kreuz&quer Ausgabe Herbst 2010

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kreuz&quer · Ausgabe Herbst 201 0

1 € Lehrer 1 , 50 €

offizielle Schülerzeitung des ev. Kreuzgymnasiums Dresden

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Ausgabe Herbst 201 0

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EDITORIAL

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eraklit, ein Philosoph, der vor mehr als 2000 Jahren lebte, behauptete: „Alles fließt.“ Und erklärte dies weiter, indem er sagte, man könne nie zweimal in den gleichen Fluss steigen. Unsere Welt, unser Leben, so der Gedanke des Philosophen, beruhe also darauf, dass sich alles unablässig verändere – es gebe nichts von Bestand. Inzwischen hat das neue Schuljahr begonnen – eine große Veränderung für diejenigen, die neu an unsere Schule gekommen sind: die Schüler der fünften Klassen, aber auch neue Lehrer, Praktikanten und Referendare. Vor den Schülern des 1 2. Jahrgangs liegen die Abiturprüfungen – das bedeutet, noch stärker dem Zeitdruck ausgesetzt zu sein, zielorientierter zu arbeiten und vielleicht auch schon in Gedanken ein wenig Abschied zu nehmen von der Kreuzschule. Das Thema unserer neuen Ausgabe sind vielerlei Veränderungen . Manche dieser Veränderungen sind sichtbar (wie z.B. das neue Layout von kreuz&quer oder die neuen Gesichter an der Schule), andere lassen sich nicht so leicht wahrnehmen, vielleicht, weil sie über einen längeren Zeitraum hinweg geschehen, vielleicht, weil sie scheinbar weit entfernt von uns passieren und uns nicht zu betreffen scheinen. Die vielen Artikel, die mit Hilfe unserer neuen Mitarbeiter entstanden sind,

widmen sich in unterschiedlicher Weise diesem Thema. Besonders zu empfehlen in dieser Ausgabe ist die Reportage zum „Leben nach der Flut“ – eine einschneidende Veränderung , die Menschen nicht weit von uns betroffen hat. Dazu erwarten euch ein Interview mit Frau Füllkrug, Gedanken darüber, wie eine perfekte Schule aussehen könnte, eine Einladung zum Nachdenken, ob es sich lohnt, stolz auf unsere Schule zu sein und noch vieles mehr. Natürlich gibt es auch wieder viele Lehrersprüche und passend zum Schuljahresbeginn einen „Stundenplan des Monats“. Eine große Veränderung soll nicht vergessen sein: AB HEUTE GEHEN WIR ONLINE! Ihr könnt im Internet unter angekreuzt.wordpress.com in unserem Onlineblog namens ANGEKREUZT die neuesten Themen und Bekanntmachungen lesen, kommentieren und damit das gemeinsame Schulleben mitgestalten. Wer Lust hat, unseren Schulblog mitzuschreiben, der melde sich bei Herrn Bieneck! Hatte Heraklit also Recht? Einiges ließe sich wohl doch dagegen einwenden, und unsere Erfahrung ist wohl eher, dass es im andauernden Wandel um uns herum auch Dinge, Gewohnheiten, Menschen gibt, an denen man sich festhalten kann. Ein Gleichgewicht zwischen Bleibendem und Sich-Verändern dem. Und so gibt es im oben erwähnten Fluss vielleicht auch Steine, auf die man immer wieder mal steigen kann – denn die nächste Ausgabe von kreuz&quer kommt ganz bestimmt! Viel Spaß beim Lesen!

Euer Team von kreuz&quer P.S. Heute schon jemandem ein Kompliment gemacht?

INHALT

Mach die Augen auf! ........................................................................................................................................................................................... Seite 4-5 50 Jahre nigerianische Ölpest - Wen interessiert's?.................................................................................................................................Seite 6-7 Stolz sein auf die Kreuzschule ..........................................................................................................................................................................Seite 8 Die perfekte Schule ...............................................................................................................................................................................................Seite 9 Leben am Kreuz - vorher, nachher, zwischendurch .................................................................................................................................. Seite 1 0-1 1 „Mein Hauptgeschäft ist im Grunde irgendwelches Krisenmanagement“ ....................................................................................Seite 1 2-1 3 Klatschen ohne Ende ........................................................................................................................................................................................... Seite 1 4 Neues Lehrerkollegium ........................................................................................................................................................................................Seite 1 4 Manchmal muss man fragen… ......................................................................................................................................................................... Seite 1 5 Was neu von alt lernen kann ............................................................................................................................................................................Seite 1 6 Liebe Schüler, liebe Lehrer ................................................................................................................................................................................. Seite 1 7 Kunst ...........................................................................................................................................................................................................................Seite 1 8-1 9 GTA – Gefängnis aller Schüler ..........................................................................................................................................................................Seite 20 Wichtig - Stundenplanänderung ..................................................................................................................................................................... Seite 21 Richtigstellungen ...................................................................................................................................................................................................Seite 21 DVB - Dresdner-Verspätungs-Betriebe? .........................................................................................................................................................Seite 23 Todesanzeige Enten ..............................................................................................................................................................................................Seite 23 Land unter - Leben nach der Flut ................................................................................................................................................................... Seite 24-25 Projekt Leselandschaft ........................................................................................................................................................................................ Seite 26 Impressum ..................................................................................................................................................................................................................Seite 27 offizielle Schülerzeitung des ev. Kreuzgymnasiums

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st es nicht so? - Meist erkennen wir einen Wechsel erst, wenn er uns drastisch vor Augen gehalten wird, wenn wir die Weiterentwicklung nicht miterlebt haben und plötzlich das end- oder zwischenzeitliche Ergebnis vorgesetzt bekommen. Ein naheliegendes Alltagsbeispiel ist der Kommentar: „Ja, du bist aber groß geworden!“, bei dem sich fragen lässt, was jemand, der jahrelang nicht mehr zu Besuch war, denn vorzufinden erwartet hatte. Das große Problem ist, dass Veränderung, die über einen längeren Zeitraum stattfindet, eher unbemerkt bleibt von den Menschen, die unbewusst mit dem Umschwung mitlaufen. Wenn ich also die Augen weit öffne und mich umsehe auf der Suche nach Veränderung, so sehe ich als erstes die dicken, penetranten Regentropfen, die an der Fensterscheibe vor mir die Sicht auf ein graues Dresden noch weiter trüben. Soll das wirklich alles sein, was Ende August von unserem Sommer übrig ist? Dieser schnelle Übergang vom Sommer zum Herbst? - Doch das tagelange schlechte Wetter hier ist nichts gegen die Überschwemmungen in Pakistan, die diesen Sommer hunderttausenden Menschen die Heimat oder gar das Leben kosteten. Schuld

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Mach' die

daran ist eine ungewöhnlich stark ausgeprägte Klima-Anomalie namens la niña (das Mädchen) über dem Südpazifik; kühle Luftströme haben den Monsunregen für Indien abgetrieben, der sich nun weiter nördlich in Pakistan abregnet. Auch die wochenlange Hitzewelle über Russland erscheint nicht besonders regulär, weswegen das Land den Großteil des Sommers über in Flammen stand. Woran erinnert uns das? Wird nicht immer, wenn vom Klimawandel die Rede ist, von Extremzuständen und Naturkatastrophen gesprochen? Plötzlich ist etwas sichtbar geworden - es passt perfekt in unser Veränderungsschema. Wie sollte ein Individuum auch vorher die Bewegung bemerken, mit der unser riesiges Weltschiff langsam aus der Bahn schwankt, solange das überschaubare Stück Boden unter uns noch fest an seinem Platz ist? Jeder von uns weiß eigentlich, dass es um unseren Planeten nicht gerade optimal bestellt ist, doch was geht uns das schon an, solange um uns Striesen und die Kreuzschule noch stehen… Wie wertvoll etwas ist, lernt man erst dann einzuschätzen, wenn es verschwindet oder zerbricht. Und das kann lange, zu lange dauern: Wie kann es sonst sein, dass die Verantwortungslosigkeit der Menschen auch in diesen Zeiten noch so groß ist, dass

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Augen auf!

mal eben im Golf von Mexiko 3 Monate lang 780 Mio. Liter Öl ins Wasser gelassen werden konnten? Wer denkt beim Tanken an schwarz-verklebte Tiere und verzichtet auf ein schnelles, warmes Auto? Vielleicht im Klischee nur der, der auch das Schreiben auf dünnem, grauen Umweltschutzpapier bevorzugt, der sich dafür interessiert, wie viele Arten von Tieren und Pflanzen durch Zerstörung von Lebensräumen vom Aussterben bedroht sind und der, der Atomkraft fürchtet, obwohl in unmittelbarer Nähe Dresdens kein Kraftwerk steht. Vielleicht braucht es also einen wirklichen Schlag, der den Wechsel verkündet, um etwas in uns zu verändern: - Vielleicht warten wir darauf, dass einer der 270 000 am Tag gefällten Bäume, der entwurzelt auf die Erde zufällt, auf unserem Dach landet? Vielleicht brauchen wir erst die Erfahrung, in einem Boot durch unsere Wohnung zu paddeln, während jegliche Besitztümer um uns herum im Wasser versinken, bis wir uns Gedanken darüber machen, welchen Zusammenhang es zwischen der Irritation des natürlichen Klimazyklus‘ und dem CO2-Ausstoß unseres Autos gibt? Was muss in uns geschehen, damit wir da draußen etwas ändern können?

Schuld und Verantwortung betreffen uns alle. Auch, wenn wir nicht mit einer Axt im Regenwald stehen oder eine Fabrik besitzen, über der nur saurer Regen fällt. Was muss also noch geschehen, bis allein jeder Schüler der Kreuzschule Bescheid weiß, was Leerlaufverluste sind? Dass man daran denkt, den Netzstecker seines Computers über Nacht herauszuziehen? Beim Kauf neuer Geräte auf Umweltplaketten achtet? Oder wenigstens bei der Papierausstattung die Blöcke mit dem Blauen Engel gegenüber denen mit den lustigen bunten Bildern im Billigladen bevorzugt?

Um eine unausweichliche Veränderung in die Richtung zu lenken, die wir gerne hätten, müssen wir sie rechtzeitig erkennen und nicht erst anfangen, zu handeln, wenn wir merken, dass plötzlich zu Vieles anders ist. Die Augen öffnen muss jeder selbst.

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Louise Zahnert

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50 JAHRE NIGERIANISCHE ÖLPEST WEN INTERESSIERT'S?

