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Ein Magazin der Hochschule Mannheim, Fakult채t f체r Gestaltung, Ausgabe 3, September 2008



EDITORIAL Es gibt Tage, an denen man die Perspektive ändert und seinen Blick schweifen lässt. Die Betrachtungsweise ist abhängig vom Standpunkt, Großes kann klein wirken, scheinbar Belangloses wichtig. Viele Designhochschulen lehren und vertiefen einen eigenen Stil, da für den Blick über den Tellerrand oft die Zeit fehlt. Doch Perspektivwechsel tun gut und so blicken wir mit Freude auf vergangene zwei Jahre komma zurück. Die letzten beiden Ausgaben haben uns mit vielen Menschen zusammengeführt, die ähnlich denken, gleiche Leidenschaften teilen oder ganz andere Richtungen einschlagen. Damit dieser Kreis weiter wächst, wollen wir im Herbst einen Redaktionstag für alle Designstudentenmagazine in Deutschland, Österreich und der Schweiz veranstalten, um so den Austausch untereinander anzuregen und den eigenen Horizont zu erweitern (weitere Informationen auf Seite 3). Mit komma3 wollen wir nach vorne schauen und so entschieden wir uns für eine Umstellung auf eine umweltschonende Produktion. Zusammen mit unseren Partnern Deutsche Papier und der E&B-Gruppe wurde diese Ausgabe auf FSC und Recyclingpapier gedruckt. Über diese Kooperation mit Weitsicht sind wir sehr glücklich. Der Blick in Ausgabe Drei lohnt sich also aus jeder Perspektive: Ab Seite 46 zeigt uns Bastian Allgeier, wie man trotz der Medienflut im Internet nichts aus den Augen verliert. Gute Aussichten auch bei Anna Ameling, die uns ab Seite 20 mit ihrer ganz persönlichen Betrachtung auf die Welt völlig neue Sehweisen eröffnet. Viel Vergnügen wünscht die Redaktion.

Herzlich Julian Zimmermann


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inhalt 08 ÜBERSTUNDEN Für seine Diplomarbeit zog Florian Köhler von Zuhause aus und verbrachte 17 Tage und Nächte zusammen mit Künstlern, Philosophen und Schauspielern. Immer mit dabei: Filmkamera und sehr wenig Schlaf.

12 NICHTS FÜR ANFÄNGER In den Kursen Grundlagen der Gestaltung 1 und 2 sind bei Prof. Veruschka Götz erneut beachtlich umfangreiche Arbeiten entstanden, die mehr als nur erste typografische Gehversuche sind. 20

14 MUSCHIFÖN UND WEIZENSPOILER Von aufgebitchten Ischen, Alimentenkabeln und Würfelhusten handelt Steffen Bittmanns Bachelorarbeit, in der er gnadenlos die Abgründe der deutschen Jugendkultur illustriert.

18 ES BEWEGT SICH WAS Das Team Mannheim zeigte beim Junior Agency Award wie man mit einer Fundraising-Kampagne für die Stiftung Pfadfinden die Jugend von heute in Bewegung bringt und alte Ideale aufleben lässt.

20 DAS HERZ VON ANNA AMELING 26

Ohne Netz und doppelten Boden riskiert Anna Ameling einen intensiven Blick auf sich selbst. Mit viel Liebe und ausschließlich analoger Fototechnik zeigt sie sehr persönliche Erfahrungen und lässt uns an ihren Erinnerungen teilhaben.

24 HEILIGE SNEAKERS UND SEELE AM STIEL Was kommt nach Love-Marks und Konsumtempeln? Designstudenten der HS Mannheim beschäftigten sich kursübergreifend mit der religiösen Überhöhung von Marken und Werbung.

26 OHNE SCHMALZ Wenn man an Tristan und Isolde denkt, kommen einem über vier Stunden unbequeme Opernsitze und ellenlange Dialoge in den Sinn. Anna Schlecker visualisiert mit ihrer Bachelorarbeit die Dramatik und die absolute Auffassung von Liebe, die in der Sage steckt.


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30 DIE BEFREIUNG AUS DEM KOKON Professor Thomas Duttenhoefer beschreibt, was die Kunst mit dem Kommunikationsdesign gemeinsam hat und warum ihn die Bildhauerei so fasziniert.

36 VOLLTREFFER: ZIEL VERFEHLT! Eva Feldmann öffnet uns mit ihrer Diplomarbeit die Augen: Auf der Suche nach Ergebnissen im Internet verpassen wir das Beste, denn Umwege sind ihre Zeit wert. 50

40 ES STEHT VIEL AUF DEM SPIEL Spielerisch und manipulativ macht Kilian Rüth mit seinem Gesellschaftsspiel Plutokrator die Globalisierung begreiflich und für jedermann nachvollziehbar.

44 HAU’S HOCH Ein Team aus Gestaltern und Informationstechnikern baute den weltgrößten Hau den Lukas und inszenierte ein digitales Kräftemessen zur Langen Nacht der Museen.

46 WILD WILD WEB Bastian Allgeier entwickelte für seine Bachelorarbeit ein Webtool, das die typischen Web-Klischees bricht – und schickt den Benutzer mit dem Lasso auf Nashornjagd! 58

50 VOM PARADOXON DER SUCHE Michael Frahm thematisiert in seinen Bildern die Sehnsucht nach ewiger Jugend und offenbart uns großformatig das Paradoxon der Suche.

54 EINE WELT IST NICHT GENUG Rico Maier greift in seiner Bachelorarbeit All Inclusive nach den Sternen und gestaltet einen interstellaren Reiseführer.

58 WECHSELIMPULS Der Mannheimer Absolvent Martin Hesselmeier lässt die Grenze zwischen Kunst und Design verblassen, indem er aus Handys Zauberstäbe macht.


geladen Erstmals fand die Werkschau im Rahmen der Langen Nacht der Museen statt und sorgte so dafür, dass rund 1000 Besucher in das Gebäude des Fachbereichs strömten. Auf vier Stockwerken präsentierten hier die Mannheimer Studenten ihre Arbeiten aus den Bereichen Print, Interaktive Medien, Zeitbasierte Medien und Fotografie. Neben Vorträgen von Stephan Junghanns (Ogilvy/Frankfurt), Professor Klaus Detjen (Muthesius Hochschule/Kiel) und Gabi Lück (think new group/München) bildeten vor allem die Abschlussarbeiten der über 30 Absolventen den Höhepunkt der Ausstellung. Besondere Beachtung fand auch das Projekt Hau’s hoch – Hau den Lukas digital. Eine interaktive Installation, die in Zusammenarbeit mit der Fakultät für Informationstechnik entstand. (Artikel auf Seite 44) Abgerundet wurde der Abend durch die Live-Elektro-Jazz Session in Kooperation mit der Musikhochschule Mannheim. (ba)

rheingrillen Die HS Mannheim ist im stetigen Wandel. Rückblickend auf die letzten Jahre an der Hochschule kann man sagen, dass sich unheimlich viel verändert hat. Ob nun moderne Ausstattung, neugeschaffene Stellen für Lehrkräfte oder studentische Hilfskräfte – es geht voran. Große Events seitens der Fakultät sind keine Seltenheit mehr, seien es nun Ausstellungen oder die Partizipation an der Langen Nacht der Museen. Doch bei all dem Fortschritt gibt es unter den Studenten der Fakultät doch immer wieder mehrere Konstanten, auf die man sich verlassen kann. Bereits in komma Ausgabe Null und Eins wurden zwei dieser Konstanten vorgestellt. Der SchluriCup, das interne Fußballturnier und sein kleiner Bruder, das Basketballturnier. Studieren in Mannheim zeichnet sich neben dem breitgefächerten Studienspektrum und der engen Betreuung durch die Professoren vor allem durch eines aus: Zusammenhalt. Angefangen bei dem Frühstück für die Prüflinge, über Erstsemesterparties und

Fußballturnieren, bis hin zu einer Besonderheit, die leider nur im Sommersemester möglich ist: Jeden Donnerstag trifft sich die Studentenschaft zum gemeinschaftlichen Grillen an den Mannheimer Rheinwiesen. Teilweise bis zu 150 Studenten finden sich hier jede Woche ein, und wenn das Wetter besonders gut ist, lockt es auch unsere Professoren hierher. Dies alles zeigt, dass Atmosphäre und Zusammenhalt in der Fakultät stimmen. Studieren in Mannheim ist weniger elitär, dafür aber familiärer. Bis nächsten Donnerstag also! (pf)


In den letzten Jahren hat sich die Bandbreite der Hochschulmagazine mit unterschiedlichsten Konzepten, Schwerpunkten und grafischen Umsetzungen enorm erhöht. Eines haben all diese Hochschulmagazine gemeinsam: Eine Redaktion, bestehend aus engagierten und motivierten Studenten, die Spaß am Experimentieren und an der Gestaltung haben. Wir beschäftigen uns alle mit den selben Fragen, suchen Lösungen für ähnliche Probleme und stecken viel Energie und Freude in jede neue Ausgabe. Die komma-Redaktion freut sich, für den 21. und 22. November den Redaktionstag 2008 anzukündigen. An diesem Tag können sich Redaktionen der unterschiedlichsten Hochschulmagazine kennenlernen und Ideen oder Tipps austauschen. Neben Miniworkshops und Vorträgen von unter anderem Mario Lombardo können sich die Magazine selbst vorstellen und mit Profis der Druckund Verlagsbranche Schwierigkeiten und Lösungen diskutieren. (as) Persönliche Einladungen an die Hochschulredaktionen, weitere Infos und das genaue Programm folgen ab September unter:

REDAK TIONS TAG08

21./22.11.

blind date

www.redaktionstag.de

design-problem? Das Verhältnis von Ästhetik, Ökonomie und Ethik im Design wurde auf dem Semiotischen Symposium vom 4. bis 6. April an der Hochschule Mannheim diskutiert. In der philosophischen Tradition wird zwischen Ethik und Ästhetik meist eine unüberwindliche Kluft gesehen. Die Theorie mutmaßt, dass ästhetische, ökonomische und ethische Aspekte in der Praxis nicht verknüpft werden können. Ist dem wirklich so? Ist also die Praxis mangelhaft? Oder die Theorie? Und an welchen Zeichen können wir dies erkennen? Wie sieht eine zu gestaltende Wirklichkeit aus, die allen drei Anforderungen nachhaltig gerecht werden möchte? Und warum wünschen wir uns eine solche – oder auch nicht? Veranstaltet wurde das Symposium von der Semiotischen Herbst-Akademie, die mit ihren Veranstaltungen nach einer stärkeren Verschränkung der semiotischen Theorie mit der semiotischen Praxis strebt. (as) Infos unter:

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CAMPUS

www.semiotik.eu


die unendliche illustration

Vor knapp einem Jahr startete The Free Wall – ein kol- nächsten Bereich der Wand einem Mitglied der Fakultät per E-Mail zuteilt. Ist man laboratives, interaktives Projekt, das alle Mitglieder an der Reihe hat man genau 48 Stunden Zeit, seinen Beitrag zu gestalten und auf die der Fakultät für Gestaltung vor die ehrgeizige Aufgabe Free Wall Seite hochzuladen. Der Anschluss zum Bild davor sollte dabei möglichst stellt, im Netz eine unendliche Illustration zu erstellen. fließend sein, um die Illusion einer nie enden wollenden Illustration zu erzeugen. Nach der Idee von Prof. Hartmut Wöhlbier wurde eine Wer es nicht rechtzeitig schafft, kommt gnadenlos an den Online-Pranger. Auf der Bildwand im Internet geschaffen, die ohne gestalteri- Free Wall Seite selbst werden danach alle Bilder zur unendlich breiten Wand aneinsche Vorgaben von Studenten, Mitarbeitern und Pro- andergereiht und können im Ganzen betrachtet werden. fessoren immer weiter geführt wird. Als Vorbild diente dabei Cadavre Exquis, ein im Surrealismus entwickel- So sind in den letzten Monaten eine Fülle von Bilder entstanden, die von 3D über tes Spiel mit gefaltetem Papier, in dem es darum geht, Illustration bis zur Fotografie alle Stilrichtungen umfassen. (ba) einen Satz oder ein Zeichnung durch mehrere Personen konstruieren zu lassen. Caspar Sessler program- Mehr zu sehen gibt es unter: mierte hierfür ein System, das per Zufallsgenerator den www.thefreewall.de

literarische trilogie Zum 30. Geburtstag der Mannheimer Literaturvereinigung Die Räuber 77 gestalteten sechs Studentinnen des Fachbereichs eine bibliophile Anthologie. Angeleitet und betreut von Prof. Veruschka Götz nahmen sie sich dieses Projekt außerhalb des üblichen Semesterstresses vor. Es wurden drei voneinander unabhängige Bücher gestaltet, die lediglich einen einheitlichen Satzspiegel, gleiche Typografie und den gleichen Einband bekamen. Jedes Buch steht für eine Dekade und besitzt dazu passend seinen eigenen Stil. Die Inhalte der Bücher sind die Präsentation der zu der Zeit aktiven Autoren, ihre Werke und die Preisträger verschiedener Literaturpreise. Band 1 ist eine typoetische Zusammenstellung und zeigt sich in schwarz-weißen Schriftformen, die eine räuberische Literaturfaszination präsentiert. Gestaltet wurde dieses Buch von Alessia Corallo und Julia Kästle. Band 2 von Katrin Moos und Loreen Müller ist sehr grafisch und wurde an die historischen Gaunerzinken aus dem 12. und 13. Jahrhundert angelehnt. Band 3 dagegen ist ein Sammelsurium geräuberter Schätze und soll dem Leser auch visuell einen Einblick in die Schatzkiste gewähren – als Zweitfarbe haben Elisa Sept und Christina Sinn deshalb Gold eingesetzt. Die Trilogie ist beim Berliner Verlag Vorwerk 8 für 30 Euro in einem edlen Goldschuber erhältlich. (nf) www.vorwerk8.de


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,WA S L O S I S T


체berstunden Eine Dokumentation 체ber ein 400 Stunden-Festival zu drehen ist ein absolutes Mammutprojekt. Mit perfekter Organisation, dutzenden Leerkassetten und viel Ausdauer wurde dieses spannende Diplomprojekt Realit채t.


Eine Performance von Büro für Zeit & Raum, »Wait here for further instructions«

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iebzehn Tage und siebzehn Nächte pausenlos Kunst. Das Mannheimer Büro für Kunst zeitraumexit e.V. beauftragte Florian Köhler eine Dokumentation über Wunder der Prärie, ein Festival für Performance, Theater und Tanz zu produzieren. Die Idee daraus eine Diplomarbeit zu machen entstand erst, als er von den Ausmaßen dieses Projektes erfuhr. Dieser Nonstop- Kunstprozess sollte sich in einem einzigen Raum abspielen. Ein Raum, der sich im Laufe der Zeit veränderte. Alles was hineingetragen wurd, blieb. Ein Künstler nach dem anderen trat auf und musste sich den neuen räumlichen Gegebenheiten stellen. Die ständigen Veränderungen hielt Florian mit Hilfe von Zeitraffer–Aufnahmen einer rechnergesteuerten Kamera fest.


(Oben) »What is trapped« Steven Dorothy arbeitete fünf Stunden lang auf der Bühne mit dem, was die anderen Künstler in 374 Stunden hinterlassen hatten. (Unten) In einer 40-stündigen Performance verwandelte Hina Strüver den Raum in einen Stadtplan Mannheims. Während dieser Zeit lebte sie in ihrer Skulpturlandschaft.


»... Ich hatte im Grunde vor, 400 Stunden auf 15 Minuten zu verdichten ...« Insgesamt traten über 50 Künstler auf, die es zu dokumentieren galt. Doch das war nicht immer einfach. Florian merkte bald, dass Besucher, Künstler und Helfer gerade in den besonderen Momenten empfindlich auf die Kameras reagierten. Wichtiger war es ihm, ein Teil dieser einzigartigen Atmosphäre zu sein, was für die spätere Filmgestaltung von großer Bedeutung war. Während des Drehs entstand Filmmaterial von über 30 Stunden, verteilt auf knapp 1000 Clips. Nun galt es daraus die Rosinen zu picken und diese in einem aufschlussreichen 15-minütigen Kurzfilm zu verpacken. »... Mein Konzept bestand hauptsächlich darin, offen zu sein für alles was geschehen würde. Die endgültige Gestaltung des Filmes konnte erst während des Festivals beziehungsweise beim anschließenden Sichten des Materials geschehen ...« Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Ein chronologischer, stimmungsgeladener Querschnitt durch die knapp drei Wochen Festivalzeit, der die spannendsten, merkwürdigsten aber auch skurrilsten Momente zeigt. Wie etwa in einer Performance von Jeffrey Byrid, in welcher der Künstler mit weiß geschminktem Gesicht und im schwarzen Spitzennachthemd seine Zähne mit Zahnseide reinigt und sich anschließend mit Puder bestäubt. Theater- Tanz- und Performance-Projekte werden aufgebaut, erprobt und vorgestellt. Lesungen, Videoprojektionen und Hörspiele führen durch die Nacht. Florian interviewt und begleitet Künstler wie Märchenerzählerin Kathrin Höhne in den Waschsalon, die von der Energie der Nacht, Geheimnis, Spuk und Sehnsüchten erzählt. Der Film trägt die Leichtigkeit des Festivals mit sich. Er zählt damit nicht zu den schwerverdaulichen Performancekunst-Brocken, nach denen man erst einmal genug hat von gepuderten Männern in Unterwäsche. Im Gegenteil: Dieser Film weckt die Neugier und macht Lust auf mehr. (ms) Der Film ist online zu sehen unter:

Diplomarbeit Über Stunden // betreut von Prof. Heinz Wyrwich flo@loflof.de // www.loflof.de

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FLORIAN KÖHLER

WERKSCHAU

www.komma-kino.de


nichts für anfänger Mit viel Gefühl und Experimentierfreudigkeit weiten Studenten des ersten und zweiten Semesters den Umfang der Gestaltungsgrundlagen aus. In den Kursen von Prof. Veruschka Götz sind besonders viele sowohl mutige als auch liebevolle Arbeiten entstanden, denen man das Gestaltungsvergnügen der Studienanfänger ansehen kann.

