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Rund um de n Globus

Rund um den Globus

Die Kleinsten hüten die größten Reichtümer

Kinder in aller Welt üben schon früh die Alltags-Tätigkeiten ihrer Kultur. Welche Fähigkeiten dabei gefördert werden, das Alter, in dem sie sie erlernen, und die Perfektion, die sie darin erreichen sollen, unterscheidet sich von Gesellschaft zu Gesellschaft sehr. Holz oder Wasser holen, kochen, sauber machen, sich um die kleinen Geschwister kümmern, Vieh hüten – diese und andere Aufgaben fallen bei den traditionsgeprägten Kulturen in Afrika oder Asien oft schon in den Verantwortungsbereich von Vierjährigen. Bei den Bakoko in Kamerun beispielsweise holen Kinder mit vier Jahren Wasser und Holz, mit sechs Jahren beginnen sie beim Kochen zu helfen und ab sieben kümmern sie sich um ihre Geschwister. Die Kinder der Himba lernen nach und nach, die seit Jahrhunderten überlieferten Tätigkeiten nachzuahmen, die zum Überleben in der Wüste notwendig sind. Die Mädchen erlernen den Bau der Hütten, indem sie es ihren Müttern, den Hüterinnen des Familienbesitzes, nachtun: Sie sammeln abgestorbene, getrocknete Äste, ordnen sie kreisförmig wie ein Gestell an und tragen eine Mischung aus Erde und feuchtem Kuhdung auf, die nach dem Trocknen wasserdicht und stabil ist. Vielerorts werden die Kinder mit der Pflege der Tiere betraut: mit der Betreuung der Lamas in den peruanischen Anden, der Yaks, Ziegen und Schafe in Nepal oder der Büffel in Asien. Die Kleinsten hüten die größten Reichtümer. In Indien, Jemen oder Birma lernen drei-, vierjährige Kinder durch Geduld, Ausprobieren und zähes Wiederholen das richtige Gleichgewicht zu finden, um Maniokwurzeln, Reis, Holz oder Heu auf dem Rücken, auf dem Kopf oder mit der Tragestange zu transportieren. Die Kinder der Moken in Südostasien erhalten ihre eigenen Boote, sobald sie schwimmen können und stark genug sind, mit den Paddeln umzugehen, also etwa im Alter von sechs Jahren. Sie schließen sich zu kleinen Kinderflotten zusammen und können sich unabhängig von den Eltern zwischen den Pfahlbauten des Dorfes und den schwimmenden Märkten fortbewegen. Bei den mongolischen Nomaden haben schon Babys ihren Platz vor den Eltern auf dem Rücken eines Pferdes. Mit sechs Jahren reiten die Kinder dann bereits allein im schnellen Galopp und auf dem Pferd stehend dahin. Die Vielfalt der täglichen Handlungen und die unterschiedlichen Schwierigkeiten, mit denen Kinder nach und nach konfrontiert werden, helfen ihnen, Erfahrungen zu sammeln, ihre eigenen Fähigkeiten zu entwickeln und in ihre Kultur hineinzuwachsen. Kinder des Stammes Himba in Namibia. Wir danken Dr. Stefano Favaretto für die freundliche Genehmigung des Druckes.

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