kreuz&quer Ausgabe Frühling 2011

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Editorial

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as ist Glauben? Wie schnell lesen wir über diese Frage hinweg, weil wir sie für uns entweder schon beantwortet haben oder aber meinen, man könne eh keine so schnellen Antworten darauf geben. Was ist Glauben?! Warum glauben? Evangelisches Kreuzgymnasium. Religionsunterricht jede Woche. Kirchentag in Dresden. – Mehr oder weniger alltägliche Gründe, die neue Ausgabe von „kreuz&quer“ dem Thema „Glauben“ zu widmen. Rein äußerlich scheint eine gewisse Nähe zum Thema Glauben und Religion für uns alle zu gelten. Aber ist dies ein Thema, das uns wirklich bewegt? Ein Thema, das uns nahe geht? Ein Thema, das modern und aktuell ist?

Glauben hat viele Nuancen, viele Strömungen, viele Gesichter – und dieser Vielfalt haben wir uns anzunähern versucht. Mal eher humorvoll in den Artikeln zur „Heiligen“ des Monats oder zu diesem geheimnisvollen religiösen Heiligtum, welches immer freitags besucht wird… Auf der anderen Seite eher nachdenklich und fragend, wie in den Interviews, Berichten und Reportagen zum religiösen Leben unserer Stadt und an unserer Schule: Wer wusste, dass es ganz in unserer Nähe praktizierende Buddhisten gibt? Oder wie sich Moslems in unserer Stadt fühlen?

der? Zum Schluss lasst euch überraschen von einem Rückblick auf den „Tag der Offenen Tür“ und die Kunstnacht – beide standen ja im Zeichen des Herzens (und des Kirchentags): „Hier wird auch Dein Herz sein.“ Womit wir dann wieder beim Glauben wären. Viel Spaß beim Lesen wünscht Eure Redaktion von kreuz&quer

Illustriert werden viele Artikel von Fotos und Zeichnungen, die unsere Mitarbeiter gestaltet haben. Vielleicht erkennt ihr ja das eine oder andere religiöse Bauwerk aus unserer Stadt wie-

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Inhalt Was bedeutet Glauben?

Seite 6

Leitartikel

Als Muslim in Dresden leben Seite 12

Gespräch mit Saad Elgazzar

Ein bisschen Erleuchtung Seite 8

Epochalnoten Seite 18 Ein Kommentar über ihren Sinn

Kunstseite

Ein Einblick in den Buddhismus

Seite 20

Rückblick Kunstnacht

Heilige

Seite 16

Die scheinheilige Ecke des Monats

Drei Leben für den Glauben Seite 10

Urnen in Dresden

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Schüler für Schüler Seite 25


Manchmal muss man fragen

Seite 25

Herr Küfner im Interview

Freitag Seite 30

Ein wichtiges Ritual

Die wahre Geschichte von Jesus

Seite 34

Apokryphes Evangelium

Im Schweigen beschenkt werden

Seite 26

Ein Bericht aus dem Kloster

Fotoseite Seite 32

Felix Winkelmann & Wendelin Böhm fangen religiöse Momente in unserer Stadt ein

Impressum

Seite 38

Wise Guys

Seite 28

Die A-capella-Band im Interview

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Titel

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Was bedeutet Glauben?

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„Glaube ist Liebe zum Unsichtbaren, Vertrauen aufs Unmögliche, Unwahrscheinliche.“, definierte Johann Wolfgang von Goethe den Glauben. Allgemein bezeichnet das Wort „Glaube“ den Zustand, auf etwas zu vertrauen, das nicht erwiesen ist. Doch wieso sind so viele Menschen gläubig, und was macht den Glauben aus?

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ie Anhänger vieler Religionen stellen sich ihre Götter als menschen- oder tierähnliche Wesen vor. Dies muss allerdings nicht immer der Fall sein. So wird in anderen Glaubensrichtungen viel mehr eine körper- und gestaltlose, spirituelle höhere Macht verehrt, geheimnisvoll oder zum Teil auch klar definiert. Eines haben alle Gottesbilder jedoch gemeinsam: Sie sind Vorstellungen, also keine festen Tatsachen, denn Glaube ist nicht Wissen. Man kann trotzdem stark von etwas überzeugt sein, sogar so stark, dass man es zu wissen glaubt. Selbstverständlich kann theoretisch jeder selbst entscheiden, worin er seine Überzeugungen und Hoffnungen investiert. Jeder sollte doch nur eine Sache unterstützen, die er für richtig hält. Praktisch jedoch muss man sich eingestehen, dass die Zugehörigkeit an eine bestimmte Religion natürlich auch erziehungsbedingt ist. Wird ein kleines Kind im Alter von einem halben Jahr christlich getauft und besucht danach jeden Sonntag regelmäßig mit seinen Eltern den Gottesdienst, wird es sich als Erwachsener eher nicht für eine andere Religion entscheiden, da es von Anfang an sehr stark im Christentum verankert ist. Es nimmt sich seine Eltern als Vorbild, wie jedes andere Kind auch. So beeinflussen diese besonders sein Weltbild, seine Idealvorstellungen und seinen Glauben. Doch warum suchen so viele Menschen überhaupt Bestäti-

gung in nicht bewiesenen Tatsachen, wie zum Beispiel der Existenz eines Gottes oder mehrerer Götter? Es gibt eine eigene Forschungsrichtung, die Neuro-Theologie, die sich mit dieser Frage befasst. Hier suchen Wissenschaftler etwa nach einem „Glaubensbereich“ im Gehirn, der dafür zuständig ist, dass Menschen auf eine ganz bestimmte Glaubensrichtung vertrauen. Noch weiß man nicht sehr viel über den Zusammenhang zwischen Glaube und Gehirn, da diese Wissenschaft noch recht jung ist. Sicher aber ist, dass zum Beispiel religiöse Erfahrungen, wie sie beim Meditieren gemacht werden, mit Vorgängen im Gehirn in Verbindung gebracht werden können. Bei der Meditation nimmt die Aktivität des Stirnlappens ab. Dieser ist für die Selbstwahrnehmung zuständig, sodass der Meditierende glaubt, mit dem Gegenstand der Meditation zu verschmelzen und ihn als sehr wirklich wahrnimmt. Trotzdem ist das noch lange kein Beweis dafür, dass aller Glaube allein von unserem Gehirn für uns „zurechtgelegt“ wurde. Was real ist und was nicht, versuchen Philosophen, Theologen, Biologen und Physiker herauszufinden. Einige Wissenschaftler unterstützen die These des amerikanischen Biologen Dean Hamer. Dieser behauptet, ein spezielles Glaubens-Gen entdeckt zu haben, welches für religiöses Empfinden, aber auch für die Produktion verschiedener Botenstoffe des Gehirns, die entweder Wohlbefinden,

aber auch Unbehagen auslösen können, verantwortlich ist. Dieses Gen, so Hamer, sei bei Menschen, die empfänglich für Mystik sind, anders aufgebaut als bei solchen, die es nicht sind. Besonders weit verbreitet ist die Ansicht, dass Menschen den Glauben nutzen, um sich die Welt um sich herum zu erklären und das Unbegreifliche begreiflich zu machen. Wir brauchen den Glauben, um zu verstehen und um Trost zu schöpfen. Viele Menschen finden durch den Tod eines nahen Angehörigen oder durch die eigene Krankheit den Weg zum Glauben. Sie finden hier Trost, meist Hoffnung auf ein Leben nach dem Tod, fühlen sich durch ihre Verwurzelung in einer religiösen Gemeinschaft gestärkt. Verschiedene Studien zeigen, dass die Zufriedenheit mit dem eigenen Leben durch die Zugehörigkeit zu einem bestimmten Glauben steigt. Weiterhin ist erwiesen, dass sehr gläubige Menschen ein geringeres Risiko haben beispielsweise an einer Depression zu erkranken.

Laura Blome Klasse 10

Egal, welcher Religion man angehört, Glaube gibt Kraft, gibt Mut, gibt Zuversicht, wenn auch keine absolute Gewissheit.

Die Forschung kann die Existenz eines Gottes oder generell einer höheren Macht weder beweisen, noch widerlegen, so dass „Gott“ wohl immer unbegreiflich bleiben wird.

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Reportage

X Ein bisschen Erleuchtung Es ist eine Kunst Eine Kunst den Geist zu transformieren- Buddhismus

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s ist kalt. Schnell schlüpfe ich durch den Türspalt. Kaum drinnen, springen mich plötzlich zwei große, bellende weiße Hunde an. Sie lecken mir die Hand und tollen wie verrückt um mich herum. Ich bin überrascht. Nicht, weil ich eigentlich solche wortwörtlich umwerfenden Hunde nicht besonders mag, sondern weil ich eher gedacht hätte, ich befände mich in einer Jugendherberge, statt im „Amitayus“, einem buddhistischen Klausurhaus in Schmiedeberg, 40 km entfernt von Dresden.

Lieber Vertrauen als Glauben. Das also soll ein Platz sein zum Meditieren und Nachdenken, um zur Ruhe zu kommen und sein inneres Selbst zu finden? Enttäuschung macht sich in mir breit, als eine Stimme, leicht und doch drängend, die Hunde zu sich ruft. Neugierig blicke ich auf. Der Mann, der auf mich zukommt, scheint jung zu sein, etwa Anfang zwanzig. Er ist ein ganz normaler, unauffälliger Mann - bis auf das matt-goldene Gewand, das er auf dem

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kleinen, dünnen Körper trägt. „Lieber Vertrauen als Glauben“ ist die erste Lektion, die mir der merkwürdige Mann bald nach unserer ersten, flüchtigen Begegnung beibringt. Er ist der Abt des Klausurhauses. Glauben hätte im Buddhismus etwas „Blindes“, meint er. Hören, nachdenken und verstehen. Das ist wichtig. Nicht einfach nur so glauben, auch wenn es der Lehrer sagt.