F tung und damit der Einstieg für die Studienanfänger an Designhochschulen. In

arbe, Form, Fläche und Semantik – die obligatorischen Grundlagen der Gestal-

jenen Grundlagenkursen von Prof. Veruschka Götz im ersten und zweiten Semester entstehen immer wieder besonders experimentierfreudige und vor allem äußerst hochwertige Arbeiten. »Die Grundlagen werden leider oft stiefmütterlich behandelt, dabei erachte ich sie als eine gute Möglichkeit, die Klaviatur der gestalterischen Grundelemente zu erproben«, so Prof. Veruschka Götz. Und die Ergebnisse der Semesterarbeiten geben ihren Bemühungen recht, schon früh das Gespür für Typografie und den Einsatz der oben genannten Mittel zu vermitteln. Trotz ihrer naturgemäß geringen Erfahrung zeigen die jungen Semester einen feinen Sinn für den Umgang mit Layout, Raster und Format und eine oft aufwendige Produktion von Druck und Bindung. Ob nun Tapetenmuster aus Glyphen einer Antiqua-, Fraktur- oder Groteskschrift oder Butterverpackungen, die neben ihrer feinen typografischen Umsetzung auch durch innovative Verpackungstech-

nik überzeugen: hier ist Experimentierfreudigkeit und ein Auge für das Detail am Werk. Schnell wird die erste typografische Fingerübung zur ausgedehnten Lehrbroschüre über Schriftarten und mikrotypografische Begriffe. Und eine Butterverpackung macht durch drei Handgriffe ihre Wandlungsfähigkeit von schlichter Verpackung zum ausgeklügelten Präsentierteller deutlich. So sind also auch in diesem Semester wieder eine Reihe von Arbeiten entstanden, die fernab des gewohnten Standard-Grundlagen-Repertoires vor allem durch die sichtbare Liebe und Lust am freien Gestalten überzeugen. (pf)


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Arbeiten von: Nina Frank, Melanie Frey, Markus Lenz, Carolin Metzger, Rina Roki & Christian Sch채fer



muschifön und weizenspoiler Kurz bevor er selbst zum Vertreterschalträger wird, nutzt Steffen Bittmann die Chance und fängt mit Bleistift bewaffnet den aktuellen Stand der deutschen Jugendsprache ein.

deutsche Jugendkultur mit all ihren Klischees in ein steifes Lexikon oder Wörterbuch zu quetschen. Nutzlose Ladenhüter werden hier immer wieder gezimmert, die realitätsferner nicht sein könnten. Steffen Bittmann hat sich in seiner Bachelorarbeit Das illustrierte Wörterbuch der Jugendsprache genau deshalb an dieses Thema herangewagt – um es besser zu machen. 500 Begriffe und Sprüche sind dabei herausgekommen, die er mit seinem unverwechselbaren Zeichenstil in geniale Bilder umgesetzt hat. Für seine Illustrations-Vorlagen ist Steffen, wie auch für den Großteil der Begriffe, gnadenlos durch die Verwandtschaft und den Freundeskreis gestreift. Dabei mussten neben seiner Freundin und seinen Kumpels auch die Eltern dran glauben. Alle wurden brutal von

Das Cover ließ Steffen aufwändig besticken.

ihm zu Papier gebracht. Böse kann man ihm dabei nicht sein, denn seine Illustrationen treffen genau den Punkt. Steffen sagt über sich selbst, er könne nie etwas aus dem Gedächtnis zeichnen. Da er für sein Buch nicht immer stillsitzende, lebendige Vorlagen finden konnte, wie zum Beispiel bei der Rollerfahrerin – pardon, bei der Frau auf dem Muschifön – hat er seine ganz eigene Methode entwickelt, sich realitätsnahe Vorbilder in Photoshop zu schaffen. Und die haben an sich schon einen besonderen Reiz. Als Werkzeug verwendet er am liebsten grobe Bleistifte. Lange Zeit hat er ausschließlich mit einem Zimmermannsblei gezeichnet, mit dem es schier unmöglich ist Feinheiten herauszuarbeiten. Trotzdem gelingt es Steffen auf unglaubliche Weise in kürzester Zeit all seine Gegenüber so detailgetreu und trotzdem so frei und lebendig abzubilden, dass man seine Illustrationen auch als Phantombilder verwenden könnte.

WERKSCHAU

eder hatte schon einmal einen dieser mühsamen

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J Versuche von großen Verlagen in der Hand, die


Für seine Motive benutzte Steffen verschiedene Vorlagen beispielsweise aus Magazinen oder Filmen oder porträtierte kurzerhand seine Eltern. Mit Hilfe grober Photoshop-Collagen bereitete er so seine späteren Zeichnungen vor.

Seine Leidenschaft für das Zeichnen und Malen entdeckte er erstaunlicherweise erst nach und nach, während des Studiums im Kurs von Prof. Thomas Duttenhoefer, der auch betreuender Professor seiner dreimonatigen Bachelorarbeit war. Mittlerweile hat Steffen mit seinem Masterstudium an der Fakultät begonnen und unterstützt Professor Duttenhoefer bei der Betreuung seiner Zeichenschüler. Wie schnell er selbst beim Porträtieren ist, hat er in einem Zeitrafferfilm dokumentiert, denn für eine Zeichnung braucht er nie mehr als zehn Minuten. (ba) Der Film ist online zu sehen unter: www.komma-kino.de

STEFFEN BITTMANN Bachelorarbeit Das illustrierte Wörterbuch der Jugendsprache // betreut von Prof. Thomas Duttenhoefer steffen.bittmann@gmail.com // www.steffenbittmann.de



es bewegt sich was Es ist geschafft! Nach zahlreichen Besprechungen, Telefonkonferenzen und Präsentationen auf Landes- und Bundesversammlungen der Pfadfinder wird diesen Sommer die Kampagne »Komm in Bewegung!« Realität.

Mit Erpresserbriefen und Plakaten werden aktuelle Probleme der Jugend aufgegriffen.

D denten der Medien- und Kommunikationswissenschaft der Uniie von Designstudenten der Hochschule Mannheim und Stu-

versität Mannheim kreierte Kampagne für die Stiftung Pfadfinden wurde im Rahmen der großen Abschlusspräsentation des 10. GWA Junior Agency Awards in Wiesbaden mit dem Publikumspreis prämiert. Betreut wurde das Projekt von Prof. Axel Kolaschnik, Dieter Schwengler und JWT Frankfurt.

Ziel der Fundraising-Kampagne ist es, mit Null Euro Budget Fördermittel für die Stiftung Pfadfinden zu gewinnen und das Image der Pfadfinder zu fördern. Mit der Hilfe hunderter Pfadfinderkinder wollen die Studenten nun eine 40 Jahre alte Idee wieder aufleben lassen. Ab August wird die Kampagne in vielen Städten in ganz Deutschland

zu sehen sein. Die Probleme und Anliegen der Kinder werden durch Antithesen ins Gespräch gebracht, die direkt im Anschluss von der Stiftung Pfadfinden aufgehoben und erklärt werden. Die Kommunikationstechniken hat sich das Team von der Studentenbewegung um 1968 abgeschaut. So produzieren die Pfadfinder Flugblätter, Schilder und Transparente selbst, um dann auf einer Demonstration damit Aufmerksamkeit zu erregen. Provokant und ehrlich zugleich appelliert die Kampagne an das Verantwortungsbewusstsein der Alt-68er, die aufgerufen werden ihre Ideale von damals in der Unterstützung der Kinder und Jugendlichen von heute wieder aufleben zu lassen. Seien Sie also nicht überrascht, wenn in den kommenden Wochen eine etwas andere Jugend-Bewegung durch ihre Straße zieht. (jz)



das herz von anna ameling Anna Ameling fotografiert Kindheitserinnerungen und tote Hasen. In ihrer ganz eigenen Sprache erzählt sie von Nachtigallen, SchlÜssern und dem ewigen Leben. Und ganz im Ernst: Wer wßrde davon nichts wissen wollen?



A sich selbst, nach Schönheit und Liebe, nach Freinna Ameling befindet sich auf der Suche. Nach

heit und dem ewigen Leben. Ihre Abschlussarbeit liefert kein Ergebnis dieser Suche, sondern dokumentiert ihren beschwerlichen Weg dorthin durch persönliche Erfahrungen und Erinnerungen. Sie nimmt uns an die Hand und begleitet uns durch ihr Leben.

