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Blühendes Konfekt

Bei Michael Diewald schmeckt der Frühling nach Flieder, Waldmeister und Holunder, nach Veilchen, Föhrenbockerln (Kiefernspitzen) und wird von einer zarten Zitronenblüte „geküsst“.

Sobald die Sonne vom Himmel lacht und die Temperatu-

ren steigen, zieht es Michael Diewald hinaus in die Natur.

Mit Rucksack, Körben und Frischhalteboxen ausgestattet,

schwingt er sich aufs Rad, sammelt in den umliegenden

Wäldern und Wiesen Früchte, Wildblumen, Kräuter. Diese

verarbeitet der Wiener in seiner Pralinenmanufaktur

„Blühendes Konfekt“ zu zauberhaften, süßen Verführungen.

Text: Gabriele Isringhausen, Fotos: Blühendes Konfekt

WENN ZITRONENSCHOKOLADE AUF CHILI TRIFFT, wenn Quitte, Ingwer und Marzipan eine Liaison eingehen oder weiße Bärlauch-Blüten zartgrünen Pistazienpralinen ein Krönchen aufsetzen, dann hat Michael Diewald im wahrsten Wortsinn seine Hände im Spiel. Als studierter Wirtschaftswissenschaftler analysierte er einst betriebswirtschaftliche Zusammenhänge, heute „komponiert“ er aus Rosen, Veilchen, Zitronenthymian, Walderdbeeren, Himmelschlüssel, Holunder oder Lavendel –um nur einige zu nennen – köstliche „Pralinen-Symphonien“. „Schon als Bub war ich in jeder freien Minute im Wald, sammelte mit meiner Großmutter Blumen und Kräuter, fand es spannend, was alles am Wegesrand wächst. Später habe ich diese Liebe wiederentdeckt. Mein Forschergeist erwachte und ich begann, aus den Früchten Marmeladen, Chutneys, Öle zu produzieren. Viele Jahre arbeitete ich in einem Bioladen, beschäftigte mich intensiv mit den Themen Lebensmittel und Geschmäcker, tüftelte daran, wie man Früchte am besten kandiert, wie man Waldmeister in die Schokolade bringt, lernte das Verzuckern von Blüten und vieles mehr. Besonders Pralinen und ein filigranes Dekor interessierten mich. Inzwischen ziehe ich auch meine eigenen Blüten auf einem Dachgarten“, erzählt der 57-Jährige ein wenig von den Anfängen. 2007 eröffnete er seine Pralinenmanufaktur „Blühendes Konfekt“. Ein Schritt, den er nicht bereut hat. „Vom ersten Tag an wurde unser Schaufenster zum Blickfang. Wer einmal unsere Pralinen gekostet hat, der kommt wieder. Außerdem sind sie ja auch ein wunderbares Geschenk“, freut sich Michael Diewald. Prächtig gefüllte Bonbonieren, Osterhasen im Frühling, spätherbstliches SchlehenLimetten-Marzipan oder ein blühender Adventskalender aus 24 selektierten Konfekt-Sorten in der Weihnachtszeit wetteifern

Michael Diewald liebt die Natur und produziert aus Blüten zuckersüße Verführungen. Kreativität und Fingerfertigkeit gehören zum Handwerk.

je nach Saison um die Gunst des Betrachters. Von März bis Juni werden Blüten gesammelt, im Sommer Blätter, im Herbst Wildfrüchte. Anschließend landet alles, was der umtriebige Österreicher von seinen Streifzügen mitgebracht hat, auf einem großen Holztisch. „Die Dekorblüten werden sofort verzuckert, so bleiben Geschmack und Optik erhalten.“ Blaue Kornblumen, kelchförmige Himmelschlüssel oder zarte Hollerblütensterne lässt der Meister so zu filigranen Blütenskulpturen erstarren. In seiner Manufaktur lagern unzählige Blumenköpfe, in luftdichten Kisten verpackt, Gläser mit Chili-, Rosen- und PelargonienZucker, selbstgemachte Gelees und viele andere kulinarische Köstlichkeiten bevölkern die Regale. Handwerk und Kreativität sind Michael Diewald, der inzwischen mit großer Begeisterung von Stieftochter Rose unterstützt wird, ebenso wichtig wie Nachhaltigkeit. Biologisch, fair produzierte Schokolade bezieht er von der steirischen Manufaktur Zotter, Obst und andere Produkte von regionalen Bio-Bauern. Gern teilt Michael Diewald sein Wissen, lädt Interessierte zu Workshops und Kräuterwanderungen ein! ▪

Adresse siehe Bezugsquellen, Seite 120

Eine Mischung feinster Pralinen – jedes Stück ein Unikat.