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as Nigerdelta zählt zu den größten Feuchtgebieten der Erde. Hier gibt es eine große Vielfalt von Pflanzen und Tieren. In den verzweigten Flusssystemen und Mangrovenwäldern leben viele vom Aussterben bedrohte Tierarten wie das Sumpfkrokodil, das Zwergflusspferd und die Seekuh. Die Region könnte den amerikanischen Everglades ähneln, wäre da nicht die Sache mit dem Öl:

in der Geschichte der Vereinigten Staaten. So bedeckt ein dicker Ölfilm weite Teile des Nigers, der Äcker und Wälder, vernichtet die Ernte, die Fischbestände und verseucht das Trinkwasser. Nach Angaben der Regierung sind heute mindestens 2000 Orte verseucht. Hinzu kommt, dass die Untersuchung der Ursachen der Öllecks nicht von unabhängigen Personen, sondern meist von den Unternehmen selbst durchgeführt werden. Behaupten sie, es liege Sabotage vor, müssen sie keine Entschädigung zahlen. Eine weitere Umweltverschmutzung stellt das Abfackeln von bei der Rohölförderung freiwerdendem Erdgas dar. Bei diesem Prozess entstehen krebserregende Stoffe wie Benzol und giftige Schwermetalle, Treibhausgase und saurer Regen. Im Nigerdelta stehen mehr als 1 20 noch aktive Verbrennungsanlagen. Seitens des nigerianischen Staates werden den Konzernen immer wieder Fristen zu deren Abschaltung gesetzt. Aufgrund „technischer Probleme“ werden sie seit 40 Jahren bis heute nicht eingehalten.

Seit 1 956 wird hier, vor allem durch den britisch-niederländischen Energiekonzern Royal Dutch Shell, Rohöl gefördert. Schätzungen besagen, dass seitdem über 600 Mrd. US-Dollar erwirtschaftet wurden. Doch das „schwarze Gold“ unter den Füßen der Bevölkerung bringt ihr keine Reichtümer, im Gegenteil: Es zerstört die Natur und die Lebensgrundlage der Menschen. In dem korrupten System Nigerias verdienen nur wenige an dem Öl. Im Zickzack durchlaufen ca. 6000km Ölpipelines das Nigerdelta, die meisten wurden seit ihrem Bau in den 50er Jahren nicht mehr erneuert. Es ist also nicht verwunderlich, dass es pro Woche durchschnittlich zu fünf Havarien kommt und in den ver- Ein Beispiel: Im August 2008 platzte eine Pumpe der Trans-Nigangenen 50 Jahren pro Jahr etwa soviel Öl wie beim Unglück ger-Pipeline. Das Leck wurde zwei Monate lang nicht geschlosdes Tankers „Exxon Valdez“ 1 989 ausgelaufen ist. Dieses galt sen. Und so floss das Öl in den Bodo-Fluss, verseuchte die bis zur Ölpest im Golf von Mexiko als die größte Ölkatastrophe

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Laichgründe unter den Mangroven und ließ die Fische – Hauptnahrungs- und Einkommensquelle in der Region – sterben. Entgegen der nigerianischen Gesetze, die in solchen Fällen eine „schnelle und effektive Reinigung“ verlangen, wurden auch neun Monate danach keine Aufräumarbeiten geleistet. Dieser Umgang mit Störfällen ist nach Angaben der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, welche mehrere solcher Fälle dokumentierte, typisch. Vertreter von Shell brachten am 2. Mai 2009 50 Säcke Reis, 50 Säcke Bohnen, 50 Säcke Maniokgrieß, Zucker, Öl, Tee und Tomaten in die Region am Bodo, in der 69.000 Menschen leben, um den Schaden zu ersetzen. Diese Almosen wurden von Vertretern der dort lebenden Volksgruppe, der Ogoni, als lächerlich und beleidigend abgelehnt. „Jede Schädigung des Fischbestandes verletzt das Recht auf Nahrung, jede verschmutzte Trinkwasserquelle das Recht auf Gesundheit, jede über die Köpfe der Bevölkerung hinweg gebaute Pipeline verletzt das Recht, vor willkürlichen Eingriffen in sein Leben geschützt zu werden.“ , heißt es dazu auf der Internetseite von Amnesty International. Im Jahre 1 989 begannen die Ogoni sich gegen diese Menschenrechtsverletzungen zu wehren. Die MOSOP (Movement for the Survival of Ogoni People) wurde gegründet; ihre Forderungen waren die politische und kulturelle Autonomie der Ogoni, die Reinigung und Sanierung der ölverseuchten Gebiete sowie die Beteiligung der Bevölkerung an den Einnahmen der Ölförderung. Diese Ziele sollten durch strikt gewaltfreie Aktionen erreicht werden. So rief die MOSOP zu mehreren Großdemonstrationen mit beachtlichen Erfolgen auf: Zu einer Kundgebung im Januar 1 993 erschienen ca. 300 000 Menschen, was mehr als die Hälfte der ogonischen Bevölkerungsgruppe ausmacht. Royal Dutch Shell unterbrach daraufhin vorübergehend die Ölförderung, um sie sogleich wieder aufzunehmen, nachdem das Nigerdelta durch das damalige Militärregime unter Sani Abacha besetzt wurde. Im Mai 1 994 wurde Ken Saro-Wiwa, Schriftsteller, Bürgerrechtler, Gründer und Symbolfigur der MOSOP, zusammen mit acht weiteren Aktivisten wegen Anstiftung zum Mord verhaftet. Die Anklage war unbewiesen, der folgende Schauprozess inszeniert und die meisten Zeugen, wie später zugegeben, sagten falsch aus. Die Verteidiger der Angeklagten legten ihre Mandate aus Protest nieder; am 1 0. November 1 995 wurden Saro-Wiwa und seine Mitgefangenen trotz heftiger internationaler Kritik öffentlich gehängt. Ein Jahr später reichten die Hinterbliebenen der hingerichteten Opfer bei einem Gericht in New York Klage gegen Shell ein. Der Firma wurde eine Mitschuld an der Verhaftung, Folter und Hinrichtung des Schriftstellers und seiner Mitstreiter und eine enge Zusammenarbeit mit Militär und Polizei bei der Unterdrückung der Proteste vorgeworfen. Unter anderem soll Shell bei der Beschaffung von Waffen geholfen haben. Lange Zeit konnte die Aufnahme des Prozesses verhindert werden, doch als im April 2009 ein Gericht die Eröffnung des Verfahrens anordnete, verglich sich der Konzern außergerichtlich mit den Klägern auf eine Zahlung von rund 1 1 Millionen Euro. Shell verhinderte so, wegen Menschenrechtsverletzungen angeklagt zu werden. Nach der gewaltsamen Unterdrückung der MOSOP-Bewegung in

den 90er Jahren bildeten sich 1 999 die ersten bewaffneten Rebellengruppen, die bis heute Ölanlagen angreifen, Angestellte entführen und Öl abzapfen. 2004 wurde daraufhin zum Schutz der Ölfirmen die “Joint Task Force” gegründet, welche seitdem mit anderen nationalen Sicherheitskräften die Bevölkerung im Nigerdelta gefügig machen soll. Menschen werden erschossen und vergewaltigt, Häuser und Dörfer zerstört. Bei einer Demonstration am 4. Februar 2005 vor der Förderanlage Escravos der Firma Chevron wurde in die Menge geschossen, ein Mann getötet und 30 weitere Personen schwer verletzt. 1 4 Tage später überfiel die JTF die Gemeinde von Odioma. Dabei tötete sie mindestens 1 7 Menschen, vergewaltigte zwei Frauen und zerstörte 80 Prozent des Dorfes. Die Verantwortlichen wurden bis heute nicht zur Rechenschaft gezogen. Seit Mitte Mai 2009 gibt es eine großangelegte Militäraktion der Regierung im Nigerdelta, um die rebellierenden Gruppen vollends zu zerschlagen.

„Noch immer ist willkürliche, oft tödliche Gewalt die Antwort des Staates auf die Proteste seiner Bürger. Noch immer leben die meisten Menschen im Delta unter der absoluten Armutsgrenze von einem US-Dollar pro Tag – obwohl sich die Einnahmen der nigerianischen Regierung aus dem Ölgeschäft zuletzt vervielfacht haben.“ (Mathias John, AI) Aber genau das ist wahrscheinlich das Problem. Das Joint Venture, welches im Nigerdelta das meiste Öl fördern lässt, gehört zu 55 Prozent dem Staat, Shell hält einen Anteil von 30 Prozent; die Förderanlagen selbst betreibt eine Tochter von Shell. 85 Prozent des nigerianischen Staatshaushaltes werden mit Öleinnahmen bestritten – die Abhängigkeit von den Energiekonzernen ist zu groß. Und so haben diese in den meisten Fällen leichtes Spiel und werden darüber hinaus von der Regierung unterstützt.

„Bei der Umweltkatastrophe ist mittlerweile zwei- bis dreimal soviel Rohöl ausgelaufen wie im Golf von Mexiko.“

Seit 50 Jahren verschulden westliche Konzerne in der sogenannten Dritten Welt eine Umweltkatastrophe, bei der mittlerweile zwei- bis dreimal soviel Rohöl wie im Golf von Mexiko ausgelaufen ist. In den Medien wird das Problem so gut wie gar nicht thematisiert. Den Firmen wird kein Einhalt geboten. Warum auch? Trotz allem sind die Erträge lukrativ; die Gier nach billigem Öl überwiegt. Die Weltöffentlichkeit schreit berechtigterweise auf, wenn beispielsweise die amerikanische Küste von einer Ölpest heimgesucht wird und man selbst betroffen ist. Doch gleichzeitig geschieht dasselbe in noch größerem Ausmaß im Nigerdelta und keinen scheint es zu interessieren.

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Jonas Schlimbach

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S TO LZ SEI N AUF DI E KR E U ZS C H U LE ?

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enn wir eine neue Bekanntschaft schließen, seien es Gleichaltrige, Freunde der Eltern oder die gerade zugezogenen, älteren Nachbarn, werden wir oft gefragt, welche Schule wir besuchen. Nicht selten sind wir dann – ein bisschen - stolz, wenn wir antworten, dass wir auf die Kreuzschule gehen. Besonders von Erwachsenen folgt oft ein anerkennendes Kopfnicken, vielen ist die Schule auch durch den Kreuzchor bekannt. Aber … ist dieser unser “Schulstolz” überhaupt berechtigt? Sicher, wir gehen auf eine gute Schule: Unsere Lehrer werden sorgfältig ausgewählt und ihre Kompetenz wird ausgiebig von der Schulleitung überprüft. Wir werden christlich erzogen und haben zwei Stunden pro Woche Religionsunterricht. Wir lernen in einem wunderschönen Gebäude. Auch haben wir für 5.-7. Klasse ein umfassendes Ganztagsangebot und werden besonders künstlerisch und musisch gefördert. Das gibt es an vielen anderen Schulen nicht. Zudem ist unsere Schule die älteste der Stadt und hat eine lange Tradition. Viele Erwachsene, die hier die Schulbank gedrückt haben, bleiben der Kreuzschule ein Leben lang verbunden. Ist dies schon die Ursache für unser kleines bisschen Stolz?...