Anna arbeitete in ihrer Bachelorarbeit ausschließlich analog. Die Mehrfachbelichtungen entstanden direkt im Labor, die Bilder sind mit Eiweißfarben von Hand koloriert. Auch ein Fotoalbum ist so entstanden, auf uraltem DDR-Fotopapier, das von beiden Seiten belichtet werden kann. Und kleine Schutzbriefchen und Postkarten, ebenfalls koloriert und numeriert. Vorbild für den Bildaufbau waren die Life Model Slides des 19. Jahrhunderts. Mit Schauspielern, den so genannten Life Models wurden in einem Studio Szenen arrangiert und fotografiert, die eine Geschichte erzählten. Danach wurden die Bilder meist mit Hilfe einer Laterna Magica

projeziert. Anna inszeniert sich selbst vor gemalten Kulissen, in jeder ihrer Bilderwelten ist sie die Protagonistin, meist hüllen-, oft schutzlos. Kauernd, suchend, vorsichtig oder lasziv. Ihre Fotografien lassen sich nur schwer beschreiben, man muss sie fühlen, riechen, in den Händen halten und liebkosen. Jedes Bild hat seinen eigenen Augenblick, zeigt sich betörend und lässt uns verwirrt zurück. Sie ermöglichen uns ein Abtauchen in eigene Gedankenwelten. Alles was Anna schön findet und was sie liebt, hat seine Wurzeln in ihrem Leben, ihrer Kindheit, bei ihren Eltern, ihrer Umwelt. Ihr Entzücken am Schönen, Fragilen, an Tieren und der Liebe zeigt sie uns gesammelt und komprimiert in ihrer Bachelorarbeit. Sie verarbeitet persönliche Erfahrungen und Gedanken in ihren Bilder, bruchstückhaft zeigen sie Erinnerungen wie Reliquien, zerbrechlich und heilig. Sie zeigt uns die Geschichte ihres Lebens in Collagen, mit handgezeichneter Typographie und gesammelten


Accessoires. Auch ein toter Hase, den sie auf der Straße fand, bekommt eine Hauptrolle und wirkt auf den Bildern seltsam fabulös. Wer Annas Arbeiten verstehen will, muss zuerst sie selbst verstehen. Den Schwerpunkt ihres Studiums legte sie auf Fotografie und Illustration. In allen Bereichen arbeitet sie immer sehr persönlich und emotional. Im Sinne des Kommunikationsdesign erscheint ihre Arbeit sehr unkonventionell, genau das macht sie jedoch so interessant und frisch. Wie lässt sich diese Arbeitsweise mit Design vereinen? Oder ist es genau diese Nichtvereinbarkeit, die verloren geht im Dienstleistungsberuf Designer?

(Vorherige Seite, links) »Verflixtes Doppel« (Vorherige Seite, rechts) »Herzilein« (Links oben) »Spukschloß« (Links unten) »Souvenir de Hase« (Mitte) »Gartenarbeit« (Rechts) »Zwei Füße ganz alleine«

Bachelorarbeit Laterna Magica – life model slides und LM – die Show! // betreut von Prof. Frank Göldner annameling@gmx.de // www.annalekte.de

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ANNA AMELING

WERKSCHAU

Wir spüren echte, authetische Liebe, dürfen teilhaben an Annas Freiheit und Wildheit. Und wir wünschen uns, ebenso frei zu sein. Frei von Äußerlichem und Gesetzmäßigkeiten. Wild, ohne zurückzuschauen und den Sprung ins Ungewisse wagend. (as)


heilige sneakers und seele am stiel Wie weit soll es noch gehen mit der Emotionalisierung in der Werbung? Wie wird in Zukunft wirkungsvoll kommuniziert, wenn Vertrauen, Liebe und die quasireligiöse Überhöhung nicht mehr zu steigern sind?

M nen aufgenähten Swooshs werden auf Schulhö-

Corporate Identity, schon seit mehreren Semestern in seinen Kursen. Die Ergebnisse dieser Auseinandersetzung wurden vom 18. Mai bis zum 15. Juni in der großen fen getragene Sportschuhe geraubt. Es wird sich lässig Austellung mit dem Namen Glaube, Liebe, Design – der Gestalter als Markenweltschöpin U-Bahnen zugenickt, wenn schneeweiße Kopfhörer fer in der Kunsthalle Mannheim der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Spektrum der verraten, dass der Gegenüber für den richtigen Compu- behandelten Marken und die völlig unterschiedlichen religiösen Ansätze machen terhersteller schwärmt. Marken sollen geliebt werden, kreativ und kritisch die Grenzen der Überhöhbarkeit sichtbar. und wenn das nicht mehr reicht, werden sie verehrt Unter dem Namen Sony Sounds gestalteten David Neumann, Seda Sirin, Krzysztof und vergöttert. Mit dieser Entwicklung beschäftigt sich Graf und Kristin Lauer eine Kampagne zur Positionierung einer neu entwickelten Axel Kolaschnik, Professor für Werbliches Design und Audiosparte von Sony. Im Zentrum stand dabei das »Zu-sich-finden«, das tief im arken sind etwas Seltsames. Wegen eines klei-


Glauben der Aboriginal People Australiens verwurzelt ist. Bei der ursprünglichen und erdverbundenen Gestaltung spielte das Hören eine wesentliche Rolle. So ist alles, vom Soundlogo bis zum Gestaltungsraster, auf dem Grund- und Erdton G aufgebaut. Weniger bodenständig gingen Jens Richter, Ilko Hoffmann, Sebastian Schäfer und Konstantin Dimitrov bei ihrer Kampagne für die Kommunikationssoftware Skype zu Werke. Durch das religionsübergreifende dritte Auge in Form des Skype-Logos versprechen sie den Usern ein Gefühl der Befreiung von weltlichen Grenzen. Mit Hilfe innovativer Nutzung der vorhandenen Technik wollen sie die Menschen durch Konzerte weltweit vereinen und somit den neuen Claim Wirklichkeit werden lassen: Skype – All is one. Maxi-Cosi, Hersteller für Kindersitze, wurde von Helena Maier, Natalia Michel und Anna Cumakova als Beschützer der Wunder dieser Welt erklärt. So unbegreiflich die Entstehung und Entwicklung eines Kindes ist, umso wichtiger ist es, dieses Wunder zu erhalten. Wir vertrauen heute der Technik diese verantwortungsvolle Aufgabe an. Maxi-Cosi verspricht, sie mit muttergleicher Fürsorge zu erfüllen.

Ergänzend wurden Gebete an die Marke aus dem TextKurs und themenverwandte Abschluss- und Masterarbeiten gezeigt, wie zum Beispiel Heaven’s Delight von Elena Zanovski, die sich mit der Annäherung von Kirche und Werbung beschäftigt. Jedoch wird hierbei nicht das Profane religiös überhöht, sondern versucht, mit klerikalen Köstlichkeiten den umgekehrten Weg zu beschreiten.

(Vorherige Seite) »Heaven’s Delight« (Oben) »Sony Sounds«, (Mitte) »Skype«, (Unten) »Maxi Cosi«

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Wer’s kauft, wird seelig. (jz)

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Die Ausstellung ließ einen spannenden Blick in die Glaskugel der Werbung zu. Mit frischen Ideen trieben die Studenten bestehende Trends an ihre eigenen Grenzen, um so den Betrachter zum Hinterfragen des ganzen Mechanismus’ Werbung zu bewegen.


ohne schmalz Eine jahrhunderte alte Sage voller absoluter Liebe und Dramatik zu gestalten erscheint aufgrund der sehr verstrickten Handlung keine leichte Aufgabe zu sein. Anna Schlecker lรถst sie durch geschickte Analyse, mit der Historie im Hinterkopf und puren Emotionen.


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WERKSCHAU


Z ten Zeilen von Günter de Bruyns Version von Tris-

ugegeben, ich musste schmunzeln, als ich die ers-

tan und Isolde las, die Anna Schlecker als Grundlage für ihre Bachelorarbeit diente: Da gibt es einen irischen König mit dem Namen Gurmun und dessen aggressiven Schwager Morold. Um zu verhindern, dass Cornwall, das Heimatland Tristans, Blutzoll in Höhe von 30 Knaben an den König bezahlen muss, stellt sich Tristan dem Zweikampf mit Morold. Kurz vor dem Kampf werfen sich Tristan und Morold noch ein paar Sätze an den Kopf, die sogleich mein Lieblingsdialog der Sage wurden und gut verdeutlichen, wie in der Geschichte Probleme besprochen werden. Morold beginnt: »Mir tut es leid, Euch zu erschlagen. Kein Ritter hat mir bisher so gut gefallen wie Ihr. Laßt mir den Zins, Herr Tristan, ich lasse Euch das Leben.« Tristan erwidert recht humorlos »Nur wenn ihr auf den Zins verzichtet, können wir uns noch versöhnen.« Daraufhin Morold: »Niemals!«. Und der Kampf beginnt. Tristan gewinnt, was zu erwarten war, jedoch schwebt er nach seinem Sieg in Lebensgefahr, da Morold ihn mit einer vergifteten Klinge verletzt hat, was sehr unfair war. Jedenfalls kann ihn nur Isolde, die Frau von König Gurmun, heilen und Tristan verliebt sich in Isoldes blonde Tochter, die der Einfachheit halber auch Isolde heißt. Eine knifflige Sache, denn er ist ja der Mörder von Morold und die ganze Familie hasst ihn, was nachvollziehbar ist. Schon sind wir mitten drin ...


Um sich in diesen Irrungen und Wirrungen zurecht zu finden, ist Anna zuerst ganz analytisch vorgegangen und hat Begriffe wie Liebe, Tod und Schmerz gefiltert, um dadurch den einzelnen Kapiteln Überthemen zuordnen zu können. Diese Themen werden im Buch durch Tiere kommuniziert. Die Art der Symbolik stammt aus der Wappenkunst des Mittelalters und so begleiten den Leser Wespen, wenn es um Staatsangelegenheiten geht, Schmetterlinge in der Liebesgrotte und Krähen, wenn Kampf und Tod nicht fern sind. Alle Tiermetaphern hat Anna in Linol geschnitten und gedruckt, ebenso wie den speziell für das Buch entworfenen Headlinefont, der in blockigen Kompositionen die Zwischenseiten ziert. Gescannte Haare oder Federn erzeugen mit ihren filigranen Formen eine enorme Tiefe und bilden das absolute Gegenstück zum breitschultrigen Vordergrund. Die Farben beschränken sich im ganzen Buch auf Schwarz, Weiß und Rot. Absoluter Kontrast, abolute Spannung für eine absolute Liebe. Anna hat es perfekt verstanden die komplette Gestaltung dem Inhalt gemäß auf die Spitze zu treiben.

