Les Nouveaux Riches 2. Ausgabe »OLTA EGAO«

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Zeitgenössische Kunst und Kultur

››OLTA EGO‹‹

Kostenfrei

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Vorwort | 05

LIEBES INDIVIDUUM, ganz egal ob man den Schlossberg besteigt oder sich im Bauch des bizarren Grazer Kunsthauses verliert – Graz und seine freundliche Symbiose aus Tradition und Weltoffenheit lässt einen den Großstadttrubel glatt für ein paar Momente vergessen. In der zweiten Ausgabe »OLTA EGO« sind wir kopfüber eingetaucht ins grüne Herz der heimischen Kunstund Kulturszene. Wie in unserer Debütausgabe legen wir unsere neugierigen Finger wieder auf den Puls der zeitgenössischen Kunstszene. Für »OLTA EGO« spannen wir ein Netz zwischen Grüner Mark und Gemeindebau, Kernöl und 16er-Blech. Durch die Verflechtung von Wien und anderen Städten in und

Wir alle sind reich! Reich an Ideen, Freunden, Liebe und dem Willen, etwas zu verändern.

um Österreich möchten, wir unseren Beitrag zum flächenübergreifenden Austausch von Künstler*Innen, Galerist*Innen und Kunstinteressierten leisten. Lasst uns Reichtum gemeinsam neu definieren – weg vom Egoismus und hin zu einer weltoffenen, kreativen und idealistischeren Interpretation. Les Nouveaux Riches ist nicht für Geld zu haben – mach es dir lieber in deinem Lieblingskaffeehaus oder beim Friseur gemütlich und gönn dir ein bisschen Kultur, Olta. Alles Liebe Daniel, Katharina, Merlin, Laura, Andreas und Team

06 Graz 10 Galerie Jo 11 Rudolf Budja Galerie 12 Franz Konrad 14 Klaus Wanker 16 Maximilian Davis 18 Andrea Kurtz 20 LNR Modestrecke 26 SALÒ 32 Galerie Rudolf Leeb 33 Kunstasyl 34 Büro Weltausstellung 36 Elisa Alberti 38 Manner #pinkplayground 40 Martin Tardy 42 Karl Karner 44 Veronika Suschnig 48 Sebastian Schager 50 Sophia Süßmilch 56 Edwin 58 Kolumne Herausgeber: Les Nouveaux Riches Verein zur Förderung von zeitgenössischer Kunst und Kultur Grafikdesign & Produktion: Daniel Lichterwaldt, Katharina Herzog, Linus Merlin Resch, Laura Stöckler, Andreas Binder Redaktion & MitarbeiterInnen: Daniel Lichterwaldt, Katharina Herzog, Linus Merlin Resch, Laura Stöckler, Andreas Binder, Paul Pacher Lektorat: Sarah Krems

For our second issue »OLTA EGO«, we immersed ourselves into the flourishing center of Austria‘s art scene.

Cover: Lukas Ziegele (Stellamodels) Kontakt: www.les-nouveaux-riches.com mail@les-nouveaux-riches.com lesnouveauxriches.mag November 2019, Gedruckt in Europa



Graz | 07

GRAZ. WO SICH MODERNE KUNST UND TRADITION DIE HAND GEBEN

Text & Fotos: Daniel Lichterwaldt

Unaufgeregt, aber nie langweilig präsentiert sich uns die blühende Grazer Kunst- und Kulturszene. Der Steirische Herbst, die Diagonale, La Strada und nicht zuletzt die Grazer Künstler*Innen und Kulturschaffenden verleihen der Stadt ihr unverwechselbares Profil. In der Murstadt findet sich die Kunst nicht nur im kulturellen Rahmen ein, sondern verschiebt sich immer mehr ins öffentliche Leben. Doch ohne das Kunsthaus, zahlreichen kleine Galerien, Vereine und private Initiativen wäre die Grazer Kunstszene bestimmt nicht, wie sie

heute ist. Der oft unterschätzte Kleinstadt-Flair sorgt letzten Endes für die heimelige und menschliche Atmosphäre, die die Kunstszene in Graz für uns so wunderbar macht. www.lichterlow.at

Nu in ultimul rând se arată in creșterea continuă scena artei din Graz. Arta nu se doar adună, joacă un rol important în spațiu public!


08

| Graz

Les Nouveaux Riches

Illustration: Katharina Herzog & Benjamin Wagner

Das Graz Spezial


Graz | 09

SELBSTGESPRÄCHE. WAS DENKT GRAZ ÜBER SICH? Gabriel Schmidt, 28, oag-Kulturverein: Um in Graz Kunst zu fördern, wäre es hin und wieder wichtig, ein wenig mehr zu tun als nur zu reden. Die Grazer Gemütlichkeit lässt einen manchmal das Aufstehen und Anpacken vergessen. Es wäre schön, wenn wir unsere Egos daheim lassen. In einer Stadt, wo man sich kennt macht ein Miteinander mehr Sinn.

Benjamin Ressi, 24, Student: Kunst müsste im öffentlichen Raum präsenter werden. Sie hätte das Potenzial, attraktive Begegnungspunkte für Kunst und Einwohner zu schaffen. Bisher versteckt sie sich zu sehr in Galerien, Ateliers oder wird ausgelagert und konzentriert in einem eigens dafür angelegten Park präsentiert. Kunst entfaltet eine größere Wirkung, wenn sie dich überrascht und aus dem Alltag reißt.

Walter Brantner aka. Doc Nachtstrom, 52, Moderator bei Radio Soundportal und FM4 »House of Pain«: Mein Herz hängt an der österreichischen Metal-Szene und gerade in Graz konnte ich in letzter Zeit beobachten, dass sich die kleineren Veranstalter um ein hochkarätiges Programm bemühen. Das Wakuum, das Explosiv, das Sub, das Q und das Music House bieten lokalen Bands Auftrittsmöglichkeiten und veranstalten auch Konzerte internationaler Bands. Meine Hoffnung und Bitte wäre, dass man bei der Verteilung des Förderkuchens diese Veranstalter nicht vergisst. Das wäre auch mein Appell an alle Metal-Fans und -Interessierte: Hingehen! Bands entdecken! Und Leute kennenlernen!

Katharina Sieghartsleitner, 33, oag-Kulturverein: Graz ist ein kleiner kreativer Haufen mit Festivals, Museen, Kollektiven, Grätzelfesten und Vereinen. Es passiert einiges und jeder kennt jeden. Trotzdem funkt es immer wieder und neue Verbindungen und Ideen tun sich auf.

Clarissa Kober, 24, Inhaberin von Dogdays of Summer Vintage: Es gibt bereits viele kleine Vereine und Organisationen, die wertvolles Kulturgut für die Stadt produzieren. Denen müsste es leichter gemacht werden, sich zu verwirklichen und vor allem Veranstaltungen an öffentlichen Orten zu organisieren. Die Auflagen der Stadt sind hier oft kaum bewältigbar. In dieser Hinsicht gehört noch viel verändert.


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| Galerien

Text: Linus Merlin Resch

Foto: Daniel Lichterwaldt

GALERIE JO

Innovativ, modern und wertfrei – so lautet die Philosophie der noch jungen Galerie JO in Graz, welche seit einem Jahr von der Bildhauerin und Kulturvermittlerin Anna Zottmann betrieben wird. Die Galerie fördert

Das Kunstwerk ist das Ergebnis eines oft sehr anstrengenden und langwierigen Schaffensprozesses. Les Nouveaux Riches

Künstler*Innen jeden Alters, indem sie die Räumlichkeiten für Ausstellungen zur Verfügung stellt. Um das Öffentlichkeitsinteresse im Sinne der Aussteller*Innen noch mehr zu wecken, werden Vernissagen und Aktionen organisiert. Anna Zottmann ist es ein großes Anliegen, das ganze Jahr über Arbeiten unterschiedlicher Stilrichtungen zeigen zu können. Die Ausstellungen werden in enger Zusammenarbeit mit den Künstler*Innen kuratiert. Adresse und Kontakt: Josefigasse 1, 8020 Graz www.galerie-jo.at

Das Graz Spezial

Inventiva, sentimentale, appassionata e senza valutare è la filosofia della Galleria JO. Essatamento da un anno Anna Zottmann, la scultrice e curatore austriaca gestisce la galleria a Graz, con l`obiettivo di favorire la promozione e la diffusione delle opere d`arte. In particolare , artisti di ogni età vengono promossi offrendogli lo spazio per presentare le loro opere a cura di Anna. La filosofia della galleria non ha solo l`intento di fare conoscere artisti meno conosciuti al pubblico ma anche fare appassionare la gente all`arte.


