UFA-Revue 06/19

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Management

Landwirtschaftsland

Das Bodenrecht verändert die Landwirtschaft Das bäuerliche Bodenrecht BGBB, das im Jahr 1994 eingeführt wurde, feiert dieses Jahr sein 25-jähriges Jubiläum. Was hat das Gesetz in diesen Jahren bewirkt und wie sieht dessen Zukunft aus?

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andwirtschaftsland ist in der Schweiz ein rares Gut, für welches entsprechende Preise bezahlt werden. Dass diese Preise nicht ins Unermessliche steigen oder Boden gar für Spekulationen gehortet wird, hat der Bauernstand dem Bundesgesetz über das bäuerliche Bodenrecht (BGBB) zu verdanken, welches vor 25 Jahren eingeführt wurde. Konkret hat das BGBB zum Ziel, das bäuerliche Grundeigentum zu fördern, den Familienbetrieb zu erhalten, die Stellung der Selbstbewirtschafter zu stärken und übersetzte Preise für landwirtschaftlichen Boden zu bekämpfen.

und der Angebotsseite», bringt es Giuliani auf den Punkt. Eine dieser Einschränkungen ist beispielsweise die Tatsache, dass landwirtschaftlicher Boden nur an Landwirte beziehungsweise Selbstbewirtschafter verkauft werden kann. Gerade kleinere Betriebe im Nebenerwerb profitieren von der geringen Mindestgrösse für landwirtschaftliches Gewerbe. Dadurch können kleine Höfe, die laut bäuerlichem Bodenrecht die Gewerbegrenze noch erreichen, zum Ertragswert an die nächste Generation weitergegeben werden. Das führt dazu, dass kleine Betriebe erhalten bleiben und das Land nicht für wachsende Betriebe zur Verfügung steht. Bodenmarkt funktioniert Kritiker bemängeln genau diesen Heute zeigt sich, dass die damaligen Punkt, weil das Land in den gleichen Ziele des BGBB durchwegs greifen. Kreisen bleibt. «Wir wissen, dass Innovationen oft von aussen kommen, «Bodenspekulationen auf landwirtschaftlichen Flächen weshalb es zu begrüssen wäre, beobachte ich gross«Der Boden flächig keine mehr», wenn auch Querbestätigt der Agrarmuss weiterhin einsteiger einfac h e r l a n d w i r tökonom Dr. Gianluca für die Bauern schaftlichen Boden Giuliani. Gemeinsam reserviert erwerben können», mit Dr. Christian Flury betreibt er die Firsagt Giuliani, der bleiben.» ma Flury & Giuliani zum Thema BodenDr. Gianluca Giuliani, markt und BodenGmbH, welche in eiAgrarökonom und Mitinhaber ner Fokusstudie zum politik auch an der Flury & Giuliani GmbH N a t i o n a l e n F o rEHT Zürich doziert. s c h u n g s p ro g ra m m In der Schweiz 68 «Nachhaltige Nutzung der Reswird jährlich eine Fläche von rund source Boden» der Frage nachging, ob 9000 Hektaren von rund 1100 Betrieben zu gleich gros­sen Anteilen der landwirtschaftliche Bodenmarkt über den Kauf- und Pachtmarkt weiin der Schweiz intakt ist und durch tergegeben. Der von den Eigentüwelche Faktoren dieser beeinflusst mern selbst bewirtschaftete Flächenwird. «Wir haben heute beim landwirtschaftlichen Bodenmarkt einen anteil bleibt mit rund 55 Prozent in ´freien´ Markt – allerdings mit vielen etwa immer gleich gross. Generell Einschränkungen auf der Nachfragewird davon ausgegangen, dass das

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nach der Betriebsaufgabe vorerst verpachtete Eigenland später oft in den Bodenmarkt übergeht und von den Bewirtschaftern gekauft wird. Eingeschränktes Wachstum Die heutige Landwirtschaft wandelt sich immer mehr zu grösseren und effizienteren Betriebsstrukturen. Die Anzahl der Betriebe nimmt ab, die Grösse der verbleibenden zu. Mit der Pensionierung des Betriebsleiters wird der Betrieb an die nächste Generation weitergegeben oder die Flächen abgetrennt und an neue Bewirtschafter verkauft . Einige der Eigentümer behalten das Land und verpachten es, wodurch es nicht auf den Bodenmarkt kommt. Der reale Preis, sprich inflationsbereinigt, für landwirtschaftlichen Boden ging seit der Einführung des BGBB grösstenteils zurück. So halbierte sich der inflationsbereinigte Preis für eine UFA-REVUE  6|2019


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