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Erlebnis Tischbrennerei
Foto: Heimo Ruschitz
„ R e i n i n s S t a m p e r l , a n p r o s t e n , A u g e n z u u n d s c h n e l l r u n t e r d a m i t . . . u u u ä ä ä h h h , d a s b r e n n t d i e K e h l e r u n t e r . . . “ – m e i n e b i s h e r i g e „ B e k a n n t s c h a f t “ m i t S c h n a p s . A n e i n e m W o c h e n e n d e i m S ü d b u r g e n l a n d w u r d e i c h e i n e s B e s s e r e n b e l e h r t . „ W i e b r e n n t m a n e i g e n t l i c h S c h n a p s , w a s i s t b l o ß e i n e Ti s c h b r e n n e r e i u n d w i e p a s s t d a s G a n z e m i t W e l l n e s s z u s a m m e n ? . . . “ , d i e s e u n d a n d e r e F r a g e n g e h e n u n s a u f d e r F a h r t n a c h K u k m i r n d u r c h d e n K o p f . W i r s i n d g e s p a n n t , w a s u n s u n t e r d e m M o t t o „ W e l l n e s s & S c h n a p s “ e r w a r t e t .
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Von Isabella Hasewend
Am Autofenster zieht eine sanfthügelige Landschaft mit vielen Obstgärten an uns vorüber. Und schon taucht malerisch, in einem Talkessel gelegen, das 4-SterneHotel Lagler auf. Nach der Ankunft im ersten Brennerei- und Wellnesshotel Österreichs besuchen wir die hauseigene Destillathek und verkosten – beraten von Hotel-Chef Kurt Lager persönlich – die Qualitätsbrände der Familie Lagler. Wir probieren den „Kukmirn Golden“, den Weichselbrand, den Birnenschnaps und hören interessiert dem Hausherrn zu. „Der Grundstock für die hohe Qualität unserer Brände und Liköre (23 verschiedene Sorten) liegt bereits in den Obstgärten. Unser naturnah produziertes Obst wird nach modernster Gärungs- und Destilliertechnik zu höchster Qualität verarbeitet“, erklärt Kurt Lagler, der sich mit seiner Brennerei einen der besten Namen in der Welt der europäischen Spitzendestillate erobert hat. Er verrät uns auch einen interessanten Tipp in puncto Trinkkultur: „Je älter ein Edelbrand, umso wärmer wird er serviert, je jünger, umso kühler.“ Für die meisten von uns neu war auch, dass nicht der Brand selbst, sondern nur das Glas gekühlt wird, denn durch die extremen Temperaturunterschiede – warmer Brand auf kaltes Glas – erzielt man volle Aromaentwicklung.
Symbiose aus Destillerie und Wellness
Nach der Schnapsverkostung gehen wir zum gemütlichen Teil des Tages über: Wir lassen uns im Wellness-Bereich des Hauses verwöhnen. Ob es sich nun um das Erlebnisbecken, den Feng-Shui-Ruheraum, den Indoor-Pool, die Biosauna, das Aromadampfbad, den Whirlpool mit Grander Wasser oder den für den Sommer 400 m2 großen Naturbadeteich handelt –Ute und Kurt Lagler ist es auf kreative und sinnvolle Weise gelungen, eine Symbiose aus dem Produzieren hochwertigster Destillate und dem Wellness-Angebot des Hotels herzustellen. Wir und andere Gäste profitieren auf einzigartige Weise von dieser Kreativität und baden beispielsweise im Holunderblütenbad bzw. erhalten eine Kirschsteinmassage im Regenerationshafen des Hotels.