Text: Daniel Lichterwaldt

Galerien | 11

Foto: Rudolf Budja Galerie

RUDOLF BUDJA GALERIE Am 13. Dezember 1988 eröffn ete Rudolf Budja als 19-Jähriger seine ers te Galerie in Graz. Seitdem ist viel passiert: Heute betreibt der gebürtige Grazer Galerien und Au sstellungsräume in Miami, New York, London, Salzburg, Wien und nicht zuletzt auch in Graz. Das Interesse an zeitgenössischer Kunst und die Liebe zur Pop Art machten ihn zu einem der renommiertesten Galeristen und Kunstsammler weltweit. Wir sprachen mit Galeristin Michae la Barsuglia über das Konzept der Galerie in Gr az. Du kennst Rudolf Budja sei t über 25 Jahren. Was schätzt du an ihm am meisten? Rudolf ist sehr charismatisch und hat eine unbändige Leidenschaft für alle s, was er tut – ein Rockstar der Szene. Als Kunst kenner versteht er es zu beobachten, kann den Ze itgeist analysieren und erkennt Trends. Bei mir ist es ähnlich, deshalb hat er mich auch imm er unterstützt. Welchen Zugang hast du zur Kunst? Kunst war mein Leben lang imm er ein Antrieb. Jedes Werk erzählt eine andere spannende Geschichte, die mich ber ührt. Wie siehst du deine Aufgaben als Galeristin und Kunstver mittlerin? Das Wort »Vermittlerin« beschr eibt gut, wie ich meine Arbeit als Galeristin seh e. Es macht Freude, Kunst allen zugänglich zu ma chen. Überdies finde ich es spannend, Märkte zu beobachten und Kunstschaffende von mo rgen zu entdecken.

ihr heute? Welche Philosophie verfolgt tional tätig, aber rna inte Rudolf ist hauptsächlich einen großen die Galerie in Graz hat für ihn te Raum, in ers emotionalen Wert. Es war der üben konnte. dem er seine Leidenschaft aus en Ort, an dem Mit der Galerie schaffe*n wir ein gefördert werden, aufstrebende Künstler Innen für Kund*Innen aber auch renommierte Kunst d. in Graz zugänglich gemacht wir und dar über Was ist für die nahe Zukunft hinaus noch geplant? * aufspüren, Weiterhin neue Künstler Innen das Verkaufen von ankaufen, sammeln und auch undärmarkt. etablierter Kunst auf dem Sek Adresse und Kontakt: Glacisstraße 49, 8010 Graz ww w.r udolfbudjagallery.com

19歳でグラー 1988 年 ルドルフブジャは 開催しました。 ツに自身初のギャラリーを 出来事を通し 以降、多くギャラリーでの ミ、ニューヨー 本日に至るまでに。マイア ク、ウィーン、 ク、ロンドン、ザルツブル 示スペースを運 グラーツでギャラリーと展 営しております。



Text: Andreas Binder

Kunst | 13

Foto: Daniel Lichterwaldt

HOW TO PAINT A SOCIETY Franz Konrad beschäftigt sich in seinen Werken mit der idealistischen Seite der Architektur und erzählt Geschichten von Politik bis hin zu Raritäten des Alltags. Fangen wir ganz von vorne an: Wie bist du zur Kunst gekommen? Konkret komme ich eigentlich aus der Architektur. Darum gibt es einige Querbezüge zwischen meinen Bildern und der Baukunst. Ich male Situationen, die ineinander fließen und arbeite dabei mit Maßstäben. Das ist das Um und Auf in der architektonischen Planung. Außerdem sind die Themen in meinen Bildern oft gesellschaftspolitisch. Wenn man so will, ist Architektur der gebaute Teil einer Gesellschaft. Warum machst du jetzt Kunst und nicht mehr Architektur? Ich beschäftige mich lieber mit dem Noch-Nicht-Gebauten, den Visionen, die noch nicht ausmaterialisiert worden sind. Beim Malen und Zeichnen kann ich mit Architektur experimentieren, ohne sie tatsächlich bauen zu müssen. Sonst hab ich doch sofort ein Desaster, wenn ich z.B. ein Gummihaus baue, das dann stinkt und

nicht funktioniert. Aufmalen kann ich so ein Haus aber immer. Und notfalls verwerfen und neu beginnen. Das ist je­den­falls umweltschonender.

WI-Zentrum und den Guglhupf-Hörsaal gebaut hat. Ich finde auch, dass das Kleinstadt-Flair Graz zu einer sehr menschlichen Stadt macht.

Würdest du deine Werke als Geschichten begreifen? Für mich sind meine Bilder Geschichten, die ich mir selbst erzähle. Mit Fehlern und Lücken. Eigentlich sind sie Inspirationen für Gespräche, die das Bild mit dem Betrachter führt. Gerade die Lücken im Narrativ sorgen dafür, dass die Betrachtenden vom Bild eine andere Geschichte erzählt bekommt.

Du verbindest Text und Bild in deinen Arbeiten. Erschließt sich dadurch für dich eine neue Bedeutungsebene? Mit Sprache kann man so viel mehr vermitteln als mit elendslangen, komplexen Zeichnungen. Ich habe mir immer gewünscht, dass meine Bilder für Kleinkinder, Erwachsene sowie Senior*Innen im gleichen Maße funktionieren. Ich schaffe es, dass meine Bilder mehrere Ebenen an Komplexität besitzen, mit einem Halbsatz kann man oft sehr viel Tiefe in das Bild bringen. Sprache und Bildinhalt ergeben dann in der Symbiose eine neue Sinnebene.

Mit welchen Inhalten beschäftigt sich deine Kunst? Jene abseits vom durchgetakteten Kommerzleben, in dem wir uns alle befinden. Kurz gesagt, mit verlassenen Themenfeldern, Vergessenem und Verschollenem. Welchen Einfluss hat Graz auf dich und dein Schaffen? Einen großen. Ich empfinde Graz als eine sehr elegante Stadt mit einer unglaublich geilen Architekturszene und wunderschönen architektonischen Meisterwerken. Mein Lehrer war Günther Domenig, der das RESO-

www.franzkonrad.com

Na ba Musala Franz Konrad asalaka na architecture ya idéaliste azo presenter ba biloko ya Histoire na politique ti na ba différences oyo ezalaka toujours na vie.


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| Kunst

Text & Foto: Paul Pacher

DIE ZEIT, IN DER WIR LEBEN »Unser Planet krepiert, doch zählen tut etwas anderes.« Ein Umstand, der den Künstler Klaus Wanker zu seinen jüngsten Arbeiten bewegte. Bereits in seiner hyperrealistischen Phase bediente er sich der medienbezogenen Malerei, um damals wie heute gleichsam im Dienste der allgemeinen Kritik zu stehen. Ob es die bunten Ikonen des Konsums und der Jugendkultur sind, die er in den 1990er Jahren schuf, oder die derzeitige Auseinandersetzung mit der leichtfertigen Zerstörung unseres Planeten – den größten Einfluss auf seine Kunst hat immer das Aktuelle. Was war dein erster prägender Kontakt mit Kunst? Mein erster Kontakt mit Kunst war in einem familiären Kontext – nämlich ein Bild meiner Großmutter, die, obwohl das Malen damals einer männlichen Elite vorbehalten war und für Damen als unziemlich galt, Ölbilder von übernommenen Sujets fertigte. Warum hast du dich für den Künstlerberuf entschieden? Grundlegend hat mich die Malerei bzw. das Medium Kunst schon sehr früh interessiert, sodass ich bereits

Les Nouveaux Riches

früh angefangen habe, viel und gerne zu zeichnen. Dies habe ich dann auch während meiner Zeit im Gymnasium sowie meines Technikstudiums fortgeführt. Zu einem großen Teil war es sicher auch die Flucht aus der Realität, hinein in diese faszinierende Welt. Wie groß ist der Bereich, den die Kunst in deinem Leben derzeit einnimmt? Sicher 80%. Das liegt daran, dass ich immer noch versuche, so oft wie möglich im Atelier oder in der Natur zu sein, zumal letztere in engem Zusammenhang mit meinen Arbeiten steht. Jedes Mal, wenn ich wieder im Atelier bin, ist es ein Aufatmen. Warum bist du dann auch noch Lehrer und nicht nur Künstler? Ich war nach dem Kunststudium um die 10 Jahre als Künstler tätig, und da hat sich dann irgendwann die Frage gestellt, ob man weggeht oder in Graz bleibt. Und Graz ist eine fantastische, qualitätsvolle Stadt. Man hat alles, was man braucht, allerdings waren meine damaligen Galerien in Frankfurt und Los Angeles. Über eine längere Zeit hat dies auch gut funktioniert. Damals

Das Graz Spezial

wurden meine Bilder direkt aus Graz abgeholt und weltweit verschickt. Dann hat jedoch meine damalige Galerie von einem Tag auf den anderen aufgehört. Von Graz aus mit Kunst zu operieren und zu überleben ist eigentlich fast unmöglich. Deswegen war für mich die einzig gute Variante, hier mit jungen Leuten in der Schule meinen Zugang zur Kunst zu teilen, und nicht nur den klassischen Unterricht zu machen. Stattdessen versuche ich, ihnen auch die Gegenwartskunst und das Kunstbusiness ein wenig näher zu bringen und vielleicht auch in jemandem das Interesse so weit zu wecken, dass er sich auch später noch dafür interessiert. Es gab schon Jugendliche, die weiter etwas mit Kunst gemacht haben oder diese Richtung eingeschlagen haben. Wie würdest du deinen Stil beschreiben und mit welchen Inhalten arbeitest du? Grundlegend ist es inhaltlich in den letzten Jahren immer um die Natur gegangen: Die Veränderung in der Natur, ob das jetzt DNS-, RNS-Manipulationen sind oder Einschnitte in Landschaften. So sind diese Verän-


Kunst | 15

Kunst versteht man erst, wenn man sich damit beschäftigt. Sie sollte möglichst verständlich, aber auch kritisch sein. derungen, die der Natur von uns aufoktroyiert werden, in meinen Bildern immer relevanter geworden. Zuerst waren es eher geometrische Anteile, die sehr strukturiert, mit Metallfolien und Öl kontroversiell bearbeitet wurden. Das hat sich aber mittlerweile sehr gewandelt und es ist mehr die Idee in den Mittelpunkt gerückt, die Natur, die uns umgibt, mit all den Einschnitten und Verschmutzungen in die Bilder miteinzubeziehen. Was hat den größten Einfluss auf deine Kunst? Die Zeit, in der wir leben. Das ist das, was mich am meisten beeinflusst. Sollte Kunst ein Ziel zu Grunde haben? Hinter Kunst sollte immer ein Konzept stehen, das eine gewisse Form von Kritik darstellen sollte. Ästhetische Kunst ist zwar schön zu betrachten, und am Kunstmarkt vielleicht auch gut verkäuflich, aber jene Kunst, die auch weiterkommen wird, ist die, die eine gewisse Art von Idee und Kritik innehat. Es soll zu einer Auseinandersetzung des Betrachters mit dem Kunststück kommen, und der Inhalt auf den Betrachter überspringen. Bei mir ist es die Schönheit der Natur und die oftmals nicht vorhandene Wertschätzung dieser. www.klauswanker.com

»Gezegenimiz ölüyor, ama daha önemlisi var« Sanatçı Klaus Wanker ‘i son çalışmalarını yapmaya iten bu durum. Daha önceki hiperrealistik döneminde de şimdi olduğu gibi, resimlerinde, genel eleştirel tavrını

korudu. 90’larda yarattığı tüketim ve gençlik kültürünün renkli ikonları yada gündemdeki gezegenimizin hoyratça tahribi hakkındaki tartışmalar, sanatını etkileyen en büyük etken, herzaman için içinde yaşadığımız zaman dilimi.



