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Ein Falter landet in Graz
Neue Literatur aus der Steiermark Parabel vom widerständischen Lesen
Eine Welt unter dem Glassturz der „Gedankenkontrolle“. Der steirische Autor Robert Preis besticht mit Geschichten, die aus einer souveränen, stimmigen Innensicht der Figuren heraus scharfsinnige Einblicke in die Welt moderner Zwänge gibt.
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Anthologien, vor allem solche junger Autoren und Autorinnen, versammeln in einem Buch die Befindlichkeit einer Zeit. So auch in dem Band „Spätlese 2004, Junge Texte“ im deutschen Verlag Edition Ponte Novu, in dem die Siegergeschichten junger Autoren zu diversen Schreibwettbewerben des Verlages versammelt sind. Darunter auch, als einer von zwei Österreichern, eine Story des Grazer Journalis-
Autor Robert Preis: Mit „Gedankenkontrolle“ auf den Spuren von George Orwell. Spätlese 2004. Junge Texte. Hrsg. von Beate Schütz. Tore, Punkte, Leidenschaften. Hrsg. von Andreas May. Beide sind im Verlag Edition Ponte Novu erschienen. Bestellbar im Buchhandel.
ten (Kleine Zeitung) und Autors Robert Preis. Seine Science-Fiction-Parabel „Gedankenkontrolle“ ist mehr als Fiktion und in Zeiten von Überwachungskameras und zunehmender Einschränkung persönlicher Freiheiten durchaus nicht weit hergeholt. So kann es einem ergehen, wenn man im Buchladen einer nahen Zukunft das „falsche“ Buch begehrt. Es ist eine Zeit, in der man nur mehr vorgeschriebene, systemkonforme Bücher zu lesen bekommt und in den Buchläden sich ausschließlich Bücher mit gähnend leeren Seiten finden. Doch Widerstand regt sich im Verborgenen dieses (fast) perfekten Überwachungsstaates, der die Züge moderner Urbanität trägt, inklusive anonymer Lebenspraxis, entfremdeten Büroalltags und stromlinienförmiger Persönlichkeitsbildung. Unverhofft gerät die junge Anna Epcop, die Hauptfigur, bisher selbst Teil des „Systems“, in die Gruppe der widerständischen Bücherleser und -schreiber ... mehr soll hier nicht verraten werden. „Gedankenkontrolle“ ist eine dicht konstruierte, sprachlich ambitionierte Story, in der aus der Perspektive der Hauptfigur die beklemmende „Kontrolle“ hautnah spürbar wird – von wegen „Fiktion“. Kaliber des Genres wie George Orwell „1984“ drängen sich auf, wenngleich Robert Preis eine Geschichte mit sehr eigenständigem Faden spinnt.
E i n e c h t e r F a n
Österreichs wohl einziger produktiver Beitrag zur Fußball-EM stammt ebenfalls von Robert Preis. Wenngleich seine Kurzgeschichte „Der zwölfte Mann“ in dem ebenfalls bei der Edition Ponte Novu herausgegebenen Band „Tore, Punkte, Leidenschaft“ durchaus einen der beiden Grazer Bundesligisten meinen könnte. Dort hat der Ich-Erzähler eine Fähigkeit, von der mancher Fan nur träumen kann. Er ist tatsächlich der „zwölfte Mann“ des heimischen Teams. Mit seiner Anwesenheit/Nichtanwesenheit im Stadion hängt Sieg oder Niederlage unweigerlich zusammen. Eine ganze Saison lässt sich dieses „Medium“ nicht auf dem Fußballplatz blicken, und die vormals mehr oder weniger sieglose Mannschaft eilt von Sieg zu Sieg. Es liegt dann auch in seiner Macht, es den darob arrogant gewordenen Kickern zu zeigen, wer wirklich für ihren Siegeszug verantwortlich ist, indem er ihnen Meisterschaft und Cupsieg vermasselt – durch seine Anwesenheit im Stadion. Wie ein echter Fan. HB ■
Alle Jahre wieder in der Steirerkrone Finale am Toch-Ness-See
Es ist ein Lieblingsthema für den bekannten und sympathischen KroneJournalisten Werner Kopacka, das Geheimnis um den Loch-Ness-See –pardon: Toplitzsee. Beinahe jedes Jahr gibt es mehrere Reportagen darüber, dass nun endlich das Geheimnis des Toplitzsees gelüftet wird. Und immer sind es amerikanische Teams, die eben den Goldschatz oder Geldschatz oder alles, was die Nazis angeblich im Toplitzsee versenkt haben, an die Oberfläche bringen wollen. Das letzte Mal war dies im Jahr 2000. Da versuchte ein Team von CBS, dem amerikanischen TV-Sender, und der Firma Ocean Eering den großen Coup zu landen. Daraus wurde aber nichts, denn außer einer Kiste voller verrosteter Bierkapseln, die Scherzbolde Jahre zuvor als Schatz versenkt hatten, wurde nichts gefunden. Nun wollen es wieder einmal einige weltberühmte und renommierte Schatzsucher probieren. Diesmal heißt sein Name Norman Scott. Er kommt im April mit einem hochkarätigen Team und modernster HightechAusrüstung in das Ausseer Land. Dort will er die allerletzten Rätsel des mysteriösen steirischen Gewässers lösen. „Natürlich“, schreibt Kopacka, „sollten ihm die Krone-Leser dabei helfen.“ Man sollte eben seine Kenntnisse an die Krone weitergeben, möglich, dass damit der große Schatz gehoben wird. Ich frage mich nur, wenn jemand so ein Wissen hat, dann wird er es ganz bestimmt an einen unbekannten Amerikaner weitergeben, damit dieser den großen Erfolg landet. Möglich aber auch, dass die Krone-Leser das Geheimnis für sich behalten. Denn nur so ist es möglich, dass es im nächsten und auch im übernächsten und überübernächsten Jahr wieder ein Finale am Toplitzsee gibt. ■