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Fluthilfeeinsatz an der Ahr
Blick über die geschnittenen reben nach mayschoß einsatz am Steilhang

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rebschnitt an der Ahr
Zum Fluthilfeeinsatz
handschuhe und gutes Schuhwerk sind Voraussetzung und gute Laune
die Weinreben brauchen Schnitt An einem Sonntag im März reisen 24 Freiwillige ins Ahrtal mit Treffpunkt vor der Winzergenossenschaft Mayschoß. „Sechs Winzer kommen um 9 Uhr zur WG zur Abholung. Das Wetter wird spitze!“ schreibt Uschi in der Chatgruppe. Uschi Sampels ist die Vorsitzende der Sektion Rhein-Sieg und organisiert die DAVFluthilfeaktion Rebschnitt an der Ahr. Auch Alpenvereinsmitglieder aus den Nachbarsektionen Bonn und Rheinland-Köln hat sie zur Mithilfe eingeladen.
Im Morgennebel bei zwei Grad versammeln wir uns vor der von der Flutkatastrophe reichlich ramponierten Winzergenossenschaft und warten auf die Winzer. Bald kommt der erste und schnell hat sich unsere Vierergruppe gefunden. Mit dem Winzer Florian Bäcker fahren wir mit seinem Wagen in den Weinberg. Nachdem die Scheren verteilt sind, geht es auch gleich los. Wir starten mit dem Rebschnitt am Riesling am Sonnenhang.
Mit dem Rebschnitt wird die Grundlage für das sommerliche Wachstum gesetzt. Der Rebschnitt sorgt dafür, dass die Holzbildung der Pflanze verringert wird. Er kann auch darüber entscheiden, ob es bei der Ernte mehr oder weniger Trauben mit höherer oder geringerer Qualität gibt. Die Kunst beim Rebschnitt besteht darin, das ältere Holz so wegzuschneiden, dass die Rebe nicht in diese Alttriebe investiert.
Unser Winzer arbeitet vor und wählt die Äste aus, die stehen bleiben sollen. Wir vier kürzen dann die Äste auf die richtige Länge und säubern sie von kleinen Seitenästen. Der Holzschnitt wird kleingeschnitten und bleibt auf dem Boden liegen. Schon bald entwickele ich einen Schnittrhythmus und bin stolz, wenn eine Rebzeile fertig geschnitten ist.
Mittags werden wir von der Verpflegungsstation versorgt. Es gibt Gyros. Dort lernen wir auch den Bruder unseres Winzers kennen, der am Nachmittag zu unserer Truppe stoßen wird, um mit uns in der Ebene den Spätburgunder zu schneiden. Mich überrascht, dass das Holz des Spätburgunders viel spröder ist und die Äste dicker sind. Diese werden später noch in Form gebogen und festgebunden.
In anderen Jahren haben die Winzer ihre feste Helfertruppe für den Rebschnitt. Da die Unterkunftsräume für die Helfer*innen im Haus des Winzers nach der Flut noch nicht wieder instandgesetzt sind und er die angestammte Helfertruppe nicht unterbringen kann, ist er dankbar für die Unterstützung durch den Alpenverein.
Der Tag in den Weinreben hat uns allen viel Freude gemacht, war bewegend, unterhaltsam und lehrreich. Unser Winzer bedankt sich für die trittsicheren Helfer*innen und drückt allen zwei Flaschen Spätburgunder in die Hand.
Am Abend lese ich noch im Weinführer über die Ahr: „Flusstal südlich von Bonn, eine Art Canyon für Spätburgunder. Schieferböden sorgen für Fruchtigkeit und Mineralität.“ Neben verschiedenen Weingütern werden auch zwei Winzergenossenschaften empfohlen, eine davon ist Mayschoß. Zufrieden öffne ich meine Flasche Flutwein und geniesse den feinen Tropfen Spätburgunder.
Text und Fotos: meike hansen