Unendlicher Glanz, unendliches Leben. Im Buddhismus gibt es zwei Ebenen. Die erste ist die relative Ebene. In dieser Ebene sollen die Leiden anderer vermindert bzw. ausgelöscht werden. In der zweiten Ebene, der absoluten, soll die Wahrheit erfahren werden, es soll vollkommene Weisheit und Allwissenheit über das Universum erlangt werden. Beide Ebenen versucht der Abt seinen Schülern nahe zu bringen. Als Grundlage ihrer Religion haben Buddhisten statt der Bibel eigene Schriften. Sie bestehen aus 100 Bänden, die den buddhistischen Kanon bilden. Unendlicher Glanz, unendliches Leben (=Amitayus) ist das Endziel für jeden Buddhisten. Sie glauben an die Wiedergeburt, also den Geburtenkreislauf aller Lebewesen und wollen aus diesem Geburtenkreislauf entkommen, hin zur

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Erleuchtung.

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Was für uns merkwürdig, langweilig, für manchen sogar sinnlos erscheint, ist für die Buddhisten das Wichtigste an jedem Tag.

Essensgebote Ich warte, worauf, weiß ich nicht. Das einzige was ich gerade weiß, ist, dass vor jedem eine Schale mit etwas Reis, Tofu und Gemüse steht, und dass keiner davon isst. Eine Frau kommt herein. Sie wirkt überrascht, schnappt sich ihre Schale, um sich etwas zu Essen zu nehmen und setzt sich dann schnell hin. Endlich können wir mit dem Essen anfangen. Merkwürdig. Niemand fängt an, alle sitzen still. Mein Magen knurrt, während alle etwas Reis auf den Rand des Tabletts tun. Warum? Warum können wir nicht endlich essen? Plötzlich reden alle monoton und laut und ich kippe


fast vom Stuhl. Ich schließe die Augen um mich zu beruhigen, während mein Magen weiterjammert. Eigentlich essen Buddhisten ihre Mahlzeit schweigend. Nur vor dem Mittagessen wird Buddha gedankt, indem etwas Reis auf das Tablett getan wird und laut praktiziert wird. Gegessen wird schweigend. Überhaupt darf nicht viel im Klausurhaus geredet werden, denn das Leben als buddhistischer Mönch ist sehr streng. Um 10 Uhr abends wird geschlafen, halb 4 morgens wird aufgestanden. Dazwischen immer ein Wechsel aus Essen, Lernen und Praktizieren. Buddhisten sind außerdem sehr sparsam. Nach dem Essen wird Wasser in die Schale gegossen, diese mit dem Finger gesäubert und dann wird ausgetrunken.

Mahayana. Das ist die Richtung die im Klausurhaus unterrichtet wird. Neben Mahayana (=großes Rad) gibt es noch Thervada (=kleines Rad). Im Thervada strebt der Buddhist nach Selbsterlösung. Er will also direkt ins Nirvana, Jenseits. Das Ziel im Mahayana ist, das Leid aller Wesen in der Welt auszulöschen und dadurch zur Erlösung zu gelangen. Mahayana lässt sich nochmal in 3 Hauptschulen unterteilen. Die Erste ist der Zen-Buddhismus, also die Meditation in der die Buddhisten nach Wahrheit suchen, innere Leere und die Natur erkennen sollen. Im Vajrayana (=Donnerkeil), der zweiten Hauptschule, müssen Geist und auch Körper gestärkt werden, um im gleichen Leben erlöst zu werden. Am häufigsten im Amitayus ist die Schule des

„Reinen Landes“ vertreten. Die Buddhisten versuchen im gleichen Leben oder unmittelbar nach ihrem Tod in das Land von Buddha Amitaba zu gelangen.

Wer, wie, was ist mein Geist?

Ein mattes, goldfarbenes Gewand streift den harten, kalten Fliesenboden. Es herrscht absolute Stille. Kein Bellgeräusch, kein Rascheln nichts. Abgewandt von uns sitzt er, der Mönch. Hinter ihm, links, und rechts sitzen seine Schüler, schweigend, eingehüllt in ein braunes oder hellblaues Gewand. Ganz vorn leuchten fünf riesige, goldverzierte Statuen, Buddhas. Davor hockt er in seinem dicken, goldenen Gewand, schweigend, still. Ich warte. Wir warten. Eine Ewigkeit vergeht und wir warten weiter. Und weiter. Und weiter. Endlich, bewegt er sich. Die Schüler fangen an zu praktizieren. Aufstehen. Hände vor die Nase. An die Brust. Hinknien. Offene Hände auf den Boden. Aufstehen. Hände vor die Nase. So geht es eine Ewigkeit weiter. Was für uns merkwürdig, langweilig, für manchen sogar sinnlos erscheint, ist für die Buddhisten das Wichtigste an jedem Tag. Buddhisten beten nicht, sie praktizieren, da sie nicht an einen eigentlichen „Gott“ glauben. Dabei rezitieren sie Texte, um ihren Geist ruhig und klar werden zu lassen und ihren Geist kennenzulernen. Das ist die Schwierigkeit. Nicht den Geist zu trainieren, zu stärken, sondern ihn zu erkennen, zu beherrschen.

Eine Kunst die man verstehen muss. „Das Leben.“ antwortet der Abt auf die Frage, was ihn denn mit dem Buddhismus verbindet. Er und seine Schüler verbringen jeden Tag in ihrem Leben nach dem gleichen Muster. Für einen Außenstehenden scheint ein so „eintöniges“ Leben sehr langweilig. Aber für den Abt und seine Schüler ist jeder Tag ein Tag, der sie ein Schritt näher zu ihrem großen Ziel, zur Erleuchtung bringt. Kalt weht mir der Wind entgegen. Ich schließe die Tür und laufe zum Auto. Der Motor springt an. Es brummelt. Bevor wir das kleine Tor passieren, drehe ich mich nochmal um. Ein letztes Mal blicke ich zurück auf das Klausurhaus Amitayus, einem Ort, der mir seltsam und geheimnisvoll, bescheiden und unergründlich scheint. Einem Ort, der für viele unverständlich ist. Einer Religion, die man verstehen muss.

Nam Nguyen Klasse 10

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Reportage

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Drei Leben für den Glauben

„Ihr könnt mir’s glauben, dass es sehr schmerzlich ist. Wenn die Tür zu meiner Zelle geschlossen wird, wenn Schloss und Riegel krachen, meine ich, ein Sarg wird geschlossen und ich lebendig begraben.“ (Alojs Andritzki, Brief aus dem Konzentrationslager Dachau)

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Lisa Marie Schuler Klasse 10

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mmer mehr Menschen strömen auf den schon dicht bevölkerten Platz vor dem ehemaligen Polizeipräsidium. Neben den einfachen Bürgern sind es auch große und kleine Gruppen von Glaubensgemeinden. Farbenfrohe Trachten tragend und ihre Fahne mit dem Emblem stolz in der Luft flackernd. Man drängt sich an dem diesigen Tag dicht zusammen, um nichts von dem Kommenden zu verpassen. Aber noch passiert nichts. Man wartet in freudiger, aber auch ernster Erwartung, denn noch fehlen die Ehrengäste, der Grund, warum sich Tausende deutsche und sorbische Katholiken zusammengefunden haben. Dann kommt auf einmal Bewegung in die Menschenmenge und eine breite Gasse wird gebildet. Die Hälse werden

gereckt, jeder möchte einen Blick auf den erwarteten Menschenzug erhaschen, leises Gemurmel kommt auf und dann, dann sieht man sie kommen. Es ist ein langer Zug, welcher aber in keinem Verhältnis zu den schon wartenden Menschenmassen steht. Während er einzieht und auf die Bühne vor dem Präsidium zusteuert, kann man zum ersten Mal die Personen sehen, wegen denen alle hier sind. Oder zumindest das, was noch von ihnen noch übrig geblieben ist: Auf einer von vier elegant gekleideten Männern getragenen Trage stehen sie: Drei kleine, grauschwarze Zylinder, umgeben von einer Vielzahl von Blumen. Die Urnen von Alojs Andritzki, Bernhard Wensch und Aloys Scholz. Die drei Männer waren während

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des Nationalsozialismus in verschiedenen Ämtern der katholischen Kirche hier in Dresden tätig gewesen. Wegen ihres – der Meinung der Nationalsozialisten nach schlechten - Einflusses auf die Jugend, oder, wie in Scholzes Fall, wegen Übertretung des Verbotes des Predigens in Französisch wurden sie in das Konzentrationslager Dachau deportiert Hier kamen sie auch 1942 bzw. 1943 gewaltsam ums Leben. Ihre Überreste wurden später auf dem Katholischen Friedhof in Dresden begraben, von wo aus sie jetzt vor das ehemalige Polizeipräsidium überführt werden. Ihrer soll heute, am 5. Februar, gedacht werden. Gleichzeitig wird die Seligsprechung Andritzkis vorbereitet, der mit


seiner Offenherzigkeit und jugendlichen Energie die gefangenen Priester unterstützt und nicht nur mit seiner Gläubigkeit beeindruckt hat, sodass seine Mitgefangenen ihn schon damals als Heiligen bezeichneten. Die Prozession wird von sorbischen Bläsern aus Andritzkis Heimatstadt Radibor eröffnet und auch die Dresdner Kapellknaben, deren Präfekt Andritzki war, singen ihm zu Ehren. Nach den einleitenden Worten des Bischoffs Joachim Reinelt und einem deutschen Loblied liest der jetzige Kaplan der Hofkirche aus Andritzkis Briefen vor. Die erste Station endet mit einem sorbischen Loblied. Die Zuhörer sind still; traurige und ernste Ehrfurcht liegt auf ihren Gesichtern. In der folgenden Prozession über den Altmarkt zur Kathedrale und in verschiedenen Zwischenstopps erfahren sie immer mehr über das Leben und die Gefangenschaft der drei. In der Hofkirche angekommen, lässt man sich auf den Bänken nieder und singt erneut gemeinsam. Auch ein sorbischer Schü-

lerchor aus Bautzen singt Lieder über das Vertrauen zu Gott, welches Andritzki, Wensch und Scholz durch ihre wohl schwerste Zeit half. Während die fremdartig klingenden Worte in den schweigenden Menschen nachklingen, werden die Urnen in die Gruft der Kirche gebracht, wo sie bis zu der Seligsprechung Andritzkis verbleiben sollen. Es folgen knapp die Lebensgeschichten der Märtyrer, in welchen deutlich wird, wie Andritzki den Priestern in die Trost- und Hoffnungslosigkeit der Gefangenschaft ein wenig Freude gebracht hatte. Da er ein junger, sportlicher Mann war, brachte er sie durch athletische und akrobatische Einlagen zum Lachen. Es heißt, er habe ständig Räder geschlagen und sei abends mit einem dreifachen Salto ins obere Etagenbett gesprungen. Aber er half auch durch sein unerschütterliches Vertrauen in Gott, welches ihm sogar auf dem Sterbebett nicht abhanden kam, als man ihm auf die Bitte nach einem priesterlichen Beistand mit der Giftspritze antwortete. So schrieb er auch in

seinen Briefen: „Die Not wird schon ein Ende nehmen. Gebe Gott, dass aus all dem Leid eine bessere Welt ersteht.“

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Die Not wird schon ein Ende nehmen. Gebe Gott, dass aus all dem Leid eine bessere Welt ersteht.