WIR wurden ausgewählt. Doch ist das wirklich etwas, worauf WIR stolz sein können?

Vielleicht fehlt noch dies: Wir gehören zur kleinen Gruppe derer, die an der Kreuzschule einen Platz bekommen haben. Unsere Anwesenheitsberechtigung beruht doch eigentlich darauf, dass wir mit 9 oder 1 0 Jahren gute schulische Leistungen erbracht und ein halbes Jahr später bei einem halbstündigen Gespräch auf einen Lehrer einen guten Eindruck gemacht haben... Kann man sich auf ein gutes Zeugnis in der 3. Klasse wirklich etwas einbilden? Lohnt es sich, darauf stolz zu sein? …

geht um den eigenen Stolz und den, welcher von außen der Schule und uns aufgeprägt wird. Vermutlich ist dieses gewisse “Ehrgefühl” auch darauf zurückzuführen, dass wir von allen Seiten in unserer Vorstellung, etwas Besonderes zu sein, bestärkt werden. Und das von Anfang an. Schon am ersten Tag an dieser Schule wurde uns gesagt, wie froh und stolz wir doch sein könnten, hier lernen zu dürfen. Oft entsteht der “Schulstolz” erst durch die Anerkennung anderer, die wir eigentlich gar nicht (mehr) verdienen?

Worauf sind wir also stolz? Sicher können die neuen Fünftklässler auf ihre ersten Schritte an unserer Schule stolz sein – und sie sollen es auch! Aber für die meisten anderen liegt es einfach zu weit zurück. Oft haben sich Leistungen, manchmal auch Ansichten verändert. Wir sind über unsere ersten Schritte hinaus gegangen. Deshalb: Achtung sollte uns nicht entgegengebracht werden, nur weil wir auf diese Schule gehen; ebenso wenig sollten WIR uns etwas darauf einbilden, ein Kreuzschüler/ eine Kreuzschülerin zu sein. Wir könnten aber selbst jeden Tag etwas zum guten Ruf unserer Schule beitragen, zum Beispiel durch gute Leistungen, Rücksicht auf dem Schulweg oder unser Auftreten auf Klassenfahrten. Wir könnten Hochachtung zeigen gegenüber den Mitschülern, den Lehrern, den vielen anderen, die dafür sorgen, dass unsere Schule so ist, wie sie ist. Wir könnten uns beteiligen, unsere Ideen einbringen und vieles mehr… Und wenn diese Schule immer mehr von UNS mitgestaltet und bewegt werden würde – haben und hätten wir dann nicht das Recht, darauf stolz zu sein?

Die Antwort auf die gestellte Frage fällt nicht leicht, denn es

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Laura Blome


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DIE PERFEKTE SCHULE Was für ein Gedanke: Die perfekte Schule! Und gleich darauf kommen die Fragen: Was heißt eigentlich „perfekt“ – perfekte Lehrer, vollkommene Schüler, ein faszinierendes Gebäude usw.? … Lohnt es sich überhaupt, darüber nachzudenken? Wollen wir eine solche Schule? Als wir Lehrer und Schüler zu diesem Thema befragt haben, gingen die Meinungen ganz schön auseinander, von „Die perfekte Schule gibt es nicht.“ über den Wunsch nach weniger Unterricht bis hin zu „mehr Jungen in den Klassen“. Für unseren Artikel haben wir darüber nachgedacht, wie eine perfekte Schule aussehen könnte. Und, wie weit sich unsere Schule an diesem – zugegebenermaßen hohen – Anspruch messen kann.

Mit Hilfe unserer Fantasie haben wir mal eine annähernd perfekte Schule erschaffen. So könnte sie aussehen: Die Wecker gehören abgeschafft - die erste Unterrichtsstunde findet 1 0.00 Uhr statt! Der Unterricht dauert trotzdem höchstens bis 1 5.00 Uhr. Wer über den Schulhof kommt, überquert eine riesige saftige Rasenfläche. Am Rande des Rasens plätschert ein kleiner Bach leise vor sich hin. Natürlich gibt es auch ein paar Enten … Die Klassenzimmer sind geräumig und der Unterricht, der dort stattfindet, dauert nicht sehr lange und ist in Blöcke unterteilt. Da der Unterricht interessant gestaltet ist und Dinge, die für das spätere Leben wichtig sind, behandelt werden, hält keiner die Schule überflüssig. Die Lehrer und Schüler verstehen sich gut und am Nachmittag haben alle genügend Zeit für sich.

Zwei Schüler sagten uns, sie würden gerne mehr Sportunterricht haben. Sie klagten, dass es ungerecht sei, wenn die Parallelklassen dauernd Ausfall hätten und sie selbst nie. Manche Schüler fänden mehr Freistunden klasse, auch wenn der Unterricht dann länger ginge. Eine Lehrerin meinte, der Unterricht sollte erst um neun oder zehn anfangen. Außerdem wäre mehr Blockunterricht gut. Die Verteilung der Fächer Biologie und Geographie auf jeweils eines der beiden Halbjahre gefiel den meisten Schülern nicht. Es kamen zwei gute Vorschläge für andere Unterrichtsfächer: Ein Junge meinte, es könnte außer Französisch, Latein und Englisch noch eine andere Fremdsprache angeboten werden, z.B. Italienisch. Ein anderer sagte, Schachunterricht wäre nicht schlecht. Außerdem fand ein Mädchen, dass sich die AGs nicht überschneiden sollten. Allgemein kamen noch Vorschläge wie: gutes Essen, Tierhaltung in der Schule, Gleichbeachtung aller Schüler durch die Lehrer und ---- gar keine Schule. …

Es zeigt sich, dass es auch an einer guten Schule immer noch eine Reihe von Wünschen und Verbesserungsvorschlägen gibt. Und das ist auch ganz in Ordnung – schließlich soll sich ja in den nächsten Jahren hier an unserer Schule noch etwas bewegen. Und außerdem – ist es nicht auch von uns abhängig, wie perfekt unsere Schule ist? Versucht euch und eure Ideen doch selber einzubringen! Bestimmt lässt sich etwas verändern!

Probiert es doch einmal aus!

Soweit unsere ersten Gedanken zur „perfekten“ Schule. Vielleicht ist euch ja auch noch etwas eingefallen? Wie ihr seht: Vieles findet sich, was es an unserer Schule in dieser Art (noch) nicht gibt. Aber wir wollen und können und müssen nicht perfekt sein – Wer möchte schon in einer perfekten Umwelt mit perfekten Menschen leben? Die Wünsche und Gedanken, das Lob und die Kritik unserer Befragten haben wir trotzdem festgehalten: Fangen wir erst einmal mit dem Gebäude an sich an: Dort waren die meisten sehr zufrieden. Einige Schüler äußerten sich trotzdem kritisch. Eine Schülerin fand zum Beispiel unsere Klassenzimmer etwas zu klein. Der Hof ist von den meisten auch gelobt worden, nur die Wiese könnte größer sein. Die Pausen sind den meisten zwar lang genug, aber trotzdem hätten es manche lieber, wenn sie im Winter oder generell in den Pausen unbegrenzt drinnen bleiben könnten.

Lisa Marie Pigulla und Kalina Hauser

Bei den Unterrichtszeiten waren die Schüler (und wir) sich einig: Der Unterricht könnte ruhig kürzer sein!

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LEBEN AM "KREUZ" - VORHER, NACHHER, ZWISCHENDURCH Die gute Stimmung in der Schule werde ich vermissen.

In der 1 2ten Klasse haben wir ein sehr gutes Verhältnis zu den Lehrern gehabt. Aber vielleicht lädt uns Herr Illmer ja mal auf der BRN (Bunte Republik Neustadt, Anm. d. Red.) auf ein Bier ein. Mir wird die Gemeinschaft fehlen, die wir als Jahrgang und in den Kursen hatten.

Auf Ich alle Fälle werwerde die de ich im Sommer Witze vermissen, die unsere tolle Wiese die Lehrer über uns vermissen, auf der wir gemacht haben – und die Freistunden verwir über sie. bracht haben.

Mein letzter Eindruck wird hoffentlich der Raum der letzten mündlichen Prüfung sein.

Philosophieunterricht mit einem tollen Blick auf den weißen Hirsch und den Gesangsübungen der Kruzianer. Das Mein wird mir fehlen. letzter Eindruck werden sicherlich zu viele Reden zur Abiturentlassungsfeier sein.

Das Gemeinschaftsgefühl, das wir als Schüler einer Schule hatten, war sehr schön. In der Schule hat man immer so schön geregelte Abläufe. Das habe ich dann nicht mehr.

Ich werde das Café Lösch vermissen.

Ich werde Herrn Großers Geschichten aus der Neustadt vermissen.

Klar, ich werde meine Freunde vermissen, die man in der Schule alle auf einem Haufen gesehen hat. Ich bin mir sicher, dass ich nach dem Abi ein paar von ihnen aus den Augen verlieren werde.

Ich werde die gechillte Atmosphäre vermissen. Auch die Gedanken, wie ich im Unterricht saß und hoffte, dass das alles vorbei geht, wird mir in Erinnerung bleiben.

Ich fand gut, wie ich mit meinen Mitschülern zusammen die Klausuren überstanden habe. Auch die Lehrer werde ich vermissen. Irgendwie komisch.

Wir können also sagen: In sieben Jahren Kreuzschule sind wir Zwölfer durch Höhen und Tiefen gegangen. Am Ende überwiegen aber die positiven Eindrücke.

Martin Reichardt

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Seit dem 09. August gibt es wieder 87 neue Schüler am Kreuzgymnasium, die 5. Klassen. Doch was gefällt ihnen hier, was nicht? Warum sind sie am Kreuzgymnasium? Vermissen sie ihre Grundschule? Dazu habe ich 1 2 Fünftklässler befragt:

Carolin Rothmann

Warum bist du am Kreuzgymnasium? - Weil mein Bruder einmal Kruzianer war und mir das schöne Gebäude gefallen hat. - Weil meine Schwester auch auf die Schule geht. - Weil ich einen kurzen Schulweg habe. - Weil ich den Innenhof und die Schule cool finde. Was gefällt dir am Kreuzgymnasium?

- Mir gefällt das neue Gebäude und der große Schulhof. - Ich finde die Schließfächer toll, so was gab es an der Grundschule gar nicht und sie sind sehr praktisch z. B. für die Kunstsachen. - Ich finde die langen Mittagspausen klasse. - Das Essen schmeckt hier super, viel besser als in der Grundschule. - Ich finde die Lehrer hier nett.

Was vermisst du gegenüber der Grundschule?

- Ich vermisse meine alten Klassenkameraden und Lehrer. - Ich vermisse meinen früheren kurzen Schulweg, früher brauchte ich nur 1 0 Minuten und nun eine halbe Stunde.

