Kulturpädagogische projektarbeiten 2009

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»Vorwort« von Johann Bischoff / Bettina Brandi / Christian Siegel

Die vorliegende Dokumentation der kulturpädagogischen Projektarbeit aus dem Sommersemester 2009 des Bachelorstudienganges Kultur- und Medienpädagogik gibt einen anschaulichen Eindruck über die Vielfalt der Ideen und technischen wie auch künstlerischen Umsetzung des Moduls 6-3: BA KMP. Diese Arbeit ist ein wesentlicher Bestandteil des Studiums. Auf der Basis einer umfassenden produktorientierten Arbeit, die öffentlich präsentiert und reflektiert wird, zeigen die Studierenden, dass sie am Ende ihres Studiums in der Lage sind, die gestalterischen Grundlagen im Zusammenhang mit einem selbst gewählten Thema anzuwenden und von der Konzeption über die Organisation bis hin zur Durchführung ein größeres Kulturprojekt selbstständig durchzuführen, mit anderen Stellen zu kooperieren und sich einer Öffentlichkeit zu stellen. Diese Art der Medien- und Kulturproduktion impliziert die Entwicklung und Entfaltung innovativer künstlerischer und medialer Kompetenzen sowie die autonome Produktion und Kommunikation eigener Ideen. Als Kriterien für ästhetische Produktionen gelten z.B. die Motivation und Intensität der Darstellung, Phantasie und differenzierte Beobachtungsgabe, Abstraktionsvermögen sowie die Beherrschung der technischen und ästhetischen Mittel in den jeweiligen Bereichen oder in der intermedialen Kombination, wie auch die Fähigkeit zur Darstellung eigener künstlerischer Ideen. Im Kontext ästhetischer Theorie und Praxis stehen insbesondere folgende Merkmale der Präsentation im Fokus der Beurteilung: • • • • • •

Darstellungsvermögen: Die auf genauer Beobachtung basierende Fähigkeit zur bildhaften Wiedergabe des Wesentlichen von Gegenständen, Funktionen, Abläufen und Situationen. Abstraktionsvermögen: Die Fähigkeit, wesentliche Aspekte des Themas mit Hilfe von Formen und Gestaltungsprinzipien herauszuarbeiten. Vorstellungsvermögen: Das die bloße Darstellung erweiternde bzw. übersteigende phantasievolle Erfinden oder Kombinieren formal-inhaltlicher Bild- bzw. Gestaltungszusammenhänge. Realisierungsvermögen: Die Fähigkeit, künstlerische Inhalte formal schlüssig, selbständig und technisch angemessen zu artikulieren. Selektionsvermögen: Die Fähigkeit, sinnvolle künstlerische Arbeitsansätze als Einheit von Inhalt bzw. Funk tion, Form und Technik auszuwählen und zu strukturieren. Intensität: Eindringlichkeit und Dichte der Arbeit, Stärke des Engagements.

Je nach Interesse und beruflicher Orientierung können die Studierenden einen künstlerisch-technischen Beitrag auf dem Gebiet des Films, Hörspiels, Theaters, der Ausstellung oder Printmedien produzieren oder eine kulturpädagogische Arbeit mit ausgewählten Zielgruppen in den Bereichen Medien-, Musik-, Theater- oder Museumspädagogik ablegen. Die Kriterien für die Bewertung liegen hier natürlich eher auf dem methodisch-didaktischen Zugang und der Angemessenheit der künstlerischen Mittel für die gewählte Zielgruppe als auf ästhetischen oder technisch hochwertigen Maßstäben. Am Ende der kulturpädagogischen Projektarbeit erstellen die Studierenden eine Dokumentationsmappe, in der das Vorhaben theoretisch begründet und in seiner konkreten Umsetzung reflektiert wird. Im Kolloquium zeigen die Studierenden, dass sie in der Lage sind, ihre eigene Arbeit anhand der aufgestellten Kriterien kritisch zu reflektieren und zu bewerten. Im Anschluss an diese produktionsorientierte praktische Arbeit folgt die Bachelorarbeit, in der in erster Linie die Fähigkeit zum wissenschaftlichen Arbeiten nachgewiesen wird. Mit diesen beiden Abschlussarbeiten und dem Praktikum im 5. Semester haben die Studierenden ein Studium im Bereich der Kulturpädagogik absolviert, in dem sie die Fähigkeiten entwickeln konnten, kultur- und medienpädagogische Handlungsfelder in öffentlichen und privaten Kultur- und Medienorganisationen und Medienprojekten zielorientiert zu planen, zu organisieren, zu führen und zu kontrollieren. Die große Vielfalt der Ideen und Umsetzungsstrategien, die in dieser Zusammenfassung deutlich wird, zeugt von der Lebendigkeit und Offenheit der


Studienatmosphäre, deren wesentliches Merkmal die Projektarbeit und kulturelle Praxisorientierung ist. Die Dokumentation der einzelnen Beiträge gibt uns aber auch ein Bild von der jeweils unterschiedlichen intellektuellen Verarbeitung der gestalterischen und inhaltlichen Realisationen, die im Gegensatz zum Modul »Handlungsfelder kultureller Bildung« im 4. Semester nur beratend in Form des Kolloquiums von den Lehrenden begleitet werden. Eine kritische Evaluation im Rahmen dieses Kolloquiums verdeutlicht, dass teilweise eine fehlende Kongruenz einerseits zwischen theoretischem Anspruch und praktischer Umsetzung, andererseits zwischen praktischer Umsetzung und theoretischem Anspruch zu konstatieren ist. Das offenbart zum Teil Defizite der Studierenden bei Transferleistungen zwischen seminaristisch erworbenen Wissen (Theorie und künstlerische Praxis) auf autonom zu realisierenden Vorhaben. Bezogen auf die spätere Berufspraxis im kulturellen Bereich sind hier möglicherweise Schwächen der Ausbildung festzuhalten, immer dann, wenn zeitlicher Streß die Studierenden ins künstlerische »Kopffüßlerstadium« zurückfallen lässt. Es bleibt zu hoffen, dass die neue Modulstruktur zukünftig diese Defizite kompensieren kann und das damit ein »Auswendiglernen«- und »Definitionsstudium« abgelöst wird von projektorientierten Erarbeitungs- und Selbstlernphasen. Das impliziert zumindest nach meiner Auffassung den Kern der kulturellen Bildung, was mehr ist, als eine Demonstration technischer, inhaltlicher und gestalterischer Kompetenz. In einer programmatischen Erklärung vom 22.5.2003 hat der Deutsche Städtetag darauf hingewiesen, dass Kulturelle Bildung unverzichtbarer Teil einer umfassenden Persönlichkeitsbildung ist. »Sie zielt auf künstlerische und kulturelle Kompetenz möglichst aller und befähigt den Einzelnen, Kunst und Kultur von Grund auf kennen zu lernen, zu verstehen und zu gestalten und am kulturellen Leben teil zu haben. Mit der Förderung von Kreativität gewährleistet kulturelle Bildung den Erwerb kultureller Kompetenz als Ressource für gesellschaftliche Innovation.« Eine so verstandene kulturelle Bildungsarbeit ist eine klassische Querschnitts- und Vernetzungsaufgabe, die die angehenden Kulturpädagogen und Kulturvermittler zu bewältigen haben. Sie werden in Zeiten des schnellen kulturellen Wandels eine große Flexibilität und Mobilität aufbringen müssen und in der Lage sein, kreative Lösungen in komplexe Kommunikationszusammenhänge einzubringen.

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Cindy Holmbach und Kathrin Müller

»Faltenreich – vom Älterwerden in unserer Welt« Projekttag mit sehbehinderten Schülern im GRASSI – Museum Leipzig

»FaltenReich – Vom Älterwerden in der Welt« – so lautet der Titel der Sonderausstellung im GRASSI - Museum für Völkerkunde in Leipzig, die vom 18.März 2009 bis 04. Oktober 2009 zu sehen ist. Ziel des Projektes ist es, jüngere Menschen mit dem Thema des Älterwerdens zu konfrontieren, Vorurteile abzubauen und ihre Ansichten zu diesem Lebensabschnitt positiv zu erweitern. Das Projekt soll die Schüler/ innen dazu bewegen, den Prozess des Alterns in einem größeren kulturellen Rahmen zu betrachten und ihren Blick für das Fremde und das Eigene zu öffnen und zu schärfen. Generationsübergreifende Gespräche sollen angeregt werden sowie die Beschäftigung mit der eigenen Vergangenheit und der Zukunft. Unser kulturpädagogisches Projekt wurde am 07. Mai 2009 im GRASSI– Museum für Völkerkunde zu Leipzig durchgeführt. Zielgruppe des museumspädagogischen Projekttages waren 5 Schüler/innen der Berufsschule des Berufsbildungswerks für Blinde und Sehbehinderte in Chemnitz, im Alter von 18 bis 25 Jahren. An dem Projekttag erhielten die Schüler unter anderem die Möglichkeit zu erfahren, wie sich das Alter anfühlen könnte. Dazu diente der Age-Explorer beziehungsweise eine Abwandlung davon. Damit konnten sie nachempfinden, wie viele ältere Menschen gehen, hören und fühlen. Danach erhielten die Schüler eine interaktive Führung durch die Ausstellungsräume, wobei wir vorwiegend auf die »fremde« Kultur des jeweiligen Ausstellungsteils eingegangen sind. Innerhalb der Ausstellung haben die Schüler ein Rollenspiel durchgeführt (Thema Respekt und Umgang mit älteren Mitmenschen). Während unserer Führung wurden die Schüler/innen außerdem dazu angehalten, sich selbst Gedanken über die Ausstellung und bestimmte Objekte zu machen und dies in lockeren Gesprächen zu diskutieren. Im museumspädagogischen Raum der Einrichtung gingen wir noch einmal auf das ausgewählte Thema Familienbande ein. In einer Gesprächsrunde wurden die Familien vorgestellt (anhand von Fotos) und alltägliche Situationen und Anekdoten, vorwiegend der älteren Familienmitglieder, erzählt. Es wurde diskutiert, was Familie (besonders die Großeltern) heutzutage für die Schüler bedeutet und was sich im Laufe der Zeit geändert hat. Die Schüler konnten so für sich feststellen, was sie von ihren Großeltern lernen konnten und noch können und wie sie sich selbst im Alter sehen.

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Steffi Hartmann Hartma ann

»Auf den Spuren...« Ein museumspädagogisches Spiel für Kinder

Das Spiel

Die Idee und ihre Entstehung: Das Spiel »Auf den Spuren…« ist ein Brettspiel für Kinder, mit dem spielerisch Geschichte vermittelt werden soll. Die Idee zu diesem Spiel entstand während des Praktikums im Kinderkreativzentrum der Franckeschen Stiftungen »Krokoseum«. Im Krokoseum finden regelmäßig museumspädagogische Angebote für Kinder statt. Ein Schwerpunkt stellt hierbei die Geschichte der Franckeschen Stiftungen dar. Dabei geschieht die Vermittlung durch bebilderte Erzählungen, verschiedene Requisiten und auch die Einrichtungen der Franckeschen Stiftungen werden in einem Rundgang miteinbezogen. Die Angebote sind individuell angepasst an Kinder im Kindergarten- bzw. Schulalter. Bei meinen Überlegungen habe ich mir die Tatsache zunutze gemacht, dass bei Kindern Lernen und Erfahren am häufigsten im Spiel erfolgt. Das entwickelte Spiel soll eine interessante und abwechslungsreiche Variante für die kleinen und größeren Gäste sein, die Geschichte der Franckeschen Stiftungen auf spielerische Art zu ergründen. Auch Kinder, die das traditionelle museumspädagogische Angebot des Krokoseums schon kennen, haben so die Gelegenheit, die Franckesche Stiftungen auf eine neue Weise zu entdecken.

Die Spielkarten

Das Spiel: Die Spieler bewegen sich auf einem Spielfeld ähnlich dem Gelände der Franckeschen Stiftungen. Hier befinden sich viele wichtige Einrichtungen z.B. die Bibliothek, die Waisenhausapotheke und die Kunstund Naturalienkammer, die die Spieler aufsuchen müssen. Dort erhalten sie einen Taler. Um das Spielziel zu erreichen, müssen sechs verschiedene Werttaler gesammelt werden. Während des Spiels ziehen die Spieler Karten, auf denen interessante Informationen zu den Franckeschen Stiftungen festgehalten sind. Das Spiel richtet sich an Kinder im Alter von 8 -12 Jahren. Das Anfangsalter kann variiert werden und ist davon abhängig, wie gut die Lesefähigkeit bereits ausgebildet ist, die für dieses Spiel nötig ist. Die Komplexität des Spiels ist der Zielgruppe angemessen, sodass es ohne weitere Vorbereitung gespielt werden kann. Die Spielanleitung ist kurz gehalten und beinhaltet neben einfachen Spielanweisungen eine Legende für die verschiedenen Werttaler. Zwei bis vier Spieler können dieses Spiel spielen. Bestandteile des Spiels sind ein Spielplan, vier Spielfiguren, 78 Ereigniskarten, 72 Werttaler, ein Würfel und eine Spielanleitung.

Eine Beispielkarte

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Anwendungsmöglichkeiten: Im Krokoseum könnte das Spiel im Rahmen der Museumspädagogik am Vormittag oder am Nachmittag für alle Gäste genutzt werden. In der Schule ist das Spiel als Vorbereitung zur Exkursion in die Franckeschen Stiftungen denkbar. Es könnte dazu vorher im Krokoseum ausgeliehen werden. Es wäre sinnvoll, thematische Fragen, die während des Spiels entstehen, bereits im Anschluss im Unterricht in entsprechender Literatur (Umgang mit Sach- und Gebrauchstexten) oder im Internet (Arbeit mit dem Internet) zu recherchieren. Ein Bezug zur regionalen Geschichte kann mit der möglichen Fragestellung »Was geschah in Halle vor 300 Jahren?« hergestellt werden. Eine Integration in den Heimatkunde-, Geschichts-, bzw. Deutschunterricht ist auf diese Art möglich. Das Spiel kann schulisches und außerschulisches Lernen sinnvoll miteinander vernetzen. Die Herstellung: Nach der Entstehung der Idee wurden erste Entwürfe zum Spielskript gemacht. Welche Inhalte sollte das Spiel haben, wie könnte es aufgebaut sein? Ein Spielplan wurde entworfen und die Inhalte für die Spielkarten erarbeitet. Dabei war auf das Alter der Zielgruppe zu achten, um die Informationen nicht zu komplex zu gestalten. Nach Abschluss dieser Arbeiten konnte ein erstes Probespiel mit Kindern stattfinden, um mögliche Fehler herauszufinden und den Ablauf, sowie die Spieldauer zu prüfen. Nachdem dieser Prozess abgeschlossen war und die endgültige Spielversion feststand, wurden Überlegungen zur Auswahl des Materials und entsprechende Tests durchgeführt. Es musste erprobt werden, welche Materialien sich für die Bemalung der Spielfläche aus Leder am besten eignen und woraus man die Spielfiguren und Taler herstellen könnte. Nachdem diese Fragen geklärt waren, wurde das Design des Spielplans, der Ereigniskarten, Taler, Figuren etc. entworfen. Danach begann der Herstellungsprozess der endgültigen Spielbestandteile. Der letzte Schritt war die Herstellung einer passenden Spielverpackung, die sich optisch in das Erscheinungsbild des Spiels einpasst. Nach Beendigung der Arbeiten wurde eine Spielrunde mit Kindern im Zielgruppenalter durchgeführt, die allen Beteiligten viel Spaß bereitet hat. Materialien: Der Spielplan ist aus Leder gefertigt, das Spielfeld wurde aufgemalt. Die Spielsteine wurden aus Speckstein geschnitzt. Insgesamt wurde bei der Gestaltung des Spiels auf einen historisch wirkenden Charakter und eine ästhetische Erscheinung geachtet. Die für Anleitung und Karten verwendete Schriftart BrockScript unterstreicht diese Optik und ist dennoch für Kinder ohne Probleme lesbar. Die Spielfläche ist robust und auch die Spielfiguren sind bewusst einfach gearbeitet, um als Kinderspiel geeignet zu sein. Durch die verschiedenen Materialien wie Leder oder Speckstein ist das Spiel haptisch interessant für Kinder. Am Ende: Die Planung und Herstellung des Spiels »Auf den Spuren« war sehr arbeitsintensiv, dennoch hat diese Arbeit viel Spaß gemacht. Die Resonanz auf das Spiel war sehr positiv. Eine Präsentation und der spätere mögliche Einsatz im Krokoseum sind geplant.

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Lorenz Schill

»Die Kunst liegt im Auge des Betrachters« Ein Videokunstprojekt

»Niemand in der Welt bekommt so viel dummes Zeug zu hören wie die Bilder in einem Museum« Jules de Goncourt »Ich kenne noch keine bessere Definition für das Wort Kunst als diese: Kunst - das ist der Mensch [...].« Vincent van Gogh

In jeder Ausstellung kann man sie finden - die Betrachter. Menschen, die vor den Kunstwerken stehen und versuchen den tieferen Sinn des Werkes zu entschlüsseln. Es wird geschaut, gestaunt, sich gewundert, aufgeregt und diskutiert. Der eine hält sich für den ultimativen Kunstkenner, der andere kann mit Kunst eigentlich nichts anfangen. Was müssen sich die armen Werke doch wohl alles anhören? Ist es nun Kunst oder eben nicht?! Was könnten uns die Werke doch alles erzählen? Genau diese Frage stellte ich mir, als ich auf die zündende Idee kam. Ich drehe den Spieß einfach um und mache den Betrachter zum Kunstwerk. Gesagt - getan. Eine Idee wurde in die Realität umgesetzt. Letztendlich kann alles, was der Mensch gestaltet, auf »künstlerische Weise« geschehen und kann fast alles zum Kunstwerk werden. Deshalb habe ich mir das beste Kunstwerk als Gegenstand meiner Medienpraktischen Arbeit ausgesucht, den Menschen. Ihn wollte ich zum Kunstwerk deklarieren, aber ohne dass er sich dessen bewusst ist. Denn im Kontext dieses Projektes, ist er mehr als das Dargestellte, er ist etwas Neues, dass es zuvor so noch nicht gab, er ist ein Teil einer neu geschaffenen geistigen Welt mit einem Eigenleben. Während seiner Auseinandersetzung mit Kunst wird er unbemerkt gar selbst zur Kunst. Er zeigt uns einen Blick, den sonst nur die Werke selbst haben, wenn sie an den Wänden der Galerien auf ihre Betrachter warten.

Materialcollage - Der Sündenfall

Vom fiktiven Künstler Georg Lisch

Projektidee: Am 03.06.2009 wurde in der Hochschule Merseburg (FH) eine Ausstellung organisiert, in der eine Materialkollage ausgestellt wurde. Diese Kollage wurde Studenten verschiedener Fachbereiche gezeigt. Sie wurden aufgefordert ein »Kunstwerk« des fiktiven Künstlers »George Lisch« zu betrachten und ein paar einfache Fragen zum Werk zu beantworten. Sie sollten sich also scheinbar ein Werk eines »echten« Kunstschaffenden betrachten. Die Materialkollage, welche natürlich nicht von George Lisch, sondern von mir gefertigt worden war, besaß einen recht provokanten Inhalt, der einen biblischen und medialen Bezug hat. Damit war Verwunderung und Empörung bereits vorprogrammiert.

