Klipp März/April 2018

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HINTERGRUND

Uni Graz als Selbstbedien ungsladen für Lehrgangsneb enjob:

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... Die von Ihnen genannte Honorarsumme ist gänzlich falsch und extrem überhöht. Mein Honorar ... lag pro Medienlehrgang und Studienjahr im Rahmen der von Uni for Life dafür vorgesehenen Sätze ...

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Stefan Karner , Österreichs meistdekorier ter Historiker

Kann Verdienen Sünde sein …

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Mit freundlichen Grüßen Stefan Karner Univ. Prof. Dr. Stefan KARNER Vorstand des Instituts f. Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte Universität Graz

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Stefan Karner , Österreichs meistdekorier ter Historiker

... Die von Ihnen genannte Honorarsumme ist gänzlich falsch und extrem überhöht. Mein Honorar ... lag pro Medienlehrgang und Studienjahr im Rahmen der von Uni for Life dafür vorgesehenen Sätze ...

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Mit freundlichen Grüßen Stefan Karner Univ. Prof. Dr. Stefan KARNER Vorstand des Instituts f. Wirtschafts-, Sozial- und Unternehmensgeschichte Unwahrheiten im E-Mail (salopp gesagt: Lügen*) Universität Graz

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- Zurück zum Buch: Was ins Buch kam, darauf hatten weder der Geld-

Daran hat der eine oder andere Student bis heute zu knabbern: Karner war Leiter des Medienlehrgangs an der Uni Graz (KLIPP September 2016). Die Studenten mussten zu Beginn des mehrstufig konzipierten Medienlehrgangs 4.400 bis 9.200 Euro an die Uni überweisen. Das betreffende Konto wurde treuhändisch von der Gesellschaft „Uni for Life“, einer 100-Prozent-Tochter der Universität Graz, verwaltet. Der Medienlehrgang bot die große Chance, gleichsam im Eiltempo zu akademischen Ehren zu kommen. Am Start im Jahr 2013 wollten das rund 100 Teilnehmer. Studierende

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- Eine die, dass eine Geschichte der Frauen in der Steiermark (zur Universität, zu Frauen als Kriegsbeute, etc.) bis auf wenige Seiten fehlt. Was es im Buch gibt: zwei Seiten, die Karners größter Gönnerin für das Projekt gewidmet sind, nämlich Landeshauptfrau Waltraud Klasnic. Ihr „stand“ der Kriegsfolgenforscher bei, als Ende 1997 die Wehrmachtsausstellung nach Graz kommen sollte. Diese war europaweit in 34 Städten gezeigt worden, nur Graz und die Steiermark wollten sie nicht. Ihr Inhalt: Vernichtungskrieg, Verbrechen der Wehrmacht. Karner sprach sich vehement aus, er hielt sie für zu einseitig gestaltet.

Einträgliches Uni-Projekt

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Arge Lücken

geber, Land noch die Wissenschaftler, auf deren Forschungsbeiträgen das Buch auch im Wesentlichen basiert, Einfluss. Zwar bekam jeder der 40 zuliefernden Autoren sein Honorar ausbezahlt, doch es geschah etwas Skurriles: Laut ursprünglichem Werkvertrag hätten die Autoren auch auf dem Titelblatt als wissenschaftliche Mitarbeiter des Projekts am Haupttitelblatt des Werkes genannt werden müssen. Drei Jahre später, also knapp vor Erscheinen des Buches (2000), forderte sie Karner per Unterschrift auf, darauf zu verzichten, die Mitarbeiter wurden nur im Mitarbeiterverzeichnis genannt. So wurde Karner zum Alleinautor des Buches und zum „geistigen Eigentümer“ der darin nach Gutdünken verwerteten Forschungsbeiträge. Der Leser erfährt nie, wer genau welchen Beitrag im Buch verfasst hat, auf wen nun Lob oder Tadel zurückfallen muss. Auch weiß der Leser nicht, welchen eigenen Beitrag Stefan Karner eigentlich schrieb und wie neu er ist. Aber vielleicht erklärt Karners Her-

kunft aus dem bäuerlichen Milieu im südkärntner Grenzraum (Vorwort), wo jeder Zentimeter heiß umkämpft war, dieses Verhalten. Das „Grundstück“-Haupttitelblatt war offenbar zu klein für eine gerechte Verteilung der Lorbeeren. Karners Matura-Arbeit im Bischöflichen Seminar in Tanzenberg lautete: „Das Mögliche tun, nicht das Notwendige.“

mit Berufserfahrung hofften, nach zwei Semestern mit dem „Master of Arts“-Titel ausgezeichnet zu werden. Jene ohne Medienerfahrung sollten das mit fünf Semestern schaffen. „Doch in der Organisation und Administration hat von Anfang an wenig funktioniert“, so eine Absolventin. Die Liste der Vorwürfe ist lang: unzureichender, medienwissenschaftlicher Unterbau, dubiose Benotungen und unzulässige Zulassungen zum Lehrgang, katastrophale organisatorische Mängel, wissenschaftliche Betreuer für Masterarbeiten fehlten, und, und. Für seine Arbeiten zog Stefan Karner in seiner Funktion als Leiter und als Vorstand des Instituts für Wirtschaft-, Sozial- und Unternehmensgeschichte (Belege sind vorhanden) zwischen 200.000 und 250.000 Euro im Zusammenhang mit dem Medienlehrgang an Land. KLIPP richtete in diesem Zusammenhang auch eine Anfrage an Stefan Karner (siehe Faksimile des Mails). KLIPP hatte vor der Anfrage an Karner schon Kenntnis davon, dass die Leiter-Honorare bei anderen „Uni for Life“-Lehrgängen – deren Leitung und Leistung ist nicht weniger zeitaufwändig als jene von Stefan Karner – zwischen 5.000 und 7.000 Euro betrugen. Ein Kriegsfolgenforscher, der mit der Wahrheit auf Kriegsfuß steht.

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in den USA Interviews führte. Ins Buch wurde kein einziges aufgenommen. Zufall? Nein, wohl kaum, man spürt hier Absicht. Auch wenn etwa in einer taxativen Aufstellung 2.500 ermordete Juden, 300 Zigeuner, rund 28.000 gefallene steirische Soldaten inklusive der Waffen-SS gleichermaßen als Opfer (!) des Nationalsozialismus und des Zweiten Weltkrieges angesprochen werden. Den Theologen und Parzifisten Dr. Johannes Udesch stempelt Karner gar zur Galionsfigur der Grazer Anarcho-Szene. Die Verstrickung der Justiz in die NS-Ideologie lässt Karner in den 50er-Jahren enden. Der Freispruch des Obersteirers Franz Murer, Ghetto-Kommandant und Schlächter von Wilna, in den 60er-Jahren durch ein Grazer Gericht, ging damals durch alle internationalen Medien, war aber nicht wichtig genug, um aufgenommen zu werden. Erst jüngst gab es bei der Diagonale 2018 einen aufrüttelnden Film über das größte Skandal-Urteil in der Republik.

Foto: Uni Graz

Verwehrte Autoren nachträglich Namensennung auf der Titelseite

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