Nach der Predigt, Fürbitten, dem Vaterunser und dem Segen endet die Prozession. Und während die Menschen sich in alle Himmelsrichtungen aufteilen, sind viele noch in ihren Gedanken bei den drei beeindruckenden Männern, welche für ihren Glauben und ihre Überzeugung eingesperrt und getötet wurden. Sie haben dabei ihr Vertrauen in Gott nicht verloren und fanden sogar noch Energie und Mut, füreinander da zu sein.

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Als Muslim in Dresden leben

Interview

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aad Elgazzar ist der Physiker und Vorsitzender des „Marwa el Sherbini Kultur und Bildungszentrum Dresden“. Wie er seine Religion sieht, wie es ihm als Ägypter in Dresden geht und weiteres hat er in einem Interview mit Flora Halbert erzählt. Was ist für Sie das wesentliche am muslimischen Glauben?

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Saad Elgazzar: Es gibt 5 Fundamente des Islams. Wir glauben, dass es nur einen Gott gibt. Er ist überall und wir können ihn nicht sehen, aber er kann uns sehen. Er hält die Welt zusammen und hilft den Menschen zu verstehen, wie sie leben können oder sollen. Wir wissen von Gott durch die Propheten, der letzte war Mohammed. Der zweite Punkt ist, dass wir unseren Gott fünf Mal am Tag treffen müssen – um zu beten. Drittens müssen wir ab einem bestimmten Besitz, den wir haben, Geld anderen geben, um ihnen zu helfen. Und viertens fasten wir einen ganzen Monat – sechs Stunden am morgen oder sechs am Abend oder vom Sonnenaufgang bis zum Sonnenuntergang.

Es bewegt etwas in der Seele, verstehen Sie? Es macht glücklich.

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Und der letzte Punkt ist, einmal im Leben nach Mekka zu gehen. Wenn man will, kann man auch öfter gehen, aber wenigstens einmal im Leben.

Waren Sie schon in Mekka? S E: Ja.

Und wie war es da?

S E: Ja, es war großartig, weil man zwanzig bis dreißig Tage an einem Ort verbringt, nur um zu beten, mit allen anderen, nur um zu beten. Ich habe meine Arbeit verlassen, meine Familienangelegenheiten, meine Probleme, einfach alles, nur um dort zu beten. Es bewegt etwas in deiner Seele, verstehen Sie? Man ist glücklich.

Wie leben Sie den Islam? Wie können Sie ihre Religion mit Ihrem Alltag vereinbaren?

S E: Wir haben einen Zeitplan, um zu beten. Ich stehe meistens sehr früh auf, denn die Zeit zum ersten Mal zu beten ist 5:30 Uhr am morgen. Also stehe ich 5:15 auf und gehe in unser Islamisches Zentrum am Straßburger Platz, um zu beten und gehe danach wieder nach Hause. Dann wecke ich meine Tochter und sie kann beten…. Manchmal steht sie auch auf, betet und geht dann wieder schlafen. Dann helfe ich meiner Familie, weil ich eher wie eine Mutter bin, nicht wie ein Vater. Wir frühstücken zusammen und dann bringe ich

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meine Tochter in die Schule. Danach arbeite ich die meiste Zeit. Ich bin Physiker. Die Zeit, zum zweiten Mal zu beten, ist gegen 12:30 Uhr. Das dritte Mal etwa 15:15 Uhr und das vierte Mal um 17:00 Uhr herum. Das letzte Mal bete ich so gegen 19:30 Uhr. Das sind meine Gebetszeiten. Dazwischen kann ich vielen Aktivitäten nachgehen. Das ist der normale Tag. Aber wir haben auch einen Feiertag, einen heiligen Tag wie Sonnabend bei den Juden und Sonntag bei den Christen. Wir haben den Freitag. An diesem Tag sollten, nein, müssen wir in die Moschee zum Beten gehen. […] Wir treffen uns da, wir beten zusammen, und wir unterhalten uns über unser Leben, die Probleme, die wir haben und so etwas. Das ist der besondere Tag, der Freitag. Hier in Deutschland, treffen wir uns auch am Samstag, weil hier Wochenende ist. Dann verbringen wir den Tag in der Moschee und manchmal organisieren wir auch Sportveranstaltungen, zum Beispiel spielen wir Fußball. Wir sind eine große Gemeinschaft, und so machen wir viel zusammen.

Seit wann sind Sie in Dresden und wie gefällt Ihnen die Stadt?

S E: Zum ersten Mal war


ich hier 2000, als ein arabischer Student, der seine Doktorarbeit in Theoretischer Physik geschrieben hat. Ich habe hier fünf Jahre mit meiner Familie gewohnt.[…] Nachdem ich meine Doktorarbeit geschrieben hatte, arbeitete ich eine zeitlang in der Uppsala Universität in Schweden, drei Jahre lang. Und danach ging ich nach Johannesburg in Südafrika. Das ist schön, mit Theoretischer Physik, ich kann für Dresden arbeiten, aber die Welt besuchen… Also, wie mein Leben hier ist? In meiner islamischen Gemeinschaft? Ja, man kann sagen, es ist gut, nicht exzellent, wie in meinem Heimatland (Ägypten). Die Leute hier sind sehr geschäftig. Zum Beispiel ist es schwierig, sich am Freitag zu treffen, selbst für eine oder zwei Stunden. Der Alltag hier arbeitet gegen uns. In unserem Heimatland haben wir Freitag und Samstag Feiertag…. Aber man kann sagen, es ist gut hier.

Gibt es viel Ablehnung gegenüber Ihrer Religion hier? Haben Sie schon Anfeindungen erfahren?

S E: (überlegt eine kurze Weile) Ich glaube, wir haben die gleichen Probleme wie alle anderen Immigranten auch. Wir haben einen Vorteil: Leute die uns begegnen, wissen nicht genau, ob wir arabisch sind, oder nicht. Unsere Hautfarbe, unser Gesicht kann man nicht zuordnen, wir könnten aus Indien kommen,

oder aus Pakistan, vielleicht auch aus Afrika. Wenn es Probleme gibt, dann nur bei Frauen, die einen Schleier tragen. […] Aber nur weil man Muslim ist? Eigentlich nicht. Vielleicht noch, wenn man ein schlechtes Benehmen hat, dann akzeptieren die meisten Menschen einen nicht. Aber wenn man ein gutes Benehmen an den Tag legt, wenn ich die Leute immer nett grüße zum Beispiel, oder einfach wenn ich etwas Gutes tue, werde ich auch keine Probleme haben. […] Also wenn du in Deutschland bist, dann musst du dich an die Regeln anpassen und sie erlernen. Dann wirst du auch akzeptiert. Wenn du die Regeln nicht erlernst, dann ist das dein Problem. Allerdings ist diese Akzeptanz nicht immer sehr hoch. Trotzdem, ich habe nie Anfeindungen mir gegenüber erlebt. Vielleicht manchmal, aber das könnte auch an meiner Sprache liegen.

Wann haben Sie von dem Mord an Marwa el Sherbini (zum ersten Mal) gehört?

S E: Ich kannte Marwa el Sherbini, sie war eine Freundin der Familie und eine Freundin meiner Frau. Zu dieser Zeit war ich in Alexandria, da habe ich meine Ferien verbracht. An einem Tag habe ich die Eltern getroffen, weil sie uns eine Wohnung vermietet hatten. In der Nacht bekam ich einen Anruf aus Deutschland, von meinem Freund, und er sagte, eine

unserer Schwestern, eine Frau sei ermordet worden. Sie wüssten nicht genau, was passiert war, und wer es war. Meine Frau kannte Marwa sehr gut, sie hatte ihr auch von dem Fall erzählt. Für uns war es sehr problematisch, wir wussten nicht so genau, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Ich wartete dann bis zum Morgen und traf die Eltern und die Schwester und erzählte ihnen, dass etwas passiert war. Ich sagte, ich wüsste nichts genaues, obwohl ich wusste dass sie tot war. Danach, ein paar Stunden später, wussten alle, was in Deutschland passiert war. Danach kam ich wieder nach Deutschland zurück und wir änderten den Namen unseres Zentrums. Zuerst hieß es „Islamisches Kultur – und Bildungszentrum Dresden“ doch wir änderten es um auf den Namen „Marwa el Sherbini Kultur – und Bildungszentrum Dresden“. Wir haben der Familie in Ägypten auch gesagt, dass der Mörder kein Deutscher war. „Deutschland ist nicht so, ich wohne dort, ich kenne die Deutschen“, erklärte ich ihnen. Ich glaube, kein deutscher Mann hätte das tun können.

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Was waren Ihre Reaktionen zu dem Urteil, wie werten Sie die Reaktionen Sachsens und Dresdens auf den Mord?

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S E: Das Urteil des Gerichts war akzeptabel, nicht gut, aber akzeptabel. Es ist dort im Gericht etwas sehr Schlimmes passiert und das hätte verhindert werden müssen. Außerdem gibt es kein Schmerzensgeld für so eine Tat. Marwa el Sherbini hat keine Versicherung gehabt, und ihr Mörder auch nicht. Deswegen hat die Familie nichts bekommen.

Ich glaube, kein deutscher Mann hätte sie umbringen können. Auch die Reaktion der Politik war nicht sehr gut, vom Anfang bis zum Ende. Sie hätten uns zum Beispiel helfen können, oder so etwas, aber nichts ist passiert.

Wie ist Ihr Zentrum entstanden?

