung und Religion aufeinanderprallen.

Das Wien Spezial


Kunst | 19

Fotos: Daniel Lichterwaldt

Name: Kris Kind Wohnort: Wien Kunstrichtung: Konzeptkunst Zitat des Tages: Alles, was wir machen, sind größtenteils Ersatzhandlungen Lieblingswort: Ficken. Eine wiederkehrende Thematik in meiner Kunst Aktuelles Projekt: Blockchain Technologie Kraftquellen: Mein Happy Place Botschaften: Gesellschaftskritik Manipulation ist die Wahrheit, die nicht existiert Zukunft: Künstliche Intelligenz – der Mensch stirbt langsam aber sicher aus Kunst: Bereichert unsere Gesellschaft 4 Uhr Morgens: Ist bei mir früher Abend

คริส คิน เป็นนักปราชญ์ท่านหนึ่ง หัวข้อ หลักในงานของเขาคือ การหยุดยั้งประเพณี เดิมๆที่ทำ�ต่อๆกันมา โดยใช้มุมมองของเด็กใน การโน้มน้าว เปลี่ยนแปลงความเป็นจริง จาก สื่อ การเมือง สังคม เศรษฐกิจ โฆษณา และ ศาสนา


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| Kunst

Text: Katharina Herzog

ZURÜCK IM KUNSTLICHT Wolfgang Fürst studierte 1980 Mediendesign an der Universität für angewandte Kunst in Wien. In Peter Weibel, dem damaligen Leiter der Klasse, hatte er seinen Mentor gefunden. Schnell bekundeten GaleristInnen, wie Grita Insam (Modern Art Galerie) und Thaddaeus Ropac Interesse und machten die ersten Werke durch Ausstellungen und Beteiligung an der Art Basel und Art Chicago einem breiten Publikum zugänglich. Gemeinsam mit Leo Schatzl, einem Künstlerkollegen, realisierte Wolfgang Fürst unter anderem eine spektakuläre Videoinstallation im Museum Ludwig in Köln. Doch dabei blieb es nicht. Durch die Liebe zu einer Kuratorin verlagerte sich Fürsts Lebensmittelpunkt von Wien nach Köln, wo er bei den Werbeagenturen Team BBDO und Ogilvy & Mather Fuß fasste. Nun lebt und arbeitet der Künstler wieder in Wien.

Ich hatte immer ein Zimmer, wo ich Kunst gemacht habe. Ich war nur nicht in der Öffentlichkeit. Les Nouveaux Riches

Was bedeutet Wien für dich? Wien ist eine großartige Stadt. Um Wien verlassen zu wollen, muss man wirklich schwerwiegende Beweggründe haben, so wie in meinem Fall die Liebe. Wien ist in vielerlei Hinsicht attraktiv - kulturell wie auch gesellschaftlich gesehen. Hier ist alles möglich. Welche besonderen Ereignisse der letzten Zeit verknüpfst du mit Wien? Die gesamte Zeit mit Erekle Tsintsadze, auch Iko genannt - ein junger Rebell der Wiener Galerie-Szene. Ich war künstlerisch nie untätig, habe aber meine Arbeiten oft nicht der breiten Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Er bot mir die Möglichkeit, mich und meine Kunstwerke zu präsentieren. Er ist quasi mein Ventil nach außen. Welche Menschen und Stilrichtungen haben dich und deine Kunst beeinflusst? Peter Weibel hat mich in jungen Jahren mit seinen Denkanstößen oft inspiriert und mir den Zugang zur geistigen Welt eröffnet. Durch mein Heranwachsen in konservativen Kreisen kannte ich diese Seite nicht und schätzte sie deswegen umso mehr. Natürlich haben auch die alten Meister des Surrealismus sowie die deutschen Künstler Walter Dahn,

