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Christian Siegel Thomas Tiltmann

Expressionismus im Norden

Auf den Spuren von Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner Ein Kunstreisetagebuch

Inhalt

Vorwort Das Kunstreisetagebuch Merseburg und Schleswig SeebĂźll und Husum Flensburg Fehmarn Schleswig - Merseburg

Die Kunstreisenden Die Namen der Kunstreisenden Die Kunstreiseaustellung Bildnachweise HĂ–RFeature zur Kunstreise Impressum

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Vorwort Kunstreise - Expressionismus im Norden: Emil Nolde und Ernst Ludwig Kirchner Eine Kunstreise als Lehrveranstaltung mit Studierenden als integrativer Bestandteil des Studiums macht u.a.a. die Einzigartigkeit des Studiengangs Kultur- und Medienpädagogik aus. Bekannte Reisen von Künstlern, Wirkungsstätten und Motive sind Ziele der Kunstreisen. Die Expressionisten der Brücke waren auf der Suche nach dem „Paradies“, dem Ursprünglichen der Kunst. Emil Nolde fand sein Paradies in Seebüll an der Nordsee, Kirchner auf der Ostseeinsel Fehmarn.

Wir haben die Orte des Schaffen besucht: Seebüll, Husum, Flensburg und einen Abstecher zu Noldes Brücke-Kollegen Ernst Ludwig Kirchner nach Fehmarn unternommen. Mit den Werken und den Orten der beiden Expressionisten haben sich die Studierenden künstlerisch auseinandergesetzt. Entstanden sind beeindruckende Arbeiten: Malereien, Zeichnungen und Fotografien, die den Expressionismus im Norden neu interpretieren, sowie ein Audio-Feature zur Kunstreise.

Seebüll und Emil Nolde

Wie eine „Insel im Grünen“ entdeckt der Anreisende das auf einem Hügel einsam stehende expressionistische Wohn- und Atelierhaus Emil Noldes in Seebüll.

Daneben ducken sich zwei moderne Funktionsgebäude mit Gaststätte, Ausstellung zu Noldes Leben, Museumsshop und Sitz der Nolde-Stiftung. Alles sehr sachlich und zweckentsprechend. Verspielt lädt dagegen der von Emil Nolde selbst gestaltete und bepflanzte kleine Park und Garten zum Spazieren und Entdecken ein. Hier wachsen heute noch die Blumen, die für viele seiner farbintensiven Aquarelle als Vorlagen dienten.

Im Haus schaut man durch eine Glastüre in Noldes Wohnzimmer. KlubsesselAthmosphäre. Dumpf und ein wenig beklemmend. Und von außen kann man durch die Fenster auch in ein Schlafzimmerchen schauen.

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Das Atelier ist leider zum Ausstellungsraum umfunktioniert worden. Das große Atelierfenster gen Nordosten ist zugemauert, um an dieser Wand im Moment das religiöses Triptychon „Martyrium“ von 1921 zu präsentieren. Die „Ungemalten Bilder“ beeindrucken ob ihrer ursprünglichen Kraft, einer Ursprünglichkeit, der auch die zur Zeit gezeigte 58. Jahresausstellung gewidmet ist.

Nach einer wortreichen Führung durch das Haus sind wir herzlich eingeladen im Garten zu verweilen.

Emil Nolde – einer der bekanntesten Expressionisten ist auch einer der eigenständigsten und eigenwilligsten Künstler des deutschen Expressionismus‘. Er ist kaum in irgendeine Kunstrichtung einzuzwängen. Zu vielseitig ist sein Schaffen, oft voller Gegensätze.

Vielleicht ist es auch seine Herkunft aus der dänisch-deutschen Grenzregion, die ihn sein Deutschsein herauskehren ließ. Verheiratet war er über 50 Jahre mit einer dänischen Schauspielerin. Äußerlich betrachtet ein Widerspruch. Überhaupt entdeckt man, je intensiver man in das Leben und Werk Noldes eintaucht, viele Widersprüche.

So ist sein Oszillieren zwischen Impressionismus, Neoimpressionismus und Expressionismus genauso wie sein Leben zwischen kleinbürgerlicher Idylle und dem Leben als Malerfürst.