Was findest du nicht so toll? - Dass wir oft zu lange Unterricht haben und dass der Stoff nun viel schwerer wird. - Wenn man nach der 7. Stunde zum Essen in die Mensa geht, ist oft ein Gericht schon aus oder nur teilweise da. - Man kann sich hier sehr schnell verlaufen.

Warum haben Sie sich für die Kreuzschule entschieden bzw. was erwarten Sie von ihr?

Was denkt ihr über die 1 2er?

- Sie sind sehr groß bzw. riesig. - Sie drängeln sich oft vor.

-Vermittlung christlicher Werte -> rücksichtsvolles Miteinander -Musik spielt im Schulleben eine wichtige Rolle -Kinder mit ähnlichen Vorlieben und Neigungen besuchen eine Klasse -gute, motivierte Lehrer - (Eltern waren auch schon auf dem Kreuz)

Und was sagen die Eltern?

Was findest du nicht so toll? - Dass wir oft zu lange Unterricht haben und dass der Stoff nun viel schwerer wird. - Wenn man nach der 7. Stunde zum Essen in die Mensa geht, ist oft ein Gericht schon aus oder nur teilweise da. - Man kann sich hier sehr schnell verlaufen.

Was wünscht ihr euch von der Schule/ dem Schuljahr?

- Neue Freunde zu finden und gute Noten - Eine gute Klassengemeinschaft - Ein großes Trampolin - Einen Bolzplatz Clara Gerhardt

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„MEIN HAUPTGESCHÄFT IST IM GRUNDE IRGENDWELCHES KRISENMANAGEMENT“

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aum ein Lehrer prägt unsere Schule so sehr wie Frau Gabriele Füllkrug, Oberstudiendirektorin des Evangelischen Kreuzgymnasiums Dresden. Sie entscheidet, was mit der Schule geschieht. Nicht immer sind ihre Entscheidungen unumstritten. Doch wer ist Frau Füllkrug überhaupt? Was sagt sie zu den Themen, die die Schüler beschäftigten? Um diese Fragen zu klären, verabredeten wir und mit ihr für ein Interview. Kreuz&Quer: Guten Tag, Frau Füllkrug. Füllkrug: Guten Tag Benedikt, Tag Laura. Was wollen Sie wissen? Wir wollten einfach generell mal mit Ihnen sprechen, über Ihren Alltag und dann noch über ein paar Fragen, die im letzten Jahr die Schülerschaft beschäftigt haben. Ganz grundlegend erst einmal: War Ihr Tag heute anstrengend oder eher ein bisschen leichter? Heute war es ein bisschen angenehmer. Was haben Sie denn gemacht? Als ich kam, habe ich erst einmal verschiedene Gespräche geführt. Meistens ist es so: Ich bin noch nicht richtig in meinem Zimmer, schon werde ich angesprochen. Heute habe ich zunächst längere Zeit mit Frau Britz über den Stundenplan gesprochen, dann bin ich durchs Haus gegangen, habe mit einer Kollegin verschiedene Fragen geregelt, Später hatte ich feste Gesprächstermine. Mittwochs kommt der Verwaltungsleiter, Herr Wendt, und wir haben anderthalb Stunden miteinander gesprochen. Danach bin ich durch den Speisesaal gegangen, um zu sehen, ob wir Platz für Regale haben – die Ranzen werden ja einfach so in der Cafeteria herumgeworfen, und das ist nicht in Ordnung. Zwischendurch habe ich hinten – das war allerdings schon in der ersten Hofpause – am Ausgang gestanden, Ermelstraße, und alle zurückkehrenden Raucher begrüßt und sie gefragt, ob sie schon 1 8 sind, und ob sie geraucht haben. (K&Q räuspert sich.) Ja, da habe ich auch die Verantwortung, da muss ich mal fragen, klar. Ich hab niemanden festgenagelt, beschimpft oder was, sondern habe mich auf die Aussagen verlassen. Aber die Schüler müssen ja wissen, dass sie sich auch an die Regeln halten müssen. Ist aber eigentlich eine interessante Frage, wer da so alles in den Park geht. Ja, es ist auch ganz interessant, wenn man sieht, wie sie reagieren, wenn sie mich da am Eingang stehen sehen. Gleich: „Ich war’s nicht, ich war’s nicht.“ Und heute war es deshalb ein angenehmerer Tag, weil zwischendurch ein Kollege kam und sagte: „Sollen wir nicht eine Tasse Kaffee trinken gehen?“ Das mache ich sonst nie, aber heute hab ich gedacht: „Uff, gut.“ Da waren wir dann beim Bäcker drüben. Haben Sie ungefähr im Kopf, wie viele Wochenstunden Sie geben?

Ja: Ich unterrichte fünf Stunden, das ist ein Leistungskurs. Aber ich bin im Schnitt zehn, elf, manchmal zwölf Stunden im Haus; wenn es noch eine Abendveranstaltung gibt, länger. Die Unterrichtsvorbereitung, Elternbriefe oder andere schriftliche Aufgaben bleiben für den Abend zuhause, weil ich hier nicht die Ruhe habe. Mein Hauptgeschäft ist im Grunde das Krisenmanagement. Oft kommt jemand und sagt: „Hier funktioniert irgendwas nicht.“ Oder: „Hier gibt es ein Problem.“ Und das muss dann gelöst werden, das bespricht man. Einzelgespräche mit Lehrern und Elterngespräche kommen auch noch dazu, wie z.B. heute um drei. Das sind nicht immer die leichtesten Gespräche, vor allem, wenn es um Probleme geht. Haben Sie denn dann überhaupt noch Zeit sich zu erholen? Man braucht jemanden, der einen dann ein bisschen antreibt z.B. in's Konzert oder in die Natur zu gehen, denn man könnte noch so viel mehr tun. Das ist ja auch das Problem beim Lehrerberuf – nicht nur bei Schulleitern, sondern auch bei Lehrern – dass man eigentlich nie fertig ist. Man könnte eigentlich noch das und das und das. Und wenn man das nicht schafft, Freizeit und Arbeit irgendwann mal so zu trennen, dass man wirklich dazu kommt sich zu erholen, dann hat man irgendwann vielleicht einmal ein gesundheitliches Problem damit. Wie würden Sie denn „Das Besondere“ an unserer Schule definieren? Schon die musikalische Tradition und durchaus auch, dass laut schulinternen Untersuchungen neun von zehn Schülern ein Instrument spielen, das gibt es an anderen Schulen nicht. Ich nehme Schüler aus Klasse 8 und 9 gern auf, die ein Instrument spielen und an einer anderen Schule auf wenig Verständnis stoßen. Dass nicht alle dazu im Schulorchester spielen, ist klar. Aber ich finde es schön wenn sie das tun, denn ich denke, wenn die Schüler gemeinsame Interessen haben, dann verstehen sie sich auch – mit Abstrichen – gut. Es ist also die musikalische Tradition, und die prägt natürlich der Kreuzchor auch ganz klar mit. Alle unsere Schüler haben etwas zu bieten, ich denke wir haben Schüler, die instrumental sehr viel besser sind als die Kruzianer. Die Kruzianer sind natürlich, was den Gesang angeht, nicht schlagbar, das ist klar. Nun möchte ich Sie zu einer Sache befragen, die in der Schülerschaft an vielen Stellen auf großes Unverständnis gestoßen ist. (Frau Füllkrug lacht.) Sie werden ja bestimmt schon wissen, worum es geht. Können Sie uns eine Erklärung geben, warum nach dem Kunsttag die Ausstellungsstücke dann wieder so schnell verschwanden? Ja. Erst einmal waren danach Ferien. Normalerweise räumen wir das Meiste auch auf, das ist das eine. Das andere ist, Sie werden wahrscheinlich mitbekommen haben, dass wir hier permanent mit Rauchmeldern zu tun haben. Die Feuerwehr betritt unser

„Das ist das Problem beim Lehrerberuf – dass man eigentlich nie fertig ist. Und wenn man das nicht schafft, Freizeit und Arbeit irgendwann mal zu trennen, dann hat man irgendwann vielleicht einmal ein gesundheitliches Problem.“

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Haus ungewöhnlich oft. Nicht nur wegen der Fehlalarme, sondern auch zur Kontrolle. Und jetzt, wo das Gebäude neu bezogen worden ist, haben wir viele Sicherheitskontrollen im Haus. Und das heißt: Ganz strikt die Flure frei halten von allem brennbaren Material. Wir werden jetzt langsam hier und da mehr ausstellen können, aber wir waren noch im ersten Jahr unter ganz strikter Kontrolle und Beobachtung. Es gab häufige Begehungen, und jeder hat etwas anderes gefunden, was nicht sein darf. Ich bin dann zu Sicherheitsseminaren gegangen. Wir müssen zum Beispiel Treppenhäuser freihalten, das ist das Wichtigste, dass die Fluchtwege frei sind. Und die Flure müssen eine gewisse Breite haben. Das heißt, wenn mitten im Flur plötzlich ein Kunstwerk steht und jetzt soll die Schule evakuiert werden – wir evakuieren hier an die tausend Menschen, was ein Horror für die Polizei und für jede Feuerwehr, ist – da stört alles, was im Weg steht. Das muss blitzschnell gehen. Wir haben zwei, maximal drei Minuten, um das Gebäude zu evakuieren. Und ich denke, dass wir jetzt die Zeit hinter uns haben, wo wir immer wieder kontrolliert werden. Es war eine Frage der Sicherheit, und es war sehr viel Plüsch und alles Mögliche, das – Zack! – brennt. Aber es hat auch schon ein bisschen weh getan, das Ganze wegräumen zu müssen ? Ja, das schon. Und ich weiß ja auch, wie viel Arbeit der Kunstkollegen und der Schüler dahinter steckt. Aber da stand ich noch unter dem Druck dieser Sicherheitsleute – ich wusste ja, dass die pausenlos unterwegs sind. Gut, aber ich weiß die Kunst zu schätzen, möchte ich damit sagen, und das war jetzt in dieser Phase wirklich sehr heikel. Nächstes Jahr werden wir einen Kompromiss finden. Zu einem weiteren heikleren Thema: Was sagen Sie zum letzten Schuljahresabschlussgottesdienst? Der Schuljahresabschlussgottesdienst war insgesamt sehr gut, aber es gab Augenblicke, die waren nicht günstig. Es war von mir auch nicht besonders geschickt, denn ich habe die Reaktionen provoziert. Irgendwann kann man das dann von vorne nicht mehr steuern. Das ist ein heikler Moment, ich war da auch mit mir selbst nicht einverstanden, da ich den von Schülern und Frau Schwarke gestalteten Gottesdienst sehr schön fand. Dieser Kracher mittendrin, das war hässlich. Auf der anderen Seite ist es mir wichtig, die Schüler, ihre Familien und die Lehrer in die Ferien zu schicken und ihnen etwas mit auf den Weg zu geben. Ich finde, dass sich die Qualität der Gottesdienste spürbar verbessert hat. Manchmal versteht man leider wenig von dem vorne Gesagten wie z.B. am Schuljahresanfangsgottesdienst in der Kreuzkirche, dort ist die Akustik bedauerlicherweise problematisch. Selbst der Kantor, der vorne laut wirkte, war hinten kaum mehr zu verstehen. Schade, dass die Verstärkeranlage nur effektiv funktioniert, wenn man direkt ins Mikrofon spricht. Dreht man den Kopf nur ein wenig zur Seite, ist man akustisch nicht mehr präsent. Passend zum Thema Kommunikation: Ist eine Verbesserung im Verhältnis Schüler – Schulleitung vonnöten? Durchaus, darüber denke ich oft nach. Ich habe daran gedacht, den Schülern regelmäßig einen Brief zu schreiben, in dem ich mich näher erkläre, damit keine Gerüchte entstehen. Ein Bei-