Das Wien Spezial

Gerhard Richter und Joseph Beuys mein Denken maßgeblich beeinflusst. Wie sieht deine kreative Vorgehensweise aus? Der Hauptteil meiner Arbeiten ist ein strukturierter Ablauf, den ich für mich gefunden habe. Ich habe einen Riesenfundus an Zeichnungen und Skizzen, die ich auf eine große Leinwand bringe. Der Zufall entsteht im Tun. So habe ich eigene Werkzeuge entwickelt, um Tusche auf großes Format zu bringen. Etwas Derartiges gab es bis jetzt noch nicht. Was machst du, wenn du merkst, dass dich der innere Schweinehund blockiert und dein Schaffen beeinträchtigt? Der Arbeitsprozess kann sehr durchwachsen und spannend sein. Die Unzufriedenheit ist da ein ständiger Wegbegleiter. Beim Arbeiten entstehen eben Fehler. Fehler, die frustrieren, aber auch neue Zugänge schaffen. Stillstand und Unzufriedenheit sind wichtige Aspekte bei der Entwicklung eines Kunstwerkes. Selbstreflektion führt dazu, dass man Vertrauen in das eigene Schaffen gewinnt. Sie ist somit eine natürliche Bremse, um Energie


Fotos: Daniel Lichterwaldt

zu sammeln. So betrachte ich Fehler als schöne Zufälle, aus denen etwas entstehen kann. Wie würdest du eigentlich deinen Stil beschreiben? Ich chiffriere heikle Themen, die erst auf den zweiten Blick ersichtlich werden. Dabei will ich mich aber nicht nur einem einzigen Stil zuordnen, da mich diese Kategorisierung persönlich und künstlerisch einschränken würde. Aber allem liegt das Thema verschlüsselte Erotik zu Grunde. Ende Juni 2019 bist du auf der ART Bodensee, einer renommierten Kunstmesse im Länderdreieck Deutschland, Schweiz, Österreich (DACH). Was können wir erwarten? Es werden drei groß- und drei mittelformatige Arbeiten präsentiert. Inhaltlich werde ich mich darauf konzentrieren neue Motive zu erarbeiten und die Verschlüsselung der Linienbilder weiterentwickeln. www.wolfgangfuerst.com

A story which narrates the early exit and late come back of Wolfgang Fürst into the world of art. It contains the invitation from museum Ludwig in Köln, a video installation with his dear friend Leo Schatzl. Due to his love to a gallery owner Wolfgang remained in Köln and worked as a graphic designer for different wellknown advertising agencies. In the background he continued creating art. Until one day Fürst coincidentally met a rebel from inside the art szene, Iko. That was exactly a year ago.

Kunst | 21


Wolfgang Fürst »Orgy« 2018, Tusche auf Leinwand, 160 x 110 cm, Privatsammlung




Text: Linus Merlin Resch

Kunst | 25

Foto: Daniel Lichterwaldt

DAS GEFÜHL VON PURER FREIHEIT Clara Khevenhüller wurde in Madrid geboren. Das Heranwachsen inmitten verschiedenster Kulturen hat sie maßstäblich geprägt. Nach ihrer Matura in Österreich hat sie an der École Parsons à Paris studiert und ist letztendlich mit 28 Jahren in Wien angekommen. Das Erlebte spiegelt sich auch in der Vielfalt ihrer Werke wider. Als Künstlerin arbeitet Clara Khevenhüller mit verschiedensten Medien, wobei die zwischenmenschliche Beziehung häufig eine signifikante Rolle spielt. Dies stellt sie oftmals figurativ dar. Du hast einen Teil deiner Kindheit in Hong Kong verbracht. Welche Erinnerungen sind dir geblieben? Hong Kong war damals sehr international. Meine Schulfreunde hatten alle europäische Wurzeln und man lebte das englische System. Wir führten ein privilegiertes Leben in unserer eigenen Blase. Welches Projekt ist dir besonders in Erinnerung geblieben? Es war mein Abschlussprojekt an der Universität in Paris. Zu Beginn vom letzten Semester erfuhr ich, dass eine sehr gute Bekannte im Alter von 21 Jahre an Krebs gestorben ist. Im Sommer habe ich sie zwar noch porträtiert, aber ich habe nie daran

gedacht, dass sie bald sterben könnte. Deshalb habe ich mich nie richtig von ihr verabschieden können. So entstand das Umarmungsprojekt »Liminality«. Ich wollte einen physischen und mentalen Schwellenzustand darstellen. Die Thematik des Zwischenraumes spiegelt sich wiederholt in meiner Kunst wider.