Eigenwillig schien er zu sein, hat er sich doch mit allen in seiner Schaffenszeit hantierenden Avantgarden überworfen oder sich distanziert: mit der Berliner Sezession genauso wie mit den Brücke-Malern. Um Anerkennung ringend, erste Bekanntheit habend, sympathisiert Nolde mit dem aufkommenden Nationalsozialismus, wird aber dennoch von den Nationalsozialisten als „entartet“ diffamiert und mit Malverbot belegt.

Siegfried Lenz verarbeitete dieses Geschehen in seinem Roman „Deutschstunde“, in dem der Maler Max Ludwig Nansen vom Dorfpolizisten überwacht wird. Ob Nolde tatsächlich in dieser Art überwacht wurde, ist nicht klar. Lenz kannte folglich Noldes Biografie, die es natürlich nahe legt, dass Nolde, nachdem er nach dem zweiten Weltkrieg mit künstlerischer Anerkennung reichlich bedacht wurde, kritisch zu bewertende Äußerungen und Taten während der Nazizeit unangesprochen und unbeachtet zurück ließ.

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Malerei

Seine Lehrzeit führte Nolde nach Flensburg. Dort kam er sicherlich mit den nordfriesischen Malern, wir Hans Christiansen, in Berührung. Neben Nolde gab es etliche Expressionisten im Norden Deutschalnds. Es ist anzunehmen, dass Nolde den tschechischen Maler Wenzel Hablik (1881 – 1934) oder dessen Werke kannte.

Hablik malte 1997 bis 1910 auf Sylt intensive und tief emotionale Landschaften. Ernst Ludwig Kirchner verbrachte in dieser Zeit mehrere Sommer auf Fehmarn. Nolde hatte Kirchner als Mitglied der Künstlergruppe „Brücke“ kennen gelernt. Kirchner hatte sich mehrere Sommer beim Leuchtturmwärter auf der Südostspitze „Staberhuk“ auf Fehmarn „eingenistet“ und diesen sonnigen Strandflecken als sein „Paradies“ malerisch verewigt. Nolde soll die Radierung als grafische Technik in diese Gruppe gebracht haben.

Nolde und die Brücke

Nachdem Nolde mit der Brücke in Berührung kam und selbst viele Holzschnitte anfertigte, änderte sich sein Malstil zu einem dem cloisonnistischen Stil vergleichbaren, was sich u.a. in seinem Gemälde „Abendmahl“ von 1909 zeigt. Diese Holzschnittartigkeit, bei der Farbflächen dunkel konturiert werden, ist zum Merkmal aller Brücke-Maler geworden.

Gerade in der Jahresausstellung zur „Ursprünglichkeit“ wird auch die stilistische Vielfalt in Noldes Schaffen deutlich, wobei die um 1900 gemalten Landschaften sowohl im Pinselduktus als auch in ihrer Farbigkeit an die Post- und Neoimpressionisten Frankreichs erinnern. Seine Bilder werden nach dem ersten Weltkrieg schwerer, erdiger und dunkler. Erst die Aquarelle in den 1950er Jahren scheinen an die Leichtigkeit der frühen Werke anzuknüpfen, wie es die Porträtfolge Jolanthe Noldes, seiner späten Liebe, zeigt. Um relativ großflächige Aquarelle malen zu können, benutze Nolde Aquarellfarben in größeren Gefäßen, die er in einer mit sich trug Tasche (s. Abb.).

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Merseburg und Schleswig Montag, 19.05.2014 9.45 Uhr

Abfahrt vom Haupteingang der Hochschule Merseburg. Eine Dreiviertelstunde später als vorgesehen verlassen wir Merseburg Richtung Schleswig, die Stimmung ist dennoch gut.

ca. 19.30 Uhr

Ankunft in Schleswig. Hinter uns liegt eine knapp zehnstündige Fahrt über Hannover und Hamburg mit einigen Staus. Vorbei am Schloss Gottorf betrachten wir die Szenerie: Die alte Residenzstadt der Herzöge von Gottorf liegt reizvoll an dem von sanften Höhen umgebenen inneren Ende der Schlei, einer fjordähnlichen Ostseebucht.

Der Abend verläuft friedlich: Nach dem Bezug der Zimmer machen wir einen längeren Abendspaziergang hin zu den Königswiesen. Vorbei am Dom “St. Petri” lassen wir uns auf einem Steg nieder, mit direktem Blick auf den Möwenberg, einer geschützten kleinen Insel in der Schlei.

