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Kastration vs. Sterilisation Informieren, abwägen, entscheiden

Bei mehr als 10 Millionen Hunden in deutschen Haushalten stellt sich die Frage nahezu täglich irgendwo: soll ich meinen Hund kastrieren oder sterilisieren lassen? Da beide Eingriffe nicht rückgängig gemacht werden können, solltest du dir der Vor- und Nachteile bewusst sein, bevor du eine Entscheidung triffst.

Noch immer bringen viele Laien die beiden Begriffe „Sterilisation“ und „Kastration“ völlig durcheinander. Sie glauben entweder, dass es sich um denselben medizinischen Eingriff handelt, der bei einer Hündin Sterilisation genannt wird und beim Rüden Kastration heißt. Oder dass man je nach Geschlecht des Tieres entweder den einen oder den anderen Eingriff vornimmt. Beides ist falsch. Eine Sterilisation und eine Kastration sind zwei völlig verschiedene chirurgische Eingriffe, die sich beide grundsätzlich an jedem Tier durchführen lassen. Bei der Kastration werden die Keimdrüsen des Tieres entfernt, also bei Rüden die Hoden und bei Hündinnen die Eierstöcke. Bei der Sterilisation werden die Samen- beziehungsweise Eileiter lediglich durchtrennt und ein etwa ein Zentimeter langes Stück entfernt. Beide Operationen machen deinen Hund unfruchtbar. Da insbesondere die Kastration mit Nebenwirkungen einhergeht, die nicht rückgängig gemacht werden können, solltest du gut abwägen, bevor du dich für einen Eingriff entscheidest.

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Vor- und Nachteile einer Kastration

Lange galt die Kastration als Methode der Wahl, wenn Hundehalter die unkontrollierte Fortpflanzung ihres Tieres verhindern wollten. Vor einigen Jahren hat ein Umdenken eingesetzt; seitdem wird die Pauschalaussage relativierter betrachtet. Denn durch die Entfernung der hormonproduzierenden Drüsen verlieren die Tiere auch die Quelle ihrer Sexualhormone. Mit seinen Hoden verliert ein Rüde also auch die Fähigkeit, Testosteron zu bilden. Hündinnen müssen nach einer Kastration auf das Östrogen verzichten. Nach Entfernung der Eierstöcke bleibt die Läufigkeitsblutung der Hündin aus, auch, wenn die Gebärmutter noch vorhanden ist. Beide Hormone steuern jedoch deutlich mehr, als nur den Sexualtrieb:

Testosteron und Östrogen sind an einer gesunden und gut ausgeprägten Muskulatur beteiligt. Das Fehlen der Sexualhormone kann deshalb die Muskeln und das Bindegewebe schwächen. Kastrierte Tiere haben deshalb ein höheres Risiko für orthopädische Erkrankungen wie den Kreuzbandriss oder Gelenkbeschwerden, insbesondere großwüchsige Rassen. Der schwächere Muskeltonus kann auch die Blasenmuskulatur betreffen, weshalb kastrierte Tiere häufiger an Inkontinenz leiden. Vor allem kastrierte Hündinnen sind betroffen, weil ihre Harnröhre im Vergleich zu Rüden deutlich kürzer ist und gerader verläuft.

Das Fehlen der Sexualhormone kann das Verhalten deines Hundes verändern. Manche Hundehalter erhoffen sich das von einer Kastration sogar, insbesondere, wenn der Hund als aggressiv gilt. Allerdings beeinflusst eine Kastration nur das Verhalten, das direkt oder indirekt mit den Sexualhormonen in Verbindung steht. Sollte deine Hündin also während ihrer Läufigkeit zum Streunen neigen, kann eine Kastration sinnvoll sein. Auch die echte Hypersexualität von Rüden lässt sich fast nur mit einer Kastration in den Griff bekommen. Rüden mit einem solch übersteigerten Sexualtrieb laufen nahezu permanent mit ausgefahrenem Penis herum, büxen aus und besteigen die übereinander geschlagenen Beine Deines Besuchs oder das Kissen im Wohnzimmer. Allerdings ist nicht jedes Besteigen sexuell motiviert, sondern kann auch dem Stressabbau dienen oder aus Langeweile geschehen. Du solltest daher genau prüfen, ob dein Rüde dabei irgendeine Form von Balzverhalten zeigt und zum Beispiel sabbert und mit den Kiefern klappert.