(Links oben) »Liebe« (Links unten) »Intrigen« (Rechts) »Rose & Rebe«

Bachelorarbeit Tristan und Isolde // betreut von Prof. Armin Lindauer anna.schlecker@gmx.de // www.anna-schlecker.de

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ANNA SCHLECKER

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Absoluter Höhepunkt ist der Umschlag. Das schwarze Leinen wurde mit Siebdruck und Blindprägung veredelt und macht schon von außen die ganze Kraft des Buches und seiner Geschichte sichtbar. Ganz ohne Schmalz und harte Opernstühle. (jz)



die befreiung aus dem kokon Prof. Thomas Duttenhoefer spricht darüber, wie erotisch Ton sein kann und warum die Bildhauerei seine Passion ist.

T gen der Gestaltung an der Hochschule Mannheim. Er selbst studierte in Wies-

homas Duttenhoefer ist Bildhauer und Professor für Illustration und Grundla-

baden, war Stipendiat in London am Goldsmith-College und unterrichtete an den Fachhochschulen in Wiesbaden, Mainz und Trier. Seit 2003 lehrt er die Mannheimer Studenten. Wir besuchten Thomas Duttenhoefer zu Hause in seinem Atelier auf der Rosenhöhe in Darmstadt.

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Bildhauer und Maler – welche Unterschiede und Zusammenhänge gibt es? Der Bildhauer hat eine andere Auffassung vom Zeichnen als der Maler. Dem Bildhauer geht es um die Form, um die Statuarik, um den Aufbau und die Kontur. Dem Maler geht es um Licht und Schatten, um die Farbigkeit innerhalb einer Fläche. Für mich als Bildhauer sind auch die grafischen Techniken sehr interessant – die Lithografie und die Radierung vor allen Dingen. Hier kann man die Problematik, die im Raum stattfindet auch in die Fläche hinein gestalten.

GESPRÄCH

Herr Duttenhoefer, was fasziniert Sie an Ihrer Arbeit als Bildhauer? Ohne das Zeichnen wäre ich nichts, das ist eine wesentliche Voraussetzung. Aber die Bildhauerei ist trotzdem mein ursprünglichstes Ausdrucksmittel. Bildhauerei ist die dritte Dimension, das Plastische, das Erobern von Raum, das Freisetzen von plastischen Energien im Raum. Das entspricht meinem Wesen. Das plastische Porträt! Wenn mir jemand Modell sitzt, sind das interessante Begegnungen, ob das der Bischof Spital aus Trier war oder der Kritiker Reich-Ranicki. Aus der Begegnung heraus resultiert das Ergebnis. Das ist eine sehr spontane Auffassung. Letztlich ist das plastische Arbeiten potenziertes Sehen, was sich im Raum und Volumen zeigt.


Haben Sie einen Lieblingskünstler? Eine Malerin, die ich außerordentlich schätze, ist beispielsweise Lotte Laserstein. Ich halte diese Frau für wunderbar, großartig. Ihre neusachliche Auffassung mit der malerischen Komponente, und wie sie es schafft, diese auf eine völlig neue Art und Weise zusammenzubringen, das ist wirklich ganz besonders. Außerdem mag ich Lucian Freud sehr, als zeitgenössischer Maler des Fleisches. Ein Fleischmaler. Warum unterrichten Sie an einer Design-Fakultät und nicht an einer Kunsthochschule? Gute Frage. Vielleicht gibt es für die Auffassung von Kunst, die ich mache, heute keinen Platz mehr an Kunsthochschulen. Das wäre eine Behauptung. Mir geht es darum, die elementaren Grundlagen zu vermitteln, damit diese nicht verloren gehen. Diese Grundlagen sind für jeden gleich, ob Architekt, Künstler oder Designer. Jeder, der sich mit Gestaltung beschäftigt, sollte sich mit der Gestalt beschäftigt haben – das ist mein Kredo. Ich bin sogar der Überzeugung, dass wir an Gestaltungshochschulen noch mehr über Figur, über den Akt und diese Dinge sagen, als an Kunsthochschulen. Ich denke, jedem Designfachbereich tut ein Künstler gut. Wir haben eine andere Herangehensweise an die Problematik. Ich habe kein starres Konzept und bin dann der Erfüllungsgehilfe meines eigenen Konzeptes – das wäre für mich, als schöpferischer Mensch ein Hinderungsgrund. Ich lasse mich während der Prozesshaftigkeit des Tuns von dem Tun auch steuern, da kommen neue Erkenntnisse hinzu, die mir vorher vielleicht gar nicht so bekannt waren. Sie haben in Wiesbaden, Mainz, Trier und London unterrichtet. Haben Sie dort andere Erfahrungen als in Mannheim gemacht? Als ich in London als Stipendiat am Goldsmith-College meinen Lehrauftrag hatte, war ich mit 25 noch ein ganz junger Hecht (lacht). Damals war alles lockerer, aber es hängt von der Zeit ab. Ich kann inzwischen drei Jahre überblicken und der Zeitgeist prägt ja auch die jungen Menschen in ihrer Fragestellung und Neugier. Da gibt es natürlich andere Fragen, aber die Erfahrungen sind ähnlich, die Studenten haben alle die selben Erwartungen oder Frustrationen, die es zu erfüllen oder zu beseitigen gilt. Worin sehen Sie ihre Aufgabe? Was bringt Ihnen persönlich die Arbeit mit Studenten? In erster Linie finde ich das Gespräch immer wieder wichtig. Meine Hauptaufgabe liegt darin, die Leute locker zu machen, ich muss diesen Kokon aus 13 Jahren Schule erstmal aufdröseln, damit die Person zu ihrem inneren Kern kommt. Bei meinen Erstsemestern schmeiß ich ja oft das Stück Kreide an die Tafel und sage dann: »Damit geht die Gestaltung los!« Das ist so, ich kann nur Anregungen geben, machen müssen es die Einzelnen selber. Was ich von den Studenten zurück bekomme, ist im Grunde genommen ihre Arbeit. Wenn ich sehe, dass jemand weiter kommt, eine Entwicklung zu sehen ist, dann ist das natürlich ein Erfolgserlebnis. Der Student muss das selbst erkennen, das ist wichtig, aber das erkennt nicht jeder – auch das Scheitern, wieder zurück und bei Null anzufangen ist entscheidend. Es muss auch Lebendigkeit und Spontaneität dabei sein und es macht mir auch Freude. Wenn ich in den Leuten ein Feuer anzünden will, dann muss ich auch selber brennen, sonst können wir’s vergessen. Wie wichtig ist die Kunst für das Kommunikationsdesign? Die Kunst ist die lichtgebende Kugel. Das geht ja nicht nur bis zur Renaissance zurück, sondern bis zu den ersten Höhlenzeichnungen. Im Grunde waren das ja auch Gestalter, denn ihr Tun war mit einem Zweck verbunden. Ich sehe hier eine ganze Menge Berührungspunkte und Überschneidungen. Beispielsweise die Grafiken und Plakate von Toulouse-Lautrec, dort sieht man die wunderbarste Verbindung von Grafik und Kunst. Er hat die Plakatkunst revolutioniert. Oder Heinz Edelmann, der jahrelang für die TWEN illustriert hat, kann irrsinnig gut zeichnen. Das ist für mich ein Künstler. Die Grenzen sind für mich fließend. Ich finde, auch für einen Künstler ist es wichtig, etwas über Schrift zuwissen, einfach um ein Gefühl für Form und Rhythmik zu entwickeln. Mit der Definition von Design verhält es sich wie mit der Definition von Kunst, man kann sie nicht definieren, man kann sich ihr nur annähern. Sonst hätten die Schreiber, die Theoretiker auch nichts mehr zu sagen.


