Ausgabe 9

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Neue Sender für ein neu strukturiertes Radio Hinzu kam noch, dass Anfang der Siebziger noch mehr Sender von den ARD–Anstalten gesendet wurden, wie zum Beispiel Bayern 3, HR 3 und SWF 3, welcher am beliebtesten war. Mit der Sendung „Pop – Shop“ brachte SWF 3 frischen Wind in die Radiokultur und vor allem junge Leute wurden davon magisch

schnell gegründeten Sender eroberten regelrecht die Massen. Das wiederum gefiel den öffentlich – rechtlichen Sendern nicht: Sie verloren ihre Hörer und mussten somit versuchen sich dem neuen Sound im Radio, der immer noch durch Pop und Rock geprägt war, wieder anzupassen. Gleichzeitig hatte man allerdings auch noch das Problem, dass man keine Kopie eines Privatsenders sein durfte, um nicht zu angepasst zu erscheinen. Das führte dazu, dass man diese Sender mehr und mehr in Altersklassen unterteilte und auch zwischen verschiedenen Genres unterschied. So konnte man als Klassikinteressierter auch nur noch das hören, was einem gefiel und da viele Jugendliche nur Privatsender hörten, wurden

Philips 461A Arioso ( 1937/38 ) mit tschechischer Warnung, während des 2.Weltkriegs Feindsender zu hören.

angezogen, da man ausschließlich die neusten Hits sendete. Das Vorbild stellte mal wieder BBC dar, die mit ihrem Sender BBC1 die erste Rundfunkanstalt gewesen war, welche Popmusik, witzigere, gelassenere Moderatoren und lange Sendezeiten kombinierten. Bis 1981 gab es aber keine privaten Sender, welche heutzutage die meisten Hörer anziehen. Sie waren verboten. Doch durch ein Urteil des Bundesverfassungsgerichtes in diesem Jahr wurde der Weg für solche Sender freigemacht. Und diese 36

Foto: Eckhard Etzold / Wikimedia Commons

der sich ein neues Konzept überlegten: Das Radio sollte den Hörer nicht auf seine Lieblingssendung warten lassen, sondern ihn mit gerade dieser Sendung durch den ganzen Tag begleiten. Von da an lief mehr Musik, es gab viel mehr Nachrichten und somit wurde auch die Berichterstattung schneller.

auch Jugendsender eingeführt, die ähnlich wie Privatsender nur die gerade angesagten Hits sendeten. So gewann man wieder Hörer für sich.

Was dem Radio zu denken geben sollte

Heute sieht das Ganze wieder komplett anders aus: Jetzt zählt kaum ein Musiker mehr auf Präsenz im Radio wie früher, mittlerweile ist das Internet für die Meisten viel wichtiger, um sich etablieren zu können. Wo man früher noch schnell die Nachrichten einschaltete, damit ja keine wichtige Neu-

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igkeit verpasst wird, lässt man sich heute Zeit und „googelt“ wichtige Nachrichten nur noch. Vor allem Jugendliche besitzen gar kein Radio mehr, es ist doch viel bequemer die Musik, die man hören will, herunterzuladen und dann auf dem MP3 – Player oder iPod abzuspielen. Im Radio kommt doch sowieso nicht immer das, was man hören will, oder? Doch davon lässt sich kein Radiosender unterkriegen: Sie besitzen heutzutage eigene Internetseiten, auf welche sie die neusten Meldungen stellen, einen Blog und einen Livestream. Außerdem gibt es Webradiosender, die Leute auf der ganzen Welt rund um die Uhr mit ihrem Musikgeschmack versorgen. Man kann sich heutzutage auch einzelne Beiträge auf der Website des Senders herunterladen oder einfach nur anhören. Und wer weiterhin alles hören will, der verlässt sich einfach darauf, dass sein neues Handy ein eingebautes Gerät hat, das UKW empfängt. Oder man macht einfach das Autoradio an. Wer trotzdem noch seinem Radiogerät treu bleiben will, der kann sich allerdings darauf einstellen, dass es bald nur noch die neuen, schon oft beworbenen „Digitalradios“ gibt, die immer glasklaren Sound, kein Rauschen usw. versprechen. Es stimmt übrigens, da diese Radios keine Frequenzen gebrauchen, um Musik zu spielen, sodass das nervige Suchen nach dem richtigen Sender und das zwischenzeitliche Rauschen endlich ein Ende hat. Nun ist unsere kleine Zeitreise durch die Geschichte des Radios vorbei. Vielleicht lasst ihr es euch noch mal durch den Kopf gehen, wenn ihr wie ich morgens am Frühstückstisch sitzt und euer Lieblingssender mit euch den Tag beginnt.


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