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Die Rezipienten

Die Betrachter wussten jedoch nicht dass auch eine kleine Kamera und ein Mikrofon in dem Werk untergebracht waren. Diese waren natürlich so versteckt, dass sie dem Rezipienten nicht sofort auffielen. Nur so funktionierte die ganze Sache. Die Rezipienten sollten in zweier Teams in den Raum gehen und sollten sich dann das Bild betrachten und die kurzen Fragen beantworten. Die Fragen lauteten wie folgt: Was ist auf dem Bild zu erkennen? Verstehe ich alle Einzelheiten? Welche Stimmung, welche Atmosphäre vermittelt das Bild? Gibt es verborgene Symbole zu entdecken? Magst du das Bild? Begründe deine Meinung. Was die Betrachter aber nicht wussten war der Fakt, dass sie die ganze Zeit aufgenommen wurden. Ich beabsichtigte damit die verschiedenen und vielschichtigen Seiten von Kunstbetrachtung zu visualisieren. Das interessante dabei war auch die Frage, inwiefern die gezeigten Reaktionen mit den abgegeben Antworten übereinstimmten. Nachdem nun alle Rezipienten »getestet« wurden, habe ich das gewonnene Material gesichtet und es zu einem kurzen Film zusammen geschnitten. Dieser kurze Film stellte das eigentliche Kunstwerk dar. Das Ergebnis wurde im Rahmen der »kulturpädagogischen Projektarbeit« am 04.04.2009 in der Hochschule Merseburg präsentiert. Es sind einige sehr interessante und lustige Aufnahmen entstanden, die man ohne weiteres als »Kunst« bezeichnen könnte. Somit wurde von mir der Rezipient zum eigentlichen Kunstwerk gemacht, der Spieß wurde quasi herum gedreht. Man bekommt somit eine Sichtweise auf die Dinge, wie sie sonst nur die betrachteten Werke selbst haben. Damit wollte ich zum Nachdenken anregen und wollte versuchen eine Diskussion über Kunst und Kunstverständnis hervorzurufen. Ich wollte zeigen, dass Kunst schaffen und Kunst rezipieren, immer auch etwas mit dem Menschen zu tun hat. Es ist eben einfach ein anthropologisches Phänomen mit sehr vielen Seiten.

»Die Kunst liegt eben im Auge des Betrachters«

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Anne Stübing A

»Verwandle Dich!« Ein Maskenworkshop

Die Mathildenhöhe in Darmstadt stellt einen interdisziplinären Ausstellungs- und Veranstaltungsort dar, an welchem wechselnde thematische Ausstellungen realisiert werden. Vom 8. März bis 14. Juni 2009 wurde die Ausstellung »Masken. Metamorphosen des Gesichts von Rodin bis Picasso« gezeigt. Im Rahmenprogramm konnten Kinder, Jugendliche und Erwachsene das Wesen der Maske spielerisch, handwerklich und kreativ erfahren. Der eintägige Maskenworkshop »Verwandle Dich!«, an dem letztendlich 14 Kinder zwischen 5 und 11 Jahren teilnahmen, führte in die Welt der Masken ein und schuf bzw. stärkte das Bewusstsein bei den Kindern für die Kraft und Wirkung von Masken. Der Workshop: Nach einer kurzen Vorstellungs- und Einführungsrunde, bei der u.a. über Exponate der Ausstellung und vorhandenes Wissen der Kinder über Masken gesprochen wurde, gingen wir zum praktischen handwerklichen und kreativen Teil über. Die Kinder konnten sich zunächst unter Anleitung mit einfachen Materialien aus Alltag & Natur, wie Karton, Zeitung, Rinde, Moos und Federn, ihre Maske nach eigenen Vorstellungen basteln. Nachdem sich die Kinder ihre Masken gegenseitig vorgestellt hatten, wurde zusammen spielerisch ausprobiert, wie sich das Tragen einer Maske anfühlt. Durch verschiedene Körperübungen bekamen die Kinder zunächst ein Gefühl für den eigenen Körper, aus dem später die Maskenfigur entstand. Durch »Blind-Führungen« konnten die Teilnehmer gegenseitiges Vertrauen, aber auch ein bestimmtes Raumgefühl aufbauen. Durch die didaktische Methode des Raumlaufs wurden neben dem Raumgefühl verschiedene Gangarten, Körperhaltungen und Tempi entwickelt. Die Kinder fanden sich schnell in das darstellende Spiel ein. Die Verwandlung in andere Personen, Tiere, Außerirdische oder andere Wesen vollzog sich schnell und die einzelnen Figuren konnten in Interaktion miteinander treten. So spielten die Kinder eine Situation, in der Außerirdische (Kinder mit Masken) auf Erdbewohner (Kinder ohne Masken) treffen, mit vielen Facetten und überraschenden Wendungen. Durch die Teilung der Gruppe in Beobachter und Spieler wurde eine Reflexion bzw. ein Feedback durch die Kinder möglich. Durch Reflexionsrunden nach jeder Workshop-Einheit wurde den Kindern deutlich, wie und warum sie auf bestimmte Weise gehandelt haben.

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Die Erfahrungen wurden im gemeinsamen und demokratischen Kreis besprochen und konnten ausgetauscht werden. Die Kinder wurden zum gegenseitigen Feedback ermuntert. Am Ende war eine deutliche Begeisterung vieler Kinder für die Welt der Masken zu spüren. So sagte Xenia (9 Jahre) am Ende des Tages: »Hat das Museum jetzt noch offen? Ich will mir unbedingt noch die MaskenAusstellung anschauen!«. Theoretische Reflexion: Der Maskenworkshop war eine kulturpädagogische Arbeit im Bereich der Museumspädagogik. Durch das kreative Schaffen der Maskenproduktion wurde die Annäherung der Kinder an das Thema der Masken angestoßen. Mit gruppenspezifischen Methoden der Theaterpädagogik, welche auf Einfindung und Identifikation mit bestimmten Rollen abzielen, wurden die Kinder an das Maskenspiel herangeführt. Die methodisch-didaktische Vermittlung des Themas wurde durch (darstellendes) Spiel (Verwandlung), Bewegung & Interaktion sowie Kommunikation gestaltet.

Mehr Informationen unter: http://www.mathildenhoehe.eu

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Madeleine Heinbucher

»Die Überquerung des Sees« Eine Hörspielproduktion

Die Saaleschule in Halle/Saale ist eine Integrierte Gesamtschule in freier Trägerschaft. Ende März fand in der Schule eine Musik-Projektwoche statt, die als Ziel die Umsetzung der Geschichte »Eine wahre Freundschaft« hatte. Die Geschichte stammt aus der Feder zweier Schüler der Schule und sollte in der Projektwoche als Theaterstück umgesetzt werden. Da in Szene 4 des Drehbuches „Die Überquerung des Sees“ vorgesehen ist und dies nicht den Anforderungen der Schüler genügend, bühnengerecht umzusetzen war, haben sich die Schüler und Lehrer der Schule an Radio Corax und mich gewandt. Das Projektziel war, ein Hörspiel nach Maßgabe des Drehbuchs innerhalb einer Woche zu gestalten und zu produzieren. Eine Gruppe von 2 Mädchen und 2 Jungs im Alter von 11 Jahren kamen in der Projektwoche in die Studios von Radio Corax und gemeinsam haben wir dort ein Hörspiel produziert Lernziele bei diesem Projekt waren, dass die Schüler an einem kleinen Projekt lernen wie ein Hörspiel produziert wird, wie man an die Sache heran geht und welcher Schritt nach welchem kommt. Weiter sollten die Schüler sehen, wie die Technik funktioniert und wie man mit ihr Umgehen muss. Dabei stand die medienpädagogische Arbeit im Vordergrund und es galt einen guten Mittelweg zwischen dem zu finden, was die Kinder bedienen und verstehen können und zwischen dem, was die Kinder vielleicht noch nicht begreifen können. Ich habe meine medienpädagogische Arbeit damit begonnen, dass jedes Kind abwechselnd den Computer bedienen durfte, als die anderen z.B. eingesprochen haben, bei den nächsten Arbeitsschritt, dem Sortieren, Schneiden und der Feinarbeit, durfte wieder jeder etwas machen und so wurden die Kinder Schritt für Schritt an die Produktion herangeführt. Neben diesen Sachen ist natürlich auch der Umgang mit Geräuschen zu nennen, also »mit welchen Geräuschen, kann ich welche Stimmungen dem Zuhörer vermitteln«. Die Arbeitsphasen Sortieren, Schnitt und Feinarbeit sind sehr komplex und sehr anstrengend für die Kinder gewesen. In diesen Phasen kann man versuchen die Kinder noch etwas mehr zu motivieren, z.B. dadurch, dass man sie noch mehr selber machen lässt, oder mehr Pausen macht, in denen die Kinder abschalten können, z.B. durch kleine Bewegungsspiele. Zusammenfassend kann man sagen, dass es ein sehr schönes Projekt war. Für die Zukunft habe ich mir vorgenommen mehr kleine als große Projekte durchzuführen und noch mehr auf die Kinder einzugehen, denn Pädagogik heißt, den Lernenden dort abzuholen, wo er steht und wenn man dies berücksichtig, dann kann man die Motivation der Kinder vielleicht über das ganze Projekt auf einem Niveau halten.

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Anika Müller und Arne Birger Jeske

»Bewegtes Schweigen« Bewegungstheater in Kombination mit auditiven Medien

Bei den Proben

Wir arbeiteten mit den Seniorinnen der Gruppe »Senioras« der Kulturinsel Halle. Die Idee war minimalistisches Theater mit auditiven Texten zu kombinieren. Die vier Frauen schrieben die Texte selbst und sprachen sie danach über Mikrofon gemeinsam mit unserer Hilfe ein. Der Leitfaden war die Auseinandersetzung mit dem Thema »Älter werden und sein«, sowie die positiven Seiten (kraftvolle Gedanken, Gefühle, Aktivitäten, Lebensfreude, Liebe) und negativen Seiten (Angst, Verlust, Hilflosigkeit, Depressionen, Resignation, Krankheit) des Älter werden. Die »Senioras« konnten in dem Prozess selbst entscheiden, welche Balance zwischen den Gegenpolen besteht, ob das negative oder positive überwiegt. Nachdem Arne Jeske die auditiven Texte am Computer bearbeitet und auf CD gebrannt hatte, konnten wir mit den Proben beginnen. Innerhalb von zwei Monaten probten wir mit den vier Damen einmal pro Woche. Unter der Leitung von Anika Müller konnten die Damen zu den Texten Bewegungsabläufe kreieren. Als Hilfsmittel gaben wir den Frauen jeweils ein Requisit, um ihre Gefühle aufzuschlüsseln. Jede Frau entwickelte mit dem Requisit in Kombination zu ihren Texten einen eigenen Bewegungsstil. Unsere Treffen fanden an unterschiedlichen Orten statt. Sei es das Halloren Café in Halle, im Garten von Michéle Kramm oder in der Wohnung von Doris Schiffner, wo wir kreativ an den Texten arbeiteten. Wir probten an verschiedenen Orten, in der Probebühne der Kulturinsel Halle, in Erdeborn auf dem Privatgrundstück von Christel Niestroj. Die finalen Vorbereitungen fanden dann in Merseburg im StadtTaC statt. Der folgende Text ist aus unseren Probenprotokollen entnommen um einen kleinen Eindruck des gemeinsamen Schaffensprozess zu geben. Ausschnitte aus dem Probenprotokoll vom 12.05.2009 »Da die Senioras in ihren Bewegungen zu dem Text noch unsicher sind, zeigt Anika, wie man mit den Requisiten schöne Bewegungsabläufe hinbekommen kann, ohne sich zu sehr vom Textinhalt beeinflussen zu lassen, aber auch nicht zu sehr vom Textkonzept entfernt. Leider ist Doris an diesem Tag krank und Anika spielt ihre Passagen nach.« »Ute zieht ihre Jacke langsam aus, wie Anika ihr es vorgab, im Bezug auf das Arbeitsleben, das hinter ihr liegt. Die Freude über den Beginn des

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neuen Lebensabschnittes mit der Reise nach Amerika, ist in ihren Bewegungen mit der Jacke zu sehen, dennoch hat sie Schwierigkeiten, den Gedanken alles richtig machen zu wollen, abzulegen. Sie schwenkt die Jacke durch die Luft.«

Auf der Bühne

»Auffällig war die Konzentration von Michéle auf die Findung von Bewegungen. Hier ließ sie die Emotionen außer Acht. Wir baten sie die untere Ebene des Raumes mit einzubauen. Sie legte sich gegen Ende des Textes auf den Boden auf Wunsch von Anika. Die Schwere des Textes sollte laut unserer Anweisung in ihren Körper übergehen. Auch das Produzieren von Seifenblasen sollte langsamer und schwerer umgesetzt werden. Eine weitere Bewegungsmöglichkeit wurde ihr von Anika gegeben: Die Seifeblasendose abstellen und freie Bewegungen mit den Armen umsetzen.« An dieser Stelle möchten wir uns noch mal ganz herzlich bei Christel Niestroj, Ute Köhler, Michéle Kramm und Doris Schiffner für ihr Mitwirken an der Medienpraktischen Arbeit bedanken. Ohne diese, wirklich kreativen, engagierten und sehr sympathischen und geduldigen Frauen, hätten wir das Projekt nicht so umsetzen können. Auch ein herzliches Dankeschön an Melanie Peter und die Kulturinsel, dass wir dort einen Monat lang proben durften. Darüber hinaus hat es uns gefreut im Stadtac ohne Probleme unsere Proben abhalten zu dürfen.

Zitate aus den Texten der Frauen: »Wohin es geht? Wär ich ein Lenker - Jugend hätte ich gesät.« (Zitat aus Michéle Kramms Text)

»Ich weinte vor Schmerzen in der Brust, vor Trauer und Verzweiflung und aus Selbstmitleid.« (Zitat aus Doris Schiffners Text)

»Eine zweiwöchige Reise in den unterschiedlichsten Facetten geht zu Ende und die Erinnerung bleibt.« (Zitat aus Ute Köhlers Text)

»Heute gehöre ich auch nicht mehr zu den Jüngsten und manchmal kommen auch Ängste, wie wird es uns ergehen, wenn wir krank oder behindert sind und Hilfe brauchen.« (Zitat aus Christel Niestrojs Text)

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Annegret Sielaff

»Spielregeln« Ein Lehrvideo für die Firma Transcom WorldWide GmbH

Die Firma Transcom wendete sich mit dem Wunsch nach einem Film an Prof. Dr. Bischoff, der dieses Projekt an Christoph Bauerfeind weiterleitete, welcher sich wiederum an Matthias Melzer und mich wendete. So stand unser Team fest, in dem Christoph die »Leitungsfunktion« inne hat. Er managt die Kommunikation zwischen Transcom und unserem Team hauptsächlich per E-Mail. Am 19.März 2009 besuchten wir Transcom, stellten uns vor und zeigten ein paar Referenzfilme. Transcom nannte uns seine Vorstellungen und so unterhielten wir uns über den Inhalt, die Form, Länge und das Budget des Films. Dieser soll für beide Standorte in Halle und Rostock entstehen, was für uns die Schwierigkeit mit sich bringt, dass wir die Einstellungen so zu wählen haben, dass nicht erkennbar ist ob die Protagonisten sich gerade in Halle oder in Rostock befinden. Denn im Film soll der Standort Rostock nicht benachteiligt werden, wenn wir unsere Aufnahmen in Halle machen. Zur Planung des Films erhielten wir zwei PowerPointPräsentationen, die die Inhalte und den Ablauf des Welcome-Days beinhalten. Daraus entstand unser Arbeitstitel »Spielregeln«. Für uns kamen drei Umsetzungsvarianten für den Film in Frage, wir entschieden uns für die Variante eines spielfilmartigen Handlungsstranges, in welchem ein neuer Mitarbeiter seinen ersten Tag erlebt. Damit können neue Mitarbeiter sich besonders gut identifizieren. Die Handlungsabfolge wird nach Themenkomplexen und Arbeitsbereichen geordnet. Bei Transcom gibt es die Identifikationsfiguren »Mareike« und »Sebastian«, welche wir für unseren Film aufgriffen. Sebastian stellt den neuen Mitarbeiter dar, dem durch Mareike an seinem ersten Tag im Unternehmen geholfen wird. Wir fanden eine Konzeptionierung als Gesamtfilm sinnvoll und unsere didaktische Überlegung war es, ihn so zu konzipieren, dass er auch in einzelnen, in sich abschließenden Kapiteln/Clips gezeigt werden kann. So kann durch den Schulungsleiter zu einzelnen Themenbereichen Näheres erläutert werden. Jedes Kapitel beginnt also mit einer „Überschrift“, die das Thema einblendet und wird am Ende noch einmal in einer Animation zusammengefasst, so dass der Lernerfolg der Zuschauer gesichert wird. Wichtig für uns waren auch ordentliche Verträge: Wir kümmerten uns um einen Kooperationsvertrag mit der Hochschule und setzten zusätzlich einen eigenen Werkvertrag auf, der alles andere regelt wie beispielsweise die Nutzungsrechte und die Vergütung. Bei einem weiteren Treffen mit Transcom wurden diese besprochen, ebenso wie unser vorerst grobes Konzept. Es war soweit alles gut, wir hatten keine Differenzen. Die Frage nach Kommentarsprechern und Schauspielern tat sich auf. Woher sollten wir sie nehmen? Sollten Mitarbeiter von Transcom die Rollen verkörpern oder Kommilitonen von uns? Als Kommentarsprecher boten wir uns selbst an und suchten eine weitere Frauenstimme unter unseren Kommilitonen aus und sprachen Probekommentare im Tonstudio von Herrn Venske ein. Danach fiel die Wahl auf die Stimme von Christoph Bauerfeind.

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Für die Schauspieler hatten wir die Vorgabe, dass sie keine sichtbaren Tattoos oder Piercings tragen. Für die Rolle des »Sebastian« fielen uns Lorenz Schill, Frithjof Nürnberger und Chris Brinkel ein, allerdings sagte nur Lorenz Schil zu, so dass die Besetzung des »Sebastian« schon fest stand. Für »Mareike« hatten wir Theresa Birnbaum und Andrea Klein zur Auswahl. Mit diesen drei Kommilitonen veranstalteten wir ein kleines Casting und nahmen Probeaufnahmen auf. Danach entschied sich Transcom für Andrea Klein, sodass sie nun »Mareike« verkörpert. Zur genauen Planung unseres Filmvorhaben entschieden wir uns für das Storyboard, denn es eignet sich besonders gut zur Veranschaulichung der filmischen Umsetzung. Zuerst haben wir die Handlung geordnet aufgeschrieben, mit einem vorläufigen Kommentartext. Dann arbeiteten wir daran ständig weiter und verfeinerten es. Am 15. Mai 2009 gab es ein weiteres Treffen mit Transcom, in welchem unser Storyboard abgenommen wurde. Wir machten an den Handlungsorten des Films im Callcenter Fotos zum Bestimmen der Einstellungsgröße und fügten sie später in das Storyboard ein. Dieses verfeinerten wir noch weiter und fügten zu jeder Einstellung Sekundenangaben zu. Nun ist unser Storyboard fertig und es überschreitet nicht die vorgegebene Zeit von 10 Minuten. Mit Transcom und unseren Schauspielern einigten wir uns auf folgende Drehtermine: den 8., 18. und 19. Juni. Durch unsere genaue Planung denken wir spätestens nach drei Drehtagen alles im Kasten zu haben. Schnell folgen sollen Grobschnitt bis Ende Juni, Feinschnitt Anfang Juli und Postproduktion bis Ende Juli. Zum 31. Juli ist die Abgabe des fertigen Films im Vertrag datiert. Arbeit am Storyboard A

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Johanna Jahn, Christin Stach und Angelina Göpke

»Verblasste Erinnerngen« Eine Zeitreise durch Halles Baulücken Eine interaktive Fotoausstellung »Heute laufe ich noch an einem dieser verfallenen, aber mit Charme erfüllten Gebäude in meiner Straße vorbei. Doch am nächsten Morgen ist es nicht mehr da. Einfach abgerissen. Nur noch eine Baulücke.«

Fotografieren der Baulücken au aus vorgegebener Perspektive

In Halles Stadtbild sind die spannungsreichen Kontraste allgegenwärtig. Zwischen neu gebauten oder sanierten Häusern sind Vergänglichkeit und Verfall nicht zu übersehen. Die Stadt befindet sich in stetigem Wandel, doch nur selten nimmt man Veränderungen wirklich bewusst wahr. Oft ist es erst eine Baulücke, die Veränderungen deutlich macht. Doch in diesem Moment fällt es meist schwer, sich das alte Bild noch einmal in Erinnerung zu rufen. Projektidee: Mit dem Projekt »Verblasste Erinnerungen. Eine Zeitreise durch Halles Baulücken“ soll der städtebauliche Wandel in Halles Innenstadt aufgezeigt werden. Nachdem Häuser auf Grund ihrer Baufälligkeit abgerissen werden müssen, verbleiben danach oftmals nur Baulücken. Manche Baulücken verkommen, genauso wie die vorherigen Gebäude, andere werden zum Beispiel in Parkplätze umfunktioniert.