spiel: Neulich kamen drei Schüler der achten Klasse, die um mehr Mitbestimmung baten und eine Art „Schülerparlament“ mit Vertretern der Eltern und Lehrer gut fänden. Das finde ich auch gut, denn manchmal reichen die „hauseigenen“ Gremien, wie z.B. die selten zusammentretende Schulkonferenz, eben nicht aus. Uns fehlt ein Gremium, wo alle zusammenkommen, um konkrete Fragen zu stellen und ehrliche Antworten zu bekommen. Was würden Sie sich denn persönlich für die Zukunft wünschen, oder für die Zukunft der Schule? Ich wünsche mir für die Schüler, dass sie unendlich optimistisch sind, davon ausgehen, dass sie mit der guten Ausbildung, die sie hier finden, einen Studienplatz finden, oder einen Ausbildungsplatz, den sie möchten und auch den Beruf, den sie möchten. Oft habe ich den Eindruck, dass viele Schüler bedrückt oder missmutig aussehen. Da fragt man sich, warum, wir haben relativ viele junge flotte Lehrer. Und ich denke, der Unterricht ist bei uns sicher nicht schlecht, es gibt mit Sicherheit Schulen, wo er nicht so interessant ist wie bei uns und es gibt eigentlich keinen Grund, so mürrisch durch die Gegend zu gehen. Die Deutschen sind natürlich gerne mürrisch, das ist einfach so, aber ich würde mir wünschen, dass die Schüler entspannter sind, ich würde mir wünschen, dass die Lehrer auch entspannter sind, dann sind nämlich die Schüler auch entspannter, dann wären auch die Eltern am Ende entspannter. Und was ist mit Ihnen? Was würden Sie sich wünschen für die Zukunft? Oh, ich würde mir wünschen, dass mir die Schüler mit mehr Vertrauen begegnen und wenn sie etwas haben, was ihnen nicht gefällt, dass sie dann herkommen und es sagen, denn ich kann nur etwas ändern, wenn man es mir sagt. Und ich bekomme manche Informationen einfach gefiltert und ich hätte sie gerne direkt. Wenn Sie verstehen, was ich meine. Dann noch eine Frage: Wenn Sie mal einen Tag, an dieser Schule hier, nicht als Schulleiter arbeiten würden, sondern in einer anderen Gruppe. Was würden Sie sich denn da aussuchen? Oder aus welcher Sicht würden Sie die Schule gerne mal sehen? Ich würde in die Essensausgabe gehen. Darf man fragen, warum? Weil ich denke, dass man da eine Menge Freundlichkeit verteilen könnte. Aber das ist jetzt auch nicht so das Entspannteste… Nein, das nicht. Dann sagen wir an dieser Stelle vielen Dank.

„Ich wünsche mir, dass die Schüler entspannter sind, ich wünsche mir, dass auch die Lehrer entspannter sind, dann sind nämlich die Schüler auch entspannter, dann wären auch die Eltern am Ende entspannter.“

Laura Körner, Thekla Liebmann, Benedikt Hackenbroich

Eine längere Variante des Interviews erscheint demnächst online auf unserem Blog: www.angekreuzt.wordpress.com.

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KLATSCHEN OHNE ENDE werden immer mit einer gewissen Euphorie heben, könnte von manchen dann als Blasphemie betrachtet werSFreudechulgottesdienste besucht. Allerdings ist die Annahme, dass es sich dabei um die den. auf einen ruhigen und besinnlichen Gottesdienst handelt, Ebenso wurde der Wunsch geäußert, Schülern die Möglichkeit zu

nicht ganz richtig. Es ist vielmehr ein Zusammentreffen der gan- geben, sich aktiver am Geschehen des Schulgottesdiensts zu bezen Schule auf engem Raum. Es darf gelacht, geredet, gesungen, teiligen. - Das ist ein Punkt, bei dem ich mitgehen kann und wo gegessen und getrunken werden - so jedenfalls scheinen die unge- es wohl noch Reserven geben müsste - beispielsweise, dass sich schriebenen Regeln zu lauten. mehr Klassen als bis jetzt beteiligen können. Allerdings müsste Vor allem, wenn ich an den letzten Schuljahresabschlussgottes- man wahrscheinlich in Kauf nehmen, dass der Gottesdienst ländienst denke, frage ich mich, inwieweit das noch in Ordnung ist: ger wird. Wie kann es sein, dass die meisten Schüler nach einer Rede in eine solche Euphorie verfallen, dass sie gar nicht mehr aufhören Man müsste die Gottesdienste nutzen, um sich wirklich mit können zu klatschen...denn die Aktion war dann echt nur noch ernsten Themen zu befassen. Im Moment besteht fast jede Prepeinlich und ich war froh, dass diese Gottesdienste schulintern digt meiner Meinung nach aus einer Pazifismus-Anti-MobbingFlower-Power-Kampagne und das ist auf Dauer echt langweilig. sind. müssten aktuelle Dinge mit einbezogen werden, die Politik Warum also bekommt es unsere, angeblich ja so renommierte Es muss wieder in Kirche kommen, aktuelle Diskussionen über SarraSchule, nicht mehr auf die Reihe sich angemessen zu beneh- zin und ähnliches. - Das jedenfalls würde ich mir wünschen, um men? mit echter Vorfreude in einen Schulgottesdienst zu gehen. Kritisch bemerkt: Ich selbst sehe mich ebenfalls als Unruhestifter, Möge also jeder Leser darüber nachdenken, was er persönlich verder sich aber ab und zu noch zurückhalten kann und vielleicht die ändern kann und sich dann aber auch engagieren. ein oder andere Grenze nicht überschreitet – und wollte daher Moritz Schlenstedt auch genau wissen, wie andere darüber denken. Ich habe mich mit ein paar Schülern unterhalten und versucht herauszufinden, was genau sie an dem Gottesdienst stört (falls er sie stört) und was sie für Vorschläge hätten, um die Lage zu verbessern. Viele meinten, die Gottesdienste seien zu lang. - Gut, aber ich denke, dass fast alle Schüler die Schule auch zu lang finden und trotzdem eskaliert es nicht so. Dann wurde noch gesagt, man würde vom Geschehen nicht immer alles mitbekommen. - Das ist nun auch nicht unbedingt etwas, was sich ändern lässt, denn die Bühne vor den Altar zu

NEUES LEHRERKOLLEGIUM

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ieses Schuljahr hat wieder so einige Veränderungen mit sich gebracht. Neue Lehrer sind gekommen, doch manche haben unsere Schule auch verlassen. Sehr bedauernswert war für viele Schüler, dass Herr Kubera nicht mehr an unserer Schule unterrichtet, sondern nun in seinen wohlverdienten Ruhestand geht. Dass Frau Just die Schule gewechselt hat, hat nicht nur Bedauern, sondern auch viele Gerüchte hervorgerufen. Dafür können wir nun Dr. Jeanjour, der 4 Jahre Schulleiter der Christlichen Schule war und nun bei uns Unterstufenleiter ist, wieder zurück an unserer Schule begrüßen. Des Weiteren hat Frau Baier-Heinlein die Schule gewechselt und wir haben eine neue Deutsch- und Kunstlehrerin Frau Heuss bei uns. Eine Referendarin, Frau Zimmermann-Törne, unterrichtet Geschichte. Sie absolviert hier das zweite Jahr ihres Referendariats. Wir wünschen allen neuen und alten Lehrern viel Erfolg und nette Schüler! Clara Gerhardt

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MANCHMAL MUSS MAN FRAGEN...

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uch in dieser Ausgabe gibt es wieder eine Folge von "Manchmal muss man fragen...! " Diesmal dreht sich alles um Veränderungen, also haben auch wir - passend zum neuen Schuljahr - Fragen zu Veränderungen an unserer Schule gestellt. Außerdem ging es um‘s Schulklima, Verbesserungsvorschläge und darum, wie wohl man sich am Kreuzgymnasium fühlt.

Frau Möschner, auf einer Skala von eins bis zehn, wie wohl fühlen sie sich an unserer Schule? 8-9 Was zählt für sie zu den positiven Dingen? Warum kommen sie gern in die Schule? Die netten Kollegen und natürlich Kolleginnen und die überwiegend freundlichen und vielseitig interessierten Schüler. Weil man im Unterricht häufig spürt, dass man die Schüler auch für abstrakte Dingen begeistern kann und auch weil die räumlichen Bedingungen sehr gut sind und es hier bei uns den Kreuzchor gibt. Wenn sie die Chance hätten etwas an unserer Schule zu verändern, was wäre das? Mich würde es reizen, an unserer Schule einmal Formen des Epochenunterrichts auszuprobieren. Vermutlich ist das aber mit den vielen anderen Rahmenbedingungen die wir haben nicht möglich. (Epochenunterricht ist ein Prinzip, welches z. Bsp. an der Waldorfschule angewendet wird, bei dem für einen gewissen Zeitraum das Nebeneinander der Fächer aufgehoben wird, um sich mehr auf einen Unterrichtsgegenstand konzentrieren zu können. Anm. der Red.) Hat sich das Schulklima verändert, seit dem sie hier sind? Wenn ja, in welche Richtung? Schwierige Frage. Jetzt könnte man sicher erst einmal darüber nachdenken, was Schulklima ausmacht. Das würde wohl den Rahmen sprengen. Als ich 1 998 als Referendarin an die Schule kam, war beispielsweise das Lehrerkollegium noch ein ganz anderes. VIele erfahrene Kollegen haben dann im Zuge des Trägerwechsels die Schule verlassen. Ein gewisser Bruch war ja sicher nicht zu leugnen. Das neue, junge Kollegium musste sich erst finden und Herr Großer zum Thema Ordnungsdienst: „Denken Sie daran, mir sitzt auch eine Frau Meschke im Nacken! “

eigene Erfahrungen machen. Dieser Umbruch hatte wahrscheinlich Auswirkungen auf die Schüler und das Klima allgemein. Bei den Schülern wünsche ich mir wieder mehr Gelassenheit. Man hat den Eindruck, dass viele unter großem Leistungsdruck stehen, nach meinem Gefühl mehr als früher. Leistungsdruck, der von vielen Seiten, also auch von den Eltern kommt. Die gesellschaftliche Entwicklung hat wohl auch Anteil daran. Das bewirkt manchmal eine gewisse Verbissenheit. Aber das ist nur einer von vielen Aspekten von Schulklima. Louisa Hutzler, Thekla Liebmann

Frau Höhnel über die Nachtruhe: „Wenn es so laut ist, dass ich nochmal aufstehen muss, habt ihr ein Problem. Weil - ihr wollt mich nicht sehen und ich will will euch nicht sehen.“

Herr Hürten: „Wenn sie 'ne 5 Punkte Zeichnung haben, ham sie vermutlich ne Mickeymaus gezeichnet - aber gut beschriftet.“

Tilmann: „Ich glaube, dass...“ Herr Hägele: „Glauben kannst du in Religion! “

Herr Keil beim Durchlesen der Lehrerzitate: „Was? Das hab ich nie gesagt! Da werd ich doch gefeuert!

