Steiermarkmagazin Klipp 2012/03

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S p o ts

Samira – die weiße Prinzessin cas, Guanacos, Emus, mexikanische Zwergrinder, Esel, Vögel und einen Streichelzoo. So viele Tiere haben aber auch Hunger und müssen entsprechend gefüttert und gepflegt werden. „Andere kaufen sich Autos oder sonst was“, antwortet Herbert Schober auf die Kostenfrage. Für die Gäste der weithin bekannten Buschenschank (Pechmann’s Alte Ölmühle) sind die Tiere eine willkommene Abwechslung und natürlich beliebte Fotomotive.

Wir, ein Klipp-Team, sind unterwegs zu einer großen Kamel-Familie. Nein, nicht im Flugzeug zu den Wüsten Afrikas, sondern nach Ratschendorf in der Südoststeiermark. Kein Scherz, denn dort hegt und pflegt die Familie Schober (Pechmann’s Alte Ölmühle) mittlerweile 21 dieser edlen Tiere.

Hochseeyacht an Land

U

nd kürzlich hat es auch Nachwuchs gegeben: ein weißes Kamel kam zur Welt. Etwas ganz Seltenes. Samira, der arabische Name für Prinzessin, heißt die junge Dame. Bei Gosdorf biegen wir von der Bundesstraße links nach Ratschendorf ab. Hinweisschilder „Achtung Kamele“ machen uns darauf aufmerksam, dass wir bald vor Ort sind. Unser Ziel ist Pechmann’s Alte Ölmühle in Ratschendorf. Als wir auf der Koppel der jungen Dame zum ersten Mal durchs flauschige Fell fahren, da kommt einfach Freude auf, dass sich Samira sogar ganz zutraulich zeigt. Die junge Kamel-Dame ist noch wackelig auf den Beinen. Ihre Hinterläufe sind schwach. „Das wird schon noch“, zeigt sich Irmgard Schober zuversichtlich. Jung-Kamele können nur im Stehen die Milch der Mutter trinken, am Euter saugen. „Das schafft Samira nicht gut, weil sie eben zu wackelig ist. Daher bekommt sie alle paar Stunden das Flascherl. Durstig, wie sie ist, gab’s in der Anfangszeit rund einen Liter, nun ist es schon viel, viel mehr.“ Ohne das Flascherl hätte Samira nicht überleben können, weil die Mutter zwar genügend Milch hat, aber eben das Kleine sich beim Saugen schwertut. „Der Tierarzt hat gemeint, das könnte bis zu einem halben Jahr dauern. Das ist schon eine große Aufgabe“, sagt Irmgard Schober, während Samira kräftig an der 8

Irmgard Schober hat die Mutterrolle übernommen. Am Anfang weniger, jetzt schon rund 9 Liter Kuhmilch pro Tag für die hungrige Samira.

Flasche zieht. Die Kamel-Mutter hat nichts dagegen. Sie passt auf ihr Kleines auf, sieht interessiert zu. Der Vater ist in dieser Phase bei Kamelen überhaupt völlig unwichtig und vergnügt sich irgendwo draußen auf der weitläufigen Weide.

Natürlich ist Vorsicht angesagt … wenn man Kamelen näher kommt. Und das sollte man möglichst von vorne tun, denn ihre langen Beine können beim Aufschlagen zu einer gefährlichen Waffe werden. Samira hingegen hüpft nach dem Trinken vor Freude wie ein kleines Fohlen durch die Koppel, möchte mit allen rundherum spielen und vor allem mit ihrer Milch-Mutter, an die sie ihren Wuschelkopf schmiegt. „Sie ist an mich jetzt schon sehr gewöhnt und ich bin ihr sehr vertraut, aber wir achten darauf, dass sie auch viel Zeit bei der Mutter verbringt, damit sie dann in der Herde auch akzeptiert wird und aufgenommen bleibt“, so Irmgard Schober. Während sie das sagt, versucht Samira bei ihrer Kamel-Mutter Aisha sich eine Zu-

satzration zu holen – und es gelingt ganz gut, auch, wenn diese nicht ruhig steht. „Der Herbert, mein Mann, versucht sie dann zu halten und sie ans Trinken bei der Mutter zu gewöhnen.“ Begonnen hat die Kamel-Liebe der Familie Schober vor zehn Jahren. Da habe ich mir meinen Kindheitstraum erfüllt. Und die ersten beiden Kamele haben wir vom Tiergarten Schönbrunn bekommen. „Dort haben wir auch das nötige Wissen über das fachgerechte Halten der Tiere erfahren.“ Mittlerweile waren die Schobers auch schon mehrmals auf „Erkundungsreise“ in SaudiArabien. Bereits mehrere der edlen Wüstentiere sind am Kamelhof in Ratschendorf zur Welt gekommen. „Aber Samira ist das erste weiße Kamel“, so die Schobers erfreut. Das entzückende, flauschige Kamel ist aber bei weitem nicht die einzige Attraktion im Hause Schober, ein Besucherhit ist auch alljährlich das große Kamelfest. Für Tiere haben die Schobers ein großes Herz, denn sie halten auch Lamas, Alpa-

Aber auch für die Männerwelt, die Technikfreaks, gibt’s jede Menge Interessantes zu sehen. Herbert Schober sammelt alte Traktoren, Bauernmaschinen, Autos, Werkzeuge, Hausrat aus den 50er- und 60erJahren, alles, was in den letzten Jahrzehnten halt in war und dann auf dem Müll landete. Die jüngste Errungenschaft ist eine Hochseeyacht, zwölf Tonnen schwer, die man über Land aus Kiel nach Ratschendorf brachte. Im eigens geschaffenen kleinen Teich kann sie allerdings nicht wirklich bewegt werden, maximal zwei Meter vor und zwei Meter zurück. Aber wer weiß, vielleicht graben die Schobers auch noch einen Kanal bis zur Mur. Ausgeschlossen ist das bei so viel Unternehmensgeist, wie Irmgard und Herbert Schober zeigen, gar nicht. v

Ein richtiges Schmusetier

KLIPP April 2012


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