Text: Andreas Binder

Kunst | 17

Foto: Mario Hainzl | dasblau

Was haben die Mathematik und Abstraktion miteinander gemeinsam? Für den in Graz lebenden und arbeitenden Maler und Bildhauer Maximilian Davis sind Form und Inhalt seiner Werke nicht bloß zwei Seiten derselben Medaille. Der erzählerische Gehalt eines Themas und seine formelle Komplexität bestimmen die Form des Kunstwerks radikal, stecken die Grenzen ihrer visuellen Greifbarkeit ab. Die sinnlich erfahrbare Form von Davis’ Arbeit muss wachsen können, gedeihen – und schlussendlich mutieren, um sich dem Inhalt adäquat annähern zu können. Hieraus resultiert auch der fluktuierende Abstraktionsgrad in Davis’ Bildern, die sich oft literarischer und lyrischer Themen annehmen.

Um das Verhältnis von lyrischer Sprache und bildlicher Form genau analysieren zu können und für andere verständlich zu machen, hat Maximilian Davis mit einem befreundeten Mathematiker eine Formel entwickelt, nach der er seine Arbeiten gestaltet. Dabei spielt er mit 4 Ebenen der Abstraktion, von der konkreten Darstellung bis hin zur kompletten Auflösung der Form. Hierbei findet alles in einem imaginären Raum statt, koordiniert durch die Elemente Geburt, Tod, Zeit, Thema und Form. In seinen letzten Arbeiten widmete er sich dem berüch-

tigten Roman Satyricon von Publius Petronius Niger, einem Sittenwerk aus der Zeit des römischen Kaisers Nero. Dabei recherchierten Davis und der junge österreichische Autor Aleksandar Vadim ausgiebig über die diversen Inhalte des nicht vollständig überlieferten Satyricon. Im Zuge seiner Lektüre stieß Davis dabei auf die Randfigur Lichas. Die Aufzeichnungen über diesen nur schemenhaft behandelten Charakter sind jedoch über die Jahrhunderte verloren gegangen. In Davis’ Lichas-Zyklus, bestehend aus großformatigen Leinwandbildern, Zeichnungen, einer Skulptur und nicht zuletzt Vadims Texten, wird Lichas fiktiv zurück ins Leben gerufen. Das Buch »Lichas«

von Maximilian Davis und Aleksandar Vadim erscheint im Winter 2019. www.maximilian-davis.com

Чувственно осязаемая форма работы Дэвиса должна быть способна расти, процветать и в конечном итоге мутировать, чтобы адекватно приближаться к содержанию. Это также приводит к изменчивой степени абстракции в картинах Дэвиса, которые часто принимают литературные и лирические темы.


18 | Kunst

Text: Daniel Lichterwaldt

Was wäre unsere Gesellschaft ohne Reizüberflutung, Zeitdruck und Überfluss? Dieser Zeitgeist spiegelt sich auch in der Kunst der in Graz lebenden Andrea Kurtz wider. Der Mensch als soziales Wesen der Gemeinschaft unterliegt subjektiven Bedürfnissen und wird von sozialen Einflüssen gelenkt. Durch persönliche Gespräche stellt Andrea die Tiefe des Seins dar, die zugleich tiefgründig, überzogen, oberflächlich und intim erscheint. Man könnte das als »User Generated Content« bezeichnen. Dabei experimentiert die 1986 in Rijeka geborene Künstlerin mit Malerei, Mischtechniken und reliefartigen Darstellungsformen. Ihre plastischen Arbeiten sind wesentliche Ausdrucksform für Gefühle und Gedanken. www.kurtz-art.at

ANDREA KURTZ Les Nouveaux Riches

Das Graz Spezial

U središtu pozornosti stoji čovjek kao društveno biće, koji je istovremeno podlozan vlastitim potrebama a isto tako vanjskim silama na koje nema utjecaj. Prikazana je dubina ljudskog bića, koja na prvi pogled izgleda površno i naivno intimna, te se istovremeno cini i duboko misaona i pretjerana je.



20 | Mode

Styling: Katharina Herzog

DIESER STIL WIRD JETZT REALITÄT Lang wurde er belächelt: Der nerdy »Tourist Chic«. Seit längerem jedoch sind Fanny Packs, Jogginghosen und Adiletten nicht mehr aus der gut sortierten Garderobe wegzudenken. Genau darum drehen sich auch die Modetrends. So werden die Touristenklassiker, Badeschlapfen, Bauchtaschen und Tennissocken mit auffallenden Motiven, in DIY-Manier individualisierten T-Shirts oder Merchandise kombiniert. Je skurriler, desto besser. Banalität und Normalität wird bewusst zelebriert und Streetwear so zu High Fashion. Ob wir die Kontrolle über unser Leben verloren haben? Vielleicht. Aber zumindest sehen wir gut dabei aus.

การที่คนเราทำ�ตัวให้ดูคล้ายกับว่าเป็นนักท่องเที่ยวนั้น นั่นหมายถึงเป็นการประกาศว่า »ฉันไม่จำ�เป็นต้องยอมรับสิ่ง นั้น และจะไม่ยอมรับมันด้วย« กล้าหาญที่จะแต่งกายให้โดด เด่น การใช้สีสรรเป็นตัวเน้นความโดดเด่นนี่สำ�คัญมาก ซึ่ง สิ่งนี้เป็นวิถีของนักท่องเที่ยวทั่วไปและก็พวกที่ทำ�ตัวคล้าย นักท่องเที่ยวด้วย

➊ Brille: Second Hand, T-Shirt: Oversized LNR - I love Vienna, Hose: Freeman T.Porter

Les Nouveaux Riches

LNR Modestrecken

Text: Laura Stöckler


Fotos: Linus Merlin Resch

Fotos: Daniel Lichterwaldt

Mode | 21


➋ Brille: Vintage, T-Shirt: Klimt - Der Kuss, Bomber: Bootik 54, Schmuck: 3D Print Grazer Uhrturm LNR Edition, Legging Shorts: Monki, Socken: Kappa, Schuhe: Buffalo ➌ Brille: Adewu, Bluse: Mauerpark Berlin, T-Shirt: Customized LNR Princess Sisi, Hose: Weekday ➍ Brille: Vintage, T-Shirt: Vienna Happy Bike, Fanny pack: American Butt Clothing, Hose: Weekday ➎ Longsleeve-Shirt: Good Kids Bad Society Red Lotto Crewneck, Jacket: Customized LNR ÖBB Jeansjacke, Shorts: Good Kids Bad Society Reflective Mirrored Shorts


➏ T-Shirt: LNR Arnold Shirt, Jacket: Vintage Paris, Hose: Urban Outfitters, Gürtel: Wier Store ➐ Sweater: Josef Manner & Comp AG in Kooperation mit Künstler Ben Reyer »The Muse Crewneck«, Shorts: Good Kids Bad Society Full Pockets Swim Shorts, Handykette: Transparent iPhone Case with Strap - Wier Store



Model (links): Laura Stöckler

Model (mitte): Venus Konkow

Model (rechts): Jassin Barjes

➑ Face Mask: LNR Cut and Sew Mask, T-Shirt: Vienna Bling, Gürtel: Good Kids Bad Society Cobra Belt, Hose: Bershka Cargo Pants, Schuhe: Buffalo ➒ T-Shirt: Crazy About Austria, Souvenir Shop, Bomber: Lacoste Vintage, Not Couture, Hose: Lee, Schuhe: Pull&Bear ➓ Cap: Carhartt WIP, Sweater: Vienna - Austria Customized LNR, Shorts: Good Kids Bad Society Full Pockets Swim Shorts, Socken: LNR Neon Socks, Schuhe: Slydes

Mode | 25


26 | Kultur

Text: Linus Merlin Resch

HERZ MIT ASZENDENT SCHMERZ SALÒ bezeichnet seine Musik selbst als »dreckige Ode an das Fleisch, den Trieb und den Herzschmerz per se.« Wir haben uns mit ihm über die Liebe, Graz und Chemie unterhalten. Du bist von Wien nach Graz gezogen. Was hat dich dazu bewegt? Ich komme ursprünglich aus Leibnitz, in der Nähe von Graz und habe einige Jahre in Graz gelebt. In Graz hab ich meine emotionale Base, viele meiner Freunde leben hier, mit einigen mache ich schon seit meiner Jugend Musik. Mit einem meiner ältesten und besten Freunde, Mathias Garmusch, produziere ich auch gemeinsam meine Lieder. Mathias hat einfach schon immer genau verstanden, worauf ich musikalisch hinaus will. Es ist ein bisschen so, als ob man mit seinem Lieblingsmusiker Musik macht. Good life. Hail Lord Skrzat. Was inspiriert dich? Neben Literatur (Lieblingsbuch: Bonjour Tristesse von Françoise Sagan) und Filmen (Lieblingsfilm: Pierrot le Fou von Jean-Luc Godard) ist meine Hauptinspiration immer noch die Liebe, in all ihren Formen und Mutationen. Ich verarbeite in meinen Liedern, was

Les Nouveaux Riches

ich erlebt oder vielleicht noch nicht erlebt habe, oder einfach, was mir so durch den Kopf geht. Im Grunde widme ich mich momentan ganz allgemein den Problemen, die im Zwischenmenschlichen so auftreten. Bei manchen Leuten scheint das einen Nerv zu treffen. Das finde ich sehr schön. Wo liegen deine musikalischen Wurzeln? Auf jeden Fall im Punk. Ich bin aufgewachsen mit Bands wie Antimaniax, Leftöver Crack und Refused. Das hat mich sehr geprägt und ist wahrscheinlich auch ausschlaggebend dafür, dass ich heute so klinge, wie ich klinge. Was war die letzte Band, die dich richtig vom Hocker gehauen hat? Pisse. Meine Lieblingslieder sind »Nervenheilanstalt« und »Antwort als Fax« auf der Platte »Mit Schinken in die Menopause.« Heißer Scheiß, unbedingt reinhören. In deinen Liedern spielst du mit religiösen Themen, machst die Liebe zu etwas Sakralem. Bist du religiös? Wenn man darüber nachdenkt, ist die Liebe einer Religion gar nicht so unähnlich. Man opfert sich, verzichtet,

Das Graz Spezial

erlebt Momente der Ekstase und der Qualen. Sex mit Liebe (Liebe machen) ist für mich persönlich die Definition eines mystischen Erlebnisses.