Präsentation der Ausstellung im Gebäude 107

Das Anliegen des Projektes ist die Sensibilisierung der halleschen Bevölkerung für die bewusste Wahrnehmung der »Bau-Löcher« im Stadtbild und ihrer Geschichte. Durch diesen Fokus soll einerseits der Blick des Betrachters für gegenwärtigen und zukünftigen Verfall und Abriss geschärft werden. Andererseits soll die Ausstellung die Auseinandersetzung mit konkreten Orten anregen und dem Vergessen entgegen wirken. Der Ausstellungsbesucher soll sich selbst als aktiven Bestandteil des Veränderungsprozesses begreifen – zunächst innerhalb der Ausstellung, zukünftig aber auch darüber hinaus. Das Projekt wurde in Kooperation mit dem Arbeitskreis Innenstadt e.V. (AKI e.V.) Halle realisiert. Der Verein stellte für die umfangreichen Recherchen sein Archiv und die Bibliothek zur Verfügung und erlaubte die Nutzung und digitale Nachbearbeitung des historischen Bildmaterials. Der Ausstellungsbesucher begibt sich auf einen nachempfundenen Spaziergang durch Halles Innenstadt. Dabei wandeln sich die Stadtansichten beinah unbemerkt, die alten Häuser und Ruinen verschwinden lautlos aus dem (Stadt-)Bild und hinterlassen eine Baulücke. Beim Projekt »Verblasste Erinnerungen. Eine Zeitreise durch Halles Baulücken« wird die Funktionsweise der Riefelbilder aufgegriffen, um den Veränderungsprozess im halleschen Stadtbild zu veranschaulichen. Riefelbilder

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(auch Riffel- oder Lamellenbilder) sind eine besondere Form der Rollage. Durch die Auffalttechnik entsteht ein Wechselbild, das zwei Bilder in einem zeigt. Die ausgestellten Bilder sind interaktiv ohne digital zu sein. Erst auf den zweiten Blick nimmt man etwas anderes, »die andere Seite« wahr. Je nachdem von welcher Richtung man das Bild betrachtet, sieht man entweder das bereits abgerissene Gebäude oder den aktuellen Zustand der Baulücke. Der Betrachter ist somit Bestandteil der Ausstellung und kann sie interaktiv mitgestalten. Er entscheidet ob er die Vergangenheit oder die Gegenwart betrachtet. Es findet eine Zeitreise statt. Anhand des Begleitheftes wird der Weg auch außerhalb der Ausstellung nachvollziehbar und „erlebbar“. Die geschichtlichen Hintergrundinformationen zu den bereits abgerissenen Häusern rufen das alte Bild noch einmal in Erinnerung. Ausblick: Die Ausstellung „Verblasste Erinnerungen. Eine Zeit¬reise durch Halles Baulücken“ ist als Wanderausstellung konzipiert. Durch die Präsenz der Bilder im Stadtraum soll die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Stadtansichten gelenkt werden, die bereits in Vergessenheit geraten sind oder keine Beachtung finden. Die Ausstellung soll einen Beitrag dazu leisten, dass der Aufforderungscharakter von leerstehenden und verfallenen Häusern im Stadtbild wahrgenommen wird. Einerseits kann dies das Engagement für den Erhalt historischer Bausubstanz sein, oder aber – wenn ein Abriss baufälliger Gebäude nicht verhindert werden kann – das Erkennen des Potentials und die Entwicklung kreativer Nutzungskonzepte für Baulücken und Brachflächen im innerstädtischen Bereich.

Linksansicht

Rechtsansicht

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Sandra Nicolaus

»Soft (S)kills« Schlüssel(-kompetenzen) zum Erfolg? Eine heiter-kritische Betrachtung »Haben Sie das auch schon erlebt? Sie durchblättern eine Zeitung nach Stellenanzeigen. Auf Seite 13 werden Sie fündig und da prangt auch schon eine auffällig große Ausschreibung und zieht Ihre Blicke auf sich. Sie freuen sich, dass die Bezeichnung der Stelle auf Sie passt. Mit einem erwartungsfrohen Lächeln beginnen Sie, den Text zu lesen. Doch Stück für Stück bewegen sich dabei Ihre zunächst nach oben geneigten Mundwinkel von der Höhe der Ohren in Richtung Schultern. Am Ende starren Sie ungläubig auf das Gelesene. Nein, es sind nicht die fachlichen Anforderungen, die Sie erbleichen lassen. Sie haben schließlich Ihren Beruf gelernt und können etwas. Es ist etwas anderes. Es sind die viel zitierten Schlüsselkompetenzen – die Soft Skills - mit denen der ideale Bewerber »eingegrenzt« wird. Doch Sie wagen ernsthaft zu bezweifeln, ob es eine solche Person, wie sie in der Anzeige beschrieben wird, überhaupt gibt.« Mit dieser Situationsbeschreibung beginnt das Büchlein, das im Rahmen der Projektarbeit zum Thema Schlüsselkompetenzen entstanden ist. Hintergrund: Den Arbeitsmarkt von heute kann man getrost als einen der am härtesten umkämpften Märkte bezeichnen. »Man muss sich gut verkaufen können.«, heißt es so schön im Sprachgebrauch, um erfolgreich im Beruf zu sein. Doch mit welchen Mitteln wird dieser Kampf auf dem Arbeitsmarkt ausgefochten? Fachliche Qualifikationen sind durchaus gefragt, doch das allein genügt bei weitem nicht. Eine andere Art von Kompetenzen scheint der Schlüssel zum Erfolg zu sein – Schlüsselkompetenzen. Idee: Schlüsselkompetenzen auch weiche Fähigkeiten - also Soft Skills - genannt, gehören also zum Qualifikations- und Kompetenzrepertoire einer Person dazu. Zeitweilig scheint ihnen jedoch mehr Bedeutung beigemessen zu werden als dem Fachwissen selbst, das den jeweiligen Beruf kennzeichnet. Fast schon inflationär gebraucht, ziert ihre Aufzählung unzählige Stellenanzeigen. Um auf diesen Umstand aufmerksam zu machen, den man oft unbewusst oder auch resigniert hinnimmt, habe ich mich dem Thema Soft Skills in einem kleinen Buch auf kritische, aber auch heitere Art gewidmet. Umsetzung: Das 44 Seiten umfassende Buch im Format DIN A5 quer soll den Leser dazu anregen, über das Thema Schlüsselkompetenzen nachzudenken. Er erfährt etwas zur Definitionsmöglichkeit des Begriffes Kompetenz, wird mit der aktuellen Situation auf dem Arbeitsmarkt konfrontiert,

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erhält einen Einblick in kritische und dabei auch spielerische Überlegungen hierzu und erfährt Möglichkeiten der Trainierbarkeit besagter Kompetenzen. Das Buch stimmt den Leser also zunächst ein, definiert, kritisiert, informiert und ermutigt und das alles, ohne die Notwendigkeit der Soft Skills in Frage stellen zu wollen aber mit dem Anliegen, auf den derzeitigen Umgang mit diesen hinzuweisen. Im zweiten Teil werden neun ausgewählte Kompetenzen dargestellt. Dies geschieht in Form von Fotografien, Kurztexten und comicartigen Zeichnungen. Auch sie illustrieren auf kreative Art, kritisieren und parodieren. Dabei war es mir wichtig solche Kompetenzen darzustellen, die für alle Berufstätigen zu gelten scheinen und nahezu alle Berufsfelder durchziehen. Dies sind: Mobilität, Ausstrahlung, Kreativität, Belastbarkeit, Teamfähigkeit, Kritikfähigkeit, Verantwortungsbewusstsein, Medienkompetenz und Flexibilität. Den Abschluss bilden eine Auflistung der für das Buch verwendeten Kompetenzen, ein Kreativsteckbrief der Autorin und ein kurzes Schlusswort in Gedichtform.

Au Auszug Medienkompetenz: Ohne Medien geht heute gar g a nichts mehr. Wir leben in einer Informationsgesellschaft e und nur über verschiedene Medien bekommen m e wir Zugang zum heiß begehrten Wissen. Während e viele oft den traditionellen Medien wie Büchern gar g a nicht abgeneigt sind, haben sie meist das Gefühl, dem e Fortschreiten der Technik jedoch nicht mehr hinterherzukommen. Wenn es Ihnen auch so geht und Sie, e wenn Ihnen Ihr Kollege etwas von einem Cookie erzählt, r freudig ans Essen denken bzw. Sie ihm Käse mitbringen, weil er von seiner neuen Maus gesprochen hat, a dann sollten Sie dringend mal wieder an einem Volkshochschulkurs o teilnehmen und Ihre Computerund n Internetkenntnisse auffrischen. Denken Sie dran: Immer schön am Bit, äh Ball bleiben!

Ziel und Zielgruppe: Das Buch richtet sich an alle, die auf dem Arbeitsmarkt bestehen müssen, aber auch an jene, die diesen durch die Vorgabe der Kompetenzanforderungen mit beeinflussen. Es hat das Ziel, Menschen auf das wichtige Thema Soft Skills auf andere Art aufmerksam zu machen. Im Alltag des Arbeitsmarktes ist es zwar ständig präsent, das aktive Bewusstsein dafür droht aber gerade deshalb unterzugehen. Das Buch regt zur Auseinandersetzung mit der Thematik an, fördert die kritische Reflektion und hat somit eine deutliche pädagogische Funktion. Es leistet auf humorvolle Weise »Aufklärung« über etwas, das uns alle betrifft und langfristig begleitet und vermittelt die Botschaft:

»Verbiegen Sie sich nicht, sondern formen Sie sich und bleiben Sie authentisch!«

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Viktoria Pohl und Constantin Oede

»Guten Tag und herzlich Willkommen... ...hier bei PUNK 12« Ein Promotion – Film für die Leipziger Band »Kasan« Am Abend des 2. Juli 2009 findet im Kultur- und Kommunikationszentrum »naTo« in Leipzig ein buntes Programm mit Live-Bands und jungen Kurzfilmen unter dem Motto »Venant des dedans« statt. Unter anderem wird dabei die Leipziger Trip-Rock-Band »Kasan« auf der Bühne stehen. Die Musik der Band aus Leipzig ist wie ein Vulkan: Überbordend gefüllt mit Ideen und Gedanken, beständigen Eruptionen, kurzen Ruhepausen… »Kasan« verschmilzt tragische Melodik mit epischen Riffs. Vielseitig inspirierter Instrumental-Rock, der niemals in Belanglosigkeiten verharrt, keinen Stillstand zulässt. Als Medienpraktisches Projekt war es unsere Idee für »Kasan« einen Promotion – Kurzfilm zu produzieren, der am 2. Juli zu »Venant des dedans« in der »naTo« präsentiert werden soll. Unser Ziel ist es »Kasan«, die nach der Kurzfilmpräsentation auftreten, durch unseren Film anzukündigen und zu promoten. Zudem haben wir einen ca. 40-sekündigen Trailer erstellt, der auf den Auftritt von »Kasan« am 2. Juli hinweist und bereits regelmäßig im Vorfeld in der »naTo« in Leipzig im Vorprogramm laufen wird. Der entstandene Kurzfilm ist eine Nachrichtensendung mit dem Namen »Punk 12« (übernommen aus dem RTL-Nachrichtenformat »Punkt 12«). Als Nachrichtensendung haben wir somit eine Parodie von »RTL Punkt 12« mit Katja Burkard »nachgedreht«. Im Bluebox-Studio der Hochschule Merseburg schlüpfte eine Schauspielerin in die Rolle der lispelnden Moderatorin und berichtete in einer Sondermeldung exklusiv über »Kasan« und ihr aktuelles Album »Soma«. Dabei war es uns vor allem wichtig die Sendung besonders »brandaktuell« und zugleich witzig zu gestalten. Denn natürlich ist »Kasan« eine vergleichsweise unbekannte Band und in Wirklichkeit gar nicht würdig um in einer Nachrichtensendung wie »Punk(t) 12« erwähnt zu werden. Doch nachdem wir zum Beispiel den Moderationstext extrem dramatisiert und ins Lächerliche gezogen, die Mitglieder der Band als hocherotisch dargestellt und Umfragen manipuliert haben, hat es »Kasan« letztendlich doch in die Top-Nachrichten geschafft. Innerhalb der Sendung werden zwei Einspieler gezeigt. Der erste Beitrag zeigt als besonderen Leckerbissen »Kasan« bei den Proben für das Konzert am 2. Juli.

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Der zweite Beitrag ist eine Passanten-Umfrage in der Leipziger Innenstadt. Bei dieser befragten wir Frauen gleichermaßen wie Männer danach, was sie an den Jungs von »Kasan« anziehend finden. Sicherlich war den meisten Befragten die Band unbekannt. Daher haben wir sie nicht nach »Kasan«, sondern nach der Attraktivität von Männern und Frauen gefragt. Diese Maßnahme war erforderlich um ein möglichst positives Feedback für die Produktion des Kurzfilms zu bekommen. Fernsehen ist und bleibt am Ende eben doch Manipulation. Produktionsdetails

Technik: Videotechnik (Sony/Panasonic/JVC) der Hochschule Merseburg Produktionsorte: Bluebox-Studio Hochschule Merseburg, Leipzig Software: AVID® Media Composer® v2.6.7 Filmdauer: ca. 5 min. / Länge des Trailers: ca. 40 sek. Team Darsteller: Viktoria Pohl, Luise Heyder; »Kasan« Kamera & Ton: Konstantin Oede Musik: »Kasan« Postproduktion: Konstantin Oede, Viktoria Pohl In beratender Funktion: Luise Heyder

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Sina Geißler

»Wir sind Helden für einen Tag« Ein Fotoprojekt über Heldenfiguren unserer Zeit.

Wer sind die Helden und wo treffen wir sie heute an? Schon seit der frühesten Kindheit begegnen sie uns in Märchen, Mythen und anderen Erzählungen. Die Überwindung alltäglicher Hindernisse im Leben wird als nur wenig heldenhaft angesehen, dennoch steckt in jedem von uns ein Held bzw. eine Heldin. Die zumeist jugendlichen Fotomodelle suchten sich für diese medienpraktische Projektarbeit einzelne Heldenfiguren aus, in deren Rolle sie schlüpfen wollten.

Hilfestellung und Ausrichtung des S Spartanerkönig Leonidas aus dem Actionfilm „300““ („300“ / USA 2007 / Regie: Zack Snyder)

Die große o Fledermaus aus „Batman Forever“ wacht über die Straßen von Gotham City (USA 1995 / Regie: e Joel Schumacher)

Ich wollte keine herkömmliche Fotoausstellung machen, indem ich die Modelle entsprechend ihrer Lieblingshelden verkleide und fotografiere, zudem währe es sehr schwierig gewesen, die einzelnen Requisiten bereitzustellen. Meine Wahl fiel schließlich auf den Beamer: Über dieses abbildende Medium ist es möglich, die Helden und Heldinnen direkt auf die Personen zu projizieren. Dementsprechend suchte ich die passenden Bilder und bereitete diese für das Fotoshooting vor. Im Bildbearbeitungsprogramm Photoshop löste ich Details wie die Augen heraus, damit es bei der Projektion zu möglichst wenigen Überschneidungen kam. Erst auf den zweiten Blick erkennt man, dass es sich nicht um die Originalaufnahmen handelt, es kommt zur Verschmelzung der realen Person mit der fiktiven Heldenfigur. Damit man das projizierte Bild möglichst gut auf den Modellen erkennen kann, musste ich auf zusätzliche Lichtquellen verzichten, was die Schattenreduktion erheblich erschwerte. Im Vorfeld befragte ich einzelne Personengruppen über ihre Vorstellung von Helden und Heldinnen. Kaum ein Jugendlicher nimmt sich heute noch einen Politiker, oder eine ähnliche Person des öffentlichen Interesses, als Vorbild, geschweige denn, sieht in ihnen Heldencharakteristika. Die Heldenfiguren stammen aus dem Freizeit- und Unterhaltungsbereich, genau genommen aus Filmen und Videospielen. Im Gegensatz dazu, nannten die Befragten ab einem Alter von 30 Jahren vorwiegend historische Persönlichkeiten wie Albert Einstein, Sophie Scholl, Martin Luther King oder etwa Königin Cleopatra. Es sind weniger die Darsteller, die von den Jugendlichen bewundert werden, sondern die einzelnen Rollen, die sie verkörpern. Viele Teenager identifizieren sich mit den Film- und Videospielhelden und erleben dank ihnen spannende Abenteuergeschichten. Die klassische Vorstellung vom Helden ist sehr stereotyp: Ein vor männlichen Hormonen strotzender Ritter in goldener Rüstung mit überdimensionalem Schwert. Allerdings kämpft er nur noch selten gegen feuerspeiende Drachen oder muss Prinzessinnen

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aus den Fängen eines bösen Zauberers befreien. Aber auch die Heldinnen stehen ihren männlichen Gegenübern in nichts nach. So war es eine Frau, die das Filmgenre Science-Fiction maßgeblich beeinflusst hat: Die Filmfigur der Ellen Riplay aus der »Alien«-Saga. Im Bereich des Actionfilms gilt Sarah Connor (»Terminator«) als Übermutter im Kampf gegen unheilvolle Maschinen. Die größte Schwierigkeit in meinem Projekt bestand darin, die Jugendlichen zu einem festen Fototermin zu bewegen, da sie sich außerhalb der Schule und Ausbildung nur sehr ungern in ihrer Freizeit für derartige Projekte engagierten. Zudem ließen sich die Fotos nur in kleinen Gruppen von maximal drei Teilnehmern realisieren. Während das eigentliche Modell fotografiert wurde, agierten die beiden anderen Teilnehmer hinter der Kamera, indem sie beispielsweise die Haltung korrigierten oder selbst den Auslöser drückten. Dabei lernten alle Beteiligten, dass die so oft lässig aussehenden Posen, ein hohes Maß an Körperbeherrschung bedarf. Die Ausrichtung des Beamers und die Positionierung nahm viel Zeit in Anspruch, jedoch haben die eigenen Heldenfotos dafür entschädigt. Das Freizeitverhalten und der Umgang mit Unterhaltungsmedien hat sich in den ver-gangenen Jahren deutlich in Richtung digitale Medien verändert: Es werden beispielsweise immer mehr MP3-Player und MiniKonsolen für die mobile Bespaßung angeboten, zudem unzählige Handys mit allerlei unterhaltsamen Funktionen. Während sich Eltern z.B. noch mit Gartenarbeit oder einem anderem Hobby beschäftigen, um vom Arbeitsalltag abzuschalten, entspannen sich Jugendliche zunehmend vor dem Fernsehapparat bzw. dem Computer und spielen Videospiele. Unsere Medienwelt ist geprägt von Entertainment und der Spaßfaktor nimmt einen immer wichtigeren Standpunkt ein.

