Sodalenblatt 1/2013

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Jahr des Glaubens Zum Titelbild – Glauben mit Händen und Füßen Das Umschlagbild wird dominiert von zwei Händen. Sie sind zum Gebet verschränkt, eher locker, nicht verkrampft. Sie lassen auf einen Wallfahrer schließen, der gerade angekommen ist. Ein Rosenkranz ist um die Hand gewickelt. Die Gebetsschnur als Werkzeug hilft sozusagen beim Beten. Sie bindet die Hände und gibt dem Gebet den roten Faden. Das Gebet wird dahin führen, wo der Mensch hin gehört: in die Herzmitte des Erlösers und in die Gegenwart Gottes. Wer die Geheimnisse des Lebens, des Leidens und der Verherrlichung Jesu im Rosenkranz betrachtend durchbetet, der wird zu ihm hinfinden. Und mit ihm kommt er zum Vater im Himmel. Denn der Sohn und der Vater gehören zusammen! Und die Mutter Maria, die auf den Beter hört, führt ihn zu ihrem Sohn; sie hilft ihm gehen oder aushalten, grade wenn einem etwas schwer ankommt. Beim monatlichen Rosenkranz oder beim Oktoberrosenkranz und auch sonst beim Beten falten wir die Hände. Wenn ich die Hände falte, drücken sie alles aus, was mich gerade innerlich bewegt. Die gefalteten Hände machen mich wehrlos; die Hände sind nicht mehr frei für andere Tätigkeiten oder gar fürs Streiten. Die gefalteten Hände lösen mich von einer Machermentalität, die mir vormacht, ich könnte alles selber machen und erreichen. Die betenden Hände sind gebunden an den lebendigen Gott; an ihn wenden sie sich zusammen mit Mund und Herz. Der betende Mensch ist voll Frieden und kann Versöhnung anstoßen. Aus dem Hintergrund treten uns zwei Füße entgegen, zurück gesetzt zunächst, aber erkennbar. Die Beine und die Füße brauchen wir ständig. Ganz selbstverständlich dienen sie uns den ganzen Tag über für alle unsere Tätigkeiten im Stehen, Gehen und Sitzen. Auch da sind sie vonnöten. Manchmal wird mir schlagartig bewusst, wie wichtig diese Körperglieder sind. Gleichzeitig erkenne ich beschämt, wie sehr diese wichtigen Teile des Körpers vernachlässigt werden. Die Beine und Füße lassen sich viel gefallen. Aber auch zum Beten brauchen wir die Füße, sonntäglich beim Gang zur Kirche und in der Kirche. Wir verändern unsere Gebetshaltung. Wir stehen zu unserem Glauben, sichtbar beim Bekenntnis des Glaubens. Beim Knien brauchen wir die Knie. Die Stützfunktion der Füße tritt zurück. Wir sind scheinbar kleiner geworden, innerlich aber werden wir größer. Nur wer sich vor Gott klein macht, kommt innerlich weiter und ihm näher. Vor allem beim Wallfahren und Pilgern sind die Füße unentbehrlich. Jeder Fußwallfahrer kann ein Lied davon singen, kann von manchem „Wehdamm“ erzählen auf langen Wallfahrerwegen, von Blasen und Brennen. Die Füße tragen einen weiter, bringen einen vorwärts und drücken das innere Wissen aus, dass wir unterwegs sind und als pilgernde Menschen auf Gott zugehen, ein ganzes Leben lang. „Beten ist der Ernstfall des Glaubens“. Dieser Satz ist mir aus meiner Studienzeit hängen geblieben. Wenn der Glaube in Frage gestellt wird, wenn schlimme Dinge die Glaubenskraft schwächen oder das schlechte Beispiel mich zweifeln lassen, dann empfiehlt sich das Gebet. „Ist einer von euch bedrückt, dann soll er beten. Ist einer fröhlich, dann soll er ein Loblied singen. Viel vermag das inständige Gebet eines Gerechten.“ So lesen wir im Jakobusbrief (Jak 5,13.16b). Der Glaube lebt vom Beten, vor allem mit Händen und Füßen.


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