ROCHEN AUF DEM TELLER und als hochkarätiger Goldschmuck am Finger

Sie hängen mit Wäscheklammern befestigt am Haken, schillern in den unterschiedlichsten Farbtönen und überraschen

beim Berühren mit harten oder samtweichen Oberflächen: Gegerbte Fischlederhäute, teilweise exotisch gemustert. In

ihrem Atelier Fischleder Concept Store in Wismar fertigt die Diplom-Designerin und Goldschmiedin Ramona Stelzer

edlen Goldschmuck und verarbeitet genau dieses Nebenprodukt der Lebensmittelindustrie. Inzwischen hat sich die

gebürtige Schwäbin mit ihren filigranen, ungewöhnlichen Kunstwerken weit über die Grenzen Mecklenburg-Vorpom-

merns hinaus einen Namen gemacht. Text: Gabriele Isringhausen, Fotos: Erik Gross

Ohrhänger SLIM. Rein pflanzlich gegerbtes Lachsleder. „NACH MEINER AUSBILDUNG ZUR GOLDSCHMIEDIN studierte ich an der Hochschule Wismar Design. Durch eine Professorin wurde ich auf Fischleder aufmerksam. Sie zeigte mir damals rotes Seewolfleder und ich war begeistert, hatte sofort Ideen, was man daraus kreieren könnte“, erzählt Ramona Stelzer. Mit dem Diplom in der Tasche macht sie sich 2014 selbstständig, spezialisiert sich bei der Produktion ihrer Schmuckstücke auf eine Symbiose aus Gold, Silber und Fischleder. So entstehen in ihrem Atelier luxuriöse Ringe, Ketten, Ohrschmuck, aber auch Krawattennadeln oder Manschettenknöpfe – verziert mit der Lederhaut von Lachs, Rochen, Karpfen, Stör, Scholle, Barsch, Aal und anderen Meeresbewohnern. Bis aus den Kaltblütern ein Schmuckstück wird, legen sie einen langen Weg zurück.

Jedes Schmuckstück wird in der gewünschten Größe aus Gold oder Silber mit ausgesuchtem Fischleder gefertigt.

Skalpell, Aushauer, Poliergerät, Pinzetten, Feilen, Bürsten und Schmirgelpapier bevölkern die Werkbank der Goldschmiedin. „Ich beziehe die Fischlederhaut von den besten Gerbereien Deutschlands, Frankreichs und sogar aus Island. Übrigens, Fischhaut ist nach dem Gerben zehnmal so reißfest wie Kalbsleder und hat keinen auffälligen Geruch. Rochen ist zum Beispiel sehr elegant. Auf seiner Haut befinden sich kleine Hornkügelchen, die geschliffen und poliert werden. Danach funkeln sie wie Edelsteine. Jedes Stück, das in meiner Werkstatt gefertigt wird, ist ein Unikat“, sagt die 38-Jährige. Wer ihren Store in der wunderschönen historischen Altstadt von Wismar (UNESCOWelterbe) besucht, der kann der Meisterin bei der Arbeit zuschauen. Zu ihren Kunden zählen Besucher aus aller Welt. Neben Schmuck-Sonderanfertigungen bietet Ramona Stelzer darüber hinaus Handtaschen, Gürtel, Portemonnaies und Schuhe anderer Leder-Labels an, die oft von ihr entworfen wurden. ▪

Adresse siehe Bezugsquellen, Seite 120

Diplom-Designerin und Goldschmiedin Ramona Stelzer.

Manschettenknöpfe in Gelbgold 585/14 Karat oder 750/18 Karat erhältlich. Lachsleder nachtblau. 2195 Euro. Ring DOT, Gelbgold 585/14 Karat mit Rochenleder bordeaux verziert. 1750 Euro.

Kollektion in Silber mit Rochenleder.

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