Heldenprojektion e von Ezio Auditore de Firenze aus dem e Videospiel »Assassin’s Creed II« (Ubisoft 2008 0 / PS3, Xbox 360, Windows)

Projektion des unter Strom stehenden Chev Chelio aus »Crank 2: High Voltage« (USA 2009 / Mark Neveldine und Brian Taylor)

Abschließend lässt sich sagen, dass ich recht zufrieden mit dem Fotoprojekt war. Auch die Darsteller freuten sich sehr über ihre Abbildungen, sie haben ihre Lieblingsfotos gleich verwendet: Die schönsten Aufnahmen wurden z.B. zu Postkarten oder Mousepads weiterverarbeitet, die meisten Jugendlichen haben ihre Bilder sogleich auf entsprechenden Internetforen (z.B.: Schüler- / Studi-VZ oder MySpace) hochgeladen, um sie ihren Freunden zu zeigen.

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Steve Kaufmann

»Das Peißnitzhaus« Produktion eines Imagefilmes für den Peißnitzhaus e.V.

Das Peißnitzhaus ist seit Mitte der 90ziger Jahre nicht mehr genutzt wurden, es erliegt einem ständigen Verfall. Seit 2003 versucht der Peißnitzhaus e.V. das Schlösschen auf der Peißnitz wieder zu beleben. Ziel des Vereines ist es, mit der Restaurierung des Peißnitzhauses, wieder einen Ort der Generationsübergreifenden Begegnung und des Voneinander Lernens zu schaffen. Durch zu vorhergehende Zusammenarbeit mit dem Peißnitzhaus e.V., unter anderem die filmische Dokumentation eines Projektes, wurde ich mit der Frage konfrontiert, ob ich eine Produktion eines Imagefilmes für den Internetauftritt des Vereins realisieren könnte. Da ich einen Teil meiner Jugend als Pfadfinder im Peißnitzhaus verbrachte und mir auch etwas daran gelegen wäre, wenn das Peißnitzhaus wieder im neuen Glanz erstrahlt und wieder ein Ort der Begegnung wird, nahm ich diese Herausforderung an und setzte die Produktion im Rahmen meiner Medienpraktischen Arbeit um. Das Ziel ist es, einen Imagefilm für den Internetauftritt des Peißnitzhaus e.V. zu produzieren und zu veröffentlichen. Der Film soll in kurzen Sequenzen die Attraktivität des Peißnitzhauses und dessen Standort mit all seinen Veranstaltungen aufzeigen, so können sich Familien, Firmen und Interessierte per Mausklick auf der Vereins eigenen Homepage einen bildlichen Eindruck vom Peißnitzhaus verschaffen, mit dem Ziel, dass diese dann das Peißnitzhaus besuchen kommen und das umfangreiche und familienfreundliche Angebot des Peißnitzhauses in Anspruch nehmen. Die Zeit für die Umsetzung des Projektes belief sich auf 7 Wochen. In dieser Zeit habe ich mit den Vereinsmitgliedern die wichtigsten Punkte besprochen und habe das Konzept ausgearbeitet, zudem wurden an einem ausgewählten Wochenende die kompletten Dreharbeiten durchgeführt und anschließend wurde der Film von mir an den Avid-Schnittplätzen der Hochschule geschnitten und fertig gestellt. In den Vereinstreffen habe ich mit den Mitgliedern die wichtigsten Kriterien des Imagefilms wie Familienfreundlichkeit, Veranstaltungsangebot, Attraktivität des Standortes, kompetente und fachlich gut ausgebildete Pädagogen besprochen und festgelegt. Diese Schwerpunkte wurden in die Themenbereiche »Eigene Projekte«,

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»Fahrradgarten«, »Gastronomie und Spielmöglichkeiten«, »Zukunftsaussichten des Hauses« eingebunden. Zum Aufbau des Films Intro: Auf einem schwarzen Hintergrund wird das Logo des Peißnitzhaus e.V. eingeblendet und mit dann mit einer weichen Blende wieder ausgeblendet zu einer Total Ansicht des Peißnitzhauses. Diese Bild wird dann unscharf und im Vordergrund fliegen in Rechtecken eingebundene Sequenzen, von links nach rechts durch das Bild. Entgegengesetzt zum Bild fliegt dann die Textebenen Erlebnis, Natur und Spiel, welche die Sequenz beschreiben soll, durch das Bild unterlegt von einer freundlichen Sprecherstimme. Im Anschluss erscheint das Vereinslogo groß in der Mitte des Bildes und bewegt sich dann verkleinert in die linke untere Bildecke und bleibt dort fest stehen. Eigene Projekte: In dem Themenbereich »eigene Projekte« werden die Angebotenen Projekte und Veranstaltungen des Peißnitzhauses mit Projektbezogenen Bildern aufgezeigt und von einem Sprechertext unterlegt welcher die Projekte kurz und Prägnant erläutert. Fahrradgarten: Im Abschnitt Fahrradgarten, werden die verschiedenen Möglichkeiten des öffentlichen Fahrradgartens gezeigt in dem Kinder mit ihren eigenen Fahrrädern die wichtigsten Regeln für den Straßenverkehr erlernen können. Gastronomie und Spielmöglichkeiten: Der Bereich Gastronomie umfasst die Darstellung und Erläuterung der verschiedenen Gerichte und Getränke die das Gartenlokal des Peißnitzhauses anbietet. Anschließend wird auf die verschieden Plätze für Spiel, Spaß und Erholung eingegangen. Zukunftsaussichten des Hauses: Im letzten Teil wird eine Prognose über das Peißnitzhaus aufgezeigt und die Schwerpunkte der Arbeit des Peißnitzhaus e.V. dargestellt. Outro: In der Schlusssequenz fliegt das Logo des Peißnitzhaus e.V. in die Mitte des Bildes und unterhalb davon erscheint der Schriftzug „Ein Ort in Halle, für alle“ der mit einem Sprechertext noch mal akustisch verstärkt wird. Am Ende wird dann noch die Homepage des Vereins eingeblendet. Es war für mich eine Anspruchsvolle Aufgabe der ich mein volles Engagement gewidmet habe. Ich habe mich während der Produktionsphase mit vielen Lösungen von Problemen beschäftigt, die im technischen und gesellschaftlichen Bereich auftraten, die aber letztendlich zu einem aussagekräftigen und informationshaltigen, 6 minütigen Film geführt haben.

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Britta Kaufhold und Christin Müller

»Die Reise eines CouchSurfers um die Welt« In 11 Fotomontagen

Couch in Yemen

Das 2003 gegründete CouchSurfing Projekt ist weltweit das größte Gastfreundschaftsnetzwerk. Interessierte können sich auf der Homepage anmelden und sich über ihr eigenes Profil nach kostenlosen Übernachtungsmöglichkeiten am gewünschten Ziel informieren und ihre eigene Couch Reisenden zur Verfügung stellen. Darüber hinaus können sie sich über andere Kulturen und Länder austauschen. Neben dem positiven Effekt des »Low Budget Reisens« trägt es im Allgemeinen durch interkulturelles Geben und Nehmen zu einem verbesserten Weltbild bei.

Couch in Marocco

Couch in Island

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Da uns als Studenten ein geringes Reisekontingent zur Verfügung steht, sind wir selbst mit CouchSurfing in Berührung gekommen und ließen uns schnell von den anderen Vorteilen begeistern. Durch den direkten Kontakt mit einheimischen Gastgebern konnten wir die Kultur und das Land intensiver als ein Hotelgast / Pauschalurlauber erleben. Doch stellt man dabei die eigene Sicherheit hinter die Neugier an neuen kulturellen Erfahrungen? Das Projekt: Grundlage der Fotomontagen sind Fotos von Städten und Schlafplätzen aus zahlreichen Ländern. Benutzer der Website haben uns auf Anfrage diese Bilder von eigenen CouchSurfing Erfahrungen zukommen lassen. Dargestellt wird das Verhältnis von Geben und Nehmen zum Vertrauen zwischen Gastgeber und Reisender. Der Gastgeber wird entblößt abgebildet, da dieser viel von sich preisgibt und den Reisenden blind vertraut. Den Reisenden kennt er nur von seinem geringen Profilinformationen, die wie eine Maske wirken. Aus diesem Grund wird der Reisende als reine Schattenfigur dargestellt. Diese schwarze Figur läuft von Land zu Land / Montage zu Montage. Die Erlebnisse und Erfahrungen, die er auf seiner Reise sammelt, werden durch Puzzleteile in einem immer größer werdenden Gepäckstück symbolisiert. In der letzten Fotomontage reflektiert er seine Reise und puzzlet sich sein Weltbild zusammen. Die Besucher der Ausstellung hatten die Aufgabe, dieses Puzzle gemeinsam zusammen zu fügen.


Chris Brinkel

»Das Goethe Haus in Frankfurt am Main« Umsetzung einer touchscreengesteuerten Multimediapräsentation für das Goethe-Haus in Frankfurt am Main Die Website

Das Freie Deutsche Hochstift wurde 1859 von Otto Volger gegründet. Er kaufte 1863 Goethes Geburtshaus und machte es zum Sitz des Instituts, das eine Hochschule für das Volk sein sollte, wo das Recht auf Bildung durch alle sozialen Schichten in Anspruch genommen werden konnte. Heute ist das Hochstift ein gemeinnütziges Forschungsinstitut, das über ein Dichterarchiv, eine umfangreiche Handschriftensammlung, eine graphische Sammlung und eine Forschungsbibliothek verfügt. Das Hochstift gibt zwei historisch kritische Editionen heraus: Hugo von Hofmannsthal und Clemens Brentano. Anschaulicher Mittelpunkt ist das Goethe-Haus. Hier wurde 1748 Johann Wolfgang Goethe geboren und hier wuchs er gemeinsam mit seiner Schwester Cornelia auf. Das Projekt: Die Multimediapräsentation »Das Goethe-Haus in Frankfurt am Main« soll ein multimedialer Exkurs in die Details der Geschichte des Goethe-Hauses, des Freien Deutschen Hochstifts und das Leben der Familie Goethe im 18. Jahrhundert sein. Zielsetzung: Im engen fünfmonatigen Zeitrahmen des Praxissemesters entstand mit Hilfe gängiger Auszeichnungssprachen, wie HMTL, CSS und Javascipt eine touchscreengesteuerte Multimediapräsentation, die mit Hilfe eines Museumsterminals in den Räumen des Goethe-Hauses weitergehende Informationen zum Haus und dem Leben darin nahebringt. Zielgruppe: Die Präsentation ist für Besucher des Goethe-Hauses gedacht, die weiterführende Informationen zu Goethes Vaterhaus und/oder dem Freien Deutschen Hochstift wünschen, die aufgrund des engen Zeitrahmens der angebotenen Führungen nicht vermittelt werden können. Weiterhin soll die Präsentation auch genügend Informationen für Besucher liefern, die an keiner Führung teilnehmen können. Projektentwicklung: Die Direktion und die Museumspädagogin waren einverstanden, dass ich mich an diesem, für das Goethe-Haus ein Pilotprojekt, versuche. Ein umfassender Handlungsspielraum wurde mir dadurch gegeben, dass alle für meine Recherchen wichtigen Abteilungen des Freien Deutschen Hochstifts zur Verfügung standen. Die MitarbeiterInnen der Gemäldegalerie, der Handschriftenabteilung und der Bibliothek standen mir für meine Fragen jederzeit zur Verfügung. Auch die Realisation der technischen Seite des Projekts war durch die Zuarbeit des Systemadministrators des Hauses gewährleistet.

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Ursprünglich war eine umfangreiche multimediale Umsetzung des Projektes geplant. Zahlreiche Berichte und TV-Dokumentationen wurden bereits über das Goethe-Haus angefertigt. Auch das Hörbuch »Dichtung und Wahrheit – Aus meinem Leben«, gelesen von Gerd Westphal, sollte zum Einsatz kommen. Nach umfangreichen Recherchen, welche TV-Anstalten bereits etwas angefertigt hatten, begannen die Nachforschungen für die Lizenzierung für die öffentliche Aufführung der Werke in einem Museum. Leider stellte sich dies als sehr schwierig, bzw. äußert kostenintensiv dar, so dass ich bald Abstand von dem Vorhaben nahm, diese Produktionen für die Multimediapräsentation zu nutzen. Durch einen Kooperationsvertrag des Freien Deutschen Hochstifts mit dem Hessischen Rundfunk, ist es dennoch gelungen einige Filmausschnitte zu ergattern, die genutzt werden durften.

Touchscreen - Terminals

Mit Hilfe eines »Mindmappings« habe ich die Themenfelder für die Präsentation nun sehr genau abgesteckt. Die Punkte, die sich dabei herauskristallisierten waren: Das Haus, die Hausgemeinschaft, die Haushaltsführung, Wäsche und Kleidung, Geselligkeit, Erziehung und Unterricht, Goethes Studienzeit, Goethe als Anwalt und die Zerstörung des GoetheHauses im 2. Weltkrieg. Nachdem diese Themen durch die Direktion und die Abteilungsleiter des Hochstifts abgesegnet wurden, begann ich mit der Texterstellung. Dafür verbrachte ich lange Zeit in der Forschungsbibliothek des Hauses. Die Texte sollten wissenschaftlich korrekt erarbeitet werden, da das Freie Deutsche Hochstift in erster Linie ein Literaturinstitut ist. Dennoch sollten sie nicht zu wissenschaftlich geschrieben sein, da sie auch für das nichtwissenschaftliche Publikum im Goethe-Haus gedacht sind.

Nach mehrmaligem gegenlesen der Texte durch verschiedene Mitarbeiter, begann die Phase der technischen Umsetzung des Projektes. Um die Kosten dafür so gering, wie möglich zu halten, wählte ich als Darstellungsform eine einfache HTML-Seite, die auch mit Hilfe der Techniken CSS und Javascript entstand. Webseiten können in jedem Browser (hier vorzugsweise in Mozilla Firefox) dargestellt werden. Vor allem sind Browser-Softwares kostenlos und durch das Internet allgemein zugänglich. Ausblick: Nach erfolgreicher Präsentation vor der Hochstiftsleitung soll das Projekt nun im Goethe-Haus angewandt werden. Teil meiner Recherchen für dieses Projekt, war es auch geeignete technische Lösungen für den Museumsbetrieb zu ermitteln. (Abb. 5) Frau Dr. Doris Schumacher, Museumspädagogin des Goethe-Hauses, sieht die Präsentation als sinnvolle Ergänzung, nicht nur für die Führungen, sondern auch für ihr eigenes pädagogisches Programm. Sie ist aktuell mit der Aufgabe betraut, das Projekt zeitnah in Form eines Museumsterminals im Museum aufzustellen. Ich habe konkrete technische Anweisungen für den Systemadministrator hinterlassen, wie die Präsentation auf entsprechendem Gerät zu starten und zu warten ist. Nun bin ich gespannt, wie die Zielgruppe, die Besucher des Goethe-Hauses, auf die Inhalte und deren Umsetzung in dieser Form reagieren.

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Jan Andreas Helch

»DO / Nights 2008« Ein Zwischennutzungskonzept bracher Räume mit Ausstellung / Performance in der ehemaligen Hauptpost Leipzig und die offizielle Messeparty im Rahmen der Designers’ Open im ehemaligen Österreichischen Messehaus / Hotel de Pologne Leipzig vom 23.-25. Oktober 2008. Organisiert von WhizzKids. Im Rahmen des Seminars 4/2 C »Kulturpädagogische Arbeit: Stadtund Regionalkultur« bei Prof. Dr. Hardy Geyer im Sommersemester 2007 sprachen wir in einer Sitzung über die im Mai 2007 veröffentlichte »Leipzig Charta« – eine von den für Stadtentwicklung zuständigen Minister der EU-Mitgliedstaaten verfasste Erklärung – die sich der Wiederbelebung der europäischen Innen-städte durch die gezielte Vereinigung von Gewerbe, Wohnen und Freizeitgestaltung, Energie-effizienz und steigender Lebensqualität in urbanen bzw. Innenstadträumen verschrieben hat. Dabei ging es nicht nur um die Neugestaltung, den Bau neuer Gebäude und Räume, sondern vielmehr um die Um- und Zwischennutzung bereits bestehender Strukturen.

Die i beiden Finalbilder

Ich arbeite seit 2004 mit wechselnden Partnern als freier Veranstalter in Leipzig, konzipiere und organisiere Konzerte, Partys und Ausstellungen unter dem Label »WhizzKids«, oft in so genannten off-locations – also Räumen außerhalb des gängigen Kultur- und Nutzungsbetriebs wie z.B. leer stehende Druckereien für Ausstellungen, Galerien für Konzerte und Villen für Partys. Ausgehend von oben genanntem Seminar, der Zwischennutzungsidee in der Innenstadt und motiviert von der Leipzig Charta begaben wir uns auf die Suche nach geeigneten Räumen für ein noch nicht näher definiertes Projekt. Umrissen war dabei nur die Idee der Verbindung von bildender Kunst, Musik und ungezwungenem Beisammensein in ungewöhnlicher Umgebung. Dabei war die »Blechbüchse«, das ehemalige Kaufhaus am Brühl in Leipzig, eines unserer Wunschobjekte. Im Oktober 2007 fand dort die dritte Designers’ Open Messe statt, die wir nach der Vorstellung unseres Konzepts als Partner und Dachevent für unser Vorhaben gewinnen konnten.

Der strahlende Gewinner ATEMETA bekommt die Siegprämie von 500€ überreicht

Die Designers’ Open ist eine 2009 bereits zum fünften Mal stattfindende internationale Messe für Nachwuchs und renommierte Designer aller Sparten und beinhaltet neben dem Messecharakter Vorträge, Podiumsdiskussionen, Filmvorführungen, Modenschauen und eine Preisverleihung. Als lokale Partner gingen WhizzKids 2007 erstmals eine Kooperation mit der H&N Kulturmanagement GbR für die Umsetzung der bis dahin fehlenden Ausstellerparty ein. So verbanden wir die Zwischennutzung ehemals

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öffentlicher Räume am konkreten Beispiel der »Blechbüchse« mit zeitgenössischer, urbaner Kunst (Contemporary Urban Art) und dem Klang des internationalen Club Undergrounds in Form EINER großen Party.

