UFA-Revue 10/2010

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NUTZTIERE

Raufutter gezielt ergänzen SCHAFE werden in der Schweiz hauptsächlich mit Raufutter gefüttert. Gründe dafür sind einerseits die geringen Gewinnmöglichkeiten aus der Schafhaltung und andererseits der Umstand, dass die Schweiz ein typisches Grasland ist, wo wertvolles Raufutter produziert werden kann und die Landwirte über das nötige Know-how zur Futterkonservierung verfügen.

Rita Lüchinger Wüest

Matthieu Müller

Bei sehr kleinen Margen ist es umso wichtiger, den Bedarf der Tiere mit tiefen Futterkosten zu decken und Luxuskonsum zu vermeiden. Für Schafhalter lohnt es sich, das Produktionssystem regelmässig zu überprüfen und Ressourcen zu optimieren. Dies gilt auch für «Hobby-Betriebe». Denn die Tiere sollen gesund und bei guter Körperkondition sein, also weder zu fett, noch zu mager.

Der Bedarf des Tieres wird nicht vom Betrieb, sondern ausschliesslich vom Tier selber vorgegeben. Entscheidend ist, dass eine Rasse oder Produktionsrichtung gewählt wird, die den betrieblichen Möglichkeiten entspricht.

Grafik: Schema zur Beurteilung des Nährzustandes E Hervorstehende, spitze Dornfortsätze (D); spitze Querfortsätze (Q).

T Note 1

Eine ausgeprägte Fleischrasse wie das Suffolk stellt andere Anforderungen an die Fütterung als typische Landrassen wie beispielsweise Walliser Landschafe oder Heidschnucken. Sicher ist, dass keine Schafrasse ihren Bedarf das ganze Jahr mit Ökoheu und auf extensiven Flächen ohne Zufütterung decken kann. Denn: • Der Nährstoffbedarf der Tiere schwankt je nach Leistungsstadium. • Das Futterangebot variiert im Laufe des Jahres und von Jahr zu Jahr.

Kraftfutter ist nicht gleich Kraftfutter Beim Kraftfutter wird unterschieden zwischen ausgewogenem Ergänzungsfutter und eher proteinoder energiereichen Produkten. Um Kraftfutter gezielt einzusetzen, sollte der Tierhalter wissen, ob sein Raufutter ausgeglichen ist oder ob es an Energie oder Protein mangelt. Falsch eingesetztes Kraftfutter verursacht unnötige Kosten.

Je nach Situation Als Wiederkäuer Noch hervorstehende, aber wellenartig sich anfühlende D; abgerundete Q. Note 2 Wellenartige, nur bei Fingerdruck einzeln spürbare D; belegte Q, deren Ende nur bei starkem Druck spürbar sind. Note 3

Nur bei Druck als harte Linie spürbare D.

Eine Frage der Konzentration

Note 4

D nicht spürbar; Q nicht spürbar. Note 5 84

wandeln Schafe für Menschen unverdauliche Raufutter in wertvolle Fleischund Milchprodukte um. Damit ein Wiederkäuer richtig funktioniert, ist die Verfügbarkeit von genügend Nährstoffen aus dem Raufutter von besonderer Bedeutung. Hat ein Betrieb zu wenig oder ungenügend konzentriertes Raufutter, muss entsprechend zugefüttert werden.

Quelle: Kessler 2003

Der Futterverzehr der Wiederkäuer ist anders als bei Monogastriern (z. B. Schwein). Als biologischer Reaktor verfügt der Pansen über ein fixes Volumen. Das Futteraufnahmevermögen ist be-

schränkt. Um eine Unterversorgung mit Nährstoffen zu vermeiden, muss die Nährstoffkonzentration der Gesamtration angepasst sein. Insbesondere gegen Ende der Trächtigkeit wird das Pansenvolumen durch den grossen Platzbedarf der Früchte stark eingeschränkt. Deshalb ergänzt man die Ration mit leichtverdaulichem Futter. Die nächste kritische Phase, während welcher eine hohe Nährstoffkonzentration nötig ist, beginnt einen Monat vor der Ablammung und dauert über die ganze Säugezeit. Weil es sich beim Pansen um eine dynamische Kammer mit einer grossen Population von Mikroorganismen handelt, muss schon im vierten Trächtigkeitsmonat mit der nährstoffintensiveren Fütterung angefangen werden. Die Mikroorganismen haben dann Zeit, sich dem neuen Futter anzupassen.

In Säugezeit braucht’s Kraftfutter Wie der Tierhalter den Bedarf der Tiere deckt, ist grundsätzlich ihm überlassen. Während der Säugezeit ist aber ein Kraftfuttereinsatz auch bei sehr guter Grundfutterqualität unerlässlich. Ansonsten kann der Nährstoffbedarf der säugenden Aue nicht gedeckt werden, was eine zu hohe Körperfettmobilisation zur Folge hat.

BCS und Fütterungsplan Die Körperkondition des Tieres sollte dem Leistungsstadium angepasst sein. Als Beurteilungsschlüssel der Körperkondition wird der BCS (Body Condition Scoring) angewendet (Grafik, Tabelle 1). Diese Beurteilung kann jeder Tierhalter schnell lernen. Die optimale Note variiert je nach Leistungsstadium. Zur Ergänzung der Tierbeobachtung und -be10 2010 · UFA-REVUE


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