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Was Neu von Alt lernen kann

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b Adventsbasteln, Stollencup oder Schulkino: Die Schülervertretung vom letzten Jahr war sehr fleißig, wenn nicht sogar überaus engagiert.

Gut behutet ging es los: Einer der ersten Ideen der damaligen SV waren die Mottotage. Überall Mützen und Hüte… auf fast jedem Kopf eines stolzen Kreuzschülers am ersten Mottotag. Die SV konnte mit den Mottotagen im letzten Schuljahr den stressigen Schullalltag auflockern und beleben. Dies gelang nicht zuletzt vor allem Ruben aus der 9. Klasse. Für seine kreativen Verkleidungen, die nahezu jedem Schüler ein Lächeln herbeizauberten, Manch zynischer Schüler hat da aber wenig gespürt: „Mottotage hin oder her, ich habe nicht viel mitbekommen.“ Denn wer weiß hier nochmal ein großes, dickes Dankeschön. alles schon von den Podiumsdiskussionen, wie viele gehen zum Durch den Spielenachmittag konnte die 6. Stufe nicht nur neue Bandabend oder zur Ballparty der 9. Klasse? Viel zu wenige Schüler bekommen mit, was die SV uns Schülern anbietet und Spiele kennenlernen und viel Spaß haben, sondern auch neue informierte Schüler haben einfach „keinen Bock“ oder keine Zeit Menschen kontaktieren. Yannik aus der 6. Klasse versicherte: „Der Nachmittag hat unsere gesamte Klassenstufe etwas zusam- daran teilzunehmen. „Wir sind mit unserer Leistung sehr zufrieden, wünschen uns mengerückt.“ Das Ritterturnier hat vor allem die 5. Klassenstufe beeindruckt. aber mehr Beteiligung von den Schülern“. Zu Recht fordert die Etwa hundert Ritter, Knappen, Burgfräulein und Gefolgsleute lu- ehemalige SV-Sprecherin Susanne Rau die Schüler auf, denn die den in das Mittelalter ein. Kirschkernspucken und Bogenschie- SV hat schweißtreibende Arbeit geleistet. ßen waren sehr beliebt und ein schönes Lagerfeuer rundete das Aber mal ehrlich, welcher Oberstufenschüler interessiert sich schon für das Gestalten von Schildern und Schwertern aus Pap erfolgreiche Turnier ab. Für die „Großen“ wurden Persönlichkeiten wie unser ehemaliger pe und welcher Neuling an der Schule geht zur Ministerpräsident von Sachsen Herr Kurt Hans Biedenkopf einge- Informationsveranstaltung für zukünftige Berufe? laden. Schüler wie Lehrer waren sehr beeindruckt (und auch ziemWas noch nicht ist, das kann noch werden. Genau das wünschen lich nervös, stimmt's Herr Großer?) über die schnelle und wir uns von der neuen SV und auch von uns selber. Mehr Veran konkrete Argumentation von „König Kurt“ zu den Fragen der Schüler. Mit vielen weiteren Veranstaltungen machte die Schüler- staltungen für alle Schüler, wie wäre es mit einem großen Sportturnier mit einer anderen Schule? Plakataushänge und vertretung das Schuljahr interessant und spannend. Informationen über die Klassenlehrer sind wichtig, da sich mehr Schüler an den Veranstaltungen beteiligen sollen. Allerdings wünschen wir uns auch, dass viele Ideen von der diesjährigen SV wieder aufgegriffen werden und weiter geführt werden, wie etwa die Seminare zur zukünftigen Berufswahl. Wer unsere neue Frau Renner: „Ich habe mich SV ist und was sie in diesem Jahr schaffen wollen, das seht ihr auf der gegenüberliegenden Seite. im Knast beworben, an der

Offiziersschule des Heeres und am Kreuzgymnasium. [...] War alles sehr ähnlich.“

Herr Magvas: „Meine Faust ballt sich schon wieder und schreit nach Friedhof.“

Herr Hürten : „Jetzt kommen böse Fragen - sind natürlich Ausgeburten meines kranken Hirns.“

Herr Hürten : „In der Dunkelreaktion beleuchte ich...“ Frau Höhnel: „Motivation ist, wenn ich da bin.“ 16

Nam Nguyen

Herr Großer: „Und weil wir nicht viel Zeit haben, aus dem einfachen Grund, dass euer Polylux stinkt...“ Herr Bieneck zur Leistungsfähigkeit eines Autos: „Wenn einen dann die polnischen Lastwagen überholen, wird's ein bisschen seltsam“

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Liebe Schüler, liebe Lehrer,

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edes Schuljahr beginnt mit gewissen „Formalitäten“. Man bekommt einen neuen Stundenplan, neue Lehrer und auch immer wieder eine neue Schülervertretung. Was man als Formsachen abtun könnte, erweist sich als wichtiges Element des Schulalltags. So wurde auch dieses Jahr wieder eine neue SV gewählt. Die Klassen- und Kurssprecher hatten die Möglichkeit aus 3 Teams eines auszuwählen, das sie in diesem Schuljahr vertreten wird. Unser Team wurde mit der Mehrheit der Stimmen gewählt und wir möchten Euer Vertrauen belohnen, indem wir das Schulleben kreativ mitgestalten.

Unser Programm beinhaltet noch mehr Dinge, die wir natürlich sehr gerne umsetzen möchten. Eure Klassen- und Kurssprecher werden Euch sicherlich schon darüber informiert haben. Wenn ihr Fragen oder Anregungen habt, scheut nicht mit uns in Kontakt zu treten, damit wir sie umsetzen können. Auch wenn ihr eigene Projekte starten wollt, wie zum Beispiel Jahrgangs- oder Oberstufenparty, dann können wir euch hierbei sicherlich unterstützen.

Wie jedes Jahr gibt es in unserem Programm Projekte, die es in jeder Schule und in jedem Schuljahr gibt. Deshalb gehören sie einfach dazu. Das sind Dinge wie Sportfest, Adventsbasteln oder diverse Musikprojekte. Diese möchten wir wieder besonders fördern und beispielsweise ein Fußballturnier und einen Bandabend veranstalten. Auch die Mottotage, letztes Schuljahr ein wichtiger Bestandteil des Schulalltags, wollen wir weiterführen. Damit auch ihr Vorschläge für Projekte an uns machen könnt, stellen wir Euch zahlreiche Kontaktmöglichkeiten zur Verfügung, um mit uns zu kommunizieren. Zu dem bereits vorhandenen SV-Briefkasten gesellen sich eine neue E-Mail-Adresse und jeweils eine Gruppe auf Facebook und schuelervz.net hinzu. Es wäre schön, wenn Ihr mindestens einer Gruppe beitreten würdet, damit wir Euch ein umfangreiches Diskussionsforum bieten können. Wir bitten Euch auch, die Schülerzeitung zu nutzen. Ihr könnt Leserbriefe schreiben, in denen ihr Wünsche und sowohl positive als auch negative Kritik bezüglich unserer Arbeit äußert. Natürlich könnt ihr uns auch persönlich ansprechen.

Wichtig ist uns ebenfalls, dass wir Spannungen, die zwischen Schulleitung und Schülern bestehen, abbauen wollen. Uns ist bewusst, dass viele Schüler manchmal nicht mit der Arbeit der Schulleitung zufrieden waren, doch solche Konflikte gehören einfach nicht in unsere Schule. Deshalb möchten wir den Bund zwischen Schülern, Lehrern und Schulleitung stärken und hoffen, dass wir dabei auf eure Hilfe zählen können. Wir würden uns wünschen, dass alle trotz des Schulstresses etwas entspannter durchs Schulleben gehen. Denn am Ende haben wir alle das gleiche Anliegen: Dass wir im Sommer 201 1 auf ein schönes Schuljahr zurückblicken können. Eure SV

Ruben Titze (Kl. 9) Thekla Liebmann (Kl.1 0) Clara Wiese (Kl.1 1 ) Dorothea Gläßer (Kl.1 1 ) Valentin Richter (Kl.1 1 ) Ein weiteres Ziel, das wir uns für dieses Schuljahr gesteckt ha- Veronika Schultze (Kl.1 1 ) ben, ist, die Schulgemeinschaft klassenübergreifend zu stärken. Martin Reichardt (Kl.1 2) Wir möchten beispielsweise in den letzten Schulwochen ein fächerübergreifendes Projekt starten, in welches alle Schüler inte- Sprechzeit: Donnerstags 1 . und 2. Hofpause am SV-Zimmer griert werden. Das Genial-Sozial-Projekt, das es letztes Jahr nur in (Raum 1 21 ) einem Teil der Klassen gab, möchten wir diesmal für die ganze sv.kreuzschule@googlemail.com Schule möglich machen. www.sv-kreuzschule.cabanova.de Facebook- & Schuelervzgruppe: Schülervertretung Kreuzgymnasium 201 0/201 1 offizielle Schülerzeitung des ev. Kreuzgymnasiums

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Die Farbe bewohnt den Raum, während die Linie nur durch ihn hindurch reist und ihn zerschneidet. Die Linie streift das Unendliche, die Farbe ist. Durch die Farbe empfinde ich eine vollkommene Identifizierung mit dem Raum. Ich bin wirklich frei. Ives Klein