Die Sechs TeilnehmerInnen des Secret Wars (v.l.n.r.: Bobsmade, Atemeta, Mike Okay, Oldguy, Donald Hello, Nico Müller)

Der spätere Gewinner ATEMETA

2008 erfuhr das Projekt eine beträchtliche, inhaltliche und lokale Erweiterung. Unter dem Titel DO/NIGHTS veranstaltete WhizzKids nicht nur wie im Vorjahr die reguläre Ausstellerparty, sondern setzte in Kooperation mit dem Dresdner Designbüro CROMATICS die ersten SECRET WARS samt Aftershowparty in der ehemaligen Leipziger Hauptpost am Augustplatz um und kümmerte sich um die Logistik und das Catering der in diesem Jahr ausgelagerten und völlig überarbeiteten Modenschau der Designers’ Open. Die Idee hinter den SECRET WARS ist so einfach wie spannend: eine bestimmte Zahl von Einzelkünstlern tritt gegeneinander an. Die Waffen: eine Hand voll Edding- Marker. Das Schlachtfeld: unberührte, weiße Wände. Zwischen 30 und 90 Minuten haben die Kontrahenten Zeit, die mit jeder Runde größer werdenden zunächst kargen Flächen in schillernde Kunstlandschaften zu verwandeln. Nach dem K.O.-System scheiden pro Runde jeweils zwei Akteure aus, so dass am Ende zwei Künstler im Finale stehen. Das Publikum ist dabei live und direkt vor Ort. Per Applaus entscheidet es zusammen über Weiterkommen, Sieg und Niederlage. In Leipzig wurden dabei folgende sechs Künstler durch WhizzKids und Cromatics ausgewählt: • • • • • •

ATEMETA (Frankfurt/Main) MIKE OKAY (Halle/Saale) DONALD HELLO (Leipzig) BOBSMADE (Erfurt) NICO MÜLLER (Dresden) OLDGUY (Dresden)

Die Auseinandersetzung mit dieser speziellen und zeitgenössischen Kunstform in einem Galerie- und Performancekontext im Rahmen eines »Künstlerwettstreits« soll das Bewusstsein und die Akzeptanz für URBAN/ STREET ART durch das »live dabei sein« und den direkten Kontakt mit und zu den Künstlern und ihrer Arbeit steigern. Das Projekt ist somit nicht nur an Streetart-affine Jugendliche gerichtet, sondern will den Fächer weiter spannen und alle Altersklassen und Bevölkerungsschichten ansprechen. So soll, ganz im Beuys’schen Sinne, gezeigt werden, das ein jeder Kunst

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machen kann. Kunst kommt nun mal nicht nur von können, sondern eben auch von müssen. An die Siegerehrung anknüpfend schloss der Abend mit einer passenden Aftershowparty zu der der südafrikanische Live Act SWEAT X sowie die aus Halle/Saale stammenden Labelbetreiber und DJs STUIPD WHAT?! und das Chemnitzer DJ Team GRAND OUVERT geladen waren. Mehr als 800 Gäste nahmen über den Abend hinweg an der Veranstaltung in der historischen Leipziger Hauptpost teil. Den zweiten Teil der DO/NIGHTS stellte die große Ausstellerparty – das FESTA GRANDE – am Samstag dem 25. Oktober dar. Mit dem ehemaligen österreichischen Messehaus und früherem Hotel de Pologne fand sich direkt in der Leipziger Innenstadt in bis dahin im Dornröschenschlaf liegendes Juwel. Mit seinen neobarocken Festsälen, breiten Treppen, holzvertäfelten und mit Ornamenten geschmückten Wänden und Deckenmalereien sowie ausladenden Kronleuchtern stellte das Haus nach der minimalistischen und eher rauen Parkhausatmosphäre der Blechbüchse im Jahr zuvor die perfekte Kulisse, Bruch und Weiterentwicklung zugleich für die Ausstellerparty dar.

Mehr e als 800 Personen besuchten die Secret Wars und n Aftershowparty

Der Berliner DJ ADAM PORT bei der Arbeit

Mit Lotus Lumina als technischen Partnern und den aus Berlin und Leipzig stammenden VJs (Visual Jockeys) MFO und CHOPCHOP wurden die Illumination und Projektionen den räumlichen Gegebenheiten angepasst. Die an den Wänden angebrachten historischen Rahmen bildeten die perfekten und nahezu natürlichen Projektionsflächen die mit Hilfe dreier Hochleistungsbeamern und Bewegtbild erhellt wurden. Auch das musikalische Programm wurde auf die räumliche Opulenz abgestimmt und fand mit der Italodisco des Münchner Labels Gomma sowie den Berliner DJs Hugo Capablanca und Nomad inhaltliche Kongruenz. Die etwas heruntergekommene, ehemalige Küche des Hotelsaals wurde zum Technofloor umfunktioniert und stellte so einen gekonnten inhaltlichen und architektonischen Bruch mit dem Hauptsaal dar. Die auftretenden Künstler 2008 waren:

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RODION (Gomma/Rom) live TELONIUS (Gomma/München) dj HUGO CAPABLANCA (Discos Capablancas/Berlin) dj

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Jan Andreas Helch

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NOMAD (Mirage/Berlin) dj ADAM PORT (Keine Musik/Berlin) dj PRELLER (WhizzKids/Leipzig) dj MFO (Leipzig) vj CHOPCHOP (Leipzig/Berlin/Tokio) vj

WhizzKids verstand sich dabei als Full-Service Dienstleister: Konzeption und Durchführung der Veranstaltung, Öffentlichkeitsarbeit und Werbung (Pressemitteilungen und Kontaktpflege, Printwerbung mit Stickern/Flyern/Poster, Internetwerbung über eigene Websites sowie Social Networks wie MySpace, StudiVZ u.a.) sowie Personalplanung und Überwachung. Darüber hinaus akquirierten WhizzKids Sponsoren aus dem Gastronomiebereich die mit Infrastruktur, Freiware und Warenkostenzuschüssen unterstützten, u.a. Pilsner Urquell, Red Bull, Bionade und die Bacardi Gruppe.

Die südafrikanische Band SWEAT X samt Fans

Ebenfalls fielen die Planung im Verlauf der Besucherströme und Sicherheit z.B. die Auswahl des Sicherheitsunternehmens, deren Einweisung, Fluchtwege und Abnahme durch die verantwortlichen Ämter sowie die Nachbereitung – von Aufräumarbeiten bis allgemeines Feedback auf die Veranstaltung – in das Aufgabenfeld. Das gesamte Projekt wurde bis auf geringe monetäre Unterstützung seitens der Getränkeindustrie eigenfinanziert und auf eigenes Risiko realisiert und war mit knapp 2.000 Besuchern an beiden Tagen ein voller Erfolg.

Der Festsaal des Hotel de Pologne

Auch 2009 werden die DO/NIGHTS ein fester Bestandteil der DESIGNERS’ OPEN sein und die Messe zum Festival machen.

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Sonja j Golde und Anesta Mocker

»Die Geschichte von der Zweiwochenblume« Ein kulturpädagogisches Theaterprojekt mit Kindern der Jugendfreizeiteinrichtung »Roxy« in Kooperation mit dem Kindermuseum Halle

Grundlage unseres Theaterstücks: »Die Geschichte von der Zweiwochenblume« ist angelehnt an das Buch und den Film »MOMO oder Die seltsame Geschichte von den Zeit-Dieben und von dem Kind, das den Menschen die gestohlene Zeit zurückbrachte« von Michael Ende. Auch wenn die Erstausgabe des Buches schon 1973 erschien, ist die Thematik aktueller denn je. Die grauen Herren der Zeitsparkasse überreden die Menschen Zeit zu sparen, um selbst davon leben zu können. Die Menschen werden um ihre Zeit beraubt, denn ihre Tage und Wochen werden immer kürzer, da man Zeit nicht sparen kann wie Geld. Sie vergessen im Hier und Jetzt zu leben. Jeder arbeitet unermüdlich und dies macht den Verwalter der Zeit, Meister Hora, Sorgen. Er hält die Zeit an und sendet die Schildkröte Kassiopeia zu Momo, um dem kleinen Waisenmädchen im Kampf gegen die grauen Herren zu helfen. Dazu erhält sie von Meister Hora die Stundenblume. Innerhalb von einer Stunde muss Momo die Welt von den grauen Herren befreien, um die gestohlene Lebenszeit den Menschen zurück zu geben. Momo und ihre Freunde feiern gemeinsam den Sieg über die Zeitdiebe. Inszenierungskonzept:Auch wir fühlen uns im Alltag oft gestresst und entschuldigen uns bei Familie und Freunden mit dem Blick auf alle unsere Pflichten. Der Film Momo hat uns darüber nachdenken lassen, wie wichtig es ist neben seinen Pflichten seine Freunde nicht zu vergessen. Wir wollten uns selbst mit dem Thema Zeit und der Botschaft der Geschichte von Michael Ende auseinandersetzen und mit den Kindern darüber ins Gespräch kommen. Unser Anliegen war es die Geschichte von MOMO in die Alltagswelt der Kinder aus Halle-Neustadt zu adaptieren. Mittels Improvisation wollten wir die Kinder aus ihren Erfahrungen erzählen lassen und die dabei entstandenen Szenen auf die Bühne bringen. Auch das Bühnenbild für das Theaterstück sollte von den Kindern selbst entworfen und gebaut werden. Das Theaterspielen und die Produktion des Bühnenbildes wollten wir als emanzipatorische Mittel nutzen, um die Kompetenzen der Kinder in vielen Bereichen zu fördern und zu erweitern. Dazu gehören unter anderem Kreativität, Selbstbewusstsein, Konfliktfähigkeit und Kulturverständnis. Mit unseren Interessen an ganzheitlichem Lernen beim Theaterspielen und dem Lernort Kindermuseum entstand die Idee in einem Projekt beides miteinander zu verbinden. So ist eine Kooperation zwischen uns als Studenten der Hochschule Merseburg, der Jugendfreizeiteinrichtung (JFE) »Roxy« und dem Kindermuseum Halle entstanden. »Die Geschichte der ZweiWochenBlume« Wie Momo im Buch die Stundenblume von Meister Hora erhalten hat, um damit die Grauen Herren zu besiegen und den Menschen ihre Lebenszeit wieder zu geben, so wollten wir den Kindern aus der JFE »Roxy« eine ZweiWochenBlume geben. Wir wollten ihnen zwei Wochen Zeit geben, um aus ihrem Alltag zu entfliehen, um sich mit anderen Kindern gemeinsam ein Theaterstück zu erarbeiten und dabei kreativ zu sein. Wir wollten den Willen in ihnen wecken, Kultur auch in Zukunft selbst zu gestalten. Unsere Zielgruppe: Die Kinder unserer Theatergruppe waren zwischen sechs und zwölf Jahren alt und gingen regelmäßig in die JFE »Roxy«. Das ist ein Jugendclub, der für Kinder und Jugendliche im Alter von 6 bis 27 Jahren offen ist und in dem Stadtgebiet Halle-Neustadt liegt. Das Stadtbild ist geprägt von Plattenbauten und gilt als sozialer Brennpunkt. Unsere Theaterkinder leben in sozial schwachen Familien und haben somit beschränkten bis keinen Zugang zur Kultur.

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Vorgehensweise: Unser Theaterprojekt fand innerhalb von zwei Wochen statt: vom 15. bis 19.05. und vom 25. bis 29.05.2009. Nach einem kurzen Kennenlernen der Kinder begannen wir uns dem Theaterspielen mit einigen Ice-Breakern und Warm-Ups zu nähern. Besonderen Spaß hatten die Kinder bei dem einfachen Spiel »Switch«, in dem Impulse weitergeben werden müssen. Wir zeigten den Kindern ausgewählte Ausschnitte aus dem Film »Momo«, um ihnen so einen Einblick in die Thematik unseres Projektes zu geben und sie gleichzeitig für spätere Improvisationen zu inspirieren. Vor allem von den Grauen Herren waren die Kinder fasziniert. In der Mitte der ersten Woche versuchten wir dann improvisatorisch mit den Kindern zu arbeiten und gaben ihnen die Aufgabe, eine kleine Szene aus ihrem Alltag zu spielen. Da unsere Theaterkinder allerdings noch keine oder nur sehr geringe Erfahrungen mit dem Theaterspielen hatten, gelang ihnen dies nicht. Sie brauchten klare Vorgaben und Beispiele unsererseits, um in das Spiel zu kommen. Diese Tatsache stellte uns vor die neue Herausforderung, selbst ein kurzes Stück zu schreiben. Den Rest der Woche verbrachten wir damit, bereits eine Schlüsselszene aus unserem Stück zu stellen.

Im Kindermuseum

Bei den Proben

In die zweite Woche starteten wir mit dem Besuch im Kindermuseum Halle (Kreative Kinderwerkstatt). Vom Entwurf bis zum fertigen Bühnenbild durften die Kinder alles selbst gestalten und sich kreativ austoben. Dabei wurde skizziert, grundiert, gemalt, gesägt, geklebt und geschraubt. Ab Mittwoch arbeiteten wir szenisch weiter. Wir probten alle Szenen im Ablauf mit unseren selbst gestalteten Requisiten. Damit die Kinder sich auf der Bühne sehen konnten, wurden Ausschnitte der Proben gefilmt. Anschließend werteten wir mit den Kindern aus, was bereits gut umgesetzt wurde oder noch zu verbessern war.

Fazit: Im Gesamten können wir das durchgeführte Projekt als gelungen betrachten, das zwar sehr zeit- und arbeitsintensiv war, uns dennoch viel Spaß gemacht hat. Schon vor Beginn unseres Projektes waren die Kinder vom Theaterspielen begeistert. Die Dauer und Intensität des Projekts war für die Kinder eine ungewohnte Herausforderung. Dies machte es uns nicht leicht kontinuierlich und effektiv zu arbeiten. Erschwerend kamen Faktoren wie die breite Altersspanne (6-12 Jahre) und die sich ständig ändernde Gruppengröße hinzu. Zudem litten einige Kinder am Aufmerksamkeitsdefizitsyndrom (ADS/ ADHS). Als sehr positiv nahmen wir die Kooperation zwischen uns, dem Kindermuseum Halle und der Jugendfreizeiteinrichtung »Roxy« wahr. Ohne die große Unterstützung seitens der Mitarbeiter wäre es nicht möglich gewesen, das Theaterstück »Die Geschichte von der ZweiWochenBlume« auf die Beine zu stellen. Trotz der Schwierigkeiten, die sich uns im Laufe des Projektes in den Weg stellten, können wir mit den Leistungen unserer Theatergruppe mehr als zufrieden sein, denn sie haben große Fortschritte gemacht. Nun sind wir gespannt auf die kommende Generalprobe und die Aufführung am 19.06.2009 im StadtTaC und drücken den Kindern die Daumen.

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Alexander Ehrler

»The Living Picture« Ein dokumentarischer Kunstfilm über die Arbeit von Suspension-Performance-Künstlern

Eine Gruppe von Piercern, die eine Performance-Kunst ausleben und einem szenischen Publikum darbieten, ist im Sommer letzten Jahres an mich heran getreten, mit dem Auftrag über die »Superfly Suspension Crew«, einen Kunstfilm zum Auftakt des Kunsttheaters »Marquis de Sade« zu produzieren. Da mir die Möglichkeit, so ein Projekt eigenverantwortlich durchzuführen, schon nach wenigen Semestern des Studiums »Kultur- und Medienpädagogik« gegeben war, fiel meine Wahl auf eine künstlerisch-technische Produktion im Modul »Kulturpädagogische Projektarbeit«. Hierbei bot sich das Gebiet des dokumentarischen Kunstfilmes besonders an. Einerseits um den realen Ablauf dieser PerformanceKunst darzustellen und andererseits um meine künstlerische Arbeit im Bereich des Filmes zu exponieren. Dazu habe ich mehrere Projektphasen angesetzt um dieses Projekt zu realisieren. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.

Ideenfindung und Meeting mit den Künstlern Ablaufplan der Performance erstellt Begehung der Räumlichkeiten an dem die Dreharbeiten stattfanden Entwicklung des Dreh- und Schnittkonzeptes Dreh des Filmes Schnitt des Filmes in Adobe Premiere Pro 2.0 Produktion des Gesamtfilmes: Endschnitt, Titel und Ab spann Präsentation- Vorführung

Während dem ersten Treffen mit den Performance Künstlern lernte ich die gesamte Crew, welche aus drei Leuten besteht, erst einmal kennen. Wir korrespondierten über die Idee einen Film zu produzieren der sowohl dokumentarisch, als auch künstlerisch sein sollte. Nachdem beide Ideen miteinander vereint waren erstellten wir einen Ablaufplan der eigentlichen Performance-Show und meiner Dreharbeiten am Tag des Auftakts jenen Kunsttheaters »Marquis de Sade«. Mit einer Besichtigung der Räumlichkeiten im alten Kraftwerk von Vockerode, an dem das Spektakel stattfinden sollte, waren die ersten Projektphasen abgeschlossen und ich konnte mich mit der Entwicklung des Dreh- und Schnittkonzeptes beschäftigen. Hierbei hatte ich die Intension diese Performance-Kunst in ästhetischen Bildern darzustellen, aber die Abfolge chronologisch auch beizubehalten. Vom Aufbau, über die Vorbereitung, zum Haken einsetzen, bis hin zum eigentlichen Akt des menschlichen Aufhängens in einem Rahmen. So bot sich mir die Möglichkeit den Film in drei Akten aufzubauen und letztend-

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lich noch mit musikalischer Begleitung zu untermalen. Dabei sollte der dokumentarische Aspekt beibehalten werden und ich wählte beim späteren Dreh die Beobachterperspektive um so den Bildern mehr Ausdruck zu verleihen. Durch bestimmte Schnitttechniken, die dem Film eine gewisse Dynamik und Spannung geben, liegt dieses Werk in dem Genre eines dokumentarischen Kunstfilmes. Mit diesen konzeptionellen Erkenntnissen ging es an die Projektphase des Drehens, welche mit einem ganzen Arbeitstag im alten Kraftwerk von Vockerode abgeschlossen wurde. Wie schon oben erwähnt filmte ich die Abläufe an diesem Drehtag chronologisch und aus der Beobachterperspektive zum einen um die Arbeit der Künstler zu dokumentieren und sie nicht bei ihrer Arbeit zu behindern. In der anschließenden Projektphase wurde das gedrehte Videomaterial digitalisiert und gesichtet. Nachdem das gedrehte Material ausgewertet wurde begann ich mit der Bearbeitung und dem Rohschnitt in dem Videoschnittprogramm »Adobe Premiere Pro 2.0« an meinem heimischen Arbeitsplatz. Anbei recherchierte ich nach passender musikalischer Begleitung die dem Film zugrunde liegen sollte. Nachdem die Auswahl der Szenen und der Musik getroffen waren arbeitete ich letztendlich an der Gesamtproduktion des Filmes. Die Schnitte der einzelnen Szenen wurden verfeinert, bearbeitet und den Takten der musikalischen Begleitung angepasst. Desweiteren erstellte ich noch einen Vorspann für den Film, der mit einem Zitat über die Performance-Kunst, welche dem indianischen Ritual des Sonnentanzes ähnelt, versehen ist. Ebenso fertigte ich einen Abspann in dem die Künstler namentlich erwähnt werden an. Somit konnte ich das Projekt mit dem Produkt eines fertigen Filmes abschließen und der »Superfly Suspension Crew« ein Exponat von ihrer Arbeit übergeben und im Rahmen meiner Präsentation an der Hochschule Merseburg (FH), den Film »The Living Picture«, vor einigen Studenten meines Studienganges und den Professoren des Moduls vorführen.

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Theresa Birnbaumm, Paula Johanna Jansen, Tabea Krämer und Julia Michel

»Kabale und Liebe Reloaded« Eine theatrale Entdeckungsreise

Ausgangssituation: Kultur erforschen?! »Kultur.Forscher!« – eine Initiative der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung und der PwC Stiftung Jugend – Bildung – Kultur lädt Schüler verschiedener deutscher Städte ein, sich mit forschender Neugier ihrem kulturellen Lebensraum zu nähern und kulturelle Selbstbildung lebendig zu erfahren, indem sie eigene Fragen stellen und Ideen verwirklichen können. Aus acht deutschen Städten wurden Schulklassen zu Kulturforschern auserkoren, die im Rahmen eines kulturellen Projektes ihrer Wahl filmen, Theater spielen, malen, messen, sammeln, musizieren, bauen, recherchieren und vieles mehr. Dazu holen sie sich professionelle Hilfe bei Kultureinrichtungen und außerschulischen Bildungseinrichtungen aus allen Bereichen, sei es eine Kooperation mit den Bavaria Filmstudios, der Staatsoperette Dresden oder mit Studenten der Hochschule Merseburg. Am Ende ihrer Forschungen stehen die Präsentation der Projekte und der gemeinsame Erfahrungs-austausch. Neu entstehende Fragen regen dabei die Schüler zum Weiterforschen an. Auch die 9F (Hochbegabten-Förder-Klasse) des Christopherus-Gymnasiums in Rostock bewarb sich um die Förderung als Kulturforscher. Der Wunsch der fünf Mädchen und zwölf Jungen war es, anhand der Inszenierung von Friedrich Schillers Kabale und Liebe in die Welt des Theaters einzutauchen. Daraufhin bemühte sich die Klassenlehrerin Frau Lawrenz um außerschulische Partner auf dem Gebiet der Theaterpädagogik, die mit ihrer Klasse das Theaterstück inszenieren. Über persönliche Kontakte erfuhr sie von uns Studentinnen und wir erklärten uns bereit, innerhalb der Woche vom 11.-15. Mai nicht nur das Stück zu inszenieren, sondern auch innerhalb eines Theaterworkshops im Sinne der Kulturforscher! mit den Schülern auf theatrale Entdeckungsreise zu gehen.