S E: Wir haben es im Juni 2009 gegründet. Und etwa einen Monat später starb Marwa el Sherbini. Aber Marwa hat mitgeholfen im Verein, sie war ein Mitglied unserer Gemeinschaft. Die Medien haben mich gefragt, warum wir den Namen des Zentrums verändert haben. Ich habe gesagt, Marwa war eine besondere Frau. Sie war eine

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Pharmazeutin und im ägyptischen Team für die Hilfe in Entwicklungsländern. Sie hat auch in einer Sprachschule für Immigranten geholfen. Sie war auch eine Mutter, mit einem Sohn und schwanger, die trotzdem weitergearbeitet hat. Und als sie dieses Problem auf dem Spielplatz hatte*, hätte eine andere Frau den Mund gehalten und wäre einfach nach Hause gegangen. Aber sie hat die Polizei gerufen, und hat ihr Recht eingefordert. Deutschland ist ein freies Land. Dann ist sie vor Gericht gegangen. Was dort passiert ist, dass müssen Sie die Polizei fragen. Aber ein Beamter schoss Marwas Mann ins Bein und Marwa wurde erstochen. Sie war wirklich ein sehr gutes Beispiel für eine islamische Frau. Wenn es jemand anderes gewesen wäre, hätten wir das Zentrum vielleicht nicht umbenannt. Wir haben es nur für diese besondere Frau gemacht.

Was wollen Sie mit Ihrer Arbeit erreichen? Was ist Ihr Ziel?

S E: Unser Ziel ist es, unsere Gesellschaft und unsere Kultur zu erhalten. Wir haben sehr wenige Muslime in Dresden. Von 1000 arabischen Immigranten kommen 300 Menschen in die Moschee zu uns. Wir versuchen, eine gute Verbindung zu unserem Glauben herzustellen und unseren Kindern unsere

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Kultur beizubringen. Wenn ich nämlich wieder nach Hause gehe, und sie nichts über unsere Kultur gelernt haben, dann komme ich mit einer deutschen Familie nach Hause, nicht mit einer ägyptischen. Wir wollen also unseren Familien die islamische Ethik beibringen und den interkulturellen Dialog verbessern

Darf ich Sie fragen, was Sie von der „Revolution“ in Ägypten halten? S E: (lacht) Gute Frage….

Wir haben auf diese Revolution gewartet. Was in Ägypten war, war wie in Deutschland, als Hitler an der Macht war. Es gibt zwar in Ägypten keinen Krieg, aber wir haben ein schlechtes Wirtschaftssystem, ein schlechtes Bildungssystem und es war eine sehr starke Diktatur. Zwei Monate vor der Revolution gab es eine Wahl. Aber bei dieser Wahl gab es eigentlich so gut wie keine Freiheit. Die Menschen sind zu Hause geblieben, statt zu wählen… Es war wirklich verrückt! Einfach alles war schlecht. Wir brauchen eine Demokratie, eine Herrschaft des Volkes. Mubarak hat versucht, seine Politik frei vom Islam zu machen. Das war okay, das war seine Idee. Aber das ist abnormal, man kann kein System gegen die Mentalität seines Volkes organisieren. Wir sind Muslime, wir


brauchen einen muslimischen Hintergrund in unserem Land. Mubarak hat es versucht, aber zum Schluss hatten wir eine sehr schlechte Situation in Ägypten. Und deswegen haben die Ägypter rebelliert und nun können wir eine Demokratie wie im Westen aufbauen, aber mit einem muslimischen Hintergrund, mit dem Koran als Grundlage.

Vielen Dank für das Gespräch! *siehe Infobox über den Mord an Marwa el Sherbini

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Wir sind Muslime, wir brauchen einen muslimischen Hintergrund in unserem Land.

Flora Halbert Klasse 10

Infobox Am 21.8. 2008 bittet die Ägypterin Marwa el Sherbini den Weißrussen Alex W., eine Schaukel für ihren Sohn frei zu machen. Der beschimpft sie aber als „Terroristin“ und „Schlampe“, worauf die Ägypterin die Polizei ruft und Anzeige erstattet. Ein Jahr später, am 1. Juli 2009 sagt vor dem Gericht aus und will danach gerade aus dem Raum gehen, als Alex W. auf sie zustürzt und ihr mehrmals mit einem Messer in die Brust sticht. In einem Handgemenge wird ihrem Mann von einem Polizisten aus Versehen in das Bein geschossen, und die schwangere Marwa el Sherbini stirbt noch im Gerichtssaal. Der Fall erregte in der ganzen Welt Aufsehen. In Ägypten Demonstrierten Tausende und fordern zu einer harten Bestrafung des Täters auf. Ab dem 25.August lief der Prozess gegen Alex W., der schließlich mit einer lebenslangen Freiheitsstrafe endete.. Der Leichnam der Ägypterin wurde in ihrem Heimatland beerdigt. Ihr Mann und ihr Sohn leben heute in London.

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Katharina von Alexandria war eine Märtyrerin, die um das Jahr 300 gerädert werden sollte, weshalb ihre Attribute das Rad und auch die Bücher sind. Sie ist nämlich Patronin für vielerlei. Unter ihre Schützlinge fallen: die Mädchen, Buchhändler, Gelehrten, Scherenschleifer und andere Berufe, die mit Rädern zu tun haben und außerdem Lehrer und Studenten. Ihr Gedenktag ist der 25. November.

Margareta von Antiochien, gefeiert am 20. Juli, ist eine Märtyrerin gewesen. Ihre Attribute sind Kreuz, Fackel (wegen der Folter die, sie erleiden musste) und Drache, weshalb sie oft mit der von Georg dem Drachentöter befreiten Königstochter gleichgesetzt wird. Sie soll Frauen bei schweren Geburten beschützen, da sie laut der Legende unversehrt aus dem Leib des Drachen befreit worden sein soll.

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n der katholischen Kirche spielen die Heiligen eine nicht zu unterschätzende Rolle. Jeder von ihnen hat einen bestimmten Aufgabenbereich und Schützlinge, um die er sich kümmern soll. Selbst die Vornamen sind mit Heiligen verbunden. kreuz&quer stellt fünf Heilige vor, mit ihren scheinheiligen Namensvertretern an unserer Schule.

Heilige

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Marlene Woschni Klasse 11


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Der Name Johanna stammt aus dem Hebräischen und bedeutet "Gott ist gnädig". Die heilige Johanna von Orléans lässt sich jedes Jahr am 30. Mai feiern. Bekannter ist sie vielen unter dem Namen Jeanne d’Arc. Sie ist die Patronin Frankreichs. Ein passender Vorname also für Frau Johanna Olfert, Französischlehrerin bei uns an der Schule.

Der Erzengel Gabriel wird am 29. September gefeiert. Oft wird er auch als weibliches Wesen dargestellt. In der Bibel erscheint er unter anderem Maria und verkündet Jesus’ Geburt. Sein Zeichen ist die Lilie. Er ist nicht nur Namenspatron von Frau Gabriele Füllkrug, sondern auch Patron des Fernmelde- und Nachrichtendienstes, der Boten, Postboten, Postbeamten und Briefmarkensammler und hilft gegen eheliche Unfruchtbarkeit.

Die heilige Dorothea ist auf verschiedenen Bildnissen an einer Schüssel Blumen oder auch Äpfel erkennbar. Dorothea bedeutet Geschenk Gottes, ihr Gedenktag ist der 6. Februar. Sie ist außerdem Patronin der Blumengärtner, Bräute, Bierbrauer und hilft bei Armut, falschen Anschuldigungen und Todesnöten. Nebenbei bemerkt: Frau Dörte Müller-Lange hat eine Apfelallergie.


Kommentar

X „Kommen wir zu den Epochalnoten...“

In Nordrheinwestfalen gehören sie längst zum Schulalltag, in Sachsen tut man sich mit ihnen noch schwer – die Epochalnoten. Sie sollen die qualitative und quantitative Mitarbeit bewerten, doch nicht jeder findet sie gut. Ich hab mich auf die Suche gemacht und Lehrer sowie Schüler gefragt, was sie davon halten.

Als Thomas in der Mathearbeit die 4 hatte, war das ziemlich überraschend, er ist in Mathe sonst immer der Beste. Am Tag vor der Klassenarbeit ist seine Oma gestorben, er war ziemlich fertig. Dass er jetzt so schlecht steht, ist ziemlich doof – wir wissen ja alle, dass er rechnen kann!

Hat Philipp eigentlich jemals einen Test geschrieben, ohne sich vorher einen Spicker zu machen? Warum kommt der immer damit durch?

Benedikt Hackenbroich Klasse 12

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Oh, man! Philipp quatscht mich dauernd von der Seite an, kann mir mal jemand erklären, wie man sich da konzentrieren soll?

Wieso bitte hab ich mündlich ´ne 2 gekriegt? Ich hab mich nie gemeldet! Nicht, dass ich mich beschweren würde…

Lisa hat mündlich schon wieder eine Eins bekommen, dabei melde ich mich doch viel öfter! Nur weil ihre Mutter mit Frau Lüdenscheid befreundet ist…

Wenn Herr Müller anfängt, die Epochalnoten zu verkünden, geh ich immer auf Toilette. Irgendwie schaffe ich es nie, mich zu melden. Was ist, wenn es falsch ist? Dann lachen alle.

Frau Lüdenscheid hat mir erklärt, dass sie auf mich leider keine Rücksicht nehmen kann. Sie kann für mich nicht immer eine extra Arbeit schreiben, weil ich eine Lese-RechtschreibSchwäche hab. Aber ein bisschen unfair ist es schon, oder?“

VERSETZT EUCH DOCH MAL IN DIE LAGE DES LEHRERS UND DES SCHÜLERS. WIE WERDEN DIE SCHÜLER BENOTET? IST DAS GERECHT? WARNUNG: Dies ist eine fiktive Klasse. Ähnlichkeiten mit real existierenden Personen oder Gegebenheiten sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

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an sieht, beide Seiten können gute Argumente anführen. Doch bisher haben wir uns vor allem die Sicht der Schüler angeschaut. Wie sehen die Lehrer das Problem?