Rundherum wirkt es um diese Zeit des Tages ruhig und einträchtig. Es werden erste Fotos geschossen. Die Stimmung ist entspannt, doch die meisten sind müde von der langen Fahrt. Rückkehr zur Herberge gegen 22.30 Uhr.

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Seebüll und Husum Dienstag, 20.05.2014 9.00 Uhr

Abfahrt nach Seebüll an der Jugendherberge. Die Fahrt über A7 und Landstraße dauert etwa eine Stunde, unter anderem weil unser rüstiger Busfahrer Horst in der Lämmerfenne in Aventoft umständlich wenden muss.

10.33 Uhr

Mitten im norddeutschen Nirgendwo, nahe des Ruttebüller Sees, durch den die deutsch-dänische Grenze verläuft, und in unmittelbarer Nachbarschaft zum Hülltofter Tief, liegt die Nolde-Stiftung Seebüll, bestehend aus einem Gebäude aus Glas und Stahl, in dem Restaurant, Mini-Kino und ein sehr teurer Museumsshop untergebracht sind; dem wunderbaren Garten; und natürlich dem ehemaligen Wohnhaus von Emil und Ada Nolde, umgebaut zum Museum. Hier, zwischen Kühen, Schafen und Rapsfeldern, liegt das Ehepaar begraben in einem ehemaligen Luftschutzbunker, der nach dem Zweiten Weltkrieg, als Ada starb, zur Gruft umfunktioniert wurde. Der Garten ist so angelegt, dass die Kieswege zwischen den Beeten die Buchstaben A und E ergeben.

“Das intensive Grün, das glühende Gelb, das leuchtende Himmelblau”... leicht nachzuvollziehen, wie Nolde hier Inspiration für seine ausdrucksstarke Malerei fand.

Die Jahresausstellung 2014 trägt den Titel „Die absolute Ursprünglichkeit“, die Suche nach ebenjener stellt laut Stiftungswebsite ein zentrales Motiv in Noldes Kunst dar.

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Der Berliner Künstler Philip Lörsch leitet die Führung. Er gibt eine eigenwillige Vorstellung zum Besten, doch Unterhaltungswert und Informationsgehalt lassen sich nicht bestreiten.

Nach einer kurzen Einführungsrede im Garten geht es in des Malers Wohnhaus, wo wir zunächst das kleine Wohnzimmer begutachten. Im Bildersaal im ersten Stock, wo er seine Gäste gerne empfing, hängt die Hauptausstellung: 33 Gemälde, von „Herbstmeer V“ über „Junge Blonde Mädchen“ (eines der „Ungemalten Bilder”, das doch nachträglich gemalt wurde) bis hin zu „Weib und Mann I“ – Lörsch hat zu den meisten die jeweilige Entstehungsgeschichte parat.

In den fünf folgenden Kabinetten, ebenfalls im ersten Stock, ist eine Auswahl an verschiedenen themenbasierten Bildern und Aquarellen zu finden. “Ungemalte Bilder”, d.h. kleine Aquarelle, die Nolde während der NS-Zeit heimlich anfertigen musste, weil ihm ab 1941 „jede Betätigung auf den Gebieten der bildenden Künste” von der Reichskunstkammer untersagt wurde. Außerdem Südsee-Motive (1913-14 war er als Teil einer „medizinisch-demographischen Expedition” nach Neuguinea gereist), Blumen und Meere, Schnitzarbeiten und einige Gemälde , die seine zweite Frau Jolanthe zeigen.

Es folgt Noldes ehemaliges Atelier, seine „Werkstatt”. Hier hängen religiöse Bilder und einige Akt-Grafiken. Die Nordfenster des Ateliers wurden nach des Malers Tod zugemauert, um sie ausstellungsgerechter zu machen. „Sehr schade” findet das mancher. Lörsch referiert und gibt zum Abschluss die Möglichkeit, selber Fragen zu stellen. Die Frage einer Kommilitonin nach politischen Äußerungen in Noldes Bildern zur Zeit seiner Verfolgung kann er nur mit einer Vermutung beantworten: Möglicherweise sei es mehr die radikale Farbgebung gewesen, die ein Statement erahnen ließe, als eine explizite Darstellung.