Du bist da und alles um dich ist anders, aber im Endeffekt sind wir alle gleich. Wie geht man damit um? Wie würdest du einen Tag in absoluter Finsternis verbringen? Zuerst würde ich vollkommen panisch reagieren. Wenn sich dann die Angst legt, würde ich versuchen meine anderen Sinne zu stärken. Erst nach einer Weile würde ich das Gefühl von Freiheit genießen und zu träumen beginnen. Wie lange hast du gebraucht, um dich in Wien einzuleben? Ich habe die Stadt schnell in mein Herz geschlossen, da mir das Ur-Wienerische immer imponiert hat.

In welchen Bars bist du gerne? Ich verbringe meine Zeit im Café Satchmo, im Moped oder im Café Malipop. Was sind deine aktuellen Projekte? Mit der Kunstberaterin und Kulturmanagerin Ema Kaiser-Brandstätter, sowie der Journalistin und Autorin Nicole Adler arbeiten wir an einer Ausstellung für September. www.clarakhevenhueller.com

Una de las experiencias mas bonitas fue una performance en Montmartre organizada por el Palais de Tokyo hace tres años. La actuación tuvo lugar en la residencia de artistas, que esta constituda por varios alojamientos y un amplio jardín, y comenzó a las cuatro de la mañana en acorde con la luz lunar y del amanecer. Un guía nos acompañó de estación en estación durante todo el acontecimiento, presentando cada artista según la etapa. La acutación acabó con un amanecer radiante, dejando en mi un recuerdo de la obra comparable a un sueño.


JULIAN EPOK − FRÜHE PINSE VITA − 19. BEZIRK − FRESKEN WOLFSBRUT − GEGENSÄTZE TRÄNEN − TR MARTINI − WE TER CULTURE MACHT − AIN IT BUT TO DO TION − HARMO − HITZE − SPÄT GUNG − LIEBE KÖRPERFLÜSSI − SCHLAFLOSIGKEIT − STAUB NER BLUT − PFINGSTROSE BIKINIS − EINSAMKEIT − SÜSS


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| Kunst

Text: Daniel Lichterwaldt

KĂœNSTLER,

WIE

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial


Kunst | 29

Foto: Daniel Lichterwaldt

IST

EIN BERUF

JEDER ANDERE. Ben Reyer wurde 1985 in Wien geboren, wuchs aber in einem Vorort von Los Angeles auf. Durch seine Mutter, Cordula Reyer, war die Kunst, speziell die Modefotografie, seit seinen Kindertagen immer präsent. Allerdings entdeckte Ben seine Leidenschaft für Collagen erst nach Abschluss des Geographie Studiums. Mit den Jahren entwickelte er seinen eigenen Stil und weist unter anderem auf die Problematik von Macht, Geld und Sex in der Gesellschaft hin.

Die Bildbände, die meine Mutter von verschiedensten Fotografen sammelte, waren wie meine Kinderbücher.

Mit 25 Jahren zog er zu seinem Vater nach Wien. Bereits seine erste Ausstellung in einem Offspace war ein Erfolg. Erzähl mir von deiner allerersten Collage. Es ist ein Mickey Mouse Poster, das ich mit Bildern aus alten Erotikzeitschriften verschönert haben. Welcher Stil hat dich beeinflusst? Es war die Skateboard- und HipHop-Szene in Amerika. Mich hat die Vielfalt und die Idee dahinter, Dinge zu vermischen, begeistert. Wie stehst du zum Kunstmarkt? Man darf sich vom Kunstmarkt nicht zu sehr einschüchtern lassen. KünstlerIn zu sein, ist ein Beruf wie jeder andere. Einfach nur Kunst zu machen, ist für mich das Schönste. Außerdem ist es ein tolles Gefühl, wenn

man nach einer Ausstellung seine Bilder verkauft. Auch das motiviert. Was sind deine nächsten Schritte? Mehr als drei Monate plane ich nicht voraus. Ich habe ein Vertrauen in mich selbst gewonnen und bin stets zuversichtlich. Mein Ziel ist es, mit meiner Kunst noch mehr Leute auch außerhalb von Galerien zu erreichen. www.benreyer.com

Ben reyer est né en 1985 à Vienne il a ensuite grandi dans une banlieue à Los Angeles, en Californie. Grâce à sa mère, Cordula Reyer, l’art et surtout la photographie éditoriale sont présents depuis son enfance.





