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HUNDEFÜHRER VERBELLEN FÜR BEUTE ERGÄNZT DAS HELFERTREIBEN
„Technisch lernen die Hunde das Verbellen am Hundeführer. Das findet auch parallel statt, wenn der Hund durch Helfertreiben aufgebaut wird. Wir benutzen dafür in erster Linie Futter und setzen das Verbellen für Beute nur gegebenenfalls ein. Der Hundeführer blockiert Futter oder Beute, der Hund bekommt Frust und beginnt zu bellen. Das funktioniert in der Regel sehr gut. Habe ich aber einen Hund, der auf diesen Konflikt nicht „laut“ wird, sondern mit einem anderen Ersatzverhalten reagiert, dann ist dieses System keine Option. So ein Hund „macht sich zu“ und kriegt das Bellen auf diesem Weg nicht hin.“

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Auch das „Aus“ lernen die Hunde natürlich außerhalb des Schutzdienstes vom Hundeführer.
„Bevor es im Schutzdienst eingesetzt wird, haben die Hunde schon eine Idee vom „Aus“ bzw. vom Tauschen – also Beute gegen Futter und dann wieder zurück in die Beute. Das können die Hunde bevor sie bei mir beißen.“ Das Training des Kommandos „Aus“ empfiehlt Yannick übrigens, nicht mit einem Ball mit Schnur zu machen.
„Wenn ich die Aus-Übung mache und halte dabei die Schnur fest, dann findet in dem Moment, wo der Hund den Ball loslässt, jedes Mal eine kleine negative Strafe statt, weil der Ball herunterfällt, weg vom Hund. Somit konditioniere ich eine negative Strafe auf das Öffnen des Fangs. Ich finde deshalb folgende Variante der Übung mit einer Beißwurst besser: Ich vermittele dem Hund, dass er den Fang aufmachen und zehn Zentimeter Abstand zur Beißwurst einnehmen soll.
Das ist mit einem Ball nicht möglich, wenn der sich jedes Mal an der Kordel vom Hund wegbewegt. Dann denkt der Hund immer nach vorne – zur Beute – ich möchte aber einen Hund haben, der beim Aus – nach hinten denkt – weg von der Beute. Das ist für mich ein ganz elementarer Punkt, warum Spiel mit dem Ball oft Konflikte auslöst.“
„Aus“ und Verbellen sind vorbereitet. Wie beginnt Yannick nun den Junghundeaufbau konkret?

„Wenn ich mit dem Helfertreiben beginne, dann mache ich das eine gewisse Zeit lang einmal pro Woche. Dann folgt eine Pause von vier bis sechs Wochen, damit der kleine Hund sich in seiner Persönlichkeit weiterentwickeln kann. Wenn alles gut läuft, dann mache ich solche Blöcke zwei- oder dreimal und zwischen dem siebten und zwölften Lebensmonat bringe ich dann die Beute ins Spiel – je nach Veranlagung des Hundes.
Ist es dann soweit, lernen die Hunde als allererstes eine gute Anbisstechnik. Der Hund muss sich kraftvoll vom Boden abdrücken, das Maul öffnen, voll und fest zubeißen und dann den Griff ruhig halten. Wenn diese Technik optimal funktioniert, dann setze ich sie auf die komplexeren Übungen wie die kurze Flucht, lange Flucht etc. um.