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12.18 Uhr

Anschließend ist freies Arbeiten angesagt. Wir verteilen uns, um die Umgebung zeichnerisch und fotografisch festzuhalten. Christian Siegel, unser Expeditionsleiter, verteilt Aquarellfarben und Zeichenblöcke. Manche suchen sich zum Malen im Garten ein Plätzchen, andere stromern durch den Museumsshop oder im Gelände herum, immer auf der Suche nach Inspiration. Am Bus verkauft Horst Würstchen mit Ketchup und/oder Senf.

gegen 15 Uhr

...verlassen wir das Gelände und fahren zum...

15.55 Uhr

...Naturschutzgebiet Hauke-Haien-Koog, Südspeicherbecken, bei Dagebüll. Über den Deich, durch ein Minenfeld aus Schafskot, erreichen wir die Landgewinnung, die dank Ebbe zu sehen und begehen ist. In der Ferne kann man Oland und GrödeAppelland erahnen. Wer will, kann frei arbeiten oder aber relaxen. Ich arbeite relaxt.

16.43 Uhr

Weiterfahrt nach Husum, vorbei an Windparks und pittoresken Dörfchen.

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ca. 17.30 Uhr

Ankunft im kulturellen Mittelpunkt Nordfrieslands: der Theodor-Storm-Stadt Husum. Wir halten vorm in die Stadtbibliothek integrierten Nordsee-Museum, das gerade Kinderbuchillustrationen ausstellt. Davor sieht man eine skulpturelle Darstellung des Klabautermannes.

Vorbei an Post (schnell ein paar Karten in die Heimat gesandt), Drogeriemarkt und einem „Fachhandel für überflüssige Waren” führt uns der Hunger zum Binnenhafen, wo das Schiffsrestaurant MS Nordertor vor Anker liegt. Zwischen Hildegard (Fischkutter auf Trockendock) und Nana („Nanas Allerlei”, Touristennepp deluxe) genießen wir in gemütlicher Atmosphäre Plauderei, panierte Scholle und Pannfisch (goldgelb gebraten). Nur Thomas Tiltmann entscheidet sich für Jägerschnitzel.

Im Anschluss Eiscreme (Zitrone, Mango, Straciatella) und ein kleiner Stadtrundgang, bei dem wir T. Storms nett anzusehendes Wohnhaus passieren. Nur wenig weiter sitzt der Großteil der Gruppe am Wasser und aquarelliert mit unterschiedlichen, doch stets interessanten Ergebnissen. Ein anderes Grüppchen skizziert verschiedene Husumer Gebäude. Kurz vor der Rückfahrt nach Schleswig gibt es gegen...

21.00 Uhr

...eine kleine Fotosession, bei der die Klabautermann-Statue vorm Nordsee-Museum Modell stehen muss.

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Flensburg Mittwoch, 21.05.2014 9.30 Uhr

Abfahrt in Schleswig. Binnen einer halben Stunde ist man in Flensburg, der drittgrößten Stadt Schleswig-Holsteins. Wir parken auf der Exe, einem ehemaligen Exerzierplatz, und schlendern zu unserem Tagesziel, dem Hans-ChristiansenHaus auf dem Museumsberg. Hier in Flensburg wurde Emil Nolde bei Heinrich Sauermann 1884-88 zum Schnitzer und Zeichner ausgebildet und hier sind auch einige seiner Arbeiten ausgestellt. Im Hans-Christiansen-Haus, benannt nach dem Jugendstil-Maler, -Grafiker und -Kunstgewerbler, verblüfft mit drei Stockwerken, in denen die Kunst verschiedenster Epochen gezeigt wird.

Im Erdgeschoss lockt die aktuelle Ausstellung zum Flensburger Karikaturisten Herbert Marxen. Es finden sich unter anderem bemerkenswerte Illustrationen zur Politik der Weimarer Republik und Darstellungen zeitgenössischer Persönlichkeiten wie Albert Einstein und Gerhart Hauptmann. Auch die Karikaturen zur NS-Zeit sind aufschlussreich: meisterhaft verstand es Marxen blinden Gehorsam zu persiflieren.

