16 | 6. Elternbrief - Kinder zwischen 3 und 5: Neugierig und klug
Fröhlich, traurig, wütend sein Viel Platz für Gefühle Isabella hört Schritte vor der Wohnungstür. Sie lässt alles stehen und liegen und saust zur Tür, reißt sie auf und begrüßt ihren Vater Daniel lauthals. Sie hüpft vor Freude und bald weiß das ganze Stiegenhaus, was sie den ganzen Tag über gemacht hat – so laut erzählt sie Daniel davon. Isabella zeigt sehr deutlich ihre Freude. Aber auch ihren Ärger, wenn sie wütend ist: Dann stampft sie mit dem Fuß, wirft ihr Spielzeug in die Ecke oder versucht, andere zu schlagen. Kindergartenkinder haben bereits viel Erfahrung mit Gefühlen: Sie haben sich schon oft gefreut und geärgert, waren traurig oder wütend, vielleicht auch ein bisschen stolz, wenn ihnen etwas gelungen ist oder eifersüchtig, wenn ihr kleines Geschwisterchen mehr Aufmerksamkeit bekam als sie selbst. Gefühle können angenehm oder unangenehm sein, stark oder weniger stark ausgeprägt: Freude, Wut, Angst, Ärger,
Trauer gehören dazu, ebenso wie Glücksgefühle, Schuldgefühle, Schamgefühle, Liebesgefühle, Neid, Eifersucht und viele mehr. Gefühle wahrzunehmen, sie in Worten auszudrücken und mit ihnen umzugehen, will gelernt sein. Das ist gar nicht so einfach. Wut zu spüren, ohne jemandem wehzutun, ist dabei genauso wichtig, wie Freude sichtbar zu machen. Das lernt sich am einfachsten, wenn in der Familie offen über Gefühle gesprochen wird. Wenn Mütter und Väter versuchen, für die eigenen Gefühle die richtigen Worte zu finden und sie auch mitteilen, lernt das Kind, seine Gefühle ebenfalls ernst zu nehmen. Das ist eine wichtige Voraussetzung dafür, sie zu verarbeiten und Beziehungen zu anderen aufbauen und leben zu können. Gefühle spiegeln unsere Bedürfnisse, Wünsche und Hoffnungen wider. Wenn wir versuchen, ihre Botschaft zu entschlüsseln und zu verstehen, lernen wir uns selbst besser kennen und können uns in unseren Beziehungen an ihnen orientieren. So können sie uns wertvolle Helfer sein.