Auch hier zeigt sich ein differenziertes Bild. Während einige Lehrer glühende Verfechter der Epochalnoten sind, zeigen sich andere nicht bereit, die mündliche Leistung eines Schülers bei der Zeugnisnotenbildung zu berücksichtigen. Frau Müller-Lange meinte beispielsweise, dass der Unterricht immer ein Miteinander sei. Ein interessanter, nicht nur auf Frontalunterricht beruhender Schulalltag sei auf die Schüler und deren aktive Mitgestaltung angewiesen, dies müsse man auch entsprechend würdigen. Frau Golbing äußerte dagegen ihre Ängste, dass die Epochalnoten dazu führen könnten, dass die Schüler sich nicht mehr trauen, nachzufragen, wenn sie etwas nicht verstanden haben, weil sich das kontraproduktiv auf die Note auswirken könnte. Auch andere Gründe sind für uns Schüler nachvollziehbar. Ein Lehrer kann, wenn er die Mitarbeit der Schüler benotet, keine harten Kriterien ansetzen, wie etwa bei der Korrektur einer Mathematikarbeit, wo es in vielen Fällen nur ein Richtig oder Falsch gibt. Stattdessen muss er das Wagnis eingehen, aus seinen (logischerweise lückenhaften) Erinnerungen etwas zu bilden, das sich in ein Schema von 1 bis 6 einordnen lässt. Dabei können subjektive Einflüsse, die auch außerhalb des Unterrichts ihren Ursprung haben können – etwa ein freundlicher Umgang und respektvoller Ton – nicht vollständig ausgeschlossen werden. Dass sich so eine wacklige Urteilsfindung schwer rechtfertigen oder begründen lässt, ist auch einleuchtend.

Einige Lehrer beklagen auch, dass sie die Schüler zu wenig unterrichten, um ein ausreichendes Bild ihrer Fähigkeiten erstellen zu können. Gerade in der Oberstufe, wo ein Grundkurs nur zwei Stunden in der Woche unterrichtet wird, die Note aber ins Abitur eingeht und so den restlichen Lebensweg mitbestimmt, wird das Problem deutlich. Doch man darf nicht nur die eine Seite betrachten. Auch andere Fächer werden subjektiver bewertet als man es gerne hätte. Wer von uns hat sich noch nicht über eine Deutschnote aufgeregt, die absolut ungerechtfertigt erscheint? Zu behaupten, nur die Epochalnote sei solch äußeren Einflüssen unterworfen, ist Augenwischerei. Und auch für Lehrer macht es durchaus Sinn, die Mitarbeit der Schüler zu benoten: Gerade die lebenden Sprachen müssen selbstverständlich gesprochen werden. Diesen essentiellen Teil des Unterrichts nicht zu benoten, wäre unfair denen gegenüber, die vor allem dort ihre Stärken haben. Zudem ist die Epochalnote für manchen Schüler eine Quell der Motivation (Vergleich Ausgabe Winter 2010: Für eine Überschrift war ich jetzt zu faul…). Wie sollte man mit Epochalnoten also verfahren? Ich habe in meiner Schulzeit beide Extreme erlebt. In NRW wurden die Noten in einigen Fächern zu 100% durch die Epochalnote bestimmt, in Sachsen werden in manchen gar keine vergeben. Ich persönlich bin für einen Kompromiss zwischen beiden Varianten, wobei die Epochalnote je nach Fach 50% bis 25% der Gesamtnote ausmachen sollte. Denn entgegen der Annahme einiger Schüler, eine solche Benotung bedeute mehr Stress, weil ja alles berücksichtigt wird, ist der Schulalltag stattdessen

entspannter. Wenn ein Teil der Note durch das Unterrichtsgespräch ausgemacht wird, besteht kein so großer Bedarf nach Tests und Klassenarbeiten. Für mich am wichtigsten ist jedoch der Umstand, dass die Epochalnote, im Unterschied zu den konventionellen Leistungsfeststellungen, keine Stichprobe darstellt, sondern einen fairen Schnitt der Leistung über das ganze Jahr hinweg. Also, wenn ihr euch das nächste Mal über eine Epochalnote aufregt, denkt an das, was ich hier geschrieben habe – auch Lehrern fällt es schwer, diese zu vergeben. Und für die Lehrer gilt: Haben Sie den Mut zur Epochalnote!

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Bei der mündlichen Mitarbeit gibt es keine harten Kriterien, wie richtig und falsch, dadurch sind subjektive Einflüsse nicht zu vermeiden.

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Kunstseite

X Herzschlag

K Marlene Woschni Klasse 11

Thekla Liebmann Klasse 10 Fotos

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unstnacht und Tag der offenen Tür liegen zwar schon einige Wochen zurück, der besondere 10. Februar ist vielen jedoch bis heute im Herzen geblieben. Zum Thema "Herzschlag" wurden Werke über Werke ausgestellt; von Performance über Malerei, Plastik, Aktion, Grafik, Film bis hin zur Fotografie war alles vertreten. Außerdem tobten den ganzen Abend lang verschiedenste Bands mit ihrem Publikum in der Aula. Zum zweiten Mal wurde der Kunstpreis verliehen. Nicht zu vergessen die mehr oder weniger herzhafte Verpflegung, Theateraufführungen, die Eröffnungsperformance der Kunstleistungskurses als Herzkreislauf, Verkaufsausstellung und Bücherbasar zugunsten der Leselandschaft. Wer am Ende des Abend sein Herz nicht lauter hat klopfen hören, muss etwas falsch gemacht haben.

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X

Schulinternes

Wenn Schüler für Schüler da sind... Mittlerweile sind 26 Schüler aus den Klassen 8 bis 12 im Projekt Schüler für Schüler. Trotzdem ist das Projekt noch nicht sehr bekannt an der Schule, weshalb es an dieser Stelle kurz vorgestellt werden soll:

Lisa Marie Schuler Klasse10

Dieses Projekt kommt eher einer Ausbildung, als nur einer Schul-AG gleich. 22

Im Projekt Schüler für Schüler lernen wir Schüler, wie wir für Andere da sein können, wenn diese jemanden brauchen, der ihnen zuhört und hilft. Dabei erlernen wir unter der Anleitung von Herrn Hauptmann und Frau Boback, den Vertrauenslehrern unserer Schule, wie kleinste Veränderungen in der Art und Weise der Kommunikation, ein Gespräch verändern und leiten können. An der in-

tensiven und auch theoretischen Arbeit, welche wir immer montags eine Stunde lang ausüben, erkennt man, dass dieses Projekt eher einer richtigen Ausbildung gleichkommt als „nur“ einer schulischen AG. Es handelt sich dabei um eine intensive Schulung in Themen wie Streitschlichtung, Kommunikationsausbildung bzw. – verbesserung und Selbstreflexion, um ein besseres Bewusstsein für unseren Gesprächspartner, uns und das Gespräch an sich zu bekommen. Das Hauptziel von Schüler für Schüler ist eben das, dass wir als Schüler für Schüler da sein können, wenn diese etwas bedrückt oder sie einfach

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nur jemanden zum Reden brauchen und das für jeden Schüler. Dabei gilt für uns eine verbindliche Schweigepflicht, sodass es niemandem unangenehm sein muss, zu uns zu kommen. Ein weiterer wichtiger Bestandteil des Projektes sind die Patenschaften für die 5. Klassen, welche diesen eine gute Eingliederung in das Schulleben ermöglichen sollen. Wer uns erreichen will, kann uns entweder persönlich ansprechen, oder einen Zettel in den Briefkasten der Schülervertretung werfen. Wir haben für jeden und alles ein offenes Ohr.


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Aktion

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Interview

Manchmal muss man fragen... Die Glaubensfrage… sie ist auch Thema der aktuellen Folge von “Manchmal muss man fragen…!“. Dieses Mal haben wir Herrn Küfner, Lehrer für Physik und Mathematik, über seine ganz persönliche Beziehung zu Gott und die Bedeutung von Glauben in seinem Leben befragt.

G

lauben Sie?

Ja, ich halte mich schon für einen gläubigen Menschen. Ich bin christlich erzogen und aufgewachsen. Als ich ungefähr 15 war, habe ich dann auch eigene Erfahrungen mit dem Glauben gemacht. Nicht nur das, was mir vorgelebt wurde, sondern vor allem meine eigenen Erfahrungen sind mir wichtig. Und Gott begleitet mich bis heute. Da gibt es etwas Persönliches mir gegenüber. Man kann es als Gott bezeichnen, muss man aber nicht. Jedenfalls ist da jemand, der es gut mit mir meint.

Welcher Religion gehören Sie an?

Ich bin evangelisch-lutherischer Christ.

Wer oder was ist Gott für Sie?

Wo Gott ist, kriegen wir nicht raus. Muss man auch nicht. Die Menschheit hat sich immer Gedanken und ein Bild von Gott gemacht. Aber die haben nie lang gehalten. Jede Zeit muss sich ein eigenes Bild von Gott

machen. Mein eigenes Gottesbild ist, so gegensätzlich das auch klingt, abstrakt-persönlich.

Welche Rolle spielt Gott in Ihrem Leben?

es gut, dass ich auch so mit Gott reden kann.

Was würden Sie fühlen, wenn jemand beweisen würde, dass Gott nicht existiert?

Da habe ich zu oft drüber nachgedacht und bin zu der Überzeugung gekommen, dass Thekla Liebmann & Louisa Hutzler das nicht geht. Man kann GotKlasse 10 tes Existenz nicht beweisen, aber man kann auch seine Nicht-Existenz nicht beweisen. Das beunruhigt mich überhaupt nicht.

Ist Ihnen die Institution Kirche, im Bezug zum Glauben, wichtig? Gott ist auf alle Fälle ein Jemand, zu dem auch Kontakt möglich ist. Gott ist jemand, der unsere Vorstellungen bei weitem übertrifft. Ich bin Gott auch für Vieles dankbar, aber manchmal bin ich mit meinem Gott auch im Clinch. Als ich jetzt erfahren habe, dass einer unserer Schüler sehr krank ist, war mein erster Gedanke: „Gott, was soll das?“ Ich finde

Zurzeit ärgere ich mich sehr über unsere Kirche aus verschiedenen Gründen. Aber ohne Kirche würde Glauben auch nicht funktionieren. Ich denke auch, dass sich Gott oft über die Kirche ärgert und manchmal auch sehr, sehr traurig ist. Aber vorwiegend wird er sich kaputtlachen.