Die Kulturforscher

Projektidee und Konzeption: Im Vorfeld des Projektes lag es uns am Herzen, die Schüler kennenzulernen und mit ihnen den Kulturbegriff zu klären. Bei zwei Besuchen in Rostock diskutierten wir die verschiedenen Facetten von Kultur und ordneten das Theater in den Bereich der Hochkultur ein. Dabei entwickelten die Schüler bereits zahlreiche Forscherfragen rund um das Thema Theater wie beispielsweise: »Warum spielt man Theater?«, »Wer bewertet wie ein Theaterstück?«, »Gibt es im Theater einen Sitz 13?« und »Wo kann überall Theater gespielt werden?« Während unseres Workshops versuchten wir mit den Schülern auf alle Fragen einzugehen und im Arbeitsprozess Antworten zu finden. Außerdem orientierten wir uns bei der Konzepterarbeitung an dem Wunsch der Schüler Kabale und Liebe möglichst textgetreu und in historischen Kostümen zu spielen, die wir aus der königlichen Hofschneiderei in Merseburg mitbrachten. Aus zeitlichen Gründen und um die Schüler zu entlasten entschieden wir uns, eine Szenencollage mit dem

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Titel Kabale und Liebe Reloaded zu erstellen, wobei es uns wichtig war, den roten Faden des Stückes beizubehalten. Unser Ziel war es, dass die Schüler in einem gemeinsamen Prozess verschiedene theaterpädagogische Methoden kennenlernen, erproben und im Rahmen der Inszenierung anwenden können. Der Weg ist das Ziel: Für die Durchführung des Workshops standen uns insgesamt fünf Tage zur Verfügung. Am Montag hatten wir vier Stunden zur Verfügung, von Dienstag bis Donnerstag arbeiteten wir mit den Schülern zwischen 8 und 21 Uhr und am Freitag nutzten wir zwei Stunden für die Auswertung. Innerhalb des Arbeitsprozesses erforschten wir anhand unterschiedlicher Methoden die vielfältigen Facetten des Theaters und bereiteten gleichzeitig die Aufführung vor. Am Ende eines jeden Tages ließen wir die Schüler zu Wort kommen. Zum einen sollten sie reflektieren, was ihnen an dem Tag gut und was ihnen weniger gefallen hat. Außerdem sollten sie sich mit ihrem persönlichen Theaterbegriff auseinandersetzen. So entstanden unter anderem einfallsreiche Adaptionen bekannter Sprichwörter. Tag 1: »Theater kann man auf morgen verschieben, sollte man aber nicht!«(Julius) Einführung in die Welt des Theaters und Klärung erster Forscherfragen anhand des Filmes: Drinsein oder nicht nicht sein. Theater und Fußball, ungleiche Geschwister?, Vorstellung des Projektes und Zielsetzung, Kennenlernen und Gruppendynamik aufbauen durch Warm-Up Spiele, erste Rollenarbeit durch Statuentheater, Auswertungsrunde: »Theater ist …« Tag 2: »Morgenstund hat Theater im Mund« (Paul) Warm-Up, Improvisationstheater, Rollen- und Szenenarbeit, Chorisches Sprechen, Zeitlupentheater, Schattentheaterscharade zu Sprichwörtern, Auswertungsrunde: Verknüpfung Sprichwörter und Theater ist … Tag 3: »Drei Probentage sind auch eine Arbeitswoche.« (Christian) Warm-Up, Bewegungs- und Tanztheater: Counterbalance, Puppentheater mit Socken, vertiefende Szenenarbeit und Textarbeit, Schattentheater, Besuch der Inszenierung Amadeus am Volkstheater Rostock mit Vorbereitung Tag 4: »So wie man in die Zuschauer hineinspielt, so klatscht es heraus.« (Rebecca) Erste Durchlaufprobe, Intensive Szenenarbeit, Auswertung der Inszenierung, Schauspielergespräch mit der Dramaturgin und Schauspielern aus Amadeus am Volkstheater, Beantwortung weiterer Forscherfragen, Vorpremiere Kabale und Liebe Reloaded Tag 5: »Theater ist wie’s ist und nicht anders« (Laura) Evaluation der Projektwoche, Stimmungsdiagramme etc., Verabschiedung und Ausblick auf den weiteren Verlauf des Projektes

Fazit und Ausblick: »Der Apfel fällt nicht weit vom Theaterstamm. Enthusiasmus steckt an« (Axel) Nach vier intensiven und anstrengenden Arbeitstagen konnten die Schüler eine kleine Vorpremiere auf die Bühne bringen. Dabei setzten sie gekonnt die vorher erarbeiteten Methoden um. Trotz der zwischenzeitlichen Erschöpfung fehlte es den Schülern nicht an Konzentration und Motivation. Sie steuerten kreative Ideen bei und füllten den von uns vorgegebenen Rahmen mit Leben. Die Vorpremiere war ein voller Erfolg, die Schüler wuchsen noch einmal über sich selbst hinaus und waren stolz auf ihr hart erarbeitetes Stück.

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Während der Projektwoche brachten sich ausnahmslos alle Schüler in die Produktion ein und standen zum Schluss als Schauspieler auf der Bühne. Selbst anfangs schüchterne oder zurückhaltende Jugendliche stellten sich der spielerischen Herausforderung. Auch in der gemeinsamen Auswertung der Woche bekamen wir allgemein positives Feedback und viele Schüler bedauerten das Ende der Woche. Unsere persönlichen Ziele: auf die Forscherfragen einzugehen, anhand der theatralen Methoden das Stück zu erarbeiten und gleichzeitig eine Rahmen zu schaffen, den die Teilnehmer mit eigenen Ideen füllen und gestalten können, haben sich erfüllt. Außerdem konnten wir den Weg für die Klasse ebnen, selbstständig an der Inszenierung bis zur Premiere im Juli weiterzuarbeiten. Am 8.Juli wird das Stück Kabale und Liebe Reloaded im Rahmen der Kulturwoche der Schule präsentiert. Hierzu planen wir einen Tag vorher anzureisen, um noch letzte Tipps zu geben und der Generalprobe beizuwohnen. Die Arbeit mit der Klasse hat uns großen Spaß gemacht. Wir konnten viel von den Schülern lernen, waren positiv von ihrer großen Bereitschaft Neues auszuprobieren überrascht und wurden in unserem Berufswunsch als Kultur- und Theaterpädagogen bestärkt.

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Patricia Ludwig

»Wunderland Wald« Es war einmal, vor nicht allzu langer Zeit, da begab sich eine Schulklasse von 16 Kindern im Alter von 10 Jahren auf den Weg in die Bleicheröder Wälder. Keines der Kinder hatte nur die leiseste Ahnung, welche Geheimnisse der Wald ihnen an diesem Tage offenbaren wollte… Das Anliegen meiner kulturpädagogischen Projektarbeit »Wunderland Wald« war es das Ökosystem Wald für Kinder spielerisch in Szene zu setzten und ihnen dadurch einen fantasievollen und leichten Zugang zur Natur zu schaffen. Durch eine spannende Rahmengeschichte sollten die Kinder motiviert werden den Lebensraum Wald aus einer ganz neuen Perspektive zu entdecken und erforschen. Ziel war es, dass sie jegliche Berührungsängste gegenüber der Natur verlieren, im Staunen den Wald als lebendigen Bestandteil unseres Ökosystems kennen und achten lernen und dadurch ein Natur – und Umweltbewusstsein für ihre und unsere Zukunft entwickeln. Außerdem war mir wichtig, dass die Kinder nicht wie im schulischen Frontalunterricht mit Fakten und feststehenden Lösungen konfrontiert werden, sondern ganz spielerisch selbst Erfahrungen sammeln, Wissen entdecken, Lösungen finden und damit das Erlernte tief und dauerhaft als positive Erfahrung verinnerlichen. Die Kinder sollten spüren, dass der Wald mit all seinen Organismen und Lebensformen ein unverzichtbarer Teil unserer Welt ist. Inhalt und Ablauf: Das Projekt »Wunderland Wald« wurde am 3. Juni 2009, von 16 bis 23 Uhr, in Kooperation mit dem Schullandheim »Schneckenhengst« in Bleicherode, mit einer 4. Klasse von 16 Schülern durchgeführt. Die naturpädagogische Leitung bildeten zwei lustige Forscherinnen (Katharina und Patricia Ludwig), die die ankommenden Kinder zunächst mit einem kleinen Experiment zur Schwerkraft, in Form einer Jonglage, verzauberten. Nachdem das erste magische Tor in die Zauberwelt durchquert war, wurden Elfenfernrohre verteilt, die den Kindern helfen sollten die zauberhaften Kleinigkeiten der Natur aufzuspüren. Schnell war in den Kindern der Entdeckergeist geweckt. Überall schienen sich Spuren und Hinweise auf Elfen, Kobolde, Tiere, Zwerge und andere Wesen zu verbergen. Im Rahmen dieser Spurensuche entdeckte eines der Kinder etwas ganz Besonderes: ein aus rauer Birkenrinde gefertigtes Buch mit folgender Inschrift: »Willkommen in meinem Reich. Es ist geweissagt worden, dass eines Tages 16 Kinder des Weges kommen und nur sie werden in der Lage sein, mein Reich zu durchqueren, alle Aufgaben zu bewältigen und das folgende Rätsel zu lösen: So schnell wie ich reist keiner. Ich dringe durch die kleinsten Ritzen, Ihr könnt mich nicht hören, mich nicht fassen, Doch ihr seht mich, selbst wenn ich viele tausende Kilometer von euch entfernt bin. Kein Mensch, kein Baum kann ohne mich sein. Ich begleite euch den ganzen Tag, Und an dessen Ende, werde ich euch den Weg zum Elfenschatz weisen.« Der unbekannte Verfasser forderte die Kinder auf, 10 geheimnisvoll klingende Aufgaben (»Fühlt wie ein Waschbär! Kriecht unbemerkt durch das Netz der Kreuzspinne!« etc.) zu erfüllen, die sie Stück für Stück tiefer in den Wald und näher

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an des Rätsels Lösung führen sollten. Die beiden aufgeregten Forscherinnen und ihr Reporter Basti Baum vom Bleicheröder Blatt versprachen den Kindern ihnen mit Rat und Tat zur Seite zu stehen und führten sie zu allen erwähnten magischen Orten: Im Reich der Kräuterelfen sangen die Kinder das lieblich-säuselnde bis laut-brüllende Lied aller Waldwesen, übten sich im Kräuterrugby und lernten ganz nebenbei einige wichtige Kräuter des Waldes kennen. In der Welt der Baumelfen flogen die Blicke der Kinder mit Hilfe von magischen Spiegelfließen weit hinauf in die Baumwipfel. In weiteren naturpädagogischen Spielen lernten die Kinder wie sich ein Baum vom Sonnenlicht ernährt, wie der Mäusebussard jagt und die Wildkatze schleicht. Anschließend sollten sie versuchen einen Baum, den sie zuvor blind ertastet hatten, inmitten der gewaltigen Baumvielfalt, die sie umgab, sehend wieder zu finden. Diese und viele weitere Aufgaben wurden mit viel Geschick, Verstand, Mut und Einfühlungsvermögen von den Kindern gelöst. Alle Sinne wurden eingesetzt und der Wald wurde mit viel Freude erlebt und vor allem mit viel Hingabe erforscht. Der große Hunger der jungen Entdecker wurde mit einem leckeren Abendbrot gegen 19 Uhr im Wald gestillt und die anschließende zweistündige Verschnaufpause gab Zeit zur Reflexion. Mit Anbruch der Dunkelheit sollten die letzten Aufgaben bewältigt werden: Das Netz der Kreuzspinne musste durchquert werden und die Kinder erfuhren durch ein lustiges Bewegungsspiel die Jagdtechnik der Fledermäuse. Der Weg in die schwarze Nacht wurde fortgesetzt, bis man in weiter Ferne das flackernde, warme Licht von Kerzen erkennen konnte. Märchenhaft beleuchteten winzige Flammen Wurzeln, Kräuter, Moosbetten und die dicke Rinde alter Bäume. Ganz allein sollte jedes Kind den Lichtern folgen und entdecken was der nächtliche Wald für Geheimnisse offenbaren wollte. Eine zarte Melodie begleitete die Kinder auf ihrem Weg. Sie schien vom letzten Licht her zu rufen und zu locken. Die Kinder wurden bereits erwartet. Unter einem alten zauberhaft beleuchteten Baum saß eine Elfe, die ein kleines seltsames Instrument an ihren Lippen hielt. Als schließlich alle Kinder versammelt waren, stellte sie erneut ihr Rätsel. Die Antwort kam wie aus einem Munde und fasziniert beobachteten die Kinder wie das Lichtwesen aus den Wurzeln des alten Baumes den Lichterschatz der Elfen zog. Jedes Kind durfte sich einen der funkelnden Bergkristalle nehmen und eine Feedbackrunde, bei der ein Licht von Hand zu Hand gereicht wurde, beendete den langen Tag. Die Kinder waren verzaubert, glücklich und erschöpft. Mit was für einem Gefühl sie wohl das nächste Mal einen Wald betreten werden?

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Anne Hermann

»Treuenbritzen und was dann???« Ein Theaterprojekt

Im Rahmen meines Praktikums am GRIPS Theater Berlin konnte ich in Zusammenarbeit mit Susanne Rieber, einer Theaterpädagogin des Theaters, und Schülern der Nikolaus-August-Otto Oberschule (Hauptschule), aus Berlin Steglitz, ein Stück erarbeiten. Es entstand »Treuenbrietzen und was dann???«. Ein Stück zum Thema Schulabschluss und eine letzte gemeinsame Abschlussfahrt, bevor der Ernst des Lebens beginnt. Am 11. März 2009 war die Premiere in der Turnhalle der Schule und zum Tusch-Festival, im Theater Engelbrot in Berlin, konnten die Schüler ein zweites Mal vor öffentlichem Publikum auftreten. Alle Schüler

Die Probenzeiten liefen von November 2008 bis März 2009. Jede Woche Dienstag trafen wir uns mit der Klasse 10.1 und der Theater AG der Nikolaus-August-Otto Oberschule, bestehend aus Schülern der Klasse 9.3 und 7.1. Zu Beginn und zum Ende der Probenzeit gab es jeweils eine Intensivproben-Woche. Ein Großteil der mitwirkenden Schüler stand in diesem Jahr kurz vor dem Schulabschluss und sie mussten sich um einen Ausbildungsplatz, schulische Weiterbildung, etc. kümmern. Um ihnen bei ihrer Suche ein wenig beizustehen, wollten wir ein Stück entstehen lassen, das genau sie und ihre derzeitigen Probleme und Sorgen betrifft. Wir wollten ihnen Mut damit machen und ihnen ein wenig die Angst vor der Zukunft nehmen.

Beim Stadrundgang

Wir begannen die Probenzeit mit einfachen Theaterübungen, Begriffsklärungen (z.B.: Was ist Theater?) und einfachen Improvisationsszenen. Nach und nach ließen wir die Schüler zu verschiedenen Themengebieten, passend zum entstehenden Stück, kleine Szenen improvisieren, die wir aufschrieben, sinnvoll zusammensetzten und gemeinsam mit den Mitwirkenden erweiterten. So entstand nach und nach ein zusammenhängendes Stück. Wir schafften es, die Schüler zu motivieren und für das Theater zu begeistern und inszenierten ein Stück, in dem die Zeugnisse der Schüler schon geschrieben sind, Bewerbungen abgesagt wurden, eine Person sitzen bleibt... Die Schüler wissen nicht, was in der Zukunft auf sie zukommt und wollen noch einmal gemeinsam wegfahren. Sie machen eine Abschlussfahrt in das schöne Treuenbrietzen, einem kleinen Ort in Brandenburg, nördlich von Berlin. Die Fahrt beginnt sehr harmonisch, doch nach und nach passieren so viele Unglücke, dass die Lehrer nicht mehr weiter wissen

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und die Fahrt vorzeitig abbrechen… Auch wenn im Stück einige Katastrophen passieren gibt es zum Schluss einen positiven Abklang, der den Schülern am Ende Mut zum Weitermachen gibt.

Im Engelbrot

Während der Proben sind viele Fotos und Protokolle entstanden und zur Aufführung in der Tusch-Festivalwoche wurde das Stück auf Video aufgenommen. Diese Medien habe ich genutzt, um das Projekt am 26. Juni vorzustellen. Durch die Bilder und den Film konnte ich den Verlauf der Proben bis hin zur Aufführung erzählen und zeigen und beschreiben, wie sich einzelne Schüler in der Zeit, in der wir mit ihnen gearbeitet haben, positiv verändert haben.

Proben: Beim Friseur

Den Lehrer wegtragen

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Matthias Reger

»Jenseits von Händel« Medienproduktion und Konzeption

Halle und Musik - Händel wäre wohl der Erste, der einem dazu einfallen würde. Vor rund 300 Jahren verzauberte der hallesche Komponist Georg Friedrich Händel ganz Europa mit seiner Musik. Doch in 300 Jahren ist in Halle viel passiert. Mit der Idee eines Konzertfilmes wurden hallesche Bands auf ihrem musikalischen Weg begleitet. In Form von Konzertmitschnitten wurde die von den Musikern selbst produzierte Kunst aufgegriffen und dokumentiert. Die Musiker wurden in unterschiedlichsten Situationen begleitet um so Ereignisse zu zeigen, welche eine Band letztlich formt und worüber sie sich produziert. Über das Proben, sprich die kreative Phase, das Live spielen und die Studioarbeit werden Prozesse gezeigt die eine Band im Laufe ihres Daseins durchläuft, anstrebt bzw. prägt. In diesem Zusammenhang verfolgte man die Band »Pickbox« auf dem Weg zur regulären Probe, begleitete »Return to Peeze« zum 15 Jahre United Forces Festival in Mücheln und war mit »Parasol« im Studio in Berlin. Bei jeder Band wurde ein komplettes Konzert aufgezeichnet. Neben den Dokumentationen wurden Interviews geführt um persönliche Aussagen, Meinungen und genaueres Hintergrundwissen mit einbinden zu können. Der erste Konzertmitschnitt erfolgte am 21. März 2009 mit der Band »Pickbox« im alten Postamt in Halle. Darauf folgten Mitschnitte am 28.März der Band »3 Driftwood on the way to the ocean« (ein Nebenprojekt der Band »Parasol«) im Objekt 5 und am 14. April der Band »Return to Peeze«. In der heutigen Zeit gewinnt das Medium Film in der Musik immer mehr an Bedeutung. Es bietet Bands eine Plattform und einen Weg sich nicht nur musikalisch sondern auch optisch zu präsentieren. Auch in diesem Sinne sollen diese Aufzeichnungen den Bands die Möglichkeit geben ihre Bekanntheit regional bzw. überregional zu steigern. Professionalität, der kommerzielle Erfolg oder Bekanntheitsgrad sollen weniger eine Rolle spielen, als der Sinn, den der Einzelne in seiner Musik versteht. Es soll gezeigt werden wie Musik, nicht unbedingt professionell aber von Hand gemacht wird. Unterschiedliche Stile, unterschiedliche Identitäten und unterschiedliche Menschen - doch eines verbindet sie alle: Sie sind Freunde und Musiker, die innerhalb einer Formation ihren musikalischen Weg gemeinsam bestreiten. »Jenseits von Händel« ist das Projektresultat eines Praktikumsaufenthalts bei der Film - und Musikproduktionsfirma Arthaus Musik in Halle.