Text: Katharina Herzog

Fotografie | 33

Fotos: Franzine Maria

DIE MACHT DER SELBSTDARSTELLUNG Franzine Maria ist eine Künstlerin, die soziale Medien als Plattform für ihre Kreativität und den Prozess der Findung der eigenen Identität nutzt. Als Ausgangspunkt dieser Inszenierung diente die Art Performance »NOT A PIECE OF MEAT« im vergangenen Jahr. Sie hinterfragte die Existenz des sozial normierten Geschlechtes, in dem sie sich mit entblößtem Torso an einem öffentlichen Platz stellte. Wer steckt hinter der Inszenierung? Die Inszenierung ist Teil meines kreativen Prozesses und der Selbstfindung, in welchem ich mein Inneres nach außen kehre. In meinem derzeitig recht konservativen Umfeld, in welchem meine künstlerische Identität missverstanden wird, sah ich mich gezwungen, viel

Ich fotografiere mich selbst – eine Art Kampf zwischen externen Einf lüssen und der inneren Gefühlswelt.

Zeit in Einsamkeit zu verbringen. Ich erfuhr hierbei eine Art Entfremdung der Umgebung und fokussierte mich mehr und mehr auf mein Inneres und meine Identität. Man führt eine Art Kampf zwischen externen Einflüssen und der inneren Gefühlswelt. Welche Themen interessieren dich am meisten? Die Themen, die mich während meines Prozesses bis dato am meisten beschäftigten, waren die der vorbestimmten Rollenbilder und in welchem Kontext ich mich dazu sehe. Dazu zählt zum Einen, wie meine Weiblichkeit in einer übersexualisierten Welt bewertet wird. Ich verwende hierbei meinen Körper als Medium, um diese gesellschaftliche Haltung zu kritisieren und neue Denkweisen zu provozieren. So sozialisiert zu werden, dass man eine gewisse Schönheit übermitteln soll, führt dazu, sich selbst und auch andere nur mehr als Schale wahrzunehmen. Diese Oberflächlichkeiten gilt es meiner Meinung nach zu überwinden. Zum Anderen war ein weiterer wichtiger Aspekt die Auseinandersetzung wie stark man durch sein Umfeld beeinflusst wird, beziehungsweise das Bewusstsein zu haben, dass dieses nicht mit den

eigenen Werten konform geht. Wie bereits erwähnt, erfuhr ich durch meine derzeitige Lage eine Entfremdung, die bis zur Isolation führte. Paradoxerweise führte mich genau diese Erfahrung dazu, mich mit mir selbst auseinander zu setzen, und letztlich meine Identität zu finden. Wie ist Darstellung der Wirklichkeit denkbar? Wir leben im Consensus omnium, also in der Übereinstimmung vieler Menschen bezüglich gewisser Anschauungen und Ideen, welche in unser Wertesystem implementiert und dann als allgemein gültig betrachtet werden. In einer verzerrten Welt kann man keine Wirklichkeit darstellen. Wir sind alle Teil dieser Verzerrung. Faktoren wie Sozialisierung, mediale Darstellung und Wertesysteme kollidieren mit der eigenen Gefühlswelt. In der Welt der Oberflächlichkeiten geht sehr viel Tiefe verloren. Eine der wichtigsten Erkenntnisse die ich bisher gemacht habe war, dass ich weiß was ich fühle und das was ich fühle ist real. Es gibt keine allgemein gültige Wirklichkeit, nur die, die man in sich fühlt, und diese gilt es zu verstärken und nach außen zu leben.



Fotografie | 35

Wo verschwimmen die Grenzen zwischen Inszenierung und Realität? Die Inszenierung wird bei mir durch reale Emotionen gesteuert. Somit ist sie ein Katalysator, für das was ich fühle und wie ich mich sehe. Ich erschaffe dadurch eine eigene Realität. Narzissmus ist ein Modewort, das es in der Vergangenheit auch schon gab. Wie denkst du darüber? Im Sprachgebrauch werden dem Narzissmus rein negative Attribute zugeschrieben. Die Liebe zum Selbst zu finden ist ein essentieller Teil der Selbstfindung und stärkt einen im Alltag. Mit wem würdest du gerne mal 5 Stunden im Zug verbringen? Ich fände es interessant mit Marina Abramovic und Günter Brus über Kunstaktivismus zu diskutieren. Was will die Kunst der Gegenwart? Meine Kunst fungiert als mein Spiegel, um die Ignoranz, die in jedem Menschen innewohnt, aufzudecken und zu kritisieren. In unserer Konsumgesellschaft können wir oft die Schattenseiten unserer Lebensweise gar nicht mehr wahrnehmen. Eine Zeit, in der Grundbedürfnisse propagiert werden, welche letztlich dem Kapitalismus nützen und nicht dem Individuum. Eine Zeit, in welcher wir mit dem Sterben der Natur konfrontiert sind und die Augen davor verschließen. Eine Zeit, in der tägliche Ungerechtigkeiten in sozialen Gefügen durch den Egoismus des Individuums übersehen werden. Dieses System auf eine kritische Art zu sehen und damit die eigene Lebensweise, stellt einen vor Herausforderungen, die eigenen konstruierten Grenzen zu überdenken und zu reflektieren. Eine unangenehme Sache, also.