Herr Hürten: „Manche Kommunikationswege

verstehe ich nicht, aber ich bin lange genug verheiratet, um so etwas einfach herunter zu schlucken.“

Herr Keil: „Ich gehe ein wie Frau Christof: „Sport ist kein Unterricht.“

eine Blume, wenn Sie nicht mit mir reden.“

Herr Küfner: „Eine Blondine

kauft einen Spiegel bei Ikea, die Verkäuferin fragt: ‚Soll ich ihnen den Spiegel noch einschlagen?‘ Blondine: ‚Um Himmels Willen nein! Ich will ihn doch noch ganz mit nach Hause nehmen!‘ “

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Bericht

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Im Schweigen beschenkt werden Viele von euch kennen sicher noch Frau Reichel – Lehrerin für Französisch und Religion – die an unserer Schule unterrichtet hat. Im letzten Jahr verbrachte sie sechs Monate in einem Kloster „auf Probe“ – einige ihrer vielen Erfahrungen hat sie mit uns geteilt.

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Katja Reichel ehemalige Lehrerin für Französisch und Religion

utsch!!!“, 5.40 Uhr, der Wecker! Ein normaler Januarmorgen des Jahres 2010, es ist noch dunkel, der kalte Nordwind – „bise“ - pfeift und heult durch alle Ritzen des kleinen Zimmers im „Paradies“. Ja, so heißt der Flur, in dem sich meine „Klosterzelle“ hier in der Communauté de Grandchamp, www.grandchamp.org, unweit von Neuchâtel in der französischen Schweiz, befindet. Es ist Zeit für die Morgenmeditation von 6.00-6.30 Uhr. Ich steige mühsam die Treppe hinunter, versuche im Halbschlaf alle Stufen zu treffen. Vor der Ausgangstür angekommen und mit dem Blick auf 50cm Schnee und einer gefühlten „Windtemperatur“ von 40 Grad unter Null, packen mich ganz unheilige Gedanken, die auch nicht weniger werden, als ich mich durch den Schnee über den Hof zur Kapelle, die „Arche“ genannt, vorkämpfe. Ich muss unwillkürlich an Herrn Hürten denken - ob der wohl heut mit dem Fahrrad zur Schule fährt? Dabei mag ich diese Zeit am Morgen im Kloster besonders – von 6.00 bis 8.45 Uhr, unterbrochen von einem kleinen Frühstück, ist Zeit für Gebet und Meditation, erst allein, dann im Morgengebet gemeinsam, das

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heißt ca. 30 Schwestern, dazu Freiwillige, Helfer, Freunde und bis zu 35 Gäste aus allen möglichen Ländern. Darauf folgt noch die Lectio Divina – eine Form der persönlichen Bibeltextmeditation, im Schweigen. Warum tut „frau“ so etwas? Ich meine, danach folgen noch so „spannende“ Dinge wie Arbeiten in Garten, Küche, Hof, Büro von 9. –12 Uhr, wieder gemeinsames Beten, Essen im Schweigen, Ausruhen, Meditieren in Stille von 15 15.30 Uhr, Arbeiten bis 18.15 Uhr, Abendgebet, Essen im Schweigen, Nachtgebet bis ca. 21 Uhr. - Und nicht zu vergessen, hübsch über den Tag verteilt, die mehr oder weniger großen Abwaschberge, für deren Erledigung, sich „ganz freiwillig“ bei der morgendlichen Arbeitsbesprechung gemeldet wird… Warum? Warum an einem Ort der Stille und des Gebets leben wollen? Wer will, kann eine erste Antwort auf diese Frage in der Kreuzkirche in Dresden finden – im Hefter vorn links beim Kerzenständer findet Ihr einen Text der Brüder von Taizé mit dem Titel „Schweigen“:

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„Nicht nur Stillwerden, Nicht nur entspannen, mich loslassen, (…) nur einen Augenblick lang (…)das ist Schweigen vor Gott - Empfangen…“ Eine andere Antwort ist das Erlebnis einer kambodschanischen Frau, die unter dem Pol Pot Regime ihren Mann und Bruder verlor. Als sie noch zur Schule ging, fragte sie, aufgebracht durch das Schweigen der buddhistischen Mönche im Tempel, ihren Vater: „Wozu soll das gut sein? Einfach nur dasitzen und schweigen und beten und meditieren? Wir müssen etwas gegen das Unrecht tun und für mehr Gerechtigkeit kämpfen!“ Und da sagte ihr Vater: „Weißt Du, wenn wir uns das Unrecht wie ein Rudel bellender Hunde vorstellen, dann brauchen wir die Orte des Schweigens, um ihr Heulen wirklich hören zu können. Es geht sonst im täglichen Lärm unter und wir können es nicht mehr wahrnehmen.“ Aufmerksamer werden, Hinhören, achtsamer leben, gewaltlos bis in die kleinsten Alltagsdinge hinein, Vertrauen üben ---schweigend. Simone Weil, die verrückte französische Widerständlerin in der Zeit des 2.Weltkrieges, die in ihrem englischen Exil nur so


viel Essen zu sich nahm, wie es Gefangene in Deutschland bekamen, weil sie solidarisch sein wollte mit denen, die leiden, schrieb es so: „Ein Märchen der Eskimo erklärt den Ursprung des Lichts folgendermaßen: Der Rabe, der in der ewigen Nacht keine Nahrung finden konnte, begehrte nach dem Licht und es ward hell über der Erde. Ist das Begehren echt, begehrt man wirklich das Licht, so bringt das Begehren nach dem Licht das Licht hervor.“ Eine komisch, verrückte Sehnsucht ist es wohl, die einen nach einem solchen Ort Ausschau halten lässt. Hat sich mein Glaube und meine Sicht auf die Kirche in dieser Zeit

geändert? Unter den Gästen dieser Gemeinschaft, die in der Tradition der Reformierten Kirche der Schweiz steht, sind immer viele Menschen aller Glaubensrichtungen. Ich sehe noch die Kleine Schwester (Katholische Gemeinschaft) aus Mossul/Irak, vor mir, die einen Vortrag an einem Abend hielt und über die Lage der Christen in ihrem Land berichtete, oder den Sufi (muslimische Strömung der Mys

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„Wozu soll das gut sein? Einfach nur dasitzen und schweigen und beten und meditieren?"

tik), der zum 2.Weihnachtsfeiertag kam und mit uns betete, die orthodoxe Nonne, die unsere morgendlichen

Frau Britz: „Kann doch

Meditationszeiten teilte, die Gemeinschaft des interreligiösen Dialogs von Neuchâtel, die gemeinsam in Grandchamp einen Baum pflanzte zum Zeichen des Miteinanders… Die Liste derer, die die gleiche Sehnsucht teilen ist lang, die Namen sind verschieden, die Unterschiede sind da und es ist wichtig sie wahrzunehmen, aber im Wesentlichen sind wir nicht getrennt. Es ist die durch Erleben gewachsene Erkenntnis, dass es trotz aller Verschiedenheiten im Glauben einen anderen Weg gibt als Gleichgültigkeit oder Ablehnung gegenüber jenem, der anders ist, glaubt, liebt, fühlt, denkt. Das Innerste ist Einheit und nicht Getrenntsein. Was macht mich da so sicher? Meister Eckhart, der große christliche Mystiker, sagte:

„L’amour nous fait devenir ce que nous aimons.“

Frau Habermann: „Ich

schwuchtel jetzt mal zum nicht so schwer sein, sich in Lehrerzimmer... oder wie nennt ein Mitochondrium ihr das?“ hereinzuversetzen. (Handy klingelt) Oh, stell mal laut, das interessiert uns jetzt! Herrr Bieneck bei der Suche (Handy aus) nach Information zu einem Feigling.“ Herr Ackermann: „Wie lange Artikel: „Gibt es da brauchen sie noch? Reichen Freundschaften, die man ausnutzen könnte?“ zwei Minuten? Nein? Och, ich langweile mich immer so, wenn nichts passiert.“

Herr Großer: „Putin hätte

gesagt: ‚Pff, ist mir egal, ich bring um, wen ich will. ‘ “

Herr Hürten, nachdem Gloria sich beschwert hat, dass er

ihr in ihrem Test eine schlechtere Punktzahl gegebn hat, als sie nach der Bewertungsmatrix verdient hätte: „Lassen Sie das Ding mal kursieren, korrigieren Sie ihre Note und unterschreiben Sie mit meinem Namen!“

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Interview

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Vielstimmige Weisheit Ein Interview mit den Wise Guys

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ie Wise Guys sind eine Kölner Band, die seit 1995 existiert und aus einer Schulband hervorging. Zunächst spielten die fünf Jungen als Blechbläser-Kapelle, heute singen sie a capella. Der Name bedeutet übersetzt ‚Besserwisser‘ und ist eine Anspielung auf den Ruf, den sie bei der Lehrerschaft genossen. Heute bestehen die Wise Guys aus Edzard Hüneke (Eddi), Daniel Dickopf (Dän), Marc Sahr (Sari), Ferenc Husta und Nils Olfert und sind eine der erfolgreichsten Vokalbands Deutschlands.

K&Q: Sie singen heute fast aus-

schließlich deutsche Lieder, dabei starteten Sie als englischsprachige Band. Was führte zu dieser Entscheidung?

Eddi: Wir merkten einfach,

dass es wichtig war, mit dem Publikum auch über die textliche Ebene zu kommunizieren. Das ging auf Englisch - in Deutschland - nicht so gut...

K&Q: Einige von Ihnen musi-

zieren seit der Schulzeit zusammen. Geht man sich nicht

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irgendwann auf die Nerven? Eddi: Doch. Aber da sind wir schon lange drüber weg. Wir finden uns mittlerweile schon wieder gut.

K&Q: Eddi, Sie waren früher

der Klassensprecher, dabei hatten sie, laut Sari, „nur Scheiße im Kopf“. Eine ideale Wahl? Eddi: Unbedingt. Jemand, der den Dienst immer hundertprozentig ernst nimmt, ist in einer Führungsposition nicht an der richtigen Stelle. Als Elfjähriger musste ich mich natürlich erst mal einlernen.

K&Q: Hat das Lied „Meine

Deutschlehrerin“ autobiographische Bezüge? Eddi: Auf keinen Fall. Unsere Deutschlehrerin war grammatikalisch sicher, dafür alles andere als das Objekt unserer Begierde.