Jene Werke lassen jedoch Aktualität vermissen; waren sie doch von Marxen nach dem Zweiten Weltkrieg angefertigt worden, als persönliche Abrechnung mit dem Regime, das ihm Berufsverbot erteilt und viele seiner Arbeiten zerstört hatte. Auf spätere Nachfrage gibt manch Kommilitone zu Protokoll, wie groß der Eindruck der Ausstellung im Erdgeschoss gewesen sei, sodass man sich gar nicht mehr richtig auf die oberen Stockwerke habe konzentrieren können, obwohl diese der Grund dieses Tagesausflugs gewesen seien. Macht ja nichts, denn „Kunstreise ist Hinführung zur Kultur”, wie Siegel später verlauten lässt, und man müsse auch mal „neue Wege gehen und neue Gedanken denken.”

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Der erste Stock bietet wunderbare Gemälde von u.a. Friedrich Thöming, Louis Gurlitt und einem der Wegbereiter der avantgardistischen Moderne, Otto Heinrich Engel, dessen Bilder mich tatsächlich berühren.

Zweites Stockwerk: Verschiedene Möbel; Hans Christiansens Beiträge zur Zeitschrift Jugend; Hans Olde, dem laut Siegel „zur Berühmtheit wohl das N im Nachnamen fehlte”; und zutiefst Melancholisches von Käte Lassen. Harald Duwes Triptychon „Liebe - eine ganz alltägliche Geschichte“ von 1980 ist ebenfalls beeindruckend.

Ganz im Stile des kritischen Realismus wird das Leben der bundesdeutschen Konsumgesellschaft dargestellt.

Doch nun zum deutschen Expressionismus. Einige Landschaftsgemälde Erich Heckels kurz betrachtet, bei Nolde genauer hingesehen. Die 30 humorvollen „Bergpostkarten”, deren Vervielfältigung und Verkauf Nolde erst ermöglichten als freier Künstler zu leben, sind vollständig vorhanden. Aus dem malerischen Werk sind außerdem noch mehrere Aquarelle und Ölgemälde ausgestellt, meistens Blumenmotive, die wohl nicht nur zufällig an Noldes Garten in Seebüll erinnern.

Kurz nach 12.30 Uhr

...verlasse ich das Hans-Christiansen-Haus, unterm Arm eine Käte-LassenAnthologie, im Kopf um die hundert Bilder. In einer Dreiergruppe flanieren wir den Museumsberg hinunter zur Flensburger Fußgängerzone, gefolgt vom Museumshafen, wo wir bei Flens und Backfisch die Zeit bis zur Abfahrt verbringen.

Es ist ein traumhafter Anblick.

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15.45 Uhr

Strand Wackerballig in der Geltinger Bucht. Auf vielfachen Wunsch macht der Bus hier halt. Die Szenerie ist bedächtig, im Hintergrund klimpern zwei oberkörperfreie Jungs gar nicht mal schlecht auf einer Gitarre, eine sanfte warme Brise touchiert mein Gesicht. Der Himmel ist bewölkt, aber die Atmosphäre schön. Viele nehmen am Strand Platz und aquarellieren, nach dem massiven Input des Museums ist die Inspiration groß. Auf dem zu Segelbooten führenden Steg entstehen sinnliche Porträtfotos. Ich folge einigen Kommilitonen ins knöchel-, nachher fast kniehohe Wasser. Das Licht ist perfekt für einige Fotos, es wird mit einem gelben Band experimentiert.

17.00 Uhr

Weiterfahrt nach Schleswig. Am Abend gibt es eine Versammlung, bei der viele bisherige Reiseskizzen vorgezeigt werden. Hinterher spaltet sich die Reisegesellschaft in zwei Gruppen: Im Aufenthaltsraum 4 wird gemeinsam aquarelliert. Vom verwunderten und erfreuten Christian Siegel, der so etwas auf keiner Kunstreise zuvor erlebt hatte, folgendermaßen erklärt: „Der kreative Prozess ging weiter. Dies war eine Reflexion der Erlebnisse des Tages.”

Die zweite Gruppe versammelt sich um ein Denkmal in der Nähe der Jugendherberge zu einer gemütlichen Runde mit Gitarre.