GESPRÄCH

32-33 // »Wenn ich in den Leuten ein Feuer anzünden will, dann muss ich auch selber brennen, sonst können wir’s vergessen.«


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Wie entstehen Ihre Arbeiten? Wachen Sie nachts auf und haben eine Idee vor Augen? Auch nachts, ja. Manchmal kann ich nicht schlafen, weil ich mir überlege, wie etwas zu realisieren ist. Eine neue Arbeit entsteht immer aus der davorliegenden, ich versuche zwar zu planen, im Detail ist aber eben nicht alles planbar. Die Antriebsfeder ist natürlich die Lust. Die Lust in den Ton hineinzugreifen, da können sie den neuen Roman Feuchtgebiete von Charlotte Roche voll vergessen. Je tiefer Sie in die Tonkiste greifen, desto feuchter wirds da unten. Das ist natürlich auch ein Aspekt der sinnlichen Erfahrung des Auskostens, wie die Finger dann mit dem Material Ton umgehen. Kurt Weidemann sagt: »Der Künstler macht was er will, der Designer will was er macht.« Was halten Sie davon? Ich würde sagen, der Künstler macht was er muss. Weil es seine Leidenschaft ist? Ja, manchmal ist es wie ein Drang, was treibt den Künstler an, was treibt ihn um? Ist es Triebabfuhr, ist es Sublimierung? Sind es die 15 Minuten Ruhm? Wird mich das Werk überdauern, ist es gut, ist es schlecht, all diesen Fragen muss sich ein Künstler stellen. Natürlich fragt man sich dann: Ist das der richtige Weg? Die Zweifel, die gehören dazu. Ich hab auch schon sehr große Plastiken vernichtet, weil sie Mist waren. Herr Duttenhoefer, vielen Dank für das Interview. (nf, as)


ANZ_Komma_ebg_4.0

11.07.2008

9:26 Uhr

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lebensraum nachhaltig Wo wir die W ahl h ab en, se tzen wir

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volltreffer: ziel verfehlt! Serendipity – ein Wort für das es keine äquivalente Übersetzung gibt, außer der Umschreibung: Glücklicher Zufall. Eva Feldmann begibt sich auf die Suche abseits vom eigentlichen Ziel und macht eine erstaunliche Entdeckung: Der Zufall sollte nicht ausgeschlossen werden. Vielmehr sollten wir uns dafür mehr Zeit nehmen.


H geworden. Alles ist zielgerichtet, Umwege sind

eutzutage ist Zeit zu einem wesentlichen Faktor

belastend, weil sie nicht in den Terminplan passen. Unsere Gesellschaft schätzt Werte wie Geschwindigkeit, Gründlichkeit und Genauigkeit. Auf Fragen erwarten wir klare Antworten. Bedeutend sind Fakten, Daten, Informationen. Wer suchet, der findet, und das in Bruchteilen von Sekunden, denn Zeit ist Geld. Dank des Internets und seiner wohl mächtigsten Waffe, der Suchmaschine sparen wir enorm an diesem kostbaren Gut.

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Allerdings hat diese Full-Speed-Wünschelrute einen Haken, auf den uns Eva Feldmann aufmerksam macht. In ihrer Diplomarbeit serendipity project – über die Suche nach dem glücklichen Zufall zeigt sie uns, dass wir im High-Tech-Zeitalter das Wesentliche aus den Augen verloren haben, nämlich die Suche an sich. Suchmaschinen wie Google funktionieren alle nach dem gleichen Prinzip: Sie sind zielorientiert. Mit Hilfe der Suchbegriffe nähern wir uns der gewünschten Information gnadenlos an, ohne Rücksicht auf Verluste. Sehr effizient, aber stumpfsinnig, denn dass einem dabei vielleicht unbeabsichtigte Funde entgehen, die man zufällig gemacht hätte, beachtet man nicht. Die Suche ist langweilig geworden.


(Oben) Polaroid-Fotografien zum Begriff »Weihnachten« (Rechts) GPS-Daten eines Suchtages Rechte Seite (Oben links) Auf der Suche nach der Sängerin »Pink« (Oben rechts) Suchergebnisse zu »Himmel«

Genau hier setzt Evas Projekt an: In Konkurrenz zum Internet begab sie sich auf eine Entdeckungsreise. Ziel: serendipity – der glückliche Zufall. Bepackt mit den beliebtesten Suchgegriffen von Google Deutschland ließ sie die digitale Welt hinter sich, um die Begriffe selbstständig zu finden. Immer im Hinterkopf, es würden eventuell andere Schätze in ihre Hände fallen, die mit der eigentlichen Suche wenig zu tun haben. Da dieser Abenteuertrip in einer Ausstellung und in einem begleitenden Buch dokumentiert werden sollte, nahm Eva eine Masse an Medien zur Hilfe und so wurde das Ergebnis zu einem liebevoll angelegtem Sammelsurium verschiedener Fototechniken, Film und Tonaufnahmen, GPS-Aufzeichnungen der bestrittenden Wege, hochwertiger Serigrafien und natürlich einer Vielzahl an gesammelten Objekten. Nicht immer kam es bei der Suche nach einem bestimmten Begriff auch


noch zu einem glücklichen Zufallsfund, aber darum geht es auch gar nicht. Wir sind zu direkten Menschen geworden und haben dadurch den Spass der Entdeckung verloren. Eva erinnert uns mit ihrer Arbeit daran, dass wir viel zu selten den Weg als das Ziel sehen. Wir sollten das Internet heutzutage viel öfter links liegen lassen und uns mal wieder leidenschaftlich dem Bummeln, Stöbern, Wühlen und Graben hingeben. Wir müssen wieder zu Kindern werden und uns voller Euphorie überraschen lassen. Nur so können wir unseren zielorientierten Tunnelblick zu Fall bringen und die Augen öffnen für das Wesentliche: die Welt ist eine riesige Schatzkiste, die es zu entdecken gilt. (jr) Weitere Informationen zum Projekt unter:

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EVA FELDMANN Diplomarbeit Serendipity Project – Über die Suche nach dem glücklichen Zufall // betreut von Prof. Kai Beiderwellen eva@fieldesign.de // www.fieldesign.de

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www.serendipity-project.de


es steht viel auf dem spiel Kilian Rüth zeigt in seiner Diplomarbeit, dass auch komplexe Themen wie die Globalisierung und ihre Mechanismen in einem Gesellschaftsspiel vermittelt werden können. Ob Kinderarbeit in Indien oder Hungerlöhne in Osteuropa – wer »Plutokrator« spielt, verliert schnell seine ethischen Grundsätze.

G täglich in den Nachrichten. Meistens als Begrünlobalisierung. Diesen Begriff hören wir beinahe

dung für einen weiteren Stellenabbau oder der Verlagerung von Produktionsstätten ins Ausland. Dass dies jedoch noch nicht den vollen Umfang des Begriffes erklärt, ist jedem klar. Das Phänomen und der wirtschaftspolitische Begriff der Globalisierung, der 1983 von einem Harvard-Professor geprägt wurde, ist heute kaum noch greifbar, aber doch zum bestimmenden Faktor einer jeden Gesellschaft geworden. Kilian Rüth nahm sich in seiner Diplomarbeit dieser Thematik auf eine wortwörtlich spielerische Art und Weise an. Doch wie schafft man es, Globalisierung einfach und auch für Menschen nachvollziehbar zu erklären, die sich bisher noch gar nicht oder nur wenig mit ihr auseinander gesetzt haben? Ist doch die Globalisierung in ihrer Verflechtung von Politik, Wirtschaft und Kultur an Komplexität kaum zu übertreffen.



Kilian kam sehr schnell die Idee, es auf eine ungewöhnliche und ebenso einfache wie unbefangene Art anzugehen und entschied sich dafür, ein Gesellschaftsspiel zu konzipieren. Ein Spiel, bei dem vor allem die Kommunikation mit realen Personen im Vordergrund steht und das nebenbei auch noch einen Heidenspaß macht. Das Spiel als Medium erlaubte es Kilian, die Spieler eine Rolle einnehmen zu lassen, die er bestimmt, und Regeln einzuhalten, die er festgelegt hat. Sämtliche Spielwerte hat Kilian aus realen Daten und deren ökonomiekonformer Verknüpfung generiert, womit das Spiel mehr als nur ein Spiel ist. »Zwar ist es keine Simulation der Wirklichkeit, dazu müsste es nahezu unendlich komplex sein. Jedoch macht das Spiel gerade wegen seines realen Bezugs jene Mechanismen deutlich, die der Gewinnmaximierung dienen, was zugleich auch Ziel des Spiels ist«, so der Gestalter.

Wer bei »Plutokrator« gewinnen will, muss Kinderarbeit befürworten und Billiglöhne einführen. Die Verlierer sind Moral und Ethik.


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KILIAN RÜTH Diplomarbeit Plutokrator – Ein Globalisierungsspiel // betreut von Prof. Thomas Friedrich kalle@rabenschwarm.de // www.rabenschwarm.de

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Für die Produktion des Spiels geriet Kilian schnell an die Grenzen des Möglichen. Schnell wird dem Spieler klar, dass die angestrebte Spielfiguren sind in Mindestabnahmemengen von mehreren tausend Figuren zu Visualisierung und Erfahrbarkeit von Globalisierung erhalten und würden ebenso viele tausend Euro kosten. Ein Segen war es, dass äußerst schnell entsteht. Testspiele zeigten: Kein er hochschulinterne Einrichtungen für sich nutzen konnte. Die 325 Spielfiguren Spieler hat ein Problem damit, Kinder auszubeuten, wurden am Institut für Konstruktionslehre und CAD mit einer 3D-Fräse hergestellt, mit den Mitspielern um die billigsten Dumpinglöhspäter dann von Kilian handgeschliffen und einzeln lackiert, was jede Figur zu ei- ne in Osteuropa und Indien zu konkurrieren oder nem hochwertigen Unikat macht. Das Spiel zeigt auf eine simple Art und Weise sich in sonst irgendeiner Weise höchst unethisch zu die Mechanismen der wirtschaftlichen Grundannahmen auf und man wird nach verhalten, solange es nur seine Chancen, das Spiel zu dem Spiel womöglich sehr über seine fehlende Moral und Ethik erschrocken sein. gewinnen erhöht. (pf)


hau’s hoch Mit dem wohl größten »Hau den Lukas« der Welt kam ein Team aus Designern und Informationstechnikern der Hochschule Mannheim hoch hinaus.

