gletscherspalten 2/2022

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Rhododendronblüte

Der Folgetag führte uns zunächst durch Dschungel nach Namrung und dann wunderschön nach Lho auf 3.170 Metern über, inklusive der Gegenanstiege, 1.400 Höhenmeter. Dort erblickten wir den Manaslu in voller Pracht, mit dem eindrucksvollen Vordergrund des Nyinmapa-Klosterhügels. Am nächsten Tag war es bei frühlingshaftem Wetter bis zum Erreichen des Dorfes Samagaon auf 3.530 Metern in der Sonne recht warm. Beim Sonnenaufgang erblickten wir eine Traumkulisse, der Manaslu zeigte sich frisch verschneit. Ein Akklimatisierungstag stand an und wir bestiegen einen kleinen, namenlosen Berg (4.035 m). Nachdem wir die Aussicht auf den Gletschersee des Birendratales genossen hatten, stiegen wir zum See ab und kehrten zufrieden zur Lodge zurück. Der nächste, kurze Wandertag führte uns ins verschneite Samdo (3.875 m). Auch hier stiegen wir nach dem Mittagessen auf über 4.000 Meter auf, so dass unsere Schlafhöhe niedriger war als Tageshöhe. Entsprechend kalt war die Nacht. Glücklicherweise wurde abends der Bullerofen mit Yakdung in der Dininghall angeheizt. Am 14. Trekkingtag ging es kurzweilig zur „Basic“-Lodge nach Dharamsala. Unterwegs hatten wir eine prächtige Rundum-Aussicht auf alle drei Gipfel des Manaslu. Nach einem Spaziergang am Nachmittag bereiteten wir uns auf die folgende kurze Nacht vor. Um 3:30 Uhr wurden wir geweckt und bereits eine Stunde später ging es bei Stirnlampenschein Richtung Larkya-La. Hari hatte uns darauf einge-

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stellt, dass die Chance, am Passtag gute Sicht zu haben, nur bei 50 Prozent liegt. Beim allerersten Tageslicht schalteten wir die Stirnlampen aus. Auf gutem Firn ging es überraschend zügig empor. Dann leuchteten erste Gipfel wie vergoldet auf. Schließlich der Sonnenaufgang! Es wurde warm. Immer noch trug der Firn bestens. Ab etwa 4.800 Metern wurden wir langsamer. Die Passhöhe war schon zu erahnen. Gleichzeitig sahen wir aber auch, daß noch etliche Gegenanstiege zu absolvieren waren. Wir hatten genug Zeit, und es drohte keine Wetterverschlechterung, noch nicht einmal Dunst. Auf den letzten 150 Höhenmetern dann alle 50 Meter einige Sekunden Verschnaufpause. Schließlich war der Larkya-Pass auf 5.150 Metern um 10 Uhr erreicht. Zufriedenheit machte sich breit, aber auch Erschöpfung. Rast, Fotos, die prächtige Aussicht genießen, auch auf die Annapurna. Der sehr lange Abstieg nach Bimhang auf 3.720 Metern im weichen, nassen Schnee und dann in Geröll forderte anschließen nochmals volle Konzentration. In Thoche erreichten wir das Annapurnagebiet. In Dharanpani (1.880 m) holte uns der Jeep ab, da der ursprünglich geplante Trek nach Syange durch Erdrutsche und dadurch zerstörte Brücken nicht passierbar war. Ein letzter Höhepunkt zum Abschluss war die Führung von Hari durch die ehemalige Königsstadt Bhaktapur. Namasté und Tashi delek! Text und Fotos: Gerd Lorenz

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