Jako artystka, Franzine Maria wykorzystuje media społecznościowe jako platformę dla swojej twórczości i procesu odnajdywania własnej tożsamości. Punktem

wyjścia dla tej inscenizacji było przedstawienie »NOT A PIECE OF MEAT« z zeszłego roku. Artystka zakwestionowała w nim istnienie płci społecznie znormalizowanej, w której pozowała w miejscu publicznym z obnażonym torsem.




38 | Mode

ANSICHTSSACHE

Text: Katharina Herzog

Die Textur der Fliesen im Stiegenhaus, die Ornamente am Eingangstor, die grüne Neonreklame vom Imbissstand, der abgeplatzte Lack am hinteren Kotflügel. Die Formen der Inspiration sind rund, eckig, lang, kurz – breit gefächert. Sie werden sichtbar wenn der Blick schweift. Oft unerwartet. Kommen schräg von der Seite und steil von oben. Man muss sich bloß trauen nicht nur starr nach vorne zu schauen.

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial




Fotos: Linus Merlin Resch

Fotos: Daniel Lichterwaldt

Mode | 41


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Mode | 43

Fotos: Linus Merlin Resch

SCHNICKSCHNACK AUFGEFÜLLT Stay hydrated und schütze den Planeten mit den CO2-neutral produzierten Edelstahl Flaschen von 24Bottles

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Den ganzen Schnickschnack findest du im WIER Store. Neubaugürtel 4, 1070 Wien – www.wier.at


44 | Mode

Text: Shejla Baltić

Die Klarheit der Linien als Zusammenspiel mit der Form der Weiblichkeit aus den 60er Jahren, sowie die einzigartigen Stoffe aus den 80ern, und natürlich die Unverkennbarkeit der Farbpalette der 90er sind wiederkehrende Aspekte in der jetzigen Mode. Gerne macht man eine Reise in die Vergangenheit, während man alte Lederjacken, Blazer und Hosenanzüge betrachtet. Die Stücke scheinen langlebiger zu sein, erzählen Geschichten und vereinen Modebewusstsein und Nachhaltigkeit. Genau das findet man bei Shejla Balti im Modami Concept Store. Adresse und Kontakt: Modami Concept Store Königsklostergasse 5 1060 Wien

Vrlo rado pravimo putovanje u proslost, dok posmatramo stare kozne jakne, blezere i odijela. Te stvari izgledaju kao da su dugotrajnije, kao da pričaju istoriju.

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Das Wien Spezial


Fotos: Linus Merlin Resch

Fotos: Daniel Lichterwaldt

MO DA MI

Mode | 45


46 | Mode

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial


Mode | 47


48 | Mode

Vintage Mode scheint langlebiger zu sein, erzählt Geschichten und vereint Modebewusstsein und Nachhaltigkeit.

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial



Der Wiener Fotograf Christian Crnko liebt das kreative Spiel mit Licht und Schatten. Seine Fotografien wirken auf den Betrachter wie Momente aus dem alltäglichen Leben und vermitteln einen Hauch von Romantik. christian _crnko