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Fehmarn Donnerstag, 22.05.2014 8.30 Uhr

Abfahrt in Schleswig. Horst ist unser Fährmann nach Fehmarn. ca. 10.30 Uhr Ziel ist die Kirchner-Dokumentation auf Fehmarn im Städtchen Burg. Eine nette ältere Dame erzählt sehr sympathisch von Ernst Ludwig Kirchners FehmarnAufenthalten 1908 und 1913-14. Die Gemälde aus dieser Zeit gäben „Einblick in eine Künstlerseele” und zeigten, „wie sehr sich Kirchner von einigen Plätzen auf der Insel inspirieren ließ.” Der Vortrag ist launig und unterhaltsam, die mehrfach verwendete Vokabel „shocking” sorgt für Heiterkeit. Von den 68 Bildern, die 1913 binnen drei Monaten auf Fehmarn entstanden sein sollten, kann man einige als Kunstdrucke betrachten, beispielsweise „Staberhof “. Auch frühere Bilder wie „Leuchtturm Staberhuk“ und „Ins Meer Schreitende“ fehlen nicht.

11.30 Uhr

[Ich selbst schreite nun mit drei weiteren Kommilitonen dem Fischbistro „Kombüse“ entgegen, eine der vielen netten Gaststätten am Markt. Zu Alster und Köstritzer (kein Flens auf der Karte), dazu Tomatensuppe und Salat, stellen wir fest: „Burg ist lebendig.”

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13.45 Uhr

Horst hält am Meer, nahe der östlichsten Spitze Fehmarns. Hier, wo Kirchner sein „irdisches Paradies” gefunden hatte, wandern wir bei sommerlichen Temperaturen dem Leuchtturm Staberhuk entgegen. Ich drehe den Kopf nach links und schaue über die Ostsee Richtung Dänemark. „Als blicke man ins Unendliche.”, meint Thomas Tiltmann. „Gut. Nichts weniger wollte ich.”, lautet meine Antwort.

Nach einem guten Kilometer erreichen wir den alten Signalgeber. Leider ist er unzugänglich, weil umzäunt. So steigen wir hinab zum Strand, welcher, von Muscheln und Felsen gesäumt, ein wunderbares Panorama bietet. Einige machen es sich sofort auf den kleineren Wackern bequem, stürzen sich in die Fluten oder holen Pinsel und Zeichenblock hervor. Gemäß der heutigen Aufgabe gilt es, Porträts der Mitreisenden anzufertigen. Wieder andere erkunden die malerische Steilküste nach geeigneten Fotomotiven. Es wird gebadet, gezeichnet, gemalt, genossen.

16.15 Uhr

Auf dem Weg zur „Aalkate“ in Lemkenhafen, wo uns u.a. Ofenkartoffeln mit Sour Creme, Salat und, in meinem Fall, Räucherlachs erwarten. Natürlich wieder mit Flens. Ich esse ungerne Fisch, aber dieser hier ist einfach très ragoûtant.

Wir sitzen an einem Tisch im großen Hof. Zwischen zwei Gebäuden fällt das Gras sanft ab zu einem Steg, die Fehmarnsundbrücke ist gut zu erkennen. Ein Schwan beißt Izabela in den Schuh, doch sie hat es nicht anders gewollt.

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18.00 Uhr

Rückfahrt nach Schleswig. Als wir ein weiteres Mal über die Fehmarnsundbrücke fahren, richte ich, wie viele andere, meinen Blick gen Westen, wo gerade die Sonne untergeht und das Meer keine Spur von blau aufweist. Am nächsten Tag findet Navina die schwärmerischsten Worte: „Als würde die Sonne auslaufen und Gold über das Meer gießen.”

Abends versammeln wir uns wieder im Aufenthaltsraum 4, um uns gegenseitig unsere Kunstwerke des Tages zu zeigen. Jeder sagt ein paar Worte zu seinem Werk, und jedes Mal spendet die Gruppe Applaus. Danach gibt es eine nette Runde.

Manche quatschen sich fest und kommen erst nach Mitternacht auf die Idee, ins Bett zu gehen.

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Schleswig - Merseburg Freitag, 23.05.2014 8.15 Uhr

Abfahrt nach Merseburg. Izabela stößt sich derb am Spiegel des Busses. Zwei von uns werden am Bahnhof abgesetzt, weil sie über Hamburg nach Berlin, respektive Rostock fahren. Vorher muss Horst noch scharf abbremsen und mein Kasten Jever, den wir am Vorabend gemeinsam ausgesüffelt haben, fliegt durch den Bus. Keinerlei Schäden an Mensch und Maschine.

An einer Autobahnraststätte kurz hinter Hamburg verlassen uns drei weitere Kommilitoninnen. Ich gehe nach vorne zu Christian Siegel und Thomas Tiltmann und frage nach einem abschließenden Statement zur Kunstreise. Siegel zeigt sich nochmals begeistert vom abendlichen Aquarellieren und fasst die Reise mit den Worten „thematisch richtig und erfolgreich” zusammen.