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ÄRMEL TRAGEN BRINGT NICHTS
Yannick ist übrigens kein Fan davon, dass der Hund die gewonnene Beute herumträgt. „Wenn ich bei einem Hund am ruhigen Griff arbeiten muss, sehe ich keinen Sinn darin, dass er die Beute „unkontrolliert“ herumträgt. Wenn er dabei anfängt zu knautschen, dann ist das kontraprodukt iv. Ein Hund braucht immer einen Job.
Das bedeutet, dass die Beute einen Job zur Folge haben muss und dass es da nicht zur freien Entscheidung kommt.“
Auch wenn es um das Thema „Kontern“ geht, hat Yannick eine klare Meinung. „Ich bin in den allermeisten Fällen gegen das Kontern. Es gibt Kontern, das mag ich sehr. Das ist dann, wenn ich merke, der Hund hat Spaß daran. Er setzt sich mit dem Helfer und der Beute auseinan - der. Das finde ich gut, das lasse ich auch zu, solange es die Griffe nicht negativ beeinflusst. Und es gibt Kontern, da bin ich entschieden dagegen. Das ist, wenn es gezielt über negative Verstärker aufgebaut wurde. Der Hund denkt dann vom Helfer weg. Das mag ich gar nicht. Ein Hund, der kontert, weil er vom Helfer weg möchte, macht für mich nicht den Schutzdienst, den ich gern sehen möchte. Kontern sollte das Spiel auch nicht beenden. Der Hund soll mit der Beute zurück zum Helfer kommen, ihn anspringen und so klar zeigen, dass er sich weiter mit ihm auseinandersetzen will.“
Der Schutzhundesport gerät immer mal wieder in die Kritik. Wie weit darf man das Aggressionsverhalten fördern? Wo ist da für Yannick die Grenze?
„Wir müssen – wie immer im Leben –die Mitte finden. Einen Hund massiv in die Ecke zu drängen und da Verhalten auszulösen, wo der Hund wirklich in den Verteidigungsmodus kommt, wo er sein Leben schützen möchte, das macht keinen Sinn. Da wollen wir nicht hin und da dürfen wir nicht hin. Das Ziel muss sein, dass Hund, Helfer und Hundeführer am Ende alle Spaß daran haben, was sie tun.“
Gute Schutzdienstausbildung
IST ABSOLUT TIERSCHUTZKONFORM
Die noch relativ neue Tierschutz-Hundeverordnung legt klar fest, dass man einem Hund bei der Ausbildung keine Schmerzen zufügen darf. Ist es für Yannick ein Problem auf aversive Korrekturen verzichten zu müssen?
„Nein! Ein guter Ausbilder muss alle vier Quadranten der instrumentellen Konditionierung situationsbedingt und angemessen einsetzen können. Aber man muss auch dazu sagen, wenn man als Mensch der
Auslöser für Korrekturen ist, weil man über sinnloses Training den Hund in Bereiche gebracht hat, wo er nicht mehr kontrollierbar ist, dann ist es nicht okay, mit positiver Strafe das wieder einfangen zu wollen. Wenn ich Impulskontrollen von Anfang an einfordere, wenn das normal ist für den Hund, dann komme ich nicht in die Bereiche, dass ich Korrekturen so drastisch einsetzen muss. Da komme ich nicht mehr hin, wenn meine Aufbauarbeit stimmt. Und dann ist unser Training absolut tierschutzkonform.“
Und das ist auch der einzige Weg, unseren Sport in der Öffentlichkeit positiv darzustellen. Wissen schafft Verantwortung. Und die müssen wir als Schutzdiensthelfer übernehmen. Ein unerfahrener Hundeführer kann nicht erkennen, wann sein Hund in einen Bereich kommt, wo er nur noch schwer kontrollierbar ist. Da sind wir in der Verantwortung.

„Und dann müssen wir an der Stelle auch den Schutzdienst abbrechen“, stellt Yannick klar. Wir müssen die Impulskontrolle schaffen! Und wenn die nicht gegeben ist, dann müssen wir das üben, bis sie wieder gegeben ist. Erst dann können wir mit Schutzdienst weiter machen. Wenn ich den Hund nur im Beißen und in den Trieblagen fördere, aber der Hund nicht kontrollierbar ist, dann wird er am Ende auch keine Prüfung machen. Und das ist nicht unser Ziel.“
Ein schönes Schlusswort! Vielen Dank an Yannick und Anne, von der wir im nächsten Artikel wesentlich mehr erfahren werden, dass sie ihr Wissen auf diesem Weg mit uns teilen. Das kann aber auf keinen Fall ersetzen, die beiden mal live und in Farbe zu erleben. Klare Empfehlung an alle Hundeführer und Figuranten: Lasst euch den nächsten Workshop mit Yannick und Anne nicht entgehen.