We l l n e s s u n d S c h n a p s i n K u k m i r n
Ein weiterer Höhepunkt des Wochenendes und außergewöhnliches Erlebnis ist die „Ausbildung“ zum Schnapsbrenner für den Hausgebrauch auf der Tischbrennerei. Nie hätte ich gedacht, jemals meinen eigenen Schnaps zu brennen. Ich hatte keine Ahnung, wie das geht und was man da alles machen muss. Doch wir bekommen eine kurze Einleitung ins Schnapsbrennen vom Hausherrn Kurt Lagler und schon geht’s ans Eingemachte: Auf unserem Tisch werden zwei „MiniBrennereien“ aufgestellt, in welchen sich bereits die einmal gebrannte Weichsel-Maische befindet. Aus dieser dürfen wir dann im Feinbrand (zweiten Brand) unseren eigenen Weichselschnaps destillieren. Wir zünden die Spiritusbrenner unter dem Kessel an und los geht’s. Die Temperatur im Kessel beginnt zu steigen und die ersten Tropfen rinnen über das Steigrohr und durch den Kühler aus dem Röhrchen in unser Sammelkännchen. „Diesen so genannten Vorlauf bitte wegschütten, da dieser giftige Inhaltsstoffe enthält“, erklärt Kurt Lagler. Nachdem ich daran gerochen hatte, wusste ich auch, warum: Ein stechender Geruch nach Aceton, fast so wie Nagellackentferner, steigt in meine Nase – also nichts wie weg damit. Wir behalten immer das Thermometer im Auge, denn ab ca. 75 °C kommt dann der Mittellauf, sprich der wertvolle „edle Tropfen“, den wir natürlich nicht wegschütten, sondern in einer kleinen Glaskaraffe sammeln. Jeder hat eine Aufgabe übertragen bekommen und in den beiden Teams am Tisch herrscht eifriges Treiben. Ich war mit der Kühlung der Spirale, die das Destillat durchläuft, betraut – eine der wichtigsten Aufgaben, da die richtige Kühlung auch die Qualität des Schnapses beeinflusst. „Einfach eine Hand an den Behälter halten, bei zwei Fingern darf es warm sein, sprich Körpertemperatur, und beim dritten Finger muss es kalt sein“, gibt uns Kurt Lagler hilfreiche Tipps. Also, sobald es bei meinem dritten Finger wärmer wird, schütte ich Eiswasser aus der bereitstehenden Karaffe in den Trichter. Denn der Schnaps darf auf keinen Fall heiß aus dem Röhrchen rinnen. Nach rund einer Stunde geht’s dem Ende zu: Das Thermometer zeigt gleich 90 °C und ab da kommt der Nachlauf. Diesen schütten wir auch weg, denn er würde den Schnaps „schlecht“ machen. Somit ist unser Weichselbrand fast fertig und Herr Lagler misst den Alkoholgehalt: Stolze 75 Prozent stehen auf der Anzeige. Klarerweise wird dieser noch verdünnt – und zwar mit Grander Wasser –, bis er
Schnapsbrennen und -verkosten macht müde –Entspannung bietet der Wellnessbereich des Hotels. Hotelchef Kurt Lagler bei der Begutachtung der in alten Holzfässern gereiften Edelbrände


nur noch einen Alkoholgehalt von rund 40 Prozent aufweist. Nach dem Abfüllen unseres Schnapses in die selbst beschrifteten Flaschen ist es dann so weit: Unser Ergebnis wird vom „Meister-Brenner“ Herrn Lagler nach Kriterien wie Geschmack, Farbe, Geruch usw. bewertet. Stolz bekommen wir dann auch ein Zertifikat für den Titel als „Schnapsbrennermeister auf der Tischbrennerei“ überreicht. Auch wir kosten ein wenig von unserem selbst gebrannten Weichselschnaps und es ist ein „Erlebnis der Sinne“: Herrlich, er riecht so intensiv nach Weichselfrüchten. Wir prosten einander zu und langsam rinnt der Edelbrand meine Kehle hinunter – kein Brennen, einfach nur ein Genuss. Da unser Schnaps noch reifen muss, werden wir den vollen Geschmack leider erst in frühestens drei Monaten zu Hause erleben können. Ich kann’s schon kaum erwarten, denn Edelbrände und Liköre werde ich von nun an viel intensiver schmecken, riechen und wahrnehmen. Jetzt, nachdem ich weiß, was wirklich drinnen ist und wie viel Arbeit hinter dem Ganzen steckt. Für heute widmen wir uns dann wieder anderen Getränken und lassen den Abend in geselliger Runde mit lustigen Plaudereien übers Schnapsbrennen ausklingen.
Informationen: Lagler’s Erstes Brennerei- und Wellnesshotel Österreichs, A 7543 Kukmirn 137, Tel. 0043 3328/32003, Fax: 0043 3328/32003-40, EMail: info@lagler.cc, Internet: www.lagler.cc.