Dein Körper, meine Religion macht meine Tränen zu Wein. Glaubst du an Liebe auf den ersten Blick? Ich glaube an die Chemie zwischen zwei Menschen. Am Ende des Tages sind wir doch nur ein Stück Natur auf der Suche nach Fleisch. Man schmeckt, wenn es Liebe ist. Mein guter Freund und noch besserer Autor Aleksandar Vadim spricht mir in seiner Kurzgeschichte »Sommer oder was es bedeutet, die Achsel einer Frau zu küssen« aus der Seele: »wenn man verloren ist, ohne Trinkwasser und Fleisch, dann kann man von der Achsel einer Frau leben, viele Tage und vielleicht so lange, bis Hilfe kommt.«


여행을 많이하지만, 감정적으로 살로의 집은 그라츠였다. 여기서 그는 그의 절친 로드스크잩 과 음악을 만들었다. 그는 음악을 살과 욕망과 마 음의 고통에 바쳤다.

Ist Musik dein Plan A oder Plan B? Was machst du sonst so? Zu 100% mein Plan A. Ich habe mir vorgenommen, wenn ich 30 bin, will ich keinen Scheiß mehr machen, auf den ich keine Lust habe. Zurzeit habe ich Lust auf Musik. Für diesen Traum verzichte ich auch gerne auf das große Geld und anderen Bullshit, den ich nicht brauche. Wo würdest du lieber spielen: Stadion oder Beisl? Ich liebe enge Floorshows, wo man seinem Publikum hautnah gegenüber steht. Das hat einen gewissen intimen Charme. Mit wem würdest du gern ein Duett singen? Mit Michel Houellebecq.

S A LÒ

Foto: Mario Hainzl | dasblau

Kultur | 27


ignment Store. First Austrian Resell and Cons ported Japanese Supreme, hyped Kicks and im ankcorner.com Brands - since 2016 - www.sh


Karikatur: Philip Kuttnig

Kultur | 29


Laura Stรถckler in Kooperation mit Les Nouveaux Riches

ICH MAL MIR MEINE WELT,


WIEN SIE MIR GEFÄLLT »Und dann kam Wien« 2019, Zaubertafel, 22,9 x 18,7 cm


32 | Galerien

Text: Laura Stöckler

GALERIE RUDOLF LEEB

ersität und Zudem finde ich es wichtig, Div n. der för zu nst Pluralismus in der Ku

2016 von Rudolf Leeb geg rün det, gibt die im siebten Wiener Gemeind ebezirk gelegene Galerie Künstler*Innen einen Raum zur Präsentation und Entfaltun g. Die Vision: Zeitgenössische Kunst zugäng licher für alle zu machen und Leute dazu zu ani mieren, in diese zu investieren. Was faszinier t dich an der Ku nst? Kunst ist eine ganz andere Art zu denken. Das macht sie so besonders und einzigartig. 2016 hast du die Galerie Ru dolf Leeb eröffnet. Wie kam es dazu? Ich war jahrelang zuständig für das Kultur-Sponsoring der BAWAG. Darüber hinaus war ich involviert in zahlreiche Kulturprojekte sowie den Verkauf der Kunst sammlung der Bank.

er Zukunft? Was sind deine Pläne in nah eine AusFür den Spätherbst planen wir Elizaveta stellung mit Florian Nitsch und n mit Wiener Podgor naia sowie Kooperatione l ich die RäumKünstler*Innen. Außerdem wil mehrt auch für lichkeiten in Zukunft ger n ver . Perfor mances verwenden Adresse und Kontakt: Kaiserstraße 76, 1070 Wien www.galerierudolfleeb.at

la A Rudolf Leeb galéria az álta zek vés mű ott felfedezett és bemutat távon abb ssz ho munkásságát és karrierjét ra, má szá s is támogatni szeretné. Fonto s ván rele hogy a kiállítások aktuális és színűség, sok A fel. nak zza témákat dolgo üttes a különböző nézőpontok egy ont a Rudolf mp sze tő megjelenítése alapve Leeb galéria számára.

Wie selektierst du Künstler* Innen? Ich suche nach Künstler*Innen, die ihre gestalterischen Entscheidungen erklären können – die Idee hinter dem Werk steh t für mich somit im Vordergr und. Ich treffe En tscheidungen nicht aufgrund von Ausstellungsbiog raphien, sondern achte vielmehr auf die Qualität der Werke und die Eindrücke, die diese bei mir hinterlassen. Was siehst du als deinen Au ftrag? Künstler*Innen zu entdecken und sie bei ihrer Entwicklung zu unterstützen. Darüber hinaus ist es mir wichtig, Ausstellungen zu zeigen, die auf aktuelle und relevante Th emen eingehen.

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Das Wien Spezial


Galerien | 33

Fotos: Daniel Lichterwaldt

KA2019. ASYL IN NOT

Ein Seidenteppich weckte ihre Leidenschaft: Vor über 20 Jahren begleitete Anna Katharina Erdkamp ihren Vater zur einer Auktion in Düsseldorf, wo sie diesen Teppich spontan ersteigerten. Der Reiz und die Spannung von Auktionen hat sie seither nicht mehr losgelassen.

Als Kunsthistorikerin lernt man nie aus. Jedes Werk hat einen eigenen Charakter, jede Auktion einen neuen Thrill.

Dieser wunderschöne Teppich liegt bis heute vor ihrem Bett. Bereits während ihres Studiums der Kunstgeschichte startete Anna ihre Karriere im Wiener Auktionshaus Kinsky. Im täglichen Kontakt mit Klimt, Schiele, Kokoschka und Co konnte sie dort mehr als fünf Jahre ihrer Passion folgen und sammelte mit wachsender Verantwortung Erfahrungen im Auktionswesen und am Kunstmarkt. Anna organisiert die diesjährige Benefiz-Auktion Kunstasyl der NGO »Asyl in Not«. Mit der KA2019 setzt sie ihre Leidenschaft und Erfahrung zugunsten von Geflüchteten ein. Es ist ihr eine Herzensangelegenheit, nicht allein auf die Themen Asyl und Flüchtlinge

aufmerksam zu machen, sondern auch materielle Unterstützung beizusteuern. Adresse und Kontakt: Währinger Straße 59/2/1, 1090 Wien www.kunstasyl.at

‫يريخلا دازملا مويلا «انآ» مظنت‬ ‫لوزأ تسنوك ليساتسنوك ماعلا اذهل‬ ‫ني لوزأ ةيموكحلا ريغ ةمظنملا نم‬ ‫تون‬. ‫ ا ك ةدعاسمب‬٢٠١٩ ، ‫مدختست‬ ‫نيئجاللا حلاصل اهتربخو اهفغش‬. ‫اهبلق ىلع ةزيزع ةلأسم ربتعت ىهف‬ ‫ىلإ هابتنالا تفلل طقف تسيل اهناو‬ ‫ نيئجاللاو ءوجللا اياضق‬، ‫اهنكلو‬ ‫ريبك لكشب ةدعاسملل اًضيأ‬.


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Text: Katharina Herzog

DAS SPRUNGBRETT Synergieeffekte schaffen und gemeinsam Kräfte bündeln – das ist die Philosophie der Büro Weltausstellung, einer von drei Ausstellungsräumen, der Teil des Kunstvereins Wiener Art Foundation ist. Für Stefan Bidner, Gründer des Büro Weltausstellung und kreativer Leiter der Parallel Vienna, waren eindimensionale Ausstellungen nie Teil des Plans. Das künstlerisch organisatorische Schaffen erstreckt sich daher von Performances, über Lesungen bis hin zu Einzel- und Gruppenausstellungen. Wir haben mit Stefan Bidner über junge Kunst in Wien und die Parallel gesprochen. Wie ist das Büro Weltausstellung entstanden? 1873 war hier in diesem Haus anscheinend eines der offiziellen Büros der Wiener Weltausstellung. Mir hat der Name gefallen, weil er so ein breites Spektrum eröffnet. Das Büro Weltausstellung ist Teil der Wiener Art Foundation, einer Plattform für zeitgenössische Kunst. Der Kunstraum am Schauplatz unter der Leitung von Lukas Willmann und die Galerie Kunstbüro, geführt von Armer Abbas, gehören ebenfalls dazu.

