Ausstellung schloss bernburg 2016 1

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KULTURSTIFTUNG BERNBURG © 2016 OLAF BÖHLK • www.ksb-anhalt.de

SCHLOSS BERNBURG

SCHLOSS BERNBURG: 800 JAHRE ANHALT AN EINEM ORT ERLEBEN!

ALS ERINNERUNGSORT

DIE BURGKAPELLE 800 Jahre Sachsen und Anhalt spüren

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ie Reste der Bernburger Burgkapelle kennzeichnen einen für die sächsische und anhaltische Geschichte bedeutenden Schauplatz.

Nach seinem Tod in Bernburg, Anfang Februar 1212, begann von hier aus vermutlich die Trauerzeremonie der Überführung des Leichnams Herzog Bernhards III. von Sachsen nach Ballenstedt. Diese öffentliche Handlung kennzeichnet die erste Stufe des Erbfolgeantritts seiner beiden Söhne Albrecht und Heinrich. Mit dem „Bernburger Erbfall“ beginnt die eigenständige sächsische und anhaltische Landesgeschichte. Die Bernburger Burg wurde zur Jahreswende 1185/86 von Herzog Bernhard von Sachsen als „domo nostra Berneborch“ bezeichnet. Ihre romanische Kapelle kann als ein symbolischer „Geburtsort“ der späteren askanischen Länder Sachsen und Anhalt aufgefasst werden.

SACHSEN-ANHALT Waldau stand am Anfang

S

chon mit der ersten Erwähnung Waldaus im Jahr 806 tritt der Bernburger Raum in das Licht der Geschichte. Von hier aus begann mit einer weit ausgreifenden Feldzugskampagne die Eingliederung eines Großteils des Gebietes des heutigen Landes Sachsen-Anhalt in das ostfränkische und spätere Heilige Römische Reich. Ausgehend von Waldau entstanden Stützpunkte in Halle und gegenüber Magdeburgs. Diese beiden Kastelle kennzeichneten wichtige strategische Orte der fränkischen Militärorganisation, von denen aus der frühe Landesausbau des Gebietes östlich der Saale und Elbe vorangetrieben wurde. Die Rolle Waldaus ging im frühen Mittelalter auf das bedeutende Reichskloster Nienburg über. Die spätere Dreigliederung des Kulturraumes an mittlerer Elbe und unterer Saale in einen nördlichen, südlichen und mittleren Abschnitt findet somit bereits im frühen Mittelalter ihren Ausgang. Nach zähem Ringen um die Vormachtstellung im zentral gelegenen Bernburger Raum gelang es den Askaniern, eine Territorialbrücke zwischen ihrem neuen Herr-

schaftszentrum Aschersleben im Vorharz, dem alten Besitzkomplex im Köthener Raum und den neu erworbenen Gebieten in der Altmark und der Mark Brandenburg zu errichten. Diese Territorialbrücke bildete die Grundlage für die spätere Herausbildung des Landes Anhalt. Die Residenz Bernburg nahm eine besondere Stellung im Verbund der askanischen Fürstensitze ein. Als altes erbliches Eigengut der Askanier betrachtet, knüpften diese schon früh ihre symbolische Identität an den Adelssitz an der Saale. Hier kreuzen sich zwei wichtige kulturelle Achsen. Die Ost-West-Achse wird durch das ehemalige Land Anhalt gebildet und erstreckt sich vom Wittenberger Kernraum des askanischen Herzogtums Sachsen bis in das Harzgebiet. Die Nord-Süd-Achse gründet auf der alten, die Saale begleitenden Handelsroute, welche Magdeburg mit Halle verbindet. Diese historischen sächsisch-anhaltischen Kulturachsen bilden noch heute das Rückgrat des Bundeslandes Sachsen-Anhalt. Auch moderne Verkehrswege, wie die Autobahn A 14 und die B 6, folgen in ihrem Verlauf den traditionsreichen Verbindungslinien, die im Schloss Bernburg symbolisch und in eindrucksvoller Form verschmelzen.

Dabei stellt der unter dem Einfluss der halleschen Renaissancearchitektur und des reformatorischen Selbstverständnisses eines protestantischen Fürsten zu Lebzeiten Martin Luthers entstandene Baukörper der „Leuchte“ des Bernburger Schlosses einen bedeutenden Kristallisationspunkt dar, der nun wieder eine symbolische Rolle bei der Integration der sächsisch-anhaltischen Geschichts- und Kulturlandschaft spielen könnte. Wohl an keinem anderen Ort in Anhalt kann der Besucher 800 Jahre anhaltische Geschichte so eindrucksvoll erleben wie im Bernburger Schloss. Romanische Teile wie der eindrucksvolle Bergfried oder die Reste der Burgkapelle verbinden sich mit steingewordenen Zeugnissen für die Rolle der Askanier als fürstliche Reformatoren in der Epoche der Renaissance. Barocke Ornamente kennzeichnen das Zeitalter des Absolutismus und die klassizistische Inneneinrichtung des Langen Hauses vermittelt Werte der Aufklärung. Gebäude, welche erst in der Wende zum 20. Jahrhundert entstanden und sich nahtlos in den bestehenden Formenkanon einreihen, zeigen, dass Architekten und Baumeister mit dem Schloss Bernburg einen Ort schufen, der wie kein zweiter dazu einlädt, 800 Jahre Anhalt auf engstem Raum zu erleben.


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