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Finanzielle und technische Unterstützung, in Form von Sponsoring ergab sich durch das Postproduktionsunternehmen Digital Images aus Halle und dem Filmtechnikverleih »Camelot« aus Berlin. Gedreht wurde im Format HDV, worauf die Postproduktion mit dem Schnittprogramm Final Cut Pro 6.0 durchgeführt wurde. Letztlich ist die Idee von einer Konzertkompilation hallescher Bands, in Form einer DVD, welche eventuell für eine DVD Auflage von Digim produziert und vertrieben wird. Zusätzlich neben den eigentlichen Konzerten gibt es zu jeder Band entsprechendes Bonusmaterial, welches dem Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen ihrer musikalischen Arbeit und ihres Werdegangs verschaffen soll. Das Konzept ist darauf angelegt fortgeführt zu werden, denn auch in Halle ist noch so mancher Schatz verborgen.

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Sophie Rintelmann

»Woyzeck« nach G. Büchner - Eine intermediale Begegnung zwischen Bühne und Film am Staatstheater Stuttgart in Kooperation mit der Filmakademie Ludwigsburg Darstellung meiner Mitarbeit an dem Bühnen / Filmstück »Woyzeck« nach G. Büchner am Staatstheaters Stuttgart / Abteilung Schauspiel Inhaltsangabe Woyzeck: Franz Woyzeck hetzt von Job zu Job. Doch statt Geld und Ansehen erntet er Misserfolg und Unterdrückung. Zudem plagen ihn zunehmende Wahnvorstellungen, die weder seine Freundin Marie noch sein einziger Freund Andres verstehen. Der Doktor benutzt Woyzeck als menschliches Versuchsobjekt für seine medizinischen Experimente. Auch der Hauptmann sieht Woyzeck, ein einfacher Füsilier, als Menschen 2. Klasse an uns lässt ihn dies auch spüren. Maries Versuche doch zu Franz Welt einen Zugang zu finden scheitern kläglich. Auf einer Party kommt sie versehentlich Andres zu nah. Woyzeck platz in diese Szene hinein und glaub sich in seinem Wahn bestätigt, als er bei Marie neue Ohrringe findet. Doktor und Hauptmann treiben Woyzeck weiter hinein in diesen Strudel aus Angst, Wahn, Enttäuschung und Überlastung, indem sie ihn auf die eventuellen Seitensprünge seiner Freundin aufmerksam machen. Als alle noch einmal auf einander treffen, sieht Woyzeck Marie bei Andres stehen, die Situation eskaliert, er schlägt Andres blutig. Marie allein auf der Bühne, ruft zu Gott um Hilfe, als letzten Ausweg. Sie geht ab, Woyzeck tritt auf, spricht eine Art Testament, ruft nach Marie, zerrt sie hinaus vor die Stadt und ersticht sie. Erschöpft sinkt er neben ihr zusammen. Die Liebe lebt 2000 Kilometer unter dem Meer. Hin und wieder steigen Blasen auf. (Peter Licht) Meine Aufgaben während des Probenprozesses waren verschiedene Hintergrundrecherchen, ständige Überarbeitung der Textfassung und das Protokollieren jeder Probe. Die Besonderheit dieses Inszenierungsprozesses ergibt sich aus der Intermedialität dieser Produktion. Unter Berücksichtigung des Zusammenspiels der eigenen Ästhetik von Bühne und Film wurde nach sinnlichem und gleichzeitig sinnvollem Zusammenschlüssen von Bühnensequenzen mit Filmsequenzen gesucht. Grundlegend war daher die Frage nach der Erzählstruktur. Als tragendes Konzept erwies sich ein wechselnder Focus auf Bühne oder Film. »Es muss ja Ärgernis kommen, aber wehe dem, durch den es kommt.« (Woyzeck, in »Woyzeck« von G. Büchner) Weiterhin erarbeitete ich gemeinsam mit dem Produktionsdramaturgen Frederik Zeugke das Programmheft zum Stück und ein fiktives Interview mit G. Büchner, für die hauseigene Zeitschrift »Journal«. Wer ausflippt hat Recht. Hat vorübergehend Recht. (Peter Licht)

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Martin Nordt

»Begehbare Kunst« Freier Fotoworkshop für Menschen mit sozialer Benachteiligung Auseinandersetzung mit dem Begriff Sozialpornografie

Etappen:

1. Woche - Gesprächsrunde (individuelle oder kollektive Entwicklung eines zu bearbeitenden Themas; Wahl der Medientechnik) 2. – 3. Woche – Umsetzung (Herstellung der Exponate für die Ausstellung) 4. Woche - Ausstellung

Motivation: Zwei in Verbindung stehende Grundgedanken bilden den Ausgangspunkt des Fotoworkshops, an dem finanziell benachteiligte Menschen teilnehmen - der externe und der interne Beweggrund. Extern geht es um die Sensibilisierung der Öffentlichkeit gegenüber Diskriminierung von Personen aufgrund ihres niedrigen sozialen Standes. Erreicht werden soll dies, durch eine Performance - Ausstellung der fotografischen Werke. Als interner Beweggrund gilt die Bereitstellung der Medien für die Teilnehmer am Projekt - mehr nicht. Projektleiter beziehen weder Stellung, in Hinsicht auf Probleme der Teilnehmer, noch greifen sie sozialpädagogisch nach dem Modell »Ressourcen-orientierter Arbeit« ein. Sie leisten ausschließlich technische und organisatorische Hilfestellung. Unter Berücksichtigung der genannten Aspekte, im Besonderen der Kritik am sozialarbeiterischen Model, wird eine rein medienzentrierte Arbeit möglich. Herausforderung: Die Teilnehmer werden, unter Ausschluss der Reduzierung auf ihr Defizit, zu Beteiligten. Sich ihrer Situation bewusst, kann sich anfangs eine autoritative Erwartung an die Pädagogen ergeben. Dies erfordert ein Eingreifen, welche die Schwierigkeit der Egalitätsvermittlung zwischen den Beteiligten (Teilnehmer und Pädagogen) erhöht. Performance - Ausstellung: Die Fotos werden in einheitlichem Format auf quadratische Kapafixplatten (PVC - Hartschaumplatten) kaschiert und füllen den Boden des Ausstellungsraumes komplett aus. Die Ausstellungsbesucher werden eingangs auf die Werke von »verarmten Menschen« hingewiesen. Sie leiten den zerstörerischen Prozess der Werke ein, sofern sie den schier unzugänglichen Raum betreten um nicht zu sagen zertrampeln. Ergebnis dieser Provokation ist die aktive Infragestellung »Sozialpornografischer« Werke. Die Bereitwilligkeit, die Fotos in dieser Form zu präsentieren, fordert die Akzeptanz des o.g. externen Beweggrundes durch die Teilnehmer. Wirkung: Nicht die einzelnen Werke, sondern die Gesamtheit der Veröffentlichung gilt als Icon für soziale Missstände und deren Vorführung. Aufwendig erarbeitete und inszenierte Lichtbildwerke sind in sofern bedeutend, als deren Macher es sind. Meine These ist, dass die Mitleidserregung der Macher, hervorgerufen durch ihr Defizit, mit der Bedeutung ihrer Werke positiv korreliert. Es kommt zur unbewussten Reduzierung. Eine solche Vorstellung zu durchbrechen, gilt als Kernaussage des Projektes und ist Antwort auf die Reaktion des Publikums.

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Jessica Schulert und Peter Bauer

»Gefühlsreigen - Mir geht´s heut so und morgen so« Ein Theaterprojekt mit Kindern im Alter von 3 bis 5 Jahren von Jessica Schulert und Peter Bauer

Die Theatergruppe »Theaterknirpse« für 3 bis 5 jährige Kinder trifft sich seit Oktober 2008 wöchentlich für eine Stunde in den Räumlichkeiten der Kulturwerkstatt KAOS in Leipzig und geht dort spielerisch die »ersten Schritte« auf der Bühne. Jessica begleitete die Gruppe im Rahmen ihres Praktikums und übernahm schließlich im Januar 2009 die Leitung der »Theaterknirpse«. Bei der regelmäßigen Theaterarbeit mit den 6 Mädchen und 2 Jungen legt sie besonderen Wert auf das Fördern und Fordern der Wahrnehmungsund Ausdrucksfähigkeiten der Kinder mit all ihren Sinnen. Es werden Lieder gesungen und mit Bewegungen begleitet, das Spielen und Hören von einfachen Instrumenten erprobt, pantomimische Spiele durchgeführt, zu freien Improvisationen zu Themen aus dem Jahreskreis und der Erlebniswelt der Kinder (z.B. Tiere, Zirkus, Gespenster, Märchen) angeregt, sowie Übungen aus dem Schatten – und Schwarzlichttheater ausprobiert. Das Vorlesen von Geschichten und der Austausch über aktuelle Themen der Kinder in der Gruppe sind bei den Treffen obligatorisch. Für die kulturpädagogische Projektarbeit im Rahmen des bestehenden Kurses wählten Jessica und Peter das Thema »Gefühle«. Da man sich im darstellenden Spiel permanent mit Gefühlen auseinandersetzen muss, seien es die eigenen, die der Mitspieler oder die der Rolle, in welche man schlüpft, und weil Gefühle überall zu finden sind (in der alltäglichen Lebenswelt der Kinder, aber auch in Märchen und Geschichten) wollten wir gemeinsam mit den Kindern einige Gefühle entdecken, ergründen und sie schließlich auf verschiedene Art und Weise (mit unserem Körper) ausdrücken. An vier Nachmittagen trafen wir uns zu diesem Zweck in der Kulturwerkstatt KAOS in Leipzig. Jede Stunde begann mit einem Warm Up zu Musik. Peter spielte Gitarre oder es wurde auf zusammengestellte Musik von CD zurückgegriffen. Bewegungen wurden von einzelnen Kindern vorgemacht und im „Schlangenspiel“ von allen nachempfunden oder der »Stuhltanz« machte uns munter und warm für eine Stunde Theater. Besonders gern sangen die Kinder auch selbst verschiedene Lieder, so z.B. »Wenn Du glücklich bist …«, standen dabei im Kreis und machten passende Gesten dazu. Mit Hilfe von Geschichten und Märchen betraten wir mit den Kindern schließlich die Welt der Gefühle und sprachen über Glück, Traurigkeit, Wut und Angst. In Spielen wie: »Drachenhöhle«, »Gefühlszauber« oder »Spaziergang im Glückswald« konnten dann die Kinder ausprobieren, wie sie Gefühle mit ihrem ganzen Körper ausdrücken können, indem sie mutig gingen, glücklich hüpften oder ängstlich schlichen oder verschiedene Gestalten aus der Märchenwelt trafen, um (emotional) auf sie zu reagieren. Am dritten Nachmittag suchten sich die Kinder schließlich Tücher in den Farben aus, welche sie glücklich oder traurig machten, und tanzten mit diesen zu Musik unterschiedlicher Stimmung. Doch auch an weniger bewegten Spielen zeigten die Kinder große Freude. Es wurden Gefühlsstandbilder gebaut, bei denen die Mädchen und Jungen einige Sekunden in einem unbewegten Bild verblieben und mit Hilfe ihrer Körperhaltung Gefühle oder Situationen für die zuschauenden Kinder ausdrückten. Großen Spaß machte ihnen auch die »Gefühlsgalerie«, in welcher die darstellenden Kinder allein mit ihrer Mimik Gefühle in einem »Ausstellungsraum« hinter Bilderrahmen präsentierten, welche von den zuschauenden Kindern erraten werden sollten.

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An einem weiteren Nachmittag wurden die Kinder dazu ermutigt, Bilder zu malen, während Musik unterschiedlicher Stimmungen spielte. Dabei konnten sie nochmals alle Eindrücke verarbeiten und in Bildern ausdrücken, was sie fühlten und wie die Musik auf sie wirkte. So eingestimmt in den Gefühlsreigen, improvisierten wir an einem Nachmittag einige Szenen aus dem Märchen »Aschenputtel«. Die Kinder entdeckten, dass alle Figuren in diesem Märchen verschiedene Gefühle empfinden und ausdrücken oder sie auch manchmal unterdrücken. Das Spielen des Märchens und der darin enthaltenen Gefühle machte den Kindern solchen Spaß, dass wir gemeinsam beschlossen, während der offenen Stunde den Eltern einige Szenen zu präsentieren. Alle eingeladenen Mamas und Papas, aber auch Geschwister und Freunde konnten am letzten Nachmittag einen Einblick in unsere Arbeit im Kurs gewinnen. Die Kinder hatten mit unserer Hilfe den Raum vorbereitet und dabei eigene Vorstellungen vom Bühnenbild und der Lichtstimmung umgesetzt, welche sie in der bisherigen Arbeit erworben hatten. Und so wurden Tücher und Kissen ausgebreitet, Farben für das Licht bestimmt, welches Peter und Jessica einstellte, und Stühle gerückt. Und natürlich fanden alle besonders großen Gefallen am Verkleiden. Unsere offene Stunde begannen wir mit einer gemeinsamen Erwärmung mit unseren Gästen. Danach zeigten wir dann uns wichtige Szenen aus dem Märchen Aschenputtel. Die Kinder waren sehr aufgeregt, manche hatten großes Lampenfieber, doch da Jessica permanent mit auf der »Bühne« war und die Kinder spielerisch motivierte, aus sich heraus zu gehen und zu zeigen, was sie sich zuvor ausgedacht hatten, wurde die offene Stunde ein voller Erfolg. Eine Erarbeitung fester Szenen oder einer starren Choreografie war für dieses Projekt ohnehin nie vorgesehen, da die Kreativität und Spiellust der Kinder nicht eingeschränkt werden sollte, und so wurde die Aufführung sehr lebendig. Die Kinder wechselten ihre Rollen mehrmals im Spiel und sorgten damit teilweise für lustige Überraschungen, (z.B. übernahm ein Junge spontan die Rolle der Königin, obwohl er während der »Proben« immer männliche Rollen verkörpert hatte), die Gäste wurden ins Spiel mit einbezogen und neue Gesichter der Figuren kamen ans Tageslicht, weil sich die Kinder mit den Gefühlen ihrer Rollen ganz individuell auseinandersetzten. So trat ein Aschenputtel, nachdem es brav das Haus geputzt hatte, schließlich mutig der Stiefmutter gegenüber und kämpfte für ihr Recht, auch auf den Ball gehen zu dürfen. Zum Abschluss des Kurses konnten Kuchen und Tee auf der Terrasse genossen werden, die Eltern nutzten die Zeit für Gespräche mit uns über den Kurs, die Kinder waren stolz und glücklich über ihre erste »Aufführung« und die Leiterin der Theaterwerkstatt war bestätigt darin, den Kurs im nächsten Jahr wieder von Jessica anleiten zu lassen. Peter war größtenteils für die filmische Dokumentation zuständig gewesen, konnte aber auch jede Menge Erfahrungen in der Arbeit mit Kindern sammeln und hatte großen Spaß am gemeinsamen musizieren mit den Knirpsen. Zusammenfassend kann man sagen, dass das Projekt ein gelungener Abschluss für das Kursjahr war, in welchem die Kinder als Gruppe noch einmal richtig zusammenwuchsen und alle Lust darauf bekamen, im Herbst wieder zu kommen.

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Verena Claßen

»sms - short message service« CityCards als Vermittler zwischen Medienpädagogik und Familie Kulturpädagogische Projektarbeit

Ausgangssituation: Die Vermittlung von Medienkompetenz ist Aufgabe der Medienpädagogik. Medien bieten Möglichkeiten zu Selbstverwirklichung und zur kulturellen und gesellschaftlichen Teilhabe. Darüber hinaus bieten Medien wichtige Identifikations- Orientierungs- und Handlungsspielräume. Gleichzeitig bringen sie auch neue Entwicklungs- und Sozialisationsprobleme sowie gesellschaftliche Risiken mit sich. Besonders in Familien mit Kindern und Jugendlichen hat die Medienpädagogik immer mehr an Bedeutung gewonnen. Die Familie ist der zentrale Ort der Mediennutzung. Eltern stehen dabei in der Verantwortung ihren Kindern einen positiven und konfliktfreien Umgang mit den Medien zu ermöglichen. Doch viele Eltern sind verunsichert und eine reflektierte Auseinandersetzung mit den Medien findet kaum statt. Den Maßnahmen in der Förderung zur Medienkompetenz fehlt es an Vernetzung auf Länderebene die das medienpädagogische Angebot strukturiert. Medienpädagogische Kompetenzzentren der Landesmedienanstalten beschäftigen sich intensiv mit dem Thema »Familie und Medien«. Um die Öffentlichkeit für einen kompetenten Umgang mit Medien in der Familie zu sensibilisieren, müssen die pädagogischen Möglichkeiten der Landesmedienanstalten stärker vernetzt und in den öffentlichen Diskurs geraten und dementsprechend beworben werden. Idee: Die Medienpraktischen Arbeit soll bei der Vernetzung der Landesmedienanstalten ansetzen. Landesmedienanstalten können mit ihren Angeboten als erste Anlaufstelle gesehen werden, helfen zu strukturieren und fördern eine dauerhafte Gewährleistung der Integration in der Bildungsund Erziehungspraxis. Um das zu ermöglichen erfordert es Werbemittel einzusetzen, die die Aufmerksamkeit der Gesellschaft in einer konsumorientierten Welt, auf sich zieht. Dabei habe ich mich dazu entschieden, CityCards drucken zu lassen. Das Konzept von CityCards ist es u.a. auf gesellschaftskritische Themen aufmerksam zu machen und auf entsprechende Hilfsangebote hinweisen. Sie werden kostenlos und bundesweit in Cafés, Bistros, Kneipen und Restaurants ausgelegt und erreichen somit ein breites Publikum. Zudem sind sie mit ihren sinnanregenden und oft auch provozierenden Motiven und Texten in der Öffentlichkeit sehr beliebt. Ein regelmäßiger Wechsel des Sortiments macht Neugierig auf das nächste Mal und erhöht den Effekt »im Gespräch« zu bleiben.

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Umsetzung: Ich habe mich für die Gestaltung von zwei CityCards-Serien entschieden die jeweils aus fünf Karten bestehen. Die Karten werden von einem Spiel aus Motiv und Begriff bestimmt. Dabei war es nicht Vordergründig, dass die Gestaltung der Karten einen direkten Hinweis auf die Intention der Kampagne gibt. Wichtig war vielmehr, dass die Karten auf den ersten Blick neugierig machen und dazu verleiten näher hinzuschauen. Die Rückseite gibt darüber Aufschluss, um welche Kampagne es sich handelt und verweist auf die jeweilige Landesmedienanstalt. Hier beispielhaft von der Landesmedienanstalt NRW dargestellt. Dabei galt weniger ist mehr. Beide Serien sind durch die Wahl eines schlichten Motivs bestimmt, die aber unseren Zeitgeist wiederspiegeln. Bei der ersten Serie habe ich Motive gewählt, die uns im alltäglichen Leben begegnen aber nicht immer bewusst wahrgenommen werden. Umzäunungen oder poröses Mauerwerk die über ein kleines Loch einen Blick auf die »andere« Seite freigeben. Die Motive füllen die gesamte Karte aus. Weiter habe ich den Motiven einen Begriff zugefügt, der dem Ganzen einen Sinn geben soll jedoch nicht gleich ersichtlich ist, die Fantasie anregen und Raum für Interpretationen geben soll. Allgemein kann man hier noch hinzufügen, dass die Serie aus Erwachsenensicht betrachtet wurde. Die zweite Serie besteht ebenfalls aus einem Spiel von Bild und Wort wobei hier die Perspektive der Kinder in den Vordergrund gestellt wurde. Zudem ist das Motiv nicht mehr Platzfüllend sondern bestimmt nur einen Teil der Karte. Diagonal zu dem Bild sind die sinnstiftenden Begriffe platziert. Das ergibt wiederum ein Gesamtbild. Als Motiv habe ich Playmobilmännchen gewählt die mit den verschiedenen Medien Handy, Fernsehen, Buch und Computer in Szene gesetzt wurden. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Spielzeug und realen Medien. Dies zeigt unter anderem die Allgegenwärtigkeit der Medien aber auch welche Dimensionen sie gesellschaftlich gesehen und vor allem bei Kindern einnehmen können.

