Bildung
Kranke Kinder begleiten Kinder und Jugendliche werden auch im Krankenhaus schulisch unterstützt und begleitet. Bei ihrer Arbeit stützen sich die Krankenhauslehrpersonen seit kurzem auf neun Leitsätze.
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in Beinbruch, eine Mandel- oder eine Blinddarmoperation: Es kommt immer wieder vor, dass ein Kind oder ein Jugendlicher eine Zeit im Krankenhaus verbringen muss. Während dieser Zeit werden die Kinder von Krankenhauslehrpersonen begleitet. Einheitlicher und verbindlicher Maßstab für die Arbeit dieser Lehrpersonen sind neun Leitsätze. Diese wurden im vergangenen Jahr von einer fünfköpfigen Arbeitsgruppe unter der Leitung von Vera Zwerger Bonell vom Pädagogischen Beratungszentrum Bozen erarbeitet. Auch italienischsprachige Lehrpersonen waren in diese Arbeit eingebunden. Daher liegen die Leitsätze in beiden Sprachen vor und gelten für die deutsche Schule ebenso wie für die italienische. Von den einzelnen Schulen wurde das Leitbild mit Schulratsbeschluss ratifiziert. Die Rücksichtnahme auf den Gesundheitszustand, die Unterstützung des Heilungsprozesses, eine emotionale Begleitung, die individuelle Entwicklungsförderung und eine intensive Zusammenarbeit mit Elternhaus und Herkunftsschule – all dies wird in den neun neuen Leitsätzen festgeschrieben. Zudem werden die Unterrichtsmethoden situationsgerecht ausgewählt und der Unterricht flexibel gestaltet. Christine Dunkl von der Kranken hausschule Meran berichtet von der schulischen Arbeit mit den jungen Patienten: „Es kommen verschiedenste didaktische Unterrichtshilfen wie PC-Lernspiele, MontessoriMaterial oder Anatomiemodelle zum Einsatz. Ist es den Kindern nicht möglich, in das Krankenhaus-
Schulzimmer zu kommen, werden sie an den Krankenbetten betreut.“ Da die Arbeit aber nicht immer reibungslos verläuft – wird etwa das Lernen verweigert oder liegen psychosomatische oder Essstörungen vor – nehmen die Krankenhauslehrpersonen Kontakt zu den Herkunftsschulen auf und suchen gemeinsam mit so genannten „interdisziplinären Helferkonferenzen“ nach Lösungsmöglichkeiten.
Brücke nach außen Den Fokus auf die bibliotherapeutische Betreuung legt Martha Fuchs Haller von der Krankenhausschule Sterzing. „Da die Krankenhausaufenthalte der Kinder immer kürzer werden, bietet diese Methode gute entwicklungs- und wachstumsfördernde Anwendungsmöglichkeiten. Die Arbeit mit dem Buch schlägt immer eine Brücke zur Außenwelt und macht den Krankenhausaufenthalt weniger bedrohlich“, so die Krankenhauslehrerin, die sich auf die jährlich erstellten Buchempfehlungslisten des deutschen Ärztinnenbundes stützt. Die Arbeit am Buch wird mit dem Verfassen von Lesetagebüchern und dem Eintrag ins Stationsgästebuch fortgeführt, wobei auf jedes individuell eingegangen wird. jw
Die neun Leitsätze 1. Wir begleiten kranke Schülerinnen und Schüler und berücksichtigen ihre besondere Lebenssituation und ihren aktuellen Gesundheitszustand. 2. Wir unterstützen den Heilungsprozess der Kinder. Äußerst wichtig ist uns dabei die emotionale Begleitung, denn sie eröffnet uns eine vertrauensvolle Beziehung zum Kind. 3. Wir fördern und fordern Schülerinnen und Schüler gemäß ihres individuellen Entwicklungs- und Leistungsstandes, wir tragen dazu bei, die schulische Lernbereitschaft zu erhalten oder wieder her zu stellen. 4. Wir wählen verschiedene Unterrichtsmethoden aus. 5. Wir verstehen uns als Brücke zur Außenwelt und arbeiten intensiv mit den Eltern, den Herkunftsschulen und dem zuständigen Fachpersonal zusammen. 6. Wir zeigen ein hohes Maß an Flexibilität im Unterricht und in der Arbeit mit den verschiedenen Altersstufen. 7. Wir unterstützen einander, indem wir unsere spezifischen Qualifikationen und Qualitäten einbringen und Erfahrungen miteinander austauschen. 8. Wir nutzen gezielt Weiterbildungsangebote und stärken so unsere Fach- und Handlungskompetenz. 9. Wir machen unsere Arbeit sichtbar über geeignete Schritte der Öffentlichkeitsarbeit.
Das Land Südtirol | Mai 2013
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