K&Q: Drei von vier Deutschleistungskursen verwendeten das Lied „Hamlet“ bei der Besprechung des gleichnamigen Werkes. Sollten Sie stolz sein oder sich schuldig fühlen? Nils: Ehrlich gesagt, bin ich richtig stolz darüber. Wenn

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man es schafft mit seinen Liedern sogar bis in die Deutschleistungskurse zu kommen, zeigt mir das, dass unsere Themen gar nicht von so weit hergeholt sind. Schuldig fühle ich mich nicht, denn ich habe „Hamlet“ ja nicht geschrieben, also ich meine natürlich das Original! Vielleicht lockert unser Lied den schweren Stoff ja sogar während des Unterrichtes ein wenig auf.

K&Q: Was macht den Reiz ei-

nes Kirchentags aus? Nils: für mich ist der Reiz eines Kirchentages, dass wir dort auf ein Publikum treffen, dass sehr friedlich ist und sich sozial engagiert. Das Kirchentagspublikum hat eine sehr große Schnittmenge mit unserem „normalen“ Publikum . Natürlich ist es auch der Reiz des Kirchentages, dass wir vor mehreren 10.000 Leuten singen. Das ist keine normale Situation für uns und gibt einem schon einen ordentlichen Kick!

K&Q: In Ihren Liedern tauchen selten klar religiöse Bezüge


auf. Sind Sie nicht religiös? Nils: Ich glaube die Religiosität ist in unserer Gruppe sehr unterschiedlich ausgeprägt. Wir sind halt fünf verschiedene Charaktere, die jeweils ein unterschiedliches Verständnis und unterschiedliche Ansichten zur Religion haben. Bei mir selbst ist das alles etwas schwächer ausgeprägt, da ich vom Herzen her eher ein Naturwissenschaftler bin. Das bedeutet aber nicht, dass die Religion und die Kirche für mich keine Bedeutung haben. Gerade das soziale Engagement der Kirchen ist für mich ein wichtiger Bestandteil unserer Gesellschaft. Was die Kirchen im Bereich Jugendarbeit, Altenpflege und Behindertenarbeit leisten, finde ich großartig!

K&Q : Wie oft gehen Sie jährlich in den Dom? Nils: Ich lebe seit ca. zwei Jahren in Köln bzw. der Nähe von Köln und war glaube ich zweimal im Dom. Einmal alleine und einmal mit meiner Familie.

K&Q: Hatten Sie bereits einmal ein Erlebnis, von dem Sie meinen, dort Gottes Hilfe zu sehen? Nils: Das kann ich bisher nicht behaupten.

K&Q: Eddi, Sie haben evangeli-

sche Theologie studiert. Was könnten Katholiken von Protestanten lernen? Eddi: Ich glaube, dass die kritische Sicht der Wissenschaft u.a. auf Kirchenlehre und Kirchendogma ein ganz wichtiger Punkt ist, den die evangelische Theologie eingebracht hat. Diese offene Haltung würde sicher (nicht nur, aber auch) Teilen der katholischen Kirche gut tun.

K&Q: Was sollten Protestanten

von den Katholiken übernehmen? Eddi: Beispielsweise haben viele katholische Priester eine selbstverständliche

liturgische Präsenz, eine Feierlichkeit im Kirchraum, von der sich manche Pfarrer und Pfarrerinnen eine ordentliche Scheibe abschneiden könnten. Die Rituale spielen bei den Katholiken eine größere Rolle, das haben wir Protestanten leider zu stark aus dem Blick verloren.

K&Q: Gehen Sie gemeinsam in die Kirche (respektive den Dom)? Nils: Nein. Wir verbringen so viel Zeit im Jahr miteinander auf Tour, dass wir es genießen, unsere Freizeit mit unseren Familien zu verbringen.

„Wir sind halt fünf verschiedene Charaktere, die jeweils ein unterschiedliches Verständnis und unterschiedliche Ansichten zur Religion haben.“

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K&Q: Nils, Sie sind erst vor kurzem nach Köln gezogen. Wo ist Ihr Herz? Nils: Das kann ich witzigerweise gar nicht mehr so genau sagen. Natürlich fühle ich mich meiner alten Heimat Kiel noch sehr verbunden. Da ich mich aber in Hürth sehr wohl fühle, schlägt mein Herz auch für das Rheinland. Ich glaube der alte englische Spruch: „Home is where your heart is.“ trifft es hier sehr genau. Was ich natürlich ab und zu vermisse, ist die Ostsee und meine Familie!

K&Q: Am Kreuzgymnasium

gibt es einen angeschlossenen Knabenchor, den Kreuzchor.

Musik gibt einem Lebensfreude oder eine Stütze in schweren Zeiten.

Reportage

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K&Q: Der Kreuzchor singt

eher Wise Guys-Lieder, die Dresdner Kapellknaben covern eher die Prinzen. Inwiefern sind die Wise Guys besser? Eddi: Wir haben auch mal mit Songs von den Prinzen angefangen. Jedes Ding hat seine Zeit - mir fällt nicht ein, warum ich uns mit den Prinzen vergleichen sollte.

K&Q: Worauf freuen Sie sich,

wenn Sie zum Konzert nach Dresden kommen? Nils: Auf das geniale Publikum in Dresden - und das ist jetzt nicht geschleimt.

K&Q: Vielen Dank für das Interview.

Das Interview führte Benedikt Hackenbroich

Freitag Es ist Freitag. Ein schöner warmer Sommerabend. Die Vögel zwitschern und die Sonne ist im Begriff langsam hinter dem Horizont zu verschwinden. Sie taucht alles in ein wunderbares Abendlicht.

Hannah Siedel Klasse 10

Die Schüler dort werden schon in der Grundschulzeit ausgebildet. Wie wichtig ist eine frühe Förderung, wenn man später als Musiker arbeiten möchte? Nils: Es kann der Grundstein für die Karriere zum Profimusiker sein. Das beste Beispiel bin ich. Auch ich habe meine musikalische Laufbahn im Kieler Knabenchor begonnen. Ich glaube aber, dass Musik nicht nur für eine spätere Karriere als Profimusiker wichtig ist, sondern dass einem Musik im Leben sehr viel gibt, wie zum Beispiel Lebensfreude oder eine Stütze in schweren Zeiten. Meiner Meinung nach sollten viel mehr Kinder singen und vor allem den Spaß am Singen entdecken. Musik muss nicht immer nur streng nach Noten funktionieren. Zuerst einmal ist das Machen das wichtige. Später, wenn die Kinder dann etwas älter sind, kann man immer noch Noten lernen.

Langsam bewegt sich eine Gruppe Menschen die Straße hinab. In feierlich langsamen Schritten und mit freudigem Blick bewegen sie sich auf das Gebäude am Ende der Straße zu. Sie sind schwer bepackt mit Paketen und Säcken. Die einen tragen mehr und andere weniger. Was mag sich wohl in diesen Säcken befinden?

Schließlich haben sie das Portal des Gebäudes erreicht und betreten ehrfürchtig die große Halle. Und da, direkt im Mittelpunkt, steht er. Golden glänzt er in der Abendsonne, die durch den Eingang in die Halle fällt. Ein festliches Schweigen erfüllt den Raum und nun löst sich die erste Person aus der Reihe der Prozession. Langsam lenkt der Mann seine Schritte in Richtung des Sockels, auf dem rotgolden glänzend der Grund der feierlichen Prozedur ruht. Ehrfürchtig kniet der in ein Priestergewand gehüllte Mann nieder und beginnt ein stummes Gebet zu sprechen. Er dankt dafür,

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dass all die Menschen ihre Probleme nun hier niederlegen dürfen, dass ihm und den anderen alle Sorgen von den Schultern genommen werden. Die anderen Teilnehmer sind ebenfalls in ein stilles Gebet vertieft. Schließlich erheben sie sich und jeder geht nach vorn zum Sockel und bringt seine Opfer dar. Es sind Dinge, die die Beteiligten entbehren können und ihrem hungrigen Heiligtum in den Schlund werfen. Erneut wird ein Gebet gesprochen und dann beginnt das freitägliche Ritual. Nach und nach entledigt sich jeder der Anwesenden von den drückenden Sorgen und Las-


Rechnungen, verhasste Bücher und Klamotten, die man nicht mehr tragen will, in seinen geöffneten Schlund. Hier und da wird sich der alten Schulhefter entledigt und auch der ein oder andere Stapel verhasster Noten, welche einen beim Üben des Instruments beinahe in den Wahnsinn trieben, findet sich. Man kann einen Deutschlehrer erspähen, der sich aufatmend von Klassenbuch und Notenheft

ten der letzten Woche. Alles was diese Menschen bedrückt oder verärgert hat, wird ihm, dem Heiligen, dargebracht und er nimmt es ihnen ab. Er schluckt alles bereitwillig herunter und lässt all den Kram, den man nicht mehr sehen kann, in seinem Inneren verschwinden. Im hohen Bogen fliegen nach und nach alte Klassenarbeiten, Kassenzettel,

trennt. Wir laufen auf ihn zu und fragen ihn, warum er denn jeden Freitag hier herkomme und sich an dieser Prozedur beteilige. Es sei sehr wichtig für seinen Wochenablauf, antwortet er. Zu wissen, dass man all die verhassten Gegenstände der letzten Woche hier loswird und sich darauf verlassen kann, unbeschwert ins Wochenende zu gehen. Außerdem fühle er sich in der Gemeinschaft der anderen wohl, die dieselben Ansichten wie er teilen und ebenso wie er fest darauf vertrauen können, Unangenehmes hinter sich zu lassen. Nach und nach haben sich die Menschen ihrer Pakete und Säcke und deren Inhalt entledigt. Als dies vorbei ist, stimmt die Menge einen erleichterten und fröhlichen Gesang an. Die Gruppe fasst sich an den Händen und schließt einen großen Kreis um das von den letzten rotgoldenen Strahlen der Sonne erleuchtete Objekt der Heiligkeit, welches gefüllt mit all den Ärgernissen der letzten Tage inmitten der Halle auf dem Sockel steht. Hell erstrahlt er, gefüllt mit altem Papier, ungeliebten Briefen, und vielem andern, was einem das Leben schwer machte… Der heilige, goldene Mülleimer.

