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SCHLOSS BERNBURG
DIE ASKANIER – EINE DYNASTIE SCHREIBT GESCHICHTE WAPPEN DES BUNDESLANDES SACHSEN-ANHALT
ALS ERINNERUNGSORT
DER BERNBURGER ERBFALL 1212
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er „Bernburger Erbfall“ trat mit dem Tod des Herzogs Bernhard von Sachsen auf der Bernburg im Jahr 1212 ein.
Die Herrschaft Bernhards wurde nun zwischen seinen beiden Söhnen aufgeteilt: Sein jüngerer Sohn Albrecht erhielt das Herzogtum Sachsen, der ältere Sohn Heinrich die Grafschaft Anhalt.
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A
nhalts Geschichte berichtet einerseits von Teilungen, Verlusten und Niederlagen, andererseits verbindet sich mit Anhalt über Jahrhunderte hinweg ein hochdynamischer und äußerst verdichteter Kulturraum, dessen Protagonisten, die Askanier, es immer wieder verstanden, weit über die Grenzen ihres Herrschaftsgebietes hinaus Einfluss auf die europäische Kultur und Politik auszuüben. Die Wurzeln für die historische Bedeutung dieses Landes liegen im Mittelalter. Sowohl das Bundesland Brandenburg als auch das heutige Bundesland Sachsen führen ihre Tradition auf askanische Ursprünge zurück. Dieser Sachverhalt manifestiert sich auch in den Wappen der zwei Bundesländer, welche auf heraldische Symbole der Askanier verweisen. Auch das Wappen des Bundeslandes Sachsen-Anhalt greift die Hoheitszeichen der ehemaligen preußischen Provinz Sachsen und des Freistaates Anhalt auf. Es vereint somit ebenfalls mehrere askanische Wappenbestandteile. Der schwarze Adler als Teil des Wappens der preußischen Provinz Sachsen geht auf den Preußischen Adler und damit auf den schwarzen Reichsadler zurück. Ebenfalls als Teil des Wappens der preußischen Provinz Sachsen hielten im Schildhaupt des Landeswappens
die schwarz-goldene Teilung und der Rautenkranz Einzug. Im silbernen Schildfuß wird das ehemalige Land Anhalt durch den schreitenden Bären der Herrschaft Bernburg repräsentiert.
1 Askanisch-brandenburgischer Adler (Die Askanier stellten 1157-1320 die Markgrafen von Brandenburg.) 2 Bernburger Bär. Das Bärenmotiv tritt sowohl als zeitgenössischer Beiname Albrechts des Bären, im Ortsnamen „Bernburg“ als auch im Bernburger Leitnamen „Bernhard“ auf. Somit teilt sich Bernburg seinen Ortsnamen und das Wappentier mit der Stadt Bern in der Schweiz. 3 Der schwarz-goldene “Balkenschild“ wird vermutlich bereits auf einer Münze Albrechts des Bären gezeigt. Die „Königsfarben“ Schwarz und Gold könnten auf das Herzogtum Sachsen verweisen. 4 Nach dem „Bernburger Erbfall“ teilten sich die beiden Söhne Bernhards, Albrecht und Heinrich, zunächst den um 1200 entstandenen gespaltenen askanischen Wappenschild. 5 Die herzoglich-sächsische Linie der Askanier fügte vermutlich um 1250 den „Rautenkranz“ hinzu. 6 Der Bär als Wappentier trat, gemeinsam mit dem Leitnamen „Bernhard“ in der älteren Bernburger Linie der Askanier auf. 7 Ab 1295 wurde der Balkenschild auch ohne Adler als Wappen der herzoglich-sächsischen Linie der Askanier dargestellt, welche auch die Kurfürstenwürde erlangte. Nach dem Aussterben der herzoglichsächsischen Linie der Wittenberger Askanier ging im Jahr 1423/25
LAND BRANDENBURG
Der „Bernburger Erbfall“ kann somit als Stiftungsereignis des askanischen Herzog- und Kurfürstentums Sachsen und des Fürstentums Anhalt angesprochen werden. Das Ereignis 1212 bildet, dank seiner prominenten Überlieferung in den Stader Annalen, ein zentrales Datum der sächsischen und anhaltischen Landesgeschichte. Im Jahr 1946 wurden die Nachfolgeterritorien der 1212 gestifteten askanischen Länder zum Land Sachsen-Anhalt vereinigt. der sächsische Herzogstitel, das askanische Herzogswappen und die Kurfürstenwürde auf die Wettiner über. 8 Der „Rautenkranz“ trat im 14. Jh. auch im Wappen der anhaltischen Askanier auf. 9 Siegel des Amtes Bernburg aus dem 18. Jh. 10 Aufgrund der Entscheidungen beim Wiener Kongress 1815 ging der Titel „Herzog zu Sachsen, Engern und Westphalen“ auf den preußischen König Friedrich Wilhelm III. über. Als Landesherr des Herzogtums Sachsen übernahm er das herzogliche Wappen und den Namen „Sachsen“ für die neue preußische „Provinz Sachsen“. Ab dem Jahr 1864 begann die Balkenteilung mit der Farbe Gold. 11 Nach dem endgültigen Verlust der sächsischen Herzogswürde im Jahr 1815 führten die wettinischen Könige von Sachsen den herzoglich-askanischen Balkenschild als „Anspruchswappen“ weiter. 12 Mit der Abdankung der Askanier am 12. November 1918 erlosch die Verwendung des askanischen Wappenschildes als Hoheitszeichen. 13 Der 1918 gegründete Freistaat Anhalt gab sich ein Wappen in Anlehnung an das Bärenwappen der Herrschaft Bernburg. 14 Ab dem Jahr 1927 wurde dem Wappen der Provinz Sachsen der preußische Adler im Schildhaupt hinzugefügt.
LAND SACHSEN-ANHALT
FREISTAAT SACHSEN
Wappen des Landes Brandenburg David Liuzzo 2006
Auf diese Weise ist das sachsen-anhaltische Landeswappen eng mit dem Baukörper des Schlosses Bernburg verbunden. Wie das Wappen repräsentiert auch das Bernburger Schloss in einzigartiger symbolischer Form die Tradition des Landes Sachsen-Anhalt.
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Der Kunsthistoriker Heiko Laß schreibt zur Rolle des Schlosses Bernburg: „Die ‚Krone Anhalts‘ stellt mit der Leuchte auch einen für Sachsen-Anhalt einmaligen, wenn nicht den zentralen Identifikations- und Erinnerungsort für das ganze Bundesland bereit. Sie verweist auf die gemeinsamen Ursprünge aller Landesteile und zeigt den Beginn der Territorialbildung und Reformation in Sachsen-Anhalt und damit den Beginn der Staatlichkeit des gegenwärtigen Bundeslandes auf. In Bernburg steht sozusagen eine vorweggenommene Gründungsurkunde des Landes Sachsen-Anhalt, das eingebunden ist in ein größeres Deutschland. Das macht das Bernburger Schloss neben seinen künstlerischen Qualitäten und seiner historisch-politischen Bedeutung zu einer einmaligen Architektur in Sachsen-Anhalt und ganz Deutschland.“
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WIENER KONGRESS 1815
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4 BERNBURGER ERBFALL 1212
(Quelle: Landesherrschaft und sozialer
Wappen des Landes Brandenburg David Liuzzo 2006
Raum: Das Bernburger Schloss im 16. Jahrhundert – Ein zentraler Erinnerungsort des Landes Sachsen-Anhalt, Bernburg 2012)
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