UFA-Revue 2/2010 deutsch

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PFLANZENBAU

Gelbrost kann den Getreideertrag um bis 50 % reduzieren. Bild: Carole Parodi, ACW

Züchtung resistenter Sorten stützt sich einerseits auf Resistenzmechanismen mit spezifischen Resistenzen der Hauptgene, andererseits auf Resistenzmechanismen mit unpezifischen Genen, die weniger starke, dafür aber länger dauernde, nachhaltigere Resistenzen ergeben.

Molekulare Marker

Seit einigen Jahren werden von der Forschungsanstalt ACW bei der Selektion resistenter Sorten molekulare Marker verwendet, um mehrere Resistenzgene gegen Braunrost in einer einzigen Weizenlinie zusammenzubringen. Das Ziel ist es, spezifische Resistenzgene zu sammeln, welche die Sporenbildung bremsen, sowie Gene, die erst im Erwachsenenstadium wirksam werden. All diese Massnahmen sollen zu nachhaltigeren Resistenzen beitragen. Auch wenn spezifische Resistenzen umgangen werden, soll ein genügendes Resistenzniveau aufrechterhalten bleiben, um gravierende Ertragsverluste zu verhindern. Die Suche neuer Resistenzgene findet im Labor statt und wird von Spezialisten verrichtet. Die verfügbaren Ressourcen waren und bleiben hauptsächlich weizenähnliche Arten sowie alte Weizensorten und Landsorten. Obwohl heute die Verwendung der Molekularmarker

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viel Zeitgewinn ermöglicht, dauert es von der Identifikation eines neuen Resistenzgens bis zu seiner Nutzung in einer kommerziellen Sorte über zwanzig Jahre.

Strategien gegen Resistenzverlust Um den Verlust von Sortenresistenzen zu vermeiden, wurden verschiedene Strategien entwickelt, die sich aber schwierig umsetzen lassen. Dazu zählen Massnahmen wie die gezielte Verwendung und der Rückzug von Resistenzgenen für den späteren Einsatz oder die geplante geographische Verteilung. Aber diese Konzepte haben alle ihre Tücken. Dagegen ist der Anbau von Mischungen verschiedener Sorten mit vergleichbarer Frühreife, aber mit unterschiedlichen Resistenzgenen eine realistische und sehr effiziente Massnahme. Auch der Anbau von Sorten, die – ausser bei ihren Resistenzgenen – aus einer Mischung von quasi identischen Linien bestehen, wurde vorgeschlagen. In den 80er Jahren kam das entsprechende Sortenprojekt «Multi-Linien», das auf «Arina» basiert hätte, jedoch leider nicht zu Stande.

Praktische Bekämpfung Unter den Anbautechniken zeigt sich der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln als die

wirkungsvollste Strategie gegen den Rost. Wenn man die Spritzmittel optimal einsetzt, nach dem Erreichen der Schadschwelle und unter Abwechslung der Wirkstoffe, lässt sich diese Krankheit gut in Schach halten. Aktuell sind beim Gelb- und Braunrost keine Resistenzen gegen Triazole und Strobilurine bekannt. Andere Massnahmen wie eine späte Saat, eine reduzierte Stickstoffdüngung oder die Bekämpfung von Ausfallgetreide haben nur einen geringen Einfluss auf die Entwicklung von Braunrost. Allein mit der Rostbekämpfung lassen sich diese Massnahmen kaum rechtfertigen. Die Wetterbedingungen und die Präsenz von virulenten Rostrassen wie auch die Sortenresistenz und die Applikation von Fungiziden sind für die Infektion des Braunrost auf Weizen die wichtisten Einflussfaktoren.

Fazit

In einer ökologischen Landwirtschaft oder zumindest beim Versuch, den Hilfsmitteleinsatz möglichst gering zu halten, bleibt der Anbau resistenter Sorten unter dem Strich das effizienteste Mittel gegen den Rost. Darum müssen die Züchter ihre Sisyphusarbeit weiter zielstrebig verrichten, trotz unerfreulichen Überraschungen wie der Erscheinung neuer Virulenzen. 䡵

Autoren Dr. Dario Fossati und Dr. Fabio Mascher, Agroscope Changins-Wädenswil (ACW) 1260 Nyon. Weitere Informationen erhalten Sie bei dario.fossati@acw. admin.ch, 寿 022 363 47 29, www.agroscope.ch

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