Kultur | 51

Mit samova erlebst du moderne Teekultur »made in Germany«. Gegründet aus Leidenschaft für Spezialitäten aus Tee und Kräutern, steht das Unternehmen für neue Geschmackserlebnisse aus besten Rohstoffen und einem prämierten Design. Alle Produkte der samova Kollektion werden mit höchstem Anspruch an Qualität und Nachhaltigkeit kreiert und hergestellt. samova legt größten Wert auf nachwachsende und recycelbare Rohstoffe bei umweltverträglichen, schonenden Anbau- und Produktionsmethoden. Zur doppelten Absicherung wird jede einzelne Sorte der Tee- und Kräuterkollektion laufend in einem unabhängigen Institut in Deutschland untersucht. Diejenigen Spezialitäten des Sortiments, deren Rezepturen es zulassen, bestehen aus kontrolliert biologisch angebauten Zutaten und sind mit dem deutschen und dem europäischen Bio-Siegel ausgezeichnet. Alle Sorten sind als Refill-Pack erhältlich. Offizieller Partner in Österreich. Bestellungen bei IKO Trade. www.iko-trade.com office@iko-trade.com


52 | Kultur

Fotos: Daniel Lichterwaldt

DIE PASTA FÜR DEN MORGEN DANACH

WIELEDA - Der Keta Pirat: Es fühlte sich vom ersten Augenblick richtig an. Alle Bakterien vom Vortag verschwinden langsam und eine neue angenehme Frische kommt zurück. Verzehrempfehlung: Musik mit 185 BPM. ÄL MÄX - Der Schmusekater: Eher unauffällig, aber doch irgendwie vertraut. Nach zwei Minuten sanfter Pflege ist der Mundgeruch weg und man ist wieder bereit für den nächsten sinnlichen Kuss.

BLEND A DOC - Der Gabber: Brennt am Anfang wie die letzte Zigarette im Club. Nach impulsiven kreisförmigen Bewegungen kommt schön langsam das natürliche Weiß der Zähne wieder zum Vorschein. Wirkt sofort nach der ersten Anwendung.

Les Nouveaux Riches

Das Wien Spezial


Roadmusic & Jazzdination sono sinonimo di ottimo Sound. Ospiti in molti locali e club di Vienna, ai piatti in patria e all'estero, conduttori di vari show radiofonici. Le due crews sono in attività insieme da più di 10 anni, impensabile immaginarli lontani dalla scena viennese.

Roadmusic Records ist eine Wiener DJ Booking-Agentur, die 2012 gegründet wurde und sich im Bereich der elektronischen Musik schnell einen Namen machte. Das Kollektiv umfasst zwanzig Deejays, die national sowie international etabliert sind. Das Motto am Fluss und die Krypt Bar zählen hierzulande zu den Resident-Locations. Agentur Gründer Michael Dehli und sein Partner Philipp Pankraz bezeichnen Roadmusic als eine große Familie, die dank der Musik zusammenfand. So entstand ein Netzwerk aus Künstler*Innen, welche aus der Club- und Barszene nicht mehr wegzudenken ist. Im letzten Jahr verstärkte sich die Zusammenarbeit mit der Radioshow JazzdinationFM. Christoph Wagner und Chester Rush sind die Experten, wenn es um hochwertige Musik im Radio geht. Als eine live Radioshow vor Publikum gegründet, holten sie Größen wie Dorian Concept oder Waxolutionists vors Mikro. Mit Roadmusic fanden sie den perfekten Partner, um Sounds auch von den Plattentellern aus verbreiten zu können. www.roadmusic.at und www.jazzdination.at

Kultur | 53


! l l i w h c i Ja Als die erste High-Quality-CBD Blüten Firma in der EU bieten wir unseren Kunden Hanfprodukte in höchster Qualität für verschiedensten Anwendungsbereiche. www.goettergarten.com


Kultur | 55

URBAN GARDEN VIENNA

Immer mehr Menschen schwören auf die vielfältigen positiven Eigenschaften des Hanfs. Ein wahrer Pionier auf diesem Gebiet ist Alexander Moser, Inhaber des im 3. Bezirk angesiedelten Urban Garden, Österreichs erster offizieller Anbieter von CBD-Blüten. Urban Garden versteht sich als Hanffachgeschäft, indem der Kunde höchst professionelle Beratung rund um Hanflebensmittel, Hanfkultivierung und CBD-Produkte erwarten kann. Sämtliche Produkte, aus regionaler Erzeugung, werden aus biologischem Anbau bezogen. Eine Besonderheit ist die im ersten Stock des Geschäftes befindliche Vapo-Lounge. Neben dort stattfindenden Infoabenden und Vorträgen von Fachleuten können sich Interessierte in einer wunderbar entspannten Atmosphäre gleich vor Ort von den Vorzügen einer CBD-Aromatherapie überzeugen lassen. Weitere Informationen unter: www.urbangarden.at

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Un adevărat pionier în această privință este Alexander Moser, proprietarul de la Urban Garden. El este Austrias primul furnizor de produse CBD.