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Worauf spezialisiert sich das Büro Weltausstellung? Hier werden etablierte Künstlerpositionen, aber auch Newcomer gezeigt, ähnlich wie bei der Parallel. Eine spannende Mischung, die gut ankommt. Wie schaffen junge, noch unbekannte Künster*Innen überhaupt den Sprung in eine Galerie? Wir sind ein Kunstverein, das heißt, wir leben von öffentlichen Mitteln, wir haben diesen wirtschaftlichen Druck nicht. Eine kommerzielle Galerie muss da ganz anders agieren. In Wien gibt es zwei Top-Akademien, die laufend Künstler*Innen ausbilden. Jede*r Student*In und Auszubildende kostet den Staat relativ viel Geld, aber letztendlich lässt man sie ein bisschen im Regen stehen. Es bleiben nur zehn Prozent übrig – eine wirtschaftliche Katastrophe. Auch die großen Häuser haben diese Generation nie wirklich im Visier gehabt. Vor sieben Jahren haben wir deshalb die Parallel, eine Kunstmesse, die aufstrebende und junge Künstler*Innen fördert, gegründet. Wir wollten aufzeigen, dass großes Potenzial vorhanden ist. Junge Künstler*Innen brauchen Aufbauarbeit – jemand der

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sie ein Stück weit an der Hand nimmt und begleitet. Mittlerweile greift das Ganze. Bei der Ausstellung »Über das Neue« wurde die junge Kunstszene in einer Institution wie dem 21er Haus gezeigt. Das ist wichtig und war mitunter auch Teil unseres Engagements, dass diese Szene sichtbarer wird. Kannst du uns einen Einblick in die Organisation der Parallel geben? Wir sind ein Team. Ich und meine zwei Geschäftspartner Daniel Haider und Kaveh Ahi sind fast ein Jahr mit der Planung beschäftigt. Die erste große Hürde ist, die Immobilie zu finden. Sobald wir die haben, kann es losgehen. Es ist natürlich eine irrsinnige Herausforderung, das Ganze zu organisieren. Jedes Gebäude ist anders und wir reagieren immer auf die Umgebung, auch inhaltlich. Meistens wird mit dem Raum gearbeitet, das ist der große Mehrwert der Parallel. Man geht von Raum zu Raum und erlebt eine neue Show. Dieses Jahr gab es zum ersten Mal einen Skulpturenparkour.


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Foto: Linus Merlin Resch

Nach welchen Kriterien werden die Künstler*Innen auf der Parallel ausgewählt? Wir haben keinen Open Call, das wäre unmöglich zu stemmen. Es ist etwas sehr Individuelles, beeinflusst von vielen Faktoren. Die Qualität steht für mich natürlich stets im Vordergrund. Wir halten unsere Augen das ganze Jahr über offen und sind ständig auf der Suche nach interessanten Newcomern. Gibt es Erfolgsgeschichten, die durch die Parallel entstanden sind? Es gibt einige Künstler*Innen, die nach der Parallel etablierte Galerien gefunden haben. Das ist schon ein ziemlicher Erfolg. Die meisten, die wir in den letzten Jahren ausgestellt haben, sind nun bei der Vienna Contemporary in Zone 1 vertreten. Es ist also definitiv ein Sprungbrett. Was passiert in Zukunft mit der Parallel? Wollt ihr noch größer werden? Das hängt natürlich von der Immobilie ab. Dieses Jahr hatten wir über 170 Räume, eine Riesenkiste. So eine Immobilie findet man heute kaum noch. Das zu toppen wird also schwierig. Wir haben aber wieder einiges geplant. Was braucht es, um aus Student*Innen erfolgreiche Künstler*Innen zu machen? Viel arbeiten ist ein guter Anfang. Natürlich muss man auch ein bisschen Glück haben, damit man die richtigen Leute trifft, ein Rezept gibt es da nicht wirklich. Wenn man von seiner Arbeit selbst überzeugt ist, dann wird man auch seinen Weg finden. Sehr prägend sind jedoch die Kollegen und Kolleginnen innerhalb eines Studiums. Der Austausch untereinander, in einer guten Szenerie, ist oft gleichermaßen wichtig

Stefan Bidner und Lukas Willmann

wie der/die Professor*In. Die guten Professor*Innen lernen genauso von Studierenden. Das ist ein gegenseitiges Geben und Nehmen. www.bueroweltausstellung.com www.artfoundation.at www.parallelvienna.com

...ustvarjati sinergijske učinke, da se združijo moči - to se skriva za filozofskim mišljenjem biroja za svetovne razstave, ki je ena izmed treh razstavnih sob in spada h umetniškim društvom »Wiener Art Foundation«.


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Text: Laura Stรถckler

DAS ATELIER TEIL

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Fotos: Daniel Lichterwaldt

IST

EIN WESENTLICHER

DES SCHAFFENS. Elisa Alberti, geboren 1992 in Kiel, wuchs in Südtirol als Tochter einer Künstlerin und eines Künstlers auf. Kunst ist somit immer ein omnipräsenter Aspekt ihrer Kindheit gewesen. Obwohl sie sich selbst immer in einem künstlerischen Bereich tätig sein sah, grenzte sie sich lange von der bildenden Kunst ab und peilte eine Laufbahn im Grafikdesignsektor an. Nach dem Schulabschluss zog es sie nach Wien, wo sie ihr Studium an der Akademie der bildenden Künste begann. Ihre künstlerische Praxis ist gekennzeichnet von Serialität und dem effektiven Einsatz von Kontrasten. Hier finden sich zum einen Werke, die durch ihre klare Form- und Farbgebung sowie durch die geometrische Anordnung der Elemente ein Gefühl von Klarheit und Ruhe vermitteln. Zum anderen arbeitet Sie mit filigranen Strukturen, die sich wie Waben oder Netze über darunter-

liegende Formen ausbreiten und die Betrachter wie magisch in ihren Bann ziehen. Diese Kontraste sind jedoch nicht nur ästhetischer Natur – sie spiegeln auch den Zugang der Künstlerin zur Kunst wider. So wechselt sie zwischen großen und kleinen Formaten, zwischen Werken, die sehr schnell fertigzustellen sind, und anderen, welche aufgrund ihrer detaillierten Konstruktion stundenlanges meditatives Arbeiten verlangen. Elisa meint von sich selbst, dass sie sowohl die schnelllebigen, als auch die entschleunigenden Prozesse braucht, um in ihrer Arbeit einen Ausgleich finden zu können. Neben der seriellen Arbeit nennt Elisa das Atelier als wesentliches Element ihres Arbeitsprozesses. Dieser Raum ist für sie von zentraler Bedeutung. Hier kann sie sich von ihrem privaten Leben abgrenzen und sich einzig und allein der Kunst widmen. Idealerweise verbringt sie so viel Zeit wie möglich im Atelier – min-

destens aber 6 Stunden. In dieser Zeit existiert für sie nichts anderes als ihre Arbeit. Das zeigt sich auch daran, dass sie ihren Körper und ihre Erschöpfung erst danach wahrnimmt. Nach einer intensiven Zeit im Atelier braucht Elisa aber auch eine gewisse Zeit für sich, um vom künstlerischen wieder zurück in einen sozialen Modus zu gelangen.

Με δύο καλλιτέχνες ως γονείς, ο νεαρός καλλιτέχνης ήταν αρχικά απρόθυμος να ακολουθήσει την ίδια καριέρα και να εισέλθει στην υποτιθέμενη »οικογενειακή επιχείρηση«. Αν και βρισκόταν πάντοτε σε δημιουργικό επάγγελμα, με το πέρασμα του χρόνου, διαπίστωσε ότι η έλξη της για τη ζωγραφική και την εκτύπωση ήταν πολύ πιο έντονη παρά για το σχεδιασμό.


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Text: Katharina Herzog

EIN SCHNITTIGES KUNSTERLEBNIS Die aus der Zusammenarbeit zwischen Manner und dem Pantone Color Institute entstandene Farbdefinition »Manner Rosa by Pantone®« legte Anfang 2019 das Fundament für etwas wirklich Schnittiges. Manner gelang es dadurch, die Farbe Rosa von der Verpackung loszulösen, sich jünger zu positionieren und in einen (pop-) kulturellen Kontext zu setzen. Unter dem Motto »Mannerize the World« stellten sich acht Künstler*Innen der Aufgabe, das Manner-Rosa in ihre Werke zu integrieren. Die Auftragsarbeiten wurden im Rahmen einer Vernissage Ende September im Werk X vorgestellt. Konzipiert und kuratiert wurde das Projekt von der oberösterreichischen Kunstmanagerin Vera Steinkellner. »Manner verfolgt ein ganzheitliches Konzept, das sich zu einem fixen Bestandteil der österrei-

Manner mag man eben, denn Manner unterstützt junge Kunst. Für 2020 sind bereits weitere Projekte in Planung. Les Nouveaux Riches

chischen Kunstszene etablieren soll« sagt Vera. Die Werke aus den Bereichen Mixed-Media, Fotografie, Malerei und Augmented Reality könnten trotz der gemeinsamen Komponente, der Farbe Rosa, diverser nicht sein. Paul Riedmüller stellt in seinem Werk »Wiener Frühstück« eine typische Wiener-Kaffeehaus-Situation als rosa Stillleben dar, welches in seiner Ruhe durch unerwartete Störungen irritiert wird. Der Arbeitstitel »Focus on the good« von Coco Wasabi rückt in Form einer Collage und Neoninstallation Kindheitserinnerungen mit Manner in den Fokus. Linda Steiner widmet sich in ihrem Werk »Embrace« dem Portrait dreier Frauen, den Themen Angst, Liebe und Vertrauen. Der bereits in der ersten Ausgabe vorgestellte Künstler David Leitner beschäftigt sich mit der in Vergessenheit geratenen Historie und ursprünglichen Bedeutung der Farbe Rosa, in Form eines männlichen Kriegers. Simon Goritschnigs »Exploration II« und Nicole Woggs »Pink Playground. Create your own Reality« erweitern ihre Werke mittels Augmented Reality. Marlies Planks »Mag man eben« und Mahir Jahmals »Stephansdom« ergänzen die Reihe mit ihren fotografischen Arbeiten. Die entstandenen Werke werden zukünftig

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in den Unternehmensräumlichkeiten ausgestellt und bilden die Basis der stetig wachsenden Manner-Sammlung. »Mit #pinkplayground treten wir in einen kreativen Austausch mit Kunstschaffenden und können damit die Farbe dem Zeitgeist entsprechend neu aufladen« meint Michael Wieland, Head of Digital Marketing bei Manner und Mitinitiator des Projektes. So entstand unter anderem auch die Kollaboration mit dem Künstler Ben Reyer, der den Crewneck »The Muse« gestaltete. Manner rückt mit diesem langfristig angelegten Corporate-CulturalResponsibility-Projekt die Förderung junger und in Bezug zu Österreich stehender Kunst in den Fokus des Geschehens. www.manner.com

»Manner« išreiškia savo aplinkos vertinimą šiuo ilgalaikiu įmonės projektu. Daugiausia dėmesio skiriama jaunų ir susijusių su Austrijos menu skatinimui ir palaikymui.


