UFA-Revue 06/2014

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PFLANZENBAU

durch die Futterzugaben wie Sojaschrot oder Phosophor gesenkt werden könnten. Triticale weist jedoch eine erhebliche, vom Roggen geerbte Viskosität auf. Diese führt zum Aufquellen des Futterbreis im Magen der Tiere und kann – vor allem bei Geflügel – zu einem verstärkten Wasserkonsum, Durchfall und verringerter Futterverdauung führen. Da das Merkmal stark erblich bedingt ist, sollten Sortenzüchtungen mit einer geringeren Viskosität möglich sein und das GZPK-Züchter-Team Cora Schibli und Benedikt Haug wird bereits in absehbarer Zeit verbesserte Sorten entwickeln.

Brot aus Triticale Weizen und Roggen sind Brotgetreide. Weshalb sollte man nicht Brot aus einer Kreuzung von Hartweizen und Roggen herstellen können, denn Triticalebrot hebt sich durch seinen nussig-würzigen Geschmack von Dinkel- oder Weizenbrot klar ab. Die GZPK wird in Zukunft auch Sorten züchten, die sich, trotz geringem Klebergehalt, zur Herstellung von Hefeteigbroten eignen werden. Ein Vorprojekt in diese Richtung wurde, in Zusammenarbeit mit einem interessierten Bäcker, bereits gestartet.

Triticale 2.0 In Bezug auf Weizen und Roggen, die bereits vor Jahrtausenden domestiziert wurden, kann Triticale von einer guten Widerstandsfähigkeit profitieren. Obschon die Getreideart ursprünglich künstlich hergestellt wurde, hat sie ihre «Domestizierungsphase» bereits abgeschlossen. Man kennt und beherrscht den Anbau und wendet sich der nächsten Phase, den Verbesserungen, zu. Bis zu einem gewissen Punkt ist Triticale auch Opfer des eigenen Erfolgs geworden, denn mit der Zunahme der Anbaufläche treten leider auch vermehrt krankheitsbedingte Probleme auf. Während das Getreide viele Jahre weitgehend von Krankheiten verschont blieb, ist ein Befall mit Mehltau, Gelbrost und Fusarien immer häufiger festzustellen. Etwas seltener treten Braunrost und Septoria auf. Somit sind auch in der Triticale-Züchtung die Krankheitstoleranz und Blattgesundheit eines der wichtigsten Themen geworden. UFA-REVUE · 6 2014

Fazit Triticale ist ein modernes, robustes Getreide mit grossem Potenzial. Die Pflanze hat eine enorme Bestockungsleistung, ist weniger anspruchsvoll als Futterweizen und bringt auf dem gleichen Schlag ähnliche oder höhere Erträge als dieser. Die Anforderungen für eine unter Bio-Bedingungen gezüchtete Sorte sind hoch. Nur unter diesen Stressbedingungen können die besten Sorten gefunden werden. Die von GZPK gezüchteten Triticalesorten könnten auch in der konventio-

nellen Landwirtschaft durchaus von ökologischem und ökonomischem Vorteil sein und sich bewähren. Triticale soll durch die züchterische Bearbeitung besonders für die Geflügelfütterung attraktiver werden. Die Verbesserung der Backqualität trägt zudem zu einer Weiterentwicklung der noch jungen Kulturpflanze bei. Damit dem Projekt Erfolg beschieden ist, sucht die GZPK zurzeit Partner, die in der Saatgutvermehrung und -vermarktung tätig sind. 䡵

Bestandeskontrolle im Triticale-Feld. Bild: Agrarfoto.com

Autor Gaël Monnerat, Revue UFA, 1510 Moudon

www.ufarevue.ch

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