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LESERBRIEFE

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Klönschnack 11/2022

Nicht fair!

Betr.: Vorweg, Hotlines (KLÖNSCHNACK, 11.2022) Werter Herr Schümann, wo bleibt in Ihrem Kommentar in der Nov.-Ausgabe die von Ihnen an dieser Stelle doch sonst immer so sehr besungene – und dem Leser moralisch aufgezwungene – „Gelassenheit“ und „Toleranz“? Sie messen hier mit zweierlei Maß! ICH muss mir alles (und nicht zuletzt Jeden!) positiv denkend gefallen lassen, aber wenn IHNEN mal was gegen den Strich geht („Ich hab‘ die Schnauze voll!“), meckern Sie, was das Zeug hält. Ich finde das nicht fair! Auch ich möchte jederzeit rumpöbeln (dürfen), wenn mir danach ist! Motzen ist ein Menschenrecht und für die seelische Selbstreinigung zwischendurch unabdingbar. Dass es praktisch immer die trifft, die „gar nichts dafür können“, ist dabei völlig normal, und sollte niemanden abhalten. Nur keine Scheu – raus damit!

RALF MARQUARDT RISSEN

Fehlende Menschen

Betr.: Vorweg, Hotlines (KLÖNSCHNACK, 11.2022) Mit Ihrem Vorwort sprechen Sie vermutlich nicht nur mir aus der Seele. Sicherlich kommt man in vielen Fällen auch per Mausklick weiter, allein wirtschaftlich gesehen scheint es die effizientere Lösung der Zukunft zu sein. Jedoch vermisse ich ebenfalls immer öfter den Menschen mir gegenüber, sein persönlich gesprochenes Wort. Mit einem Anruf und der richtigen Fachkraft am Ohr könnte man seine Angelegenheit direkt geklärt haben, vielleicht wären sogar Arbeitsplätze erhalten geblieben. Aber ist das gewollt? Nun ein beherzter Sprung zu Seite 57 derselben Ausgabe. Der Titel „Zeit sparen, Ruhe bewahren“ hört sich erstmal gut an. „Mehr Self Service“ und „Selbst ist der Gast“ klingt auch nicht schlecht. Bedeutet aber: kein persönlicher Ansprechpartner mehr verfügbar. Wegrationalisiert. Kein „Guten Morgen“ und „Wir wünschen Ihnen eine gute Reise“. Stattdessen die anonymen Anweisungen eines Automaten mit Touchscreen, Scanner und Drucker für den selber anzubringenden Gepäckabschnitt. Bitte drücken Sie die 1. Meine Mutter wäre in dieser Situation verloren. Und – wie auch ich – traurig ob wieder eines fehlenden Menschen. Aber ist dieses in Zeiten des „Höher, weiter, schneller“ überhaupt noch von Interesse?

MICAELA HAASE RISSEN

Nicht allein frustriert

Betr.: Vorweg, Hotlines (KLÖNSCHNACK, 11.2022) Mit Ihrem Vorwort über den Frust am Telefon haben Sie, Herr Schümann, mir voll aus der Seele gesprochen! Es ist sehr erfreulich, zu erfahren, dass ich mit meinem Frust über die genau geschilderte

Situation nicht allein stehe, wie viele andere sicherlich auch, und Sie dieses Ärgernis humorvoll publik machen.

DIETER BRONISCH PER E-MAIL

Diktatorische Manier?

Betr.: „Die Menschin 2“, Kommentar Ronald Holst (KLÖNSCHNACK, 11.2022) Ronald Holst spricht in seinem Kommentar sehr treffend den derzeit von einer kleinen, nicht demokratisch legitimierten radikalen Minderheit diktierte Cancel, Gender und Woke Wahn an. Deutschland erstickt im Toleranz-Irrsinn, seit diese Gruppe, gleich religiösen Fanatikern, in diktatorischer Manier bestimmt und vorschreibt, was akzeptabel ist und was nicht. Jeder Versuch, eine vernünftige Unterhaltung oder sachliche Diskussion zu führen, wie es früher zwischen toleranten Menschen üblich war, schlägt heute zunehmend fehl. Wo bleibt die Abwägung, der Ausgleich, die Aufklärung, der gegenseitige Respekt, die Diskussion? So schaffen wir nach und nach unsere Demokratie ab und läuten das Ende der Diskussionskultur ein. Einem „Diskriminierungscheck“ werden derzeit auch die Bestände der Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden, unter Leitung der Generaldirektorin Marion Ackermann, unterzogen. Als Konsequenz wurden nun Titel von 120 Werken zum Teil komplett verändert und bei 23 weiteren Werken kleinere Veränderungen vorgenommen. Zur Begründung heißt es: Die alten Titel enthielten „diskriminierende“ oder gar „rassistische“ Begriffe. Die „Zigeunermadonna“ heißt beispielsweise nun „Madonna mit stehendem Kind“. Das Werk „Hund, Zwerg und Knabe“ wurde nun in „Hund, Kleinwüchsiger und Junge“ umbenannt. Ackermann muss sich nun gegen Cancel Culture-Vorwürfe wehren. Im 3. Reich wurde Kunst, die nicht dem Narrativ entsprach, als „entartet“ bezeichnet. Noch schlimmer ist, dass an den meisten Unis heute vom AStA vorgegeben wird, was Studenten zu denken haben. Wer eigenständig denkt, kritisch hinterfragt oder schlicht eine differente Meinung beispielsweise u. a. zu Geschlechterrollen äußert und der Ansicht ist, dass es aufgrund der Anatomie nur Personen, die wir früher noch als „Mann“ und „Frau“ definiert haben, möglich ist, sich fortzupflanzen, läuft Gefahr, lautstark diskreditiert zu werden, und wandert automatisch obligatorisch in die Rassismus-, TransPhobie- oder rechte Ecke. Trotz der Tatsache, dass die Mehrheit der Bürgerinnen und Bürger in Deutschland das Gendern und die Debatte darüber ablehnt, wird die Sprachverhunzung weiter vorangetrieben und nicht gendergerechtes Schreiben als Fehler gewertet, unabhängig davon, dass es fürs Gendern gar keine rechtliche Grundlage gibt. Die deutsche Öffentlichkeit braucht einen Neustart, bevor es zu spät ist: Eine Trendumkehr zugunsten von Toleranz und gegenseitigem Respekt und zur abwägenden Argumentation auf allen Seiten. Und es braucht öffentliche Personen, Politikerinnen und Politiker, die den Mut haben, dafür zu stehen, und die zugleich sagen: so nicht!

STEFAN BICK BLANKENESE

Verheerendes verhindern

Betr.: „Blankenese an der Ahr“, Starkregen (KLÖNSCHNACK, 11.2022) Als Blankeneser FDP-Bezirksabgeordneter freue ich mich über den breiten KlönschnackBericht zu Starkregengefahren im Treppenviertel und anderen Elbe-Hanggebieten. Bislang rechneten die Behörden „nur“ mit Wasser durch Flutkatastrophen. Jetzt kommt zerstörerisches Wasser nicht mehr nur von unten, sondern immer öfter auch von oben. Daher unterstütze ich ausdrücklich rasche Maßnahmen gegen Hangrutsche in Blankenese, Rissen und Övelgönne. Schon einfache Lochbohrungen in Stützmauern könnten bisweilen helfen, dahinter aufgestautes Wasser abfließen zu lassen und Verheerendes zu verhindern.