Bei echtem aggressivem Verhalten ist eine Kastration dafür nahezu wirkungslos. Meist gibt es Gründe, wenn sich Hunde abweisend verhalten und angreifen, die entdeckt werden müssen. Angst zum

Beispiel ist der häufigste Auslöser für Aggression beim Hund überhaupt, die sich nach einer Kastration sogar noch verstärken kann. Denn Testosteron und Östrogen machen selbstbewusst und sind für einen souveränen Umgang deines Hundes mit Artgenossen wichtig. Außerdem hemmen sie die Ausschüttung verschiedener anderer Hormone, so dass nach einer Kastration deren Wirkung stärker zum Tragen kommt. Mit dem Verschwinden der Sexualhormone fehlt zum Beispiel der Gegenspieler des Stresshormons Cortisol. Trennungsängste, Futterneid, Angstaggressionen oder die Territorialverteidigung können durch eine Kastration daher sogar eher verstärkt werden. Mit dem Verschwinden der Sexualhormone fehlt auch der Gegenspieler des Prolaktins. Das auch als Kuschelhormon bezeichnete Hormon wird nach dem Wurf der Leitwölfin von allen Tieren eines Rudels gebildet und ist für das Brutpflegeverhalten entscheidend. Das hat zwei Seiten: unter seinem Einfluss beteiligen sich in freier Wildbahn auch die Rüden an der Aufzucht der Welpen, Fremdkinder werden allerdings abgelehnt und gegebenenfalls sogar getötet. Bei kastrierten Hunden kann sich dieses Brutpflegeverhalten so verstärken, dass die Tiere aggressiv auf fremde Jungtiere und fremde Kinder reagieren.

Nach einer Kastration kommt es allerdings nicht mehr zur Scheinträchtigkeit und Scheinmutterschaft von Hündinnen. Obwohl es sich dabei um normale und in freier Wildbahn wichtige Vorgänge handelt, kann daraus eine lebensgefährliche Gebärmutterentzündung entstehen. Ebenso kann eine Kastration helfen, wenn dominante Rüden aggressiv auf andere potente Rüden reagieren, mit Hündinnen oder nicht geschlechtsreifen und kastrierten Rüden aber keine Probleme haben. Ebenso, wenn zwei intakte Rüden sich im gemeinsamen Haushalt als sexuelle Konkurrenten sehen und es zu massiven Beißvorfällen kommt.

Hormone spielen bei der Entwicklung mancher Krebsformen eine Rolle und können vor bestimmten Krebsarten schützen oder aber sie begünstigen. So ist das Risiko für bösartige Tumore der Brustdrüsen beispielsweise bei Hündinnen stark erhöht, die zur Empfängnisverhütung Hormonpräparate erhalten haben. Umgekehrt sieht es laut aktuellen Studien derzeit danach aus, dass eine Kastration vor beziehungsweise direkt nach der ersten Läufigkeit das Erkrankungsrisiko senken kann. Dafür haben alle kastrierten Tiere unabhängig von ihrem Geschlecht ein höheres Risiko für Herz-, Lymph- und Milzkrebs. Bei großwüchsigen Rassen ist nach einer Kastration das Risiko für bösartige Knochentumore erhöht, allerdings nicht beim Deutschen Schäferhund. Weibliche Golden Retriever hingegen scheinen auf das Fehlen ihrer Sexualhormone besonders extrem zu reagieren: Benjamin L. Hart von der Universität in Kalifornien hat bei ihnen besonders oft Mastzellen- und Blutgefäßkrebs festgestellt. Eierstock- beziehungsweise Hodenkrebs entstehen nach einer Kastration logischerweise gar nicht mehr.