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GTA- GEFÄNGNIS ALLER SCHÜLER

ch wache auf und torkle ins Bad, der Blick auf die Uhr zeigt uns nämlich (wieder einmal) zu erklären, weshalb sein Fach bemir, dass ich meinen Bus schon verpasst habe. Dieser Mor- sonders wichtig für unsere Zukunft ist. - Ich weiß nicht woher gen beginnt also leicht suboptimal. das kommt, aber alle Lehrer vertreten die Überzeugung, dass ihr Fach das allerwichtigste ist. Wie dem auch sei, mein Unterricht Ich betrete das Klas- beginnt. senzimmer genau ein- Die Stunden ziehen an mir vorüber wie Schnecken. Um 1 7:45 einhalb Minuten zu Uhr endet mein Schultag und ich bin einmal mehr fasziniert, spät und für meinen wie locker, verständnisvoll und geduldig Lehrer um diese Uhrzeit Lehrer geht die Welt noch unterrichten. Hobbys habe ich leider keine, da mir die Zeit unter. Ich versuche dazu fehlt. Aber Bildung steht natürlich an erster Stelle. Ich zu erklären, dass ich kann mir auch nicht vorstellen, was das Erlernen eines Instrunur verschlafen habe, mentes mit Bildung zutun hat! ? weil ich abends zuvor Also ich glaube, dass die Ganztagsschule die Lösung aller noch seine Hausauf- Probleme des Schulwesens ist. Dieser Meinung sind auch alle gabe bearbeiten anderen und so wurde inzwischen eine neue Regelung getrofmusste. Er meint, fen. Um Schülern das ungestörte Lernen zu erleichtern und ihre dann hätte ich eher Müdigkeit zu unterbinden, schlafen die Schüler nun gleich in anfangen sollen. Ver- der Schule. So sind auch die Eltern viel mehr entlastet und köngeblich ist mein Ein- nen länger arbeiten. wand, dass ich ja Für mich hat die Sache aber noch einen anderen, entscheidenauch noch andere Hausaufgaben erledigen müsse. Ab diesem den Vorteil: ich komme nie wieder zu spät zum Unterricht. Punkt ist die Diskussion für mich verloren, unser Lehrer beginnt Anna Häwert

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WICHTIG - STUNDENPLANÄNDERUNG!

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n jedem neuen Schuljahr muss man sich auf einen neuen Stundenplan einstellen – und die Zufriedenheit mit diesem ist immer wieder großen Schwankungen unterworfen. Einen Stundenplan des Monats, der – vielleicht – die Zustimmung der meisten von euch finden würde, haben wir hier für euch zusammengestellt. Nun könnt ihr endlich die Dinge lernen, die WIRKLICH wichtig für das Leben sind!

RICHTIGSTELLUNGEN wir bei Kreuz&Quer uns natürlich bemühen, euch so gut und zeitnah wie möglich zu berichten, schleicht sich auch bei O bwohl uns ab und zu mal ein kleiner Fehler ein. Diese möchten wir hier berichtigen. - Das auf Seite 1 2 abgedruckte Zitat Frau Höhnels ist in dieser Form leider nicht ganz richtig, wie sie energisch anmerkte. Stattdessen sagte sie: "Es war mir ein Fest." Wir bitten Sie, Frau Höhnel, uns den kleinen Fehler zu verzeihen. - Auch im Impressum müssen wir leider etwas korrigieren. Das Cover wurde keineswegs von Benedikt Hackenbroich, dem allseits geliebten Chefredakteur, gestaltet, sondern entsprang vielmehr den talentierten Händen von Lea Grahn, ihres Zeichens LayoutTeam. - Weiterhin freut es uns zu berichten, dass die Schule ab sofort internetfähige Laptops bereitstellt, die in der Schulbibliothek ausgeliehen werden können. Diese Änderung trat nach Drucklegung ein und konnte daher auf Seite 1 5 nicht mehr berücksichtigt werden. Trotzdem: Vielen Dank, damit wird das neue Schuljahr hoffentlich noch toller!

Frau Höhnel: "You've been a teacher of Frau Schäfter: „Warum beschäftigen sich mine for far too long - don't dare to write Menschen mit Gott?“ that down! " Max: „Ist 'ne Marktlücke.“ Herr Zöllner: „Ich hatte gerade ein schreckliches Erlebnis, ich hatte nämlich eine Registerprobe mit den Saxophonen.“ Herr Großer zu Milla: „Ich find dich gut, weil du sehr preiswert bist und Herr Hägele platzt zur Tür hinein. gleich um die Ecke.“ Hürten: „Hier: ein neuer Schüler.“ Hägele: „Ich hol' nur Zigaretten.“ offizielle Schülerzeitung des ev. Kreuzgymnasiums 21


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DVB = DRESDNER VERSPÄTUNGSBETRIEBE?!?

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eg ist er, der Bus. Mist. Dabei sind es doch nur 1 0 Minuten, bis der nächste Bus kommt. Wertvolle Zeit geht verloren, für manche heißt es 1 0 Minuten weniger vor dem Computer hängen, andere kommen wiederum zu spät zum Unterricht oder zur Freizeitaktivität. Und dann kommt er wieder. Still und Leise. Der Frust und das Gemecker. Ich bin mir sicher, jeder von euch kennt das. Allerdings wird dabei leider auch nie die andere Seite gesehen, die des Busund/oder Bahnfahrers. 8.05 Uhr morgens, man steht vor verschlossener Tür. Normalerweise wäre man ja pünktlich gekommen, wenn nicht der blöde Bus Verspätung gehabt hätte. Verspätung, die auch durch Bausstellen z. B. gerade bei Linie 3,7,8 und 1 3 durch Gleisbau entstehen und die auch durch Ersatzverkehr (wenn denn mal irgendwann einer kommt) entsteht. Bei den Jahrgängen 5-8 schlecht, aber noch kein Problem, doch ab dem Jahrgang Klasse 9 schon. Dem Schüler droht der Ausschluss aus dem Unterricht bis zur nächsten Pause und eine Entschuldigung ist nachzureichen.

Bussen und 1 62 Bahnen unterwegs sind. Ca. 1 45 Millionen Fahrgäste pro Jahr bringen sie mehr oder weniger sicher ans Ziel, das heißt 400000 täglich! Dresden verfügt somit über eines der größten Verkehrsnetze in Deutschland. Insgesamt gibt es im Raum Dresden 684 Haltestellen, 28 Buslinien mit 299 Kilometern Linienlänge , sowie 4 Fähren und sogar 2 denkmalgeschützte Bergbahnen.

Daher sollte man auch Verständnis haben, wenn der Bus mal 3-5 Minuten zu spät kommt, oder ein Busfahrer kurzfristig „aus den Fugen“ gerät. Till Große

Und doch ist es Tag für Tag eine Höchstleistung der 1 .689 Busund Bahnfahrer und den 91 Auszubildenden, welche mit 1 55

Namenlos und ungetauft sind sie von uns gegangen:

Kreuzschulenten unsere

Du kamst, du gingst mit leiserSpur, Ein flüchtigerGast im Erdenland. Woher?Wohin?Wirwissen nur: Aus Gottes Hand, In Gottes Hand.

Ludwig Uhland Paula König und Constanze Albrecht offizielle Schülerzeitung des ev. Kreuzgymnasiums

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LAND UNTER LEBEN NACH DER FLUT

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ie Sonne scheint durch das Blätterdach einer großen Buche, die am Straßenrand der Fischergasse Bautzen steht. Einige Fußgänger laufen vorbei, in Richtung Wasserkunst, hinunter an die Spree. Kaum etwas erinnert daran, dass vor wenigen Wochen noch genau hier „Land unter“ war. Auf den ersten Blick.

+++ 7. August 201 0 +++ Nach tagelang anhaltendem Dauerregen in Sachsen und Polen steigen die Wasserstände von Flüssen und Seen weiter und weiter an. +++ Durch den Bruch des WitkaStaudamms in Polen rollt eine Flutwelle auf der Neiße in Richtung Landesinneres. Bald sind Häuser, sind Gassen, Straßen, Wiesen und Felder überflutet. Bewohner schaufeln Sand in Säcke, bauen provisorische Dämme, um ihr Hab und Gut zu schützen. +++ Und auch an anderen Flussufern, wie an der Spree, steigen die Pegel an. +++ Heike Wehle, 40 Jahre alt, wohnt seit vier Jahren in einer Erdgeschosswohnung im Hause ihres Vaters in Bautzen, idyllisch am Flussufer gelegen, zu Füßen der alten Wasserkunst. Freitag, den 6. August haben die Maler gerade ihre Arbeit beendet und somit die Sanierung der Wohnung endgültig fertiggestellt. Sonnabend 1 7:00 Uhr beginnt das Wasser der Spree plötzlich anzusteigen und droht bald, das Haus unter Wasser zu setzen.

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Frau Wehle versucht, noch einige Habseligkeiten in Säcken in eines der oberen Geschosse des Hauses zu retten, doch schnell steht die Wohnung unter Wasser. Dann wird der Strom abgeschaltet, sodass sie mit Taschenlampe im Dunklen weiter versucht, das Wichtigste zu bergen. Gegen 22:00 Uhr ist die Wohnung nicht mehr begehbar, das Wasser steht beinahe hüfthoch. Es rinnt durch Türspalten, die Kellerluke, die Fenster. Bei Bekannten kommt die jetzt obdachlose Heike Wehle unter und übernachtet dort, während das Wasser bald seinen Höchststand erreicht und sich dann so schnell zurückzieht, wie es gekommen ist. Zwei Wochen später stehe ich vor dem Haus der Wehles. Graubrauner DDR-Putz blättert von der Mauer im Erdgeschoss ab. Davor stapeln sich Bauschutt, Plastikfolien, einige Sandsäcke. Neben der Tür ist ein großes Schild angebracht. „Durch Flut obdachlos geworden“ , steht da in Druckbuchstaben, „Bitte Spenden! Jeder Cent hilft!“ . An einigen Nägeln hängen Klebezettel mit den Kontodaten. Ich gehe um das Haus herum in den Garten, der direkt in die Spree mündet. Leicht vermodert riecht es, unangenehm. Am anderen Ende stehen Garagen mit offenen Türen. Ein Mann räumt gerade einen Teppich heraus, klopft ihn aus und legt ihn in die Sonne.