M pus der Hochschule ist einiges los. Schon aus

annheim, Lange Nacht der Museen, auf dem Cam-

weiter Ferne sichtbar, das Hochhaus, auf dessen Nordfassade immer wieder weiße Buchstaben auf farbigen Balken in die Höhe fliegen. Wenn sie den Zenit erreichen erklingen Töne, die an eine vergangene Kindheit mit Gameboy und Supernintendo erinnern. Vor dem größten Hau den Lukas der Welt hat sich eine Menschentraube gebildet. Sie stehen um einen roten Teppich, an dessen Ende auf einem Podest ein gigantischer Kunststoffhammer an einem hölzernen Amboss mit aufgeklebtem Aktionslogo lehnt. Eine mutige Besucherin schreitet unter den anfeuernden Rufen ihrer Freunde auf das Podest zu. Der Klangteppich aus den Lautsprechern lässt die Anspannung greifbar werden. Sie packt sich den acht Kilo schweren Hammer, nimmt Maß, holt weit aus und schlägt mit aller Kraft auf den Amboss. An der Fassade vor ihr fliegt eine Fontäne aus weißen Buchstaben Richtung Himmel. Sie schafft 42 Meter. Das ist gut, reicht aber nur für Platz vier in der Highscore. Ganz oben steht Wolfgang mit 52 Metern. Am anderen Ende des Platzes steht ein kleiner Gartenpavillion, darin ein Turm aus drei übereinander montierten Video-Projektoren. Jeder einzelne strahlt mit einer Helligkeit von 15.000 ANSI-Lumen – dem zehnfachen eines herkömmlichen Beamers. Zusammen

haben sie kein Problem damit, die rund 1000 m² große Fläche taghell zu erleuchten. Im Amboss verrichtet ein Beschleunigungssensor seinen Dienst, der sonst zur Steuerung von Airbags oder Raketen verwendet wird. Er leitet seine Signale an einen Rechner weiter, auf dem ein Programm, das mit der Open-Source-Programmiersprache Processing geschrieben wurde, die Signale zur Berechnung einer Fluganimation verwendet. Aus dem traditionellen Jahrmarktspiel wurde so mit Hilfe von modernster Technik ein Besuchermagnet des digitalen Zeitalters. (cs) Weitere Informationen unter: www.haus-hoch.com



wild wild web Für seine Bachelorarbeit hat sich Bastian Allgeier etwas Ungewöhnliches vorgenommen: Er will Gründer eines eigenen Zoos werden!


W egal ob als kleiner Zeitvertreib zum Spaß oder

er kennt das nicht? Man sitzt vor dem Rechner,

zu Recherchezwecken, findet dabei viele Dinge und möchte dieses Gefundene an einem Ort aufbewahren. Aber wo? Auf dem Desktop – und diesen vollmüllen? In einem Ordner speichern – und nicht wieder finden? Schließlich alles löschen, weil der eigene Speicher mal wieder voll ist? Diesem Problem stellte sich Bastian und hatte die Idee, ein Webtool zu entwickeln, das zum Sammeln, Verwalten und Weitergeben von Fundstücken aus dem Netz dienen sollte.

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»Zootool« liefert die perfekte Übersicht aller Bilder, Videos, Dokumente und Links, die man im Internet gefunden hat. Ohne lästiges Blättern und nervige Ladezeiten kann man hier alle Einträge auf einen Schlag durchscrollen.

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Schon vor seinem Studium in Mannheim programmierte Bastian als Freelancer Webseiten. Als er sich 2004 entschloss, Kommunikationsdesign zu studieren, war ihm klar, dass er das Programmieren an sich weiter vertiefen, jedoch die richtige Kombination aus Code und Design finden wollte. Und genau das hat er mit seiner Bachelorarbeit auch geschafft – Zootool hebt sich durch das ästhetische Design von technischen, kalten Web 2.0 Seiten ab und stellt einen persönlichen Bezug zum Benutzer her. »Die Idee mit dem Zoo als Überthema ist durch das symbolische Einfangen der Webinhalte entstanden«, so Bastian über sein Projekt. »Die Assoziation und Begriffe, die sich daraus ergeben, machen Zootool zu etwas Besonderem, das die typischen Web-Klischees bricht. So meldet man sich bei Zootool nicht einfach an, sondern gründet erstmal seinen eigenen Zoo. Danach kann man mit dem Lasso losziehen, seine erste Beute einfangen und wenn man möchte, sie anschließend sogar im öffentlichen Streichelzoo ausstellen.«


Zootool ist das ideale Werkzeug für die Bildrecherche – aber auch bei der Suche nach neuen Videos oder interessanten Präsentationen und Webseiten kann es eingesetzt werden. Die vier Kategorien Bilder, Videos, Dokumente und Links machen es besonders leicht, eingefangene Inhalte im Zoo wiederzufinden. Durch das ausgeklügelte Tag-System, den Kalender, die Schnellsuche und die visuelle Vorschau aller Inhalte findet man auch unter Tausenden von Einträgen die Nadel im Heuhaufen wieder. Alle Inhalte können jederzeit bequem an Freunde oder Kollegen weitergereicht oder bei Twitter gepostet werden. Und: Zootool ist keine Community! Wichtig war Bastian auch, dass man jederzeit auf seinen eigenen Zoo zugreifen kann, wenn man unterwegs ist. Und so programmierte er eine mobile Version für das iPhone. Vielleicht kennt der eine oder andere auch schon das unverwechselbare Zootool-Nashorn das seit einigen

Monaten im Web unterwegs ist. Zootool durfte einige Monate der Beta-Phase genießen und wurde währenddessen von etlichen Blogs unter die Lupe genommen – die Resonanz: durchweg positiv. Bastian, der inzwischen Masterstudent an der Fakultät ist, hat Zootool Mitte Juli 2008 veröffentlicht. Wer also auch gerne seinen eigenen Zoo gründen möchte, der kann sich den Trailer im komma-kino anschauen oder gleich auf Zootool sein Lasso schwingen. (nf) www.komma-kino.de www.zootool.com

BASTIAN ALLGEIER Bachelorarbeit Zootool // betreut von Prof. Hartmut Wöhlbier mail@bastian-allgeier.de // www.bastian-allgeier.de

(Oben) Mit dem Lasso ist es möglich von jeder beliebigen Seite im Netz die besten Inhalte einzufangen und in »Zootool« zu speichern. (Links) Die iPhone Version von »Zootool« macht den Zoo mobil und die gespeicherten Inhalte immer und überall verfügbar. (Rechts) Im öffentlichen Teil von »Zootool« kann man sehen, was die anderen Zoobesitzer eingefangen haben und so noch schneller Interessantes und Neues entdecken.


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vom paradoxon der suche Michael Frahm begibt sich in seiner Semesterarbeit auf die scheinbar endlose Suche nach dem Jungbrunnen und thematisiert die Sehnsucht nach ewiger Jugend. Als Ergebnis präsentiert er großformatige Farbabzüge, deren Detailreichtum uns ebenfalls zu Suchenden werden lässt.

E net ein junger Mensch auf die Suche nach dem

s mag suspekt erscheinen, dass sich ausgerech-

Jungbrunnen macht. Versteht man jedoch Michael Frahms Herangehensweise, verblasst jegliche Skepsis. Unabhängig vom Alter kennt jeder das Gefühl, es würde einem die Zeit davonlaufen. Folglich stellt sich die Frage, ob die eigene Lebenszeit ausreicht, all die Dinge zu bewerkstelligen, die man sich vorgenommen hat. Anfangs behandelte Michael den Jungbrunnen als etwas rein Fiktives, als einen Wunschgedanken der Menschen. Im Laufe seiner Recherche sollte sich jedoch herausstellen, dass es tatsächlich Menschen gab, die sich auf die Suche machten und Jahre damit vergeudeten, die Quelle der ewigen Jugend zu finden. Diesen Widerspruch wählte er zu seinem Arbeitstitel Vom Paradoxon der Suche. Als zerbrechlich und angreifbar erscheint Michael in seinen Bildern, deren Szenerien meist zerfallene, von Menschen hinterlassene Orte zeigen, die immer eine Verbindung zum Wasser, als Symbol des Jungbrunnens, inne haben. Ganz gleich an welchen Schauplätzen gesucht wird, ob Sumpf, Kieskuhle oder Therme, gefunden wird nichts. Was bleibt ist die Erkenntnis, dass die Suche von vornherein zum Scheitern verurteilt war. Um dem Betrachter dieses Scheitern ästhetisch vor Augen zu führen, arbeitete Michael mit einer analogen Fachkamera. Die daraus resultierenden Abzüge beinhalten eine Unzahl von Details, die zum Verweilen einladen. Spätestens jetzt wird man gleichermaßen zum Suchenden. (yw)

MICHAEL FRAHM Semesterarbeit Vom Paradoxon der Suche // betreut von Prof. Frank Göldner i@michaelfrahm.com // www.michaelfrahm.com


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Alle Bilder: C-Prints, 50 * 60 cm



eine welt ist nicht genug Der Tourismus wird schon in naher Zukunft die Erde verlassen. Rico Maiers Bachelorarbeit richtet sich an jene, die das nur ungern per Anhalter machen würden.

