Ausstellung schloss bernburg 2016 7

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KULTURSTIFTUNG BERNBURG © 2016 OLAF BÖHLK • www.ksb-anhalt.de

SCHLOSS BERNBURG

VON DER BURG ZUR STADT

WALDAU

ALS ERINNERUNGSORT

NEUSTADT ST. NIKOLAI

JÜDISCHE SIEDLUNG (VERMUTET) KLOSTERGARTEN EICHEHOF (STADTBURG) ALTSTADT ST. MARIEN

FÜRSTLICHER SONDERRECHTSBEREICH FERNHANDELSSIEDLUNG (VERMUTET) ALTSTÄDTER FLUSSTERRASSE ÄLTERER SAALE-HAUPTLAUF WALDAU STEPHANSBERG WALDAU MARTINSBERG

Die mittelalterliche Stadt

BERNHARD, 1180-1212 HERZOG IN SACHSEN. SIEGEL ALS „COMES IN ASCHERSLEVE“ AN EINER URKUNDE AUS DEM JAHR 1174

REKONSTRUKTION DES BERNBURGER STADTPLANES UM 1500 GRAFIK: OLAF BÖHLK

Von den beiden frühmittelalterlichen Herrschaftszentren Waldau und dem Bernburger Burgberg ausgehend entwickelten sich im Tal zwei hochmittelalterliche Gründungsstädte völlig unabhängig voneinander. Die wohl einst auf dem Westufer gelegene und später als „Neustadt“ bezeichnete Siedlung ging wahrscheinlich aus einer Nikolai-Fernhandelsniederlassung hervor. Die „Altstadt“ entstand unterhalb des Burglehens auf einer Flussterrasse und wurde vom „Schlossberg“ durch einen künstlichen Mühlgraben abgetrennt. Dieser Mühlgraben weitete sich später durch Erosion zum heutigen Saale-Hauptlauf aus.

BERNHARD STADTGRÜNDUNG Herzog in Sachsen und Bauherr als Erfolgsrezept

B

ernhard, der jüngste Sohn Albrechts des Bären, erhielt am 13. April 1180 die sächsische Herzogswürde.

Zur Jahreswende 1185/86 bestätigte er „in domo nostra Berneborch“ eine bedeutende Schenkung seines 1183 verstorbenen Bruders Dietrich von Werben an das lateinische Kloster in Jerusalem. Diese Urkunde verweist bereits auf eine Sonderstellung der Bernburger Burg als frühem und sicher nachweisbarem Herrschaftssitz des askanischen Herzogtums Sachsen.

Offenbar realisierte Bernhard in Bernburg mit Blick auf den welfischen Herrschaftssitz in Braunschweig - ein repräsentatives Bauprogramm, welches auch durch Baumaßnahmen an Stifts- und Klosterkirchen in seinem Herrschaftsbereich flankiert wurde. Als Beispiel kann die Klosterkirche St. Georg und Pancratius in Hecklingen genannt werden. Bernhard verstarb Anfang Februar 1212 in Bernburg. Die in den Stader Annalen überlieferte zu seiner Todesnachricht übermittelte Aussage, dass der Herzog aus dem Land Hadeln nach Bernburg zurückkehrte, kennzeichnet die Burg an der Saale als Basis seiner herzoglichen Reiseherrschaft.

D

er südliche Bernburger Raum gehörte ursprünglich zum Bezirk der Grafschaft Plötzkau. Der Erwerb dieser Grafschaft durch die Askanier im Jahr 1152 eröffnete ihnen neue Handlungsspielräume im Saalegebiet. Albrecht der Bär konnte nun das immer aussichtsloser werdende Vorhaben, über die Kontrolle der Reichsabtei Nienburg einen askanischen Saaleübergang zu schaffen, aufgeben und stattdessen die Gründung eines eigenen Herrschaftszentrums an der Saale in Angriff nehmen. Der bereits im Frühmittelalter begonnene Landesausbau im Saaletal führte durch unkontrollierte Rodung von Wäldern zu Erosionserscheinungen, als deren Folge die Flusstäler von Saale, Wipper und Bode mit mehreren Meter starken Auenlehmablagerungen aufgefüllt wurden. Aufgrund dieser Talaufhöhung verstärkten sich zum Ende des Frühmittelalters im Zusammenhang mit klimatischen Veränderungen auch die Hochwasserspitzen. Der Schutz der Siedlungen in den Fluss-

ÄLTESTE ABBILDUNG DER STADT BERNBURG AUS DEM JAHR 1570

tälern, welche im Frühmittelalter als Lebens- und Verkehrsräume dienten, wurde immer aufwendiger.

Wichtige Straßen mussten nun auf die Höhenzüge verlegt werden. An den Punkten, wo Flüsse zu überqueren waren, wurden kostspielige Damm- und Brückenbauten notwendig, welche zyklisch durch Hochwasser zerstört und wieder errichtet werden mussten. Nur die Anlage von „Talstädten“ konnte die dafür notwendigen Ressourcen bereitstellen. Im Bernburger Flusstal entstanden, auf ehemals gegenüberliegenden Fluss-

(FOTO: OLAF BÖHLK, KLOSTERKIRCHE NIENBURG)

ufern, gleich zwei dieser hochmittelalterlichen Gründungsstädte nebeneinander. Mit der Eingliederung des Gernröder Ministerialensitzes auf dem Waldauer Stephansberg nach 1220 herrschten die Askanier uneingeschränkt als Stadtherren über beide Bernburger Städte, auf die sie den Namen ihrer Burg „Bernburg“ übertrugen. Bernburg entwickelte sich bis zum 16. Jahrhundert zur wirtschaftlich zweitstärksten Stadt Anhalts nach Zerbst.


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