Schüler: „Nee, das andere, was ich nicht kann.“ Herr Lüders: „Passé Composé?“

Herr Hürten: „Jara ist durch ihre

blonden Haare entschuldigt.“ Nico: „Und ich?“ Hürten: „Sie sind schon dadurch entschuldigt, dass sie Nico sind.“

Herr Ackermann: „Das hilft

immer, wenn man weiß, wer der Feind ist. Für uns ist das der Kurs von Herr Großer.“

Frau Mehnert: „Gelb an der Ampel

ist für mich ein Zeichen, darüber nachzudenken, wo in meinem Auto die Bremse ist.“

Frau Mietzsch über den

Lehrerberuf: „Wenn wir was könnten, wären wir nicht hier.“

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Fotoseite

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Fotos: Felix Winkelmann / Wendelin Bรถhm

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Die wahre Geschichte von Jesus – was die Bibel verschweigt B Apokryph

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isher wusste man nicht genau, was sich zwischen der Geburt von Jesus und dem Anfang seiner Wirkung in Galiläa abgespielt hatte. Forscher haben jetzt im Sand Ägyptens einen Tonkrug mit einer Schriftrolle gefunden, die diese Lücke schließt. Der aramäische Text ist unvollständig erhalten, doch erstmals gelang es Forschern einige Auszüge zu rekonstruieren. Eine Übersetzung liegt nun der Redaktion der Schülerzeitung vor. Hier für euch die wahre Geschichte:

Es begab sich zu der Zeit, als eine Mutter ihr Kind gebar. Ihr Name war Maria und ihr Kind nannte sie Jesus. Sie lebten in schlechten Verhältnissen. Leider war auch bei dem Vater Joseph nicht alles in Ordnung, denn er hatte viel Kummer wegen seiner Tochter Magdalena. Er arbeitete zu viel und vernachlässigte Jesus. Als Jesus gerade zwölf Jahre alt wurde, begannen die richtigen Probleme! An denen war nicht nur sein Vater Schuld, sondern auch er und seine angeblichen Freunde. Eines Tages begab es sich, dass Simon, einer der coolsten und angesagtesten Jungen des gesamten Jahrgangs, auf eine Party einlud und sich die Klasse wieder einmal in „Coole" und „Loser" aufspaltete. Jeder wollte dabei sein. Auch Jesus. Und so entschied er sich, auf Simon zuzugehen und diesen um eine Einladung zu bitten. Nach und nach willigte Simon ein, doch er stellte Jesus eine Bedingung: Jesus sollte ihn

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nicht blamieren, so dass er seine großzügige Entscheidung nicht bereute. Doch Jesus hörte schon nicht mehr hin und war einfach nur glücklich, nicht ausgegrenzt, sondern endlich akzeptiert zu werden. Vielleicht würden er und Simon eines Tages richtig gute Freunde werden? Freudestrahlend lief er nach Hause und erzählte Joseph sehr stolz von der Einladung. Doch Joseph kannte Simon und hielt nicht sehr viel von ihm. Es hieß, er würde Drogen nehmen und auch sonst in kriminelle Handlungen verstrickt sein.

weit. Dienstagabend, in einer der angesagtesten Clubs in der ganzen Umgebung. Jesus hatte sich heimlich weggeschlichen. Nach aufregenden zwei Stunden auf der Party kam Simon fordernd auf ihn zu und drückte ihm ein Päckchen Pillen in die Hand. Jesus, der die von Simon gestellte Bedingung schon längst wieder vergessen hatte, wusste nichts damit anzufangen und fragte verdutzt, was er damit machen solle. Simon erklärte ihm, Jesus müsse alle dreißig Pillen sofort schlucken. Jesus rang innerlich mit sich – sollte er? Und wenn ja, was hat-

Kurz entschlossen verbot er Jesus, auf die Party zu gehen. Dieser war geschockt, hatte er sich doch solche Mühe gegeben, endlich richtig dazu zu gehören. Er beschloss, sich heimlich auf die Party zu schmuggeln. Also tat er so, als ob er Josephs Entscheidung verstehen und akzeptieren würde, schmiedete aber einen Plan, um heimlich auf die Party zu kommen. Nach gefühlten Jahrzehnten war es dann so

te das für Wirkungen auf ihn? Würde er sich weigern, wäre es aus mit der Akzeptanz der Schüler. Und er stand auf der Loserseite – wieder einmal. Er befand sich in einer Zwickmühle – was nun? Ganz plötzlich, so als hätte ihm jemand die Lösung ins Ohr geflüstert, begriff Jesus, dass Simon kein Freund war und ihn nur auf einen falschen Weg führen wollte. Er

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widerstand dem Teufelszeug und verließ die Party, und zwar nicht allein. Es begleiteten ihn viele Leute von der Party, denen es gefiel, wie Jesus Simon zurückwies. Simon war nämlich nur so angesagt und cool, weil niemand sich traute ihm zu widersprechen. Auf einmal waren die Loser der Klasse die Coolen und

schlecht und schwindelig. Am Boden liegend sah er, wie sich die drei dicken Jungs um ihn versammelten und auf ihn herab schauten.

Schüler der Klasse 9

„Was macht ihr?"

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... und drückte ihm ein Päckchen Pillen in die Hand.

die angeblichen Coolen wurden zu den Unbeliebten. Dem Happy End wurde aber ein Strich durch die Rechnung gemacht, denn Joseph war stinksauer, dass sich Jesus seinen Anweisungen einfach widersetzt hatte und stellte Jesus zur Rede. Doch seine neuen Freunde nahmen ihn in Schutz und erzählten, wie sich alles zugetragen hatte. Da war Joseph stolz auf seinen Sohn und dessen Entscheidung und gar nicht mehr böse. Einige Tage später bekam Jesus auf dem Heimweg einen Stein an den Arm geworfen. Er drehte sich um und sah hinter sich, einige Meter entfernt, einen großen, dicken Jungen. Es war Simon. Er und zwei seiner Freunde waren gekommen um sich für die Blamage auf der Party zu rächen. „Was soll das? Was wollt ihr?“ rief Jesus, doch sie antworteten nicht, sondern warfen weiter und lachten. Der Große, Simon, bückte sich und hob erneut einen Stein vom Boden auf. Jesus drehte sich um und begann zu rennen. „Hey du Feigling!“ brüllte Simon. Doch Jesus war nicht feige, sondern hatte nur einfach keine Lust auf Streit. Wääm! Der Stein traf ihn am Kopf! Taumelnd fiel er auf die staubige Straße. Ihm war

„Du hast hier nichts zu suchen. Verpiss dich! Hau ab!“ Einer trat ihn in den Bauch, ein anderer schlug ihm auf den Rücken, Simon spuckte ihm ins Gesicht, doch nach den vielen Schlägen gingen sie langsam weg. Uns als Redakteuren scheint es merkwürdig, dass diese Apokryphe von Pillen und Partys handelt. Die Sache, die uns an dem Auszug allerdings fasziniert, ist, dass man Handlungen und Charaktere auch in unserer Zeit findet.

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Du sollst deinen Nächsten X lieben, wie dich selbst

Schulinternes

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agein, tagaus lernen wir fleißig in der Schule. Unsere Eltern waren an der Schule, wir sind an der Schule und unsere Kinder werden wahrscheinlich auch zur Schule gehen. Das ist ja auch alles richtig, denn ohne Bildung wäre man in unserer heutigen Gesellschaft ganz schön aufgeschmissen. Und unser Gymnasium achtet natürlich besonders darauf, dass alle mit einer guten Note die Schule verlassen. Denn mal ganz ehrlich: Wie viel Zeit verwenden wir nicht alle, um gute Ergebnisse in der Schule zu bekommen? Der Notendruck wird sicherlich jeden von uns auf die eine oder andere Weise beeinflussen. Und das Problem kennt doch bestimmt jeder: Man schreibt am nächsten Tag eine Klassenarbeit und muss unbedingt noch lernen. Da kommt einem ein „kleineres“ Fach wie Religion gerade recht. Genauso kommt es bestimmt auch häufig vor, dass in Religion einfach mal entspannt wird, weil man das Thema jetzt eben doch nicht so interessant findet. Aber warum genau erscheinen uns Fächer wie Religion als weniger wichtig oder uninteressant? Liegt es nur am mangelnden Interesse für religiöse Themen, oder vielleicht auch daran, dass die Lehrer uns in den Hauptfächern ganz beson-

ders das Gefühl geben, es wäre wichtig, gut zu sein? Da wählt man ja fast logischerweise Religion als „Pausenfach“. Dennoch sind wir alle Teile eines evangelischen Gymnasiums und sollten unsere Bildungspflicht doch mal aus einem anderen Blickwinkel betrachten. Gelten nicht gerade für uns Werte wie Nächstenliebe, Vertrauen und Ehrlichkeit? Und da kommt für mich die Frage auf, ob das Konzept unserer evangelischen Schule überhaupt so sinnvoll ist. Werden nicht durch den Druck der Schule und vor allem der Lehrer Werte wie Nächstenliebe und Achtung der einzelnen Person in den Schatten gestellt? Sollten nicht gerade an unserer christlichen Schule Schwache und Benachteiligte in besonderer Weise gefördert werden? Ich komme mir häufig vor wie in einer Maschinerie, in der es einzig und allein darum geht, immer den Erfolg zu erzielen und immer der Beste zu sein. Es wird nicht darauf geachtet warum jemand zum Beispiel keine guten Noten erreicht, sondern nur unterschieden zwischen den Schülern, die gute Ergebnisse bekommen, und denen, die eben nicht so gut in der Schule sind.

Soll ich jetzt unseren christlichen Werten folgen und stur die Anweisungen der Lehrer missachten? Bestimmt nicht. Aber ebenso wenig sollte der Wissensdurst und der Druck unserer heutigen Leistungsgesellschaft unser Verhältnis zu Gott beeinflussen, besonders an unserer Schule. Denn es geht, wie gesagt, nicht nur um den Blick für Gott, sondern auch um soziale Werte wie Unterstützung der Schwachen und Achtung der einzelnen Person. Dies alles wird, finde ich, auch durch das Unterscheiden von Wichtigkeit zwischen den Fächern, besonders durch die Lehrer, beeinflusst.

Ludwig Müller Klasse11

Es bleibt also für jeden offen, wie viel Arbeit und Zeit sie oder er in die Schule stecken will. Aber es sollte doch Ziel sein, einen Mittelweg zu suchen, der es offenhält, sowohl gute Ergebnisse in der Schule erzielen zu können und trotzdem Zeit für Gott und seine Mitmenschen zu haben. Und heißt es nicht auch: „Selig sind die geistig Armen?“ Oder?

Ich frage mich, was denn nun der richtige Weg ist.

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