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Maria Bien und Vlada Veselkova

»Kultur verstehen und vermitteln« Organisation des Künstlerisches Rahmenprogramm zum Bundesweiten Kultursymposium »Kultur verstehen und vermitteln« vom 26. 10.-27. 10. 2007 im Ständehaus Merseburg Objektinstalation »Wissensfluss« s ss« s«

Initiiert von Prof. Dr. Johann Bischoff, Prof. Wolfgang Zacharias, Prof. Dr. Hardy Geyer war das Bundesweite Kultursymposium eine wissenschaftliche Tagung zum Austausch der tatsächlichen Anforderungen für die akademische Hochschulausbildung von Kulturarbeitern, Kulturpädagogen, Kulturmanagern etc. Thematische Schwerpunkte waren: Medien- und Kulturpädagogik, Medienund Kulturproduktion, Kulturmanagementkompetenz, Kulturvermittlungskompetenz und Interkulturelle Kommunikation zu denen 36 Fachleute aus dem In- und Ausland referierten. Organisiert wurde die Tagung von Bachelor- und Masterstudenten der Hochschule Merseburg des Fachbereiches SozialeArbeit.Medien.Kultur Warum fand diese Tagung statt? Zur Entwicklung gemeinsamer Strategien für eine optimale Hochschulausbildung, da zunehmende Konkurrenz und knapper werdende finanzielle Ressourcen eine Veränderung innerhalb der Hochschulbildung erfordern.

Eigene Beiträge gramm:

zum

künstlerischen

Rahmenpro-

Maria Bien: Gesangsdarbietung »Lieber Gott mach mich bitte zum Experten« Ein Kurt-Tuchholsky-Programm von 1985 Vlada Veselkova: Objektinstallation „Wissensfluss“

Um die Veranstaltung künstlerisch zu unterstreichen und um die mediale Kompetenz des Studienganges Kultur - und Medienpädagogik der HS Merseburg aufzuzeigen, entschied man sich für ein Rahmenprogramm nach der Tagung. Es wurden verschiedene Kunstobjekte der Lehrenden, der Lernenden und der mit der Hochschule verbundenen Künstler präsentiert. Das Rahmenprogramm wurde ergänzt durch eine abendliche Führung im Merseburger Dom, der Möglichkeit einer gegenseitigen Begegnung und des Gedankenaustausches beim Essen, sowie einer Live Band in den Räumen des Offenen Kanals Merseburg-Querfurt unter der Moderation von Kai Köhler-Terz. Inhaltliche Schwerpunkte des Rahmenprogramms im Ständehaus Studierende und Lehrende der Hochschule Merseburg präsentierten Fotografie, Grafik, Malerei, Video- und Hörspielproduktionen, Tango-Elektro, ein automatisches Schlagzeug, Gesang und Objektinstallation

Ausstellungen: Dozenten der HS Merseburg zeigten Malereien und Grafiken und »Das Ständehaus in der Geschichte« eine Ausstellung in Zusammenarbeit mit der Stadt Merseburg und dem Fachbereich SMK. Werkschau VIDEO, verschiedene Videoproduktionen sind Semesterarbeiten von Studierenden des Studiengangs Kulturund Medienpädagogik wurden in ausgewählten Räumen präsentiert. Werkschau AUDIO, verschiedene Hörspielproduktionen sind Semesterarbeiten von Studierenden des Studiengangs Kulturund Medienpädagogik waren über Kopfhörer zu hören.

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Matthias Greiß und Aleksandar Turuntas

»Mitten in der Praxis«

Ausgangssituation: Nachdem wir bereits erfolgreich mit verschiedenen Altersgruppen gearbeitet haben, ergab sich für uns die Möglichkeit in einer Schulklasse tätig zu werden. In erster Linie war es notwendig das Vertrauen und die Zustimmung der Schüler zu gewinnen. Zielsetzung: Ziel war es im Rahmen das Wahlpflichtkurses »Moderne Medienwelten« an der »Johann Wolfgang von Goethe« - Schule in Merseburg mit einer Gruppe von neun Jugendlichen zwischen 16 und 18 Jahren eine Veranstaltung zu konzipieren, zu planen und durchzuführen. Inhalt und Zeitrahmen: Schwerpunkt unserer Arbeit, waren die Formen der Öffentlichkeitsarbeit. Die Stundenplanung wurde uns überlassen, jedoch in Absprache mit der zuständigen Lehrkraft, Herrn Michael Finger. In der Zeit von November 2008 bis März 2009 hatten wir zweimal wöchentlich 45 Minuten Zeit den Schülern die nötige Theorie zu vermitteln und dann mit ihnen die praktische Durchführung zu üben und zu realisieren. Inhalt der Stunden / Übungen : Bei der Ideenfindung lag es uns am Herzen, dass der Großteil der Ideen von den Schülern selbst kommt. • • • •

Schreiben der Pressemitteilung Erstellen eines Flyers/Plakats Kamerakurs und anschließendes erstellen eines Werbespots für die Veranstaltung Organisation der Veranstaltung (Zeitplan, Aufgabenverteilung, etc.)

Mit der Abschlussveranstaltung konnten die Schüller ihr erworbenes Wissen praktisch Anwenden und demonstrieren. Die folgenden Kriterien waren unsere Voraussetzung für die Arbeit mit den Jugendlichen: Freiwilligkeit, Herrschaftsarmut, Flexibilität, Bedürfnisorientierung, Erfahrungsorientiertes Lernen, Offenheit, Gruppenorientierung/Team und Soziale Erfahrungen Idee / Umsetzung: Ein Bandwettbewerb, ein Konsolenwettstreit und eine Tanzveranstaltung waren die von den Schülern gewünschten Veranstaltungsformen. So lag die Wahl nahe, einen Konsolen-Bandwettbewerb zu organisieren. Mehrere Bands mit maximal drei Mitgliedern sollten gegeneinander das Spiel »Guitar Hero World Tour« spielen. Bei dem Spiel werden bekannte Musikstücke auf Plasteinstrumenten nachgespielt. Es kommt hier auf Timing und Geschick an, um die richtigen Töne zu treffen. Das Beherrschen eines Instruments ist keine Voraussetzung, um eine hohe Punktzahl zu erreichen.

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Die Veranstaltung wurde Ende März im Offenen Kanal Merseburg-Querfurt durchgeführt und aufgezeichnet. Jedem Jugendlichen wurde dabei eine Aufgabe zugeteilt: • • • • • •

Moderation der Veranstaltung Regie (Live-Schnitt, Ton) Kamera Interviews (Interviewer und Kamera) Licht Punktrichter

Abschließend wurde das aufgenommene Material ausgewertet, geschnitten und zu einer Sendung aufbereitet. Ein angenehmer Aspekt des ganzen war, dass unsere Schüler so zusätzlich Einblick in die Arbeit eines Offenen Kanals bekommen konnten und die Möglichkeit erhielten sich in Zukunft auch ohne unsere Hilfe an der Gestaltung der Medienlandschaft zu beteiligen!! Es bleibt zu wünschen, dass der Medienunterricht an der Goethe Schule weiterhin seinen Platz behält. Es war eine Bereicherung Matthias und Aleks…

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Dörthe Nikolai

»blind verstehen« Eine Lesung der etwas anderen Art

Am Samstag, den 20.06.2009, fand um 20 Uhr im Leipziger FHL-Club in der Eichendorffstraße 14 eine etwas andere Lesung statt. Ich veranstaltete im Rahmen der Kulturpädagogischen Projektarbeit eine Lesung mit Rahmenprogramm zum Thema Blindheit. Dabei ging es darum, Einblick in den Alltag von blinden Menschen zu bekommen, indem die Besucher der Veranstaltung vor Beginn der Lesung selber ausprobieren konnten, wie es ist »blind« zu sein. Mit verbundenen Augen sollte der Weg zum Vortragsraum gefunden werden. Wer wollte, konnte zwischendurch an mehreren kleinen Stationen seinen Tast-und Geruchssinn erproben. Dazu wurden eine Taststrecke und eine »Riech-Insel« aufgebaut. Die Taststrecke bestand aus drei verschiedenen Gefäßen mit unterschiedlichem Inhalt. Es gab zum einen die »Softbox«, ein Karton, der mit Wattebällchen und darin versteckten Kleinstgegenständen wie Knöpfe, Nüsse, Korken etc. gefüllt war. Des Weiteren konnte man die »Wühlschüssel« erforschen, eine mit Erbsen befüllte Plastikschüssel, in der sich verschiedenartige Gegenstände, wie Würfel, Murmeln, Muscheln, Steine, ein Rasierpinsel etc., verbargen. Zum Schluss bot ein Früchtekorb die Möglichkeit, einige Obst- und Gemüsesorten auf ihre Formen hin zu ertasten. Im Anschluss an die Taststrecke konnte man an der »Riech-Insel« seine Nase testen. Verschiedene Kräuter und Gewürze wollten hier »erschnüffelt« werden. Von diesem aufregenden Parcours durstig geworden, wurde der Weg zur Bar gesucht, um die trockenen Kehlen mit dem kühlen Nass zu erfrischen. Auch diese Hürde galt es mit verbundenen Augen zu meistern, was sich jedoch als weniger schwierig gestaltete als vorher angenommen. Anschließend musste »nur noch« der Raum gefunden werden, in dem die Lesung statt finden sollte. Nachdem jeder Gast einen Sitzplatz im abgedunkelten Raum, welcher zur Entspannung mit leiser klassischer Musik bespielt wurde, gefunden hatte, las ich aus dem Werk »Verführung zu einem Blind Date« von der Hallenser Autorin Jennifer Sonntag. Darin beschreibt die Schriftstellerin, die selbst vor einigen Jahren erblindete, auf humorvolle Weise wie es ist, blind zu sein. Sie gibt Antworten auf Fragen, die ihr immer wieder gestellt wurden: Wie ist das mit dem Einkaufen? Wie machst du das mit dem Schminken? Woher weißt du was du anziehst?

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Nach der Lesung durften die Augenbinden selbstverständlich wieder abgenommen und die Räumlichkeiten sowie die Tast- bzw. Riechstation sehenden Auges erkundet werden. Auch wenn die Veranstaltung nun offiziell als beendet galt, ließen es sich die Teilnehmer jedoch nicht nehmen, noch ein Weilchen auf ein Getränk zu bleiben und die gesammelten Erfahrungen auszutauschen. Es wurde gestaunt, gelacht, über den weiteren Ausbau der Veranstaltung nachgedacht und Ideen gesammelt. Zu diesem Zweck wurde auch ein Blankobuch ausgelegt, in dem Eindrücke, Lob, Kritik oder ähnliches niedergeschrieben werden konnten. Es sei noch erwähnt, dass alle Räume, bis auf die Bar, komplett abgedunkelt wurden, damit auch »sehende« Gäste nicht durch unnötige Lichtquellen abgelenkt werden konnten. Bei diesem freiwilligen »Selbstversuch« ging es mir vor allem darum, sehenden Menschen die Welt der Blinden etwas näher zu bringen. Es sollte bewusst die haptische und olfaktorische Wahrnehmung angesprochen werden. Wie fühlt sich was an? Was für eine Form haben die jeweiligen Gegenstände? Wie ist die Oberfläche beschaffen? Aus welchem Material bestehen die ertasteten Objekte? Welche Kräuter und Gewürze erkenne ich durch das Riechen? Kann ich einzelne Kräuter voneinander unterscheiden? Wie riecht eigentlich Salz? Die Teilnehmer sollten sich in einer fremden Umgebung und Situation orientieren und zurecht finden, ohne den wichtigsten Sinn des Menschen, das Sehen, nutzen zu können. Den beteiligten Gästen ist dies erstaunlich gut gelungen, auch wenn es vorher einige Bedenken gab. Fest steht, dass es allen nicht nur großen Spaß gemacht hat, sondern auch neue und beeindruckende Erkenntnisse gewonnen wurden.

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Luise Heyder

»Venant du Dedans« Ein außergewöhnlicher Abend in der naTo

Projekt-Idee: Evolutionsforscher, Mediziner, Philosophen, Psychologen, Gehirnforscher, Neurologen und Biologen fahnden nach dem ICH. Wie nie zuvor beschäftigt ein Thema so viele Disziplinen. Aus diesem und aus einem persönlichen Grund, startete ich den Versuch, Bilder und Musik zum Titel Venant du Dedans (Vom Inneren kommend) an einem Abend zu vereinen. Als Veranstaltungsort diente mir das Haus der naTo, in der Karl-Liebknechtstraße 46, in Leipzig. Termin war der 02. Juli 2009. Venant du Dedans war ein Sommerabend der Experimente, Eruptionen und Emotionen – mit Kurzfilmen und zwei Live-Acts veranstaltet von der Cinémathèque Leipzig und unterstützt vom naTo e.V. Planung und Durchführung: Die Idee einen Abend in der Kulturstätte naTo zu organisieren, kam mir im Januar. Zur dieser Zeit absolvierte ich mein Praktikum in der Cinemtheque Leipzig e.V. Zunächst musste geklärt werden, ob die Mischung aus Kino- und Live-Programm veranstaltungstechnisch zu organisieren sei, denn es gab bis dato nur äußerst selten derartige Festivitäten. Als ich die Zustimmung erhielt machte ich mich zunächst daran geeignete Kurzfilme zu suchen und auszuwählen. Die Filme: Über die Filmgruppe »Cinema Abstruso« gelang ich zu Daniel Sager einem jungen Nachwuchsfilmer, welcher die Kurzfilmabende »Junges Kino« in Leipzig ins Leben gerufen hat. Daniel gab mir ausreichend Kurzfilmmaterial zu sichten. Nun hieß es sich für 8-9, neue Filmchen zu entscheiden. Meine Auswahl der Filme sollte ein breites Spektrum umfassen, das hieß Amateure als auch echte Nachwuchstalente sollten gleichermaßen ihr Können unter Beweis stellen. Professionalität sollte auf Kamikaze treffen. Das Thema, „Venant du Dedans“, unter dem der Abend ablief, musste jedoch in jedem Film zu erkennen sein, egal welches Genre der Film angehörte. Alle Filme wurden auf eine DVD gebrannt und am Abend über einen Projektor abgespielt. Die Bands: Als die Wahl der Bands anstand kam mir sofort Kasan in den Sinn, da ich die Band persönlich kenne. Ich gab Veit Geldner und Jane Wegewitz von der cinematheque Leipzig e.V., die mir bei der Planung behilflich waren, als Hörprobe eine neu aufgenommene Studio - CD der Band, welche sofort Anklang fand und meine Entscheidung bekräftigte.

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An Emerald City kam als Vorschlag von Eldar Fano, dem Gitarristen von Kasan, der die Band einmal live sah und der Ansicht war das die Band eine gelungene musikalische Ergänzung zum Gesamtprogramm sei. Da sich die neuseeländische Band im Juni und Juli auf Deutschlandtournee befand, sah ich eine realistische Möglichkeit das Ensemble für den Abend des 02. Juli zu gewinnen. Die E-Mail Anfrage, ob sie am 02.07.09 im Haus der naTo spielen möchten, wurde mit Freude bejaht. Organisatorische Aufgaben: Mein Hauptaufgabenbereich lag vor allem in der Organisation, welche sehr vielfältig war. Im Speziellen hieß dies; das ich dafür verantwortlich war, mich darum zu kümmern das der Abend ausreichend beworben wird, die finanziellen Mittel die mir zur Verfügung standen, sinnvoll zu nutzen, ein überzeugendes Programm zusammenzustellen und natürlich den zeitlichen Rahmen dafür einzuhalten. Zur Presse und Öffentlichkeitsarbeit gehört unter anderem die Kontaktierung zu verschiedenen Leipziger Stadtmagazinen, wie dem Kreuzer oder der Leipziger Volkszeitung. Außerdem habe ich mich den Radiosendern »radio blau« und »radio mephisto« in Verbindung gesetzt, die sich damit einverstanden erklärten, die Band Kasan, zu einem Radiointerview einzuladen und eine Woche vor dem Konzert täglich einen Track aus ihrem neuen Album »SOMA« als Tagestipp zu spielen. Hinzukamen dann noch Flyer- und Posterdruck. Dafür standen mir 100 Euro zur Verfügung. gedruckt wurde dann bei ComCores in der Karl-Liebknechtstraße 143. Finanzierung: Kasan als auch An emerald City haben sich, trotz des Eintrittspreises von sechs bis sieben Euro, zunächst bereit erklärt unentgeltlich aufzutreten, da es an die GEMA 120 Euro für An Emerald City zu zahlen galt, sowie für Licht- und Soundtechnik und Catering weiter 240 Euro anfielen. Die Cinémathèque Leipzig e.V. kam jedoch für Catering und Anfahrtsweg der Bands auf. Da eine Veranstaltung wie diese nur äußerst selten stattfindet, war es schwer zu kalkulieren inwieweit sich der Abend des 02.Juli 2009 rentieren würde. Es wurde sich darauf geeinigt, das die Einnahmen bei gut besuchtem Haus jeweils zu gleichen Teilen den beiden Bands zu gute kommen. Dies wurde in einem Vertrag festgehalten.

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Christina Böhm, Marie Gombert und Torsten Kirchof

»Kunstreise nach Worpswede« Eine Ausstellung im Offenen Kanal Merseburg – Querfurt e.V.

In unserer Kulturpädagogischen Projektarbeit stellten wir uns die Aufgabe, ein geeignetes Ausstellungskonzept zur Präsentation kreativer, studentischer Arbeiten zu entwickeln. Der Fachbereiches Soziale Arbeit.Medien.Kultur unternahm unter dem Motto »Besuch bei Paula Modersohn - Becker« die Kunstreise 2008 nach Worpswede. In der letzten Maiwoche reisten 34 Studierende unter der Leitung von Christian Siegel in die 1889 gegründete Künstlerkolonie, wo die Wegbereiter der modernen Malerei Fritz Overbeck, Otto Modersohn, Hans am Ende, Heinrich Vogeler und vor allem auch Frauen wie Clara Rilke - Westhoff und Paula Modersohn - Becker lebten und arbeiteten. In den Museen, Galerien und Ausstellungen in Worpswede, Bremen und Fischerhude ließen die Reisenden die Kunst der Jahrhundertwende auf sich wirken. Es entstanden Aufnahmen für einen Kurzfilm mit Spielszenen über Paula ModersohnBecker sowie zahlreiche Reiseskizzen mit unterschiedlichen künstlerischen Mitteln wie Stift, Aquarellfarben oder Fotoapparat. Die beeindruckenden Fotografien, Aquarelle und Zeichnungen wurden am 16. Dezember 2008 in einer Ausstellung an der Hochschule und im Offenen Kanal präsentiert, wo auch der entstandene Film »Ich–Paula« seine Premiere hatte. Den Arbeiten wurde mit dieser Ausstellung ein würdiger Rahmen gegeben.

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