Kr one 09 2013 web

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Ku l t u r u n d B ü h n e / /

»SPASS SATT – WENIGER IST MEHR« Unter diesem Motto präsentiert Volker Diefes seine besten Nummern live und unplugged im Mies 1:1-Modell. Diefes wird im ungewöhnlichem Ambiente gehörig Theater machen, weit weg vom Comedy-Einheitsbrei der Medien und Großraum-Comedy. Ein feuriger Abend ohne Konserve – pur, live, lebendig, leibhaftig am Leben mit handgemachter Musik am Klavier und an der Gitarre. Begleitet wird er dabei vom Krefelder Musiker und Komponisten Michael C. Kent. VVK-Stellen: Jazzkeller Krefeld, Lohstr. 92, Telefon: 0162/201 3145. Mikado, Krefeld Nordwall 51 Telefon: 0 2151/7599176 oder direkt bei Volker Diefes info@diefes.de, Telefon: 0176/6401 0698. //te Do 05.09.13, 19.30 Uhr, Mies 1:1, auf dem Egelsberg, VVK 15 Euro, AK 18 Euro

FAST FAUST Das »Faust« von Goethe ist, das weiß fast jeder – dass ein Stück mit 57 Rollen eine unrealistische Besetzung für ein kleines Theater ist, kann jeder erahnen. Also bringt KRESCH das große Stück mit kleinem Bühnenbild, minimaler Technik und Riesenleidenschaft zu zweit auf die Bühne. Zuschauerhilfe nicht ausgeschlossen... Doch der Teufel steckt nicht nur im Pudel, sondern auch im Detail, und manche Hürde muss live mit Phantasie und Tempo gemeistert werden. Die beiden Schauspieler schlittern dabei von einem Höhepunkt zum nächsten, bringen jedoch in 90 Minuten das Dreistundenwerk zur Aufführung. Diese Faustversion von Albert Frank ist nicht nur ein verrücktes Theaterspektakel mit viel zu wenig Schauspielern, es wird dabei tatsächlich Goethes Faust auf die Bühne gebracht //te, red Premiere Fr 27.09.13, 19 Uhr | Studiobühne II, Empfehlung: 14+, ab 8. Jahrgangsstufe, Weitere Termine 29.09. & 30.09.

HEIMATKUNDE MIT DIRK BRALL

WIE KEINER SONST Am 22. September wird der Bundestag neu gewählt. Und seit Wochen hängen Plakate überall in Krefeld herum. Menschen wie Siegmund Ehrmann, Kerstin Radomski, Otto Fricke oder Ulle Schauws und deren Programme wollen kennengelernt werden. Viele Ehrenamtliche hängen sich rein, um unsere Gesellschaft mit zu gestalten. Zwei Bücher sind unter anderm in diesem Jahr erschienen, die sich diesem Thema von unterschiedlichen Seiten nähern. „Keine Experimente“ von Markus Feldenkirchen erzählt die Geschichte von dem Bundestagsabgeordneten Frederik Kallenberg, der aus dem Sauerland kommt und für konservative Familienpolitik steht. Kallenberg stammt aus einem vernachlässigten Elternhaus, sein Vater ist Alkoholiker, seine Mutter sucht andere Männer auf. Schon früh lernt Kallenberg seine Frau kennen, die das Leben mit ihm gerne teilt, aber nicht nach Berlin will. Dort ist er bald bekannt für seine gefestigten Meinungen. Bis er sich während einer Veranstaltung zum Thema Feminismus in die Studentin Liane verliebt und mit ihr eine Affäre beginnt. Feldenkirchen begleitet seine Hauptfigur durch den Dschungel seiner Gefühle und Handlungen. Kindheitsgeschichten erklären die Motivation seines Verhaltens. Der soziale Aufstieg und das „Bessser-Machen-Wollen-Als-Die-Eltern“ sind die Beweggründe des ehrgeizigen Politikers, der über seine Kräfte arbeitet, bis ihm der Spagat in seinem Leben unerträglich wird und er verschwindet. Und damit auch die Grundlage seines Lebens. In dem Buch geht es weniger um den Wandel in der Familienpolitik als um einen Menschen, der seine Motive überprüfen muss und dessen Wurzeln nicht ausreichen, um sicher zu stehen. Der Roman erzählt von einem Menschen, der sich zu viel zutraut und dann ausweicht. Und er zeigt, wie Menschen manchmal lieber ihren Vorstellungen von sich glauben, als sich zu suchen.

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Ein anderer Roman aus dem gleichen Verlag Kein&Aber erzählt von einem Mord an einem Politiker. „Wie keiner sonst“ vom dänischen Autor Jonas T. Bengtsson ist die Geschichte eines Jungen, der von seinem Vater großgezogen und auf eigenwillige Weise aufs Leben vorbereitet wird. Der Vater ist getrieben, was der Leser lange nicht versteht. In schlichter Sprache und aus der Perspektive des Jungen erzählt, schlittern die beiden durch die achtziger Jahre Dänemarks. Mit Aushilfsjob hält sich der Vater über Wasser. In kleinen Absteigen wohnen sie. Und dennoch erlebt der Junge eine außergewöhnliche Nähe des Vaters. Wie kaum ein anderer kümmert er sich liebevoll um den Sohn, öffnet ihm einen wachen Blick auf das Leben. Dass in dem Vater eine brutale Krankheit schlummert, ist nur zu erahnen. Dann geschieht etwas Furchtbares, das den Vater in eine geschlossene Psychiatrie bringen lässt. Ein Politiker ist betroffen. Der Junge ist auf sich alleine gestellt. Und taumelt durchs Leben, bis er endlich wieder stehen kann. Mit voller Wucht dringt die Geschichte ins Herz, ohne aufdringlich zu sein. Unsere Politiker entscheiden, gestalten und provozieren manchmal. Und sie haben ihr ganz eigenes persönliches Leben. Und sie vertreten die Krefelder Bürgerinnen und Bürger. Es gibt sie, die Menschen, die wirklich etwas verändern wollen. Man kann sie wählen. //db Dirk Brall ist Schriftsteller, Herausgeber des FROH! Magazins und Leiter des Kirschkamperhofs in Krefeld.


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