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Ich frage nach Frau Wehle und werde an ihren Vater verwiesen. „Haben alles verloren“, sagt der, „müssen alles neu machen. Am Freitag waren die Maler raus, am Samstag kam die Flut.“ Er ist nicht groß, vielleicht 1 ,80m, hat einen kleinen Bierbauch und einen großen Schnurrbart. Das graue, ärmellose T-Shirt, die kurzen Hosen und Gummilatschen zeigen, dass er gerade noch gebaut hat. Herr Wehle führt mich in die Wohnung. Der Putz ist in allen Zimmern abgeschlagen, man steht auf dem Kellergewölbe, einen Fußboden gibt es nicht mehr. An den Wänden kann man noch gut die Wasserlinie sehen, auch hier stehen alle Fenster sperrangelweit offen. 1 0.000 Euro koste allein der Fußboden, sagt er, und die Versicherung sei nach dem Hochwasser 2002 gestrichen worden. Er wisse nicht, ob seine Tochter bis Weihnachten wieder einziehen könne, er wisse ja noch nicht einmal, wie lange die Wände brauchen, um ganz auszutrocknen. Hoffnungslos wirkt er, als ob er nicht wüsste, wie es weitergehen soll. Elektrik, Fußböden, Möbel, alles sei hin. Auch die Wasserpumpe und die Gasheizung haben im Erdgeschoss gestanden. Ich bin sprachlos. Dass der Schaden so groß ist, konnte ich mir nicht vorstellen. Und bezahlen, wer soll das alles nur bezahlen? „Wir müssen jetzt sehen, was durch Spenden reinkommt. Und wie das klappt mit der Fluthilfe. Ansonsten wissen wir auch noch nicht, wie wir das schaffen sollen.“ Frau Wehle pendle jetzt täglich von Pirna nach Bautzen, schlafe mal bei diesem, mal bei jenem. Ich gehe wieder hinaus. Mein „Alles Gute! “ wirkt irgendwie unbeholfen vor einem Mann, dessen Tochter alles verloren hat. Trotzdem, der Gruß kommt von Herzen. Weiter gehe ich die Straße hinunter zum Parkplatz. Etwa 200m entfernt fällt mir ein großes, fachwerkähnliches Haus auf, an dem groß der Name „Spreepension“ prangt, und daneben: „Wieder geöffnet“. Auch hier muss das Hochwasser gewütet haben. An der Tür hängt eine Grafik der Landeshochwasserzentrale mit den Pegeln vom 7. 8. Aber weder Sandsäcke, noch Schäden an der Außenwand und auch nirgendwo Bauschutt sind zu sehen. Neugierig geworden gehe ich hinein.

ten, dahinter die friedliche Spree. Auf die Frage, wie sich die Blumen so schnell erholen konnten, antwortet die Wirtin lachend: „Es sind ja nur zwei übrig geblieben. Und die haben unsere Helfer sogar noch abgespritzt, damit ja kein Schlamm an ihnen hängen bleibt.“ Auch hier stand das Wasser hüfthoch, hier sind sämtliche Maschinen, darunter die in der Wäscherei, der Braukessel und andere kaputt gegangen. Aber der Optimismus der Familie ist beeindruckend. Schon eine Woche nach der Katastrophe war hier wieder geöffnet. „So viele habe mit angepackt“, berichtet die Wirtin strahlend. „Verwandte, Freunde, Nachbarn. Am letzten Wochenende kam die Anfrage von einem Radlerclub, ob das warme Wasser ginge, dann würden sie wohl kommen.", erzählt sie weiter. "Und wenn

„Am Freitag waren die Maler raus, am Samstag kam die Flut.“

noch mit zu helfen sei, dann würden sie gerne mitmachen.“. Ihre Augen glänzen, während sie weiter spricht. "Die „Radler“ haben dann den ganzen Tag mitgeholfen. Und so ist der Betrieb wieder in Gang gekommen." Sicher, es hätten auch einige abgesagt, wegen des unpassenden Ambientes oder aus reiner Vorsicht, aber sie würde sich jeden Tag freuen, wenn eben doch wieder Gäste ankämen. „Dass die Wäscherei nicht mehr funktioniert, hat uns am Anfang vor ein echtes Problem gestellt. Dieser ganze Schlamm im Bettzeug! Früher wurde das mal als Färbemittel verwendet.“. Bei Großmutter im alten Waschtrog haben sie schließlich einen Teil der Sachen ausgekocht. „Und das hat wunderbar funktioniert! Besser als mit der öffentlichen Wäscherei, der wir den anderen Teil gegeben hatten.“ Da wäre wohl nichts mehr zu retten gewesen, und so hätten sie aus den alten Laken dann eben Scheuerlappen gemacht. „Die haben wir ja dringend gebraucht! War auch wirklich alles voll Schlamm! “ Schäden am Haus hätten sie wohl wenige, hier und da am Fenster, aber ansonsten seien sie wohl noch mit einem blauen Auge davon gekommen. Sie lächelt, von draußen scheint die Sonne herein. Meine Augen schweifen umher: Sicher, hier und da ist dieser hässliche, gelblich-graue Wasserrand nicht zu übersehen. Aber das stört mich eigentlich gar nicht, denn die Familie hier bringt Wärme in den Raum, Lebensfreude. Ich kann gut verstehen, dass hier jeder das Gefühl hat, mit helfen zu wollen oder trotzdem zu kommen, Flut hin oder her. Diese Familie berührt mich. Der Wirt reißt mich aus meinen Gedanken. "Aber der Braukessel ist kaputt - wenn wir erst wieder Bier brauen könnten…"

Auch draußen auf der Straße höre ich noch ihre Stimmen hinter mir. Schon im Gehen werfe ich noch einen kurzen Blick über meine In der Schankstube sitzt die Wirtsfamilie und frühstückt. Schulter. Die große Buche, dann die Pension, ein kleiner Haufen Der Kontrast zu der Wohnung, die ich gerade gesehen habe, könn- Sandsäcke daneben. Eine Katze schleicht um die Ecke und streckt te größer nicht sein. sich darauf aus. Sie räkelt sich in der Sonne, als ich Bautzen den Blumen stehen auf kleinen, mit Deckchen belegten Tischen. Am Rücken zukehre und mich auf den Heimweg mache. einen Ende des Raumes ist ein üppiges Frühstücksbuffet aufgeFlora Halbert baut. Große Fenster geben den Blick frei in einen blühenden Garoffizielle Schülerzeitung des ev. Kreuzgymnasiums

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PROJEKT LESELANDSCHAFT

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in Jahr nach Neueröffnung des sanierten Kreuzgymnasi- Auch bei der Gestaltung der Leselandschaft gibt es bis jetzt nur ums dämmert das Projekt Leselandschaft unterm Dach grobe Vorstellungen. Sie soll auf jeden Fall in Arbeits- und Entweiter vor sich hin. spannungsbereich geteilt werden. Für den Arbeitsbereich stellen sich die Planer eine Bibliothek vor, mit Bücherregalen an den Wänden, Lesepulten und –ecken. Gemütliche Sofas sollen dageBisher wurden immerhin schon für rund 1 00 000 Euro Gauben gen den Entspannungsbereich zu einer Art Lounge zum Relaxen und Fenster im Dach eingebaut. An der Investition zahlt der För- und Musikhören machen. Das aber ist alles noch Zukunftsmusik: derverein der Schule noch immer ab. Dabei müsste nun die wei- ein Ende des Ausbaus hängt auch davon ab, ob die Initiatoren tere Grundausstattung wie Heizung, elektrische Leitungen und genügend Sponsoren finden. Dabei ist eigentlich alles schon anderes finanziert werden. Das Geld dafür aber fehlt. „Der För- vorhanden im neuen Kreuzgymnasium – Cafeteria und Campus derverein gedenkt das durch ein Sommerfest und größtenteils als Treffpunkte sowie die Bibliothek zum Lernen. durch Einzelspenden zu finanzieren“, sagte Projekt-MitverantJil Birgel wortlicher Christoph Lüders. Die Kreuzschule hoffe dabei aber auch auf finanzielle Unterstützung der evangelischen Landeskirche und des Freistaates Sachsen. „Wir brauchen noch 300.000 Euro.“, so Lüders.

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IMPRESSUM

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H e ra u s g e b e r: Evangelisches Kreuzgymnasium c/o Schülerzeitung kreuz&quer Dornblüthstraße 4 01 277 Dresden

Ch efred a kti o n : Clara Gerhardt | Benedikt Hackenbroich | Guntram Bieneck (V.i.S.d.P.) F i n a n z i e ru n g : Tilman Sager | Alfons Schlizio | Till Große | Guntram Bieneck La yo u t: Hannah Siedel | Christopher Schmidt | Jakob Steinfeldt | Nam Nguyen | Marlene Woschni | Frida Stein | Tilmann Sager | Clara Gerhardt Co verg esta l tu n g so wi e Tech n i sch e B era tu n g : Christopher Schmidt

Leserb ri efe: Lob, Kritik und Anregungen sowie neue Mitarbeiter (auch auf sporadischer Basis) sind uns jederzeit willkommen. Eine Mitteilung in unserem Briefkasten in der Caféteria genügt! Ab sofort findet Ihr unseren Blog ANGEKREUZT. online unter www.angekreuzt.wordpress.com , wo ihr Kommentare abgeben könnt und auch zwischen den Ausgaben aktuell informiert werdet. Die nächste Ausgabe erscheint im Januar 201 1 .

B i l d rech te: Abbildungen von www.pixelio.de; redaktionelle Lizenzen liegen vor und können auf Anfrage vorgelegt werden. Abbildung Seite 9 von Flora Halbert. Abbildungen Seite 24 und 25 mit freundlicher Genehmigung durch Heike Wehle (www.hochwasser-bautzen.de). Sonstige Bildrechte verbleiben bei kreuz&quer. Nachdruck nur mit schriftlicher Genehmigung. An zei g en ( g ü l ti g e An zei g en p rei sl i ste N r. 1 vo m 0 1 . 0 9 . 2 0 1 0 ) : Martens&Werner immobilien GmbH | Ristorante „IL GOLFINO FRANCO“ | Bambini - Kinderladen am Blauen Wunder | ADTV Tanzschule Lax | Burger King Dresden | Ostsächsische Sparkasse Dresden Wir bitten um freundliche Beachtung. D ru ckerei : Printpoint Digital, Dresden Au fl a g en za h l : 300 Stück H eftp rei s: 1 ,00 € | Lehrer 1 ,50 € Red a kti o n ssch l u ss d i eser Au sg a b e: 30.8.201 0 kreuz&quer · higgledy-piggledy · en désordre · all'aria · hecho un lío · door elkaar · em desordem · huller om buller · durcheinander · in a jumble · pêle-mêle · alla rinfusa · hecho un revoltijo · dooreen na mais completa bagunça · i en enda röra · kunterbunt · in a mess · in disordine · kris-kras · i en röra · hin und her · jumbled up · sottosopra · ondersteboven · i ett enda virrvarr · unmethodisch · overhoop · i ett virrvarr · richtungslos · rommelig · auf's Geratewohl · schots en scheef · kreuz&quer · higgledy-piggledy · en désordre · all'aria · hecho un lío · door elkaar · em desordem · huller om buller · durcheinander · in a jumble · pêle-mêle · alla rinfusa · hecho un revoltijo · dooreen na mais completa bagunça · i en enda röra · kunterbunt · in a mess · sens dessus dessous · in disordine · kris-kras · i en 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