Fotos: Heidi Pein

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Foto: Martin Tardy

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Text: Daniel Lichterwaldt

EINE NEUE BÜHNE SCHAFFEN Von Kindesalter an beschäftigte sich Martin Tardy täglich mit Kunst, die er lange nur für sich und als Ausgleich zum Alltag ausübte. 2017 bemerkte der heute 27-jährige Wiener einen wesentlichen Fortschritt in seiner Technik. Aufgrund des positiven Feedbacks in sozialen Netzwerken und auf Pop-Up-Märkten organisierte er seine erste Solo-Ausstellung im SNEAK IN. Beflügelt vom Erfolg und unterstützt von seinem Vater konnte er sich schnell in der Kunstszene etablieren und internationale Sammler auf sich aufmerksam machen.

oder im Keller malen. Erst seit Kurzem arbeite ich in Räumlichkeiten, wo ich noch viel mehr umsetzen kann. Gibt es noch Techniken, die dich brennend interessieren? Ich will mehr im skulpturalen Bereich arbeiten, also raus aus dem Bild.

Erinnerst du dich noch an deinen ersten Käufer? Ja, das war Mark Deutschmann. Das freut mich besonders, da er von Anfang an von meinen Werken begeistert war. Ich habe ein gutes Verhältnis zu meinen Käufer*Innen.

Wie bereitest du dich auf die Live Performances vor? Die Live Performances entstanden durch Anfragen in Social-Media-Plattformen.Viele Leute finden meine Arbeitsweise spannend und buchen mich, um das Atelier-Erlebnis auf die Bühne zu bringen. Da ich sehr schnell und impulsiv arbeite, ziehe ich in Erwägung, alle meine Techniken performbar zu machen. Es ist nur eine andere Art, Kunst zu schaffen. Dazu kommt auch noch, dass ich gerne unter Leuten bin.

Du zeigst dem Publikum immer wieder Neues. Was bedeutet Weiterentwicklung für dich? Es ist eines meiner Grundbedürfnisse, seitdem ich mich mit der Kunst beschäftige. Anfangs hatte ich Angst, dass mir die Ideen ausgehen – aber ganz ehrlich, es gibt genug und meine Liste wächst stets. Trotz vier erfolgreicher Ausstellungen seit 2017 hatte ich lange kein Atelier und musste zu Hause

Wie wichtig ist Social Media heutzutage für Künstler*Innen? Mit meiner Marke VIERECK konnte ich bereits auf Facebook eine hohe Reichweite generieren – somit wusste ich, dass es effektiv sein kann. Anfangs wollte ich mich nicht über Social Media vermarkten und nutzte es zur Archivierung. Erst als eines meiner Videos auf Instagram viral ging und meine Followerzahl exponentiell

gestiegen ist, habe ich bewusst versucht, gute Inhalte zu kreieren. Parallel dazu wurden zwei meiner Bilder in der Sammlung Sanziany ausgestellt. Die beiden voneinander unabhängigen Ereignisse haben meine Karriere vorangetrieben. Die Followerzahl bestimmt zwar nicht, wie gut jemand ist, kann aber sehr praktisch sein. Wie essentiell sind Galerien und Messen? Für mich überwiegen klar die Vorteile, weil die Galerie Hilger, mit der ich zusammenarbeite, zu den renommiertesten Galerien Wiens zählt. Sie öffnet mir die Tür zum internationalen Markt, stellt meine Arbeiten auf diversen Kunstmessen aus und kümmert sich auch um den Verkauf. Eine tolle Unterstützung und eine gute Symbiose. Für Februar 2020 ist eine Ausstellung in der Dorotheergasse geplant. www.martintardy.com

Dès son plus jeune âge, Martin Tardy s'est intéressé à l'art au quotidien. Il le pratique pendant des années que pour lui-même comme un équilibre dans sa vie.


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Text: Katharina Herzog

Foto: Linus Merlin Resch

KUNST, DIE ANZIEHT Karl Karner studierte Bildhauerei bei Heimo Zobernig an der Akademie der bildenden Künste und lässt sich in keine Kategorie stecken. Er ist Kunstgießer, Performer, Maler und etabliert sich mittlerweile auch am Modemarkt. Er dehnt die Grenzen zwischen bildender und darstellender Kunst immer mehr aus – bis sie verschwinden. Du beschäftigst dich mit Skulptur, Installation, Malerei, Performance und neuerdings mit Strümpfen. Wo liegt dein Hauptaugenmerk? Mein Fokus variiert eigentlich ständig. Es befruchtet sich auch alles gegenseitig, jede Arbeit die andere. Verschiedene Arbeitsweisen verlangen verschiedene Zugänge. Der Arbeitsprozess in einer Gießerei mit schweren Ma-

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terialien ist sehr körperbetont, Zeichnen hingegen geht leichter von der Hand. Ein Körper in der Performance verlangt wiederum eine ganz andere Handhabung als ein Objekt. Dazu kommen die unterschiedlichsten Materialien wie Aluminium, Bronze und jetzt auch Nylon. Wie entsteht bei dir ein Kunstwerk? Mein Zugang zur Kunst ist immer ein spielerischer. Skulpturen sind für mich wie Bausätze, sie werden je nach Tagesverfassung miteinander kombiniert und entstehen somit im Prozess. Auch meine Zeichnungen sind stark von Spontanität und Kindlichkeit geprägt. Sie fließen aus meiner Hand und verkörpern oft den inneren Geisteszustand. Seit circa einem Jahr gibt es nun KS positiv, dein Strumpfhosenlabel. Wie ist es dazu gekommen? Ich habe die Tattookunst hinterfragt. Für mich ist sie ein bisschen schwerfällig. Da es eine lebenslange Entscheidung ist, wird meist ewig überlegt, bevor man sich für ein Motiv entscheidet. Bei KS positiv muss die Kunst nicht für immer auf der Haut bleiben. Das Leben ist von Veränderungen durchtränkt, als Mensch verändert man sich immer wieder und Mode kann diesen Umbruch viel leichter widerspiegeln. Dazu kam, dass ich beim Zeichnen nicht nur auf dem Papier oder auf der Wand bleiben wollte.

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Da ich auch Performances mache, will ich das Kunstwerk in Bewegung bringen und sehen, wie es von Menschen neu entdeckt und mit Kleidung kombiniert wird. Schlussendlich wird man dabei selbst zum Kunstobjekt. Welche Vorteile bringt dir das Leben und Arbeiten am Land? Ich brauche viel Platz zum Arbeiten und den bietet mir das Land. Ich habe einen Ablauf gefunden, der es mir erlaubt, perfekt zu funktionieren. Gießerei, Schlosserei und Tischlerei sind in greifbarer Nähe. Das Arbeiten in bis zu fünf Meter hohen Hallen ermöglicht es mir, in ganz neuen Dimensionen zu denken. Die Räumlichkeiten und Maschinen, die mir hier zur Verfügung stehen, haben enormen Einfluss auf das schlussendlich gefertigte Kunstwerk. Wie entstehen deine Kollektionen? Meine Zeichnungen bilden die Basis für verschiedene Serien. Die Strumpfhosen werden dann händisch mittels Siebdruck in Wien produziert. Für jede Farbe, und wenn es nur ein einzelner Punkt ist, wird ein eigenes Sieb hergestellt. Die Herstellung ist deshalb sehr aufwendig. Durch Kooperationen mit Künstler*Innen entwickelt sich die Marke ständig weiter. www.kspositiv.com


Mäi Fokus variéiert eigentlech stänneg. D'Aarbechte befruchte sech och ëmmer géigesäiteg. Verschidden Aarbechtsweise verlaange verschidden Zougäng. Den Aarbechtsprozess an enger Géisserei mat schwéiere Materialien ass staark kierperbetount, d'Zeechne geet dogéint méi liicht vun der Hand.


