Römische Kleinfunde und Münzen aus Schleitheim-Iuliomagus. Beiträge zur Schaffhauser Archäologie 4

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römischen Reich zu finden und während der gesamten römischen Kaiserzeit in Nutzung. Die Variante mit Schlangenkopfenden könnte möglicherweise im Bereich der heutigen Schweiz produziert worden sein.177 Die Fibel 226 gehört zur Variante vom Typus der Ringfibeln mit eingerollten Enden.178 Diese hat einen Verbreitungsschwerpunkt in Grossbritannien, ist aber auch sonst häufig zu finden. Ihre Datierung liegt im späten 3. und vor allem 4. Jahrhundert.179 Den Abschluss der Gruppe 8 bildet mit 227 eine typische Fibelnadel. Spätantike Fibeln: Ausser der Ringfibel 226 mit eingerollten Enden stammen noch zwei weitere spätantike Fibeln (228229) aus dem Siedlungsareal von Schleitheim-Iuliomagus. Bei 228 handelt es sich um eine Zwiebelknopffibel, deren technisches Charakteristikum das Röhrenscharnier ist. Typochronologisch wichtig sind bei unserem Exemplar die Kreisaugen auf dem Fuss und die angedeuteten Absätze auf dem Querbalken.180 Zwiebelknopffibeln sind ein im ganzen Imperium verbreiteter Bestandteil der männlichen Kleidung gewesen. Die Datierung unserer Variante geht ins mittlere 4. Jahrhundert.181 Bei der zweiten spätantiken Fibel (229) handelt es sich um ein vollständig erhaltenes Exemplar mit Armbrustkonstruktion, breitem punzverziertem Bügel, spitz zulaufendem Fuss und festem Nadelhalter.182 Fibeln dieser Art haben ihren Ursprung im Donauraum und fanden ihre Verbreitung über den elbgermanischen Raum bis nach Südwestdeutschland und die Rheinzone. Unser Exemplar zählt eigentlich zum elbgermanischen Formenspektrum, das erst im Zuge der germanischen Landnahme nach Südwestdeutschland gelangt sein dürfte. Als Datierung kann man das mittlere 3. bis frühere 4. Jahrhundert ansetzen.183 Fibelnadeln: Den Abschluss der Fibeln bilden die drei Nadeln 230-232, die entweder zur Gruppe 5 der Hülsenscharnierfibeln oder zur Gruppe 7 der Backenscharnierfibeln gehören. Armringe (233-236; Taf. 12) Die vier Armringe aus Schleitheim-Iuliomagus verteilen sich auf vier verschiedene Formen. Bei Armringen ist anzunehmen, dass sie vor allem von Mädchen und Frauen getragen wurden. Am Anfang steht 233 mit offenen Enden, die leicht verdickt und abgeflacht sind. Schwach zu erkennen ist auf der Aussenseite eine umlaufende Rillenzier. Armringe dieses Typs gehören ins Umfeld der Schlangenkopfarmringe mit einer stark stilisierten Darstellung. Armringe dieses Typs sind in die mittlere Kaiserzeit zu datieren.184 Während der sehr einfache Armring 234 mit offenen Enden nicht weiter eingeordnet werden kann, erinnert der Armring 235 mit dem muffenförmigen Steckverschluss am ehesten an Typen aus der Stufe Latène A der jüngeren Eisenzeit. Bei diesen handelt es sich allerdings um Hohlblechringe,185 während unser Exemplar aus einem massiven Rundstab besteht. Zuletzt folgt der Armring 236, dessen rundes Mittelstück mehrfarbige Einlagen aus Email aufweist. Aufgrund des Emails wird dieser Armreif in die mittlere Kaiserzeit zu datieren sein. 18

Fingerringe (237-239; Taf. 12) Die drei Fingerringe aus Iuliomagus gehören zu drei verschiedenen Gruppen; zwei sind aus Buntmetall (237, 239) und einer aus Eisen (238). Fingerringe stellen ein Tracht- oder Schmuckelement dar, das von Männern und Frauen gleichermassen getragen wurde. Man könnte höchstens einschränkend anmerken, dass eiserne Ringe eher den römischen Männern allein vorbehalten waren.186 Zu Beginn steht der Schlüsselfingerring 237. Dieser gehört zum Typus mit einem senkrecht gestellten Schlüsselbart, der heute leider fehlt. Mit diesen Schlüsselfingerringen konnte man ein Drehschloss, wie es zum Beispiel bei Schmuckkästchen häufig angebracht war, öffnen. Schlüsselfingerringe des vorliegenden Typs datieren mehrheitlich ins 3. Jahrhundert.187 Mit 238 haben wir einen eisernen und ziemlich schmucklosen Fingerring mit vorgewölbter Ringplatte vor uns, bei dem einzig die Schultern durch ein einfaches Kreuzmuster verziert sind. Ringe dieser Art gehören zu einem ziemlich schlichten Typus, der eine regelmässige Verbreitung kennt und generell in die frühe und mittlere Kaiserzeit datiert werden kann.188 Da er aus Eisen ist, könnte es sich um einen Fingerring handeln, der von einem Mann getragen worden war. Am Schluss steht der Fingerring 239. Er gehört zum Typus der Ringe in Sphendonenform mit leicht betonter Platte. Von der ursprünglichen Einlage aus Glas oder Stein hat sich leider nichts mehr erhalten.189 Fingerringe dieser Art sind sehr weit verbreitet und hauptsächlich ins 1. bis frühe 2. Jahrhundert zu datieren.190 Fragmente (240-241; Taf. 12) Am Schluss der Schmuck- und Trachtobjekte stehen die zwei nicht ganz sicher zuweisbaren Fragmente 240 und 241. Das sehr feine Kettchenfragment 240 besteht aus kleinen Draht­ ringen, die zu Doppelschlaufen gebogen und ineinander gehakt wurden. Kettchen dieser Art sind auch unter dem Namen «Fuchsschwanzkettchen» bekannt. Ihre Nutzung lässt sich nicht auf eine Schmuckkette allein eingrenzen. Möglich wäre auch eine Verwendung als Halterungsteile von Lämpchen oder Laternen.191 Beim Häkchen 241 – die Hakenspitze ist abgebrochen – dürfte es sich am ehesten um den Verschlussteil einer Schmuckkette handeln, wobei diese jedoch meistens aus Silber und Gold bestanden.192


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