er Reiseführer für Weltraumtouristen trägt Wis-

tor der Tourismusbranche zusammen, der von vielen Experten als wachstumsstarker Zukunftsmarkt gesehen wird. Dabei bleibt der gebürtige Schweizer nicht bei der Beschreibung der Vergangenheit und Gegenwart der Raumfahrt, sondern entwirft vielmehr eine Vision, wie der künftige Weltraumbesucher seine Zeit in der Schwerelosigkeit verbringen wird. Seine Überlegungen reichen von Trainingseinheiten am

Erdboden, über Schwerelosigkeitsflüge, Weltraumspaziergänge und Mondausflüge bis hin zu neuen Weltraumsportarten. Dazu gesellen sich handfeste Ratschläge zu Besonderheiten des Weltraumaufenthalts, denn beim Duschen, Essen oder der orbitalen Liebesnacht müssen die Tücken der Nullgravitation überlistet werden. Gestalterisch greift der eidgenössische Dekorationsgestalter, der bereits an der Zürcher F+F School of Art and Media Design und der Hochschule Mannheim studierte, zu ganz unterschiedlichen Mitteln. Neben der modernen Typografie fallen sofort die detailverliebt gezeichneten Weltraum- und Mondkarten ins Auge. Comichafte Vektorillustrationen, kombiniert mit Weltraumaufnahmen der NASA, verdeutlichen die Textinhalte und lockern die ansonsten eher ruhig und neutral gehaltene

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Dsenswertes über einen gerade entstehenden Sek-

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MARE SERENITATIS


Rico erfand eigene Raumanz端ge, die den Urlaub im All erleichtern.


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Gestaltung auf. Das anschaulich aufbereitete Hintergrundwissen wird durch historische Fotografien begleitet, die durch gezielt grobe Rasterung eine eigene ästhetische Qualität entwickeln. Eigenentwürfe, wie ein dreiteiliger Raumanzug, Raumgleiter und ein ganzes Weltraumhotel werden anhand von schematischen Strichzeichnungen näher erläutert.

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RICO MAIER Bachelorarbeit All Inclusive – Reiseführer für Weltraumtouristen // betreut von Prof. Veruschka Götz info@ricomaier.ch // www.ricomaier.ch

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Beim Lesen spürt man die Begeisterung, mit der sich Rico seit seiner Kindheit dem Weltall gewidmet hat. Er vermag es auch, in der eingefleischtesten Landratte das Fernweh zu wecken, das in nicht allzu ferner Zukunft, nach Weltraumlegenden wie Juri Gagarin, Neil Armstrong und Sigmund Jähn, auch Ottonormalverbraucher in neue Sphären bringen wird. (cs)


wechselimpuls Die Grenze zwischen Kunst und Design zu ziehen ist kein einfaches Unterfangen. Der Mannheimer Absolvent Martin Hesselmeier zeigt mit seinen spannenden Projekten, dass man sie manchmal gar nicht braucht.

M an der HS Mannheim. Nach einem kurzen artin Hesselmeier machte 2002 sein Diplom

Zwischenstopp in der Arbeitswelt studierte er an der Kunstschule für Medien in Köln. Martin, was fällt Dir ein wenn Du an die Zeit in Mannheim zurückdenkst? Im ersten Semester wurden wir gefragt, ob wir eine EMail-Adresse haben. Daraufhin haben sich von circa 30 Leuten nur drei oder vier gemeldet. Das zeigt schon wie schnell sich alles in den letzten zehn Jahren verändert hat. Der Blick auf die Webseite der Fakultät spiegelt das ganz deutlich wider. Es geht viel mehr nach Außen, alles ist öffentlich geworden. In Mannheim kann man alles mal ausprobieren und merkt bei manchen Gebieten, dass sie einem mehr liegen. Man kann sich immer weiter spezialisieren. Wie kam es dann, dass Du Dich gegen die Berufswelt und für ein weiteres Studium entschieden hast? Leider hat man in einer Agentur wenig Zeit eigene Projekte anzugehen. Das fand ich sehr schade und so entschied ich mich noch einmal zu studieren.

Das »SARoskop« macht elektromagnetische Wellen sichtbar, indem es empfindlich auf Strahlung reagiert und dadurch in Schwingung versetzt wird.

Also ein Wechsel von Design zu Kunst? Es war schon ein Wechsel, allerdings nicht ganz. Es ist sehr schwer mit Kunst Geld zu verdienen, auch wenn es mir darum nicht geht. Ich würde mich als Mischform aus Kunst und Design betrachten, da ich immernoch beides gerne mache. Das eine schließt das andere nicht aus. Nur die Betrachtungsweise auf die


Aus der Fotoarbeit »Raumlinien«

Meinst Du, es macht den Leuten Angst zu sehen was die ganze Zeit nicht sichtbar ist? Es gibt ganz verschiedene Reaktionen. Man ruft jemanden mit seinem Mobiltelefon an und in diesem Moment fangen die Motoren sich ganz langsam an zu bewegen. Es surrt und klappert. Dieser unablässige Sound sorgt bei vielen sogar für eine gewisse Hemmschwelle, sich davor zu stellen und es über die Tastatur des Handys weiter anzuheizen. Das ist so als ob man plötzlich mit seinem Handy Garagentüren öffnen kann. Man hat auf einmal so eine Kraft mit einem Gerät, für das es eigentlich nicht gebaut ist. Das ist natürlich erstmal faszinierend. Was sagst Du zum großen Erfolg vom »SARoskop«? Es hat uns natürlich gefreut, dass diese Arbeit so relevant ist und an so vielen Orten gezeigt wird. Vielleicht spiegelt sich damit auch wider, dass es ein interessanter

Quasi einen Denkimpuls erwecken? Es ist gut, die Leute ein bißchen wachzurütteln. Nicht, dass ich denen etwas vorschreiben möchte. Die Schlaghammer-Methode ist zu platt. Die nimmt uns auch keiner mehr ab. Natürlich hast du extreme Möglichkeiten, die ganze Werbung funktioniert ja so. Da müssen wir uns nix vormachen. Es wird manipuliert, wo es nur geht. In welche Richtung möchtest Du Dich weiterentwickeln? Ich war überrascht, dass das SARoskop so gut angekommen ist. Das war schon total interessant und dementsprechend würde ich auch ganz gerne nochmal ein Projekt in die Richtung machen, aber trotzdem parallel auch als Grafiker arbeiten. Ich sehe auch garnicht das Problem, da für mich die Grenze zu ziehen. Ich glaube die wird eher von anderen gezogen. Kunst, Design. Design, Kunst ... Hauptsache kreative Schaffensprozesse. Das ist, was mir Spaß macht. (jr, ms) Weitere Informationen unter: www.martinhesselmeier.com

ALUMNI

Steckt hinter dem Projekt »SARoskop« eine gewisse Aussage oder steht die Technik dabei im Vordergrund? Die Technik ist auch hier nur Mittel zum Zweck. Mittlerweile ist es Standard, dass jeder ein Handy besitzt, WLan benutzt. Die Arbeit visualisiert, sie transferiert höhere Frequenzen. Es ensteht somit ein absolutes Abbild von der Umgebung, in der man sich gerade befindet.

Aspekt ist. Es soll kein kritischer Beitrag zur gesundheitsschädlichen Strahlung von Mobiltelefonen sein.

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Werke ist unterschiedlich. Navigationsdesign, wie zum Beispiel Verkehrsschilder, werden ja nicht unter dem Aspekt künstlerischer Interpretationsmöglichkeiten bewertet. Sie dienen einem Zweck.


impressum HERAUSGEBER

Hochschule Mannheim Fakultät für Gestaltung komma Redaktion Paul-Wittsack-Straße 10 68163 Mannheim redaktion@komma-mannheim.de

CHEFREDAKTEUR

komma beruht auf einer Diplomarbeit von Moritz Nolting. WIR DANKEN

Moritz Nolting, unseren Professoren und Mitarbeitern, Alexandra Fay, Eva-Maria Stein, Marten Scheibel, Sabine Gruppe, Edward Tylkowski, Kristoffer Kicherer, Spielzeugschachtel Gehring, Holzbearbeitung Kneip

Julian Zimmermann (jz) ANZEIGEN REDAKTION

Bastian Allgeier (ba) Pascal Fedorec (pf) Nadine Fischer (nf) Jens Richter (jr) Anna Schlecker (as) Caspar Sessler (cs) Mirka Laura Severa (ms) Yannick Wegner (yw), Fotos PAPIER

Umschlag: trucard 2 matt FSC, 300 g/m² Inhalt: CyclusPrint 150 g/m² Beide Sorten sind exklusiv erhältlich bei Deutsche Papier. info@deutsche-papier.de www.deutsche-papier.de

SCHRIFTEN

FF Clan, FF Clifford, FF Signa Serif alle erhältlich bei www.fontshop.de

DRUCK

WDW Druck GmbH, Leimen-St.Ilgen Engelhardt und Bauer-Gruppe www.wdwdruck.de

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FEEDBACK UND MEDIADATEN www.komma-mannheim.de

Die in komma enthaltenen Artikel spiegeln die Meinung der Redaktion und nicht die der Hochschule Mannheim wider.


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