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HORST JANSSEN
Horst Janssen, Klaus Schümann und die Fotografin Astrid Ott 1987 beim Besuch im Haus des Künstlers am Mühlenberger Weg, das Foto schoss Christoph Guhr
Gedenken
Kunst und Leben – Erinnerungen an Horst Janssen An diesem 14. November wäre der Zeichner und Grafiker Horst Janssen 80 Jahre alt geworden. Zeit für einen Rückblick auf ein Enfant terrible, einen sensiblen Geist und großen Künstler. ber das Vergessen wird sich Horst Janssen, sollte er von oben auf Blankenese und die Elbvororte hinunterblicken, keine großen Sorgen machen. Sein Geist hockt noch immer im „Dal Fabbro“, geht Arm in Arm mit dem von Hans-HennyJahnn durch den Hirschpark, hat im Horst-Janssen-Museum eine Heimat des Gedenkens gefunden und in der HorstJanssen-Bibliothek im Goßlerhaus einen Platz zum Schmökern. Der eigenwillige Querkopf wurde am 14. November 1929 in Hamburg geboren und 1987. Horst Janssen im Gespräch – der Künstler redet, starb ebenda am 31. August 1995. In Blan- der Klönschnack gibt Feuer kenese, wo Janssen 28 Jahre lang lebte, empfahl er sich nachdrücklich als der größ- berger Weg gezogen und begeisterte von te, gewaltigste, sonderbarste, erregendste dort aus ein breites Publikum mit künstleriKünstler, der hier jemals sein Domizil ge- scher Intensität und geistiger Unabhängigkeit. wählt hatte. Der Grafiker, Autor, „Grafiker, Autor, Frauenheld, Legendär ist Janssens subversive Missachtung Frauenheld, Säufer Säufer und infernalischer hanseatischer Tugenund infernalische ExExzentriker ...“ den: allen voran der zentriker – dessen Geldgier. Die Moneten Genie ausgerechnet in einer Napola, einer „Nationalpolitischen lagen bündelweise in seinem Haus in einer Erziehungsanstalt“ des NS-Regimes ent- Schublade. Jeder, der den Künstler besuchdeckt wurde –, war 1967 in den Mühlen- te und sich in irgendeiner Weise erfreulich
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oder zumindest originell hervortat, wurde „gestopft“. Auch wenn Janssen, was besonders in späten Jahren selten vorkam, das Haus verließ, schmiss er mit Scheinen um sich. Taxifahrern gab er grundsätzlich 100 DM, völlig egal wie kurz die Fahrt war. Der Pfadfinder-Gruppenleiter, zufällig getroffen in Lühmanns Teestube, bekam einen Tausender, ein KLÖNSCHNACK-Fotograf etliche Hunderter zugesteckt. Im Feinkostgeschäft Börcherts wählte der frisch Zugezogene absichtlich nur das Teuerste „damit die mich im Gedächtnis behalten“. Im Dal Fabbro kaufte er schon mal dem Rosenverkäufer den kompletten Strauß ab und bedachte jeden männlichen Gast mit einer der erotisierenden Blumen. Als die Stadt ihn, der gerne im Mittelpunkt stand, 1989 mit einem Museum im Katharinenhof ehren wollte, lehnte Janssen zugunsten seiner künstlerischen Unabhängigkeit ab und gab sich bescheiden: „Das Über-den-Dingen-Stehen werde ich bis zum letzten Gebet nicht erreichen.“ Überhaupt: „Was sie nur heutzutage alle mit der Kunst haben!“ www.horst-janssen-museum.de Autor: tim.holzhaeuser@kloenschnack.de
Gedenkfeier Horst Janssen in Blankenese Professor Stefan Blessin, Sammler von Janssens Grafiken und Herausgeber wichtiger Bildbände über den Künstler, erinnert in einem Diavortrag in Sagebiels Fährhaus an einen Freund und Weggefährten. Veranstalter: Kulturkreis des Blankeneser Bürger-Vereins e.V. Do., 12.11., 20 Uhr, Eintritt 9 Euro