Veronika Suschnig Âťthe ones that didn't get paidÂŤ 2019, Lack und Kunstharz auf Tablettenblister, Metall und Holz, 100 x 162 cm



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ICH WILL MICH, DIEΩ WELT, ABER AUCH MEINE PROBLEME SPÜREN Veronika Suschnig ist 30 Jahre alt, arbeitet, studiert und wohnt in Wien. Nach ihrem Architekturstudium an der Akademie der bildenden Künste begann sie, an derselben Universität bei Daniel Richter Malerei zu studieren. Sich selbst beschreibt die Künstlerin als »Arbeitsviech«. Ihre Werke haben einen sehr persönlichen Hintergrund, sind jedoch nicht Konzeptkunst, denn am Ende entsteht immer ein genau gefertigtes Werk, welches sehr viel mit Materialität zu tun hat. Welche Rolle spielt Architektur noch in deinem Leben, findet sie Einzug in deine Kunst? Ich habe der Architektur gegenüber eine sehr große Hassliebe. Ich schöpfe

Ich glaube, in unserer Generation gibt es sehr wenige, die noch nie so eine Episode durchlebt haben. Les Nouveaux Riches

nach wie vor wahnsinnig viel aus ihr. Im Studium bekommt man sehr viele Werkzeuge in die Hand, die sich auch in der Kunst super nutzen lassen. Die Organisation und das Know-How von Materialitäten und Formaten kann ich aus der Architektur mitnehmen und in die Kunst einfließen lassen. Ich habe ihr viel zu verdanken, aber auch darunter gelitten. In deiner Serie: »Drugtales« arbeitest du mit Pillen und Blister-Verpackungen, hat das für dich einen persönlichen Hintergrund? Das ist mit Abstand die persönlichste Arbeit von mir und auch mein Einstieg in die Kunst. Die Arbeiten beschäftigen sich mit dem Medikamentengebrauch bzw. -missbrauch. Eine depressive Episode, die ich einmal hatte und der ich mich gestellt habe, war der Anstoß dafür. Ich glaube, in unserer Generation gibt es sehr wenige, die noch nie so eine Episode durchlebt haben. Das ist einfach die Krankheit unseres Jahrzehnts. Ich war Anfang zwanzig und wusste nicht, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich habe gemerkt, dass ich an meine

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Grenzen stoße, deswegen habe ich mir Hilfe gesucht und war bei Ärzten. Alle haben mir Antidepressiva verschrieben und meinten, damit ist das Problem aus der Welt. Die Medikamente habe ich nur vier Tage genommen und mich wie in einer Wattekugel gefühlt. Das wollte ich nicht. Ich wollte mich, die Welt, aber auch meine Probleme spüren, das Ganze bewältigen und nicht bloß unterdrücken. Der Moment, in dem ich mich gegen die verschriebenen Medikamente entschieden habe, war sehr wichtig! Das erste Bild war mit dem Text »The Pills I never ate« versehen. Das bringt meine Entscheidung auf den Punkt. Ich arbeite nun schon zwei Jahre an dieser Serie, weil ich es so wahnsinnig toll finde, dass jedes Mal wenn ich diese Arbeiten in einer Ausstellung zeige, wildfremde Personen auf mich zukommen und mich darauf ansprechen, dass sie diese Problematik aus dem eigenen Kreis kennen. Das sind sehr intime Geschichten, die die Leute mit mir teilen und das berührt mich. Ich teile meine Geschichte mit


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Text & Foto: Linus Merlin Resch

ihnen und sie ihre auch mit mir. Das finde ich sehr mutig, denn psychische Probleme sind leider noch immer ein Tabuthema. Mir ist es sehr wichtig, dass die Kunst, die ich schaffe, die Leute berührt. Ich will ansprechen, was sie beschäftigt und das mache ich über meine eigenen Erfahrungen. Wenn man als Künstler*In etwas von sich preisgibt, sich sozusagen verwundbar macht, ist das genau der Moment, wo man beginnt, gute Kunst zu schaffen. Typografie findet in deinen Arbeiten immer wieder Einfluss, welchen Zweck erfüllt sie für dich? Für mich ist Text wahnsinnig wichtig. Ich bin in meinem Elternhaus viel mit Literatur konfrontiert worden. Mein Vater ist Germanist und somit waren Bücher und Literatur immer etwas, woran man glauben konnte, woran man sich festhalten konnte. Bei fast allen meiner Arbeiten gibt es eine typografische Ebene. Die Textphrasen, die ich in meinen Bildern verwende, sind offener formuliert, damit sich jede Person darin selber sehen kann. Auch die Skizzen meiner Arbeiten sind hauptsächlich in Textform. Es sind wirklich sehr selten Zeichnungen, sondern fast immer Texte, in denen ich meine Ideen formuliere. Wie empfindest du den österreichischen Kunstmarkt? Ich fühle mich am österreichischen Kunstmarkt sehr wohl und habe auch meine Ebenen gefunden. Jedoch habe ich auch das Glück, dass ich bis jetzt nur mit wahnsinnig tollen Persönlichkeiten zusammengearbeitet habe. Jeder sollte Kunst machen dürfen, auch wenn man sich nicht für den Kunstmarkt interessiert. Für mich ist klar, dass ich hauptberuflich Kunst machen will. Das bedeutet aber auch, sein Geld

damit zu verdienen. Sei das jetzt über Verkäufe oder Förderungen, da muss jeder seinen eigenen Weg finden. Als Künstler*In muss man sich seinen Job selber erfinden, da gibt es keine Gebrauchsanweisung. www.veronikasuschnig.com

वेरोनिका सुसंचिग, वह 30 साल की है। वह वियना में रहती है, काम करती है और पढ़ाई करती है। ललित कला अकादमी में वास्तुकला का अध्ययन करने के बाद, वह उसी विश्वविद्यालय में डैनियल रिक्टर के साथ पेंटिंग का अध्ययन करे गी।



Text: Daniel Lichterwaldt

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Foto: Bryan Mendoza

IM KONTEXT DES ZEITGEISTES Man kann mit ruhigem Gewissen behaupten, dass Sebastian Schager als Gründungsmitglied der Künstlergruppe »PERFEKT WORLD« und vielen anderen Projekten von Beginn an Teil der österreichischen Street-Art-Kultur war und diese maßgeblich mitgeprägt hat. Nach wie vor sieht er sich mit den Werten dieser Kunst eng verbunden. Er konnte sich mit seinem Stil in der Kunstszene etablieren und verdient heute sein Geld als Künstler, Kunsthändler und Kurator der Jan Arnold Gallery im MuseumsQuartier Wien.

auch noch die Hip-Hop-Kultur, die langsam in Europa ankam. Ich habe die Kunst und den Lebensstil ernst genommen und führe beides auch heute noch – in leicht abgeänderter Form – weiter. Wie entstehen deine Werke? Die Collagen entstehen am Computer. Ich suche nach passenden Bildern, die ich auch oft der Kunstgeschichte entnehme, und verarbeite sie dann weiter, sodass sie eine neue Bedeutung erhalten. Die Sprühschablonen bringe ich an der Wand an und untermale sie. Das ist ein komplexer Prozess, aber die Mühe zahlt sich immer aus.

Woher kommt Street-Art? Gibt es einen Erfinder? Es gibt keinen Erfinder, es gibt nur die Zeit, die eine gewisse Kunst zulässt. Street-Art war auf einer intellektuellen Ebene immer schon gesellschaftskritisch. Die junge Kunstform, die sich im öffentlichen Raum positioniert, wird endlich von unserer Gesellschaft anerkannt. Plötzlich steht sie, die eigentlich negativ besetzt war, im Kontext des Zeitgeistes.

Was ist dir als Künstler wichtig? Das Illegale hat mich nie interessiert. Das Werk ist mir wichtig, die Auseinandersetzung mit dem Jetzt, dem Morgen und der Geschichte hinter dem Werk. Kunst soll kritisch sein, darf aber auch Spaß machen. Als Künstler*In will man sich auch unsterblich machen – mir ist klar, dass meine Werke bestenfalls einige Generationen lang weiterexistieren.

Wann kamst du mit der Kunst im urbanen Raum in Berührung? Ich habe jahrelang diverse Sticker auf den Straßen oder in Clubs fotografiert, mich für den öffentlichen Raum interessiert und dann war da natürlich

Mit Andreas Nadar hast du »LEAP« gegründet. Welche Philosophie steckt hinter diesem Projekt? LEAP bedeutet »limited edition art prints« . Wir fertigen Siebdrucke von verschiedensten Künstler*Innen in klei-

nen Auflagen an und verkaufen diese zu leistbaren Preisen. Damit wollen wir die zeitgenössische Kunst auch ins Wohnzimmer bringen. Unter anderem betreust du auch das Q21 Artists-in-Residence- Programm des MuseumsQuartier. Was war für dich das einprägsamste Erlebnis? Grundsätzlich waren alle Künstler*Innen, die ich über ein Monat betreut habe, interessant. Vor allem aber die Zeit mit Anthony Lister war sehr verrückt und abwechslungsreich. Am Ende seines Aufenthalts bemalte er innerhalb von 2 Tagen die 100 Meter lange Außenbeplankung der Fassadenrenovierung im MuseumsQuartier. Seine Arbeit hat mich fasziniert. Mit ihm zu arbeiten und ihm zu assistieren hat mich sehr bereichert. www.artis.love

Впродовж багатьох років його стиль був визнаний творчими кругами і сьогодні він заробляє як художник, арт дилер та куратор Галереї Яна Арнольда в музейноми кварталі Відня.


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Fotos: Sophia Süßmilch, Galerie Krobath

Text: Daniel Lichterwaldt

Name: Sophia Süßmilch Wien: Ich habe nichts gegen Wien, einige meiner besten Freund*Innen kommen aus Wien. Deine Kunstrichtung: Steil bergab! Alltäglicher Wahnsinn: Immer her damit. Lieblingswort: Keine Ahnung, aber eine kluge Frau hat zu mir gesagt, dass jeder Mensch ein Füllwort hat, und meines ist »genau«. Aktuelle Projekte: Die Ausstellung »Kokon« in der Galerie Krobath eröffnet am 7. November 2019. Darauf folgt am 22. November 2019 die Performance »Schlüpfen« mit Vito Baumüller (Highlight!). Im Rahmen von RischArt baue ich mir in München im März 2020 selbst ein Denkmal der Beleidigung. Freundschaften: Der Sinn des Lebens. Deine Botschaft: Only preaching to the choir Die Zukunft: Holt uns ein! Kunst: Das beste, das einem passieren kann. 5 Uhr Morgens: And this is how I know. Not by the voice on my portable radio. The batteries are old.

SOPHIA SÜSSMILCH

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Sophia Süßmilch, nascida em 1983, é uma das personalidades mais empolgantes da cena artística na língua alemã e em parte também na área internacional. Em 2018, ela recebeu o Prêmio de Arte da Baviera por isso. Em suas performances e fotos, ideais de beleza, corpo e papéis de gênero são tratados.

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SUGAR MAMA 2019



Kultur | 53

GESCHENKE ZUM EINZUG IN DIE WOHNUNG Donald-Trump-Sparschwein: Unverzüglich nach Betrachten der Figur stellt sich eine leichte Linderung der österreichischen Verdrossenheit ein. Diese wird abgelöst von einem wohligen Gefühl der Dankbarkeit für einen Bundespräsidenten wie Alexander Van der Bellen. Danke Sascha!