Testosteron und Östrogen sind an der Regulation von Appetit und Stoffwechselrate mitbeteiligt. Nach einer Kastration verändert sich deshalb sowohl das Hungergefühl als auch der Grundumsatz deines Hundes: Der Appetit steigt um bis zu 25 Prozent, während der Energiebedarf um bis zu 30 Prozent sinkt. Kastrierte Tiere werden also dick, wenn sie die gleiche Energiezufuhr bekommen wie vor der Operation. Darauf haben Hundehalter Einfluss: allerdings darfst du die Futtermenge nicht einfach reduzieren, da der Hund dann zu wenige Mineralien, Vitamine und Spurenelemente bekommt und es zu Mangelerscheinungen kommen kann. Sinnvoller ist, auf ein spezielles Futter für kastrierte Tiere umzustellen, das weniger energiereich ist, aber trotzdem alle Ernährungsbedürfnisse befriedigt. Und wie ist die Rechtslage? Das Deutsche Tierschutzgesetz verbie- tet, Tieren Schmerzen, Leiden oder Schäden zuzufügen und ihnen ungerechtfertigt Organe zu entnehmen. Umgekehrt erlaubt es eine Kastration, wenn ein medizinischer Grund vorliegt (zum Beispiel Hodenkrebs oder ein Tumor an den Eierstöcken). Eine mögliche Erkrankung präventiv vorzubeugen, reicht als Grund wiederum nicht aus. Das Deutsche Tierschutzgesetz erlaubt eine Kastration außerdem, wenn eine unkontrollierte Fortpflanzung nicht durch den Halter verhindert werden kann (zum Beispiel bei Straßenhunden). Diese Ausnahmen entbinden den Tierarzt nicht davon, die Notwendigkeit einer Kastration bei jedem Hund individuell zu überprüfen.

Appetitsteigerung bei gleichzeitiger Abnahme des Energiebedarfs: nach einer Kastration ist regelmäßige Gewichtskontrolle angesagt!

Ist nach dem Abwägen dieser Vor- und Nachteile die Entscheidung zugunsten einer Kastration gefallen, musst Du noch die Frage des optimalen Zeitpunkts klären. Die aktuellen Empfehlungen gehen dahin, den Hund zunächst die Pubertät beenden zu lassen. Insbesondere Hündinnen erleben nach der ersten Läufigkeit noch einen starken, geistigen Entwicklungsschub. Eine Studie der Universität von Kalifornien gibt Empfehlungen zum optimalen Kastrationszeitpunkt bei 35 Hunderassen. Boxer und Cocker Spaniel zum Beispiel sollten bei dem Eingriff demnach mindestens 23 Monate alt sein, Border Collie und Colli mindestens elf Monate, Bernhardiner und Rottweiler mindestens sechs Monate. Bei anderen Hunderassen wiederum spielt der Zeitpunkt keine entscheidende Rolle. Lass Dich von Deinem Tierarzt beraten, ob eine „Kastration auf Probe“ sinnvoll ist. Du kannst Deinen Hund chemisch kastrieren lassen und so ausprobieren, wie sich eine Kastration auswirken würde. Dabei bekommen Rüden in der Regel einen Chip injiziert, der einen Wirkstoff ähnlich des Gonadotropin-Releasing-Hormons freisetzt – der Rüde stellt darauf die Produktion von Testosteron ein. Hündinnen bekommen meist Spritzen mit Gestagen oder Progesteron. Die Hormonumstellung kann allerdings langfristig enorme Nebenwirkungen haben. Falls die Zeit mit dem Kastrationschip den gewünschten Erwartungen entspricht, sollte deshalb zeitnah eine chirurgische Kastration erfolgen.

Vor- und Nachteile einer Sterilisation

Wenn Du Dich nach dem Abwägen der Vor- und Nachteile gegen eine Kastration entschieden hast, kannst Du stattdessen eine Sterilisation in Erwägung ziehen. Dabei werden die Keimdrüsen nicht entfernt, sondern lediglich abgeklemmt; der Eingriff findet zwar ebenfalls unter Vollnarkose statt, ist aber nach etwa einer halben

Stunde überstanden. Sterilisierte Hunde sind unfruchtbar, behalten aber ihre funktionsfähigen Hoden und Eierstöcke und stehen damit weiterhin unter dem Einfluss ihrer Sexualhormone. Sterilisierte Rüden bleiben also weiterhin an läufigen Hündinnen interessiert, sterilisierte Hündinnen werden regelmäßig heiß, bekommen ihre Läufigkeitsblutung und werden anschließend schweinschwanger. Die Risiken für gesundheitliche Erkrankungen leiten sich aus denen der Kastration ab.

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AGILITY

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