UFA-Revue 06/17

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Nutztiere

Antibiotika-Verbrauch

Reduktion ist möglich Diverse Projekte zur Antibiotika-Reduktion in der Kälbermast haben nicht die gewünschten Erfolge erzielt. Durch eine bessere Tränkeraufzucht auf den Milchviehbetrieben und einer verbesserten Tierüberwachung sowie gezielteres Behandlungsmanagement auf den Mastbetrieben starten Dr. Andreas Tschuor, Zoetis, und Alfred Erni, UFA, ein praxisbezogenes Projekt – mit Erfolg.

Alfred Erni

Andreas Tschuor

Kernzahlen aus dem Versuch • 9.3 Behandlungstage • Kein vorbeugender Antibiotika-Einsatz • 1400 g Tages­ zunahmen Mast • 850 g Tageszunahmen Geburtsbetrieb • 225 kg Lebend­ gewicht am 144. Lebenstag

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er Antibiotika-Verbrauch in der Kälbermast ist zu hoch. Aus diesem Grund haben sich UFA, Zoetis und Prof. Dr. Martin Kaske vom Rindergesundheitsdienst als wissenschaftlicher Beirat zusammengetan, um das Colorispotop-Projekt auszuarbeiten. Colorispotop setzt aber nicht erst auf dem Mastbetrieb an, sondern bereits der Geburtsbetrieb wird in die Pflicht genommen. Oft wird das Potenzial der Tränkekälber auf den Milchviehbetrieben nicht ausgenutzt und den Tieren nicht die nötige Aufmerksamkeit zugetragen. Geburtsbetriebe leisten Beitrag Doch was wurde beim ColorispotopProjekt schon wieder anders gemacht? Auf den Geburtsbetrieben setzten die Betriebsleiter fünf Massnahmen um, die Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Kälber unterstützen, damit das genetische Potenzial voll ausgenutzt werden konnte: sofortige (2 – 4 Std.) Colostrum-Versorgung (mind. 3.5 l), erhöhte und konzentriertere Tränkemenge, Einsatz des Wirkstoffpräparates UFA top-paleo, gute Eisenversorgung und nach sieben Lebendtagen eine intranasale Grippeimpfung. Das detaillierte Vorgehen auf den Geburtsbetrieben wurde in der letztjährigen Oktober-Ausgabe der UFA-Revue beschrieben. Durch die angewendeten Massnahmen sollten Tränker anschliessend in der Mast widerstands- und leistungsfähiger sein und weniger Antibiotika benötigen. Für jedes Kalb wurde bereits auf dem Geburtsbetrieb ein Kälberpass geführt, auf dem Colostrummenge, Eisengabe, Impfung, allfällige Behandlungen und Tierdaten erfasst

wurden. Der Kälberpass wurde auf den Mastbetrieben weitergeführt. Damit war die Nachverfolgbarkeit gewährleistet und bei jedem Kalb ist

UFA gibt Wissen gerne weiter und berät Falls Sie Interesse haben, Ihre Kälber nach dem Colorispotop-Konzept aufzuziehen oder auszumästen und das genetische Potenzial der Tiere auszuschöpfen, können Sie sich bei Ihrem UFA-Berater melden. Durch das Projekt hat UFA viele Erfahrungen gesammelt, die sie gerne weitergibt.

nerhalb von 24 Stunden vollständig gefüllt werden konnte (zwischen 24 und 45 Mastplätze). Alle Colorispotop-Kälber wurde zudem separat

Während des Projektes konnte der AntibiotikaVerbrauch mehr als halbiert werden. Bild: UFA-Revue

Weitere Geburtsbetriebe sind gesucht und der UFA-Beratungsdienst unterstützt Sie gerne bei der Umsetzung der Massnahmen.

ersichtlich, wann es wie und wieso behandelt werden musste. Dass die Colorispotop-Aufzucht erfolgreich war, zeigten die hohen Tageszunahmen auf den Geburtsbetrieben: Die Tränker waren beim Verlassen des Geburtsbetriebs durchschnittlich 35 Tage alt und wogen 74 kg. Daraus ergaben sich Tageszunahmen von über 850 Gramm, solch hohe Tageszunahmen wurden vor Versuchsstart nicht erwartet. Vier Mastbetriebe Der zweite Versuchsdurchlauf des Colorispotop-Projektes startete Anfangs 2016, 133 Tränker aus rund 40 Milchviehbetrieben wurden in vier Mastbetriebe aufgeteilt, die nach Coop Naturafarm-Richtlinien produzieren. Alle zwei Wochen wurde einer der vier Ställe vollständig bestossen. Beim Einstallen wurde darauf geachtet, dass der jeweilige Stall inUFA-REVUE  6 | 2017


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