Animalisch-kitschige Klobürsten: Lange standen die Kunstwerke aus Porzellan verstaubt in den Schaufenstern. 2020 werden sie die Winkekatze aber endlich vom Thron schubsen. Absurde Skulpturen: In der zeitgenössischen Kunst scheint die Nacktheit wieder ein Tabuthema zu sein – vielleicht kann man den menschlichen Körper durch absurde Skulpturen mit Märchenbezug wieder ins Wohnzimmer bringen?


54 | Kultur

KOMMT ER VON HERZEN. Aeijst (gesprochen Ej-st) ist ein steirischer Gin, benannt nach dem Dialektwort für »Äste«. Produziert wird er in der Südsteiermark von der Familie Thomann. Wolfgang, Markus, Paul, Lisa sowie deren Freund Andreas stellen den Gin aus 100% biologischen Zutaten her. Neun verschiedene Botanicals wurden zuerst einzeln verkostet und anschließend harmonisch für die Rezeptur kombiniert. Den anfänglichen unverkennbaren Wacholdernoten folgen frische Zitrus- und Kräuteraromen. Der Gin weist durch seine ausgefeilte Rezeptur eine Komplexität auf, die wohlig schmeckt und sich lang am Gaumen hält. Er schmeckt pur sowie auch in Mixgetränken einfach hervorragend. Der Mehraufwand in der Herstellung spiegelt die Leidenschaft zum Gin wider. Als Familienunternehmen ist es das Hauptziel der Thomanns, am Ende des Tages ein erstklassiges Produkt in Händen zu halten, auf das sie selbst stolz sein können. Aeijst zeichnet sich durch viel Liebe zum Detail aus. In seinem Branding ist der Gin so puristisch wie im Geschmack. www.aeijst.at

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Kulturträger


Vienna’s finest high-end sneaker boutique. „The 6 th Floor“ / STEFFL The Department Store, Kärntner Straße 19, Wien 1010



Wenn du deinen Musikstil in Worte fassen müsstest, wie würde sich das anhören? Melodischer Hiphop bringt es am besten auf den Punkt. Um genau zu sein: eine gute Melange aus PopSoul-Gesang und atmosphärischem Trap. Was mich von der Masse abhebt, ist die Art und Weise, wie ich mit Worten hantiere, denn ich wechsle fließend zwischen Mundart, Hochdeutsch und Englisch. Mein wirkliches Ziel ist es, die neuen, modernen Ströme der Musik zu nutzen und sie mit alten Werten zu verbinden. Den Wiener Schmäh auf wummernde 808’s zu packen, den sexy Dialekt mit hübschen Anglizismen zu schmücken

2017 veröffentlichte Edwin seine erste EP mit dem Titel »DU WEISST AS EH«. Im darauffolgenden Sommer erschien das Bahoe Tape. Beide Projekte könnten unterschiedlicher nicht sein. Das eine leichtfüßig und verspielt, das andere eher düster und mitten ins Gesicht. Wir haben uns mit ihm über seine Musik, die Liebe zur Stadt Wien und seine Zukunft unterhalten:

EDWINS SLEBEN

57 | Kultur

Social Media - Fluch oder Segen? Fluch ist es, wenn man das Gefühl bekommt, dass man ständig etwas posten muss, um im Gespräch zu bleiben. Das erzeugt dann so einen innerlichen Stress, der eigentlich komplett unnötig ist. Der größte Vorteil ist der direkte Kontakt zu den Leuten, die deine Musik hören. Wenn dir fremde Menschen Fotos von täto-

Was wäre dein Wiener Wunsch-Feature? Ich finde zwar Nino und Voodoo echt leiwand, aber würde mir eher eine ungewöhnliche, fast schräge Kombi vorstellen. So à la Roland Neuwirth, Reinhard Fendrich oder 5/8erl in Ehr'n.

Dein Lied: »In Dir« ist ja dein ganz persönlicher Liebesbeweis an Wien, was schätzt du so sehr an dieser Stadt? »I loss ma mei Wien sicha ned sche redn.« Ich finde die Symbiose, die diese Stadt ausstrahlt, zwischen ungut und charmant, schon immer faszinierend. Wenn man so will das »Dreckade« genauso wie auch das leichtfüßige Flair – eine Mischung aus jammernder Melancholie und sympathischem Größenwahn. Generell die Kultur, die Lebensqualität und die Leute in ihrer ganzen Vielfalt. Ein echtes Privileg, hier aufgewachsen zu sein. Um Rudolf Sieczynski zu zitieren: »Wien, Wien, nur du allein, sollst stets die Stadt meiner Träume sein...«

und auch thematisch die Leute da abzuholen, wo sie es gar nicht erwarten.

Edwin urodził sie i żyje w pięknym Wiedniu. Wydał swoją pierwszą LP zatytułowaną »DU WEISST AS EH« w 2017. Następnego lata wyszła kolejna zatytułowana »bahoe tape«.

Auf was darf man sich bei dir in näherer Zukunft schon freuen? Aufs »SLEBEN«. Mein Debütalbum wird im Frühjahr 2020 kommen. Gemeinsam mit den Produzenten Foodforthought (Heiße Luft) und Hardy (Gloriettenstürmer) habe ich gezaubert und genau das umsetzen können, was ich mir vorstelle. Darauf freue ich mich persönlich schon irrsinnig. Für mich markiert das Projekt natürlich einen wichtigen Meilenstein. Ein Album. Das erste Album. Mein ganzes Leben in einem Album verpackt, inklusive Augenzwinkern in Qualtinger-Manier – mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Wortwörtlich, »SLEBEN« halt.

Wo ist dein Happy Place auf dieser Welt? Überall und Nirgendwo. Ich hab zwar ein paar Lieblingsspots im Stadtpark, an der alten Donau oder am Cobenzl. Aber generell ist mein Happy Place da, wo meine Liebsten sind s/o an die Frau Mama.

wierten Unterlippen mit »schmäh olé« schicken, dann merkst du erst, was für eine Auswirkung du hast mit dem, was du machst.

Text & Foto: Linus Merlin Resch


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| Kolumne

Text: Shejla Baltić

MEINE MUSE. DIE NATUR. In einer Zeit, in der das digitale Universum nicht mehr wegzudenken ist, war es auch nie leichter, Einblick in das Dasein anderer zu erlangen. Fremde Erfolge, Ideen und Leben werden uns jeden Tag auf unserem Smartphone serviert. Der soziale Vergleich, eine natürliche Reaktion der menschlichen Psyche, resultiert daraus. Ohne groß nachzudenken nehmen wir Erfolge anderer wahr, messen uns an ihnen. Oft – wenn auch nur unbewusst – beurteilen wir uns anhand fremder Maßstäbe. Oft führt das zu Selbstzweifeln und nicht selten stellt sich uns sogar die große Sinnfrage. Im Drang der ewigen Selbstoptimierung möchten wir einerseits der Norm entsprechen, und empfinden

Die Inspiration meiner Sehnsucht ist, was ich nur durch die Augen der Natur finde. Les Nouveaux Riches

anderseits ein dringendes Bedürfnis nach Originalität. Bemerkenswert. Der Mensch. Im Streben nach mehr. Vergessend, dass wir alle ein Teil des großen Ganzen sind. Dass die Lösung für fast alles in der Natur liegt. Die im Gegensatz zum Menschen. Nichts zweimal macht. Jeder Baum, jede Pflanze, jedes Blatt sieht, oft nur ein bisschen, aber trotzdem anders aus. Die Farben sind alle andersartig. Abweichende Formen. Intensitäten. Stärken. Schwächen gibt es nicht. Die Natur. Ohne den Drang, perfekt zu sein. Ohne den Drang, unbedingt anders sein zu müssen. Erschafft sie Variationen. Erschafft sie Einzigartiges. Beeinflusst, von der Umwelt, vom Regen, dem Sonnenlicht, Hitze und Kälte. Die Natur nimmt alles wahr. Sie nimmt alles auf. Sie lässt sich inspirieren, beeinflussen, um dann, mit dem was ihr übrigbleibt, etwas Einzigartiges zu erschaffen. Deshalb ist für den Kreativen die Umwelt das, was die Witterung für die Natur ist. Die Muse sind ihre Bienen,

Die Kolumne

die die Früchte der Natur bestäuben. Den Kreativen wach küssen. Der Wind, der den Staub neuer Ideen zur Blume trägt, ist die Essenz des Großen und Ganzen, ohne den wir nichts Einzigartiges erlangen. Die Inspiration, wenn wir sie durch die Augen der Natur sehen und mit eigener Kraft, Sehnsucht und Einzigartigkeit füllen. Um dann, am Ende, zu lernen, dass es nicht darum geht, zu entsprechen, zu übertrumpfen, sondern aus dem, was man hat, zu erschaffen.

En un momento en que ya no es posible imaginarnos una vida sin el universo digital, nunca ha sido tan fácil obtener una idea de la vida de los demás. Éxitos, ideas y vidas nos son servidos todos los días en nuestro smartphone. La comparación social, una reacción natural de la psique humana, resulta.


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Wir sind mehr als nur dein Barber.* *Wir sind dein Zweitwohnsitz.


Virnda Jelinek, Guy Debast, Stellamodels, KMOJE, Diana Maliqi

Die Boutique RUNWAY Vienna präsentiert in der Kirchengasse 48, 1070 Wien, außerg e wö h n l i ch e Ava n t - G a r d e M o d e, e x k l u s ive S t r e e t we a r u n d i s t e i n W i e n e r H o t s p o t für Trendsetter. In der Kuration legt CEO Alexis Fer nandez vor allem Wert auf qualitative Stoffe und deren hochwertige Verarbeitung. Weitere Infor mationen unter www.runwayvienna.at


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