Die weitere Fahrt verläuft ereignislos. Am Merseburger Bahnhof wird der Großteil der Gruppe abgesetzt.

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Die Kunstreisenden

Busfahrer: Horst Ebersbach

Reisetagebuch: Martin Burger

Layout/Gestaltung/ Bildredaktion: Annabelle Marwinski

K端nstlerische Betreuung/ K端nstlerische Betreuung/ Austellungskonzeption: Text: Thomas Tiltmann Christian Siegel

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Die Namen der Kunstreisenden Adrian Stuiber Anna Gumbert Anna Sophia Kotschew Anna Unger Annabelle Marwinski Christian Siegel Florian Kasch Franziska Regina Müller Franziska Wackerbarth Friederike Dumke Izabela Lenz Johanna Kirstein Kinga Carolin Dory

Louise Pokutta Marie-Luis Dulig Martin Burger Martin Plewa Matthias Fischer Miriam Pawellek Navina Kühlwetter Nele Estella Heidsiek Thomas Tiltmann Tina Winkel Wiebke Zillmann Wolfram Gugel

Die Kunstreiseaustellung im moritz kunstcafé in der Moritzburg

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Bildnachweise FotograďŹ en

Adrian Stuiber Cover, Inhaltsverzeichnis, S. 27 links Mitte, 34 rechts Mitte, 35 Mitte unten, 41 unten ganz rechts Anna Sophia Kotschew S.16 HG,17 HG, 36 unten ganz rechts Annabelle Marwinski S. 20 Mitte unten,23 oben links, 42 unten Christian Siegel S. 4 HG, 5 HG, 6 HG, 33 unten links+Mitte, 34 links oben, 41 oben Florian Kasch S. 20 links unten, 35 Mitte oben Franziska Wackerbarth S. 20 links Mitte, 23 Mitte unten, 35 rechts unten Friederike Dumke S. 20 rechts Mitte, 24 HG, 25 HG, 27 rechts unten, 30 HG, 31 HG, 34 rechts oben, 44 HG Kinga Carolin Dory S. 23 rechts oben, 42 HG, 43 HG Louise Pokutta S. 23 rechts oben, 42 HG, 43 HG Martin Burger Einband innen, S.7 HG, 8 links oben, 23 rechts Mitte, 29 links unten, 34 links unten Martin Plewa S.8 rechts oben+unten,9 ges., 10 oben+rechts unten, 11 ges., 14, 20links Mitte+Mitte Mitte, 21 oben, 23 ganz rechts unten, 27 links oben, 28 links unten+rechts unten, 29 links oben+rechts Mitte+rechts unten, 33 oben, 35 links oben, 37 ges., 38 HG, 39 ges., 41 unten 2.+3.+4. von links

Matthias Fischer S.12 ges., 18 HG, 19 HG, 20 rechts oben+rechts unten, 21 unten, 27 rechts oben, 32 HG, 33 unten ganz rechts, 41 unten 1. von links Miriam Pawellek S.10 links unten, 13, 15, 20 Mitte oben, 23 Mitte 1.+2.+3. von links Nele Estella Heidsiek S.26 HG, 35 rechts oben Thomas Tiltmann S.40 ges.

Reiseskizzen

Anna Gumbert S. 36 rechts Mitte Anna Sophia Kotschew S. 22 rechts oben Annabelle Marwinski S. 22 links oben, 28 rechts unten, 36 links unten Christian Siegel S. 22 links unten, 29 rechts oben Franziska Regina MĂźller S. 22 rechts unten, 28 links oben Izabela Lenz S. 36 rechts oben Johanna Kirstein S. 36 links Mitte Martin Burger S. 36 links oben Navina KĂźhlwetter S. 29 links Mitte Wolfram Gugel S. 36 rechts unten

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HÖRFeature zur Kunstreise

von Wiebke Zillmann Länge: 7:21min

Impressum Herausgeber: Christian Siegel

Band 9 der Reihe SaaleKunstKultur 44

©Hochschule Merseburg Merseburg 2014

Redaktion/Layout: Annabelle Marwinski Martin Burger

978-3-942703-28-4 www.kunst-reisen.net