Kloenschnack - August 2014

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Betreut im eigenen Zuhause

Pioniergeist in der Pflege „Tag & Nacht Ambulante Pflege“ feiert in diesem Jahr 30. Jubiläum. Inhaberin Monika Kastening hat sich ihr Leben lang für bessere Bedingungen und Anerkennung der häuslichen Pflege eingesetzt.

Geschäftsführerin Monika Kastening mit ihrem Führungsteam Britta Fritsch, Diana Rabe und Dorinna Schmidt (v.l.n.r)

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er im Alter auf Hilfe angewiesen ist, möchte einen vertrauensvollen Partner an der Seite haben. Der Dienstleister „Tag & Nacht Ambulante Pflege“ ist seit 30 Jahren ein zuverlässiger und unabhängiger Helfer im Alltäglichen, ob bei der Hygiene, dem Haushalt oder dem Kirchgang. Firmengründerin Monika Kastening weiß: „Das Schlimmste im Alter ist, Hilfe anzunehmen. Menschen, die ihr ganzes Leben gemeistert haben und plötzlich etwas nicht mehr können, fühlen sich gedemütigt – auch vor ihren Kindern.“ Deswegen sagen sie und ihre Mitarbeiter immer: „Wir helfen und unterstützen, denn das haben Sie sich verdient.“ Das Motto der 66-Jährigen lautet: „Alter ist keine Krankheit, sondern ein natürlicher Lebensabschnitt“. Sie erklärt: „Ich weiß, wie schwer es ist, Hilfe anzunehmen, aber mir ist ein ganzes Leben lang geholfen worden – von meinen Mitarbeitern, von meinen Lehrern, von meinen Kindern und anderen. Ohne ein soziales Netzwerk kommt man nicht aus. Wir bieten unseren Kunden einen Pflegeservice nach ihren Gewohnheiten und Vorlieben an. Zwänge wie im Heim sollte es zu Hause nicht geben.“ Zum Erfolg der Firma hat diese Einstellung wohl beige-

tragen. In den 80er Jahren war diese allerdings noch ein Novum. „Ich habe lange die Buchführung in einem Altenpflegeheim erledigt. Durch den täglichen Kontakt mit den Heimbewohnern merkte ich bald, wo der Schuh drückt.“ Sie versuchte, alte

SERIE Der Klönschnack stellt vor: Unternehmer in den Elbvororten MONIKA KASTENING Geschäftsführerin von Tag & Nacht Ambulante Pflege, Charlotte-NieseStraße 3, 22609 Hamburg Telefon 82 77 44

Strukturen aufzubrechen und den Alltag mehr auf die Bedürfnisse und Gewohnheiten der Senioren anzupassen. Die Versuche scheiterten. Monika Kastening hörte immer häufiger den Satz: „Das haben wir noch nie so gemacht“, da stand ihr Entschluss einen eigenen Pflegedienst zu gründen, fest. Per Zeitungsanzeige wurden erste Mitarbeiter gesucht und im März 1984 eröffnete sie in Nienstedten ihren eigenen Pflegedienst. Gemeinsam erarbeiteten sie und ihre Mitar-

beiter innovative Konzepte und Standards. Zu der Zeit gab es kaum private Dienste, die alleinerziehende Mutter dreier Kinder kämpfte hart um Anerkennung. Ein Meilenstein für die immer fröhliche Aktivistin war 1987 die Gründung des Landesverbands ambulanter Pflege Hamburg (LaPH). Eine Zeit des Erforschens der Hamburger Pflegelandschaft begann – leider ohne Reisen. „Ich wollte eigentlich Physik studieren, weil mein Onkel als Gastprofessor die ganze Welt bereiste. Er schickte mir und meiner Schwester immer prächtige Ansichtskarten aus anderen Ländern – das hat meinen Berufswunsch geprägt, ich wollte die Welt erkunden.“ Doch zuerst meisterte sie das Abenteuer Unternehmensleitung. Sie engagierte sich zudem lange im Vorstand des LaPH und seinem Nachfolger, dem Verband ambulanter Krankenpflege-Dienste (VAK). „Ich war damit an der wichtigen Weichenstellung für die ambulante Pflege in Hamburg beteiligt.“ Zu einem ihrer Erfolge zählt dabei der Abschluss des ersten Krankenkassenvertrages in Hamburg mit privaten Anbietern und später die Gleichstellung mit den Pflegediensten der Wohlfahrtsverbände. Heute setzt sie sich für mehr Anerkennung des Pflegeberufes ein, dazu gehören bessere Arbeitsbedingungen, höhere Gehälter und familienfreundlichere Arbeitszeiten. „Mir liegen meine Mitarbeiter sehr am Herzen. Besonders die Leistung meiner Außendienstmitarbeiterinnen trägt den Betrieb maßgeblich. Deswegen sind mir gute Arbeitsbedingungen wichtig.“ Monika Kastening ist eben eine echte Kämpferin. Als sie im dritten Semester des Physikstudiums in Hamburg schwanger wurde, erhielt sie 1966 keinen Kindergartenplatz, weil sie verheiratet war. Nach einigen Jahren kam die Scheidung und sie musste selber für das Wohl ihrer Familie sorgen. „Ich wollte erst nachts Taxi fahren und tagsüber studieren, aber mein schwacher Orientierungssinn hat mir einen Strich durch die Rechnung gemacht.“ Heute ist die tatkräftige Unternehmerin froh darüber. „Ich blicke mit Stolz auf meine Firma und freue mich sehr darüber, nun ruhigen Herzens meinem kompetenten Team, Dorinna Schmidt, Britta Fritsch und Diana Rabe, die Führung mehr und mehr zu überlassen.“ Selbstverständlich wird sie den Betrieb weiter begleiten. Aber zunächst steht eine lange Reise auf dem Plan. Mit dem Rucksack möchte sie nach Australien oder Südamerika fahren. „Ich bin mit Wind und Wasser am Timmendorfer Strand aufgewachsen – mein Leben ist eben vom Entdeckergeist getrieben.“ Unternehmens-Auftritt: www.tagnachtpflege.de Autorin: anna-lena.walter@kloenschnack.de

Klönschnack 8 · 2014

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