Das Naturjuwel Fisch ist unsere Leidenschaft.

Wir vertreiben ausschließlich Fische aus dem Wildfang. Bio-Fische sowie eigens geräucherte und veredelte Produkte, an die wir die höchsten Ansprüche stellen. www.mosers-wildfang.at

Abholstation Wien: Urban Garden Sechskrügelgasse 2 1030 Wien


Karikatur: Philip Kuttnig

Kultur | 57


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| Kolumne

Text: Shejla Baltić

IDENTITÄTSSTÖRUNG IM ALLTAG Wie eine leichte Feder vom Wind, werde ich von einem emotional starken und stabilen Zustand in eine melancholische Parallelwelt katapultiert. Aus logisch und rational wird verträumt. Ein guter, nie enden wollender Schluck roten Weins. Wer Liebe mit Ordnung und Planung tauscht, wird zu Chaos. Die Welt steht kopfüber. Aus starken Gefühlen mache ich Distanz. Kaufe mir Notizbücher. Plane. Organisiere. Aus verträumt wird klar.

Die Person im Widerspruch oder der Widerspruch in Person. Verträumt kann nicht gleichzeitig knallhart sein. Emotional lässt sich in Schwäche übersetzen.

Les Nouveaux Riches

Beeinflussbare Leichtigkeit wird zu purer Selbstbestimmung und harter Disziplin. Träumereien erlöschen durch Logik. Und wieder. Möchte ich an den Anfang. Aber auch ans Ende. Da, wo es nicht weh tut. Aber da fehlt die Kreativität. Dafür gibt es die Ordnung. Aber die Träume fehlen. Und die Gefühle. Die fehlen auch. Die Person im Widerspruch oder der Widerspruch in Person. Verträumt kann nicht gleichzeitig knallhart sein. Emotional lässt sich in Schwäche übersetzen. Klar und diszipliniert kann nicht Chaos bedeuten. Wie nach Zutaten suchen wir nach Eigenschaften, die uns gefallen. Nur Eigenschaften der gleichen Farbe passen zusammen. Gelb und Grün gehen zusammen. Nicht. Aber vielleicht ist es doch besser grün als gelb zu sein. Aber wenn ich grün bin, kann ich nicht lila sein. Bin ich nun chaotisch, wenn ich es nicht schaffe immer ordentlich zu sein? Liebe ich die Ordnung, wenn ich

Das Wien Spezial

mich von meinen Emotionen tragen und bestimmen lasse? Gleichzeitig bin ich die stärkste Person, die ich kenne. Bin doch zu weit weg und distanziert. Logisch. Also wieder gelb. Darf ich denn überhaupt kreativ sein? Gefangen im Widerspruch, auf der Suche nach der Farbe, die einem gefällt. Und es darf nur die eine sein. Vergessen, dass man alles darf. Heute rational, stark und selbstbestimmt. Morgen beeinflusst von den Farben der Stadt. Kindliche Leichtigkeit heute, und morgen überflutet von der Last der Existenz.

Uhvaćen u kontradikciji, tražiŝ boju koja ti se sviđa, zaboravljajući da možeš sve biti. Danas racionalna, snažna i samoodređena a sutra pod utjecajem boja grada. Djetinjska lakoća danas a sutra preplavljen sa teretom postojanja.


INFINITE FUN. Jo Geier GmbH. Mint & Rare KaiserstraĂ&#x;e 50, 1070 Wien www.jogeier.com


Vrinda Jelinek; Styling: Christina Hrdlicka; Stellamodels

Die Boutique RUNWAY Vienna präsentiert in der Kirchengasse 48, 1070 Wien, außerg e wö h n l i ch e Ava n t - G a r d e M o d e, e x k l u s ive S t r e e t we a r u n d i s t e i n W i e n e r H o t s p o t für Trendsetter. In der Kuration legt CEO Alexis Fer nandez vor allem Wert auf qualitative Stoffe und deren hochwertige Verarbeitung. Weitere Infor mationen unter www.runwayvienna.at


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